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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187903114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790311
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790311
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-03
- Tag1879-03-11
- Monat1879-03
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1879
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1376 Leipziger Lechniker -Verrim U« letzten vereinsabend bot Herr F. Freyse durch Fortsetzung seine- vortrage- über »Sicher« heitsvorrichtunaen im Eisenbahnbetrieb" der zahlreichen Zuhörerschaft abermals mancherlei Interessantes. Redner bemerkt^ Eingang-, daß diese Sicherheit nicht nur in Anlage eurer genügenden Anzahl von Signalen besteh«, sondern namentlich in der Verbesserung der Materialien für den Bahnober' bau, und kam zurück auf die erste Probefahrt am 88. März 1837 auf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn, welch« bei der damaliaen Station Postbausen stattfand und von hier auS später bis Machern fortgesetzt wurde. Diese «nlage wurde ausgeführt, um der Ungeduld de-Publicum- und der Actionaire zu steuern; deshalb wendete man hierbei den sogenannten amenkanischen Oberbau als den billigsten an, obwohl man bereit- der Ueberzeugung war, später den massiven Bau auSsühren zu müssen. DaS amerikanische System bestand darin, daß 8" breite und V, bis V«" starke flache Ersenschienen auf starke Langschwellen, welche in weiterliegend« Querschwellen eingekeilt waren, festgenagelt wurden, von einer KieSbettung war damals keine Rede. Da sich jedoch dieses System schon beim Bau als zu schwach erwie-, bestellte man in England Schienen von 8'/," Breite und 1'/," Stärke, welche ohne Laschenverbmdung fest genagelt wurden. Diese Letzteren wurden auch für die StreckeLeipzig-Machern betbehalten, und erst vom J.1838 an verwendete man die vomJngenieur CharlesBignoleS empfoblene Form, welche auf 8" hohe und 8" breite Langschwellen genagelt wurde und Querschwellen beanspruchte, welche Bauart später dahin abgeändert wurde, daß man vom Lanaschwellensystem ganz absah, die Schienen durch Laschen mit «rnander verband und die Querschwellen in eine genügende KieS bettung legte, welche- System im Grunde genommen auch bis heute beibehalten wurde, nur daß man, den schweren DranSportmitteln Rechnung tragend, die Schienen immer stärker construirte. Der Vortragende entwickelte nun die verschiedenen entstandenen Schienen-Prostle nach Dimensionen und Gewicht per laufenden Meter und bemerkte noch, daß »Um Bau von Weichen Vessemer Stahlschtenen in Längen von 4.87 bis 8,4 Meter gewalzt verwendet wurden, bei denen der Schienenkopf stärker gehalten war. Anfang 1870 wurden nun von Seiten de- verein- deutscher Eisenbahnverwaltungen bestimmte technische Normen ausgestellt, dahin lautend, daß die Schienen eine Länge von 8 Meter, eine Kopfbrette von 87 Mm. mit einem Radius der Oberfläche von 800 Mm. haben müßten, und verlangte von, «der Schiene, daß sie 140 Ctnr. mit Sicherheit pro Rad tragen sollte; das Bettung-material wurde auf mindestens 808 Mm. festgesetzt. Hierauf ging der Redner zu einer der wichtigsten Anlagen im Betriebe, den Weichen über, welche aus faconnirten Schienen hergestellt werden und bei welchen in neuerer Zeit zwei bewegliche Zungen an zwei festgenagelte Facetten anschlaqen, während bei früheren sogenannten Stumpsweichen zwei getrennte anlaufende Seleisftücke durch Hin- und Herschieben eine- beweglichen Seleisftücke- fahrbar gemacht wur den. und erwähnte als Verbesserung da- sogenannt« Herzstück, welches an den Stellen eingelegt wird, wo die beiden inneren