Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 31.12.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19081231023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1908123102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1908123102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1908
- Monat1908-12
- Tag1908-12-31
- Monat1908-12
- Jahr1908
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Donnerstag. »I Dezember »!>«>8 * S ^ . E'I ist tot. Die fchutigeiüllteik Straßen sind nicht wtederzu. erkennen. Sie erscheinen nur als ungeheure Spalten aus -ssnem weiten Trümmerfeld. Die Universität, daS Post, und Telcgravhengebaude und alle übrigen ösfentlichcn Ge» bciude sind verschwunden. Die Gasleitungen sind voll, itändla zerstört. Di« Stadt blieb nach der Katastrophe üultdenlang ohne jede Hilfe, da die Ruinen die Behörden, Sie Garnison. Aerzte und Apotheker, kurz alle Klassen der Bevölkerung, unter sich begraben haben. Drei weitere Züge und ein Dampfer mit Verwundeten und Flüchtlingen sind aus Messina abgejzan-gen. Rom. <Priv..Tel.s Gestern traf ein« amtliche Depesche des Gendarmerie-KommandoS in Gevace ein SeS Inhalts: Reggio de Calabria sei durch fünf rasch aufeinandersolgeitde Erdstöße völlig zerstört. Die Zahl der Toten sei enorm: der Präsekt sei gerettet. Er berichtet, daß Tausende von Personen getötet seien. Die Präfektur, sowie die anderen öffentlichen Gebäude. Kirchen. Schulen, Kasernen seien einaestürzt. R o m. iPriv.-Tcl.s »Giornale d'Italia" berichtet aus Palmi: Die Erdstöße dauern fort. Ein furchtbarer Platzregen verschlimmert die Lage. 200 Inianteristen sind gier eingetrofsen. Die Soldaten haben bereit» KM Leichen geborgen und sofort bestattet. Unter den Trümmern be. finden sich noch Uber KOO Leichen. Es bestätigt sich, daß die Städte Somineri und Brotogio vollständig verschwunden sind. Die Zahl der in Bagnara umgerommencn Per sonen wird aus tausend angegeben. Jost alle Häuser des Ortes sind zerstört. Berlin. «Priv.-Tel.s Tie Angaben über die Zahl Ser bet der Katastrophe Verunglückten gehen weit auseinander. Sie schwanken zwischen 50 000 und 200 000. — Wie über Paris gemeldet wird, sind in dem gänzlich vom Erdboden verschwundenen Hotel Lrinaeria in Mcs. nna 160 Gäste um gekommen. Etwa 00 waren Eng- lLnder und Amerikaner. 13 Deutsche, darunter meh rere Hochzeitsrciscnde. Berlin, sPriv.-Tek.l Einer 2Nekdung aus Rom zu- »olge berechnen Zlbgcordncte, daß über eine Milliarde Lire rum Wiederaufbau der Stadt Melsina nötig sein würden. Bremen. Nach Mitteilungen deS Hafenamtes in Neapel sind die Leuchtfeuer der Straße von Messina zerstört. Ob das gefahrlose Passieren der Meerenge für Schisse möglich ist, erscheint zwcisellxrst. Der Norddeutsche Lwud hat daher angcorönct, daß seine sämtlichen Dampfer, ausgehend und heimkehrend. vorläufig die Straße von Messina nicht passieren, sondern um Sizilien herumsahren sollen. Jede Verbindung mit Sizilien ist vollständig unter brochen. Hilfsaktionen Berlin. lPriv.-Tel.i Dem Deutschen Hilfs komitee kür die in Sizilien durch die Katastrophe Ge schädigten sind u. a. beigeircten: Der sächsische Gesandte Graf Vitzthum v. Eckstäüt. sowie die Staatssekretäre von Lchocn. v. Bethmann-Hollweg und Kractke. ?ln der Börse haben heute Vertreter der Berliner Großbanken ein Komitee für die Hilfsaktion konstituiert. Eine Zeich nung der Berliner Banken soll, wie verlautet, fürs erste 10- bis 60000 Mk. ergeben haben. Berlin. iPrio.