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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187909237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-09
- Tag1879-09-23
- Monat1879-09
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1879
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Urfchrt»1 Ißgltch früh 6'/, Uhr. Ltsottlo» «ü Jvhaunügass« SS »«chß>»dr» »n -«dutttuur Vormittag« I»—12 llbr. Nachmittag« 4—« Uhr. «n »u »itcktzL»« M»7M- »achl ftch dt» MeUacnov nicht »«rdindltch. »muchmr der für dü nächsi- küambk Nummer bestimmte« Zuieraü an «ochealLG« bis -Uhr «achmMaa», an San». «Sstrsttagrn früh bis VH Uhr. r» St» FtUale» fik r»l. LL»-i»au : Ott» Klemm. UnlvvesttLtSstr. 22. L«ü» Lösche. Katbartumstr.I b.p. «m bi« VH U»r. WpMer LaMM Anzeiger. Organ fir Politik. Localgkschichk, Handels- Mid Geschäftsverkehr. Wch.«,»»,« IL.2V«. Ld«»»E»t»vrrt» viertelt. 4'/, VN., inet. Bringertoha K Mt. durch du Post dezogm « Mi. Jede rwzelnr Nummer 2L Ps. Prleqrremplar 10 «s Gcl>iU,rm sür Lxtrad«iu»gru ohne Postbesörderriug 58 Mi. mit Postbesdrdrruug 48 Mi. Justrate Lgesp. Petttznl« 2« Pf- ÄrSßrre Achristru laut unserem PrelSverzeichnitz —Tadellan'Lr- Latz nach höherem Tarif tüctanuu out» dr»Red«rtto»»siriq di« Lpaltzeil« 40 Pf Inserate smd stets an d. Gepeditto» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumaranch, oder durch Postvorschnst. H? L6S. Dienstag den 23. September 1879. 73. Jahrgang. Zu genauer Aachachtung bringen wir hierdurch die Borschristen: daß jeder ankommend« Fremde, welcher hier übernachtet, am lag« seiner Ankunft und, wenn düse er- in den Abendstunden erfolgt, am andern Tage Vormittags von seinem Wirthe bei unserem Fremden-Vureau anzumrlden ist, diejenigen fremden aber, welch« länger alS drei Tag« hier sich aufhaltrn, Anmeldescheiu zu lösen haben. m Erinnerung und bemerken, daß Vernachlässigungen derselben mit einer Geldbuße von 15 Mark oder »erhältmßmLßiger Haftprafe geahndet werden würden. Zeipög. den LI. September 1878. Da« P,lizeü»mt der Stabt Leipzi«. vr. Rüder. Daegner, S E» sollen Arrttag be» tzs. September ». I.. von »srmittagS S Uhr ab an alten botanischen Garten hier circa 50 Rm. diverse Etockholzscheite und 37 Stück starke Lbraumhausen unter den vor Beginn der Auktion bekannt »u machenden Bedingungen gegen sofortig« Bezahlung meist« bietend versteigert werden. Zusammenkunst an der Brücke der verlängerten Albertstraße. Leipzig, den 17. September 1878. Ter »ath Her Stabt Leipzig. vr. Georgi. Etöß. Dü bei dem hiesigen Leihhaus« in den Monaten September. Oktober, November und Lecember 1878 versetzten oder erneuerten Pfänder, die weder zur Berfallzeit noch biS sitzt eingelöft worden find, auch nicht bi- »um 30. September ». e. einqelöst werden, sollen den st. «»»embrr b. 2 «»- sollende Tage im Parterre-Locale d«S Leihhauses öffentlich versteigert werden. ES können daher die in den genannten Monaten versetzten Pfänder «ach dem 30. September d. I. und spätestens am S. vctoder b. A. nur unter Mitentrichtung der AuctionSkoften von 4 Pfennigen von leder Mark de» DarlebnS etnaelöst »ber «ach vest«be« er«e»ert werbe«; vom 7. Oktober d. I. an. an welchem Tage der AuctionSkatalog geschloffen wird, kann lediglich Die Etnlösn»» derselben unter Mit> emrichtung der Auktionskosten von 4 Pfennmen von jeder Mark der ganze« Fordernng