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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187801225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-01
- Tag1878-01-22
- Monat1878-01
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1878
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'S" Vorwoche. ff- n» 4- »7 4- s*» — 7-S1« 4- Ivr 4- 4 4^ bö, — «MI li 309 » nS 1S8 nach Qua KL : Januar- ,. IM'/, ^4 per Mai- /, he;, h Qualität - Qualität —140 ^4. ^-143 ^4, ^—148 >4, Bahn bez., I ^4 nach ^4, do. 0 ttutto incl. r 19.78 ^4 erahlt. Per An «April qahlt, per l 20.10 X 19.75 ^4 4, Rübsen b 73L ^ rr-Februar >co 37 ^4, »r-Februar Br., per ltr. Kün- ß 4»L ^4 er Januar t bez., Mai-Inn, 1—53.3 ^4 »er Auauft- 000 Ät«r. Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. R^ach», «,» «rprötlt»» IohannrS-asic SS. r»«chß«,»r, »er LröacN,»: Bormsttags >0—12 Uhr. Nachinittags 4—4 Uhr. «»nähme der für die nächst- totoende Nummer bestimmten ^>n»frale LN Wochenta»n> bis 8 Uhr Nachmittags, an Zaun- and Festtagen früh bis'/.« Uhr. Z, »eoBUalr» s«r Z,s.H»»ah»r: ttto Ste»«. UnwersitLttstr. 22. Lauts Lüsche. Katharincnstr. > 8,p. nur bi« V,8 Uhr. MpMr Ja-MM Anzeiger. OMN für Politik, Localgcschichk, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 15.2.0. Lb*»m«,»t,»rtt« viertelt. 4'/, Mt.. incl. Brmaertoh» b Mb. durch dir Pest bezogen 4 Ntt. Jede eui»e1ne Nummer 25 Pf. Belegexemplar >a Pf. v^bttbren für Extrabeilagen »hvr PofibeMderung 3« PU. «Mt Postbeförderung 4ö Mt. Inserate 5gcsp Petitzeile 20 Pf. Größer« schritten laut unserem PreiUvrrzeichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. <eel«»e» »uter »c« Uebatttaachrich die Spaltzeite 40 Pf. Inserate sind stäö an d. «embttt», ' za senden. - Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»ouum«r»uäo oder durch PostvorschnH. 22. Dienstag den 22. Januar 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. Der von uns zur anderweilen vermtet-ung der «bttzetluns Vr. 74 der Laudfleischerhale am P1a»e« schc» Pl«tze auf TonnerSta« den 44. ». M. anberaumte verfleigeru»«Stermin wird hiermit »te»er anfgetzobe« Leidig, den 18. Januar 1878. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Eerulti. ^Holz-Auktion. Mittwoch, den 23. Januar 1878 sollen von Vormittags 9 Uhr an auf den neuen Schießständen am Leutzsch-Wahrener Fahrweg, in der Nähe der Fluthrinne im Vurgauer Forstreviere ca. 100 «draum- und 30 vanghausen unter de» im Termine öffentlich ausgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meist bietenden vertäust werden. Zusammenkunft: am Leutzsch-Wahrener Fahrweg und der Fluthrinne. Leipzig, am 24. December 1877. Des Naths Forst-Deputation. Vermiethungen in der Flcischhalle am HoSpitalplatzc. Bon den am 8. December v. I. zur Vermietbung versteigerten Nbttzetlunge« Vr. 11, 12 der Fletsch- Halle am Hospttalplatze ist die erstere unter Ablehnung der darauf gethanen Höchstgebote einem nach stehenden Bieter, die letztere aber überhaupt gar nickt zuacschlagen worden und es werden daher in Gemäß heit der Bersteigerungsbedingungen die unberücksichtigt gebliebenen Bieter hiermit ihrer Gebote entlassen. Zur Bernnethung der nicht zugeschlagenen «Ptheilung «r. 12 vom 3. Mürz d. I. an, sowie der von unS für den 19. April d. I. gekündigten «btheilung «r. 7 der obengenannten Fleischhaüe gegen drei monatliche Kündigung beraumen wir emen anderweiten Versteigerungstermin auf Dienstag den 29. V. M. vormittags 11 Uhr an, zu welchem Miethlustige sich an Nathsstelle einfinden und ihre Mielbgebote thun wollen. Die Versteigerungs- und Vermiethungsbedingungen liegen ebendaselbst schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den lk. Januar 1878. Der Vath der Stadt Leipzig. vr Georgs. Cerutti. rwoch star - Das Ge bishi-riqen «sucht, di« Umsatz aus im Allge^ «izen, neu, >4 »Echt« /« Rüdöl, 100 Kilogr. lL — Kon, afer 14 ^4 e. Äh: 38/3"". oco inländ. 