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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187908079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790807
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-08
- Tag1879-08-07
- Monat1879-08
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1879
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Erscheint IS-ttch früh 6»/. Uhr. Rit«1i»» mit L kyr tttt»» IohaamSgasie SL. Hugßmdr» trr Lrdottts«: ««mittags IO—1L Uhr. «achmittagS 4—« Uhr. - u, Uftck,adk »tn^andlkr «a«u- cht ft» d»e «kdarito» «cht «MndUch. « der für die nächft- Nummer bestimmte« an Wochentagen bis Nachmittags, an Sona- »tagen ftM bis '/»d Uhr. filr Z»s. Laaahme : vttt Klemm. UniversitätSstr. 22, -Mt Lösche. Sacharmenstr. 18.p. um bis '/^ Uhr. s." Wprtzer TagMalt Anzeiger vrgm fir Politik, Lmlgcschichk, Haudelr- md GeschäMerkehr. Anfln-e 1S,i>OY. Lbaanementapret» viertelt. p/.Mä, incl. Brrnacriohu ü durch die Post bezogen v Mt. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Lxtrabeilag« Ohme Postbefürderuug »V Ml. mit Postbesbrderung 48 Ml. Lusrratr ügesp. Petttzeile 20 Pf. Größer« Schriften laut nufere» PrrlSv«rz«,chniß.—Tadeüarifcher Satz nach höherem Tarif. »ectamk, »ater »e« Netactianaßelch die Spaltzeile 40 Pf. Jnferate find fietS an d. Te»edW>» zu fendeu. — Rabatt wird »icht gegeben. Zahlung oder durch Postvorschuß. Z 218. DomrerStag den 7. August t87S. 73. IghMNg. Bekanntmachung. Aach unserer Bekanntmachung vom 4. Juli 1877 ist r« den Haufirern und Händlern, welch« nicht vähmid der Wochemnärkte oder Messen Verkaufsftäade ausdrücklich angewiesen find, bei G ldftrase bi« zu «0 Rak oder Haft bi» zu 14 Tagen verboten, auf öffentlichen Straß« und Plätzen mit Waaren fick auf« plsßilen, und zwar auch dann, wenn fie die letzteren nicht auf Ständen feilbleten, sondern in Kästen, Kirbe», Wagen oder sonst bei sich führen. Liese« Verbot suchen viele Hausirrr und Händler dadurch zu umgeben, daß fie in der Umgebung de« Aarste« oder in dm Straßen, m denen der Markt« oder Meßverkehr vorrug-weise sich bewegt, mit ihr« Muren langsam hin und hergehen. Lu« wird au« Rücksicht auf die dadurch herbeigeführten verkehr«störuugm nicht länger geduldet werden, virlmhr werden diejenigen Haufirer und Händler, welche auf einer und derselben Straßenecke an dem näm lichen Markt- oder Meßlage wiederholt mit Waaren sich betreffen lasten, unnachstchtlich in die oben gedachte Sack« genommen werden. iieiprig. am 4. August 187«. Der »Stß »er Gt«tzt Leipzig. . l>r. Tröndltn. M.fserschmidt. Bekanntmachnug. Von MickaeliS d. I. ab ist da« Riedel von Löwenstern'sch« Stipendium im Betrage vo« jährlich 80 Mark «4 Pfg. aus K Jahr« an ein« au« BreSlau oder sonst au« Schlesien gebürtigen Sludtrendeu M vergeben. Wir fordern diejenigen Herr« Studirenden, welch« sich in vorgedachter Eigenschaft um diese« Stiper»- dium bewerben wollen', auf, ihre Gesuch« schriftlich unter veifüguna der erforderlichen Zeugnisse bi» »um 80. August e. bei un« einzureichen und bemerken, daß später eingehende Gesuche unberücksichtigt bleiben müssen. Leipzig, den 4. August 187». De, »«t» der Gtatzi «etpzig. vr. Lröndlin. Richter. Bekanntmachung. Am 1. lauf. Mt«, ist