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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.09.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120919021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912091902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912091902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-09
- Tag1912-09-19
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* 8 K — »bi ^ vV rr r» « L « o r» 6 Sertliches «ad SSchfische». Dresden. IS. September. —* Le. Majestät der König, der sich am 24. Septem, ber nach Chemnitz begibt, ts» vom Generaladjutante« Generalmajor v. Tettenborn und dem diensttuenden Flügeiadjiltanten begleitet. —* Im befolge de» F ü r st e n und der Fürstin zur Lippe, die. wie bereits gemeldet, gestern abend hier ein» trafen, befanden sich Hofdame Frl. v. Schlichiing. Oberbos, marschall v. Loos und Flügeladjutant Haupimann von Natzner. Um 8 Uhr fand im Residenzschlob eine Tafel statt, an der Le. Majestät der König mit seinen Gästen, Prinz .Friedrich Christian, sowie Prinzessin Mathilde nnd der Ehrendienst teilnahmen. Heute vor- mittag besuchten die fürstlichen Gäste das Grüne Gewölbe und die Gemäldegalerie. Bor der «tzalcrie wurden sie vom Staatsminister Dr. Beck und dem Direktor der Gemälde galerie Dr. Possen begrübt. Mittags unternahm der König mit seinem Besuch und der Prinzessin Mathilde einen Ausflug nach Moritzburg. wo im dortige» Jagdschloß um - Uhr eine Frübstttcksiascl stattsand. Um Uhr abends ist Tiner im Königl. Residenzschlob und »m 8'4 Uhr im Marmorsaale eine Abendgesellschaft, zu der Einladungen an die Staatsminister, den .Kommandierenden General uiw. ergangen sind. Bei der Abendgesellschaft werden Mitglieder der Over und des Schauspiels Mitwirken. —* Aus Anlab der Anwesenheit des Fürsten zu Lippe- Tetmolö ist für beute in Moritzburg eine Pir sch lag d geplant, an der sich im dortigen Schlosse das Früh stück anschlieht. KönigSbesnch in Leipzig. Le. Majestät der König wird am 25. d. M. gegen >2>l Uhr in Leipzig cintreffen. um an der Feier des 7W jährigen Jubiläums der Thomasschnle teilzunehmen. Für den Aufenthalt Sr. Majestät ist folgendes Programm ausgestellt worden: Aach Ankunft >n Leipzig auf dem Dresdner Bahnhöfe Meldung des Kreisüauptmanns und des Oberbürger meisters. Fahrt mit Wagen nach dem Gewandhause. Dort Empfang durch den Rektor und daS Lehrerkollegium. Fest- aktus nn groben Saale des Gewandhauses sFestkantate, komp, von G. Schreck. Rede deS Rektors. BegrühungS- ansvrachen. kurzer Dank deS Rektors. Gesang der Alum- ucnl. Bom Gewandhaus aus wird der König dem Ruder- vercin ..Sturmvogel" in seinem Bovtshauie am König- Albert Park einen kurzen Besuch machen. Hierbei werden die Mannschaste». die bei verschiedenen Wettrudcrn sieg reich gewesen sind, eine Ausfahrt vor Sr. Majestät ver anstalten. Sodann erfolgt die Abfahrt nach dem Schulhofe der Thomasichnlc zu dem Schauturnen daselbst. sBci un günstiger Witterung findet dieses Schauturnen in der Turnhalle des Turnvereins der Wes! vor stad t am Frank furter Tor statt.! Alsdann wird sich der König nach dem Ratssnibchen im Neuen Rathause zu dem von der Stadt dargebotenen Frühstück begeben und voraussichtlich nach mittags 2 Uhr 50 Min. die Rückreise nach Dresden an- trcten. —* Die ,'kwjschendcpniation -cr Zweiten Kammer zur Borbcratung des Volksschirlgcfctzcntwurses beschäftigte sich in ihrer heutigen Sitzung, der