-Tel.s Von hier aus ist alles ge schehen. um möglichst schnell über den Verbleib der Deut schen aus Sizilien und in Calabrien untcrrich- :el zu lern. Nachrichten von der Irnel Sizilien müssen aber erst durch Torpedoboot: an das Festland und von dort aus zu einer im Betriebe befindlichen Tclegraphenitarion gebracht werden, che sie über Rom weiterkommen. Bei den ungünstigen Wetter- und Seeverhältnifsen ist es nicht zu verwundern, wenn bisher amtliche genaue Nachrichten noch nicht nach Berlin gekommen sind. Berlin, «Priv.-Tel.j Ter deutsche Generalkonsul m Neapel hoi den Norddeutschen Llood gebeten. Mein na durch einen Dampfer anlauscn .zu lassen, um die Verwun deten der deutschen Kolonie an Bord zu nehmen. Ein von Korku kommendes Llondichiff nahm davon 80 au Bord, um sie in das deutsche Hospital nach Neapel ,zu über führen. Berlin. iPriv.Tel.i Der ..Frankst Ztg." wird aus Rom telegraphiert: Der Papst ist von der Katastrophe furchtbar er'chürtert und erklärte energisch, mach Sizilien reisen zu wollen. Seine Umgebung versuchte zunächst um- ''ou>t. ihn davon abzubrrngen. Schließlich weigerten sich die Lerzre. ihre Zustimmung zu der Reis: zu geben. Der Papst telegraphierte daraus allen Bischöfen des Katastrophen- gcaieteS, die Höhe des Schadens anzugeban, da er sich mit ollen Kräften am Retiungswerke beteiligen wolle. Paris. sPriv.-Teld Heute vorn'ittag verlaßen die Panzerschiffe „Iujriee" und „Bericc" in Begleitung »weicr Konterrorpedos unrcr dem Kommando des Admirals Lcpord Toulon, um nach 'Mclsina zu dampfen. Die vier Schiffe führen 80 Tonnen Mehl. 80 000 Portionen Es-waren. 500 Zelte und allerlei Hilsswcrkzcuge an Bord. Die Große Oper bereitet einen Gala-Abend vor. an dem überwiegend italienische Künstler Mitwirken werden. Anch die Eomedie Francois plant eine Wohl- iäligkesrsvorstellung. Neueste Drahti»eld«»ge« vom 30. Dezember. Z»r Lage t» Marott». Paris. Sie hallbamtltch »erlaolet. tft in einer Be sprechung, die -Ministerpräsident Llömencoau gestern mir beu Generalen -Batllou- und Siauthip hatte, auch die Trage derRäumnnggewtlserPunkt«-«- marokllanischen Gebietes an -er algerischen Grenze erörtert wor den. Diese Räumung -würde gegen entsprechende Bürgschas ten erfolgen. die Frankreich von der Regterumg in Fez er- Hielte. Pari-. DaS »Echo de Paris" meldet an» Casablanca: Ein« Abteilung von 1200 Mann -ist vorgestern oibgegan- gen. um im Innern des Schau jagebiete» Beobach- tungsnrärsche zu machen. »General d'Zlmade hoffe dadurch, im Hinblick auf dir bevorstehende Räumung verschiedener Punkte an der Grenze deS Schauiagebiet.es aus die Be völkerung Eindruck zu machen zugunsten der Fortdauer der Ruhe und Ordnung. Berlin. Der Kaiser hörte heute vormittag den Dor trag des Chefs des Eeneralstabes der Armee und gedenkt, nach mittags den Fürsten Biilow zum Vorträge zu empsangen. Köln. Der Rhrin sührt seit heute srüh in seiner ganzen Breite Treibeis. Die meisten Schiffe suchen die Winter häfen auf. Köln. Der „Köln. Ztg." wird aus Saloniki tele- graphtert: Enwer Bei. der zum Militärattache in Berlin ernannt worden ist, hat au» politischen Gründen sein« Abreise verschoben und verbleibt vorläufig auf seinem allen Posten. London. Der »Standard" meldet, daß di« Ab machungen velr. eine neue chilenisch« Regierungs anleihe unterschriftlich vollzogen worden sind. Die An- leihe beträgt drei Millionen Psd. Sterl.. der Zinsfuß 5 Prozent und der EmissionSsturs 06^ Prozent. OertlicheS nnv Sächsisches. Cine Sammlung für die Notleidenden in Süditalien ist sofort nach Bckanntwerdcn dcr furchtbaren Erdbebenkatastrophe von der städtischen Behörde organisiert worden. Auch die Geschäftsstelle unseres Blattes (Marienstr. 38) hat eine Sammelstelle errichtet. Dresden. 