Seleisseiten zweier kreuzender Geleise sich schneiden. Wie Herr Freyse darauf bedacht war, seinen Vor trag durch die nSthigen Unterlagen, alS Skizzen und Zeichnungen, zu veranschaulichen, legte er auch ein nettes Modell eine- Hartguß-HerzstückeS auS der Fabrik von Gruson in Buckau-Magdeburg vor und besprach dann Vorrichtungen» durch welche die Weichen mit Signalen in Verbindung gebracht werden alS sichtbare Eontrole de- richtigen Stande- derselben beim Einfahren der Züge, Rangiren rc. Er erwähnte als wichtigste Anlage rn dieser Hinsicht die Signal- ftation Zeithain bei Riesa, aus welcher 8 Signale und 4 Weichen von einem Puncte au- zu stellen sind, der behufs dessen durch elektrisch« Leitung mit den vier nächsten Stationen in Verbindung steht. Nach eingehender Besprechung der Wagen, Puffer, Bremsen rc., sowie der bestehenden Conti ole auf der Strecke schloß Herr Freyse feinen allseitig interessanten Vortrag unter allgemeinem Beifall. Hierauf erläuterte Herr Lauschild unter Vor führung einer Skizze di« sogenannt« Luftbremse, welche Mittheilung ebenfalls beifällig ausgenommen wurde. Kommenden Bußtag folgt der Verein der Einladung de- Herrn Freyse »ur Besichtigung de- nahe gele genen Centraldahnhofe-, bei welcher Excursion Säfte willkommen sind. Versammlungsort Thieme'sche Brauerei, Tauchaer Straße. Aufbruch 8»/, Uhr. (Eingesandt.) Im Tageblatt 1. Beil, zu Nr. «7 findet sich ein Artikel über Armenpflege, der im Interesse dieser wichtigen Angelegenheit eine kurze Entgegnung nöthig macht. Wir hatten kürzlich zu berichten, daß nach dem Vorgänge Leipzigs bereu- an vielen anderen Orten ^Vereine gegen die Hausbettelei" gegründet worden sind und daß das königl. preußische Ministerium de- Innern in diesen Tagen sämmtliche LandrathS« ämter, Landdrosteien rc. angewiesen hat, die Gründung solcher Vereine zu fördern und zu begünstigen. Der Herr Verfasser findet denn auch den Gedanken, auf diesem Wege gegen die „Brttelplage" vorzugehen, „nicht uneben" und nur dessen Ausführung außer ordentlich schwierig. In Letzterem müssen wir dem Verfasser auS eigener Erfahrung beipflichten, nur daß die tzauptschwierigkeit anderSwo steckt, alS wo er sie steht oder sucht. Daß unser Verein nicht die Bagabtmden heran- lockt, davon könnte sich der Herr Verfasser leicht über zeugen, wenn er auf unserem VereinSbureau Act davon nehmen wollte,daß solche überhaupt Nicht- bekommen. Nur wohl leoitimirte Arbeiter werden von unserem verrin unterstützt, und solch« aus den vorstadtdorsern regelmäßig abaeunesen. «ie die Tendenz desselben auf einem andmn Wege besser er reicht wndo» könnte, ist aus der Huiweisuna auf di« Annsnpflegkin Elberfeld schlechterdings nicht zu er setzen. Denn wie sollen denn „freiwillige" «rmen- pfleger" uns gegen das «»gesprochen- und velästigt- werden durch von auswärtskommende Bettler sicher stellen können? Dieselben können sich doch nicht, den Schutzmännern ähnlich, auf den einzelnen Straßen postiren, um da die HülfSbrdürftigen ausfindig zu machen und zu unterstützen. Oder ist die Meinung, daß auswärtige Arme nicht kommen werden, wenn nur die OrtSangehörigen unterstützt werden? Diese optimistische Annahme ist durch die Erfahrung zur Genüge widerlegt. Nur darin hat der Herr Verfasser vollkommen Recht, wie wir auch jüngst selbst bemerkt haben, daß ein Verein gegen HauSbettelei, wie der unsenge, nur dann recht nützt, wenn „olle oder fast alle Häuser sich auf dieselbe Weise geaen di« Bettelei absperren", und, fügen wir hinzu, nicht die Mehrzahl die lästigen Bettler von der Thür atz- und an den Verein weist, ohnesich an diesem mit irgend einem Beittag zu bethriligen. UebrigenS dürfen wir nach unserer neue sten Erfahrung nnt Sicherheit darauf rechnen, daß die Einsicht, wie unziemlich ein« solche Verführung», weise sei, sich in unserer Bürgerschaft immer mehr Bahn brechen wird. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß in der ersten Woche dieses Monat- wiederum von zwei Nachbar städten, Leisnig und Altenburg, die Statuten unsere? Verein- eingefordert wurden, um den daselbst u gründenden .^Vereinen gegen die HauSbettelei" al- nleitung zu dienen. Leipzig, den 8. März 1879. Der Vorstand de- Verein- gegen HauS- bettelet. 8 -Linamiellrr Wochenbericht. Die wahre Freiheit herrscht nur an der Börse und in der Dichtkunst. Niemand vermag der Börse Ge setze vorzuschreiben, «ie sie logisch denken, wie fie ihre Einbildung und Willkür zügeln soll. Die Börse setzt sich über Alle- hinweg und bettachtet die Welt nur m dem Spiegel, welcher ihr zusagt. Was fie heute in den Himmel erhob, da- tritt fie morgen in den Staub; wofür fie sich heute enthufiasmirte. das ignorirt fie morgen. Heute fingirt sie diesen Vor wand, morgen jenen: heute sieht fie überall Schreck gespenster, morgen bleibt sie den ungünstigsten That- sachen gegenüber stoisch. Es hängt ganz von ihrem Willen ab, ob sie etwas im rosigsten sichte erblicken oder ob fie ein« Menge häßlicher Schäden daran wabrnehmen will. Nicht nur einzelne Unternehmungen, sondern den Credit der Staaten unterwirft sie ihrer Taxation und setzt ihn herauf oder herunter. Solche Urtheile haben oft genug die eingreifendsten Folgen aehabt und den Regierungen schlimme Hindernisse bereitet, indem sie fie zugleich zwangen, der Börse sich zu unterwerfen, und sich in die Hände ihrer Matadore zu überliefern. Wir sahen Die- neue sten- an Ungarn, während daS höher taxirte Rußland noch immer säumt, unter das kaudimsche Joch einer neuen Anleihe sich zu begeben, ob gleich seine neueste politische Haltung in dem Sinne gedeutet wurde, daß dadurch die Anleihe operation gefördert werden sollte. Zu Gunsten von Rußlands Credit ist, wie der Courszettel zeigt, übrigens schon Viele- geschehen; auch der Ungarn- hat sich mehrere Procent über die niedrigste Ziffer gehoben, und es ist immerhin anzuerkennen, daß es gelingt, solche Massen ungarischer Goldrente zu placiren, ohne daß der Eours dadurch wesentliche Beeinträch tigung erleidet, trotzdem die ungarischen Finanzzu- stände durchaus nicht- ErbaulicheS zeigen und eure lange Fortdauer des hohen Zinsfußes, den da- Land seinen Gläubigern zahlt, nicht zu erwarten steht. Allerdings weist man auf Oesterreich hin, daS zuletzt Ungarn nicht in Stich lassen kann, und DaS ist auch der wesentliche Grund, der dazu ermuthigt, von der großen Differenz zwischen den Coursen der ungarischen und österreichischen Rente zu profitiren. Die Woche gehörte der Creditactie. Dagegen ver schwand alles Andere. Bei diesem Papier kommt Alle» auf die Position der SpeculationSparteien und darauf an. ob zu Gunsten desselben eine Interven tion stattfindet. Von einer regelmäßigen Werthtaxi rung kann bei einem Effect, dem man ein« ganz de- sondere hohe Spielprämie anrechnet, nicht die Red« sein. ES ist die unbeschränkte, ausschließliche Domaine der Börse, worauf sie schaltet und waltet, wie es ihr beliebt. Wir haben d«n Coursgang der Acti, im Lause der Woche besprochen. Am Sonnabend machte sich wieder eine Intervention zu Gunsten der Hausse derselben gellend. Die „Frankfurter Ztg." sagt bei Besprechung der Bilanz der Anstalt und des Hohen EffectenbestandeS derselben sehr richtig, daß eS für den bleibenden Actionair nicht zu beklagen ist, wenn die Effecten nicht zu hohen Coursen in dje Bilanz ein gestellt werden können; sein tbatsächlicheS