Kultusminister D r. Beck beiwohnte, zunächst mit dem wichtige» Paragraphen 8 der Berlage in seinen ans das Schulgeld bezüglichen Teilen. KultitS'.niniüer Dr. Beck konnte sich sür die For derung der 'Beibehaltung deS Schulgeldes nicht nur auf die Gesetzgebungen der übrigen Staaten, sondern nament lich auch ans die bisherige Stellungnahme der national- liberalen Partei zu dieser Frage beziehen, die ihren beionoers deutlichen Ausdruck durch einen Antrag des Ab geordneten Hettner »och im letzten Landtage gesunden habe, lieber diesen Antrag, das konnte der Kultusminister noch lünzttsügen. gehe aber die Regierung sogar noch hinaus, insofern sic nunmehr Vorschläge, dem Paragraph 8 eine solche Fassung zu geben, daß die Befreiung unver- ui v g e n d e r E l t c r n u n ö G c m e i >? d c ir vomSchul. gelde nicht blos; nachzuiassen, sondern vorz u schrei be n ist. An der sich über diese Angelegenheit anschlicbcn- den Aussprache beteiligte» sich Mitglieder sämtlicher Frak tionen in der lebhaftesten Weise. Abg. Hettner hielt de» Aussübrnngen des Kultusministers entgegen, dab er und die nakionailibcralc Fraktion von jeher auf dem Standpunkte der Schulgeldfreiheit gestanden hätten und dab sein iHettnersiAiitrng im letzten Landtage nur eventuell, nämlich sür den Fall gebellt morden sei, dab der Antrag ans Aushebung des Schulgeldes nicht angenommen werde. Das Ergebnis der sehr eingehenden Aussprache war, dab die Mitglieder der konservativen Fraktion für die Beibehaltung des Lchulgclües, die Ver treter der n a t i o n a l l i b c r a l e n, der freisinnigen und der sozialdemokratischen Partei sür die A n f h e b u n g deS Schulgeldes stimmten. Bei § 8 wurde weiter auch die Frage der mcitcrgehenden Unterstützung unvermögender Gemeinden eingehend erörtert. Es wurde hierbei im Schöbe der De- pulatiou betont, dab diese Frage zweckmähig nur im Rah men der allgemeinen Frage deS Verhältnisses des Staates zur Schule behandelt und gelöst werden könne, und dab es sich deshalb cmpschlc, dieser Frage erst bei der Be ratung über den Antrag Traber nühcrzutrctcn. Dieser Absicht vilichlete die Deputation einstimmig bei. Zu 8 15 der Vorlage wurde die Frage wegen der Aufnahme einer An.alil weiterer Bestimmungen über die Schulhngicnc erörtert. Besondere Anträge wurden indes hierzu nicht gesteüt. vet t 1« wird» dt, ve»h<u»dltz»««n tn d»r dritte« Nach«ttt»g»stunde aög,»rochen. da man sich vor. läusia über dte grundsätzltch« Frage, ot die EchiUgemetnde künftig von der bürgerlichen Gemeinde zu trennen sei, nicht einigen konnte. — Die nächste Sitzung der Deputation findet morgen vormittag ü Uhr statt. —* Riesrnandrana ,»« Ochnch-Jndil»««. Wohl noch nt« seit Bestehen der Hofoper hat ein hervorragende» Gast, spiel vdrr eine grobe Krstfrier solchen Zuspruch gehabt, wie da« Schuch-Iubiläum. da« nächsten Sonnabend mit einem Festkonzert und am Sonntag mit einer »Meistersinger"- Anfsührun« von der Königlichen Oper begangen werden wird. Seit der ersten Bekanntmachung über die Voran»- bestell»»« von Billetts zu dieser Jubelfeier liefen die An- träge massenhaft ein und schwollen tn der letzten Zeit so an. dab verschiedene Btllcttsortrn tn der drei, nnd mehr- sachen Anzahl hätten abgegeben werden können. Bi» 1 Uhr in der vergangenen Nacht sdann wurde das Licht abgcdrehtj haben vier Hoftheaterkassierer die VorauSbestellungen aus Billetts aesichtet. da heute vormittag die BillettauSgabe be ginnen sollte. Hierbei