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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.01.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187201309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18720130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18720130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1872
- Monat1872-01
- Tag1872-01-30
- Monat1872-01
- Jahr1872
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.01.1872
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Zweite Beilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. K »V. Dienstag den 30. Januar. 1872. Den ersten BerathungSgegenstand in der näch sten Sitzung unsere- Stadtverordneten-Collegium- Met nachstehende RathSvorlage: „Die Herren Stadtverordneten sind bereit- von -em Gange der mit dem königlichen Krieg-Mini sterium gepflogenen Verhandlungen ttber die Kaser- nirung der künftigen, gegen jetzt sehr verstärkten Garnison unserer Stadt in Kenntniß gesetzt worden. Etwa» Wesentliche- hat sich seitdem daran nicht geändert. Die grundsätzlich an oberster Stelle für nothwendtg erachtete Concevtrirung der Trappen- Vrper in größeren Städten unter Aushebung der kleinen Garnisonen ist noch jetzt für die zu treffenden Dispositionen maßgebend und die zu deren Ausführung verfügbaren Mittel sind so be- »rffen, daß auf Mitbenutzung schon jetzt vorhan dener GarnisonSlocalitäteu Bedacht genommen »erden muß, wenn die betreffenden Gemeinden sich »u Opfern nicht verstehen «ollen. Dieselbe Frage tritt auch an unsere Stadt- gemeinde heran, und wir durften nach mehrfachen anS Ihrer Mitte hervorgegaugenen MemungS- äußerungen annehmen, daß auch Sie unter der Voraussetzung zu erheblichen Opfern bereit sein würden, daß von einer massenhaften Zusammen legung der Garnison innerhalb der Stadt von der «ilitairverwaltung «erde abgesehen werden. Zur Verwirklichung dieser Voraussetzung find wiederholt und von verschiedenen Seiten Schritte arthan worden, in deren Folge auch vom königl. Krirgkmmisterium wenigsten- die Concession gemacht worden ist, daß unter den weiter unten zu erwäh nenden Voraussetzungen nur ein Infanterieregi ment und nicht, wie beabsichtigt war, deren zwei in die Plrißenburg gelegt werden sollen. Und um diese- eine Regiment daselbst untrrbringen zu können, ist bereit- mit den erforderlichen Neu bauten der Anfang gemacht worden. Nach diesen Vorgängen ist die Frage gerecht fertigt, ob eS sich gegenwärtig überhaupt empfehle, wegrn Uebereignung de- zu weiteren Kasernen- bauten erforderlichen Areal« Setten der Stadt an die MilrtairVerwaltung zu »inem Abkommen zu verschreiten, oder vb e- nicht rathsamer sei, die definitive Erledigung der Frage der Kasernirung in der Plrißenburg und namentlich den Erfolg de- dieselbe betreffenden Antrag- der Herren Ab- rdnetrn der Zweiten Kammer, Schuoor und »offen, zunächst abzuwarten. Wir haben die geglaubt zu unter- KriegS- ministerium getroffen, und zwar äu- folgenden Gründen. In Leipzig sollen getroffener Anordnung gemäß zwei Infankerieregimenter und ein Reiterregiment die ständige Garnison bilden. Davon will die Militairvenvalturg ein Infanterieregiment in der Plrißenburg kaserniren, für da- zweite Fußregi- menl und da- Reiterregiment sollen dagegen neue Kasernen außerhalb der Stadt gebaut werden, dafern sich dieselbe zu unentgeltlicher Ueberlaffung eineS dazu geeigneten Areal» und zur Ergänzung der verfügbaren vaumittel