Interesse geht dahin, daß fie zu hohen Coursen verkauft wer den, so lange die- aber nicht angeht, macht der niedere Ausnahmecours die Bilanz jedenfalls solider, alS der hohe. Die- ist auch bei anderen Creditbankmstituten zu beachten. Die wichtigste Angelegenheit bleibt das verstand lichuntzSproject der preußischen Eisenbahnen und di« Agitation, welche sich daran knüpft. DaS Schreiben der beiden Berliner Bankhäuser an die „vörseuztg." enthält eigentlich nur eine Bekräftigung dessen, was man ja von selbst wußte, daß sie gern möglichst viel an ihren Actienankäufen verdient hätten. Wir haben schon früher über den Übeln Einfluß, den die All macht und di« Gewmnaier der Geldbarone au-übt, gesprochen. Sie haben Mittel und Credtt genug (na mentlich bei einem nach oben hin so gefälligen Welk»), um durch Aufkauf der «ctien eine- jeden Eisenbahn- unternehmend dasselbe in die Hände der Regierung liefern zu wollen. Nicht» ist vor ihrer Agiotage sicher. Das Spiel, welches fie mit der Halberstädter und Stettiner Bahn trieben, können sie jederzeit Weiler mSdehnen. Sie eröffnen sich dadurch »in« unendliche Quelle des Gewinnes. Bei dem Kampfe»« die Mägde- burg-Halberstädter Eisenbahn handelt es sich daher auch um ethische Momente gegen das Ausbeutungssvstem und die Allmacht der Börsen-«wattigen und der Verwaltungen, abgesehen davon, daß di« Staats- > rbnoerwaÜ»»- durch den Erwerb der vahn andere vahnltnien in ihrer Rentabilität schwer schä digen könnte. Die Berlin - Stettiner ist die wichtig« Volkswirthschaflliches. ZufuhrSbahn für die Staatsbahnlinien; die Regie rung, mag sie sich auch noch so sehr sträuben, kann sie nicht für ihr System entbehren. Allerdings ist augenblicklich das allgemeine AuShungerungSsystem gegen die Eisenbahnen auf die Tagesordnung gesetzt worden, und daS au- der Rumpelkammer hervorge kramte System allgemeiner Zollpflichtigkeit muß noch weitere schädliche Wirkungen auf den Eisenbahnver kehr üben; indeß eS rührt die- alles nur auS einer einzigen Quelle her, und widerstrebt so ganz den natürlichen Bedingungen deS allgemeinen ökonomischen Wohls, daß eS seiner Zeit ebenso »4 scl, gelegt werden wird, wie vieles Andere. Dann hören wir auch ganz anders lautende Ministerreden. DaS „Deutsche HandelSblatt" schließt eine Be sprechung der dem Reichstage vorgelegten Uebersicht der Betrrebsergebniffe der deutschen Bahnen im Jahre 1877 mit folgender Bemerkung: Die eben gegebenen Daten reichen hin, um die Bedeutung und zugleich die Schwierigkeiten de- UebergangS der Privatbahnen in daS Eigenthum deS Reich- in- Licht zu stellen. Der Abschluß führt unS Zahlenarößen vor, dre den Umfang der Interessen zur Anschauung bringen, welche mit den Eisenbahn-Unternehmungen verknüpft find und die Wahrnehmung aufdrängen, daß daS Privatcapital und die von »hm geschaffenen Privat bahnen Bedeutendes geleistet, daß ferner daS Privat- capital durchschnittlich nur eine mäßige Rente bezogen hat, welche aber auch in Folge angcstrenatesler Arbeit der Leitungen der Bahnen in den kritischsten Jahrgängen nur um Weniges gesunken ist. Der^Berliner Actionair" schreibt zur Situation: In heimischen Bahn-Actien war viel Bewegung, zwar nicht in den rheinisch-westfälischen Gattungen, wohl aber in den Verkaufsbahnen. Die Angriffe der Börsen-TageSblätter gegen den Nebergang zu nächst der Magdeburg - Halberstädter Bahn an den Staat wurden dahin gedeutet, daß die hohe Finanz nunmehr offen gegen den Uebergang der Bahnen an den Staat frondire, waS auch durch eine gestern Abend erlassene Erklärung der DiSconto-Gesellschaft und de- Hauset S- Bleichröder, die sich m der „Börsen-Zettuna" findet, weitere Unterstützung