05—313^4 ringer ISO ,er 153 bis aff. 148 bis >83 ^4 ' o. ostp hiesige fein do. Mittel >40 ^4 be». ^ Brief, bez. 40—156 ^4 ^4, do. ruff. be». u.Wr„ 55 ^4 be». 10 ^4 85-178^4 >o. Folter S4 ^ll Br., 135 ^l rsv^tzBr. >4 vr. e ar-x «n- r-Februar Faß matt, nehl Nr.00 :. 1 35 X ioqgenmeht , do. Nr. 0 x» »L8bis o 1SM di« I ser „N-ra^ Vvrmittag r „Lity «f men. Leipzig, 21. Januar. Es kann kaum einen tragikomischeren Gegensatz geben, als denjenigen zwischen dem Laufschritt, in welchem die Russen ins Herz des feindlichen Reiches Vordringen, und dem Phlegma, mit welchem die türkischen Unterhändler sich nach dem russi schen Hauptquartier yinschieben. Die Herren haben, wie berichtet wird, ein „silbernes Tischgedeck" mit genommen, um dem Großfürsten nach dem Ge lingen der Waffenstillstands - Verhandlungen ein „feierliches Esten" zu geben. Sie scheinen sich also mit sehr guten Hoffnungen auf ihre Reise begeben zu haben, die sie mit ftaunenswerther Gemächlichkeit betreiben, obwohl sie doch wahrlich nickt viel Zeit zu verlieren haben. Philippopel ist in den Händen der Rüsten, Adrianopel in diesem Augenblicke wohl auch schon, nachdem die Türken jeden Versuch einer Bertheidignng ihrer zweiten Hauptstadt aufgegeben und dieselbe geräumt haben. Zwar wirb von türkischer und türkenfreundlicher Seite verbreitet, die Räumung Adrianopels sei nicht aus mili- tairisibcN, sondern aus politischen Gründen, aus Rücksicht auf Rußland- Wunsch erfolgt den Fchch« in Ldrimwpel z» schließe». Doch ist das nur «iue Finte, deren Absicht deutlich zu Tage liegt; «au will damit einigermaßen das KiaSco de« ktzten türkischen Armeetorso unter Suleiman P«scha verhüllen, der seine Zeit vertrödelt hat und irgendwo kopslos umhermarschirt, anstatt rechtzeitig zur Bertheidigung AdrianopelS auf dem Platze zu sein — ein Fiasco, da- um so schlimmer ist, als die Türken gedroht hatten, aus Adrianopel ein zweites, verstärktes Plewna zu machen. Kurz, die Türkei ist vollständig fertig; die russische Diplo matie wird, wenn sie ihre Forderungen nicht allzu hoch spannt, ein leichtes Spiel mit den türkischen Unterhändlern haben, uud so können wir hoffen, daß die Waffenstillstand-Unterhandlungen, wenn sie endlich begonnen haben, rasch zum Ziele und zum gleichzeitigen Abschlüsse von Friedenspräliminarien sichren werden. Einen Rückschlag würde diese Friedensströmung erleiden, wenn die Rüsten, wie ihre Heißsporne und ihre alten nationalen Tradi tionen es verlangen, darauf bestehen sollten, als Sieger m Aonstantinopel einrurücken und dort den Fri«en zu dictiren. Die Pforte würde dann mit Einem Schlage ihrer Jfolirung enthoben sein; die Gefahr einer Einmischung anderer Mächte, nament lich Englands, würde zu einer brennenden werden. Beim Anrücken der Rüsten würden Ausbrüche in der türkischen Hauptstadt zu befürchten sein, deren Folgen jetzt noch gar nicht abzusehen sind. Mit R«ht «eint die Wiener „Presse", daß die Rüsten in ihrem eigenen Interesse von einem Schritte