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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 31.12.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19081231023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1908123102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1908123102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1908
- Monat1908-12
- Tag1908-12-31
- Monat1908-12
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LicscS Blatt wirb dcu Leiern «an Dresden zuaesiellt, während e» die Pvst ?lbonnenten am und Umgebung am Lage vorher bereit» at» ^ ILXorgen in einer Gesamtausgabe erhalten. SS. Jahrgang, 360. vkjitasgtbüv« »Urunal^l «>r Ir,«. d<«i d t taglth zwci- «altnkr^rura-u» ga„ Sonn- und Montagen nur einmal S K6Mk., d> rch"uSlvartigeKom- Missionare 8-»0 N.L. Bet einnlottger ?.»«* Nellu''g durch d «2 ost 8M.,oi ne Etes'e. gelt-1. -"1« de»» Lebern non Dre-den u. Umaebung am Lage vorher »u- gestellten Stbind-Au-- geben erhaltend»«an«, tväntgen Bezteher »nit der Morgen >Att-qalxr rusammen »ngestelll. Mochrrukm» n »;deut lich» r Q ellenangebe «Sd. Rachr.") »u- Irki^g. — Unverlangt« Ltauufsriri» werden nicht aujbewLhrl. Tclegram«-Ad reffe: Rachrichtcu Dresden. Hegvünöet 1850 Druck und Verlag von kiepsch L Rcichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: Marienstrafte 58/tv. Donnerstag, 31. Dezember 1968. 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Bei der Erdbebenkatastrophe sind dem „Secolo" zufolge in Meffina allein 118 00V Menschen umgekommen. tn Palermo wurde gestern abend '.L8 Uhr ein kurzer Erdstoß verspürt, tn Palmi dauern die Erdstöße fort. Der ehemalige Direktor der Sächsischen Maschinenfabrik vormals Rich. Hartmann, v. Ecklin, dem die Aktiensäl- schungen zur Last gelegt werden, ist, wie verlautet, in Alexandrien verhaftet worden. Im Kuhwärder Hafen von Hamburg ereignete sich gestern ein Schifsszusammenstoh. Zur Erdbebenkatastrophe in Süditalien. Messina dem Erdboden gleich. „Secolo" meldet aus Palermo: Hier eingctroffcne Flüchtlinge erzählen, Messina ist dem Erdboden gleich ge worden. Bon IM MV Einwohnern retteten sich höchstens 12MV. Demnach seien 118 000 Menschen allein in Messina der Katastrophe zum Opfer gefallen. In Messina sind nur wenige Gebäude erhalten, so die Fassade des Rathauses, des -vvtclS „Trinacria", dessen Inneres eingesturzt ist. Tic Billa Sandenou, tn ocr Kaiser Wilhelm zu weilen pflegte, ist vom Erdboden ver schwunden. Die Zahl der in Messina ausgcbrochencn Sträflinge betragt 276. Zuchthäusler machten mit städti schem Gesindel gemeinsame Lache, terrorisierten die Stadt und erschwert«« vi« Rettung. Die Truppen erschossen c.ne Anzahl Freibeuter in üasianti. Tie „Tribuna" erführt aus Pizzo: Mehrere Offiziere bcS mährend des Unglücks kn Messina weilenden Torpedobootes „Lasso" erzälfttcn: Um S>/s Uhr trat eine heftige Bewegung des Meeres ei«. Auf den Schiffen bemerkte man eine starte Erschütterung. Zugleich durchflutete eine unge heure Woge oie Stadt und beschädigte die Küste und mehrere Schisse. Ein österreichischer Dampfer verlor die Anker und beschädigte andere Schisse. Der .Hafendamm und die Werft wurden zerstört. Das Meer wurde mit Trüm- mern bedeckt. Matrosen des „Lasso" und eines englischen Schisses begannen das Ncttungswcrk. Entwichene Ge fangene plünderten Banken und andere Bureauräumc. Tic Hälfte der Bevölkerung Messinas soll umgekommen fein. Dem Korrespondenten des „Mattino" in Monte leone gibt «in Reisender, der sich beim Eintritt der Katastrophe in Messina tn einem Führboot« befand, folgende Schilde rung: ES erfolgte ein plötzlicher