Fünfzig Jahre Bachhaus *79 ehrenamtlich arbeiten. Schon bald nach der Eröffnung im Sommer 1907 nahm der vorübergehend in Eisenach lebende Oberingenieur Otto 'Landmann seine Arbeiten im Bachhaus auf. Daß er ein vielseitiges Wissen besaß, bezeugen seine Veröffentlichungen 20 . Er verließ Eisenach schon nach zwei Jahren. Andere gelegentliche Hilfskräfte können hier unerwähnt bleiben. Hatte das Bachmuseum als Neugründung sich bisher mit einem recht be scheidenen Besitz begnügen müssen, so trat eine fühlbare Umstellung ein, als es sich durch Aufnahme eines größeren Museumskomplexes erforder lich machte, das Innere des Hauses umzugestalten. Als der in Weimar lebende frühere Stuttgarter Hofkapellmeister Dr. Aloys Obrist am 29. Juni 1910 starb, kam dessen wertvolle Sammlung historischer Musikinstrumente durch Verfügung seines Bruders, des Münchner Bildhauers Hermann Obrist, als Schenkung in den Besitz des Bachhauses. Im Juli 1911 waren sämtliche Instrumente, 164 Stücke, im Bachhaus eingetroffen. Die Obristsche Musik bibliothek wurde aus dem Nachlaß für 1000 Mark angekauft. Die Inanspruchnahme aller Räume für die Aufgaben des Museums führte zwangsläufig zum Ankauf des Nebenhauses Frauenplan 19 und zur An stellung eines ständigen Hausmeisters. Am 1. Januar 1911 wurde die von dem Besitzer des Nebenhauses geforderte Summe von 15400,—Mark ge zahlt. Die Neue Bachgesellschaft hatte auch diesen Betrag aufgebracht. Ein Durchbruch der beiden Außenwände schuf die unmittelbare Verbindung der beiden Häuser. Da der Hausmeister von seiner Wohnung einen direk ten Eingang zum Museum hatte, war eine bessere Aufsicht der Museums werte gegeben. Zugleich war auch an die Erhaltung des kostbaren Instru mentengutes gedacht worden, indem eine verdeckte Zentralheizungs anlage eingebaut wurde, deren Heizungskessel im Nebenhause Platz fand. Die Kosten (10000,— Mark) stiftete der Bachfreund Fabrikdirektor Albert Odermann in Sosnowice (Polen). Der Herbst dieses Jahres (1911) brachte das erste „Kleine Bachfest“ in Eisenach (23. und 24. September). Dem ständig wachsenden Bestreben der Bachforscher und Bachinterpreten, durch mündlichen Gedankenaustausch und praktisches Musizieren zu einem historischen Klangideal vorzudringen, sollten diese kleinen Bachfeste nachhelfen. Noch stand die Frage offen: Klavier oder Cembalo? Noch fand der Kampf gegen die Vermassung der Bachschen Chöre nur geringes Verständnis. Nicht viel besser stand es mit der Wiedergabe der Bachschen Kammermusik, vor allem der Branden- burgischen Konzerte. 'Gianda Landowska aus Paris überzeugte für das Cembalo. Christian Döbereiner aus München setzte sich für die Viola da gamba ein. Das Gewandhaus-Orchester musizierte unter Hermann Kretsch- mar. Namhafte Solisten standen ihm zur Seite und erstrebten einen echten Bach-Stil. Das Bachmuseum, mit der soeben erworbenen Sammlung histo rischer Musikinstrumente, konnte in diesen Bachfesttagen erstmals auch den Musikwissenschaftlern Interesse abgewinnen. 20 Er schrieb: Bachporträts, Die Musik 1907/08, H. 6 und Angeblich von ]. S. Bach kompo nierte Oden von Chr. H. von Hoffmannswaldau, BJ 1907.