erhielt. Gerade in diesen Berichten haben wn eS schon wiederholt angedeutet, daß wir nicht mehr anzunehmen vermöchten, die General Versammlungen würden die ihnen vorzulegenden Pläne gutheißen; seit einigen Tagen ist diele Ansicht an der Börse geradezu die herrschende. Magdeburg-Halberstädter find fett drei Tagen um 3 Proc. gefallen, man nennt alS Ver käufer die ersten Firmen deS Platze-, und für Berlin- Stettiner war gestern nach Schluß der Börse ein ganz verdächtiges Angebot. Wenn wir unsere An sicht offen sagen sollen, so meinen wir, daß es ge wissen Leuten niemals ernst um den Verkauf der Bahnen zu thun gewesen ist; sie haben die Unter handlungen begünstigt, um etwas Agiotage zu treiben, und nun, da fie ihren Gewinn eingestrichen, kehren fie den Spieß um und decouvriren sich alS Gegner der Verstaatlichung der Bahnen, damit ihre Bank verbindungen mit den Bahnen erhalten bleiben. ES ist aber dennoch nöthig. daß die Actionaire der beiden in Angriff genommenen Bahnen dadurch nicht sich einschläfern lassen, sondern ihre Maßnah men treffen, eben so wenig wie sie sich durch Auf zählung der gegen die Eisenbahnen gerichteten Manipulationen de» preußischen Ministerium» und der dadurch bewirkten augenblicklichen BerkrhrSab- lenkungen seitens der Verstaatlichung freundlich ge sinnter Blätter schrecken lassen dürfen. Gelingt di« Verstaatlichung bei dem einen Unternehmen, so folgt bald das andere nach, die Zwangslage der übrigen Privatbahnen wird immer arger und die Entwer- thung des darin angelegten Volk-Vermögens wächst derart, daß die Actionaire genöthigt find, sich auf Gnade und Ungnade der Regierung zu überliefern. Hier heißt eS pnneioü, «bet, oder alle Eonsequenzen zu dulden. Wn baden eben in Deutschland die Even tualitäten arger Prüfungen zu überstehen, wer weiß, auf welche Gebiete sie sich noch ausdehnen und die wirklichLideralen zwingen möchten, Verbündete zu suchen wv sie fie finden, eben!» wie es der Gegner tlmt. — vorerst hat das Volk-Vermögen mit der verderblichen Gabe zn ringen, welch« die Jasager« des preußi schen Landtage» ihm in der ein haloes Hundert Mil lionen Tbaler kostenden überflüssigen Verlin-Wetzlarer Vahn bescheret hat Der tm „Berliner Actionair" aufaetvorfene Ge danke einer Expropriation der Eisenoahnen würde denn dech eine fiaarantr Rechtsverletzung und Eigen- thumsberaudnna mldrn, denn hier bandelt es sich um besondere fest« Abmachungen zwischen Staat unb Gesellschaften. Freilich ber einer Politik der Gewalt samkeit könnte nichts Verwunderung erregen, indeß — das Gericht! — Sonst würde eS natürlich Leute geben, die jeden solchen Sewaltftreich billigte«, z. B. alle Diejenigen, welche ihre Transporte gern möglichst auf Kosten der Sesammtheit befördert haben möchten und nur ihren eigenen EgoiSmuS berechtigt halten. Die Redner auf der Rechten de- Reichstages stellen dazu ein erkleckliche- Contingent. Die Bankabschlüsse für daS Vorjahr zeiaen recht günstige Resultate. Unter den Zettelbankrn ragt natürlich weit die Bayerische hervor, der ja die Be dingungen guten Gedeihen- mit in die Wiege gelegt wurden. Von den anderen Banken hat wohl die Hahn'sche Effecten- und Wechselbank in Frankfurt die höchste Dividende errungen. Während die Credit- danken sich in Folge der zurückgelegten Reserven immer mehr consolidiren, und nur zu wünschen bleibt, daß ste nicht von Neuem gefährlichen Specu- lationen unterliegen, find, die Hypothekenbanken in die Periode getreten, an ihre Konsolidation zu denken. Wenigstens deutet der keineswegs rosa gefärbte RechenschaNöbencht der Preußischen Bodencredit- Actienbank darauf hin. daß noch bedeutende Er werbungen von Grundstücken sich