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Dresdner Nachrichten : 02.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188109022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18810902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18810902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-02
- Monat1881-09
- Jahr1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.09.1881
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Lerantirorlltcher Redactcur siir PvNNschkA U-. «»>>, B tercy i» Dresden Zinn Jubilircn kommt ein ganzes Volk nur selten-, dazu sind die Zeitläufe nicht angetlian. Wenn aber am -I. September 1881 im ganzen Königreiche Sachsen das Volk das Jubelfest seiner ssOjährigen Verfassung begebt, so hat es dazu ein wohlbegründctcs Recht Höher darf am nächsten Sonntag dem Sachsen das Herz schlage», mit freudig bewegten Gefühlen kann er die durchlaufene Bahn messen, in dankbarer Gesinnung sich die Schöpfer der Vcr fassungsurkunde zurückrufcn, muthigen Blickes darf er und vertrauend der Zukunft entgegengehen. Ein solcher Markstein in der Geschichte eines Volkes kehrt selten wieder. Was ein Fürst und Volk in der ungestörten Wirksamkeit einer weise abgewogenen, zeitgemäß gestal teten und lonal gchaudhabten Verfassung für einen koslbarcu Schab besitzen — Wer denkt für gewöhnlich daran? Ein gesunder Mensch erinnert sich auch nicht täglich der regelmäßigen Funktion seiner Athmungswcrkzeuge. Ein Verfassungsjubiläu», jedoch legt gebie terisch nahe, der Wohlthaten der Verfassung selbst zu gedenken Welche gewaltigen Unterschiebe zwischen Sonst und Jetzt! Erst wenn wir uns geistig in die Zeiten und Zustände vor der Ler- fassungsverleihung zurückversetzen, erst dann erkennen wir klar, was wir Alles dieser „Urkunde" verdanken. Sie gewahrte nicht nur dem Einzelbürgcr Rechte und Freiheiten, die uns Allen jetzt geläufig sind, damals aber unerreichbar schienen; sie schirmte auch das Recht und die Freiheit der Gesammthcit der Staatsbürger und ihres fürstlichen Oberhauptes; ja, indem sie das unlösbaw Verhältnis: zwischen Fürst und Volk auf einen neuen, dauerhaften Rcckitsbodcn stellte, umgab sie die Existenz des Königreiches selbst mit neuen unzerstörbaren Bürgschaften. Sagen wir es offen: Sachten rettete durch die Verfassung von 1831 seine bedrohte Existenz! Es erlebte durch ihre Verleihung seine staatliche Wiedergeburt und der Jubel, ruf, mit dein sich unsere Väter begrüßten: Es lebe das wieder geborene Aaterlgyd! war der ehrliche Ausdruck dessen, ivas damals »Iller Herzen vewegtc. I » ES ist nicht leicht, sich in die Zustände zurückzuversctzcn, die I Vor 1831 in unserem Lande walteten. Ein rings von Zollbarriören 1/ eingeschlosscms, noch von keiner Eisenbahn durchzogenes Land muß, Mit oder ohne Versagung, eine ganz andere Physiognomie tragen als ein mit einem dichtmaschigcn Schiencnnctzc bedecktes Glied des weiten Zollvereins. Doch von diesen beiden schwerwiegenden Unter schieden abgesehen, so stehen die gesammten Verhältnisse des Sachsens der 20cr Jahre in einem so schroffen Gegensätze zu den heutigen gingen, daß man glauben möchte: nicht ein halbes, vielmehr ein ganzes Jahrhundert trenne das jetzige Geschlecht von der Verleihung der Verfassung. Sachsen war der klassische Boden veralteter Miß bräuche geworden. Unter einem dreifachen Joche seufzte die ge lammte Bevölkerung: die Sondcrinteresscn der Rittergüter bedrückten den Bauernstand, die Sondcrinteressen