Stoff, woraus daS Fähr- boot sank. Messina, das erleuchtet war, wurde in Dunkelheit gehüllt und von einer Staub wolke bedeckt. Die ersten Personen, die zur Rettung hcrbeieilten. fanden die Straffe bis zum Rathaus mit Schutt bedeckt. Der Brand brach an verschiedenen Stellen aus. Die Flüchtlinge aus Messina schildern den Augenblick der Katastrophe in Farben, die a u den Untergang Pom pejis erinnern. Während die Menschen in angstvollem Gewühl durch die Gaffen drängten und von oben Steine und Balken, so ganze Balkons aus die Flüchtlinge nieder- hageltcn, machte das Lsiecr dazu eine Musik, wie tausend lvSgelassene Raubtier« In den Straffen stand das Wasser kniehoch. Tics« Finsternis herrschte, die durch den Feuer- schein brennender Häuser wild durchbrochen wurde. Während und sofort nach -er Katastrophe ver richteten die wenigen anwesenden Offiziere, Militärärzte und Soldaten wahre Heldentaten. In Eatania treisen noch ! wettere Züge mit Flüchtlingen und Verwundeten ein, die ! säst von allem entblöfft und durch die Katastrophe vollkom- > men autzer Fassung gebracht sind. Sic wiederholen immer die wenigen Worte: Messina ist zerstört! Es wird be stätigt, daff daö RathauS, die Kathedrale, die Kasernen eingcstürzt sind. In der Kaserne der Zollwachcn blieben von 2VV Mann nur 11 unverletzt. Am Bahnhöfe wurde ein Appell abnehaltcn, bei dem sich von 28V Angestellten nur 8 zur Stelle meldeten. Nachrichten aus der Provinz bestätigen, daff das Erdbeben alle Ort schaften verwüstet habe. In Niposto wurden 17 Personen getötet, in Ali stürzten mehrere Häuser ein, wobei zahl reiche Personen getötet oder verwundet wurden. Wie ein aus Messina in Eatania cingetroliencr verwundeter Soldat erzählt, iah man in Messina nach der Katastrophe überall >n den Straffen kaum bekleidete, schrecklich verstümmelte Leiche» liegen, überall hörte man Stöhnen und Hilferuf«. Der Untergang von Rcggia bi Ealabria. Ein tn Gerace Marina eingctrosfrner Hauptmann be richtet, daß die Stadt Reggio di Calabria zerstört ist. Die Zahl der Toten sei sehr grob. Die englischen und russischen Kriegsschiffe im Hasen von Messina landeten Truppen zur Hilfe. Tie Schisse wnrdcn als Hospitalschisse eingerichtet. Bon Mclito und Lazzaro aus wurde der Präfekt von Eatanzaro telegraphisch um HilsSmannschaftcn zur Bergung der Toten gebeten. Hieraus steht man, daff die Prüiektnr in Reggio di Ealabria keine Hilfe senden konnte. Es ist bringend erforderlich, die Toten in Messina zu bergen, um Infektionskrankheiten zu verhüten. Auacnr zeugen des Unterganges von Reggio berichten: Die Stadt lag in ruhigem Schlummer, als plötz lich ein furchtbares Bombardement wie von unsichtbaren Kanonen einsetzte. Das Meer drang, in wilder Brandung alles überschwemmend, in die Stadt. Zugleich begannen ganze Straffenzüge unter dumpfem Geräusch und dem Geschrei der Menge einzu- stürzen. Alles dies war das Werk weniger Minuten. In Reggio di Calabria liegen unter den Trümmern mehrere Hundert Soldaten begraben. Zahl reiche Polizeibcamte wurden getötet oder verletzt. In Palmi wurden bis gestern abend 200 Leichen geborgen. Man befürchtet, daff Svv weitere unter den Trümmern liegen. In Bagnara sind fast alle Häuser zerstört. Dort sollen tausend Personen umgekommen sein. Der in Gerace Marina eingeirosscne Präfekt von Reggio di Ealabria be richtet, dieser Ort sei fast völlig zerstört. Tausende von Personen seien getötet. Alle öffentlichen Gebäude seien eingestürzt. Mehrere Ortschaften der Provinz seien stark beschädigt. Gestern abend 7Vs Uhr wurde auch in Palermo ein kurzer Erdstoff wahrgcnommen. Die in großer Auf