zeigte sich dasselbe Bild wie bei den brieflichen Vorausbcstellungen: ei» ungeheurer An drang deS Publikums. Scho» >/z7 Uhr früh waren die ersten Leute zu bemerken gewesen, und von Viertelstunde zu Viertelstunde schwoll die Zahl der Karten Begehrenden so an. daß um ^10 Uhr. als die Kasse geöfsnet wurde, etwa 1599 Personen sich angesammelt hatten. Dir Kasse ist linterimistischj im Vestibül der Zwingerseite des Hosopern- hauses eingerichtet, das Publikum hat den Zugang von der Wagenanfahrt her zu nehmen. Selbstverständlich war in wenigen Minuten, nachdem die Türen geösfnrt worden waren, das ganze Vestibül übersüllt. und tn der Durch fahrt und aus deren Verlängerung nach der Stallstrabe zu standen noch viele Hunderte, wohlgeordnet in Reihen zu dreien, und harrten, geduldig meist, manchmal unge duldig. da die Abgabe der Karten manchem nicht schnell genug ging. Gleich zu Beginn des Billettverkauss war verkündet worden, dab nur noch einige wenige ihinterei Plätze im 1. Rang, einige Orchesterlogenplätzc, einige un- numeriertc Plätze im vierten und fünften Rang und sür das Konzert wenige Orchesterplätze zu haben seien. Die Reihen deS Publikums nahmen allmählich zwar etwas ab, so dab die Leute um 1 Uhr nur noch in der Durchfahrt standen, eS kamen aber auch noch viele neue Interessenten hinzu, so dab die. beiden Kassierer, die den Billettverkaus zu erledigen hatten, sicher bis weit in den Nachmittag hin ein werden ihres Dienstes walten müssen. Die Aus gabe der reservierten Billetts findet auch noch morgen und am Freitag statt. —* Protcstvcrsammlung der Dresdner Droschken bcsitzer. In „MeinholdS Sälen" fand gestern abend eine von dem VcrcinderBesitzerDroschkcnl. Klasse cinbernsene Versammlung statt, die den Zweck verfolgte. Protest gegen eine anderweite KonzessionS- ertciln » g sür 25 A n t o m o b tl d r o s ch k e n durch die Königs. Pvlizeidirektivn zu erheben. Die Droschkenbcsitzer hatten durch ein den hiesigen Tageszeitungen beigelegtes Flugblatt das Publikum über die Sachlage bereits auf geklärt. Die hier gegebene Darstellung war aber von der Polizeidirektivn in v.'"b,ercn Punkten berichtigt worden. Der Saal war cinschlieblnh der Galerien dicht gefüllt: auch einige Stadtverordnete wohnten der Versammlung bei. Der erste Referent deS Abends war Herr Droschkenbcsitzer A. Kramer. Er führte aus: Es sei ein nngewühnlichcr Weg. den die interessierten Korporationen durch die Eln- bcrusung der Protcstvcrsammlung bcschritten hätten. Wenn aber die Maßnahme!: der Königl. Polizeidirektivn zur Durchführung gelangten, hätte dies den Untergang von dreihundert meist ansässigen Familien zur Folge. Um einen Einblick in die Verhältnisse des Droschkenbesitzes zu erhalten, sei cs notwendig, aus das Jahr 1890 znrüclzu- greifen. Da habe eine Reorganisation des Troschkenwesens in fast allen deutschen Grobstädten eingesetzt und auch Dresden habe im Jahre 1894 durch die Einstellung von Droschken I. Klasse den neuzeitlichen Anforderungen Ge nüge geleistet. Damals sei man Hand in Hand mit der Polizei gegangen, und auch als infolge einer erneuten Vcrkehrs- steigerung sich die Einstellung von Automobrldroschken er forderlich machte, und das Zurückgehcn der Pserdedroschken sich dadurch naturgcmäb nicht mehr anshaltcn lieb, sei es durch das Entgegenkommen der Polizei möglich gewesen, die Automobildroschkengesellschast ausschlicblich aus Dresd ner Droschkcnbesitzern zu bilden, um den entstandenen