der hiesig« Eavillerei ein grauer Pinscher, männlichen Geschlecht», übergeben worden, welchen der vezirkrtbierartt al« der Wuttzkranktzett dring«» derdichttg befunden hat. Dieser Hund, einem hiesigen Einwohner geh-rig, ist nach dm angeftellten Erörterung« an dem er wähnten Tage entlaufen, auf ver Körnerftraße vor ber Wohnung seine« Her« gesehen worden und hat sich die übrige Zert meisten« auf der PeterSstraße aufgehalten. Da derselbe nie ohne Maulkorb und in der Regel nicht ohne Aufsicht auf die Straße gekommen sein soll, wollen wir von besonderen Maßregeln absehen, bringen aber diesen Vorfall mit der Aufforderung an alle Hundebesttzer zur öffentlichen Kenntniß, ihre Hunde sorgfältig »u beobachten und bei Wahrnehmung verdächtiger Erscheinungen an denselben sogleich da« Nöthiq« vorzukehren und bei un« Anzeige zu erstatten. Leipzig, am 4. August 187». Der >»th der Etadt Leipzig. I vr. Tröndlin. Kretschmer. Bekanntmachung. Di« Lieferung de« Bedarf« an Kartoffeln und Mohrrüben von Mitte August 187» bi« Mitte Juni U80 bei dem Garnisonlazaretb Leipzig soll an den Mindrstsordernden vergeben werden. Unternehmer wollen rhre Offerten, versiegelt und mit der Aufschnst „Kartoffeln- rrsp. Mohrrübenliefe- rang betreffend" versehen, bi« «. August ». e. Bormiltz^« !0 Uhr anher abgeben. EontractSbedingungen find vorher einzusehen und zu unterzeichnen. Leipzig, am 4. August 187«. Königliche» Guruisou Lazarettz. vir Autonomie des Nrichslan-rs. Die seit langer Zeit geplante «nd nunmehr sicher gestellte Reform der Dinge im Reichslande bedeutet, darüber kann kein Zweifel herrschen, einen entschiedenen Schritt vorwärt« in dem langwierigen Proeesse, der den inneren Au-ba« de- viel ge gliederten neuen deutschen Reiche« zum Abschlüsse bringen soll. Am 1. Oktober tritt auf kaiserliche Verordnung da- Gesetz über die Verfassung und Verwaltung Elsaß-Lothringen- in -rast. Die Ernennung de- Statthalter«, de« Gtaat-seerrlair- »nd der UnterstaatSsecretaire ist unseren Lesern bereits bekannt. Für Elsaß Loth ringen beginnt damit eine neue Aera de« staat lich« Leben- »nd wir wolle» hoff-n, daß sie die Erwartung« rechtfertigt, di« «an tu de» Reich«- laudeu selbst wie im übrig« Deutschland von der Wirksamkeit de« neu« Gesetze- hegt. Diese« Re- arganisation-gesetz war vielleicht die einzige er freuliche Frucht der verflossenen stürmisch« Reich-, tag-selsion; durch die Verhandlungen ging noch einmal ein nationaler Ton, wie er unter dem Hader der Partei« beklagenSwerther Weise immer seltener wird. Die Gruudzüge der Reorganisation, die au« dm Anregung« der Autonomist« hervor- aegangen, fanden eigentlich auf keiner Sette Wider spruch, »nd man kann daher wohl sag«, da- Ge setz ist unter einem glücklichen Stern geborm. E« wird nun darauf ankommen, welcher Geist die neuen Institutionen durchdringen wird, sowohl auf Seiten der Männer, dmen die Geschicke der Reichs« lande anvertraut sind, al- auf Seit« de- Volk-, welche- durch loyale und patriotische Mitwirkung am politischen Lebe« da- ihm entgegengebrachle vertrauen zu rechtfertigen hat. Der neue Statt halter ist ein al« Soldat bester bekannter Mann denn al« Politiker, »nd man darf daher wohl ge spannt sein, mit welchem Grad von