80 Dezember —* Le. Majestät der Köuiq hielt heute mit mehreren Kavalieren Jagd aus Bildrhen-Reichenberger Revier ab und gedenkt abends die Vorstellung rm König!. Schauspielhaus« zu besuchen. —* Se- Majestät der König besichtigte gestern nach mittag mit der Prinzessin Diargarethe das von Herrn Trommcr aus Ellefeld i. B. im Hotel zum »Goldenen Engel" hier ausgestellt gewesene Münsterwerk zu Straß burg mit der LcidenSgesthichtc Christi. König Friedrich August brachte dem Werke großes Interesse entgegen und ließ sich dessen Einzelheiten von Herrn Trommcr erklären. —* Die erste Deputation der Ersten Kammer hat heute ihre erste Lesung des Wahlgesctzentwurfs beendet, und zwar mit dem Ergebnis, daß das Wahlgesetz in der Fassung, wie die Zweite Kammer cS zum Beschluß erhoben hat, abgelehnt worden ist. Dagegen sind sowohl der ursprüngliche Ncgierungsentwurs, als auch der Eventual. Vorschlag der Negierung, beide in veränderter Gestalt, außerdem zwei andcnveite, aus der Mitte der Ersten Kam mer hervorgegangcne Anträge so weit durchberatcn wor den. daß die endgültige Entschließung in einer zweiten Lesung in der ersten Halite des Januar erwartet werden darf. —* Dank der StaatsbeamiLnschast für die Einführung der neue« BefolLnngSordnung. Die mit Anfang des Jahres 1000 in Kraft tretende Neuregelung und Berbesse- rung der Dienstbezüge der Staatsbeamten erfüllt lang, gehegte und berechtigte Wünsche. Ihrer Freude darüber und ihrem Tanke dafür sind sie bereit, durch ein« Tat der Nächstenliebe Ausdruck zu geben. Der unter dem Pro tektorat Sr. Majestät des Königs stehende Landesver- ein für W o h l s a h r t Se i n r i ch t u n g e n zum Besten sächsischer Staatsbeamten, deren An. gehörigen und Hinterbliebenen bat es. vielseitigen An regungen folgend, übernommen, dieser DankeSpslickt Ziel und Weg zu weisen. Nach Erteilung der hierzu von der Staatsrcgierung erbetenen Genehmigung wird er t-m Januar einen Ausruf zu einer Gelüsammlung unter den sämtlichen Staatsbeamten und Bediensteten zur Begrün dung einer Watsenhtlfe und zum Besten seiner Gcnesungs- ttatte »König Albert--Heim", dt« er im Kriegsfall« dem LandeSverein vom Roten Kreuz als Kriogergenesuna»- stätte überlassen wirb, verbreiten. Durch die Watsenhtlfe solle« vornehmlich unversorgte arme Boamtenwaise» beiderlei Geschlechts Beihilfen zur Durchführung ihrer Bor. und Ausbildung, zur GrwerbSfähtgkeit und hilf-, dedürftige unversorgte Beamtentöchter Unterstützung zur Altersversorgung erhalten. Die gezeichneten Spenden gv- denkt der Verein sich vom Monat Februar ab zu erbitte» —* Sehrergehalte. Die nach dem Gesetz vom 1b. Juni 1008 den Direktoren. Lehrern und Lehrerinnen an den Volksschulen vom 1. Januar INOy ab zu gewährenden Mindestgehalte und Mtndeststundcnvergütungen übersteigen für einzelne Gruppen von Direktoren und Lehrkräften der städtischen Volksschulen die ihnen zu« stehenden Gehaltssätze. Der Rat beschloß setzt, nachdem er die Beschlußfassung über die Vorlage des Schulamtes auf all gemeine Gehaltsaufbesserung der Lehrkräfte ausgesetzt l>atte. die Mindestgehalte und Mindeststmidenvergütungen. soweit sic die jetzt hier bestehenden Sätze übersteigen, vom l. Januar 1000 ab zur Auszahlung zu dringen und zur vorläufigen Bestreitung im Jahre 1000 vorbehaltlich end gültiger Mittclbedcckung ein- Bcrechnungsgeld von 72 000 Mark au» dem Betriebsvermögen zu bewilligen. —* Die Jahrmärkte bleiben. Auf ein Gesuch des All- gemeinen Handwcrkcrvereins um Abschaffung oder Verlegung der Jahrmärkte haben die Stadtver ordneten den Rat um Mitteilung seiner Entschließung er sucht. Es sind hierüber Erhebungen angestcllt und Ver handlungen gepflogen worden. Der Rat nahm hiervon Kenntnis und beschloß, von einer Abschaffung oder Ver legung der Jahrmärkte zurzeit abzusehen. —* „Arbeitskammeru" war