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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 09.04.1909
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090409022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909040902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909040902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-04
- Tag1909-04-09
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Aozeigeu-rartf dtgungen dlL nachm. 3 Uhr, SonntaaL nur Manenstrahe 38 voll 11 b»L > ,» Uhr Tie einspaltige Ärundzeile (ca. 8 Lilben) 28 Ps., Familien vlachrichten auä Dreodrn 20 Vs. ; GeschastZ,Anzeigen aus der Pnvaisc'le rikile SO Pf.; die zweispaltige Zeile a. TertseltelHPf. — In Numinern nach Tonn " Feiertagen die einspallige t^lund- znle 30Pi.,atisPrivat- s»ile -10 Ps., Iuinilien-« Nachrichten a. TreSdeii die Ärundzetle 2-'- Ps. — A»4,varttge Slnsiräge nur gegen Vorausbe zahlung. — Jedes Be. legblati kostet 10 Ps. lZalsi-is ^moicl W Ü.Q^apli.^usstsIIunA m 24 S«rlNlo»8-81^s«»s 24. VV L>s» ctsulsoksr» KQr»«1lLMl»T»r»«1bs. AsLrv eitic^e -Losov. Am Dienstag findet in Berlin eine Riesenkund gebung zugunsten der Nachlast steuer statt. Die Berliner Postverwaltung hat aus die Ergreifung des Verbrechers, der den Raubansall aus den Geldbrief träger Eulenburg verübte, ebenfalls 1000 Mark Belohnung ausgcsetzt. In den Manzeller Werkstätten erhofft man für dieses Jahr die Fertigstellung von mindestens drei neuen Zeppelin- Luft f ch i s s e n. Der Zar wird in der nächsten Zeit eine Reife nach Schwe den und England antreten. Verschiedentlich tauchen Nachrichten auf, dcch England im Verein mit Russland schon nach Ostern die mazedonische Frage aufrollcn werde. In Wien fand heute die Beisetzung Sonnenthals statt. Gegen das französische Unterseeboot „Kirke" wurde ein verbrecherischer Anschlag verübt. In Messina wurde gestern abend ein heftiger Erdstoß verspürt. Neueste Trahtmeldungen vom 8. April. Die Nachlaststencr. Berlin. lPriv.-Tel.s Tie Dcut-chc Mittelstandsver- etniguirg. die Mittelstandsvereinigung tm Königreich Sach ten, der Deutsche Zentraloerband sitr Handel und Gewerbe, Ser Zentralausschnst der vereinigten Innungsverbände Deutschlands, der Innnngsausschuß der vereinigten Innungen Berlins, der Proustti'che Verband der Hans- unü Grundbcfitzervereine nnd der Dcntsche Beamtenbund laden zu einer Riesenkundgebung zugunsten der R ach l a st sr c u er kür LsterdienStag „ach Berlin ein. ES find Versammlungen in den drei größten Sälen Berlins in Aussicht genommen. Ocsterreich-Ungaru und Montenegro Wien. Die montenegrinische Regierung hat an den italienischen Gesandten eine Note gerichtet, in der es heistt: Montenegro erkläre freiwillig und schon heute, um ein llnterviand seiner friedlichen Absichten zu geben, dah Antivarl den Charakter eines Handels hafens betbehalten werde. Das Wohlwollen, das Oester reich-Ungarn durch den Verzicht auf die ihm durch Art. 20 des Berliner Vertrages cingerüinnten Rechte an den Tag gelegt habe, flöße Montenegro die volle Zuversicht in die freundschaftlichen und gur nachbarlichen Beziehungen ein, welche die österreichisch-ungarische Regierung cinziihalte» gedenke. Die montenegrinische Regierung bitte die italie nische Regierung, sich zum Dolmetsch dieser Gefühle bei den Mächten machen zu wollen. Unter abschriftlicher Bei fügung dieser Note hat die montenegrinische