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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187907136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 4001 fehlt; fehlerhafte Bindung, Seiten doppelt vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-07
- Tag1879-07-13
- Monat1879-07
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1879
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Grschtint tigltch früh 6»/. Uhr. Lkbattioi »»I Trvcdttt»« JvhanniSgast« 33. rP«chß»»dn> brr Lrb«tti»»: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—L Uhr. HSr »tr Nückgad« kin-rlandxr Manu- scrlple »achl gch »«e.N«do»Non nicht vrrdindttch. Annahme der für die nächst, de Nummer destimmteu »Ir an Wochentagen dts thr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen früh bis '/»V Uhr. Zu beu/lUatr, für Zas ^unahmr : Otto Klemm, Univrrfitätspr. 22. LoviS rösche, «atharinrnstr. Id.p. nur bis '/,3 Uhr. UriWM TiiMM Anzeiger Vrgm für Politik, Localgeschichte, Handels- md Geschäftsverkehr. Aufla-e IK.KVO. ^d«»«rmrMiorrt« viertelj. 4'/,Mt. »ncl. Brinaerlohn 3 Mt., durch dir Post bezogen K Mk. Jede einzelne Stummer 25 Pf. Belegexemplar Io Pf Gcdlthrm für Extrabeilagen ohne Postbrfürdrruilg 3« Btt. mit Postbefsrdrrung 48 Mk. Zafrratr 5gesp. Prtitzeile 20 Pf. Svrdhrrr Schriften laut unserem Preisverieichniß — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Uectamr, uvler de« »rberttoestrich die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stet« an d. Ornedttl»» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung prnanuwarmul« oder durch Postvorschub. .4° 194. Sonntag den 13. Juli 1879. 73. Jahrgang. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten «Ittwach. «» 1«. Juli ». »»«»»- Uh, i» G««1r den l. VLrgerschul» Tagesordnung: I. Gutachten de» Vau-, Oekonomie- und verfaffungS-Ln-schuffeS üder die Regulative für Bebauung der BiSmarckftraße. II. Gutachten de» Vau« und Oekonomie-AuSschuffe» über ». die Lklärung de- RatheS auf den Antrag »egen vemefsung der Fristen bei Lieferungen für die Stadt, d. den Wegfall der Wasserkraft der Angermühle. UI. Gutachten de» Bau-Lu-schusseS über Einführung der Wasserleiung in die verlängerte Ulbertstraßr. IV. Gutachten d«> Echul-AuSschuffeS über Erhöhung der Budget postton „Handwerksarbeiten in der Real schule U. Ordnung". V. Gutachten de» Finanz-LuSschusse» über ». Erwerbung mehrer« Exemplare deS neuen Kanitz'schen Stadtplane-, d. Anschaffung feuerfester Schränk, für di« Stadtsteuer^innahme, e. die Ausschreibung der diesjährigen Kirchensteuer. VI. Gutachten des Ausschusses »ur Gasanstalt über ». Einlegung der Ga-leitung in die neue von der Ammobiliengesellschaft auf dem ehemals vaumgärtner'schen Armle herzustellende Straße. i> dir «e- leuchiungSanlagen in der verlängerten Pfaffendorfer Straße uni die Abänderung der Anlage in der Großen Fleischergaffe, e. die Erweiterung der Beleuchtungsanlagen auf dem Marienplatze und in der Al selstraß«. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß vom 15. d. W ab Sie Wtutzmühlenftrahe auf de» Lracte von dem Königs platz bi» »ur Emillenyraße wegen Neubaues einer Schleuß? für den durch- gehenden Fährverkehr bis auf Weitere» gesperrt wird. Leipzig. den 11. Juli 1v79. Le, «ath »er Statzt Leipzig 0r. Georg». Wangcmann. Bckanntmachung, Die Zinsen der Jregeffchen Stiftung zur Belohnung treuer und unbescholtener Dienstboten, welch« mindestens 2V Jahr« hindurch bei einer oder doch nur bei zwei Herrschaften in hiesiger Stadt im Dienste gestanden haben, ftnd am 30. Aug ist d. I. in Beträgen von mindesten» 30 zu vertheilen. Smpfan. »berechtigt sind nur wirklich« Dienstboten, d. h. solche, welche