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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.01.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187201255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18720125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18720125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1872
- Monat1872-01
- Tag1872-01-25
- Monat1872-01
- Jahr1872
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.01.1872
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atcrialist. «ir ihätig g, sofort tt sskn bei rzulege». Zweite öeilage zum Leipziger Tageblatt md Anzeiger. W 25. Donnerstag den 25. Januar. 1872. tahre alt, ge. unter «nch. leferrvzcn rufmänn. gebet?«, >n Liesl- :r Hc«-, > Heizen rniffe g«. ntprüchea n Pars., -tr. 5l. r Uaüa Branche »legen. nMftadl l Bureau Comptoir eur Hrn. !l. teistiinwl ht Arleit Zu ei ner Stel- ilt, sucht c 6. 8. r nieder;«!. der die ne Haud- zur Seite nufactor- stelle alt LogiS i« . 6.^66 mntniffea Colontal- »zwrüer». n. Hugo erzulegeu. t. Dienst» im Hofe. yt Stelle mann. >rt Stelle Werl he narkl Z5. eikitair» » e. eine ote oder >. d?. «l. legen. im krif» Hause die Hierauf gebet«, rn Kars» an» acht erill uad t ähnliche K. S.i» zen. »»dtgrr «f-rt». »iihta» u. außer Tr. r. g in Pq Tr. r. PlLtteir ! daffelie rnehiw». > in der he- eiurr Februar i Schuh« Icke- da« uar eioe Nähere« ireg als mie od^r fragen mann. den aü» inzelnen »d bean» 8 find iegen. /iulmziellrr Wochenbericht. Die Woche verlief ohne daß irgend eine Aen- dmmg tu der Haltung der Börse emgetreten wäre. ES schien zwar manchmal, als wenn die Reali- firuugen, welche die Spekulation vornahm, »u zrößrren Dimensionen sich entwickeln würden, ängst liche Gcmüther sahen sogar bereit« die Anfänge zu jener gewalligrn Krist«, welche man sich ge« löhnt hat al« die künftige unausbleibliche Ver- gellung für da« finanzielle Sodom und Gomorrha zu prophezeien. Manchmal schien die Luft leise angehaucht, wie von Pulverdampf der beginnenden Explosion; indeß e« ging wieder vorüber, und der Puls der Börse schlägt noch immer lebendig ge nug, trotzdem theilwetse eine gewisse nüchternere Haltung in den CourSbrwrgungen Platz ge griffen hat. Sonst freilich fehlt e« nicht an Momenten, welche da« Gegentheil annehmen ließen. Die Projecte von Bankgründuugrn werden j-emer geschmackloser und zeigen bereit« deutlich die Merkmale de« Alexandrmischen Zeitalter«. Da ist z. B. da« Projekt einer Cavitaitstenbank i« BerUn, wovon die Börsrnzettung spaßhafter Mise mernt, daß erste Häuser dabei betheiligt frien und also die Solidität de« Unternehmen- in weiten Kreisen anerkannt werden würde. Erst, f» wird erzählt, sei der Plan dahin gegangen, eme LersicherungSbank zu gründen, welche be stimmten Effecten gegen eine verhältnißmäßige Prämie eine Garantie für einen MinimalzinS- ertrag gewähren sollte. Jetzt wolle man für da« sich betheiltgeude Aktienkapital Aktien und Obli gationen kaufen, an deren ^Ertrag alle Actionaire piMictpiren sollen. Die Bank wolle den Actionairen eme bestimmte Rente garanttren. Der Mehrertrag »Lre zwischen der Bank und den Actionairen zu teilen. Llso die Herren Bankhalter wollen Vorsehung spielen, und ohne dabei irgend ein Risico ihrer seits einzusetzen, mit dem Vermögen ihrer Schutz befohlenen specnliren. — Stur in einer Zeit, wie die gegenwärtige, wo die Narrheit auf dem Börsen- Throne sitzt und die Gewinnsucht und Sptelwuth die Menschen blind macht, ist eS möglich, Dumme damit ködern zu wollen. Freilich drängen sich gerade die Unmündigsten herbei, um ihr Scherfletn auf