Regierung de» österreichisch-ungarischen Gesandten in Eetinjc, Freiherr» ». Kuhn, benachrichtigt, dast Montenegro die an dem Art. 20 des Berliner Vertrages vorzunchinendcn Abände rungen als für die interessierten Teile befriedigend ansehc und bereit sei, sich der Entscheidung der Mächte bezüglich des Artikels 20 ,n fügen. Die montenegrinische Regie rung hoffe, dast nichts mehr der Entwicklung und Be- icstigung der guten Beziehungen zwischen Oesterreich »nd Montenegro im Wege stehen werde. Zn der Antwort des österreichischen Gesandten an die montenegrinische Negie rung heistt es: Die österreichische Regierung sei glücklich, unter diesen Umständen die guten nachbarlichen Beziehun gen zwischen Oesterreich und Montenegro als wicderher- gestellt betrachte» zu können. Die österreichische Regierung beglückwünsche sich dazu, im Einvernehmen mit den übrigen Sigiiatarmächten an die Abänderung des Artikels 29 heran- zntretcn. Die Beisetzung Sonncnthals. Wien. (Priv.-Tcl.s Heute vormittag fand unter starker Beteiligung das L e i ch e n b e g ä n g n i s L v n n c n- thals statt. Am offenen Grabe sprachen Direktor Schlenthcr namens des Bnrgtheatcrs, Hartman,, namens der Burgschauspielcr, Direktor Weingartner für die Hof- vper, Bizebürgermeistcr Hierhammer namens der Ge meinde Wien. Paul Lindau legte in Vertretung der Ber liner Generalintendanz einen Kranz nieder. Vuk'kchisfabrt. K o l n. lPriv.-Tel.) Der „Zeppelin II" wird nach seiner Fertigstellung sofort „ach Köln libergeführt, wo auch Parscvalschc und Grostsche Lustschiisc stationiert werden. Paris. lPriv.-Tel.s Bei Feron, in der Nähe von Lille, ging gestern früh neuerdings ein deutscher Ballon, der den Namen „Mainz-Wiesbaden" führt, nieder. Zn der Gondel befanden sich drei Personen, die sich „ach ihrer Landung als drei deutsche Artillerieoffiziere vorstellten. Die Gendarmerie durchsuchte die Gondel. Man fand aber nur ein Fernrohr und die üblichen, allen Reisen den zugänglichen Karten und keinerlei photographische Apparate. Nachdem die Offiziere den Zoll für den Ballon entrichtet halten, reisten sie „m 5 Mir nach Deutschland ab. — Am Montag früh ist in der Nähe von Epernar, ein 500 K irvikmeter fassender Ballon «I e ö e r g e g a n g e n. In der Gondel befand sich nur ein einziger Insasse, der am Dienstag früh unter Zurücklassung des Ballons plötzlich verschwunden war. Der Ballon führte den Namen „Prin zessin Victoria" und war in Bonn ausgestiegen. London. <Priv.-Tel.s „Dailu Mail" bietet dem englischen Erfinder, der mit einem in England gebauten Aeroplan eine ganze englische Meile fliegt, einen Preis von 20000 Mark. — Dem „Standard" zufolge hat sich die englische Regierung entschlossen, eine Station für Luftschiffe und Aeroplane auf Salisbury-PlainS zu errichten. Grubenarbeiter-Streiks. Prag. lPriv.-Tel.s Der S t r c i k d e r G r u b e n ar beite! auf den Gruben der Prager Eisenindustrie-Gesell schaft hat an Ausdehnung gewonnen. Es haben sich auch die Arbeiter der Grube „Manrau, etwa 0500 Vlann, den Streikenden angeichlosscn. Aus dem Bcrgamte finden Verliandlungen zwecks Beilegung der Unstimmigkeiten statt, dock, weigern sich die Arbeiter einstweilen entschieden, „ach- zu geben. Pari s. Aus Lens wird dem „Matin" gemeldet, unter den Bergleuten des N o r d d c pa r t c m e n t S herrsche eine gewisse Erregung, weil die Gesellschaften insolg.