der Stadträthe bedrückten den Bürger, die Sondcrinteresscn des Adels und der Beamtcn- aristokratic bc- und unterdrückten das Talent und Verdienst. Unter diesem dreifachen Drucke stagnirte und verknöcherte das gcsammtc Volksleben; erst die Verfassung brachte die stockenden Säfte des abgelebten Staatskörpcrs wieder in Umlauf. Tenn alle jcncUcbel- stände hatten eine gemeinsame Wurzel: dcnIMangcl einer, den Rechten Aller gleich günstigen Vcrfassrmg. Ohne eine Verfassung ist Sachsen znar niemals gewesen. Bereits am 2. August 1185, unter Markgraf Ott» dem Reichen, trat ein säch sischer Landtag in Eolmcn zusammen. Mochten die ersten jener Land tage auch mehr öffentliche Gerichtstage >rin, so entwickelte sich doch aus ihnen allmählich landständischcs Recht. Auf dem Landtage, den Kurfürst Friedrich und sein Bruder, -erzog Wilhelm, 1438 nach Leipzig beriefen, kam zum ersten Male >inc Vereinigung der ver schiedenen Landcsvertrctungen zu Stande Nahezu volle 4 Jahr hunderte hat diese altlandständische Verfasung gewährt. Erst 1831 wurde sie von der neuen Constitution (-gelöst. Nur „Prälaten, Grafen, Ritter und Städte der Lande Sichscn, Meißen, Franken, Ostcrland und Voigtland" dursten auf jcim Landtagen erscheinen, aber weder Bürger noch Bauern. Aber j«e Landstände wachten nahezu 4 Jahrhunderte über die Rechte dec Landes mit Eifersucht. Das vornehmste dieser Rechte war, wie wch jetzt, das Steuer« bewilligungsrccht. Ja, die alten Landstäntt hatten noch weitcr- gehende Rechte, als die heutigen Volksvcrträcr. Sie durften sich auch ohne landesherrliche Berufung kraft eigner Machtvollkommen heit versammeln und sie übten diese Bcfugni: wiederholt aus. So, als August der Starke zur katholischen Rcligm, übertrat. Da ver sammelten sich schleunigst am 27. Juli 169« ohne landesherrliche Berufung die Stände in Dresden, um die Glalibensrcchte der luthe rischen Bevölkerung dcö Land«; zu wahren uid nicht eher gingen sie auseinander, als bis der Kirfürst von Lobolkowa aus die bün digsten (und seither stets beobachteten) Zusagen ertheilt hatte. Die alten Stände führten dem Lsndcsfürsten gcgciübcr mitunter eine stolze, selbstbewußte Sprache. Als der Landtag ivn 1446 dem Kur fürsten Friedrich dem Sanftmüthigen abermals die Schulden be zahlen sollte, fragten die Stände unwirsch an: „in welcher Mnße der Kurfürst in sollen Ilnrath gekonmen scic?" sie knüpften an die Bewilligung von Steuern ihre Bedingungen, sic nahmen sich kein Blatt vor den Mund, wenn sic! die Uebelstände der Verwaltung und Rechtspflege, die Verschlcisuig der Sachen, die Bestechlichst't der Richter und die „Finantzsrcsser' derb schilderten. Wenn trozdem die Wirksanitcit dieser Stände zilotzt nicht mehr als Wohltiht vom Lande empfunden wurde, so ln, dieses an »ich j:en Udsalen: die Edcllcutc benutzten auf ihn« ihre Sonde iutz für sich Dorthsile auf Kosten der Kauern hermt ; der Bauernstand war gar nicht auf den Landtage v« erst die neue Constitution verschaffte ei«r Bevölkerun von 800,000 Bauern Sitz unv Stimme im Landtage. Die Ver Handlungen der alten Stände waren nicht blos unerhört schleppend, sondern wurden auch mit peinlichster Sorge geheim gehalten. Doc Volk, das kein Sterbenswörtchen von dem erfuhr, was in der Land stube vor sich ging, nahm an den Verhandlungen kein Interesse; es mußte seufzend zahlen. Ein ganz unglaublich zerfahrener Behörden- Organismus, die Unbehilflichkeit der Verwaltung, rin trostlose, Geschäftsgang verhinderten