regung befindliche Menge eilt mit Heiligenbildern durch die Straffen. — Nach den letzten Nachrichten haben nach dem Erdbeben der Aetna, der Bes uv und der Strom boli ihre Tätigkeit plötzlich eingestellt. Die Wirkung der Katastrophe und die Hilfsaktion. In ganz Italien herrscht tiefe Trauer. Die Börten und Theater sind geschloffen. Uebcrall werden Hilfskomitees gebildet. In Nom hat sich ein Zentralkomitee gebildet, daö die aus privatem und öffentlichem Wege ge sammelten Gelder entgegennimmt und die Organisierung von Hilfsaktionen in die Wege leitet. Den Vorsitz hat der Herzog von Aosta übernommen. Aus allen Teilen der Erde gehen Beileidstelegramme ein. Die gesamte Presse kündigt Sammlungen an. Alle Botschafter und Gesandten in Nom erschienen gestern beim Minister des Acuffercn, um den Ausdruck des Beileids ihrer Re gierungen zu übermitteln. Alle Kreise der Bevölkerung sind durch die Katastrophe tief erschüttert. Bcrsammlun- acn von Gesellschaften aller Art beschlossen die sofortige Ab- scndung von Hilssmannschaften und Lebensmitteln. Aus ver'chicdenen Städten wurden Aerzte, Feuerwchrmann- schaftcn und Munizipalgardcn zur Hilscleistnna abgcschickt. Die lombardische Sparkasse spendete sofort 14 Million Lire. Die Stadt Mailand entsendet 28 Feuerwehrmänner unter Leitung eines Ingenieurs. — Der König und die K ö n i- aln sind gestern abend in Neapel cinactroffen. Tie Majestäten wurden von der Bevölkerung lebhaft begrübt und bcaabcn sich sofort nach dem Arsenal, von wo aus sie an Bord des Panzerschisses „Bitivrio Emanucle" die Reise nach Messina amraten. Als der König von Italien in Nom in den Erirazuq stseg, näherte sich ihm der Abge ordnete Ehimirri und sagte: „Majestät! Möae Ihre An- wwenhett die unglückliche Bevölkerung beruhigen". Der Kön^a unterbrach ihn ernst: „Reden Sie keine Tor heit!" lieber die Katastrophe, ihre Begleiterscheinungen und ihre Folgen liegen noch folgende neueste Meldungen vor: Palermo. Gestern abend ist die erste awtlich« Drahtnachricht des Präfekten von Messina hier ein- getroffen. Sic besagt, daff das Unglück jede mensch liche Einbildungskraft übersteigt. Messina sei fast gänzlich zerstört . Die Zahl der Toten wird auf Aehn- tauscndc geschätzt. Die allgemeine Bestürzung und Ver wirrung zu beschreiben sei unmöglich. Die bisher ge leistete Unterstützung sei ungenügend. Es täten dringend außergewöhnliche Hilfsmatznahmcn not, insbe sondere mühten Lebensmittel gesandt werden. Die Feuersbrunst. der man bisher nicht habe Herr wer den können, breite sich an mehreren Punkten der Stadt weiter aus. Eatania. Ein Ueberlebender aus Messina, der bier eingctrosfcn ist, berichtet: Es ist unmöglich, den schreck lichen Anblick zu beschreiben. Die Stadt Ist in einen un geheuren Schutthaufen verwandelt. Fast alle Einwohner sind getötet: nur wenige Tausende sind dem Tode entronnen. Es mangelt an Acrzten, Zelte», Kleidern und Lebensmitteln, um die Uebcrlcbenden, die» non dem Nötigsten entblößt, dem winterlichen Wetter schutz los preisgegcben sind, zu versorgen. Es mangelt an Feuerspritzen, um die Flammen zu löschen, die in den Ruinen wüten. Messina erscheint wie vom Erdboden wcg- gefcgt. Auch der Bahnhof ist eingestürzt. Alle Eisen bahnwagen sind zertrümmert. Fast das ganze Bahnpcrsonal Kunst und Wissenschaft. s* Mitteilungen auS dem Burean der König!. Hostheater. Im Schauspiclhause eröffnet Frl. -Vermine Körner vom Schauspielhaus in Düsseldorf Sonnabend, den L Januar, ein Gastspiel als Mvnna Banna. DicnStag, den 8. Januar, gastiert Frl. Körner als Elga und Donnerstag, den 7., als Elisabeth in dem Schauspiel „Das Glück im Winkel". Die nächsten Aufsührunacn dcS neuen LnsffpiclS „Die glück- Iich sie Zelt" von Raoul Aucrnheimer finden Freitag, den l., und Mittwoch, den 6. Januar, statt. 