- dcs Rückgangs der Kohlenprctic angeblich vom 00. Juni an die Löhne hcrabsctzcn wolle». Die Bergleute beabsichti gen, t»> Falle einer Löhnherabsctzung in de» Ausstand zu treten. Verbrecherischer Anschlag aus ein französisches Unterseeboot. Paris. De» Blättern zufolge wird aus Toulon ge meldet. dast von bisher unbekannt gebliebenen Missetätern »er Versuch gemacht worden sei, die Maschinen des U n tc r- secbootes „Kirke" zu zerstören, indem in das ! wichtigste Räderwerk Eisenstücke hincingeworfen wurden. ! Die Untersuchung hat ergeben, dast das Schiss beim ersten > Hauptmanüver verloren gewesen wäre. Der verbrecherische Anschlag ha, unter der Bevölkerung „nd unter den See leuten grohe Erregung hervorgerusrn Berli „. lPriv.-Tel.s Tie Verhandlungen über ein Z u s a,„ m*k „ trcssen Kaiser Wilhelms mit den, König Victor Ema » uel sind abgeschlossen. Ort und Zeit der Begegnuna stehen aber noch nicht fest. Bcrli ». lPriv.-Tel.s Wie ans Paris gemeldet wird, geht dort das Gerücht, das, im Mai eine Zusammen kunft des Zare n mit de», Präsidenten Fallt ö - res in Brest siatftinden werde. Berlin. Die Postverwaltung setzte aus die Er greisuna des Verbrechers, der den Raubansall ans den G e l d l» r i e s t r ü g e r Eulenburg verübte, tausend Mark Belohnung ans, so dast insgesamt zweitausend Mark Belohnuna ausgeschrieben sind. Berlin. lPriv.-Tel.s Das Befinden desFür- sten Philipp Eulenburg hat sich in den letzten Wochen wesentlich verschlechtert, so daß kaum noch eine Aus sicht besteht, dah der Fürst, der unter Arteriosklerose schwer zu leiden hat. jemals wieder verhandlungs- oder verneh mungsfähig wird. Trovdem kann das Bersahrcn gegen ihn nicht eingestellt werden, da eine prozessuale Möglichkeit nach dieser Richtung hin nicht vorliegt. Wilhelmshaven. Tie Dampfer „Rugia" und „Spreewald" sind um 1l Uhr vormittags mit den Ab lösungen der Garnison von Tsingtau wohlbehalten hier eingetrosfen. Paris. Der Sekretär des Allgemeinen Vereins der Post- und T e l e g r a p h e v a „ g c st e l l t e n erklärte einem Mitakveiter des Pariser „Journal", dast er den Mi nister der öffentlichen Arbeiten Barthou demnächst an seine behufs Beilegung des letzten Ausstandcö gegebenen Ver sprechungen erinnern werde. So sei Snminn noch immer Untcrstantösekrelär. Falls die Negierung ihre Zusagen nicht erfüllen sollte, würde der Streit von neuem beginnen. Paris. In dem Gefängnis von Clairvaux meuter ten mehrere a n t i m i l i t a r i st i sch e Häftlinge, die ihre baldige Freilassung erhofft hatten, ans Zorn darüber, dast der Senat in die Ferien gegangen war, ohne das von der Kammer angenommene Amncstiegcsetz zu erledigen. Nur mit Aufgebot militärischer Gewalt gelang es, die Anti- militaristcn zu beruhigen. Diese wurden strafweise, in Elnzclzellcn „ntcrgcbracht. Paris. Nach einem dem Marineministeriun, zuge- gangenen Bericht bestätigt es sich, daß drei Matrose» des Ta u ch b o v t e s „E , g o g n c" sich g e w c i g e r t haben, an einer Tanchübnng teilzunehmcn, da sic zu ihrem Kom mandanten kein Vertrauen hatten. Messina. lPriv.-Tel.s Gestern abend 0 Uhr 45 Mt», erfolgte ein heftiger Erdstoß mit donncrnhnlichcm Geräusch. Barcelona. Gestern abend gegen IOl-4 Uhr ex plodierte vor dem Hanfe der Straße Boegneria 82 «ine Bombe, die cuien erheblichen Sclxrden anrichtet«. Drei Eafäkellner wurden dabei verletzt. Zwei von ihnen wurden, nachdem sie ärztliche Hilfe erhalten hatte», zur Verfügung der Behörden gehalten. London. lPriv.