Conrad Freyse 170 die als Eß- und Probesaal diente, an die sich die drei Stadtpfeiferzimmer anschlossen. So gestattete die Raumverteilung des Hauses dem Meister, auf seine Gesellen und Lehrlinge ein wachsames Auge zu haben. Der Baubefund hat nach eingehender Prüfung ergeben, daß die groß flächigen Stützbalken für den Scheunenraum von den Ruinen des Domes stammen. Um dieselbe Zeit wurden beide Häuser durch ein gemeinsames Dach miteinander verbunden. Die Niveauunterschiede der beiden Häuser sind noch heute im Innern zu erkennen. Da das von Ambrosius errichtete Wohnhaus keinen Keller hatte, mußte er den unter der Scheune liegenden für seine Zwecke heranziehen. Hier konnte er „gleich dem vorigen 2 seinen Haußtrunck 3 brauen“. Aus dem vor der großen Domtreppe liegenden Städtischen Brauhaus „hat er den Convent 4 im brauhauße wie der vorige zu gewarten“. Ambrosius genießt also als Hausbesitzer die üblichen Bürger rechte. Das Städtische Brauhaus, das rechtwinklig zur Front des Bach hauses lag, stand bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Nach den kirchlichen Eintragungen können wir annehmen, daß Ambrosius sein Eigenheim im Laufe des Jahres 1674 mit seiner Familie bezogen hat. Das erste Familienereignis nach dem Wohnungswechsel war die Taufe seines Sohnes Johann Jonas: get. 5. 2. 1675 „im Hauß“. In dieser Eintragung liegt fühlbar eine stolze Befriedigung darüber, daß die Tauffeierlichkeit im eigenen Hause stattfinden konnte. Die nachfolgenden Kinder sind alle im eigenen Heim geboren: Maria Salome (get. 29. 5. 1677), Johanna Juditha (get. 28. 1. 1680), Johann Jacob (get. 11. 2. 1682) und als achtes und jüngstes Kind: Johann Sebastian (21. 3. 1685). 5 Von den Kindern wurden zu Grabe getragen: der zehnjährige Johann Jonas (am 22. 5. 1685), die sechsjährige Johanna Juditha (am 3.5. 1686) und der achtzehnjährige Johann Balthasar (am 5. 4. 1691), der Pfeiferlehrling des Vaters. 6 7 Von den übrigen Familienmit gliedern starben am 30. 10. 1673 Eva Barbara Lemmerhird, die Schwieger mutter und am 7. 2. 1679 Dorothea Maria Bach, des Ambrosius Schwester. Ihre Begräbnisrede von Valentin Schrön 7 hat uns wertvolle Aufschlüsse über Ambrosius Bach als Mensch und Musiker gegeben. Nach dem Dienstvertrag hatte der Eisenacher Stadtpfeifer „vier weitere Musikanten“ für die regelmäßigen Dienste zu stellen. Damit sind die Turm musiken gemeint. Für die übrigen amtlichen Verpflichtungen war die dop pelte Zahl von Musikern notwendig. Somit hatte Johann Ambrosius Bach in seinem Hause außer seiner Familie noch acht Personen, Lehrlinge und unverheiratete Gesellen, unterzubringen. Die verheirateten Gesellen bil deten die weitere Verstärkung der Kapelle. 2 Sein Vorgänger. 3 Lagerbier. 4 Einfachbier. 5 Vgl. Conrad Freyse, Wieviel Geschwister hatte Job. Seb. Bach? BJ 1955, S. 103 ff. 6 Ebenda (BJ 1955, S. 105) wird über diesen Sohn ausführlich berichtet. 7 „gedruckt bey Joh. David Kolb F. S. Hoffbuchdrucker 1679 Eysenach“. Ein Exem plar bewahrt die Landesbibliothek Gotha.