Wohlwollen, Geschick «nd Einsicht er seine wichtige patriotische Mission erfüll« wird, ob die Wahl sich al- eia aliicklicher Griff erweist. Die eigmartig« und zarten Verhältnisse der ReichSlande bedürfen einer höchst schonend« «nd vorsichtig« Hand, »nd man wird darum der strammen Zucht eine« altpreußisch« hochconservativen General« nicht ohne einige Be sorgnisse mtgegensebm kvnn«. Wir haben kein« Grund, bei dem Feldmarschall von Manteufsel etwa« Andere« al« dm best« Will« und ehr liche- patriotische« Streb« vorau-zusetz«, aber e« wird auch großen Geschick-, vieler Einsicht «nd Selbstverleugnung bedürfen, wenn er den Zweck seiner Ausgabe erfüll« will, nicht minder auf Seiten ferner BerwaltungSches-, die zwar theil- wetse längst mit der Leitung der reich-ländisch« Angelegenheiten vertraut sind, doch aber jetzt in eure drelsach veränderte Stellung »nd Thätigkeit hiueiokowmen. Aus der andern Seite wird i- aber auch wesentlich auf die Haltung der Bevölke rung in dm Reich-landm ankommm, wenn die neu« Institutionen den Zweck erfüll« soll«, l »Ach«« sie geschaffen worb«. Die freiere selb stäudiaerr Bewegung, die de« staatlich« Leben von Elsaß-Lothrmgm eingrräumt wird, die er weitert« Rechte der Laude-Vertretung find au- «ine» hohen Grad von vertrau« hervorgegangene Gab«, der« Rechtfertigung in der besonn«« Haltung der reich-ländisch« Bevölkerung lieg« muß Di« Reorganisation »st ein Experiment, da« sich ebenso gut u»ch weiter entwickeln und au-btldeu al- wieder rückgängig gemacht werden laau, wozu der facultat»»« Charakter de- Ge« setze- jederzeit die Möglichkeit gewährt. Soweit aus der reich-ländisch« Presse em Urtheil über die Stimmung i« Lande zu entnehmen ist, steht der jenige Theil der elsaß lothringisch« Bevölkerung »er überhaupt aus dem Boden ehrlicher Anerkenn ung der vollzog«« Thatsachen steht, der Reor- gautsLtio» mit gutem vertrau« entgegen, und wir können uns somit der Hoffnung hin gebe», daß die neu« Einrichtung« ein« gedeihlich« Bod« vor- iaden, aus dem sie feste Wurzeln schlag« »nd gute früchte bringen werden. Wenn sich da und dort noch Mißtrauen und Zurückhaltung zeigen, so ist Die« neu« Männern «nd neu« Einrichtungen legen Uber nicht zu verwundern. Wenn die neu« Männer sowohl al« die neu« Einrichtungen in dem Geiste- wirk«, der de« Reorgauisatioa«ges«tze u Grunde lag, so kann eine fortschreitende Ber- öhnung unserer reich-ländischen Mitbürger nicht auSbleideu. Politische Pebersicht. Leipzig. «. August. Die Unsicherheit der politischen Lage findet ein« frappant« Au-»ruck durchAa« Dunkel, welche« noch immer die Beziehung« deS-Kürst« Bi« marck ^um Baticau umgirbt. AucWHente sieht man ich vergeben- nach einer Aufklärung um über die die ganze politische Welt bewegende Fiaze, wa« an den in ausländisch« Blättern umlaufend« Nachricht« über die Beilegung de« deutschen CulturkawrpfeS begründet, wa- entstellt ober erfand« ist. Der täppische BerichtigungSeifer der Berliner Officivs« ist sonst kaum zu zügeln; mit Corrigiren auch der gleichgültigsten Berichte sind fie immer bei der Hand. Und nun steh« wir vor einer Frage, die nicht nur die deutsche, sondern die gesammte europäische Presse aus- Lebhafteste be schäftigt «nd beschäftigen muß, weil fie