-Tel.s Der „Daily Mail" zusvlge wird Krimoschein zum russischen Premierminister und Fürst Dolgurokow zum Minister des Acnstercn er nannt werden. Kunst uns BZiüeintlliNt. f* Residcnzthcatcr. Ein „erotisches Mysterium" nennt Otto Born gröber seine Dichtung „Die ersten Men schf„", mit der das Publikum gestern abend durch ein frenrücS Ensemble bekannt gemacht wurde. Man hat das Werk in unterschiedlichen Orten des Deutschen Reiches »erboten, ein Grund für solche Verbote ist nicht einzusche», da eS ungerecht wäre, Otto Borngräber barm Ilckos nicht zuzubllligcn. Man kann wohl überzeugt sein, daß er mit Ernst und Eifer an seinen Stofs heranschreitet nnd daß chm nichts ferner liegt, als Konflikte mit sittlichen und reli giösen Enrpfindungen anderer herauszubeschwören. Etwas anderes wäre es, gäbe cs eine durch den guten Geschmack ailsgellbte Zensur: gelangte sic nach reiflicher Prüfung zu einem Verbot, so ließe sich darüber schon eher reden. Durch die Welt geht ein Rist, wie Borngräber sagt, durch sein Werk auch. Gr will Großes, in den ersten Menschen der biblischen Legende, in Adahm. Ehawa, in Kajin und Chabel sicht er gleichsam die ganze Menschheit mit ihrem Fühlen, Ringen, ihrer Sehnsucht und ihrer Schuld beschlossen. Das wäre ta alles gut und schön und dichterisch ein interessanter Vorwurf. Mer zwischen dem groß Gewollten und der Ausführung klafft ein Abgrund.. Unser ästhetisches Gefühl sträubt sich heftig, wenn diese ersten Menschen tm Baum- rindenkostüm zu reden beginnen, als hätten sie eben mit der ehemaligen Gemeinschaft in Schlachtensee über Bölsch« eingehend konferiert. Adahm ist der reife Mann, der nach Ueberwinduna des Weibes die Ströme in seiner Brust frei zu machen sucht und nach neuen Zielen ringt. Ehawa ist ,.daS" Weib, lieblich von fraulicher Anmut nach dem Mann verlangend, das Kind begehrend, mysteriöser Gottverehrnng »geneigt. In Chabel ist der Hauch aus lichten Höhen verkörpert, der Gottsucher, der erste Priester des Gottes, den er fühlt, der fallen must, da er Mensch bleibt, und Kasin ist der Zweifler, der Grübler, der Begehrende, der Tod und Schuld aus die Erde bringt. Beide, Kasin in wild rasendem Urtrieb. Chabel in religiöser Verzückung, sehen in Ehawa. der „Mutter der Menschheit", nur das Weib, sobald dieses Motiv klar lrervortritt, stellt sich beim Zu schauer eine peinliche Empfindung ein. die er auch bis zum Schluß nicht völlta los wird — es ist möglich, dast man die Brücke zu der Borngräbcrschcn Anschannng nicht findet, aber man hat das Gefühl, einer Taktlosigkeit nnsgcsetzt zu sei», und zwar verschärft sich btes Gefühl mehr noch, als bei der Lesung des Werkes, bei der Aufführung selbst. Vielleicht wäre die Wirkung kräftiger, wenn der sprachliche Ansdruck reicher, prägnanter wäre. So findet zum Beispiel Batcr Adahm in dem Augenblick, als Kajin wie ein Wütender aus Ehawa stürzt, kein anderes Wort der Ab wehr. als „mäßige dich", das ist beinahe unfreiwillig komisch. Von den Geheimnissen der Naturseclc, den Wun dern -er frühltngsjittugen Welt blüht aus diesem Myste rium wenig heraus. Schönheit und Kraft hat der Augen blick nach -er Ermordung und Opferung Ehabels. Ehawa: Wehe! — Der Stern der Erbe sgnk — Adahm: Ein Stern wird wiederkommenl Ehawa: Und sinken —, diese Szene bis zum Auöklang: Auf — in den