62 Klaus Hofmann leicht in eigenem, eher aber doch wohl im Namen der Familie des Verstorbenen, zugekommen sein. In jedem Falle aber müßte es, wenn der Bach-Schüler im Hause verkehrte, für die Familie nahegelegen haben, über ihn an Bach heran zutreten. 38 Daß man sich in Pomßen etwa aus Kostengründen vor einer Inanspruchnahme Bachs gescheut und statt dessen den Studenten Wecker mit der Komposition der Trauermusik beauftragt hätte, ist alles andere als wahrscheinlich: Die statt liche Gedenkausgabe, von der noch Hermann von Hase respektvoll als von einer „Musterleistung typographischer Kunst“ spricht, 39 läßt auf eine Familie mit a js- geprägtem Repräsentationssinn schließen. Wohl nicht nur beim Drucker und beim Textdichter hielt man sich an erste Adressen . . . V Der Text der Trauermusik ist ein heterogenes Gebilde. Der von Picander stammende erste Teil, der inhaltlich eng mit der Predigt und dem ihr zugrunde liegenden Bibelwort zusammenhängt, ist zweifellos eigens für diesen Traueran laß gedichtet worden. Nicht so der zweite, auf Georg Christian Lehms zurück gehende Teil. Er war mehr als anderthalb Jahrzehnte zuvor mit einer gänzlich anderen Bestimmung - als Kantatentext auf den 7. Sonntag nach Trinitatis — entstanden und wurde nachträglich der Verwendung im Trauergottesdienst an gepaßt. Daß die Anpassung auf Lehms zurückgehen könnte - er starb 1717 ist mit Gewißheit auszuschließen. Eher kommt wohl auch hierfür Picander in Betracht, wobei die Geringfügigkeit der Eingriffe in das Original erklären würde, warum der Text in Picanders Gedichten nicht erscheint. Die Neufas sung zeigt jedenfalls einen Bearbeiter, der den vorgegebenen Text mit Geschick und sozusagen mit wenigen Handgriffen auf die neue Bestimmung auszurichten verstand. Abgesehen von einzelnen unbedeutenden Formulierungsretuschen (z. B. „So nimm du, Gott. . .“ statt „So nimm, o Gott. . .“) handelt es sich um folgende Änderungen: 33 Möglicherweise hatte Bach bereits Verbindungen nach Pomßen: Bei P. Rubardt, Zwei originale Orgeldispositionen ]. S. Bachs, in: Festschrift Heinrich Besseler zum sechzig sten Geburtstag, Leipzig 1961, S. 495-503, findet sich der Hinweis, Bach sei „alter Überlieferung zufolge“ an dem um 1726 vorgenommenen Umbau der Pomßener Kirchen orgel beteiligt gewesen (S. 498). 39 BJ 1913, S. 71.