nicht minder eine gedeihliche Wirksam keil der alten Stände. So wankte trotz derselben das Land der Verarmung, ja dem Absterben entgegen. Es verdient der Vergessenheit entrissen zu werden, daß „ich! das Volk cs war, welches in seiner Noth eine Erneuerung de, Landständc und den Erlaß einer zeitgemäßen Verfassung verlangte, sondern daß die Ursachen der Nothlagc vom Adel zuerst erkannt wurden und daß aus den Reihen der Privilcgirtcn selbst heraus die ersten Anregungen zur Abstellung kamen. Im Adel selbst herrschten zwei Strömungen. Die Einen klammerten sich engherzig, dumm stolz und sclbstjüchtig an ihre vermeintlichen Vorrechte; sie wollten nickst einen Deut von ihren vermoderten Rechten opfern, die all malig eine himmelschreiende Landplage geworden waren; sie besetzten mit ihren Sippen alle einträglichen Posten im Lande und übten vermöge eines oft schäbigen Nepotismus einen nichtswürdigen Druck auf Land und Volk. Von der Mißregierung etlicher der Ihrigen wird in einem späteren Artikel die Rede sein. Die Ritterschaft zählte aber auch hochherzige, freisinnige, opferbereite und weitsichtige Mitglieder, Edelleute im besten Sinne des Wortes. Albert von Earlowitz veröffentlichte in der „Biene" eine „Adresse des sächsische» Volks an seinen gütigen und geliebten König", worin er „Berufung echter Volksvertreter" und „gleichmäßige Vertbeilung der öffentlichen Lasten unter die privilcgirtc und nicht vrivilegirte Klasse der Ge sellschaft" in feierlichen und dringenden Ausdrücken forderte. Nock, weiter ging Otto v. Watzdorf. Er verlangte in einer Broschüre eine moderne Konstitution. Der allmächtige Minister Graf Ein siedel — nach dem Sturze dieses beschränkten, eigennützigen und tyrannischen Muckers umarmten sich jubelnd die Bürger Dresdens — verbot den Druck dieser Watzdors'schcn Broschüre in Sachsen. Als sie im Auslande erschien, ließ rr durch die gefällige Justiz eine Untersuchung gegen den freimütlngen Edelmann einleiten. Ein dritter weitblickender Adeliger, v. Wietersheim, trug auf den Erlaß einer allgemeinen Städtcordnung an, da die altherkömmliche das Aufblühen der Städte hinderte. Die Ritterschaft und Städte selbst erklärten dem König Anton 1830 in entschiedenen Worten, wie cs sie beschäme, daß sic selbst nur „bci weitem zum kleinsten Tbeile zu den Bedürfnissen des Staats beitrügen. Es ist das Vermögen, es sind die Kräste des Volkes, an dessen Stelle wir die Mittel bewilligen. Pflicht und Gewissen verbindet uns, für die möglichste Scho nung unserer Mitbürger zu tlmn, was irgend gestattet ist". In fast drohenden Worten weisen die alten Stände auf die Gefahren der Fortdauer solcher verrotteter, ungerechter Zustände hi». Warum trotz dieser hochherzigen, opferbereiten Gesinnung der Ritterschaft und Städte die Regierung sich zeitgemäße Reformen und den Erlaß einer Konstitution erst geradezu abtrotzen ließ, davon soll morgen die Rede sein. Neucstc Telegramme vcr „TrcSvner Nadir." vom 1. Septbr. Berlin. Ter Kaiser ist Mittags zu den Manövern nach Ha- novcr abgercist. B crli n Die Reichstngswahlen sind aus den 27. Oetober anbcraumt. Paris. In Algerien wird eine Masscnpctitionirung für Aus hebung der Juden-Einancipation inscenirt. — Aussehen macht ein Brief des gut republikanischen Generals EambrielS an den Kricgs- minister Farre. Dieser hatte den zur Reserve übergetretenen General für die dem Paterlande geleisteten Dienste gedankt; der General bat aber den Dank schroff abgelchnt, da der