dem Altäre de- SpielgotteS zu opfern, zitternd vor Begier, daran« die goldene Frucht ersprießen zu sehen. Wer aber nur irgend Herr seiner selbst ist, wird der fremden Vormundschaft nicht be dürfen, sondern ebenso gut oder gar »och bester für sich selbst zu sorgen verstehen, ohne noch ge- nSthtgt zu sein, Tribut zu zahlen. An ein Zu standekommen de- Projekt- ist wohl nicht zn denkenz der allgemeinen Depositenbank würd« eS allerdings sehr gelegen fein. Die Fichte sehnt sich nach der Palme u. s. w. Die neuen Banken bekunden theilweise schon durch ihren Namen ihr Überflüssiges Dasein; man begnügt sich auch schon vielfach mit geringeren LaioS alS 10 X bei der Emission. Z. B. die Allgemeine Deutsche Handelsgesellschaft, welche nur 5X Aufgeld verlangt und eia russische« Pro- duttengeschäft al« BastS erstanden hat. Arme Actionaire, die man auf die Eisfelder Sibirien- hmu-führt! Genug für 5 Proceut Agio. Und doch wie sehnsüchtig schaut die Hessische Bank nach de» Zeiten zurück, wo sie 105 zu stehen sich vor- überaehend rühmte! — Anderseits klingt eS wie unerhörte Frechheit, wenn «- heißt, daß man Essener Creditactien mit 12X Aufgeld an den Markt bringen wolle. Sie sollen übrigen- schon - begebe» sein. — In Wien freilich wurden Austro-Ottomanbankactien mit 120 Fl. für 80 Fl. Einzahlung loSgelafleu. Die Spieler sollen wie rasend hinterher gewesen sein. Die Goldmärchen aul Tausend und eine Nacht versetzten Alle in Haschischrausch, so daß der Cour- bi- 140 ge trieben wurde. Wiener Wechslerbank, eine ziem lich problematisch« Existenz, wurde bi- über 300 stk 80 Fl. Einzahlung in die Höhe gebracht; 40 Fl. in einem Tage. — Wie gefällt unfern Lesern die neue Schöpfung drr Auglo österrercht- schen Bank, genannt: Allgemeine Creditanfialt für Immobilien und Bauten in Italien". Sitz in Rom. Nicht wahr, da- ist etwa- Verlocken, det? — Gegen — 25 Procent Agio kann man an den Herrlichkeiten Theil nehmen, welche die» zeniß höchst sorgfältig im Interesse der Actionaire contrvlirte Unternehmen verspricht. Freilich ist rS auf das heiße Blut de- Italiener- berechnet, die dem waghalsigen Glücksspiel leiden schaftlich ergeben find. Die Verwaltungen ita lienischer Actirn-Gesellsckaften haben bi- jetzt wenig Mhmliche« von sich vernehmen lasten, und die Demoralisation und Eorruplion in den gesegneten he-perischen Gefilden ist notorisch. UebrigenS wird dm Italienern tüchtig mit Neugründungeu zu- psetzt, eine Bank entsteht au« der anderen, und »a« von langsamer rollendem deutschen Blute etwa beigemischt ist, wird schnell in dem hitzigen italienischen aufgehen. Die Repräsentanten diese- Dmtschthum« find die allerschlechtrsten. — ES «ag sehr leicht sein, daß Bausprcnlattouen in Rom, welche-, wenn auch erst allmältg, sein alte« Sewand abznwerfeu im Begriff ist, mit großem Erfolg« auSgeführt werdeu können; im glücklichsten «falle aber fällt drr Löwcnemthetl de- Profit- de« venvaltungSrälhen uad ihrem Anhänge zu. Eben so verhält «- sich mit den italienischen Banken, deren Aktien man gern den deutschen Börsen aufvringeu Wollte. Die arm« Römisch, Börse. Sie «a»»te i» ihrer Uuschnld bisher nur Geschäfte gegen prompt, Caffe. Parquet, Eoulisie, MonatSschlüste, Report-, Arbitrage, der ganze SpeculationSapparat war ihr unbekannt. Dem allseitigen Andrange der neuen Zeit, dem tiefgefühlten Bedürfnisse de- Börsenschwtndel- wird wohl auch diese bisher abgeschlossene Insel der Enthaltsamkeit keinen langen Widerstand mehr zu leisten vermögen. Wie durchftöstelt e« einen, den italienischen Herrlichkeiten gegenüber, wenn er liest: „Gegen