ab- sehen sollten, Vmech den sie schwere Verwickelungen auf sich lade« kvmeten. Nicht blo« England, auch alle anderen europäische« Staaten würden unmittel bar in Mitleidenschaft gezogen durch die Gefährdung ihrer Staatsangehörigen in der türkischen /Haupt stadt. Jene Bedenken welche die deutsche Heeres leitung abgehalten haben, tiefer in das Häusermeer von Paris einzndrmgen bei der vorübergehende» BesH«»a dieser Riesenstadt, sie kommen auch bei Ko»fl»»tmopel in verstärktem und verschärften, Grädc in Betracht. DaS Erscheinen der Rüsten innerhalb der ephcuumkleideten Mauern des heiligen Konstantin könnte unter der Bevölkerung, welche nahezu eine Million Köpfe zählt und nach Ab stammung und Glaubensbekenntniß in mehrere sich untereinander in bitterstem Haste befehdende Gruppen geschieden ist, einen Kampf entfesseln, schlimmer als der Aufstand der Commune mit all ihren Greueln, ihre» blutigen Raubthaten und ihrer mordbrcnne- rischen Raserei. Ein letztes elementares Aufflammen des muhamedanischen Fanatismus würde die ihm ehrwürdigen Heiligtbümer zu vertheidigen und an den christlichen „Bundesgenossen" des eindringenden Christenhceres im Phanar, im Armenierviertel und in ver europäischen Colonie Rache zu nehmen suchen. Keine Großstadt der Welt hat ein so verzweifelt verkommenes Proletariat, recrutirt aus dem AuSwurfe aller Nationen des Mittelmeeres, aus allen Zuchthäusern »nd Bagnos der Christenheit und deS Islam, wie gerade Kvnstantinopel. Diese Banden würden sich gewiß nicht einen Tag so vielverheißender Ernte entgehen lasten nnd mit verbrecherischer Tollkühn heit das Signal zu Greueln geben, zu denen dann auch sittlich bessere, aber durck ihren Glaubenseifer geblendete und irregeleitete Elemente sich berbei- drangen würden. Für all dies Entsetzliche, für den Schaden an Gut und Blut, den hierbei die Ange hörigen der europäischen Staaten trotz der voraüs- sichtilchen Anwesenheit ihrer -Kriegsschiffe erleiden würden, müßte Rußland sich verantwortlich ge macht sehen, wenn es den Krieg in die Haupt stadt selbst spielte. — Und würde Rußland denn auch irgend welchen greifbaren Vortheil von der Besetzung Konstantinopels haben? Ge wiß nicht. Alle Bedingungen, die es dann stellen würde, kann es auch jetzt schon durchsetzen. Denn die Pforte ist schachmatt und Rußland wird ihr so viel abnöthigen können, wie die Rücksicht auf die übrigen europäischen Mächte nur gestattet. Gerade weil eS aber jetzt nur mehr aus diese letzteren, nicht auf die Türken ankommt, so ist auch eine Fort setzung des Krieges bis nach Konstantinopel hinein überflüssig, ja wohl gar gefährlich für Rußland. Da Gortschakoff Dies wohl noch besser weiß als wir, so glauben wir, daß er dem hochfahrenden Ehrgeize der russischen Krieg-Partei Zügel anru- legen und vor Konstantinopel Halt ru machen wissen wird. Ist Dies aber der Fall, so wird die Welt vielleicht schon in wenigen Wochen fröhlich aufathmend den Frieden von Adrianopel feiern können. Die Frage der Steuerreform nimmt das öffentliche Interesse fortdauernd lebhaft in Anspruch. Mehr und mehr bricht die Ucberzeugung von der Nothwendigkeit sich Bahn, das Reich finanziell selbstständig zu stellen, was nur auf dein Wege einer kräftigen Entwickelung des indirekten Steuer systems sich erreichen läßt. Das wird jetzt selbst von früheren Gegnern einer Erweiterung des Systems der Verbrauchssteuern zugestanden. Man weiß, daß von allen Gegenständen des