Aus fall wieder zu decken. Immerhin habe sich seit dieser Zeit ein langsamer Rückgang deS Droschken- gcwerbes bemerkbar gemacht, der noch verstärkt worden sei durch die Einführung der Nachtwagen und der Ge päckbeförderung durch die Strabenbahrr. Die Droschkenbesitzcr seien jederzeit bestrebt gewesen, den Ver kehrsbedürfnissen zu entsprechen. Auch während der Hvgicne-NuSstellung habe sich ein Mangel an Verkehrs mitteln nicht bemerkbar gemacht, was damals auch die Polizeidirektion anerkannt habe. Ein Wendepunkt kritisch ster Art sei aber Anfang des Jahres 1912 etngetreten, wo sich die Droschkcnbesitzer durch die Futtcrnot und öle Steige rung aller sonstigen notwendigen Ausgaben ohnehin in einer schwierigen Lage befunden hätten. Ta sei die Polizei- dirrktion mit der neuen Forderung der Gummibereifung an sie herangetreten. Leider habe man aus technischen und sachlichen Gründen dieser Forderung nicht Nachkommen können. Jetzt treffe die Polizei, ohne die interessierten Korporationen vorher zu hören, Mahnahmen, die das Ge werbe schwer schädigten. Darauf ergriff als zweiter Refe rent Herr Drvschkendesttzer p. H««Zk dtz». Wort. Da» Bekannrwerden der WMchten »er Küniak. Goltzeittrektton. Herrn Fleischer, »em Schwager de« Geschäftgsübrer» der Antomobtldroschkengesellschakt. ein« Konzesston sür SS kleine Wagen »u erteilen, habe wie ein Blitz au« heilerem Himmel gewirkt, um so mehr al» im Oktober vorigen Jahre», alt die Hogiene-Ausstellung mit ihren aestetgerten Verkehr», bedürfnissen vorüber war. Herrn Kastelt die Konzession sür ein« Automobildroschke verweigert worden sei. Ihm selbst sei e» mit seinem KonzesstonSgesuche ebenso ergangen. Noch im Vorjahre habe Herr Geheimrat Hohlseld getagt, dab eine Vermehrung der Automobildroschken tm Jabre ISlL nicht statts.inden werde, und nun vergebe man eine Kon- zrsston in dieser Ausdehnung an «inen AuSlSnberl Dab die Automobildroschkengesellschast versagt bade, entspreche nicht den Tatsachen. Bet schlechtem Wetter oder Tbeater. beginn sei selbst die Strabenbahn zuzeiten nicht imstande, den Verkehr zu bewältigen. Da» seien aber Ausnahmen. Worum der alte» Gesellschaft ein Konkurrenzunternehmen cntgegengestellt werden müsse, sei nicht recht klar, denn ein freier Wettbewerb wie in anderen Gewerben käme hier gar nicht in Betracht, da die Behörden ja selbst die Taxe ov> schriebe». Auch andere Vertreter de» Mittelstände» würden durch die Gründung diese» groben Unternehmen» geschädigt, denn diese» hätte seine eigenen Schmiede. Gatt- ler. Stellmacher. Wagenlackierer usw. — Dte Debatte verlief zum Teil recht stürmisch. Herr Büttner legte al» Aufsichtsratsmitglted der Automobildroschkengesellschast da» MibverhäkniS zwischen dieser und ihrem GeschästSsührer. Herrn Mahler, dar und schob diesem allein di« Schuld an der jetzigen Differenz mit der Poltzetdirektion zu. Ihr könne man keinen Vorwurf machen. Sie stehe dem Droschkengewerbe auch jetzt noch wohlwollend gegenüber. Stadtverordneter Rechtsanwalt Kohl mann sprach al» Vorsitzender der Ortsgruppe Dresden der Mittelstand». Vereinigung. Es handle sich hier um einen lebenskräftigen Teil des Mittelstandes, der in genauer nnd klarer Kennt- nis der modernen Bedürfnisse ber Allaemeinheit bereit se«. seinen Betrieb umzuwandeln. Man dürfe den Droschken- bcsitzcrn. dte sich selbst erhalten könnten und wollten, kein Hindernis in den Weg legen. Dab e» dennoch geschehe, müsse verbitternd wirken. Herr Mäh ler. der Geschäfts führer der Automobildroschkengesellschast. wie» die gegen ihn erhobenen Angriffe zurück. Er habe stet» das Beste der Gesellschaft im Auge gehabt. Während des Ehausseurstretks habe sich die Einstellung von Ausländern nnd ungelerntem Personal notwendig gemacht. Diese hätten dem Waaen- park schweren Schaden zuaefüat. Die zertrümmerten Wa- gen hätten dann im Verkehr natürlich gefehlt, und die» scheine dte Unzufriedenheit der Polizei erregt zu haben. — Wiederholte Versuche einiger Redner, den Streik und die Lohnverhälinisie der Chauffeure in die Debatte zu ziehen, wurden vom Präsidium energisch verhindert, aller- ding» unter lautem Protest eines Teiles der Anwesenden. Dem Vorsitzenden war cs nickt mehr möglich, die Ruhe wieder hcrznstcllen. und er schlob endlich die Debatte. Herr Hanke verlas eine Resolution. Bei starkem Lärm erklärte der Vorsitzende, dab die Resolution mit grober Majorität angenommen sei. worauf die Versammlung kurz vor 12 Uhr geschlossen wurde. Die Resolution batte folgenden Wortlaut: „In Anbetracht, das, von der König!. Polizeidircktion ein« Kon zession für LS Automoblldroschken an Herrn Friedrich Fleischer vergeben werden soll, die den wirtschaftlichen Untergang von etwa !Ü0 zum größten Teil ansässigen Familie» zur sicheren Folge haben wird, erheben die heute in „MeinholdS Sälen" zu einer Protest persammlung Versammelten einmütig, einstimmig Protest gegen diese geplante Konzessionserteilung. Sie bitten, daß seitens der Staats- und städtischen Behörden alle zu Gebot« stehenden Mittel ergriffen werden, damit, solange Dresdner FuhrwerkSbefitzer bereit sind, ihren Betrieb gegen vorherige Einziehung von Droschken 1. Klasse nach de» Bedingungen und Wünschen der Königl. Poltzri- direktion in Automobilbetrieb umzuwandeln, ausschließlich nur diese Berücksichtigung finden. Sollte dies« Resolution ein« Be achtung nicht finden, so erwarten die Versammelten, daß «ine Kon- zessionserteilung an Herrn Friedrich Fleischer so lange zurück- gehalten wird, bis der Landtag in dieser Angelegenheit aagcrnfeu worden ist." — Sächsisch. Böhmische Dampfschiffahcts. Gesellschaft. Montag, den 28. September, tritt ein neuer Fahrplan in Kraft, der mit Rücksicht auf die vorgeschrittene Jahres zeit einige weitere Einschränkungen erfahren hat. Die Be- kanntgabe der Fahrzeiten erfolgt in der bekannten umfang reichen Weise, und zwar durch Aushang der Fahrpläne auf Sen Dampfer- und Bahnstationen, den Schissen selbst, sowie in den Hotels usw., und durch die Tagebücher ber Zeitungen. Die Abonncmcntseinrichtungen der Gesellschaft, wie Monatskarten uiw.. bestehen fort. Die Fahrzeiten der Schisse sind wieder so gelegt, dab die Eisenvahnanschlüste aus den Hauvtstationen in der Regel erreicht werden können. — Die Kajüten werden gut geheizt. Frachtgüter finden» wie allgemein bekannt, zu gewöhnlichen Sähen „Expretz- Eilgutbesörderung". —* Das Thalia-Theater in der Neustadt hat gestern abend nach einer Pause von mehreren Monaten seine Pforten wieder geöffnet. Das T-Terzctt sTymians Thalia- Theaters prangt wieder an allen Plakatsäulen und im Inseratenteil der Zeitungen, um zu künden, dab »der schnei, dtgc Tymian" mit seiner Herrengesellschaft von seiner Gast spielreise zurückgekehrt ist ins eigne Heim. Den Fremden, der die etwas abgelegene Gegend der Görlitz er Straße nicht kennt, weisen elektrisch flammende Pfeile in der Höhe des ersten Stockwerks der Häuser