dt« Imperial-Anglo-German-Vank, welche StrouS- berg Anfang vorigen Jahre- in London gegründet hatte, ist von einem Annoncen - Agenten, welcher über 1000 Pfund Sterling für Reklamen ver ausgabt hatte, und zwei Bankbeamten, die GchaltS- forderunaen machen, vor dem CanzleigerichtShof auf gerichtliche Zwangsliquidation geklagt worden. Letztere ist verfügt worden; die Direktoren haben Appellation eingelegt." Auf dergleichen laufen alle StrouSberg'schen Unternehmungen hinan«. Wenn man so etwa« zu lesen bekäme und auch nicht wüßte, wen e« beträfe, man würde unwill kürlich auSrufen: Da« ist StrouSberg« Geschoß! Maklerbanken entstehen aller Orten: in Wien, in Frankfurt, in Bre-lau. Die großen CourS- gewinne bei der Gründung der Berliner lasten den Gründerconsortim keine Ruhe und machen sie lüstern, ein Glück zu versuchen, da« keinerlei Gefahr für sie bietet. Alle ZinSpapiere die auf den Markt kommen, werden angeblich überzeichnet, und mögen eS auch die Obligationen von ganz unbekannten amerika nischen Eisenbahnen sein, welche massenhaft her- beiströmen. So fehlt es denn nicht an sich drän gendem Ersatz für die gekündigten deutschen An leihen. Eine sichtende Auswahl gilt für überflüssig; sobald ein Effect nur etwa- mehr verspricht als den gewöhnlichen Zinsfuß, wie er sich neuestenS gestaltet hat, ist e« willkommen und rasch ver griffen. Die herannahende Ultimoliquidation hat biS jetzt noch nicht den geringsten Eindruck zu machen vermocht. An- Frankfurt a. M. meldete man, daß die Medioliquidation unerwarteterweise sehr lercht sich abw'ckelte. — Daß die schwache Speku lation aufS Aeußerste überladen ist, daß die Ver hältnisse im höchsten Grade gespannt, unterliegt keinem Zweifel; der Umstand, daß AlleS bisher so glücklich abgelaufen, bildet die einzige BastS der kolossalen Hauffepyramive, welche AlleS über ragt, waS die kühlere norddeutsche Börse Aehn- lickes gesehen. Wir haben früher darauf aufmerksam gemacht, daß die Rhein-Nahebahn durchaus noch keine Beweise von Prosperität geliefert habe, und im December und deu folgenden Monaten Minder einnahmen droh en. Der weiter unten folgende AuSweiS der Eisenbahnetnnahmen zeigt bereit», wie sehr wir Recht hatten. In Köln - Mindeuer Aktien fand ein rasende- CourStreiben statt, auf die Annahme hin, daß neue Aktien emtttirt werden würden, da dt« Specu lation den erhofften Agiogewinn an denselben eScomptirte. AlleS Andere ist ihr gleichgültig. Welche Bedeutung die neuen Linien, die gebaut werden sollen, für daS Unternehmen im Ganzen haben, kommt für sie nicht in Betracht, und wären sie selbst die unfruchtbarsten, der Vorwand zur Ausgabe neuer Aktien würde doch mit Begier willkommen geheißen und auSgebeutet werden. Für die Spekulation ist nicht die Rentabilität, sondern daS Spiel um Agio maßgebend. Auch in den Oberschlesischen Eisenbahnactien ist die Haussesp»culatton thälig. Für die ruhige uninteressirte Betrachtung möchte der jetzige CourS derselben hoch genug erscheinen. WaS die Folge ist, wenn die Börse die Zukunft eine- Unter nehmen- auf Jahre hinan- e-comptirt, zeigen die Aktien der rechten Oderuferbahn, der Halle Caffeler und der Cöln Mindener I-it. ö., welche sich fort während innerhalb eine- engen Kreises bewegen. Doch auf der Börse hat nur der Gewinnende Recht. Der Verstand hat nicht- mitzusprrchen. In den Aktien der Hessischen LudwigSbahn ist gleichfalls di« Spekulation höchst lebendig, um den CourS immer höher und höher zu treiben. Unter den deutschen Credltactien stehen die Darm städter an Beliebtheit noch immer oben an und setzen ihre AufwärtSbewegung ununterbrochen fori. Daß aber auch ganz ander» geartete Effecten sprungweise in di« Höhe gehen, zeigen preußische Bankantheile und die Aktien de- Berliner Cafsen- vereinS. Nachfolgend theilen wir wieder eine vergleichende EourStabelle einiger hervorragenden Effecten mit: Eisenbahnen. 