allgemeinen Verbrauchs der Tabak am leichtesten eine höher gesteigerte Belastung vertragen könne. Schon wieder holt war von den verschiedensten Seiten auf die hohen Beträge hingewiesen worden, welche andere Staaten, wie England, Frankreich, Oesterreich aus der Besteuerung des Tabaks für ihre Budgets zogen: Beträge, denen gegenüber der Zuschuß, der den deutschen Finanzen auS der Tabakssteuer erwuchs, geradezu für verschwindend klein gelten mußte. Man kann die nnverhältnißmäßig geringe Be steuerung eine- Artikels, dessen Gebrauch so außer ordentlich weit verbreitet ist, wie der Tabak, und der dabei doch keinen Nahrungswerth hat, in dessen Confum sich daher Jeder ohne Schädigung für seine Gesundheit eine «wisse Schranke auferlegen kann, nur als eine Abnormität der Entwickelung unseres Steuerwesens bezeichnen. E« ist daher eine durchaus natürliche und gerechtfertigte Er scheinung, daß der Tabttk den Mittelpunkt aller Erörterungen über die Reform des Reichsfteuer- wesens bildete, und daß von ihm auS der erste Schritt auf dem Wege zur Reform ver sucht wird. Der dem Bundesrathe von der preußischen Regierung vorgelegte Gesetzentwurf erscheint nicht als eine vereinzelte Maßregel, sondern al- Glied eines umfassenden Reform plans. Wenn die Erträge, welche er in Aussicht stellt, noch weit hinter Dem Zurückbleiben, waS andere Staaten auS der Besteuerung de« Tabak« erzielen, so ist im Auge ru behalten, daß durch die Entwickelung, welche Tabaksbau und Tabaks industrie bei unS genommen haben, Zustände und Interessen geschaffen sind, welche auf eine schonende Behandlung Anspruck haben. In Berücksichtigung der hieran- sich ergebenden Schwierigkeiten ist denn auch von der Einführung des Täbaksmono- polS, daS viel schärfer m bestehende Interessen einfchneiden würde, abgeseben worden. Ob der Regierung alS letztes Ziel der Entwickelung die Einführung de- Tabaksmonopols vorfchwebe, wenn auch äußere Umstände noch eine Vertagung dieses Plane- nothwcndig machen, bleibe dahingestellt. Genug. daS Monopol-Project ist zurückgestellt, und nach der günstigen Aufnahme, welche die auf die TabakSsteucr bezüglichen Ideen im Allgemeinen ge sunden haben, wird sich eine Einigung Uber diese Frage reckt wohl erzielen lassen. Ein gutes Zeichen für die Lösung der anderen wichtigen fragen, die in die KanzlerkrisiS verflochten sind! Tagesgeschichtliche Ueberficht. Leipzig. 21. Januar. Zur inneren Krisis schreibt man dem „Deut schen Montagsblatt": „Während der Abq. Laster ein Promemoria auSarbeitet, das sowohl für den Fürsten Bismarck als für den Vorstand der natio- nalliberalen Partei bestimmt fein soll, während Herr Camphausen, auf directe Aufforderung von Varzin aus, eine eingehende Darstellung der Fmanz- und Steuerpolitik, welche er für daS Reich am zuträglichsten hält, entwirft, wurde der Geheime Rath Tiedemann mit der Abfassung einer Denk schrift betraut, welche den Titel führt: „Die bessere Organisation der Centralverwaltung des Reiches." Inzwischen scheinen die Verhandlungen, welche Herr v. Bennigsen mit dem Reichskanzler eingeleitet, soweit es sich um „neue Maßnahmen" handelt, in ruhigem Geleise werter geführt zu werden; dagegen soll das Capitel über die „neuen Männer" neuer dings schwieriger zu behandeln sein, als man hier und da sich vorgestellt. Gerade die Candidatur des Herrn von Bennigsen für einen Posten im Reich oder in Preußen oder für beide Ge meinwesen zvgleich soll an ,»»ß>>be»der