das Thcina einer Aus sprache. die gestern abend im großen BereinSzimmer des »Odenmü" zwischen Mitgliedern deS Verband» nationaler Arbeiter stattfand. Der Vorsitzende. Herr Faktor GvlLS. eröffnet«: gegen 9 Uhr die Ausschußsitzung, die» wohl infolge der ungünstigen Zeit zwischen den Feiertagen, nicht zahl- reich besucht war. Er teilte mit. daß NcichstagSabgeordne- ter Landgerichtsdirektor Dr. Heinze sich erboten hätte, ei» Referat über Arbritskammcrn zu halten, um aus einer sich anschließenden Diskussion Material für feine Stellung nahme im Reichstag dem Gesetzentwurf gegenüber zu er langen. Der Ausschuß der Nationalen Arbeiter habe aber beschlossen, das Referat durch eines der Mitglieder selbst halten zu lassen. Nach einer Begrüßung des Neichstags- abgeordneten Dr. Heinze durch den Vorsitzenden er stattete Herr P. H i l d c n ha g e n in fließender Rede ein Referat über den vorliegenden, am 1. Februar 1008 ver öffentlichten Gesetzentwurf zur Einrichtung von Arbeits- kammcrn. Redner trat warm für lokale Arbeitskammcrn ein und verwarf die km Entwurf vorgesehenen sachlichen Albeitskammcrn. Die Altersgrenze für die Wählbarkeit zu Len Kammern wünschte er unter dem Beifall der An wesenden von 80 Jahren auf 25 Jahre herabgesetzt. Die Kosten der neuen Einrichtung müßten dem Reiche zur Last fallen. Der Widerstand der Unternehmer und Handwerker müsse gebrochen werden. Schließlich wünschte der Referent die Ausnahme von Bestimmungen in den Entwurf, wonach die Kündigung von Arbeitern, die zugleich Beisitzer sind, durch die Arbeitgeber unmöglich gemacht wird. Der Redner schloß unter dam lebhaften Beifall der Versammlung. — Hierauf erklärte Reichstagsabgeordneter Dr Heinze daß er es dankbar begrüße, aus der Versammlung Kritiken des Gesetzentwurfs gehört zu haben. Er sei gekormnen, um sich zu instruieren. Wichtig sei. daß auch die Gehilfen der Handwerker als Arbeiter im Sinne deS Entwurfs anzu- sehan fein würden. — Aus der Debatte ging hervor, daß die Versammlung sich einmütig für Arbeitskammern und nicht für Arbeiterkammern, und ferner für territoriale Organisation der ArbeitSkamurern aussprach, wenngleich man nicht verkannte, baß auch einer solchen Organisation Schwierigkeiten cntgcgeirständen. Erst in vorgerückter Stunde fand Lie Sitzuna ihr Ende. —* Zu be» Akticnfälschuugcu bei der Sächsischen Maschinenfabrik vorm. Stich. Hartmann melden die »Chem nitzer N. N". daß der ehemalige Direktor der Gesell schaft, v. Ecklin, dem die Akticnfälschungen zur Last ge legt werben, in Alexandrien verhaftet worden sei. Der Verhaftete habe sich über zwei Jahre unter falschem Namen in Chemnitz ausgehalten und heiße in Wirklichkeit Stöckli». Der Antrag aus Auslieferung Stücklins sei be reits gestellt. — Tie Mitteilung des Chemnitzer Blattes über die Namenssälschung klingt etwas unwahrscheinlich, denn v. Ecklin ist seinerzeit unter diesem Namen als stell vertretender Direktor der Hartmanu . Gesellschaft in da» Handelsregister des Chemnitzer Amtsgerichts eingetrags» worden, und es ist wohl nicht anzunehmen, daß die Hart« mann-Gesellschaft beim Engagement v. Ecklins keine Aus- künfte über denen frühere Tätigkeit eingczogen haben sollte. — Die Fälschungen der Aktien selbst hat der Be trüger in der Weise vorgenommen, daß er Aktien, Talons und DiviLendenschcinsormulare. welche von jeder Gesell schaft in einer gewissen Anzahl zur Ergänzung verloren gegangener Stücke in Reserve gehalten werden müssen, sich angeetgnet und diese Formulare mit den nötigen Num mern »sw. versehen hat. Tie qeiälschtcn Aktien hat er aber nun nicht etwa verkauft, sondern bei einer Bank mit den Dividcndcnschcincn in