de- Leihhauses ftattfinden und »war nur biS »um L8. Oktober b. 2 von welchem Tage ab LucttonSpfänder unwiderruflich Weber eiugelSft noch prolongirt werden können. ES hat als» vom L8. Oktober d. I. an Niemand mehr da- Recht dü Einlösung solcher Pfänder zu verlangen und können dieselben daher von den Eigrnthümern nur auf dem gewöhnlichen Wege de- Er- stehen» wieder erlangt werden. Dagegen nimmt da» Geschäft de- Einlösen» und Beisetzen- anderer Pfänder während der Auktion in den gewöhnlichen Localen seinen ungestörten Fortgang. Leipzig, den 13. September 1878. Le» «aths Deputation sür Leihhaus u«b Sparkasse. Moden» LampsmiUrl. Di« Berliner Regierung-Presse läßt kein Mittel unversucht, »m da» Anse hen deruattvnal- liberalen Partei z« schädigen. Die Bekämpfung an sich könnte »an sich n»n wohl gefallen lasten; «deffen die Wahl der Waffen, welche von dieser Sette beliebt wird, verdient denn doch näher ge- zu werden. Um in diese Angriffe Methode zu bringen, muß jede Gelegenheit her- hatten, daß gemäßigt-liberale Bolk-thum oder die dasselbe vertretende Presse herabz»setzen, selbst wenn sie vom Zanae aebrochrn werden sollte Für diese wenig tröstliche Wahrnehmung soll wieder einmal ein Beispiel erbracht werden. Die in PeterSb»rg erscheinend« „Lgence Gönörale Russe" ent hält folgende- Telegramm: „Berlin, 3 /15. Sep tember. Die öffentliche Meinung in Deutschland vollzieht einen demerkenswerthen Umschwung hin- ichll'ch Rußland». Ja mehreren Wahlkreisen »r- lheilt die natiovalliberale Partei sehr streng über die auswärtige Politik de» Fürst« Bi-marck, weil es klar geworden ist, daß aus dieser Politik alle Verantwortlichkeit sür die zwischen Rußland »nd Deutschland vorgekommenen Mißverständnisse lastet. Gleichzeitig führen die liberalen Zeitungen au-, daß die osficiösen Berliner Zeitungen die feind selige Polemik der russisch» n Presse Hera»»- gefordert haben." Für deutsche Leser ergiebt sich die Adsurdität dieser Meldung schon ans ihrer Fassung. Sie würde überhaupt nicht der Erwähnung ver dienen, wenn nicht jene „Agence" notorisch ein russisch-ofsiciöse« Organ wäre. Man wird daran» schließen müssen, daß gewisse Kreise in Ruß land auch nach der Kaiserzusammenkunst von Llexaudrowo die Hetzerei gegen Deutschland sortzusrtzen entschlossen sind. Da» ist denn »nter allen Umständen ein sehr ernste- Symptom. Aber sür »nS ist Da-nicht Alle». Dü „Norddeutsche Allgem. Zeitnng" begleitet den Abdruck der Notiz de- russischen Organ» mit folgenden Worten: „Wir glauben »nsernsüt- jede Bemerkung zu dem obigen Eitat au» dem osficiösen russischen Organ un» versagen zu dürfen." Wa» soll Da- bedeuten ? Unbefangene Gemüthcr könnten meinen, da» „frei- willig-gonvernementale" Blatt wollte damit die Lächerlichkeit des angeblichen Berliner Telegramm» al» selbstverständlich bezeichnen. Auffallend würde daun nur sein, daß die „N. A. Z." an die Be leuchtung der russischen Verdächtigungen der Düna- duraer Feuerwehr— Verdächtigungen, deren Lächer lichkeit ebenso selbstverständlich war—ganze Spalten verschwendete. Wir »usererseitS erfreuen »n« indeß nicht dieser Unbefangenheit; die uationalliberale Partei kennt die Methode der „N AZ" au» Ersahruna. Haben wir nicht dasselbe Blatt die angesehensten Männer, bloß weil sie ihre wirt schaftlichen Ueberzeugungeu nicht in da» gerade Gegentheil Verkehren wollten, einer aotiuationalen, ja einer vaterland-verrätherischen Gesinnung ver dächtige« hören? Haben wir nicht in demselben Blatte erst vor wenigen Tagen dennnctatorische Andeutungen über ein in London abgehaltene» „Covdmtikel" gelesen, welche wiederum die gleiche Verdächtigung zum Zwecke hatten? Hat nicht dasselbe Blatt vor Kurzem dü Führer der national- liberalen Partei revolutionatrer Tendenzen be schuldigt? Äst nicht io demselben Blatte ein förmlicher verschwörung-plan der National- liberalen znr Verdrängung de- Fürsten Bi-marck aufgetischt worden? Wenn wir noch zweisrl- hast sein könnten — die Thatsache, 'daß die „R. A. Z." die ans da» Urttzett der nattoualliberalen Partei bezügliche Sülle mit ge sperrter Schrift her »orhebt, würde ur» über t Absicht de» Blatte- vollkommen auskläreu. Wir wollen nn» über den Ursprung der Notiz de- rusfischeu Blatte- kein« weiteren Vcrmuthuvgen htngede»; Da- aber sagen wir offen heran»: die Weise, wie düse Notiz von der „N U. Z." wieder- gegeben wird. ist ein Wahlmauöver, »nd »war ein Wahlmauöver der alleruuwürdigsteu Art. Nachdem alle anderen Verdächtigungen an dem aesandeu Menschenverstände de» Volke- gescheitert find, sol jetzt die Vorstellung erweckt werden, al» ob die Nationalliberaleu im Einklang mit den Russen den deutschen Reichskanzler der Stö rung de» europäischen Frieden» beschuldigten. Wir haben nicht erst nölhig zu sagen, daß die- uner hört perfide Manöver mißglücken muß, sobald eS nur versucht wird. Alle Welt weiß, daß da» unbediugte Vertrauen der nationalliberalen Partei zu der Leitung «nserer au-wärtigen Angrlrgeuheiteu, trotz aller Mißhelligkeit« auf anderen Gebieten, »»erschüttert ist. Die gesammte natioualliberale Presse ist den russischen Hetzereien fegen dü Politik unsere» Reichskanzler» mit Ent- .ckiedenheit entgegengeneten; dü gesammte national- liberale Presse ist überzeugt, daß Fürst Bi-marck auch in diesem Augenblicke nur die Erhaltung, die Befestigung de» europäischen Frieden» im Auge hat, uud begleitet ihn aus der Fahrt nach Wiea mit deu aufrichtigsten Wünschen. Da» ist klar wie dü Sonne, »nd man wird schon daraus verzichten müssen, durch „russische" Zeugen da« Gegentheil beweisen zu lasse» Aber — und da» betonen wir im Interesse politischer Wohlanständigkeit — mit Kampfmitteln dieser Art schädigt mau nicht unr dü öffentliche Moral, sondern man trägt auch dazu bet, da- Anscheu de» deutschen Reiche» vor de« Au-laude herabzusetzea. E» ist nachgerade an der Zeit, diese« Gebahrm ein zornige» „czuo- uscjuv tanäem?" eutgegenzurusen. Polittsche Aebersichi. Lechzt», L8. September. Wa» planen die beiden erlauchten Staats männer in Wie», Fürst Bi-marck, der Reichs kanzler von der Spree, »ad Gras An- drasstz, der Reich-kauzler in »ps? So oft düse Frage auch ausgestellt »nd bereit- „beant wortet" worden ist: vorerst wird mau sich in Geduld z» fassen haben, bi» greifbare Thatsachen den Inhalt der Kanzler besprechungen aller Welt offen bar machen. Zu diesem Thema mag heute unser Berliner Correspoudent gehör» werden, der un» vom Sonntag wie folgt schreibt: „Die hoch gespannten Erwartungen der politischen Welt Oesterreich» auf ein greifbare- Resultat der Ver handlungen mit dem Fürsten Bi-marck werden von deu Osficiösen au der Dona» möglichst herab gestimmt. Sie bestreiten, daß feste Abmachungen geplant seien, verwerfen die sogen, „geschriebenen" Allianzen »nd ycben nur zu, daß sür Oesterreich- Ungarn durch die Entente Garantien gegen dü pan- slavistischeo Gelüste Rußland» und gegen me Revanche politik Frankreich- geschaffen werden sollen. Auch hier neigt mau sich von manchen Setten der Ansicht zu, daß die Gegenseitigkeit der Interessen keine» geschrie benen Parte» bedürfe, weil dieser schließlich doch keinen der Eoutrahenten bindet. Aber jedenfalls nimmt die hiesige osficülle und indirekt auch die »sficiöse Welt eine von deu Wiener osfi ciösen Auffassungen so abweichende Haltnng an. daß im Hinblick auf da» steigende Zer- «Lrfniß mit Rußland eine feste oder, wenn man will, vertragsmäßige Verbindung mit Oester reich nicht ausgeschlossen erscheint. Wenn als» ein Vertrag in Wim z« Staude kommen sollte, dessen Grundlage die gegenseitige Garantie de» Besitzstand«- z« bilden hätte, so darf nach unseren Informationen sicher darauf gerechnet werden, daß die Thatsache selbst sowü das diplomatische Aktenstück geheim gehalten werden. Mau er innert sich, daß dü nach 1866 vom Fürsten Bi-marck abgeschlossenen Verträge mit dm süd deutsch« Staatm, welche dem Krüge mit Frank reich die «Manischen Garantien gab«, mehrere Jahre lang jedweder Kevntuißnahme weiterer -kreise der Diplomatie »ad selbstverständlich anch der Presse entzogen wurden. Wenn es daher richtig sein sollte, »ü wir weiter hvrm, daß eine der Ab machung« in Wim die event. R»-dehu«ng der Machtsphäre Oesterreich» bi- Salo- nicht bilden würde, so kann düse Mittherlung mit Leichtigkeit demrntirt werden Uegt e» doch nahe, daß eche solche Oceupation Oesterreich» Über da durch dm Berliner Vertrag vorgeschriebe«« Ter rikoriu« hinan» al- ein« Verletzung desselben ge deutet werden könnte. Aber limt der Schwerpunkt der deutsch-österreichischen Allianz, wie von deutschen Diplomaten hervorgehoben wird, in der gegenseitigen Garantie de- Besitze» von Elsaß- Lothringen und der von Oesterreich occupirtm türkischen Provinzen, so wird e» nicht sckwer halt«, die übrigen Unterzeichner de» Berliner Vertrage- zu Überzmgm, daß strategische, natio nale »nd politische Gründe dü weitergehende Be setzung ottomanischm Gebiete» durch Oesterreich nothwmdia gemacht Hab«. Schließlich würde doch nur Rußland oder vielleicht auch Italien Ein- sprnch dagegm erheben. Wie gesagt, die Presse kann jetzt »nd wahrscheinlich für lange hinaus nicht in der Lage sein, über die Punctationen eine» Vertragsentwurf» Mittheilungen zu machen, dessen Kmutmß sich nach der Natur der Verhandlungen der Oeffmtlichkeit entzieht. E» kann vorläufig nur von den Absicht« der deutsch-österreichisch« Diplomatie dü Rede sein, dü Gegenstand ihrer eifrig« Pourparler» sind." So wert unser Eor- respondmt. Nachstehend ged« wir noch da un» bi» zum Schluffe de» Blatte- zngehende telegraphische Nachrtchtenmaterial wieder: Salzbur», L0. September. Der deutsche Reichs kanzler. Fürst von Bi-marck, ist mit seiner Fa milie heute Abend 8'/, ühr hier angrkommen und in dem Hotel de l'Europ« abgestiegrn. Wie«. SO. September. Der ungarische Minister präsident TiSza »st heut« früh au» Oftende hier ein- genossen. Im Laufe de» Tage- find auch der päpst liche NuntruS Jacobini au» Gastrin und der rumä nische Minister der öffentlichen Arbeiten hier anze- kommen. Wie», LI. September. Dü Morgenblätter be grüßen den heme eintressenden Fürsten viimarck in ivmpathischen Artikeln. Sämmtliche Blätter ge langen »u dem Schluffe, daß dü Einigkeit Oesterreich» und Deutschland» den Frieden verbürge. Wie ver lautet, wird Fürst BiSmarck am Montag Morgen einige Besuche machen, Nachmittags vom Kaiser empfangen werden und hernach an der Hofgalatafel Thetl nehmen und AbendS, wenn eS seine Gesundheit »uläßl. dü Oper besuchen. Dienstag wird der Fürst eine Besprechung mit Andrassy und Haymerle haben und daS Diner bei Andrassy in Echönbrunn einnehimn. Der Aufenthalt hier wird angeblich bi» Mitiwoch Abend oder Donnerstag früh währen. Wien, LI. September. Dü hochofficiöse,HNon- tagSrevue" enthält einen dem Besuche de» Fürsten BiSmarck gewidmeten Artikel, in welchem e» heißt, daß e» sich bei diesem Besuche um mehr, al» um eine bloße Eourtoijü gegen den Grafen Andrassy handele. Die Anweseriheit de» Fürsten Bi-marck werde dazu dienen, die Allianz »wischen Oesterreich und Deutsch land neu zub,kräf tigen. Ob man dü Schwankungen der Lage für so große und vesorgniß erregende erkennen werde, um ihnen durch Vofilive und vertrags mäßige Vereinbarungen ein« Damm zu ziehen, entzieh« sich der öffentlichen DiScassion. Nicht um eine politische Demonstration handele e» sich, sondern die Erreichung wahrer Bürgschaft« de» Frieden» sei d,e Aufgabe der Staatsmänner Deutschland» und Oesterreich»; den Fragen der Klarstellung und der Pflege dieser Interessen werd« ihr Meinungs austausch in erster Linü gewidmet sein. Ein« sehr sympathisch« Leitartikel bringt die „Nene Freie Presse^. E- heißt darin: „Morgen trifft Fürst BiSmarck in Wien ein. Wir begrüß« ihn mit lebhafter Sympathie, denn er kommt al» Oesterreichs Freund in unsere Haupt stadt, und wenn «» gälte, ihm nach antiker Sitü rin Gastgeschenk darzubringen, so wüßten wir keirus, da» ihm wertbvoller sein könnü, al» die Versicherung, daß mehr al» )e ein Gefühl ver trauensvoller Gegcnseittakett dü Beziehungen »wi schen Oesterreich-Ungarn und Deutschland be seelt. .,.., Nun ist da» künstlich« Gebilde de» Drei-Kaiser- Bunde» jählings au» dem Kitt gefall«, und «» er- wü» sich, daß der Intereffen-Gegensatz, welcher zwischen Oesterreich Ungarn und Rußland besteht, nicht länger vermittelt und überbrückt werden konnte, wofern der .ehrlich« Makler" nicht »um bloßen Ge- schäft»vollstrecker Rußland» hrradfinken wollte. Der Mommt war o«, welcher von Deutschland eine Wadi »wlschm den beiden Freunden erheischte. Fürst BiSmarck entschied sich für OesterrerchUn- äarn, well dü Wohlfahrt Deutschland» «» «for derte. Er ist der Mann nicht, der lang, und unentschloffen am Scheidewege steht, und Rußland erleichtert ihm überdies deu Entschluß. Gerin geren Dank hat selten ein Staatsmann erfahren, al» BiSmarck von den tatarischen Nachbarn Große Staatsmänner darf man nicht an kleinen Maßstäben mcssen. Wenn ein BiSmarck sich ent schließt. die Fronten seiner Politik zu ändern, so geschieht «» nicht zaghaft und in kleinlichen Pro portionen. Gr mißtraut Frankreich, und sein Ver trauen auf Rußland ward getäuscht. Oesterreich- Ungarn erscheint ihm verläßlich» und darin irrt er nicht. So entfalten sich auf dem Untergründe deS BiSmarck'schen Besuche- vor unserem Auge dü Lmün einer neuen europäischen Staatengrupvi- rung, und wir denken, dieses Zukunftsbild recht- fertige dü Freudigkeit, mit der wir der