zur ausschließlichen Leistung häuslicher Dienste gedungen find und bei der Dienstherrschaft Wohnung und Kost haben. "eugmffen der Dlenftherrschaften bei un» welche au» obiger Stiftung Leipzig, den 8. Juli IST». De, »oth »er «ta»t Leipzig vr. Georg». Richter. Betannmmchung. Wir haben 40.000 >1 EtistungSgelder gegen mündelmäßig« hypothekarische Sicherheü und 4'/« Procent Zinsen sofort LuSzuleihen. Leipzig, den 7. Juli 187». De» «oth» -tnanz-Leputatla». Bekanntmachung. Die Waler- und Lecktrer-Arbette» bei dem Neubau einer Schule hier sollen mit Einschluß der Materialien im Wege der Submission unter Vorbehalt der Auswahl und der Entschließung in der Sache an Unternehmer verdungen werden. BlanquetS und Ausführungsbestimmungen lieg«»« im hiesigen Gemeinde-Amte zur Einsicht bereit und können dort in Empfang genommen werden. Die Offerten auf obige Arbeit sind unterschrieben, versiegelt und portofrei und mit der Aufschrift „Malerarbeiten" versehen bi» spätesten» den AI. Juli n. e. im Gemeinde-Amte allhier abzuaeben. Eonnewitz, den ». Juli 1879. Der Schulvorstand. Sem.-Lorst. Peege, Vorsitzender. Fürst Lrsmarck und -ie ÜatiouaUiberale«. Gegenüber der sich überstürzenden Fülle der parla mentarischen Ereignisse in den letzten Tagen ist e» nicht möglich, alle entscheidenden Wendungen de» Drama nach Gebühr zu würdigen. Aus Eine» aber» auf die Auseinandersetzung zwischen de« Fürsten BiSmarck und der national- liberalen Partei, wird man noch oft zurück- kommen wüsten. Nicht leicht kann man sich eine einseitigere und unrutreffendere Darstellung tatsächlicher Verhält nisse denken, als daS Sündenregister, welche» der Kanzler dieser Partei vorgehalten. Die vollstän dige Unrichtigkeit de» AuSgangüpnncteS seiner ganzes Anklage Begründung hat der Abgeordnete v. Bennigsen sofort in der Mittwochs-Sitzung selbst oaraelegt. Die Präsidenten de» Reichstag» und v«S Abgeordnetenhauses, v. Forckenbeck und v. Ben nigsen, sollten nach der AuSsage deS Kanzlers im Frühjahr v. I. eigenmächtig und hinter seinem Rücken eine LandtagSsession in die ReichStagSsession erngeschoben haben. Nun konnte aber v. Ben nigsen sofort au» authentischster Quelle, au» einer vom Minister Friedeuthal im Abgeordnetenhause abgegebenen Erklärung, beweisen, daß die Prä sideuten damals im Einverständnis mit dem preu ßtschen Staatsministerium gehandelt haben und daß Fürst BiSmarck durch da» letztere nur deshalb »icht von den betreffenden Verhand lungen in Kenntniß gesetzt worden ist, weil er sich wegen Krankheit auf Urlaub befand. Mit vollem Recht konnte Bennigsen sagen: Liegt bier überhaupt ede Verschulden vor, so ist e» auf Seiten deS preußischen Staatsministeriums, nicht auf Seiten der Präsidenten, am allerwenigsten aber auf Seiten der uationalliberaleu Partei. Damit war dem Gebäude von Anschuldigungen, welche» der Reichs kanzler auf dieser Voraussetzung aufgesührt hatte, der Boden entzogen. Ale Welt mußte erwarten, daß Fürst BiSmarck, angesichts der unwiderleg lichen Thatsachen, seinen Irrthum eingestehen würde. Der Kanzler zog vor, zu schweigen. Allerdings, Bennigsen hatte seiue Rechtfertigung in Form einer persönlichen Bemerkung vorgebracht uad nach der Geschäftsordnung würde eme Er widerung d«< Kanzler» die Debatte wieder eröffnet haben. Aber gegenüber einer Angelegenheit vo» so verhängnißvoller Bedeutung mußten derartige Rücksichten Wegfällen, Fürst BiSmarck mußte sprechen. Wenn er e» trotzdem unterließ, so bleibt dasür nur die eine Erklärung, daß er durch lue Bennigfeu'scheu Ausführungen mcht überzeugt worden ist. Äu der That, dem Kanzler kann ja die öffent lich abgegebene Friedenthal'sche ErNärnng nicht unbekannt