Lombard gcxieben. Von deL Bank hat er sich aber die fälligen Dtviücndcnschcine in naturu aushändigcn lassen. Diese hat er aber nicht zur Einlösung gebracht, da hierdurch die Fälschung entdeckt worden wäre. l., Saß der Forscher am Schluß seines Artikels schreibt, er scheide oou dem öffentlichen Leben der Wissenschaft ..mit dem Bewußt- -ein, meine Kräfte in langer und harter Lebensarbeit unter großen Opfern — dem Dienste der Wahrheit erfolgreich ge widmet zu haben". -r» »Mart Twain E. m. b. H." Aus Newport wird be achtet: Um seine beiden Töchter vor dem literarischen Frei- houiertum, dos in Amerika in höchster Blüte steht, zu schützen, bat Samuel Clemens, der große Humorist, eine ..Mark Twain G. m. b. H." gegründet, deren Teilhaber ein gesetzliches Verbot der Veröffentlichung von Büchern Mark Twams ohne Erlaub nis der Gesellschaft durchzusetzen suchen werden, auch, nachdem die erste zwanzigjährige Urheberschutzperiode abgelaufen ist. Die Gesellschaft ist mit einem nominellen Kapital von 20 000 Mark begründet, die Aktien lauten jetzt alle noch auf Mr. Clemens' Namen, werden aber nach seinem Tode gleichmäßig unter dir Heiden Mrs. Clemens, seine einzigen Erben, verteilt werden. Daß Mark Twain den literarischen Schutz seiner Werke wirklich durchsetzen kann, wird von vielen bezweifelt. Ebenso wie die ausländischen Autoren von den Amerikanern seit Jahren un geniert ausgeboten werden, wird es sich auch Mark Twain ge- /allen lassen müssen, daß sein geistiges Eigentum mit nicht größe rem. Respekt behandelt wrrd. Goethe in Messina nach dem Erdbeben 1783. Tie 'ürchrbare Katastrophe, die jetzt die unglückliche Stadt Messina fast völlig zerstört Hot. weckt die Erinnerung an die große Erdbebenkatastrophe vom Jahre 1783, die da mals Messina zur Hälite vernichtete. Als Goethe auf seiner sizilianischcn Reife in Messina cintraf, starrten ihm überall die grausigen Folgen der Elementorkatastrophe entgegen, und in feine: italienischen Reife hat er den Ein druck dieses zerstörten Messinas festgehaltcn. Er batte die erste Nacht rm Quartier des Vetturins «gebracht und plante, sich am Morgen nach einem besseren Quartier um- urschen. „Dieser Entschluß gab uns gleich beim Eintritt oen fürchterlichsten Begriff einer zerstörten Stadt: denn wir ritten eine Viertelstunde lang an Trümmern vorbei, ehe wir zur Herberge kamen, dir, im ganzen Revier allein wieder anigebaut, aus den Fenstern des oberen Stockes nur eine zackige Ruinenwüste übcr- ichen ließ. Außer dem Bezirk diese» Gehöftes spürte man weder Mensch noch Tier: es war nachts eine furchtbare Stille. Die Türen ließen sich weder verschließen noch ver- riegeln: auf menschliche Gäste war man hier so wenig evn- gcrichtet, als in ähnlichen Pferdcwohnungen, und doch schliefen mir ruhig auf einer Matratze, welche der dienst, fertige Vetturin dem Wirte unter dem Leibe weggcichwatzt hatte." Noch waren bi« zerstörten Bauten nicht wieder er richtet und das eigentliche Leben spielte sich außerhalb der Stadt alb. »Nach dem ungeheueren Unglück, das Messina betrat." k, schreibt Goethe am 11. Mai. »blieb, nach 12 000 umackommemen Einwohnern, für die übrigen 80 000 keine Sohn»««: -t« »etste» Gebäude waren niedergestürzt, die zem'Nenen Mauern der übrigen gaben einen unsicheren Aufenthalt. Man errichtete daher eiligst im Norden von Messina, ans einer großen Wiese, eine Bretterstaüt. von der sich am schnellsten derjenige einen Begriff macht, der zu Meßzeiten den Römrrberg zu Frankfurt, den Markt zu Lrivzig durchwanderte: denn alle Kramläden und Werk- statten sind gegen die Straße geöffnet, viele» ereignet sich außerhalb. Daher sind nur weniqe größere G-bäude. auch