mit Linhunderttausend Thalern verstehen wolle. Hiernach liegt für unS die Frage so: ob durch eine Entscheid«»« über den Kasernen- bau im Schlöffe Plrißenvurg im Sinne der Antragsteller an der proiecttrteu Unterbringung deS jetzt für diese Kaserne nicht bestimmten TheilS der Garnison etwa- geändert werde? und diese Frage hatten wir zu verneinen; denn Mt die beabsichtigte Kasernirung in der Pleißen- birg, dann wird e- sich nur um noch ander weite Raumbeschaffung für diesen Theil der Garnison handeln, somit aber der an unsere Stadt gestellte Anspruch in keinem Falle abgemtndert «erde» ; wird aber der Kafernenbau im Schloff« Pleißen- bnrg wirklich »och durchgrführt, dann bleibt die Sachlage so, wie sie jetzt de» gepfloge»en Ber- Handlungen zum Grunde aelege» hat, und unsere Stadt wird, um da- Uebel nicht ärger zu machen, ernstlich darauf Bedacht zu nehmen haben, daß dir massenhafte Kasernirung innerhalb der Stadt nicht tu noch größerem Maße au-geführt werde, al» dir- gegenwärtig t» Aussicht genommen ist. Dieser Geficht-punct mußte daher für un- der leitende sein und bleiben und wir sind folgerecht bemüht gewesen, neben der möglichsten Herab- trückung de- erhobenen Anspruch- vorzua-wetse darauf htazuwirkrn, daß der beabsichtigte Kasernrn- bau an dir Außengrrnze unserer Stadlflur verlegt werde. Diesem Bestreben gegenüber hat die Mtlitair- verwaltung die weile Au-etnanderlegung der Kasernenplätze al- ein wesentliche- Zugestäadniß bezeichnet, indem namentlich die Trennung der leiven Infanterie-Regimenter die Verwaltung nicht nur erschwere, sondern auch sehr vertheuere. Nachdem sie jedoch in diese von nnS gestellte Bedingung eingewilltgt hatte, blieb noch die Er- »itielunz de- Raumbedvrsniffe- und der Lage de- küvfiiqen Kasernen platze- übrig, und in ersterer Beziehung wurde für 1) die Kaserne eine- Infanterie Regiment-, 2) einen beschränkten Exercirplatz zu Linzel- übungev, 3) die Kaserne de- Reiterregiment- sammt Stallungen und vorrathSgebäudeu und 4' einen au»reichrndeu Reitplatz nicht weniger al- rin Areal von ungefähr 32 Ackern al- nothwendtg bezeichnet. Ein solche-, nngrtrennl im Besitz der Stadt, war nur auf der Nordseite derselben auszufinde», und wenn hier da- königl. Krieg-mtnisterium den bisherigen Sxerciiplatz und einen Theil de- recht- von dem Gohliser Wege gelegenen Terrain- für diesen Zweck vorzugsweise in Aussicht nahm, so gelang eS unS endlich dessen Einverständniß mit der m dem sud. Str. 2276 beiges. Situation-plane mit a. d. e. ei. a bezeichnet«» 547,000 Q.-Ellen hal tenden Arralfläche zu erlangen, wodurch der noch werthvollere bisherige Sxercirplatz der Stadt zur freien Verfügung erhalten wurde. In Betracht de» sehr hoben Werihe- auch de- in dem nur- erwähntrn Plane eingezeichneten Kasernenplatze wurde nicht- unversucht gelassen, um den Kasernen- urubau auf die der Stadt gehörigen, östlich von der Magdeburger Eisenbahn gelegenen Felder zu verweise», allein ohne Erfolg Diese Propvsition wurde von der Miliiatrverwaltung hauptsächlich um deswillen al- durchaus unannehmbar zurück gewiesen, weil die Commuvtcalion vom Kasernen platze nach der Stadt durch mehrfache Eisenbahn- Übergänge außerordentlich erschwert würde. Unter diesen Umständen blieb un-, wollten wir die Verhandlungen nicht völlig abbrechen und da durch unsere Stadt der zwiefachen Gefahr der noch stärkeren Concentrirung der Garnison in dem Schlöffe Pleißenburg und, soweit diese