geblieben sein. Daß er nicht» desto weni ger dev Angriff gegen die Präsidenten auSsÜhrte, «ie er eS that, beweist, daß er in dieser Erklärung »icht die ganze Wahrheit erblickt haben, daß er an eine Art Verschwörung zwischen Friedenthal oder dielleicht den „liberalen" Ministern überhaupt »nd den nationalliberalen Führern geglaubt haben »nß. Fürst BiSmarck hat eine starke Neigung Po» Mißtraneu, und wie seine Natur nun einmal qi, verdichtet sich ihm ei» einmal gefaßter verdacht z« der Vorstellung, all ob e» sich um eine reale Thatfache handelte. Begreiflich daher, daß er, nach dem ihm der verdacht einer Verschwörung, um ,>ie Regierung zu regieren", etumal aufgestiegen war, auch im weiteren verlanse der Dinge immer n»r tendenziöse Feindseligkeit ans vattonauiberaler Seite witterte. Der Kanzler erinnerte in dieser Beziehung au die Haltung der Partei gegen über der erster Soctalisteagesetzvorlage; aber er vergaß zu ervähnea, daß lediglich durch die treue und hingebungsvolle Mitwirkung der natioualliberalm Part« die zweite Socialisten- gesetzvorlage zmn glücklichen Abschluß gekommen ist. Er erinnerte an die ablehnende Krittk, welche die natioualliberale Presse von vorn herein an seinem „Steuer« und WcrthschastSpcogramm" geübt; aber er vergaß zu erwähnen, daß dieselbe Presse die Regierung auf- Loyalste ersucht hat, durch eine Trennung der Finanzresorm von einer Revi sion deS Zolltarif» ta proteclionistischer Richtung der Gesammiheit der uationallibcralen Partei die Mitwirkung an der finanziellen Selbstständigmachung de- Reich» zu ermöglichen. Er beklagte sich darüber, daß in der gwenwärtigen entscheidenden Berathung seiten» der Mtionallideralen kein bestimmter Vor schlag zur Verständigung gemacht worden fei; aber er vergaß, daß Herr v. Bennigsen wochenlang mit ihm über eia« sehr bestimmten Vorschlag unter handelt hat. Und nun gar die Gründe, welche den Kanzler nach seiner Aussage erst ganz veuerdingS zum vollständigen Bruch mit den Nationalllberaien be stimmt haben! In einer Gesammtprüfung der Wege, welche lie nationalliberale Partei geht, will er gesunden haben, daß e- sich um Bestrebungen handelt, welche sind „Untergrabungen deS ReichS- destandeS gerade so gut wie die soclaldemokratischen Untergrabungei." Beweis dasür: die Reoe v. Forckenbea'S im Zoologischen Garten »nd die LaSker'sche Rede über den Petroleumzoll. Nun, Herr v. Forckenbeck hat sich soeben im Reichstage über dieselbe Krage ausgesprochen, welche den Berliner StädLtag beschäftigte, über den Korn zoll. Und nicht ander- steht eS mit der Rede LaSker'S. WaS bleibt nach alledem von den Gründen, welche nach deS Kanzler» Auffassung daS Zusam mengehen der Regierung mit den Natioualltvcralen unmöglich gemacht haben sollen? Sein einziger. Der wahre Grund ist vielmehr, daß Fürst BiS marck jede Pattei als seine Feindin betrachtet, welche nicht ganz »nd auf die Dauer seinem Willen »ndedingt ergeben ist. Und dieser Grund war allerdings durchschlagend genng, um die AuS- einandersetznug, welche am 9. Inlr erfolgt ist, »u- vermeidlich z» machen. Politische Ilrdrrsicht. «»»«>,. u. IM. Der Reichstag trat am Freitag bei Fortsetzung der dritten Lesung de» Zollgesetzes in die Special- berathung de- Tarifs em. Schon am Beginn der Sitznng hörte man, daß der BnndeSrath beschlossen habe, alle vorliegenden ErmäßigungSauträge ad- zulehnen, den bis dahin eingegaugenen Anträgen auf Erhöhung einzelner Positionen aber sich nicht zu widersetzeu. Demgemäß war denn auch die Haltung der Regierung bei der Verhandlung. Gleich bei der Position Baumwolle trat Die» her vor. Äa der Tarifcommisston wie in der zweite« Pleuarberathunp find bekanntlich die