nötbig machen würden. Wer kann wissen, wie die Dividenden in den nächsten Jahren sich gestatten werden. Der Lahvhof Chemnitz ist als Knotenpunct einer großen Anzahl verschiedener Eisenbahnlinien unstreitig einer der srequenteften der sächsischen StaatSeisenbahnen, so daß eS gewiß auch für weitere Kreise von Interesse sein wird, über den vortselbst im vorigen Jahre stattgehabten Verkehr einige statistische Nachrichten zu erhalten. Dre Zahl der in Chemnitz expedirten Züge und Locomottven betrug im Jahre 1878 inSgesammt 88,870 (gegen 88,889 ,m >abre 1877), also durch schnittlich per Tag 153. Ihrer Gattung nach ver theilen sich diese Züge auf 31,973 regelmäßige Per- sonenzüge, 888 Personenextrazüge und 23,811 Güter-, Bau- und sonstige Regiezüge einschließlich der leeren Maschinen. In den Zügen würben in-aesammt 1,076,089 Wagen (gegen 1,083,363 Wagen ,m Bor jahre) bewegt, der durchschnittliche Waaenverkehr be wies sich sonach per Tag auf 8948. Bon der Ge- ammtwagenzahl waren in, Jahre 1878 838,988 Per- onenwagen und 804,788 eigene, 164,743 fremde Güterwagen, ferner 118,444 Packmeist«r-, Post- und Beiwagen, sowie 58,161 Wagen für Werkstätten- und Arbeiterzüge. von den in Chemnitz eingegangenen beladenen Güterwagen wurden nn Jahre 1878 doriselbst 114,883 Wagen entladen resp. umgeladen, es kommen sonach auf den Tag 318 Stück. Im Jahre 1877 be trug die Zahl der entladenen bez. umaeladenen Güter wagen in Summa 108,173. Die höchste Zahl der an einem Tcme am Boden entladenen Wagen be zifferte sich auf 187, die niedrigste auf 40 Stück. Die stärkste Güterwagenfrequenz hatte im Monat August mit m-gksammt 62,391 Wagen stattgefunden. An den drei Biletschaltern, jeder mit 1880 Billet- sorten versehen, und einem Reserveschalter wurden im Jahre 1878, 881H86 Tourbillets einschließlich Rundreisebillets, 868.818 TageSbillets, Abonnements- billetS und Louponskarten, 7888 Eilzuasbillets, 17,588 Militairbillet» und 1848 Hundebillets ver kauft, zusammen sonach 577,080 Stück oder 1880 Stück durchschnittlich pro Tag. Die Zahl der an den 78 Sonn-, Fest- und Jahr- marktstagen des Jahre- 1878 auf Bahnhof Chemnitz abgereisten, angekommenen und durchgefabrenen Passagieren ist auf 1,118^00 Personen zu schätzen. Die höchste Frequenz an diesen Tagen wurde am Pfingstsonntag (9. Juni) mit 33,000 erreicht, während die geringste Zahl der 18. December mit 9800 Per sonen aufweist. In der Telegraphrn-Cxpedition wurden an 18 Apparaten 188,470 Zugs- unb Maschinenmeldungen, 98.444 Dienftdepeschen unb 38,481 Privat- und Staats depeschen exprdirt. Es eraiebt Dies «ine Durchschnitts zahl von 871 Zugs- und Maschinenmeldungen und 848 Dienst-, Privat- und Staat-bestesche« pro Lag. Bei der Grpäckexpedition find nach und von 878 Stationen 188,788 Stück Gebäck aus 77,188 Scheine mit 1 »84.817 »ilogr. Gewicht versendet und 118.788 Stück Gebäck auf 88,818 Scheine mit 8^07,180 Kilogr. Gewicht in Empfang genommen worden. An Durch gangs-rstäck ge langte« 88M8 Stücks« Umladung, es find somit im Ganzen 848.94» Stück behandelt worben (durchschnittlich pro Tag 888 Stück). Ferner wurden 1094»/, Wagenladungen und »788 Einzel- stücke Vieh tm versandt und 8987 Wagenladungen. sowie 8325 Einzelstücke Vieh im Empfang «xpedirt. InSgesammt bezifferte sich der Biehverrehr auf 3181'/, Wagenladungen und 5047 Einzelstücke. Die Eilgüter erpedition Chemnitz, welche mtt »397 Stationen in Kartenschluß steht, expedirte im vergangenen Jahre 125.283 Eilfrachtbriefe und Francaturnoten im Em pfang und versandt und behandelte in Summa 19,686,318 Kilogr. Eilgüter (pro Tag durchschnittlich 83.880 Kilogr.). Bei der Güterexpedition, welche mit 4860 Stationen