nicht auSreichen würde, der Einquartierung der Mann schaften bei den hiesigen Einwohnern nicht auS- setzen, nicht- andere- übrig, al- unS dem Ver langen de- königlichen Krieg-Ministerium- zu beugen und demselben, Ihre Zustimmung Vorbe halten, zum Kafernenbau da- obengedacht« Areal unentgeltlich unter folgenden Bedingungen anzu bieten : 1) drß da- zu überlastende Areal wieder in da- Eiventhum der Stadtgemeindr zurllckfällt, dafern die darauf errichteten Gebäude nickt mehr zu Kasernenzwecken benutzt werden, die Stadtgemeindr auch die Befugniß erlangt, solchenfalls jene Gebäude zum Toxwerlh zu übernehmen und die Werthermittelung seiner Zeit durch Sachverständige (von beiden Thrilrn gewählt) mit einem Obmann zu erfolgen hat, 2) baß die Herstellung der ZugangSstraße zu dem Kasernenplatze und der Schleußen in demselben nicht weniger die gesammten Ent- dem und für den en die Herstellung von eitungen der Sladtaemeinde nicht angesouneu wird, vielmehr allein auf Kosten de- königlichen MilitairfiScuS zu ersolgen hat, 3) daß die Stadt zur Abgabe von Wasser an der städtischen Wasserleitung, auch wenn der königliche MilitairfiScuS die dazu erforder liche Röhrenlritung auf eigene Kosten bereit- au-geführt haben sollt«, vor Vollendung de- ErweiterungSbaur- unserer Wasserkunst nicht verpflichtet ist, und 4) daß die unreinen Flüssigkeiten au- den Ställen und den Abtritten der Kasernen nicht auf die Straße oder in di, öffentlichen Schleußen abgeführt, sondern für deren Auf nahme gemauerte Gruben hergestellt, Regen- und Küchenwäffer aber durch vorschriftsmäßige Beischleußen in di« öffentlichen Schleußen ge leitet werden, 5) daß der königliche MilitairfiScuS di« durch da» hiesige Neubau-Regulativ den Eigeu- thümern bt-her unbebauten Areal- im Falle der Bebauung obliegenden Verpflichtungen ausdrücklich übernimmt, und S) daß die Garnison nicht durch da- Rosenthal marschtren darf. Laut Berordruug vom 18. d. M. hat da» königliche Krieg-miuifierium diese- Erbitten an genommen unter ausdrücklichem Einverständniß mit den vorbemrrkten Bedingungen. Neben diesen Zugeständnissen haben wir un- an- obigen Gründen auch der weiteren Forderung eine- baaren Beitrag- von 100,000 Thalern zur Ausführung der Kasernen - Bauten nicht zu ent ziehen vermocht. Zwar mackte da- königlich« KrtegSmiuistrrium die Propvsition, die ihm zum Bau einer Infanterie-Kaserne für ein Regiment, und einer Cavalleri« Kaserne für damals nur in Au-stcht genommene drei E-cadron-, zur Ver fügung stehenden Summe von 230,000 Thalern der Siadtgemeinde zur eigenen Ausführung de- ganzen Neubaues, jedoch ausschließlich der Mobiliar- Ausstattung, nach dem dicttrten Bauprogramm und unter Oberaufsicht der Militair-Verwaltung zu überweise», so daß der fick ergebende Fehlbettag au- der Stadtcaffr zuzuschießen sei; allein bereit- eine nur annähernde Berechnung der Baukosten ließ darüber keinen Zweifel zu, daß die Stadt mit dieser Propvsition wett größere Geldopsir zu bringen haben wnde, al- wenn sie sich zu einem bestimmten, im Wege der Verhandlung endlich auf obige Summe von 100,000 Thalern normtrten Geld beiträge verstehen würde. Indem wir Ihnen nun da- im Vorstehenden dargelegte, mit dem königlichen Krieg-ministerium bi- auf Ihre Ratihabitivn verabredete Abkommen zur Zustimmung mitth-ilen, fügen wir noch fol gende wenige Bemerkungen bet: Ta- der Stadt angesonnene Opfer ist ein so überaus hohe-, daß wir nur sehr schwer un- zu der