Interesse» der rheinische» Weberei denjenigen der elsässischeu Spinner unterlegen. Der Abg. Reichensperger- Crefeld machte nochmal» mit anerkennenswert her AuSdauer den versuch, die schon früher von ihm beantragte Ermäßigung der Garnzölle zu erreichen. Aber alle iseine Schilderungen von de« unaus bleiblichen verderblichen Wirkungen der Beschlüsse zweiter Lesung waren erfolglos. Minister Hofmann erklärte Namen- der verbündeten Regierungen den Antrag ausdrücklich für „verwerflich". Der Abg. Sounemann zog nochmal» gegen die elsässischeu Spinner zu Felde »nd verwickelte sich schließlich mit dem Abg. Grad in einen Austausch persön licher Beschuldigungen, die eine solche Heftigkeit erreichten, daß ihm unter fast beispielloser Er regung de- Hause» ein Ordnungsruf zu Theil wurde. Im (Übrigen wurden die Baumwollgarn- zvlle ,nlt erheblicher Majorität unverändert nach den Beschlüssen zweiter Lesung angenommen. — Eine abermalige lebhafte Debatte entspann sich bei der Position Eisen, «nd zwar über einen An trag der Adgg. Stumm »nd Melbeck wegen Er höhung deS Zolls auf Elsenwaaren. Vergeben- wie- der Abg. Richter auf den den Import ganz »nverhältnißmäßig übersteigenden Export von Eisenwaaren hin, vergeben» warnte er davor, in der Kleineiseuiadustrie bi» dahin gar nicht gekannte Schutzzollarlüste zu erregen, vergeben» appellirte er an da» Interesse der Landwinhschast bei dieser Frage. Die letztere vertröstete der Abgecrvnete Stumm 'auf den erhöhten Roggenzoll und so wurde der Antrag Ttumm-Melbeck, natürlich »ater dem Beifall der Regierung, in namentlicher Ab stimmung mit 178 gegen 160 Stimmen angenom men. — DaS Unerwartetste trat bei der Position „Flach» und andere vegetabilische Spinnstoffe mit Ausnahme der Baumwolle" ein. Von dem Ge« sichtSpuncte ausgehend, daß die von der Industrie benölhiglen Rohstoffe möglichst zollfrei zu lasten seien, hatten die Varnbüler'sche Commission, dann die Tariscommission de» Reichstag», endlich auch da» Plenum diese Position für frei erklärt. Am Frei tag aber gelang eS den Agrarien, frellich nur mit einer einzigen Stimme Majorität, einen Zoll von 1 Mark pro 100 Kilogr. durchzusetzen. Dieser Zoll richtet sich sich hauptsächlich gegen die Jute, welche durch ihre Billigkeit dem Flach» eine immer weiter greifende Concurrenz macht. Der Be schluß ist sehr lehrreich für die Beurtheilung de» ganzen System». Für die m Deutschland be stehenden Jute-Spinnereien kann er von ge radezu vernichtender Wirkung werden. — Bei der Position Getreide entspann sich ein scharfer Wortkampf über den Antrag auf Verdoppelung de» RoggeazollS (1 Mark für 100 Kilogr. statt 0.50 Mark). Neue Argumente zur Sache wurden nach der erschöpfenden früheren Debatte natürlich nicht beigebracht, abgesehen vielleicht von dem Hin- wer» darauf, daß die inzwischen immer ungünstiger gewordenen ErateauSsichten die Einführung von Getreidezvllen gerade in diesem Jahre doppelt bedenklich erscheinen lassen. Große- Interesse erregte aber da- Eingreifen de» Abg. v. Forckenbeck in die Debutte. Provocirt war er dazu durch einen Ausfall de» Abg. v. Kleist-Re tzow aus dem Berliner Städtetag. Beredt, knapp «nd schlagend wie» der seiner Partei nenerdtngS zmückgegkvene Führer die zahllosen Verleumdungen dieser durchaus berechtigte» und durchs«» in den Schranken der Gesetzlichkeit vorgenommeuen Kundgebung zurück. Der verdoppelte Roggenzoll wurde schließlich in namentlicher Abstimmung mit 186 gegen 160 Stimmen angenommen. Daß der Abg. Völk und seine Gesinnung», genoffen der nationalllberaien Fraktion nicht mehr angehvren können, aalt, auch abgesehen von der letzten Sitzung dieser Parts- mentarischen Körpersch»st, für