Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187905217
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790521
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-05
- Tag1879-05-21
- Monat1879-05
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.05.1879
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Erste Beilage zmn Leipziger Tageblatt mb Anzeiger. »i. Mittwoch den 2!. Mai 1K7U. 73. Jahrgang Der Czar au die Vulgaren. In den Petersburger Blättern findet sich eine Prorlamation, welche an die Bulgaren de» neuen Kürstenthnm», also an die Unter thanen de» Prinzen von Battenberg, gerichtet ist. Wir lassen ihren Wortlaut hier folgen: „vulgaren deS Fürstenthum»! Die Stipulation de» Berliner Tractat» erfüllend, gab ich meinen Truppen, welche euer Land besetzt hielten, den Befehl, mit dem Abmarsch au» demselben zu beginnen, so bald die durch den Tractat festgesetzte OccupationS- frifi abgelausen sein würde. Indem ich Diese» bekanntmache, kann ich nicht um hin, euch bei dieser Gelegenheit meinen Dank auSzu- drücken sowohl für den meinen Truppen bereiteten wohlwollenden Empfang, al» fte euer Gebiet betra ten. al» auch für die Sympathie und wahrhaft brü derlich« Gesinnung, welche ihr ihnen während ihre» Aufenthalte» in eurem Lande beständig bewiesen babt. Selbst in den Reihen meiner tapferen Armee kämpfend und mit ihr alle Lasten de» Kriege» er tragend» lerntet ihr sie achten und lieben und theiltet mit ihr den Ruhm der von ihr vollführten Helden- müthigen Thaten. E» rst mir angenehm gewesen, au» euren mehrfachen Kundgebungen mich von den Gefühlen der Ergeben heit und der Erkenntlichkeit zu überzeugen, die ihr für mich und da» ganze russische Volk hegt für die uneigennützige Hülfe, welche in den über euch ge kommenen schweren Prüfungen euch erwiesen worden ist, und für die Opfer, die für da» Werk eurer Be freiung gebracht worden. An die Aufrichtigkeit dieser Gefühle glaubend, zweifle ich nicht, daß ihr al» Zeugen der großen Ereigmfse, welche den Srund zu eurem selbstständigen Leben legten, diese Gefühle stet» in euren Herzen bewahren und sie auf eure Nachkommen vererben werdet. Al» meine Truppen euer Land betraten, verkündete ich euch meine Absicht, eure Nationalität zu schützen und euch die Rechte zu gewährleisten, welche jeder wohlorganisirten Gesellschaft eigen find. Gott hat die Waffen gesegnet, die zum Schutze eurer gerechten Sache erhoben wurden, und mir ge holfen, meinen Wunsch zu erfüllen. Die Mächte haben im Gefühle der Gerechtigkeit nicht umhin oekonnt, der bulgarischen Nationalität die Bürgerrechte zuzuerkennen. Der Berliner Trac tat hat euch dies» Rechte definitiv zugesprochen und eure Selbstständigkeit garantirt, indem er durch die Bildung de» bulgarischen Fürstenthum» der weiteren Entwicklung eurer Nationalität ein feste» Funda ment gab. Bor euch, Bulgaren oes FllrNeniyumS, öffnet sich ei«, neuer Weg, auf welchem die Mächte, die an dem Werke euerer Wiedergeburt Antheil nahmen, ihr »pae auf euch richte» werden: ihr werdet eucb vor denselben al» ein zu selbstständigem politischen Leben befähigte» und für den Genuß der euch gewährten Rechte genugsam gereifte» Volk zu zeigen haben. Durch den Entwurf de» organische« Statut» für die Verwaltung de» Aürstenthum» habt ihr den Grund zu euerer inneren Organisation gelegt und euch einen bedeutenden Antheil an den Geschäften dieser Verwaltung Vorbehalten. Ich bezweifle nicht, daß ihr verstehen werdet, euch die dem Statute zu Grunde gelegten Principirn anzueignen und mit Nutzester eure Entwiche lung von denselben Gebrauch Ihr werdet euch einen Fürsten wählen, welcher euer Lenker und der Vertreter eurer Interessen vor den Mächten sein wird. Im Bunde und in Einig keit mit eurem AuSerwählten werdet ihr eure ersten Schritte auf den von den Mächten euch vorgezeich neten Weg lenken und unabweichlich dem von der Vorsehung euch gesteckten Ziele entgegenstreben. Indem ich den künftigen ersten bulgarischen Fürsten begrüße, begrüße ich in seiner Person auch die Wieder geburt de» bulgarischen Volke». Alexander." LuiverM. —» Leipzig, 20. Mai. Der Erlö» der Wohlthätigkeit<a»fführ»ng in der Cen- tralhalle, welche vor einigen Monaten auf An regung von UmversitätSvrofefforen vom Uni- versitHMäugerverein zu St. Pauli veranstaltet worden war (Wiederhol»ng de» gelungenen Weib- »achtSstücke» „Herr vr. Kaust"), ist vorzugsweise der allgemeinen studentischen Krankencasfe (Director der jeweüige Rector Magnisicu«) zugeflossen, ein ansehnliche»'Scherstein Auch sonst noch bewährt sich das Wort: ,-Sanct Paulu» war ein Medicu» ;" denn die Paulmer widmeten gemeinnützig einen Theil der Einnahme jene» Abend» (150 Mark) »och einem andern müden Werke, der Pension», eaffe untererUniverfitätSbeamten, endlich je 75 Mark de» Tasten der RathSdiener und Schutzleute. Musik. Riedel'scher Bereiu. «eitztt». G. Mai. Der gestrige Tag. an welchem der Riedel'sch« Verein di« künstlerische Jubelfeier seine« «jährigen Bestehen» beging, darf al» «in Fest- «nd Ehrentaa nicht nur für dieses Institut, sondern auch für da« musikalische Leipzig überhaupt gelten. Fünfundzwanzig Jahre nie ermatteten, selbstlosen, rein der Sache geltenden Wirken» im Dienste ernster Kunst, da» »st ein Resultat, welches für die Energie und den zähen Idealismus ebenso de» Diri genten wie de» Verein» ein laut redende» Zeug- niß ablegt und beide Theile zu dem Gefühle leb hafter Genugthuung berechtigt. Aber auch Leipzig durfte sich mit freudigem Stolze und zugleich mit herzlicher Lheilnahme der Feier de» genannten Tages anstMeßen: verdankt e» doch dem Ri«el'schen Vereine «rn gute» Lheil de» künstlerischen Ruhme», den e» gegenwärtig weit und breit genießt; ist doch der Verein ein wesentlicher, wir dürfen sagen: organisch noth- wrndtger Factor in unserem Musikleben, eine her vorragend«. und zwar jedenfalls die universellste Vst-Pstätt« für die Schöpfungen auf dem Gebiete her kirchlichen Tonkunst, hat doch da» musikalisch« Publicum durch ihn eine Fülle edelster und reinster. da» innere Leben wahrhaft bereichernder Genüsse empfangen. In der Lhat war denn auch zu dem gestrigen Concert eine die Räume der Thomaskwche gedrängt füllende Zuhörennenge erschienen. Unter ,hr befand fick eine große Zahl auswärtiger Gäste, früherer Mitglieder und Freunde de» Verein», von denen übrigen» auch manche mehr oder weniger regelmäßige Besucher der Riedel'schen Aufführungen überhaupt find. Unter Anden» war Abbö LiSzt er schienen, dessen kirchliche Tonschöpfungen seiten» de» Verein» von jeher eine liebevolle Pflege gefunden haben. Da» Concertprogramm war mit Beziehung auf die Bedeutung de» Tage» sinnvoll zusammengrstellt. ES enthielt drei Werke und begann mit Haupt mann» „geistlichem Gesang": „Ich und mein Haus, wir sind bereit, dir, Herr, zu leben". Mit diesem Werke hatte vor LS Jahren der eben entstandene Verein seine Hebungen eröffnet. Rechtfertigte sich schon au» diesem Grunde die gestrige Wiederaufnahme des selben, so konnte e» diesmal auch gleichsam al» rückwärts- und