Kricgsminister kcin Versländniß für derlei Dienste habe. Pe»edi g. Die internationale geographische Ausstellung ist eröffnet worden und vollkommen gelungen. Deutschland stellte aus gezeichnete Militärkarten und interessante Instrumente und didaktische Werke aus. Sie sind bewundernswcrth durch die Genauigkeit. W asI, ingto n. Der Präsident hatte gestern weniger Fieber, als irgend welchen Abend seit seiner Verwundung. Gestern waren die Symptome ermutlngcnd. Berliner Börsen Heute war zwar ein nenncnswerthcs An gebot nicht vorhanden, trotzdem kann aber von einem prinzipiellen Umschwnilg nicht die Rede sein. Das Geschäft hielt sich in engen Grenzen, die Course ließen noch weiter nach, wen» auch nicht in dem Maße wie in den letzten Tagen, da die etwas befestigten auswärtigen Notirungen einigen Ein- tuß übten. Die Haltung charakterisirt sich als abwartend. Deutsche Bahnen still, schwach behauptet; nur Ol'erschles. 1',« Proc. höber, belebt. Oestcrr. Bahnen wenig verändert, Lombarden 257—:ML—4'/2, l'/r Mk., Nordwest 2 Proccnt schlechter. Credit-Acticn 611—8—9>/s, Ißr Mk. bester; sonst erfuhr die Meinung für Banken keine Besserung. Disconto 1'«, Deutsche 2 Proc., Sächsische etwas niedriger. Sächs. Bankgcsellschaft und Chemnitzer Bank verein notiren 1 bcz. I*/.-, höher. Für Fonds etwas bessere Nach- ragc. Russische Noten anziehend. Bergwerke vernachlässigt, auch Industrien. Sachs. Webstuhl und Wiede niedriger. Oestcrrcichischc Prioritäten etwas besser. die Herren Grahl, May, Stesani, Ackermann und Haberkorn al^ ente Vorsitzende. Zu Stellvertretern wurden ernannt die Herren Seydcwitz, Schreck, Heger, Schassrath und Oelmuche». Zu Schrift führern die Herren 1)r. Schmidt, Üble, Starke, Möbius und Speck, zu deren Stellvertreter» Ruppcrt, Böhme Almert, v. Beste und Georg,. Nächste öffentliche Plenarsitzung heute Vormittag 10 Uhr. Tagesordnung: Wahl des Direktoriums. — Vorgestern Nachmittag besuchte auch S. K. H. Prinz Georg nebst Frau Gemahlin, Prinzessinnen Mathilde und Josepha rc. den Garten des Georgincnzüchtcrs L. P o m s c l in Laubcgast. Die hohen Herrschaften gaben ihr lebhaftes Interesse an den verschie denen Kindern Floras zu erkennen und erkundigten sich spccrell nach Allem, was die Kultur der Georginen anbelangt. Von den hervorragendsten und schönsten Georgincnsorten schnitt Hr.'Pomsel je eine Blume, welche, von demselben zu einem großen Strauß vereinigt, an Ihre K. H. die Prinzessin Georg überreicht wurden. Ebenso nahmen die prinzlichen Töchter und Hofdamen ein Bouquet huldvollst entgegen. — Am 19. d. und folgende Tage wird die AuSloosung vcr planmäßig am 1. Avril 1882 zur Rückzahlung gelangenden: 3proz. landschaftl. Obligationen von 1830, 4proz. Slaaissch.-Kasten- scheinen von 1847 und 3proz. Staatssch.-Kastcnscheinen von 1855 im hiesigen Landhaus vorgenommen. Die Auszahlung der am 30. d. fälligen, bereits Neujahr und Osten, 1881 ausgeloosten Staats papiere beginnt bereits am 15. d., von wo ab auch die Ausgabe neuer Zinsbogen zu den 3proz. Kgl. Sächs. Staatsschulden-Kaffen- scheincn von 1855 erfolgt. — Dienstag den 30. August vereinigte sich Abends 8 Uhr im Kanzleihofe eine größere Anzahl Katholiken hiesiger Stadt, um da selbst das 25jährige Priester-Jubiläum des .Herrn Hof- predigcr Potthoff festlich zu begehen. Es waren dabei außer den, Hern, Bischof Dcrncrt, Herrn Hofpredigcr Wahl und mehreren anderen geistlichen Herren Herr Stadtrath Eristosani, Herr Kauf»,. Weis, Herr R. Suchancck u. mehrere andere Herren des LaicnstandcS gegenwärtig. Der Herr Bischof B. entwickelte in einer längeren Ansprache die Verdienste des hochwürdigen Jubilars, sowie auch mehrere andere Herren des geistlichen und weltlichen Standes. Dann folgte das Festmahl, bei welchem mehrere Toaste auf den Jubilar ausgebracht wurden. Die Küche und der Keller des Herrn Rothe lieferten das Feinste und so vergingen die Stunden in Froh sinn und Gcmüthlichkeit bis nach Mitternacht. Gott erhalte den Jubilar noch recht viele Jahre zur Freude und Erbauung der katho lischen Gemeinde Dresdens! A. Th. Lokales und Sächsisches. — Ordön. Kommissionsmth Eckelmann erhielt das Ritter kreuz 1. KI. des Albrechtsordenö; de», Kgl. preuß. Kammersängcr Mnx Stägemann (Sachse) ist das Koburg-Gotlia'sche goldene Ver- dicnstkreuz für Kunst und Wissenschaft und das- portugiesische Offi- zicrskreuz des Christusordeno verliehen worden. — Der k. preußische Gesandte am hiesigen Hofe Graf v. Dön hoff erhielt das Großkreuz des k. sächs. Albrcchts-Ordens. — Mit gestern hat Se. Exc. Staatsminister v. Nostitz- Wallwitz die Geschäfte in ihrem ganzen Umfange wieder übernommen. — In der crstcn Präli», inarsitzu „ g de r II. K a », - »,er, welche gestern Abend 6 Uhr im hiesigen Landhaus«: ab gehalten wurde, begrüßte zunächst der bisherige Präsident Bürgermeister Habcrkorn - Zittau die .Herren Abgeordneten, unter Hinweis auf die 50jährige Wiederkehr des Taaeö, an dem das sächsische Volk mit dem Segen einer Verfassung bedacht wurde. Die Abgeordneten waren bis auf zwei Mitglieder, r Rechtsanwalt Freitag, durch dringendeBerussgeschüste abgehalten, und -.Rittergutsbesitzer Grimm, welcher am 27. August der Kammer durch den Tod entrissen wurde, erschienen. Als einziger Punkt stand auf der Tagesordnung die Eintheilung der Kammer in 5 Abthcilungen durch das Loos. Nach erfolgter Auslassung zogen i sich auf eingcbrachtcn Antrag die Abthcilungen belmis ihrer Äon- 'stituirung zurück. Die Wahl zu Abtheilungsvorständen fiel aus — Nunmehr hat der kgl. preußische Hofpredigcr l>r. Stöcker in Dresden gesprochen und die Bevölkerung — enttäuscht. Wir sprechen dieses mit Bedauern aus. Von de» 2000 Bürgern, die am Mittwoch Stöcker's Rede im Tivoli-Saale nnhörten, hatte sich der größere Tlieil denn doch Etwas Anderes versprochen. Ein Mann von der geistigen Bedeutung, den großen Verdiensten um die Wiedererweckung des christlich-deutschen Volksgeistes, dem persön lichen Mutbe und der Beredtsamkeit, wie dieser Hofpredigcr, hätte der Elite Dresdner Bürger denn doch eine gebaltvollcre geistige Speise bieten sollen, als die zahllosen abgetretenen Gemeinplätze, Schlagwortc und Phrasen, die seinen anderlhalbslündigcn Vortrag verunzierten. Was man da über den Druck der Kapitallierrschasl und die Noth des gütcrcrzcugcnden arbeitenden Volkes hörte, hat man in zahllosen Artikeln der konservativen Presse schon oft gelesen. Der hiesige Pastor Scndel hat in wiederholten Vorträgen weit ge diegener über das Unleidliche der Judcnberrschaft gesprochen. Die Sache war um so peinlicher, als sich der Stöckcr'sche Vortrag, desto» Grundgedanken wir im Uebrigcn völlig beipflichten, schließlich als ein Walümaiiöver entpuppte. De. Stöcker wurde »nämlich zuletzt als Rcichstagskandidat der Altstadt ausoktroirt. Wenn nun Jemand, den in Berlin 6 Wahlkreise zu Gebote stehen, um die Ehre, die sächsische Residenz zu vertreten, wirbt, so l,litte sr wenigstens nicht einen Vortrag