absolut sicher. Wa» sonst auS der letzteren gemeldet wird, daß z. v. auch die Gegensätze zwlschen dem durch die Abgg. LaSker und Rickert, Bamberger und Forckenbeck rrpräientirten sogenannten linken Flügel der Fraktion und der unter Bennigsen'» Leitung stehenden Mitte wiederum so scharf auf einander geplatzt wären, daß die Linke sich abzweigen wolle, wird wohl erst bestätigt werden muffen. Im Monat September soll eine allgemeine national- liberale Landeßverfammlnng nach Berlin berusen werden, wa» im Hinblick ans die bevorstehenden preußischen Landtagswahlen auch rathsam erscheint. Jetzt heißt eS wieder, nicht Herr Tiedemann, sondern der Geh. Oberfinanzratb Scholz sei für den Posten eimS ReichSschatzsecretair» auk- ersehen, den der Kanzler doch noch gern vor dem Herbst besetzen möchte. Herr Scholz war bisher der Zweitälteste Vortragende Rath in der Abther- lnng für Etats- »nd Caffenwesen im preußi schen Finanzministerium und zugleich mrt der Geueraldireclion der Allgemeinen Wittwen« Verpflegung».Anstalt ider vtelangefeindeten allge meinen Wittwencasse fär die preußffchen Staat»« t beamten), sowie mit der Direction der Berliner Allgemeinen Wittwen-, Pension»- nnd Unter« stÜtzungScasse betraut. Äm parlamentarischen Leben ist er bekannt geworden durch die häufige Vertretung der Angelegenheiten seineS ReflortS im Abgeorvnetenhause und dessen Commissionen. Der in Rom erscheinende „Diritto", welcher zu dem bisherigen Cabinet DepretiS in nahen Be ziehungen steht, enthält folgende Mitthcclung: „Die Verhandlungen zwischen dem heiligen Stuhl und Deutschland haben in diesen Tagen Riesen schritte gemacht. Leo Xlll. beschäftigt sich per sönlich mit dieser sehr wichtigen Angelegenheit und verhandelt darüber direct mit dem Fürsten BiSmarck. Man hat bereit» begonnen, verschiedene Geistliche zu begnadigen, welche auf Grund der Maigesetze verurtheilt wurden, «nd man wird sobald wie möglich eine allgemeine Amnestie erlassen sehen." ES bleibt abzuwarten, bemerkt die „Nat. Ztg." dazu sehr richtig, ob sich die übrigen Mit- tyeiiungen dieser Note in höherem Grade bestätigen werden, al» die Angabe bezüglich der bereit- er folgten Begnadigung verschiedener Geistlichen. In der Umgebung de» Papste» scheinen allerdings die optimistischen Anschauungen vorzuherrschen. Ein durch die „Agence HavaS" übermittelte- Telegramm meldet vom 9 d. au- Rom: „In den Kreisen de» BaticanS glaubt man zu wissen, daß sogleich nach der Schließung eine» CompromisseS zwischen dem Vatikan und Deutfthland, welche al» nahe bevorstehend gilt, der Vatikan einen außerordeutlichen Geschäftsträger absenden wird, mit der Ausgabe, Verhandlungen einzuleiten, um zur Lösung der nebensächlichen Fragen zu gelangen. Mau fügt hinzu, daß der letzte Ideenaustausch bezüglich der Rückkehr der verurtherlten Bischöfe die Hoffnung auf eine für detde Parteien annehmbare Maßregel gestattet, welche darin bestehen würde, mittelst wechselseitiger Erklärnngen über die Betrachtungsweise der Mai- gesetze die Amnestie zu verkünde«. Nachdem die Organisationsgesetze für Elsaß-Lothringen in Berlin beschlossen sind, will der Vatikan die Unterhanb- lnngen hinsichtlich der Festsetzung der religiösen Grenzen dieser Dcöcesen wieder aufnehmen." Die österreichischen Wahlen sind jetzt be endet. Der Verlust der verfass»vgSpartei beziffert sich aus 49 Mandate, von denen 5 auf die Städte, und je 22 auf Großgrundbesitz «nd Landgemeinden fallen. Mct den bedeutendsten Posten sind au die sem Verluste betheiligt die galizcschen Landgemein de» mit 13, der böhmische Großgrnndbesitz mit 10 nnd der mährische mit 9 Mandaten Gewonnen
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