13. Jan. Bergisch-MLrkisch, 143 Berlin-Anhalter 257»/, Cölo-Minduer 184 Magdeburg-Halberstadter 151 Magdeburg-Leipziger 211 Hessische LudwigSbahn 186 Oberschlesifche 217»/, Rheinische 164 Banken Anhalt-Drssauer 155 Darmstädter Eredit 182 Geraer 148»/, Leipziger Credit 148»', Sächsische 157 Fond». Oesterr. Silberrente 64 Italiener 67»/, 21. Jan. 146'/. 255°/, 193'/, 156 235 190 222»/. 165»/. 161 192'/. 147»/. 148, 168'/, 63»/, 6« WaS an der Nachricht eines Berliner Blatte- etwa Wahres ist, daß die deutsche Regierung eine Gesetzvorlage in den Reichstag bringen wolle, welch« den Aktiengesellschaften verbietet, neue Aktien auSzugeben, ehe die alten volletngezahlt sind, ob eS mehr al- ein bloßer Schreckschuß, wird sich bald »eigen. Der Mißbrauch rührt, wie bei all dergleichen, von Wien her. wo man auf solche Weise Agiotagegewtnn betreibt. Schon bei der Abfassung des Gesetze- über die Aktiengesellschaften hätte man diesen Punct berücksichtigen sollen. Vielleicht gelangt man später z« der Ansicht, daß noch manche- Andere damals vergessen worden. Von den drei großen Spielpapteren errangen wiederum Franzosen, Lombarden und Oester- reichischer Credit bedeutende Vortheile: Franzosen notiren 4 Thlr., Credit 4»/. Thlr. höher, während Lombarden stagnirten. Die Seiten- der Wiener „Presse" verbreitete Nachricht von dem Verkauf der Bergwerke und Domainen der StaatSbahn wird officirll wider rufen Indeß der Zweck ist doch erreicht. Die Aktien der Staatsbahn sowohl wie der Crevit- anstalt, die alS Käuferin brillirte, siud in die Höhe getrieben worden, und die Wiener Zeitung-- redactionen, welche von den Bank- und Esten- bahngesellschaften besoldet werden, um Reklame für sie zn machen, kümmern sich wenig darum, wie viel Lügen sie in die Welt setzen. Wir müff:» nochmals auf die Baukatastrophe der Ungarischen Ostbahn zurückkommen, da st« von der allgemein «ingerissenen Corruption und dem ungeheuren Schwindel der Finanzwell ein sprechende- Bild liefert. Der Gewinn de- Anglo- bankconsortiumS an den Aktien und Pr'oritäten soll circa 8 Millionen Gulden betragen haben. Nicht genug aber damit, wurden an die Bau unternehmer Gebrüder Warring Millionen mehr verabfolgt, alS ihnen nach dem Meilen-Pauschale zukam. AlS die Sache endlich zn arg wurde, ließen sie die Bauunternehmer nicht nur ruhig ziehen, sondern zahlten ihnen noch 700,000 fl. auS. Gleichzeitig wurde da- Publicum getäuscht, indem Alle- auf- Beste auSgemalt und die Er klärung erlassen wurde, daß die Verhältnisse in vollster Ordnung seien und die Mittel vollständig hinreichten, um den Bau zu bewerkstelligen Hatte doch die Anglobank noch nicht alle Prioritäten be geben, waren doch die Aktien noch nicht sämmtlich eingezah'.t. Jetzt fehlen über 9 Millionen Gulden am Baucapital, um welche die Concessionaire bei der ungarischen Regierung tingekommen find, dir die Garantie für Actien und Prioritäten von Eröffnung drr Bahn an übernommen hatte Gab eS je mehr Grund, die Schuldigen zur Rechen schaft zu ziehen und sie an ihrer empfindlichsten Stelle, am Geldbeutel zu strafen? Dieser Tage fand in Wien die außerordentliche Generalversammlung der Ocsterreichischen Central- bank statt, um die Liquidation dieser unglücklichen Schöpfung an- der Schwindelperiobe zu Ende de- vorigen Jahrzehnte- zu beschließen. Bei 3 