48 Hans-Joachim Schulze 4. „Zwo abwechselnde Menuetten vom Herrn Capellmeister [Carl Philipp Emanuel] Bach, in Hamburg.“ 1 - Wq 116/7 Daraus: Zweyte Menuet. Quelle: Musikalisches Vielerley. Achtzehntes Stück. S. 72, in: Musikalisches Vielerley. Herausgegeben vom Herrn Carl Philip Emanuel Bach, Musik-Direc- tor zn Hamburg. Hamburg, gedruckt und verlegt von Michael Christian Bock. >770. Entstehungszeit: Potsdam 1766. Auf weitere Übereinstimmungen weisen die Notenbeispiele 2 und 3. Hier han delt es sich um folgende Werke: 5. Klavierkonzert a-Moll von Wilhelm Friedemann Bach 1:1 Fk 45 Daraus: Satz 1, Ritornell (nur Außenstimmen). Quelle: Autograph, P 329. Entstehungszeit: vermutlich vor 1733. 6. Duett C-Dur für zwei Violen von Wilhelm Friedemann Bach 1,1 Fk 60 Daraus: Satz 2, Scherzo. Quellen: ehemals Bibliothek der Singakademie Berlin, Nr. 7749 (Autograph) und 1748 (Abschrift), beide verschollen; Autograph ohne Komponistenangabe, nur Kopftitel Duetto ä 2 Viole. Entstehungszeit: wahrscheinlich nach 1774. Der Überlieferungsbefund erlaubt folgende Feststellungen: Die unter 1-4 beschriebenen und in Notenbeispiel 1 wiedergegebenen Sätze verraten ein Urbild, das sich aus den gemeinsamen Lesarten der Varianten träger weitgehend erschließen läßt. Am nächsten steht diesem Urbild der Druck von 1822, wenngleich seine Lesarten auf Textverderbnisse (T. 9-12) sowie fremde Eingriffe deuten. Die am weitesten entwickelte Version liegt in 4 vor; von den empfindsamen Vortragsnuancen und der vielfältig bereicherten Linien führung abgesehen, weist sie im Schlußteil eine zusätzliche Dimension auf, in dem dort die Unterstimme die Führung im kanonischen Verlauf übernimmt. Den größten Arbeitsaufwand lassen 2, 3 und 4 in T. 9-12 erkennen. Hier ent hielt das Urbild offenbar eine problematische Stelle, die aus dem Unvermögen resultierte, die ambitiöse übermäßige Sekunde in vorschriftsmäßiger Stimm führung zu bewältigen. Die Fassungen 2-4 umgehen diesen neuralgischen Punkt mehr oder weniger elegant: in 2 ist die Nähe zum Urbild noch verhältnismäßig groß, 3 und vor allem 4 entfernen sich davon zunehmend. Fassung 1 weist - von ihren Textverderbnissen abgesehen - die strengste Stimmführung auf, gleitet im Schlußteil aber ins Philiströse ab. 2, 3 und 4 sind musikalisch in unterschiedlichem Maße bereichert, in ihrer Funktion jedoch zum „Menuett im alten Stil“ abgesunken. In keinem dieser drei Fälle wird das Trio vorzuzeigen gewagt. Demzufolge muß das Urbild wesentlich älter als die drei Überlieferungsträger sein. Die unter 5 genannte Version legt eine Entstehung vor 1733 nahe, die Fas- 12 Vgl. Jeans, a. a. O., sowie zur Datierung BJ 1938, S. 118, Nr. 161. 13 Vgl. Falck, a. a. O., S. 87 f. u. 98. 1/1 Vgl. Falck, a. a. O., S. 119 u. 120. Ausgabe: W. F. Bach, Drei Duette für 1 Violen, hrsg. von J. Altemark, Leipzig 1953.