weitaus da« wichtigste politische Ecrigniß betrifft, welche- im gegenwärtig« Augenblick Überhaupt denkbar ist. Jever mit den Thatsachm einigermaßen vertraute sagt sich, so, wie sie umlaufen, können die Nach richt« unmöglich richtig sein, irgend etwa« That- sächlicheS aber liegt dieser plötzlich« Fluth von Combinationen »nd Gerücht« doch wohl zu Grunde. Die deutsche Regierung aber hält e« nicht für nöthig, durch ihre Organe in der Presse den besorgten Vaterland-freund« irgmd welche Aufklärung zu geben; sie sagt nicht, die Angaben sind ganz oder theilweise wahr, sie sagt nicht, sie sind „erlogen", „erdichtet' :c., sie schweigt einfach still. Und doch haben wir rS hier nicht mit einer beliebi- gm Sensation-depesche zu thun, die der Beachtung nicht würdig wäre, sondern mit einer durch die officiösm und allgemein anerkannten Telegraphen- dureaux aller Länder, mit Au-nahme Deutsch- lavd«, verbreitet« Nachricht, von der man viel leicht vorau-setz« kann, daß fie entstellt, mißver ständlich, tendenziös ist, nickt aber, daß sie ganz leichtfertig und ohne jeden Anhalt völlig au- der Lust gegriffen ist. Der deutsch« Regierung mußte e- doch selbst darum zu thun sein, die öffentliche Mei nung auf zuklärm, ihr die Grundlage zu einem ruhigen unbefangen« Urtheil zu gewähr«, statt sie aus haltlose Deutung« »nd Conjecture» anzuweifen. Wenn wir dem Wunsch nach einer schleunigen, Kar« und bestimmt« Aeußrruug der Regierung-- presse zu der vorliegenden Krage A»-dr»ck geben, so ist d»e- sicherlich em sehr berechtigte- verlang«, denn wir Hab« ein Recht dazu, zu wissen, daß da« junge Reick »«Weg nach Canossa nicht betreten wird. Zur Parteitage wird uv- au« Berlin, vom Dieu«tag, geschrieben: „Wie wir erfahren, beab sichtigt Frhr. v. Staufseaberg nach Beeuvigung seiner Cur in Karlsbad Ende August nach Berlin zu komm« und hier mit Bamberger, Rickert, La-ker, Forckmbrck zu couseriren. An eine Auf lösung der vationalliberalev Partei von dieser Seite wird durchs»- nicht gedacht »nd eben sowenig an eine Verschmelzung mit der Fort schritt-Partei; dagegen dürste bei Gelegenheit dieser vationalliberalev Covferenz der Versuch gemacht werden, mit dm hier sich aushal- tevdea Mitgliedern de- geschästsührmden Aus schüsse- de« Central-Wahleomtt- der deutschen Fortschrittspartei eine ver etnbarung zu treffen über ein gemeinschaft liche« Zusammenwirken bei den Wahl« zum Abgeordnetenhaus«. Zu diese» Zwecke soll der versuch gemacht werden, ohne Rücksicht auf die tzractionSproaramme eine besondere Plateforme Ür die bevorstehenden Wahl« in einigen kurz« Sätzen zu vereinbar«, die i« Wesentlich« in der Opposition gegen da« gegenwärtige Regierung-- system gipfeln soll«, ohne sich jedoch die Parole, welche Eugen Richter im Rcich-tage proclamirt hat und welche von der „N. A. Z." sowohl, al- auch von der »Franks. Ztg." adoptirt Word« ist, in ihrer ganzen Schroffheit anzueign«. Wenn übrigen- die „N. A Z " dieser Parole eine persönliche Spitze giebt und sie dahin au«legt, die liberalen Parteien, oder, wie sie sich vielmehr au-drückl, sie gesammte Fortschritt-Partei im Reiche von La-ker, Korckenbeck und Stauffeuberg a» bi- Richter hi» stimme in den Kampfruf zu- famm«: „Fort mit diesem Reichskanzler!", und