vorwärtSschauende», die unverbrüch lich ideale Richtung de» Verein» bezeichnendes Programm deffelben gelten. Al» zweite» Werk folgte eine neu« Messe (in vmoll) von einem bi-her nur wenig gekannten Eomponisten, Albert Becker. Auch diese Wahl stebt im Einklang mit der Tendenz de» Riedel schen Verein», der e» von Anfang an für seine Aufgabe gehalten hat, neben den der Vergangenheit angehörrnden Schöpfungen auch solche von lebenden Lonsetzern vorzuführen. Auf den festlichen Charakter de» Tages nahm die Schluß nummer, da»„Hallelujah" au» Händel's „MessiaS" speciellen Bezug. - ^ Di«' allgemein künstlerische"Stellung von Becker'» Messe ist bereits von Pr ff. Riedel in seinem auf daS Werk hinweisenden Artikel bezeichnet worden mit der Bemerkung, daß der Eomponist in ihr »war nicht al» „Bahnbrecher" sich zeige, sondern auf Bach und Beethoven fuße, daß er aber in der Durchführung seiner Gedanken selbstständig sei, und daß überhaupt da» Werk auS innerem Drange geschaffen er scheine. DaS Letztere bestätigt vor Allem die Er findung der Hailpttbemen. welche bei der Frage nach dem LebenSgehalte seine» TonwerkeS immer mit von entscheidender Bedeutung ist. Becker'S Haupt- themen find nicht formalistisch construirte Gebilde, wie man sie häufig in den Copien klassischer Vorbil der findet und denen man e» auf den ersten Blick anfieht, daß sie im bedenklichen Smne „erfunden" wurden, um geschickt und interessant mit ihnen arbeiten zu können; sie haben nicht nur festes motivische» Gefüge, sondern auch inneres Leben, bestimmt ansprechenden SefühlSauSdruck, menschliche Physiognomie. Wa» da» Vrrhältmß Becker'S zu Bach und Beethoven betrifft, so stellt sich dasselbe nicht al» ein äußerliche», mechanische» dar; der Kom ponist erscheint innerlich durchdrungen von dem Ge halte ddi Werke dieser Meister, sie bilden die Vor aussetzung, den Untergrund seiner Gefühlsweise; unter dieser Bedingung schafft er aber frei au» sich heraus, mit künstlerischer Naivetät. Diese Naivität, diese Freiheit de» Empfinden» giebt sich auch darin kund, daß neben solchen Zügen, die erne Einwirkung jener Meister erkennen lasten, sich auch viele finden, die von selbstständiger Auffassung zeugen. Wir machen u. A. aufmerksam auf die musikalische Wiedergabe der Worte Lreäo in m,»w c»tdo- licrm et >l,08tolic»m eceieoiew -7- „ich glaube an eine heilige allgemeine und apostolische Kirche". Diese Textstelle ist un» noch in keinem anderen derartigen Werke so bedeutsam ausgeprägt vorgekommen. Die wuchtigen, klangvollen, glänzenden Harmonieschritte sprechen zu un» nicht von einer bestimmten Eonfession, sie führen un» den großartigen Prachtbau jener „allgemeinen" Kirche vor da» geistige Auge, der die ganze Menschheit in sich faßt. Da» bei aller Bedingtheit durch Vorbilder doch Ursprüng liche in Becker'S künstlerischem Charakter tritt ferner zu Taae in seinem musikalischen Stil, der vielfach eine Behandlung der harmonischen und orchestralen Darstellung-mittel zeigt, welche ein Merkmal der neuesten Entwickelung der Musik ist. Wa» die einzelnen Sätze betrifft, s» bietet gleich da» Kyrie — in seinem Charakter an da» Kyrie der Bachstchen »moU-Messe erinnernd, doch durchaus selbstständig «Hunden — «in Etimmung-bild voll Wahr Heft der Empfindung, die — bei streng gebun dener Schreibart — doch in wohligem, breitem Strome sich ergießt und überzeugend an» Herz dringt, von mehr lyrisch sich znktNtMenfaffiuderu, innig ein facherem Ausdruck Oknftte »«. Niger bestimmt in seiner Wirkung auf tun» war^ da» zweit: Kyrie. Die» mag darin seinen Grund haben, daß, wie un». schien, dir Chorparti» im Garften eine» klar sich au»prägenden melo dischen Zuge» entbehrt, während die Orchesterbegier- tung, dre dre Thoralmelodie „AuS tiefer Noth schrei' ich zu dir" zu Gehör bringt, ebenfalls nicht so recht al» herrschender Factor durchzudrinaen vermag. Ein trefflicher Satz voll Zug in der Entwickelung, je nach den Anforderungen deSLexte» bald schwunßvouun Ausdruck, M besonder» . wohl «chgmmdrt ist da» vlori». Auf die nicht nur technisch-meisterhafte (zu letzt in «ine Combination von drei Themen au»- laufendrtz sondern auch innerlich befeuerte Durch führung der Schlußfuge hat bereit» Prof. Riedel aufmerksam gemacht, und außerdem «ft R«cht al» besonder» schön die Behandlung de» 6r»ti»8 »gimu» tibi hervorgehoben. Di« einzige in ihrer Wirkung zweifelhafte Stelle ist da» Aieerere nodi,, wenigsten» m seiner ersten Hälfte, die bei ihren eigen- tbümlich gewundenen melodischen Gängen in den Singstimmen, auf dem Grunde von mystisch-selt samen Harmonirfolgen in der tieferen Lonreqion zu sehr grau in grau gemalt anmuthet. Da» Oreäo hat viele intereffante Einzelheiten, erreicht in- deß da» 6>oki, nicht in seiner Gesammtwirkung. Auf zwei Umstände scheint Die» zurückgeführt werden M müssen: auf da» vorherrschen langsamer Tempi und auf manche thatfächliche Längen. Eine solche macht sich namentlich beim kl iae»rr>»li>, fühlbar und ist hier freilich wiederum bedingt durch ein bestimmte», einem poetischen Zw-cke dienende» GestaltungSver- fahren de» Komponisten. So glücklich und finnig an sich der Gedanke, Cboralmelonen gleichsam al» Com- mentar zu dem Meffe-Text einzuflechten, erscheint, le hat hier doch dir Nothwendigkeft der vollen Durch führung der Melodie: „Ein Lämmlein geht, trägt unsre Schuld" den bezeichneten Uebelftand zur Folge gehabt. Zu sehr ausgedehnt erscheint un» auch kaS Li cooüteor uoum dsptism» in remmejooem peee»- lorum. Die übrigen» sehr fließend geführte Schlußfuge würde unsere» Erachten» an Wirkung gewinnen, wenn sie mehr in einem Zuge Verliese und nicht wiederholt durch vrchesterzwischenspiele unterbrochen würde. Die» gilt auch vom zweiten im 8»»cl«8. Al» bedeutsam und charakteristisch wirksam hervortretende Züge erwähnen wir noch au» dem Creäo da» kr erveikLn, mit dem wie schmerzvoll ver zogenen, immer dringender erklingenden Motiv in der Begleitung, da» glänzende kt iteeuiu veotoiu» e«t. sowie da» ahnungsvoll beginnende, in spannungsvoller, har monisch gleichsam weit au-holender Steigerung bi» zur Bezeichnung der Weltkatastrophe durch Tamtam- ichligesich entwickelnde kt exepecto reillrreetionew mor- laorom, an welche» sich wie Posaunenrufe de» jüngsten Gerichts drei mächtige, cre,eeo<to vermittelte Dreiklänge de» vollen Orchester» anfchlicßen. Die Anwendung deS Tamtam zur versinnlichung einer ähnlichen dich terischen Intention, wie der vorhin genannten, finden wir allerdings schon bei Cherubim, doch ist sie hier be» Becker in der Art und Weise, wie sie vorbereitet erscheint, nicht ohne eigenthümliche Wirkung. Am unmittelbarsten auf die Hörer wirkenv erwirk sich da» 8«octo«, in der That ein schöner Satz, der sich im Haupttheil durch feierliche Haltung, im ersten Oeeno, durch frischen Glanz bei reicher und lebhafter Bewegung, im keueöictvg durch edel - anmuthigen Schwung in der melodischen Linienführung, durch gängig aber durch poetische», vermittelst mannich- faltiger Gegenüberstellung der verschiedenen KIan„- gruppen und feine harmonische Züge lebensvoll ab- aHtufte» und anregende» Colortt. sowie durch Plastik der Form auSzeichnet. Einen würdigen Abschluß de» Werke» blldet daS tief empfundene, psychologisch wahr und stetig entwickelte, in allen Formverhältniffen von künstlerischem Fein sinn zeugende Agnu8 «iei. Besonders schön und er greifend ist der Uebergang vom höchst gesteigerten Ausdruck der düsteren Stimmung de» Axons vei zu dem freundlich sich aufhellenden, lieblichen von, nodis p,eem. In diesem letzten Theile klingt das Ganze mild und versöhnend auS. Alle» in Allem find, wie sich auS dem Gesagten ergiebt, die Vorzüge und Schönheiten deS Werkes vor dem minder gelungen und wirksam unS Erschienenen wett überwiegend. Ein weitere» allgemeine» Resultat der Bekanntschaft» die wir mit der Messe gemacht haben, ist, daß wir jeder neuen derartigen Schöpfung de» Komponisten mit aufrichtigem Interesse entgegen sehen, und eS ist wohl anzunebmen, daß durch die thatkräftige Anerkennung, welche der Komponist bereit» damit fand, daß -er Ried-.l'sche Verein sein Werk unter so außerordent.ichen Verhältnissen vor die Otffentlichkeit brachte, daS Schaffen deffelben, de» Eomponisten, einen neuen kräf tigen Aufschwung nehmen wird. Daß die Für sprache. welche Becker'S Werk seiten» de» Verein» wie aller anderen Mitwirkenden zu Theil wurde, eine beredte war, hat der Eomponist selbst bei Gelegenheit voll Freude anerkannt. Die Aufführung war eine allseitig ausgezeichnet gelungene. Daß der Chor gerade an diesem Tage alle seine Kraft zusammennehmen, sein Beste» geben würde, ließ sich erwarten. Aber auch die Solisten: Frl. Brei- denstein, Frl. Keller und die Herren Pielke und Sünzburger leisteten in jeder Beziehung vortreffliches. Die schwierigste Aufgabe war Frl. Breidenstein zugefallen, welche dieselbe aber mit der an ihr schon wiederholt gerühmten künstlerischen Sicherheit bemeifierte. Herrn Günzburaer lernten wir vor einiger Zeit als Gast am Stadttheater kennen und al» Sänger schätze« Die-mal traten seine guten künstlerischen Eigenschaften in noch hellere» Licht; er verfügt über ein schönes, wohl ge bildete» Material und erwie» sich auch in der Art der Wiedergabe seine» Part al» edle Künstlernatur. Neber Frl. Keller und Herrn Pielke, welch« al» Kirchencon- certsänger bereit» bestens accreditirt find, haben wir nichGMeue» zu sagen. Da» Seloquartett zeichnet« sich »HrigenS auch dnrch einen schönen, harmonischen Zusammenklang der Stimmen au» DaS Gewand- hauSorchester, e,n so wesentlicher Factor für die künst lerische Vollendung de» Ensemble» der Riedel'schen Concerte, bewährte sich seinem Rubme getreu. An der Orgel saß Herr Zahn und griff, wo e» nöthig war, mtt glänzender Wirkung ein, bezeugte aber auch an den Übrigen Stellen ferne Sachkenntniß durch sorgfältige Dahl der Klangfarben. Da» Lob, welche» der Ausführung der Messe gebührt, erstreckt sich auch attf die Lrrdergabe der zwei anderen Nummern de» Programm». " Bei einem so wichtigen Abschnitt im Leben de» Riedel'schen Verein», wle der gegenwärtige ist, mag eS am Platze erscheinen, auf seine bisherige Wirk samkett einen kurM» Rückblick zu werfe« Di, von un» vorruführenden Thatsachen werden am besten die Verdienste deffelben, den Umfang und die objectiv« Richtung seiner Thätigkeit beweise« Wir bemerk«» v«ch) daß da» un» zu Gebot« stehende Material nicht stanz vollständig sein mag; e» kann fich aber dabei nur um ein oder zwei Concerte handeln, deren Pro gramm« un» nicht zu Gebote stehen. Am meisten vertaten war billiaerweise der größte protestantische Kirchenionsetzer I. S. Vach, und'zwar 10L Mal (darunter 6 Mal mit der Hohen Messe, 4 Mal mit der JohanneS-Pasfion). von Beethoven kam außer 4 kleineren Weiten die Ais,, »oiewois 10 Mal zur Aufführung. Die deutsche Schule war außerdem in ihren älteren Meistern in folgender Weise vertreten: Ioh. Christoph Bach 3, Em. Bach 8. Friedemann Bach 1, Ioh. Michael Vach 1, Srüger 1, Calvifiu» 3, Eccard 36, Eberlm I. AhaSv. Fritzsch 1, Wolf«. Frank L4, Melchior Feank 4. Gluck 8 (1 Mal mit Bruchstücken au» „OrpheuS" »m zweiten Con certe), SesiuS 8, Gumprlzhaimer 1, HaSler 3, Hän del 81 (3 Mal mit „Israel in Egypten", 1 Mal mit dem „Mesfia»'), tzeinlein 8, Hauptmann 3, Le»S- ring 1, Mendelssohn 18 (Mit „Paulu»" und „EliaS" je 1 Mal), Mattb. le Maistre 8. Mozart 8 (1 Mal mit dem Requiem), Mattheson 1, Gottl. Muffat 3, M Prätoriu» 17, Pachelbel 8. A. Rombera 1 (mu dem „Lied von der Glocke" im dritten Concerte), Schumann 6. Schop 1, Stobäu» S, Steuerlein 1. Schütz 88. Schein 1, Schroter 1, Epohr 1, Tanhäuser i mal. Der deutschen Schule in gewissem Sinne noch benuzählen ist Cheru bim, dessen Requiem einmal zur Ausführung kam. Von Tonsetzern der italienischen Schule waren be rücksichtigt Palefirina 88. ttftoraa 3, «llegri 8. Anerio 1, Bertoni I, Bernabei 1, Benevoli 8, Biordi 4, Boccherin» 1, Clan 18, Earissimi 3, Corelli 1, Caldara 3, Durante 4, Fest« 8. FreScobaldi 13, G. Gabriel» 4, Jomelli 1, Lotti 8, Leo I, Locatelli 1, MarcMo 9, Mortellari 1, Nanini 3, Pergolese 3, Porpora 1. Rodewald 1. Stradella 8, Lartini 3, vittoria lümal. Die Niederländer waren vertreten durch Arcadelt», Goudimel 1, Josquin de Pro» 1 (mit drei Sätzen au» einer M»ffe) LaffuS 1, Sweelink 8mal; von ««fran zösischen Componisten Elaudin le Jeune 4, Leclair Imal. Von Componisten der neuesten Zeit fanden Berück sichtigung Brahm» 3. v. Bronsart 1. Berlioz 3 (1 mal mit dem Requiem), Cornelius 13, Dommer 4. Fitzen hagen 1, G. Flügel 8, Franz 7. Ehr. Fink 8, Glej» 1, Goldmark 1. Herzog 1, F. Hiller I, I. Kl«stM », Kiel 4 fte 8 Mal mtt der dtis», «olemals uizp^tzem „CbristuS"), Lasten 8, LiSzt 18 (1 mal mit der Graner Messe, je Imal mit dem 13. Psalm und der lsi,», ckoreili, Lmal mit der „HeiligenElisabeth", 4mal mit den „Selig keiten" und je 1 Mal mit dem ^Vaterunser" und anderen Bruchstücken au» „EhristuS"), Matthison- Hansen »on. und ja« je 1, Müller-Hartung 8. Pappe ritz 1, Piutti 3, Rheinberger 8, Raff 2. I. Röntgen 1. Radecki 1, E. F. Richter 4, G. Rebling 8, Al». Ritter 8. A. G Ritter 3, Schul»-Beuthen 3, W. Stade 1. Tartini 3. S. A- Thomas 3, Tottmann 1, G. Biertina 1. Volkmann 3 (3 mal mtt dem , Weih- nachtslied"), Wüllner 8, Winterberger 1, Zopfs 1 Mal. Ferner kamen mehrfach Gesänge aus dem Locheimer Liederbuch, altdeutsche aeistliche. altböhmische Weih- nachtSlieder, bergische WeihnachtSlegenden in der Bearbeitung von Riedel, sowie Hussitenlieder und ein altböbmischeS Morqenlikd, von Zwonarz, russische Kirchengesänae, von Lamakin und BortnianSky ge setzt, »u Gehör. Außerdem gab der Verein im Jahre 1868 i« Gewandhaus« ein Concert für weltlichen Chor- und Sologesang, wirkte in dem ebendaselbst zum Besten von Robert Franz veranstalteten Concert mit. unter nahm Concertau-flüge nach Wittenberg, Dresden, Zittau, Nürnberg (in Folge erhalt, ner Einladung zur Jubelfeier deS Germanischen MuseumS) und be theiligte sich hervorragend an den Tonkünstlerversamm lungen in Weimar 1861 und 1870 (mit der Aig«« 8vlewm8 von Beethoven, in dem erftercn Jahre auch mit der Bach'schen Motette „Singet dem Herrn", die der Verein auf speciellen Wunsch Richard Wa^ner'» demselben privatim in der Kirche unter r leichzettitzer Anwesenheit LiSzt'S und Bülsw'S zu hören qav), Dessau 1865, Altenburg (Motette „Jesu meine Freude" von Bach, Requiem von Berlioz. 