nicht sonderlich, gegen daS Oessentliche verschlossen, indem die Bewohner manche Zeit unter freiem Himmel zubringen. So wohnen sie nun schon drei Jahre, und diese Buden-, Hütten-, ja Zeltwirtichgft hat aus den Charakter der Ein- wvhner entschiedenen Einfluß. Das Entsetzen über jenes ungeheuere Ereignis, die Furcht vor einem ähnlichen treibt sie. der Freuden des Augenblicks mit gutmütigem Froh» sinn zu genießen. Die Sorge vor neuem Unheil ward am 21. Avril, alio ungefähr vor zwanzig Tagen, erneuert: ein merklicher Erdstoß erschüttert« den Boden abermals. Man zeigte uns eine kleine Kirche, wo eine Masse Men- schcv, aerabe in dem Augenblick zmammengedräw»t. diese Erschütterung empfanden. Einige Personen, die darin ge- wesen, schienen sich von ihrem Schrecken noch nicht erholt zu haben." In Begleitung eines freundlichen Konsul» durchschreitet Goethe dann die »Trllmmerwüste" und be« ovachtet das Treiben der Sizilianer, die mit grotesken Lust- - barkelten die Erinnerung an -te furchtbare Heimsuchung zn betäuben trachten oder er besucht unter der Fiihrung - eines Einheimischen die improvisierten Wohnstätten, mit ! Brettern beschlagen« sind gedeckte Hütten, die aus Goethe l in ihrer romantischen Buntheit eine« Eindruck »achen „völlig wie der jener Meßbuden, wo man wilde Tiere oder sonstige Abenteuer für Geld sehen läßt". DaS präch tige Wetter und der Helle Sonnenschein läßt die Spure» des Unheils nur um so schärfer hervvrtretcn und für Goethe bleibt die verwüstete Stadt das „unselige Messina". Tie prachtvolle halbrunde Palazzatg mit ihren alten schönen Paläste-n war so gut wie zerstört. »Einzig unangenehm ist der Anblick der sogenannten Palazzata, einer sichel förmigen Reihe von wahrhaften Palästen, die. wohl in der Länge einer Viertelstunde, die Reede einschließen und be zeichnen. Alles waren steinerne vierstöckige Gebäude, von welchen mehrere Vorderseiten bis aufs Hauptgesims noch völlig stehen, andere bis aus den dritten, zweiten, ersten Stock heruntergcbrochcn sind, so daß die ehemalige Pracht reihe nun aufs widerlichste zahnlückig erscheint und auch durchlöchert: denn der blaue Himmel schaut beinahe durch alle Fenster. Die inneren eigentlichen Wohnungen sind sämtlich zuiammengestürzt. An diesem seltsamen Phäno men ist Ursache, daß. nach der von Neichen begonnenen architektonischen Prachtanlage, weniger begüterte Nach barn. mit dem Scheine wetteifernd, ihre alten, aus größe ren und kleineren Flußgcschieben und vielem Kalk zusam mengcknetete-n Häuser hinter neuen, aus Luaderstücken aufgeiührtcn Vorderseiten versteckten. Jene» schon an sich unsichere Gefüge mutzte, von der Ungeheuern Erschütterung aufgelöst und zerbröckelt, zusammenstürzen; wie man denn unter manchen bei so großem Unglück vorgekommenen wunderbaren Rettungen auch folgendes erzählt: der Be wohner eines solchen Gebäudes sei im furchtbaren Augen blick gerade in die Maucrverticfuna eines Fensters ge treten. das HauS aber hinter ihm völlig zufammevgestürzt: und so habe er, in der Höhe gerettet, den Augenblick seiner Befreiung aus diesem luftigen Kerker beruhigt abgewartet. Daß jene aus Mangel naher Bruchsteine so schlechte Bauart hauptsächlich schuld an dem völligen Ruin der Stadt gewesen, zeigt die Beharrlichkeit solider Gebäude. Der Jesuiten Kollegium und Kirche, von tüchtigen Quadern anfgeführt, stehen noch unverletzt in ihrer anfänglichen Tüchtigkeit. Dem sei aber, wie ihm wolle. Messina» Anblick ist äußerst verdrießlich und erinnert an die Urzeiten, wo Sikaner und Sikuler diesen unruhigen Erdboden verließen und die westliche Wüste Sizilien- bebauten."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder