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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187907096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-07
- Tag1879-07-09
- Monat1879-07
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1879
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Neduttt»» »»b LrprSttt«» JohanniSgass« 33. Lmechstoubro der Nkdaclt»»: Bormittags 13-12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. FU« dt« NUckgad« «tn-klandirr Mann- skrtptr macht fild d,r Redactton n»chr Vervtndlich. «mnchme drr sür dir nächst folgende Nummrr desltmntten Jnserake an Wochentagen bis 8 Uhr Nachmittags, an Lonn- »»d Festtagen früh dis '/,S Uhr. Z» bk» Filiale« sSr 2us.-Auaahmc : Otto Stemm. Umversttätssrr, 22. L««iS Lösche. Katharinenstr. ld,p. nur bis '/.» Uhr. KipMer TaaMM Anzeiger OlM für Polittk, Localgefchichte, Handel»- mid Geschäftsverkehr. Auflag« 16,000. -ho»>nnk»t»prti« vierteil. 4'/, Mt-, incl. Brnigrrtodn 5 Me., durch di« Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexeneplar 13 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefbrderung 3V Mk. mit Poslbesbrdernng 45 Mk. Inserate 5gesp. Petitzeile 20 Pf. Größere Schnitt» laut unserem PrriSverzeichniß, — Tabellarischer Satz nach köderem Tarif. Utliamen unter dem kedarttaufirich die Spaltzeile 40 Ps. Inserate sind stets an d. Lrvedttt»» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung praanuweriunto oder durch Postvorschuß. ISO. Mittwoch den 9. Juli 1879. 73. Jahrgang. Bekanntmachung. Für die Etadtwafferkunst soll rin Rührenprobir-Avparat anqeschasft und zur Lieferung desselben der Wea der Loncurrenz getrählt werden. Diejenigen Herren Fabrikanten, welche sich mit der Herstellung solcher Apparate befassen und sich bei der Eoncurrenz betheiligen wollen, werden ersucht, auf dem Bureau der btadlWasserkunst die auSliegenden LiesrrungSbedingungen einzusehen und ihre Gebote versiegelt und mit der Aufschrift „RSHrenprobir-Apparat" brS deu LL. Jnlt h. I. «achmitta-s S Uhr in dem vorgenannten Bureau abzugeben. Leipzig, den L4. Juni 1878. Die Lehntatton für die «ladtwasserkunst Bekanntmachung. Wir haben 40.000 Xi Stiftung-gelber gegen mündelmäßige hypothekarische Sicherheit und 4'/. Procent Zinsen sofort auSzuIeihen. Leipzig, den 7. Juli 1878. Des «aths Finanz.Deputation. virung gegen die ganze durch den vorliegenden Tarif inaugurirte Zollpolitik a«S. Einen höchst interessanten Zwischenfall verursachte er, indem er an daS Barnbüler'sche Vao vrctm! von 1866 er innerte. Der Abg. Barnbüler bestieg nämlich so fort darauf die Tribüne, um dies geflügelte Wort historisch richtig zu stellen, wa- freilich BoretiuS nachher sür eine bloße Bestätigung seiner Angabe erklärte. Zugleich aber setzte Herr von Barnbüler seine eigenen Verdienste um die Gründung »nsere- nationalen StaatSwesenS, unter Provokation aus daS Urthell des anwesenden Reichskanzler-, in ein so Helle- Licht, daß man nachgerade zweifelhaft werden kann, wer eigentlich da- neue Deutschland geschaffen hat, Bi-marck oder Barnbüler. Die Reich-tag-abgeordneten für Elsaß-Loth ringen haben au- ihrer Heimath eine mit zehn tausend Unterschriften bedeckte Petition zugeschickt erhalten, welche die Hülfe der Behörden gegen den immer mehr zunehmenden Branntweingenuß anrust. Die Petition soll gedruckt und an sämmt liche Mitglieder de- Reich-tageS vertheilt werden. Fürst BiSmarck hat sich beeilt, bei Kaffee und Petroleum von der Machtvollkommenheit Ge brauch zu machen, wetche daß Sperrgesetz der Regierung gewährt. Kaum hatte drr Reichstag am Sonnabend die Finanzzölle in zweiter Lesung angenommen, als auch schon die Bekanntmachung unterzeichnet wurde, welche die provisorische Erhebung der erhöhten Sätze für Kaffee und der neuen für Petro leum auordnet. Die Verordnung trägt sogar da» Datum de- 5. Zuli. Den Zollbehörden ist auf telegraphischem Wege entsprechende Anweisung so fort gegeben worden. Die Preissteigerung im Groß- wie Kleinverkrhr bei diesen und anderen Waareu wird also mcht mehr auf sich warten affen. Politische Itrbersicht. Leipzig, 6. Juli. Der Reich-tay ist am Montag in die letzte BerathuugSwoche eingetreten. In den Kreisen der Majorität hefft man, am Freitag die Session schließen zu können, so daß also doch nicht, wie nochvor wenigen Wochen befürchtet werden mußte, die Mitte de- Monat- Juli überschritten zu werden braucht. Dennocb ist diese Sitzungsperiode die bei Weitem längste seit Schaffung deS deutschen resp. norddeutschen Reichstag-. Den Abgeordneten ist nach der angestrengten Arbeit der letzten Monate eine Erholungspause wohl zu gönnen. Eine lange kann dieselbe wenigstens für die preußischen Mit glieder nicht sein, denn binnen kurzer Frist fordern die Vorbereitungen sür die Neuwahl de- Abge ordnetenhauses die thatkräftige Theilnahme aller politisch interessirten Männer heraus. Man nimmt an, daß die Auflösung de- bisherigen Landtags im Monat August der öffentlicht und die Neuwahl für oie zweite Hälfte deS September oder die erste Hälfte de- Oktober anberaumt wer den wird. Die fast stebenstündige Montag--Sitzung de- Reich-tag- trug schon etwa- von de« Gepräge jener fieberhasten Stimmung an sich, welche die letzten großen Entscheidungen zu begleiten pflegt Bon einer ziemlich trockenen Debatte über da- Gesetz wegen Einführung einer statistischen Gebühr au-gehend, entwickelte sie sich durch die zweite Lesung de- Tabaksteuergesetze- hindurch bi- tief in die zweite Berathung d«S Zolltarifgesetzes hinein zu immer regerem dramatischen Leben. In der Ver handlung üver die Statistik unseres Waarenver- kehr- mit dem AuSlar.de lag der Schwerpunkt lediglich in der statistischen Gebühr an sich. Die Nützlichkeit, ja die Nothwendigkeit einer genauen Controle der Ein- und Ausfuhr zum Zwecke einer zuverlässigen Statistik wurde eigentlich von keiner Seite bestritten; nur fand man ungerecht, daß gerade der Handel, der seinerseits an einer solchen Statistik nur ein untergeordnete- Interesse hat, zu der ohnehin ihn treffenden Belästigung auch noch die Erlegung einer Gebühr übernehmen solle. Ein Antrag Witte-Klügmann auf Beseitigung der Gebühr fand indeß nicht die Majorität; der Gesetzentwurf wurde nach den Vorschlägen der Commission, welche allerdings im Vergleich zur Regierungsvorlage eine Günstlgerstellung de-Han del- bedeuten, angenommen. Die zweite Lesung de- Tabaksteuergesetzes vollzog sich unerwartet glatt. Selbst nach dem zwischen den Conservativen und dem Centrum ge schloffenen Compromiß schien doch noch eine Reihe von Differenzpuncten übriggeblicben zu sein. Die meisten Redner beschränkten sich aber darauf, ihre Zustimmung zu den von der Commission vorge- schlageuen Zoll- und Steuersätzen zu motiviren. Nur der Abg. Richter-Hagen benutzte die Gelegen heit zu einem heftigen Angriff auf die Finanz reform und die BiSmarck'sche Politik überhaupt. DieReaierung beobachtete fast absolute- Schweigen. Da- Ha«- nahm die Zoll- und Steuersätze (85 Mark sür 10V Kilogr. au-ländischeu und 45 Mark für 100 Kllogr. inländischen Rohtabak) mit großer Majorität an. Auch in Bezug auf deu technischen Theil trat e- überall der Com mission« fassung bei. Da- Nachsteuerproject wurde von keiner Seite wieder aufgenommen. Zu der von der Commission empfohlenen Resolution be treff- thunlichster Einschränkung der Tabaks- iabrikation in deu Gefängnissen wurde vom Abg. Bebel wiederum der Antrag auf vollständige Be- feitianng dieser Fabrikation eiogebracht, vom Hause jedoch, unter Annahme d«S Commission-- defchluffe-, verworfen. Die nun folgende Berathung von tz. 1 de- Larifaesetze» gab dem Abg. Reichensperger- Olpe Gelegenheit, die Stellung de- Centrum- zu dem Tarif und namentlich zu den Finanzzöllen zu rechtfertigen oder vielmehr zu entschuldigen. Durch aus zutreffend wandte Bamberger auf diese Red« da- Sprüchwort an: tzm s'excuso, 8'accnse. Der Abg. Boretiu-, zu den der Regierung am weite sten entgegenkommenden Mitgliedern der national- liberalen Fraktion gehörend, sprach sich nicht- best» weniger mit knapper uud entschiedener Mott- In parlamentarischenKreisen ist feit einigenTagen da- Gerücht verbrettet, daß auch der Minister de- Innern, Graf Eulenburg II, an die Ein reichnug seine- Entlastung-gesuch» denke. Thatsache ist, daß der Graf durch den Fürsten Bi-marck von der Berufung feine- Unterstaat-secretair- für den Fiuanzministerposteu erst alS von einer vollendeten Thatsache erfuhr und von dieser nichts weniger alS erbaut gewesen ist. Zwischen dem Grasen Eulenbura und Herrn Biller scheint da- persön liche Berhältniß kein bessere- gewesen zu sein al- zwischenDiesem unddem schle-wig-holsteinschen Ober Präsidenten v. Scheel-Pleffen Wenn man den Blättern dieser Provinz glauben darf, ist auch die Popularität de- früheren SchleSwiger Regierung- iräsidenten keine große gewesen. Thatsache ist erner, daß Gras Botho Eulenburg erst nach angem Widerstreben und gegen daS auSdrück- iche Abrathen feine- jetzt verstorbenen Vater- da- durch den Abgang feine- Vetter- Fritz erledigte Ministerium übernommen hat und daß er rin Man« von stark entwickeltem UnabhängigkeilS gefühl ist. ES gewinnt übrigen- den Anschein, alS ob auch Minister Hobrrcht so gut wie die Herren Falk und Friedenthal auf eine anderweitige An stellung im Staatsdienste verzichtet hätte. Bon seiner Ernennung zu« Präsidenten der StaatS- schuldenvcrwaltung ist nicht mehr die Rede. Die Gemeinsamkeit der Nerikalen Interessen in Frankreich und Deutschland — schreibt man der „Tribüne" von iusormirter Seite — bildet eine der Hauptcombinationen in dem Vertrage zwischen Fürst Bi-marck und der Centram-partei; die Führer der letzteren, die schon vor Monaten für den Fall der Lerständigumz der preußischen Regierung mit der römischen Curie dem Fürsten Bi-marck versprochen haben, ihren ganzen Einfluß zur Beseitigung der Opposition der Elsaß-Lolh- ringer, Polen und Welsen aufzubteten, werden unzweifelhaft mehr als einen Pfeil gegen Frankreich abschießen, da- schon seit einiger Zeit in der katho lischen Presse mit einer Aufmerksamkeit bedacht wird, die der Republik alle Ehre macht. Kommt dann die Zeit, wo die längst in Aussicht genommene Re formation der Infanterie- und Artilleriecadre- dem Reichstage zur Genehmigung vorgelegt wird, dann werden die Klerikalen am allerwenigsten die Consrquenren der Finanz- und Schutzzölle hintan halten wollen. Ob dann nicht schließlich noch die Maigesetz« eine kleine Modifikation erfahren wer den, will un- durchaus nicht so unwahrscheinlich dünken, in den Kreisen der CentrumSpartei wenig sten- nährt man diese Hoffnung. „Schritt für Schritt." „Zug um Zug" ist hier die Parole. Sind die Priester begnadigt und die Bischöfe zurück« gekehrt, dann wird da- allgemeine Wahlrecht be schränkt, die Budgetperioden werden verlängert u. f. w. Für jede Leistung wird e- nicht an einer Gegen leistung fehlen. Freilich werden nicht alle Hoff- nungen in Erfüllung gehen, die Bi-marck auf den Bund mit den Feudalen gesetzt. Der Einfluß der CentrumSpartei wird nicht zunehmen, sondern ab nehmen; schon jetzt sind die Beziehungen der Letz teren zu den Welfen, Polen und PrUestlern er kaltet. Die We'fen wollen sich ganz trennen von der CentrumSpartei und sich alS eigene Partei constituiren. und Polen und Protestler werden mit der Fortschrittspartei in allen politischen Fragen stimmen. Der in der letzten Session de- preußischen Landtags wiederholte Versuch, die Reorganisation der drei vormal-sächsischen Stifter Merse burg, Naumburg und Zeitz im Wege der Gesetzgebung herbeizuführen, ist nicht von Erfolg gewesen. Die Angelegenheit einstweilen beruhen zu lassen, schreibt der „ReichS-Anz", war nicht angänglich, weil die Stifter zu Naumburg und Zeitz nur auf je zwei Augen stehen und bei etwaigem vollständigen Aussterben der betreffenden Capitel zu besorgen war, daß daS Stfft-ver- mögen den allgemeinen Staatsfonds zufiele. Darüber aber, daß der Eintritt dieser Even tualität zu verhüten sei und daß e- wesentlich darauf ankomme, die StiflSrevenuen sür kirch liche und Schulzwecke in der Provinz Sachsen, unter vorzug-weiser Berücksichtigung de- vorma ligen StistSgrbiele-, zu verwenden, hatte sich in beiden Häusern deS Landtag- Einverständ- niß ergeben Der Kaiser hat demgemäß » ter Er nennung je eine- neuen Mitglied«- für Sie drei Capitel und unter Vorbehalt der Rechte der zur Zeit vorhandenen Capitulare angeorduet, daß fortan jede- StiftSmitglied in Naumburg und Merseburg neben lebenslänglicher Nutzung einer Curie eine nach den Vorschlägen de- Ge setzentwürfe- bemessene sixirte Präbende von 2000, resp. 2500 Mk. oder 3000 Mk. beziehen solle, und daß nach Abzug dieser Präbenden, sowie nach Erfüllung aller sonstigen, auf dem Vermögen der Stifter haftenden rechtlichen Verpflichtungen die Gesammtrevenuen der Stifter vom l. Januar 1879 ab ru kirchlichen oder Schulzweckea inner halb der Provinz Sachsen, unter vorzug-weiser Berücksichtigung deS bisherigen StistSge'ueteS, ver wendet werden sollen, lieber die Art dieser Ver wendung wird demnächst nähere Bestimmung er- gehen. Die englische Regierung hat aus den Rath deS Generalpostmeister» daS Gesuch, Telegramme, welche auf die Ausstellung iu Syvney und Mel bourne Bezug haben, zu niedrigerem Satze be fördern zu ttissen, abgeschlagen und beruft sich hierbei auf die Präcedenzsälle der Ausstellungen zu Pari- und Philadelphia. Die Weigerung einer Ermäßigung hat in Handelskreisen eine begreifliche Verstimmung erregt. Sie ist drückend nicht nur für englische, sondern auch für auswärtige Aus steller, denn Telegramme von au-wärt- müssen ebenfalls über England befördert werben, also die selben Sätze bezahlen. Um so mehr wird man vielleicht in HandelSkreisen geneigt sein, der Re gierung gegenüber den Vorschlag Deutschlano- auf Einführung eines einheitlichen Telegraphen- tarif- zu unterstützen. Da- Londoner Bureau der vereinigten Handelskammern hat sür die Sache ein thätige- Interesse bewiesen, und wenn sich die etwa- umständliche, aber nothwendige Behandlung der Sache mit genügender Geschwindigkeit erledigen läßt, so steht zu erhoffen, daß von dieser Seite ein der Reform förderlicher Schritt geschehen wird. ImenglischenOberhause kamenam5.d.M. die afrikanischen Angelegenheiten zur Sprache. Der Earl of Kimberley fragt, ob die Regierung Nachrichten erhalten habe, daß Cetewayo FnedenSanerbietungen gemacht, und ob Sir Bartl« Frere autorisirt sei, mit jenem Monarchen Frieden zu schließen. Lord Cadogan erwidert, daß den eingelaufenen Berichten zufolge Cetewayo noch keine definitiven Frieden-bedingungen angeboten habe. Die Frage, ob Lord ChelmSford und Sir Bartle Frere im Besitze der nöthigen Instructionen bezüglich der Frieden-bedingungen seien, kann Redner nur in der Weise beantworten, wie er Die» bereit- bei einer früheren Gelegenheit gethan. Die Depesche d«S Colonialminister- setze die Beiden iu Stand, die Friedev-basiß festzustellen, spreche jedoch den Wunsch au-, daß Sir Bartle Frere sich in keiner Weise binde, ohne sich mit Ihrer Majestät Regierung verständigt zu haben. Er schließe daraus, daß Sir Bartle Frere zwar berechtigt sei, über die Frieden-bedingungen zu verhandeln, allein den Frieden nicht abschlietzen dürfe ohne vorauS- gegaugene Verständigung mit Ihrer Majestät Regierung. Am 5. d. M. wurden die irdischen Ueberreste von Lord Lawrence, dem oftgenannten, viel geehrten ehemaligen Vicekönige von Indien, in der Westminster - Abtei zur Ruhe gebracht. Seine letzte Stätte befindet sich gerade gegenüber der im Mittelschiff stehenden Kanzel, in aller nächster Nähe der Gräber Lord Clyde'S und Sir George Pollock'- indischen Angedenken-, In Italien dauert die Ministerkrisi- fort, welche anläßlich der Berathung de- Mahlsteuer- gesetzeS in der Deputirtenkommer zum AuSbrucbe gelangt ist. Die Schwierigkeit einer neuen CabinetS« bildung ist um so größer, al- Sella formell er klärt haben soll, daß er im Hinblick aus den Widerspruch seiner angesehensten Parteigenossen eine Combinatiou nicht anzunehmen vermöchte, durch welche zugleich mit ihm Nicotera, der Führer der neapolitanischen Deputirtengruppe, in da- Mi nisterium berufen würde Nach einem der „TimeS" au- Rom zugegangenen Telegramm haben CriSpi und Minghetti sofort nach der entscheidenden Ab stimmung Rom verlassen und sich nach Neapel, be ziehentlich nach Bologna begeben. In den Wohnungen der in Jerez (Spanien) verhafteten und jetzt in Untersuchung befindlichen Internationalisten sollen wichtige Schriftstücke ge funden worden sein. Mehrere Feuer-brünste, die in Andalusien neuerdings auSgebrochen sind, werden aus internationalistische Brandstifter zurück geführt. Die Angabe, daß die spanischeRegie- rung von der Havanna ein Kriegsschiff abge- sandt habe, um Puerto Plata zu blokiren, well die Regierung von St. Domingo die zwei mit Ge walt au- einer» spanischen Schiffe genommenen Generäle hat hinrichten lassen, wird osficivs a>S falsch bezeichnet mit dem Hinzufügen, daß die spa nische Regierung die Antwort der dominicanischen abwarten werde, ehe sie weitere Schritte in der Sache thun werde. Die orientalische Frage ist nach Egypten ver. legt. Von den Fragen auf der Balkan-Halb infel ist kaum irgendwo die Rede. So wenig die Balkanländer, so viel macht Egypten von sich reden. Au» Kairo wird ISmall Pascha so mancher Nachruf gewidmet, der Alles, nur keine Lobrede ist. „Er fiel, wie er regiert hatte," schreibt man der AugSburger „Allgemeinen Zei tung", „alS falscher Spieler, der, wenn er sieht, daß man seine Schliche gemerkt hat und Willens ist, ihn hinauSzuwerfe.l, freiwillig die Karten ab- giebt; noch kurz vorher hatte er zum letzten Mal die Cassen OberegyptenS und zum Theil auch die der Hauptstadt auögeplündert, wahrscheinlich, um sich daS Reisegeld zu sichern." Eine heute nach träglich a«S dem letzten Blaubuche veröffentlichte Depesche Vivian'S beweist, wie ISmail Pascha den Vorstellungen der Westmächte anfangs durch Aus flüchte zu begegnen hoffte, und wie wenig er daran dachte, seinen Thron zu verlieren. DaS Wiener „Fremdenblatt" bringt folgende „authentische" Darstellung auS Kairo üver den Herrscherwechsel in Egypten: Nach am 26. Iun, schwankte der Khedive ISmail Pascha wegen seiner Abdankung. Kurz nach Mittag kamen auS Konstantinopel rwei Depeschen, eine an Tewfik, als an den neuen Khedive, die andere an I-mail Pascha ohne weiteren Titel. Der Justiz- minister Khairi Pascha empfing beide Depeschen, ervffnete und dechisfrirte sie. In dem Telegramm an ISmail Pascha befahl der Sultan diesem, zu Gunsten Tewfil'S abzudanken, in dem andern er folgte die Ernennung Tewfil'S rum Khedive. Khairi halte nicht den Muth, die Depeschen dev' Khedive mitzutheilen; Cherif Pascha trug sie hir, indem er den anwesenden Raphib Pascha und Chaim Pascha, welche sich weigerten, befahl, ihm zu folgen. AuS dem Umstande, daß alle Drei in die viceköniglichen Gemächer eintraten, ohne st cd melden zu lassen, entnahm der Khedive, daß etwa«. Ernste- vergehe. Er sagte: Ihr bringt mir schlechte Neuigkeiten. Cherif Pascha erwiderte: Ja, Hoheit! Die Ereignisse haben sich erfüllt. Er la- beide Depeschen und übergab sie dem Khedive. Dieser, einige Momente ganz außer Fassung, sammelte sich und sagte: Ich gehe selbst zu Tewfik, um ihm da- Telegramm zu Uberbringen. Cherif Pascha meinte, e- sei schicklicher, den Prinzen Tewfik holen r« lassen. Die Mutter und die G«0tt«7 T'irsik'S wollten e- anfangs nicht zugeben, daß dieser den Harem verlassender dieser ließ sich nicht zurllckhalten. Vor dem Khedive und den drei Paschas angelangt, warf er sich aus die Knie und küßte dem Khedive die Hände. Sein Gesicht war von Thränen überströmt. Der Vater umarmte ihn zärtlich und weinte ebensall« Raphib Pascha war so ergriffen, daß er au» dem Saale gebracht werden mußte. Der Ex Khedive begleitete den neuen Khedive bl au die Treppe, dort fiel der Sohn neuerdings aus die Kniee angesichts de- ganzen Hose- und küßte dem Khedive die Hand. Bevor Tewfik die Väter-
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