's* Dem Grafen Harr« Keßler in Weimar ist von etwa dreißig der bedeutendsten Künstler Deutschlands. Eng lands und Frankreichs eine große Ehrung zuteil gcwvr- den. Sie überreichten eine Adresse und ein Geschenk: ein kostbares, altchincsisches Bronzcgcsüff. Tic Beteiligten sind: In Deutschland Conrad Ansorge, Richard Dchmel, Gcrh. Hauptmann, Ludw. v. Hofmann, Hugo v. Hosmannsthal, Kllnger, Max Licbermann, Trübncr, Tuaillon. Henrn van de Velde: in England: Eonder, Gill. Iohnston, Rothen- stein, Nickcts, Shannon, Bernhard Shaw, Stccr, Walker: in Frankreich: Bonnard, H. E. Erotz, Maurice Deuts, Andrö Gide, Maillot, Odilon Rcdvn, Auguste Rodin. Ryffel- bergbe, Slgnac, Bnillgrd. k* Ludwig Habicht, ein beliebter, populärer Romanschrift steller. der namentlich in den siebziger und achtziger Jahren Freunde gewann, ist in Amalsi an einer Herzlähmuna gestorben. Er ist 78 Jahre alt geworden. Durch Karl Kuffkow in die Lite ratur einacsührt, leitete er die Redaktion des „Deutschen Maga zine" in Berlin und wurde zuerst durch einen größeren Roman „Der Stadtschreiber von Licgnitz" bekannt. In dieser wie in seinen späteren Erzählungen ..Zwei Höfe", „Schein und Sein", „Auf der Grenze", „Das Grafcnhaue" bekundete er ein frisches Erzählertalent, mit lebhafter Erfindungskraft gepaart, das ihm in der Familie des deutschen Hauses eine Heimstätte bereitete. 's* Lin nach unbekanntes Werk Eiacoma Duccini», das auhsrhalb Italiens noch nirgends gegeben wurde, seine Erst- kingvoper „Die Willis", hat. wie aus Newyork berichtet wird, am dortigen Metropolitan-Theater einen bedeutenden Erfolg errungen. Das eigentümliche Schicksal dieser Over ist nur weni gen bekannt. Puccini schrieb sie als 2-jähriger Schüler des Mailänder Konservatoriums auf Grund eines Preisausschreibens de» Ricordilchcn Lerlaqe». wobei es jedoch vom Preisrichter- .kollepium abgekehnt wurde, weil — das Manuskript — zu un- 1 leierlich war Einige Jahre später, im Mai des Jahres 1881, setzte der Komponist mit Hilfe seiner Gönner (ein Teil seiner Schüler wirkte^frelwillig im Orchester mit) die Aufführung der Oper in der Mailänder Scala durch und erzielte damit einen großen Erfolg. Das Textbuch stammt von Ferdinands Fontona und hat eine sehr poetische Handlung: Ein Liebespaar nimmt j voneinander Abschied, weil der Liebende aus der italienischen Heimat nach Deutschland, nach Mainz, fahren muh. um eine Erbschaft anzutreten. Dort wird er in den Armen einer Sirene der Geliebten untreu, und diese stirbt an gebrochenem Herzen. Im zweiten Akt dieses ursprünglich einaktigen Werkes wird der von Reue gequälte Ungetreue von den Willis, den Rachegötiin- nen verlassener Iungsrauen (eine nordische Soges, zu Tode ge tanzt und stirbt in den Eeisterarmen seiner verlassenen Braut. Trotzdem der Hauptdarsteller Bonci heiser war. erzielten ..Die Willis", die schon ganz den Charakter der ncuitalienischen Schule tragen und unfehlbar diese einaeleitet hätten, wenn nicht vor ihnen ihre Nachahmung, die Mascagnische ,.Cavalleria", den Weltensiegeszug angetreten hätte, unter Toscaninis Leitung einen bedeutenden Erfolg. Die Gelehrten und di« Rachlaßsteuer. Eine Anzahl von Professoren der Berliner Universität und mehrere Mitglieder der Akademie der Wissenschaften, welche durch ihre beruflichen Ausgaben daraus hingcwiesen sind, haben, wie wir bereits tele graphisch mitteilten, an den Reichstag eine Eingabe wegen der Rachlaßsteuer gerichtet. Sie ersuchen, daß