Ankunft de» deutschen Reichskanzler» entgegensehen." Ein» ist bemerkenSwerth. Bor wmig« Jahren noch würde man der Reise alle möglichen An- grifs-aelüste uutergelegt haben, Eroberung». Pläne, Anschläge a»f die Ostseeprovinze«, Holland, Dänemark, wer weih, worauf sonst noch. Davon ist e» jetzt ganz still. Deutschland erscheint Nie mandem «ehr al» eine vergröberung-lustige Macht; Jedermann setzt vorau», daß e» un» nur aus Er haltung de» Unserige» ankommt. Diese lieber- zeuguug, Verbund« mit der ander«, daß e» nicht gar leicht sein würde, un» da» Unserige zu nehm», »«mal so lange Fürst Bi-marck die Thurmwache tune hat, ist eine gute Bürgschaft de- Frieden-, Zu den Verhandlungen deS Reich-kanzler- mtt der Gnrie »nd zu der dadurch geschaffen« Lage in Preußen wird un» au- Berlin vom Sonn tag geschrieben: „Dü Erhebung des päpstlichen Nnnttus in Wim, Erzbischof- Msgr. Jacobini, zum Cardinal erregt in unser« poli tisch« Kreis« deshalb so Hobe» Interesse, weil dieser ostensible Act de» heiligen Vater» gerade jetzt vorgenommen wurde, wo dieser diplomatische Agent de» Papste- Leo Xlll. die Verhandlungen in Wien di- zu einem avancirten Punkt leitete «nd dieselben in Gastein mit dem Fürsten BiSmarck zum Abschluß brachte. Ueder die Specialitäten der Mission Iacobim'S verlautet in hiesigen ultramontanen Kreis«, daß er in der Lage war, betreffs der Maigrütze solche Covces- sionen de» pästlichen Stuhle» anzubirten, deren Annahme seit«» de» Fürsten BiSmarck unzweifel- Haft erscheine. Die Curie soll aus den baldig« formell« Abschluß der Vereinbarungen dringen, damit dü CentrumSfraction in der bevorstehenden Session de» Abgeordnetenhause» nicht in die falsche Stellung de» Mäkeln» und Feilschen» von einer Regier nngSvorlage znr andern gerathe. Dü Klerikal« fügen hinzu, daß eine principtelle Auer- kmnnng der StaatSgesrtze in Pausch «nd Bog« weder vom Fürst« Bismarck gefordert, noch von der Hierarchie erfolg« würde Aber e» sei selbst, verständlich, daß in der Ausführung der Gesetze jene Bestimmung« stillschweigend fall« gelassen oder ihre eigentlichen Wirknnaen so abgeschwächt werden, daß da- Centrum keine Bedenk« trag« könnte, sich der Ausführung der Staatsgesetze z« widersetzm. Mit ander« Wort«, die Schwarz« nehmen, «a» sie bekomm«, »nd dev Rest überlass« sie der Zeit »nd dem guten Will« de« Kanzler- »nd de» uenen CultnSmiuister». Kreiuch geht dabei da- Fa lösche Unterricht-gesetz in die Brüche «nd wa- in dieser Beziehung, sowie über d« Cnltur- kamvs im Allgemein« der frühere Cnltu-miuister in seinem Briefe an die „Dentsche Revue" sagt, erhält nach der Auffassung hier lebender Ab geordneter eine weittragende Bedentuug für die liberale Wahlagitation. Wie wir hören, wird denn auch seit«- mehrerer namhafter Caudidat« der liberal« Partei dieser Brief bei ihr« Wahlreden al- Beweis material sür die herrschend« Reactiov-- bestrebuug« in Kirche»ndSchule verwendet werden " Der vorstehend von dem Herrn Eorrespoudent« erwähne Brief vr. AAltz'S ist von un- bereit- nach Verdienst gewürdlgt worden. Eine vollstän digere Bestätigung unserer Auffassung der inner« Lag« in Preußen seiten- d«< competentefieu Be« urtheiler- hättm wir un» nicht wünsch« können. Run endlich dürfen wir voch wohl hiss«, wenig st«- von Leuten, welche sich noch zu dm Lide-
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