Millionen Capital betrug da-Deficit 600,000 Fl., 2 Millionen waren in eigenen Effecten, Reali täten u. s. w. festgelegt. In Wien stiegen Credit Uber 10 Fl. 60er Loose 4X> 61er Loose 8X Türkenloose fast 10 Fl. Von der Orsterrelchischen Rente hat sich die Spe kulation abgewandt, nachdem Holland durch seinen Verkauf da- Zeichen gegeben hatte, daß nun de- Spiel- darin genug sei. Die Bankausweise zeigen eine weitere Abnahme der an sie gestellten Ansprüche. Von den Decrmbereinnahmen der Eisenbahnen notiren wir ferner: Potsdamer 42,321 Thlr. Minus (IahrrSpluS 270.999 Thlr ), Magdeburg- Leipzig 12,860 Thlr. PluS (JahreSpluS 362,274 Thlr.), Halle-Cassel 14,852Thlr. MinuS (Jahre-- plu- 81,475 Thlr.), Ostpreußische Südbahn 6032 Thlr MinuS (JahreSvluS 35,317 Thlr), Rhei nische 8993 Thlr. MinuS (JahreSpluS 1,82I,S90 Thlr), Bergtsch-Märkische 10,528 Thlr. Minu- (Jahre-plu- 1,879,925 Thlr.), Rhein-Nahe 69.855 Thlr. MinuS (JahreSpluS 103,000 Thlr.), SchleS- Wtg-Holstein 3413 Thlr. Plu« (JahreSpluS 37,587 Thlr.), Lemberg-Czerncwitz 85,270fl PtuS(JahreS pluS 9l,668 fl), Böhmische Nordbahn 2972 fl. PluS (JahreSpluS 153,754 fl), Warschau-Wien 8002 Rubel MinuS (JahreSpluS 306,678 Rubel). Leipziger Lehrerverein. Am 11. und 18. Januar 1872 verhandelte der Leipziger Lehrerverein über den den Ständen de- Königreichs Sachsen vorgelegten Schulaesetzentwurf und beschloß dabei, größientheilS einstimmig, fol gende Sätze: Der Lechziger Lehrerverein 1) erklärt sich gegen die in tz 22 enthaltenen DiSciplinarbestimmungen und fordert, daß alle Lehrer, gleich den Brzirk-schultnspectoren, unter da- StaatSdienergesetz gestellt werden; 2) hält eS für unzeitgemäß und unersprießlich, dem geistlichen Stande die Bevorzugung einzuräu- men, ohne frei« Wahl der Schulgemeinde Beisitzer de- Schulvorstande- zu sein ; 3) erklärt sich dagegen, daß dem Lehrer den Vorsitz im Schulvorstand zu führen nicht gestattet sein soll, sowie dagegen, daß Besitzer mit Wohn gebäuden versehener, von dem politische» Gemetade- verbavde extmmer Grundstück« al- solche Sitz und Stimme tm Schulvorstand haben sollen ; 4) erklärt fich dagegen, daß in den Volksschulen von kirchlichen Organen irgendwelche Aufsicht aaS- gevbt werde; 5) erklärt eS für höchst wünschenSwerth, daß mindesten- mit jeder städtischen Volksschule ein Kindergarten verbunden und daß die obersten, resp. ältesten Schülerinnen mit der Kindergarten- Pädagogik bekannt gemacht werden; 6) erklärt sich dagegen, daß „den allgemeinen Unterricht-plan, in welchem der Lehrstoff für die einzelnen Arten der Volksschule und dt« auf jüwn UnterrichtSzweig zu verwendende Zeit näher zn bezeichnen ist," die oberste Schulbehörde aufzustellea haben soll, ferner dagegen, daß „die Einrichtung der Lehrer bildungsanstalten von der obersten Schulbehörde in einer Seminarverordnung geregelt werden soll", sowie dagegen, daß „rückstchtlich der Behandlung der Lehrgegenstände und der Verkeilung d» Stoffe- der Lehrer an die svon der obersten Schul behörde hierüber gegebenen allgemeinen Vorschrift» gebunden sein soll", und fordert vielmehr, daß über diese Punct« feste Bestimmungen bereit- im Gesetze getrost» werden; 7) fordert Aufhebung der Fabrikschule»; 8) fordert für die Gemeinde Freiheit in Betreff der Erhebung eine- Schulgeldes; 9) fordert, daß in keinem Falle rin Zwang z«r Theilnahme am konfessionellen Unterrichte und demnach zum Besuche von ConfesfionSschulen auS- gellbt werde; 10) fordert, daß Kirchen- und Schuldienst voll ständig getrennt werden, ferner, daß bei jeder neuen Anstellung mit Aus nahme deS OrganistendiensteS alle