sie nu» höhnisch ausfordert, den Manu mit Namen zu nenn«, der an de« Kanzler-Stelle treten soll, so ist die« eine vollständige Verkennung der Männer, welche eine maßgebende Stellung in der liberal« Partei einnehmen. Noch ehe die politische Situa tion sich so scharf zuzespitzt hat. wie die- gegen wärtig der Fall ist, haben die liberal« Partei«, und zwar von Bennigsen bi« Richter bin. eine solche Entwickelung der ReichSver- f.ssung augestrebt, welche den Bestand und die Macht de- Reiche« auf die Kraft von ver- fassung-mäßig« Institution« gründen sollte, nicht auf da- Genie einer immerhin sterblichen Persön lichkeit. Nicht einmal die Fortschritt-Partei hat sogar während der ConflictSzeit ihre Opposition auf persönliche Motive gegründet, »nd eben so wenig werden die liberal« Partei« sich einer streng« sachlichen Prüfung aller RegierungSmaß- regeln entziehen." Fast gewinnt e« den Anschein, al- wolle der Reichskanzler abermal- einen Minister ver anlassen, seine Entlastung zu geben. ES wäre da- ein neuer Beweis dafür, daß der geniale Staatsmann sich nur selten mit den gewählten Räthen und Ministercollegen für längere Zeit in Uebereinstimmung zu befinden pflegt. Bei der Neugestaltung der Diuge im Reiche ist, wie e« scheint, nur der Wechsel von Dauer und nicht- beständig als der „sckwankende Gesundheits zustand" der Räthe der Krone, von Tel brück bi- Eulenburg! Man schreibt un« au- Berlin: „Ja politischen Kreisen, die d« maßgebenden Per- sönlichkeiteu nicht fern stehen, will mau noch nicht daran glaub«, daß die Harmonie zwischen dem Fürst« Bi-marck »nd dem gegenwärtigen Mi nister de« Innern, Grafen Euleuburg, auf die Dauer eine ungetrübte bleib« werde. Der jüngere Gras zu Eitlen bürg, allerdings ein Mann v»n durchaus conservativer Gesinnung, hat stel eine Selbstständigkeit de- Charakter« und der Anschauungen an den Tag gelegt, daß ein Zu sammenstoß mit den persönlichen Ansichten de- ReichSkanzler- bei der nächsten Gelegenheit nicht gerade unwahrscheinlich ist. Zudem ist Graf Euleuburg ein überau- redegewandter Parlamen- tarier »nd unter den jünger« Staatsmännern bei Weitem der begabtest«, so zwar, daß er von vielen bereit- jetzt al- der dereinstige Nachfolger de- Fürsten Br-marck angesehm wird. Dre Er nennung des Herrn Bitter zum Fivavzmi- nister soll schon eine groß: Verstimmung zwischen den beiden Staatsmännern hervorgerusen Hab«, da Herr Eulenburg e« unwillig empfunden hat, daß diese Ernennung erfolgt ist, ohne daß vorher sein Rath ringeholt worden sei." vom Bosporus liegt heute eine Reih« von Nachricht« vor, die sich al« treffend« Illu stration« zu der precärrn iuuereu und äußer« ^ Lage der Türket darstell«. Die Wolff'sche Tele graphen-Agentur meldet uns vom DimStag au« Konstantivopel: „Regieruua-seitig wird mit- setheilt: Die Enquete-Commifsiou, welch« im etzten Winter nach Aleppo gckandt wurde, um sich über die Bedürfnisse der Bevölkerung dieses DilahetS zu informiren »nd um insbesondere die Beschwerden der Einwohner von Zeit»« z» >rüf«, hat jetzt ihr« Bericht an die hohe Pforte erstattet. Dieser Bericht schläat vor, in Zeitun und d« ander« Theil« der Provinz eine Reihe von Reformen einzufübrm, welche dazu bestimmt ein sollen, die