76 Richard Buchmayer, keit ein Klavichord gewesen sein ? (Die Orthographie stammt sicher nicht von einem der Söhne Bachs.) Wir wissen freilich, daß Seb. Bach in seinen letzten Jahren an einer schweren Augenkrankheit litt, die auch seinen übrigen Gesundheitszustand ungünstig beeinflußte, aber wo waren die Klavichorde geblieben, auf denen er seine Söhne und vermutlich auch seine Töchter unterrichtet hatte? waren sie ebenso wie der ganze Musikalien bestand schon vor dem Tode verschwunden? Fest steht, daß Bach in der letzten Zeit mehrfach Klaviere verschenkt hat. Im 8. Kapitel des gerichtlichen Erbvergleichs kommt der Passus vor: „Und weiln der jüngste Herr Sohn, Herr Joh. Christian Bach, 3. Clavire nebst Pedal von dem Defuncto seel. bey Lebzeiten erhalten und bei sich hat etc." Diese Stelle darf nicht, wie vielcrseits ge schehen, so aufgefaßt werden, als hätte Joh. Christian drei Pedalklavicre erhalten; welche Veranlassung sollte Seb. Bach gehabt haben, seinem jüngsten Sohn drei solcher Klaviere auf einmal zu schenken? Die Worte „nebst Pedal" bedeuten jedenfalls nur, daß für eines der Klaviere ein dazu passen des Pedal vorhanden war. Ein Pedal war damals ein selb ständiges kleines Instrument, daß je nach seiner Bauart unter ein Klavichord oder unter ein Cembalo gestellt werden konnte. Die Meinung, daß es nur Pedale für Cembalos gegeben habe, ist irrig (siehe die ausführliche Beschreibung in Jak. Adlungs »lVIusica meckmnica«, Teil II, 1768, wo viel mehr von dem Pedalklavichord als von dem Pedalcembalo die Rede ist). Christian Bach hatte demnach die volle Ausrüstung eines Klavierspielers erhalten, wahrscheinlich ein Klavichord, ein Cembalo und ein Klavierinstrument mit zugehörigem Pedal (Cembalo oder Klavichord). Außer ihm war auch Joh. Christoph Friedrich Bach noch zu Lebzeiten des Vaters mit einem Klavier bedacht worden, über dessen Beschaffenheit nichts Näheres mitgeteilt ist. Es wäre ein Wunder, wenn nicht auch die übrigen Kinder nach dem Besitz von Instrumenten gestrebt hätten, und da die Klavichorde so sehr viel billiger waren, als die Cembalos, so konnten sie auch eher verschenkt werden. Wie nahe liegt z. B. die Möglichkeit, daß Bachs Lieblingstochter „Lieögen", als sie 1749 den Naumburgcr