Kirchendtenste dem Lehrer verboten werden, daß der Organisten- dienst aber nur unter Zustimmung de- Lehrer und der Schulgemeinde vom Lehrer übernommen werden darf, sowie, daß während der UcbergangSzelt von Bezügen für die Kirchendienste nichts in die Lehrer- bcsoldung eingerechnet werde; 11) fordert, daß kein Lehrer zu mehr al- 28 Stunden verpflichtet werde, eine größere Anzahl von Stunden aber einer Vereinbarung der Schul gemeinde mit dem Lehrer bedürfe; 12) fordert, daß in den Z. 33, 4 erwähnten BezirkSconferenzen der Vorsitzende von den Mit gliedern der Confercnz gewählt werde, sowie daß zu der alljährlich am Sitz der oberst» Schulbehörde statlfindenden Confercnz jeder Bezirk ein aus freier Wahl hervorgegaugeneS Mitglied zu entsenden habe. — Da eS wohl manchen Leser dieses Blatte- wun dern dürfte, daß der Leipziger Lehrerverein au einem Gesetz, welches von verschiedenen Seiten al» höchst anerkennenSwerth und fortschrittlich gerühmt wurde, so Vieles au-zusetzen hat, so sei mir ge stattet, Einiges auS den Debatten anzuführru, was allerdings die Schönredner, die da- Gesetz so trefflich fanden, etwas in ihren Illusionen stören könnte. Von einer Seite ist dem Schulgesetz nachgerübmt worden, rS beschränke den Religionsunterricht, während eS die Zahl drr übrigen Unterricht»- gegenstände erweitere. Von einer solchen Beschrän kung ist nun aber thatsächlick auch mit der schärfst» Brille im ganzen Entwürfe Nichts zu finden, die Erweiterung beschränkt sich auf obligatorische Ein führung de- Turnen-, de- Zeichnen- und de» UuterrichtS in weiblichen Handarbeiten. An einer andern Stelle ist gesagt worden, da-Gesetz breche die Macht der Geistlichkeit über die Schule; die- ist nur zum Theil wahr, denn in kleineren Orten (bi- zu ca. 3000 Einwohnern) vermehrt e- den Einfluß de- Geistlicken auf die Schul«. Ein Ber- theidiger de- 8.22 (DiSciplinarbestimmungen) findet, daß daS StaatSdienergesetz viel schärfere Bestim mungen enthalte alS da- Schulgesetz. Wie eine solche Meinung aufkommrn kann, wenn beide Ge setze bekannt sind, ist unbegreiflich. Bei einer Ver gleichung deS StaatSdiener- und dcS BolkSschul- gesetzt- von 1835 und der berüchtigten veust'sch» Verordnung von 1851 mit dem Gesetzentwurf von 1871 (sämmtliche Gesetze lagen natürlich vor) fand der Lehrerverein, daß schon da- BolkSschulgesetz von 1835 bedeutend strenger gegen die Lehrer al» daS StaatSdienergesetz gegen seine Untergebenen verfuhr, die Verordnung von 1851 war noch viel schärfer, und dennoch ist sogar diese- verrufene Product einer vergangenen Zeit in manchen Punkten einer mildern Auslegung zugänglich al» daS neueste BolkSschulgesetz, so daß den Maßrege lungen der Lehrer seitens der Behörden Thür und Thor geöffnet ist. Die kürzlich tagende Versamm lung sächsischer Schuldirektoren, deren Besuchern man wohl Bekanntschaft mit den sächsischen Schnl- verhältniffen zutrauen müßte, hatte alS einen weitern neuen Segen de- Entwurf- hcrauSgefnn- den, daß derselbe dem Lehrer Sitz und Stimm« im Schulvorstande verleiht, obgleich dieser Fort schritt bereit- vor circa 5 Jahren sich in Sachs» eingebürgert hat und in den Schulzeitnagen öfter gebührend gewürdigt worden ist. Gewiß ist solche Schönfärberei, die da- Unheil de- Volke- irre führt, bei einem Gesetze, welchr» auf da- Wohl oder Wehe der Bevölkerung so tief einwirken muß, sehr bedauerlich, ja sie ist ver- dammrnSwerth, da sie für viele Jahre die schäd lichsten Folgen nach fich ziehen kann. Robert veschorner, l. Schriftführer de» Leipziger Lehrerverein».
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