13. Psalm von LiSzt), sowie an der Ausführung der ». Symphonie bei Ge- legenheit der Grundsteinlegung de» Bühnenfeftspiel» haiffe» zu Bayreuth. Wir haben dieser lleberficht nicht» mehr hinzuzu- fügen, und schließen mtt dem Wunsche, daß dem Rie del'schen Verein fernerhin ein gleich ersprießliche» und seaenSreiche» Wirken vergönnt, die Anerkennung und Theilnahme, die seine drSherige Tbätigkeit gefunden, ihm bewahrt bleiben und er bei der durch viele äußere Verhältnisse erschwerten Durchführung seiner hoben Aufgabe von allen bethnligten ^Seiten mtt gleicher Berntwilligkeit wie bisher unterstützt werden möqe. vr. F. Sta,-e, ^ Vermischtes. , ! *MUnchen, 16. Mai. Zu der internatio nalen KnnstanSsteltuna tzßben bi» jetzt schon etwa 1600 Künstler mit über 3000 Werken ihre Vetheilignng zugesichert, eine weit größere Zabl, al» sie die letzte internationale An-stellnng 1869 anfzuweisen hatte. Alle Nation« werden darauf vertreten sein, und schon jetzt treffen täglich Sen- düngen von Werken der Maler« «zd der Plastik von allen Seiten ein; auch eine reiche Vertretung der Architektur dnrch Entwürfe, sowie zahlreiche graphische Werke sind zn erwarte« Wa» die Jnstallation-arbeitcn im GlaSpalaü betrifft, so nehmen dieselben einen günstigen Fortgang »ud gehen der baldigen Dollendnng entgegen. Die Ein richtung wird iu so grfchmackooller künstlerischer Weise vnrchgeführt, wie Die» noch bei keiner früheren Aa»strll»ng der Fall war. — HimmelSsegen. In diesen Lagen wnrde die Fran de- Bahnwärter» Karl Lehmann zn Hohenleipisch znm vierten Mal« von gesunden Zwillingen entbunden; avß« den Zwiffiugeo hat die Mutter noch sieben andere Kinder geooren. — Auch ein Titel, vom I.Znli d. Ä. wird in der Stadt Bromberg ein polnische» Blatt „>Vsreod br»t xlvno, potrreb» n^nvjsw«, u» «a Icarä» rlisärielv iv/änvmne" — zn Deutsch: „Allermenschendrnder, Zeitschrist^dnM da» VHstrsniß hervorgernfeu." — allfonnhäHtttz azG- gegeiben, erscheinen. * An» Neapel wird vom I». Mat geschrieben: >er Vesuv ist fortwährend in einer leichten Erup- l beo Der ^ tionSthätigkeit begriffen. In der Nacht von vorgiftern auf gestern ließ sich indessen eine größere Intens,oüät de» FenerbrtMde» wahrnehme« Man befürcht«: ernstlich, e» könne noch in diesem Jahre einen großen Aulbruch geben. — Da» letzte Mal hat der bellt»« Januariu» sein gewohnte» Wunder nicht ordent lich auftnführen beliebt. Die au» der Schatzcavelle der nach ihm genannten Hauptkirche in die Kirche der heiligen Klara übertragenen Fläschchen mit de« Vlute de» Hetliaen gaben die-mal, dem Haupte nahe gebracht, keine sonderliche Freud« über die Vereinigung mit demselben zu erkennen, indem sich trotz andert- halbftündiaen inbrünstigen Gebete» der Gettllichkett und de» Volke» nur ein sehr geringer Theii b» ein- getrockneten Blute» in flüssige Masse verwandelte. Die Neapolitaner find nun hierüber in nicht geringer Besorgniß, weil «S al» em Unglück verheißende» Zeichen ailt, wenn der Heilige nicht brav sein Wun der auffühn, und thatsächlich hat e» am nächstfolgen den Tage «in gar arae»HageIw«fter gegeben, welche» in der Stadt und auf dem Lande nicht gerina»» Un heil anrichtete.
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