dahin. DaS kleine Theater ist immer gut besucht, gestern aber war es natürlich auSver. kauft. Bis in die Garderobe heraus fassen die Habituös der Tymian-Premieren: die allmächtigen Kinos haben dem Schuberts „Traum" — eine Lebensbeichte. F» Franz Schuberts 'Rachlab sand sich eine märchen hafte Erzählung ..Mein Traum", die in ihrem innerlich persönlichen und doch dabei phantastisch-romantischen Ton allerlei 'Bekenntnisse der eigenen Lcbensgeschichte zu ent halten schien, vv» der Forichnng aber bisher nicht recht gedeutet werden konnte. In der soeben bei Schuster und Locfsler erichienenen groben Schubert-Biographie von Walter Dabms erfährt nun diese Erzählung aus Grund neuer Feststellungen und Untersuchungen von Prof. Alois Fellner zum erstenmal eine eingehende Deutung und offen bart sich als eine ergreifende Lebcnsbeichtc unseres grössten, Liedersüngers. Schuberts Märchen beginnt damit, in dich terischer Verschleierung die schweren Konflikte im Eltern- banie zu schildern, die so viel Trauer in seine Jugend brachten. Der Vater, der ihm die Musik nur als Lieb haberei gestatten wollte, versuchte 1811 ein letztes äubcrstcs Mittel, um den Franz zu Len Studien zu zwingen: cr verbot ihm das Elternhaus. „Ich war ein Bruder vieler Brüder und Schwestern," so hebt „Mein Traum" an. ,.linier Bester, unsere Mutter waren gut. Ich war allen mit tiefer Liebe zugetan. Einstmals führte uns der Vater z» einem Liistgclage. Ta wurden die Brüder sehr fröhlich. Ich aber traurig. Da trat mein Vater zu mir und befahl mir. die köstlichen Speisen zu geniesten. Ich aber konnte nickst, worüber mein Vater zürnend mich aus seinem An gesicht verbannte. Ich wandte meine Schritte und mit einem Herzen voll unendlicher Liebe sür die, welche sic verschmähten, wanderte ich in ferne Gegend." Der Vater wollte also Schubert auch an den „gedeckten Tisch" eines soliden bürgerlichen Broterwerbes setzen, aber für ihn waren die Studien keine „Lustgelage", die Lchrgegenstände keine „köstlichen Sp'isen": ihm war Scelennahrirng Musik, nnd sie zu suchen, wandte cr sich in dtx Fernen seiner Phantasie. Ten aus dem Vaterhaus Verstobcncn führte schliess lich ein schweres Unglück, das die Familie traf, wieder in die Arme des Vaters. Den 28. Mai 1812, am Fronleich- namstaa. starb Schuberts geliebte Mutter, wie später ihr grober Sohn, am Nervcnsieber. Der Verbannte, der die Schwelle der Heimat nicht übertreten durfte, musste den unendlichen Schmerz erleben, dab cr die Mutter nicht mehr lebend sah. „Jahrelang fühlte ich den grössten Schmerz und die gröbtc Liebe mich zerteilen," jo beichtet er in seiner Erzählung, „da kam mir Kunde von meiner Mutter Tode. Ich eilte, sic zu sehen, und mein Vater, von Trauer er weicht. binderte meinen Schritt nicht. Da sah ich ihre Leiche. Tränen entflossen meinen Augen. Wie die gute alte Vergangenheit, in der wir uns nach der Verstorbenen Meinung auch bewegen sollten, wie sie sich einst, sah ich sic liegen. Und wir folgten ihrer Leiche in Trauer und die Bahre versank. Von dieser Zeit an blieb ich wieder zu Hanse." Durch die gemeinsame Trauer kamen Vater und Sohn einander wieder näher. Der Alte gewährte seinem genialen Sprötzling die Erlaubnis, sich in der Komposition gründlich auszubilden, und schon einen Monat nach dem Tode der Mutter wurde der grobe Salieri der Lehrer des jungen Schubert. Aber Pegasus mußte sich für dieses Ent gegenkommen auch ins Joch spannen lassen: Schubert