Wohlfahrt der Bevölkerung zu ich««, ihr« Klagen gerecht zu werden und ihr alle wüuschenswerth« Garantien für ihre Sicherheit >« gebm. Da die Ausgabe der Commission somit »eendet ist, werden M a hzar Pascha »ndRurim Lffendi demnächst nach Konstavtinopel zurückberuse» werden; statt dessen wird ein mit all« nöthigeu Vollmacht« versehener kaiserlicher Commissar nach «en Ort« entsandt werdm, um die gedacht«, von dem Ministerrathe bereit« im Principe zuge- landen« Reform« in Anwendung zu bringen. Die- wird der AuSgangspunct für die großen administrativ« Reform« sein, welche die kaiser- iche Regierung sich vorgenommm hat in all« Provinz« der asiatisch« Türkei einzuführen. Die Mission für Aleppo wird einem hohen Staats beamten anvertraut werden, und zwar Said Pascha, dem ehemaligenG meralgouverneur von Costambul. —DerInvestiturferman für denFürsten Alexander von Bulgarien ist von dem Sultan ratificirt worden und wird durch Pertew Effendi, d« Director de- Preßbureau und ehemalig« kaiser lichen Commissar in Bulgarim, nach Sofia über bracht werdm. — Nachdem der Mimster der öffent lichen Arbeiten, Sava-Pascha, zum Unterstaats- secretair im Ministerium der auswärtig« Ange legenheiten ernannt Word« ist, ist davon die Rece, au« Sparsamkeit-rückstchten und weil die gegen wärtig« Umstände eine besondere Thätigkert d,S Minijlerium« der öffentlichen Arbeiten nicht er warten lasten, letztere« mit dem HandelSmimsterixm wieder zu vereinigen." Au« dem Oriente wird ferner telegraphisch der Wiener „N. F. P." au« Ianina vom 2. August gemeldet: „Alle Anreich« deuten auf den festen Entschluß der Albanesen hin, dem Einmarsch der öster reichischen Truppen den äußersten Widerstand «tgeoemusrtzen. Im Widerspruch« mit Dem, wa« gewtffe Blätter versichern, haben die Albanesen gar nie aus die Abficht verrichtet, »ur Berthe,digung ihre« Lande« gegen Oesterreich zu kämvsen. In dreser Absicht werden sie durch Italien be stärkt, da« sie antrribt, nachdrücklich auch ihre Autonomie zu fordern und so gleichreitig einen Schlag gegen Oesterreich und die Pforte »u fuh ren. Ich habe allen Grund, »u glauben, daß bereit« sogar ein italienischer Prinz al- Fü.ft von Albanien in Vorschlag gebracht ,st und daß di« italienischen Agent« den bestimmten Auf- »rag erhalten haben, die Albanesen, welch« «>n« gewisse vesoraniß wegen einer Actio» Oesterreich- Unaaru» in Botnien und der Herzegowina in Be treff der katholischen Kirche bezeigen, »u beruhigen " Wir «Uff« dem Wiener Blatte überlassen, die Richtigkeit der Mitthetlnogen de« citirteu Corre- spondenten zn vertrete» Die österreichische» politisch« Kreise beschäs. tigt noch immer die „Tschechische Frage". Wenn man tagtäglich bald von dies«, bald von jenen Unterhandlung« liest, die mit d« Tschechen geführt worden, bald von Trau«actiooeu mit ihr« angeblich de-hald nach Wien gekommenen oder dorthin berufenen Führern, bald wieder von tschechisch-polnisch« Auseinandersetzung«, so könnte man dm Eindruck gewinn«, da« Lschecken- thum sei augenblicklich wirklich die Achse, um welch« sich da« Wohl und Wehe der österreichisch, ungarischen Monarchie dreh«. Dem ist indrsse» nicht so, »nd man wird, wenn mau aL
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