halten sollen, der weit hinter seinen früheren und andcrwärtigen Leistungen zurückstcht. Wir meinen allerdings, cs ist eine eigenthümlichc Auffassung von Christlich - Sozial, wenn ein Berliner Hofpredigcr kein Bedenken trägt, zu versuchen, dem Stadt-Oberhaupt«: der Sächsischen Königs- Stadt das Vertrauen seiner Bürgerschaft zu entziehen. Im klebrigen rühmen wir gern die Vorzüge des Vortrags. Stöcker verfügt über ein klangvolles Organ, seine Gcberden sind energisch und nicht unwürdig, von dem salbungsvollen Predigertone hat er sich befreit, seine rednerische Gewandtheit und die Klarheit seiner Diktion wirken gewinnend. Nachdem der frühere Blumenhändler Pink e r t als Vorsitzender die Referenten des „Lcipz. Tagebl." und des „Slilips" aus dem Saale verwiesen, hingegen den Referenten der Berliner Judenpreste Gastfreundschaft für diesmal zugesagt hatte, weil ihre Frechheit die Sache des Rcformvcrcins fördere, be trat Hofpredigcr I)r. Stöcker, von einer Beifallssalvc begrüßt, die Rcdnerbülme. Er habe schon vor 3 Jahren einmal in Dresden, im Verein für innere Mission gewrochen. Damals begann die christliche Reform nur schüchtern. Was uns damals durchglühte, steht heute auf der Tagesordnung der großen deutschen Politik. Die soziale Frage ist keine Parteifrage. Wo man alle Kräfte an- spnnnt, um den ticfgcsunkencn Wohlstand und die Sittlichkeit der Nation wieder zu heben, da schwingt man keine Partcifahne. Da fragt man blos, wo findet man Hilfe für unseres Volkes Poth, und alle Ehrenmänner formircn sich zur Kolonne, die den Sieg erficht. (Bravo!) (Wir übergehen hier die breiten theoretischen Auseinander setzungen, daß Treue gegen das FürstcnbauS, Festhalten an den Grundlagen der Geschichte und Liebe zum Vaterland die Prinzipien der staatSerlialtenden Parteien sind.) Deutschland sei jetzt einig' Redner schilderte die Berliner Attentate und zählte weitläufig auf» was es für Gegensätze im menschlichen Leben gebe. Endlich kain er zum Thema: Sckmtz der redlichen Arbeit gegenüber der Kapital- macht. Die Sozialdemokratie habe das Verdienst, die Nation von eitlen politiichen Phrasen an dringende reelle Bedürfniste weggerttckt zu haben. Nur wer Furcht vor der Beleuchtung der soziale» Nothstände habe, nenne cs schmachvolle Jntercffenpolitik, wenn der Arbeiter seine Arbeit, der Handwerker sein Hand werk, der Landwirtb seine Feldarbeit, der Industrielle seine Industrie geschützt wissen wolle. Er finde darin kein Unrecht; be rechtigte Interessen müsse» vom Staate Berücksichtigung fordern: die Sorge für den Wohlstand der Nation ist die vornehmste Staats aufgabe. Delbrück habe freilich gesagt: das Gcheimniß der Zeit sei. keine Zinsen zu verlieren; zuletzt aber habe das Volk auch noch das Kapital verloren. Camphansen habe gemeint: der Staat sei nicht dazu da, die Dummen vor dem Verluste ihres Vermögens zu schützen; zuletzt hätten freilich auch die Klugen sich nicht zu schütze» vermocht. (Sehr gut!) Es gicbt keine schönere Aufgabe, als die sog. Dummen, die Bedrängten und Schwachen vor der Pfiffigkeit und Geriebenheit, ^or der Ueberlistung und dein in gesetzliche kann drr halten, aber den be« und cNericbenheit, vor der ueberlijtuug und dem IN gcic Formen gekleideten Betrug zu schützen. (Bravo!) Das kam Staat. Was redliche Männer für heilige Ucbcrzcuaung h läßt sich auch durchführen. Nicht gleich, nicht Alles, Vieles läßt sich auch erreichen und wenn '—
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