Tag, hat aus gesprochen lyrischen Retz. Wenn des Dichters Kraft auch nicht bei der Gestaltung des gigantischen Stofscs einiger maßen versagt Hütte, jede Aufführung in einer belichteten Höhle, wie sie das moderne Theater min einmal ist, hätte ihm etwas von der Grütze nehmen müssen. In einer ge malten Dekoration kann man sich die ersten Menschen eben nicht vorstellen, auch wenn sie Borngrübcrschcr Herkunft sind, mit prophetischem Gemüt begabt und seelischer Regun gen kundig, wie nur ein -Mitglied der verflossenen neuen Gemeinschaft in Schlachtenfee. Vielleicht löst die Dichtung in Verbindung mit schweizerischem Freilichttheater erfreu lichere Wirkungen aus. Vater Adahm, der Vater der Menschheit (Herr Zickner vom Wiesbadener Hostheaters, erinnert äußerlich etwa an die Riesen im „Rhetngold", brachte aber seine Weisheitslehren mit Würbe an. Fräulein Elfrtede Lynard vom Karlsruher Hofthcater, in -er Erscheinuna ein« Mischung von Rautendelein und Papa, gcna, scheint eine recht tüchtige Schauspielerin zu sein, nur eine „Ehawa" ist sie nicht. Un einen lyrischen Tenor, der „Prosa" zu sprechen hat. evtmterte Herr Liebl, der den vom Geist verklärten Chabel spielte. Eine wehmütige Er innerung erweckte Herr Franz Ludwig durch seine ausgesprochene Achnlichkeit mit Matkowsky, nicht nur in der Erscheinung, sondern auch in der Art zu sprechen und selbst in der Auffassung. Herr Ludwig ist als Lchauspiclcr ichr beachtenswert, sein Kajin war eine an Temperament und scssclndcn Zügen reiche Leistung. Das Publikum, in dem man manche fremdartige Erscheinung, lange Haare, bleiche Mienen, bemerkte, blieb sehr ernsthaft und rief zum Schluß den anwesenden Dichter wiederholt hervor, ßg. s* Zweiter Liederabend von Julia Cnlp Frau Luft' gab gestern im Vcreinshausc ihren hiesigen Verehrern den seit langem versprochenen und angeküiidigtcn zwcitcnLicder- abend. Auf ihrem nicht allzu umfangreichen Programm waren nur drei Namen vertreten: Mendelssohn, Schumann, Brahms. Bon Mendelssohn brachte sic u. a. jene beiden Lieder, die den Stürmen der Zeit noch am wetterfestesten standgchalten haben: „Auf Flügeln des Gesanges" und „Neue Liebe": von Schumann den Ehamnso-Zyklus „Fraucnliebe und -leben", der wohl daöFrauenhaft-Innigste und Mädchenhaft-Keuscheste sei» dürste, das die neuere Liedlitcraftir neben den Liedern von Cornelius und Zeusen anfziiwctscn hat: den Beschluß bildeten ein paal- prächtige BrahmS-Licder. Schade, daß Fra» Cnlp ans die jüngere Lyrik gar keine Rücksicht genommen hat: Wolf, Strauß, Reger u. a. gehen bei ihr fast immer ganz leer aus. Wenn man auch dem Organ der Sängerin die Strapazen einer verflossenen Saison hier und da anmcrktc, wenn tm Vortrag gelegentlich manches schon allzu abgc klärt wird, und dann eben absichtlich berechnend wirkt, so bleibt an ihrer erlesenen Kunst, der sorgfältigen Ausbil dung ihres Organs, dem echten, nirgends dramatisch- pathetischen Liederstil ihres Vortrags doch genug des Ge- nteßenSwerten und Herzersreuenden. Der große Ver- einShaussaal war in dichten Scharen beseht, die der Sänge rin stets reichsten Beifall zollten. Mit ausgesuchtem Fetn- gefllhl begleitete Herr Erich Wolfs. Pausen von viertel stündiger Ausdehnung sind im Rahmen eines kleinen Liederabends höchst unpassend. v. 666k «spss^a Sanilsrssnv -ISlwhgsaL nsgsGvsa zur lwslSjilFS
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