mußte den Lehrcrberuf einschlagen. den sein Vater auS- übte: 1813 wurde er Lehramtskandidat bei St. Anna und von l81-t bis 1817 war er dann drei Jahre lang Schul- gchtlse in der A-B-C-Klasse in der Lichtenthalcr und der Rossauer Schule des Vaters. Schlimme Jahre waren es, in denen das Genie unter der Last des Unterrichts und den Ungezogenheiten einer ausgelassenen Jugend schmach tete. Aber die angstvolle Scheu vor dem Vater hielt ihn ab. seinen Herzenswunsch zu erfüllen und sich ganz der Kunst hinzugebcn. Er war keine Kämpfernatur, und so schwieg er denn, wenn ihm der Vater das Schulleben als das Ideal pries: „Ta führte mich mein Vater wieder einst mals in seinen Lieblingsgarien: er fragte mich, ob er mir gefiele? Doch mir war der Garten ganz widrig und ich getraute mir nichts zu sagen." Doch war der Vater im Herzen gut, er kannte die hohe Begabung seines Sohnes und verschaffte ihm einen einjährigen Urlaub, in dem er sich ganz seinem Schassen hingebrn konnte und die herr lichsten Werke schuf. Aber dos selige Jahr der Freiheit verstrich: verspätet kehrte d:r Sohn im 'November 1818 zurück, nnd nun kam cs zu einem schweren Zerwürfnis zwischen den beiden, da Franz sich standhaft weigerte, von neuem das Joch ans sich zu nehmen. „Da fragte er mich zum zweitenmal erglühend, ob mir der Garten gefiele?", so wird das poetische Bild im Märchen fortgesetzt, „ich ver neinte es zitternd. Ta schlug mich mein Vater und ich ent floh. Und zum zweitenmal wandte ich mein Schritte und mit meinem Herzen voll unendlicher Liebe, sür die, welche sie verschmähten, wanderte ich abermals in ferne Gegend." Die Entscheidung war gefallen: zum zweitenmal wanderte Schubert fort aus dem Vaterhaus in ein Leben voller Sorgen, Entbehrungen und Einsamkeit. „Wieder sang ich nun lange, lange Jahre. Wollte ich Liebe singen, ward sie mir zum Schmerz. Und wollte ich wieder Schmerz nur singen, ward cr mir zur Liebe. So zerteilte sich die Liebe und der Schmerz." Schubert litt unendlich unter der Trennung, der Vater auch, aber nur schwer konnten die beiden den Weg zur Versöhnung finden. Nach vier Jah ren. 1822, kam sie zustande. Schuberts Freude war groß, und in diesem Entzücken über dte Heimkehr, zugleich in dem Hochgefühl, nun endlich zum Meister herangereist zu sein, fchrieb er die Schlußworte seines Märchens, das vom 3. Juli 1822 datiert ist. In rührender Weise schildert er hier seine Wallfahrt zur „Jungfrau", zur heiligen Cecilie, zur Musik, seine Entwicklung zum Künstler. „Und einst bekam ich Kunde von einer frommen Jungfrau, die einst gestorben war. Und ein KreiS sich um ihr Grabmal zog, in dem viele Jünglinge nnd Greise auf ewig, wie in Selig- leiten, wandelten. Sie sprachen leise, die Jungfrau nichtz zu wecken. Himmlische Gedanken schienen immerwährend aus der Jungfrau Grabmal auf die Jünglinge wie leichte. Funken zu sprühen, welche sanftes Geräusch erregten. Da sehnte ich mich sehr, auch da zu wandeln. Doch nur ein Wunder, sagten die Leute, führt in diesen Kreis. Ich aber trat langsamen Schrittes, immer Andacht und fester Glaube, mit gesenktem Blicke aus das Grabmal, zu. und eh ich es wähnte, war ich in dem Kreise, der einen wunder- lichen Ton von sich gab: und ich fühlte die ewige Seligkeit wie in einem Augenblick zusammengedrängt. Auch meinen Vater sah ich versöhnt und liebend. Er schloß mich in sein- Arme und weinte. Noch mehr aber ich"
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