Kartenschluß hat, wurden 500.4L» Frachtbriefe und Francaturnoten expedirt (pro Tag im Durchschnitt 1371 Stück). Die Gesammtzufuhr an Kohlen betrug im vorigen Jahre auf Bahnhof Chemnitz 28,315 Wagen oder 184,377,000 Kilogramm. Am Jahresschlüsse wurden auf Bahnhof Chemnitz 815 Beamte und 534 Arbeiter beschäftigt. V. Patentwesen. Dem englischen Unterbaust ist ein neuer Ent wurf (bereits der 4.) einer Aenderung deS bestehen- und bieten im Großen und Ganzen dem Erfinder größere Vorrheile als daS bestehende Gesetz. — Di« hauptsächlichsten Bestimmungen deS Entwurfes sind, wie unS die Herren Patent-Anwalte Wirth 4 Co. in Frankfurt a. M. mittheilen, folgend«: Der durch Hinterlegung einer allgemein gehaltenen Beschreibung zu erwerbende vorläufige Schutz Wirt von 6 auf 18 Monate ausgedehnt. Dieser Sch uz giebt dem Erfinder daS Recht, seine Erfindung ohne Nachtheil für daS zu erwerbende definitive Patent durch den Druck bekannt zu machen oder öffentlich zu benutzen, gestattet ihm jedoch nicht Nachahmer gericht lich zu belangen. Spätestens drei Monate vor Ablauf deS vorläufigen Schutzes ist die vollständige Beschreibung zu hinter- legen, welche al-dann sofort mit der vorläufigen Be schreibung von AmtS wegen veröffentlicht wird. Mit Hinterlegung der definitiven Beschreibung treten zu Gunsten deS Erfinder- einstweilen die gesetzlichen Wirkungen deS definitiven Patente- ein. Gegen die Ertherlung des Letzteren kann Einspruch erhoben werden. Ueber den Einspruch wird unter Anhörung der Parieren und eventuell Zuziehung von Sachver ständigen Beschluß gefaßt und dieser Beschluß vev öffentttcht. DaS Patent wird auf 21 Jahre ertheilt und datitt vom Tage der Hinterlegung, doch verfällt dasselbe nach Ablauf d«S dritten, siebenten oder vierzehnte« Jahre-, wenn nicht vor Ablauf deS dritten, siebenten oder zwölften (!) JahreS die Taxe entrichtet wird. Die Taxen werden bet Borbringung triftiger Gründe für versäumte rechtzeitige Zahlung auf Ansuchen noch innerhalb der auf die Fälligkeit folgenden drei Mo nate angenommen. Bei Angabe triftiger Gründe und nach Zahlung einer bestimmten Abgabe ist eS dem Erfinder >ederz«it gestattet, die von ihm hinterlegte Beschreibung zu verbessern, doch find sachliche Aenderungen, welche der Erfindung eine größere Ausdehnung geben oder dieselbe zu einer wesentlich anderen machen würden, nicht gestattet. — DaS Patent kann nach 3 Jahre« zurückgenommen werden, wenn der Erfinder die Er findung im Inland« nicht in angemessene« Umfang« zur Ausführung bringt oder wenn er sich weigert, Licenzen zu ertheilen, wenn die Ertheilung solcher i« öffenttichen Interesse geboten erscheint. Hebern» gungen oder Licenzen müssen dem Patentcommiffär angezeigt und von diesem registrirt werden. — Wenn eine Erfindung bereits im Ausland« oder in den Kolonien patentirt ist, so «hält nur der Inhaber des ausländischen »der Lolonialpatentes »der sein legaler Vertreter «in Patent; doch maß diese« inner halb der erste» sechs Monat« de- Bestehen- de- aus ländischen Patente- nachgesucht werden. -- Eine aus »rund einer ausländischen Patentertheilung erfolgt« Veröffentlichung der Erfindung verhindert nicht die Erlangung eines rechtsgültigen englischen Patent«-. Das Valent erlischt mit einem vorher für denselben Anmeldung oder Ertheilung de» englischen Patentes bereits erloschen ist. — Die Taxen »«tragen fth, die ersten 3 Jahr. 18'/. Lstrl. vor Ablauf A dritten ist «ine Gebühr von 80 Lstrl- und vor Ablauf d^ siebenten und zwölften Jahres ein« solch« von je 100 Lstrl. zu «ttrtchten. Für Inkrafttreten des nenea Gesetz«- lkt ber 1. Januar 1888 in Aussicht g»
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