getroffenen Uebereinkunft haben entschließen können, und nur überwiegende administrativ« und finanzielle Gründe haben un- endlich nach langer Verhandlung dazu vermocht; der ersteren brauchen wir hier kaum noch wiederholt zu gedenken, denn wir befinden un- bezüglich dieser mit den Herren Stadtverordneten in vollster Ueberetnstimmung. Die weitere Anhäufung der Garnison im dicht bevölkerten Innern der Stadt sollte und mußte vermieden werden, sie ist aber nur zu vermeiden, wenn die auf da- obige Maß herabgedrücklen Zugeständnisse gemacht werden. Mil diesem Ab kommen wird der Kasernenbau an die äußerste Nordg'tnze der Stadiflur, da wo diese mit der Gohliser Flur »usammentrifft, verlegt. Was nun aber die finanziellen Momente au- langt, so muß in Erwägung gezogen werden, daß die Gewährung von Natur alquartier gesetzlich gefordert werden kann, und würde hierbei nur ein Infanterie-Regiment in Rechnung gebracht, so würde nach einer vom Quartieramte aufgesiellten Berechnung bei Annahme der Friedensstärke de- Regiment- die Stadtcaffe an dir Quartiergeber einen Minimal - Zuschuß von 34,608 Thlr. jähr lich zu zahlen haben, eine Summe, die sich natür lich enorm steigern müßte, wenn der Stadt die Gewährung de- NaturalquartierS auch für die Reiterei der Garnison auferlegt würde. Weit schwerer al- dieser direkte Zuschuß würden aber die Behelligungen in- Gewicht fallen, welche den Einwohnern unserer Stadt durch Leistung von Naturalquartier aufgebürdet werden würden. Wägt man aber diese im Laufe der Zeit durch Preissteigerung aller Art noch wesentlich sich er- höhenden Lasten mit den Opfern ab, welche durch obiges Abkommen die Stadt auf sich nimmt, so wird man einräumen müssen, daß letztere weit leichter als erstere getragen werden können. Bei unseren Erwägungen konnten wir aber auch die erheblichen wirthschaftlichen Vortheile nicht außer Rechnung lassen, welche durch eine größere Garnison der Bevölkerung unserer Stadt zugeführt werden Zwei neue Regimenter, «in Jnfanterie- und ein Kavallerie-Regiment, find sehr starke Consumrnten, welche ihren Bedarf in der Haupt sache in der GarnisonSstadt zu decken haben wer den, und namentlich werden die kleineren Gewerbe in ihren Erwerb-Verhältnissen durch dieselben ganz wesentlich gefördert werden. Die Klagen der Städte, welche die Garnisonen verlieren, rb solchen Verlust- sind der schlagendste Beweis für diese Auf fassung der wirthschaftlschen Bedeutung starker Garnisonen. Schließlich theilen wir Ihnen rfoch mit, daß dem königlichen Krieg-ministerium an.baldigster Ordnung dieser Angelegenheit sehr viel gelegen ist, «eil der Kasernenneubau, wenn irgend mög lich, im bevorstehenden Frühjahre in Angriff ge nommen werden soll. Wir ersuchen >Ste daher ergebenst um möglichst beschleunigte Iabetrachtnahme derselben. Mit größter Hochachtung. Leipzig, den 26 December 1871. Der llath der Stadt Leipzig. Or. Koch. Schletßner. Hierüber erstattet der BauauSschuß der Stadt verordneten folgendes Gutachten: AuSschnHgutachte«. Der Sradtrath führt für seinen Beschluß, dem KriegSminlstrrium zum Kasernenbau ein Areal ron 547,000 Qu.-Ellen oder ca. 32 Ackern und einen Geldbeitrag von 100,000 Thlr. zu geben, folgende zwei Gründe an: 1) daß auf Mitbenutzung schon jetzt vorhandener GarnisonSlocalitäten Bedacht genommen wer den muß, wenn die Gemeinden sich zu Opfern nicht verstehen wollen, 2) daß ohne diese Opfer sich die Stadl der Ein quartierung der Mar »schäften bei den hiesigen Einwohnern auSsrtzrn würde. ES ist also, wie wir hiermit ausdrücklich con- statirrn wollen, eine Verpflichtung der Gemeinde, zum Kasernenbau beizutragen, durchaus nicht vor handen und nur die Erwägung, ob die zu bringen den Opfer mit den dadurch zu erreichenden Vor theilen im angtmeffenen Verhältnisse stehen, kann bei Beurtheilung der RathSvorlage maßgebend sein. Da- Areal, welche- die Stadt abtreten soll, liegt in einer Gegend, welche für baldige Bebauung sehr vortheilhaft ist; e- ist in nächster Nähe der Stadt und de- Dorfe- Gohli-, sehr zugänglich und leicht zu entwäffrrn, leidet auch, wegen der meist herrschenden West- und SUdwestwinde wenig von den Au-dünstungen der Gasanstalt, welche andere- in der Nähe gelegene- Areal in seinem Werthe mindern. Der Werth de- Areal- würde bei Veräußerung desselben zu Bauparzellen nicht schwer auf 700.000 Thlr. zu bringen sein, wenn man di« bet Parzellirungen nölhigen Straßen anlagen u. s. w. in Abrechnung bringt. ES soll also die Stadt zum Kasernenbau die Summe von 800,000 Thlr. geben, was einer jährlichen Zahlung von 40,000 Thlr. gleich kommt. Dazu kommt noch, daß der Exercirplatz, welchen da- Melitaircommando jetzt gemielhet hat, dann auch für alle Zetten einer ankern Berwerthung entzogen und damit ein neues, nicht geringes Opfer von der Gemeinde gebracht wird. ES er scheint dem Ausschuß »weife loS, daß selbst, wenn die Stadt Leipzig sich entschließen könnte, daS Areal zum Kasernenbau unentgeltlich ab,«treten, dteß in einer andern Gegend, , B dem Berliner Bahnhof gegenüber, geschehen könnte, ab,r nicht dort, wo der Werterbau der Stadt bi- nach Gohlis am wahrscheinl chsten und daS Areal am wer h- vollsterr ist. Wir wollen ur S hierbei gar nickt auf Erörterung der Frage einloffen, ob »um Kafernenbau «rrklich 32 Acker erforderlich find, müssen e- aber argesicktS derThatsache, daß man im Schlosse Pleißenburg 2 Regimenter uni.r- bringen zu können behauptet, sehr bezweifeln. Die Opfer, welche der Stadt angesonnen werden, sind also: 1) Eine jährlich« Steuer von 40,000 Thlr., 2) Entwerthung oder Verlust de- Exercirplatz S für alle spätere Zeit, 3) Hinderung der Ausbreitung der Stadt nach GohliS zu. An vortheilen werden der Stadt dafür ge boten : 1) daß in die Pleißenburg nur ein Regiment gelegt wird, 2) daß die übrigen Mannschaften nicht bei den Bürgern eir quartiert werden. Aulangeud den ersten Punct, so ist daran zu erinnern, daß bereit- seit dem Jahre 1869 durch Rath und Stadtverordnete, durch ärztliche Auto ritäten, ja selbst durch die Zweite Krmmer des LandtageS der Regierung vorstellig gemacht word.n ist, wie durch die Kasernirung der Soldaten in der Pleißenburg, namentlich aber durch eine m ich stärkere Belegung derselben daS gesundheitliche Interesse nicht bloS der Stadt, sondern wett mehr noch da- der Truppen auf- Höchste gefährdet wird. ES ist ferner nachgewiesen worden, daß der Staat, ohne finanzielle Nachtheile zu erleiden, vielmehr unter Erreichung von mancherlei Vortheilen di« Pleißenburg zu anderen Zwecken, z. B. der Unter bringung sämmtlicher.Gerichte, welche jetzt aus einander liegen und in jämmerlichen Räumen sich behelfen müssen, benutzen kann. Die Stadt hatte, wie erwähnt, große-Interesse daran, daß diese Idee sich verwirkttche, indem sie eineStheilS den Gefahren entging, welche ihr in gesundheitlicher Beziehung durch Anhäufung von Truppen in der Pleißenburg drohen, andererseits, wenn