Kunstwerke aller Art. Manuskripte. Urkunden und seltene Bücher von dieser Steuer sreigehalten werden möchten. Daß diese nationalen Werte unse rem Volke erhalten bleiben, ist ein deutsches Kulturinteresse ersten Ranges. Eine Nachlaßsteuer auf dieselben würde aber deren Erhaltung in den Familien, die es bisher als eine Ehre ansahen, diesen «rtroalosen Besitz zu behaupten, außerordentlich erschweren. Im Laufe der Zeit würden bei wiederholten Erb teilungen die Höhe der Steuer und in vielen Fällen ihr Miß- verhäunis zum vorhandenen Vermögen vielfach zur Veräuße rung zwingen. Den Vorteil würde da» Ausland haben, ins besondere Amerika, das, mit überlegener Kapitalkraft ausge rüstet. die auf den Markt geworfenen Schätz« erwerben könnte. Und zugleich wäre zu besorgen, daß Lust und Eifer, dergleichen Gegenstände zu sammeln, gelähmt würden, wenn sich mit Sicher heit voraussehen ließe, daß aus dem Besitz den Erben Weiterun gen entstehen und sich derselbe dennoch für künftige Generationen nicht würde bewahren lassen. So fordern gleicherweise dir ästhetische Kultur unserer Nation, der Zusammenhang diese, Kultur mit unserer künstlerischen Vergangenheit und das Inter esse der Wissenschaft, daß wertvolles Studienmaterial eichalten bleibe, die Befreiung der angegebenen Gegenstände von der Rachlaßsteuer. s* „Fälschungen der Wissenschaft". Unter diesem Titel ver öffentlicht Professor Ernst Hacckel in Jena einen Artikel aus die in letzter Zeit gegen ihn gerichteten Angriffe. Schon vo, ahren war von verschiedenen Zoologen behauptet worden, Prof , aeckel habe bei seinen Embryonenbildern, vermittelst deren er die gemeinsame Abstammung von Asse und Mensch beweisen will, zum Teil Fälschungen begangen, indem er den Affcn- embryoncn einen menschlichen Kops aufgesetzt habe und umge kehrt. Professor Hacckel hatte sich bis dahin völlig in Schweigen gehüllt. Jetzt endlich steht er sich zu einer Entgegnung in der „Verl. Volkszta." veranlaßt, und zwar muß er in seiner Erklä rung, die in eine schroffe Polemik mit dem Kevlerbunde ein- aewickelt ist, zugeben, daß ein Teil seiner Bilder „gefälscht" sei. Er schreibt: „Die gefälschten Embryonenbilder." Um dem ganzen wüsten Streite kurzerhand ein Ende zu macken, will ich nur gleich mit dem reumütigen Geständnis begin nen, daß ein kleiner Teil meiner zahlreichen Embryonenbilder (vielleicht 6 oder 8 vom Hundert) wirklich ,.gesälscht" sind — alle jene nämlich, bei denen das vorliegende Bcobachtungsmaterial so unvollständig oder unge- genügend ist. daß man bei Herstellung einer zusammenhängenden Entwicklungskette gezwungen wird, die Lücken durch Hypothesen auozusllllen. und durch vergleichende Synthese die fehlenden Glieder zu rekonstruieren." Herr Hacckel gesteht also ein, daß er in wissenschaftlichen Werken zeich nerische Phantasiegebilde veröffentlicht hat. Hiernach ist es klar, daß sich Hacckel für sein unwissenschaftliches Verfahren keineswegs auf seine Kollegen berufen dars, wenn er sich auch damit zu ent schuldigen sucht, daß die Bilder anderer Biologen auch nicht exakt seien, „sondern mehr oder weniger zurechtoestutzt. schematisch «der konstruiert." Uebrlgens ist diese willkürliche Konstruktion von phantastischen Bildern einer Theorie zuliebe bei Haecke! nichts Neues. Denn er erzählt selbst, daß gegen mehrere Zeich- nuiigen seiner „Anthropogen,«" von namhaften Männern der Wissenschaft genau dieselben Vorwürfe erhoben worden seien. Freilich versichert er. er habe diese Angriffe „widerlegt". Da» peinliche Eingeständnis Haeckels wird dadurch nickt gemildert.
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