die Gerichte beisammen und in nächster Nähe der Innern Stadt, d. h. de- Hauptsitzr- deS Har delS und der Geschäfte liegen, war die dadurch erreichte Ersparniß an Zeit ein nicht zu unter schätzender Gewinn für sie, und um dies« vor theile sich zu sichern, hätte sie gewiß namhaft« Opfer nicht gescheut. Bei gegenwärtiger Sachlage schwindet jedoch der angebliche Vortheil in Nicht- zusammen, denn die Pleißenburg bleibt nicht nur Kaserne, sondern sie wird noch mit zwei neuen Flügeln versehen und demnach mit einer noch größeren Truppcnzahl al- bi-her belegt, so daß also für di« Stadt alle die Nachtheile »intreten, welche wir von einer größer«n Belegung der Pleißenburg mit Soldaten befürchten, und der Vorthetl, welchen wir oben audemrten, nicht erreicht wird. Ob e- wirklich möglich ist, in die Pleißenburg zwei Regimenter statt eine- zu legen und also den Nachtheil für die Stadt roch zu steigern, möchte eher zu bezweifeln al- zu glauben sein. Jeden falls sind die nunmehrigen Verhältnisse nicht dazu angethan. da- der Stack angesonnene Opfer auch nur zum Theil zu rechtfertigen. Der zweite Vortheil, daß die Truppen nicht bei den Einwohnern einquartint werden, ist sicher nicht zu unterschätzen, aber man kann behaupten, daß in dieser Beziehung daS Militatrcommando dabei weit mehr interesstrt ist als die Stadt, da eS für die letztere nur einer guten Organisation bedarf, wi« wir ja die Anfänge dazu schon gemacht haben, um den Einwohnern allrS Nachthellige zu ersparen und gewissen Elassen sogar nicht uner heblichen Nutzen zuzuwenden. Erwägt man, daß die Schlafstelle eine- Arbeiters mit 10—15 Ngr. wöchentlich bezahlt wird und daß die Bequartierung von Soldaten sicher nicht mehr Ansprüche macht und machen kann al» jene, so wird man zugestrhen müsse«, daß der von der Stadt etwa zu tragende Zuschuß nicht entfernt di« Höhe erreichen kann, wie im Rath-communicat« angegeben, noch weniger aber diejenige Summe, welch« »ach unserer obigen Berechnung di« Stadt zum Kafernenbau beizutragen hätte. Dazu kommt noch, daß da- Mtlttaircommando selbst die gewichtigsten Gründe haben muß, derartig« Einquartierung nn großen Maßstabc und auf die Dauer nicht bestehen zu lassen, denn nach Ansicht aller Fachmänner ist diese Zerstreuung bet den Einwohnern weder der Di-cipltn noch der baldigen Aneignung der militairischen Fertigkeit dienlich. Wir können also gewiß sein, daß von der ständigen Einquartierung bei den Einwohnern so leicht nicht und sicher nicht auf lange Zeit Gebrauch gemacht wird, denn sollten auch die jetzt verfüg baren Mittel nicht au-reichen, so wird Sachsen doch bald seinen Antheil an der französischen KriegScontribulion haben, und dann kann man leicht au« diesem die nöthigen Mittel zum Kaser» nrnbau beschaffen. ES ist in Dresden eine Kaserne erbaut worden, ohne daß man der Stadt Dresden angesonnen hätte, ein solches Opfer wie wir dabei zu bringen. ES kann also d.r Ausschuß nicht finden, daß die zu bringenoen Opfer mit den zu erreichenden Voribeilen nur einigermaßen in angemessenem Berhälliusse stehen, und räth deshalb dem Eolleg'um an: 1) ote RathSvorlage abzulehnen und 2) nur unter der Bedingung, daß die Pleißen burg vom Mtttrair geräumt wird und die Ger-ckte hinein verlegt werden, sich zu ange messenen Ovkern zum Bau einer Kaserne bereit zu erklären. Leipzig, 15. Januar 1872. Den Bavau-sch»»»-. F, E. Nüsrr. Res.
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