Stelle, alS man dieselbe Hort in Anregung brachte, auf eine bisher unbesiegbare subjektive Antipathie ge stoßen sein. Die politische Vergangenheit dieses hervorragenden Parteiführers, der seine hannover schen Traditionen nie sehr hochgehalten, scheint den Hauptstein deS Anstoßes gegeben zu haben, der allerdings seiner Zeit bei der Berufung des Justiz ministers vr. Leonhardt nicht in dieser Weise vor handen gewesen — wie die damals beim Eintritt des Letzterer» in den preußischen Staatsdienst ge pflogenen Verhandlungen beweisen. Mit einem Wort, Herr v. Bennigsen ist nicht der Mann, der an höchster Stelle für geeignet gilt, patriotische und vynaftische Gesinnungen m gewünschter Potenz zu verkörpern. Die officiöse Beweisführung für die „Unmöglichkeit" des Herrn v. Bennigsen bedient sich freilich anderer Argumente. Sie meint, „was das Ministerium des Innern betrifft, so könnte Herr v. Bennigsen dabei nicht wohl in Frage kommen; er kennt nicht den alt preußischen Berwaltunasfchematisinus und dieser ist doch für einen Minister des Innern bei alledem und alledem sehr nothwcndig." WaS aber das Schatzamt anbelangt, so führen dieselben ofsiciösen Erläuterungen aus. „wie nöthig gerade bei den kommenden großen Finanzoperationen, welche durch die Aendernng unseres Sleuerwesens in allernächster Zeit hervorgerufen werden dürften, die erfahrene Hand eine- praktischen FinanznnnisterS sei." Da ist daS officiöse Tuch, da- man schon jetzt über die Sessel der Ministerien de- Innern und der Finanzen i>u breiten beginnt, um darauf vorzubereiten, daß Rudolf v. Bennigsen nicht bestimmt sei, sich darauf niederzulassen." — Wir wollen hierzu nur bemerken, daß das „Mtgbl." besonders stark in Scnsations- Notizen ist. Kür da« ReichSgesundhcitSamt wird im Etat eine Verstärkung durch zehn außerordentliche Mitglieder verlangt. Al- Themata, welche da- Amt als hinreichend vorbereitet in nächster Zeit seiner Bearbeitung zu unterziehen gedenkt, werden genannt: der Gesundheitsschutz der Kinder, der Schutz der Irren, die Hygieine der Fabrikarbeiter, Beantragung eines ReicksaesetzeS, betreffend Maß- regeln zum Sckutze gegen Infektionskrankheiten der Äenschen, ein ReichS-Biehseuchengeseh und die Be arbeitung des Materials für fortlaufende Verord nungen zum Schutz gegen die Fälschung der NahrungS- und Genußmittel. In der letzten Versammlung der christlich- socialen Arbeiterpartei in Berlin, die von 2000 Arbeitern besucht war, haben sich gegen 300 Arbeiter in die Liste der Partei einzeichnen lassen. Aus Prag wird gemeldet: Nach einem drei stündigen Verhöre in der Angelegenheit Skrei- schofsky-Thürhier ist in Folge der wider sprechenden Aussagen der Zeugen SkreischosSky in Haft behalten worden. Die bereits auszugsweise gemeldete Ansprache des Königs Humbert nach der Eidesleistung lautet: „Die Worte, welche ich in den ersten Mo menten meine« Schmerzes an mein Volk richtete, wiederhole ich heute vor dessen Vertretern. Ich fühle mich ermuthigt, die Pflichten des Leben« wieder auszunchmen, nachdem ich gesehen habe, wie die Trauer meines Hauses einen aufrichtigen Wider hall in den, ganzen Lande gefunden hat. Das ge segnete Andenken an den König-Befreier machte aus allen italienischen Familien em« einzige. Diese große Einstimmigkeit der Gesinnungen war eine Herzenserlcichterung für mich und die Königin, die unseren vielgeliebten Sohn nach den ruhmwürdiaen Beispielen seines Großvaters erziehen wird. Bei diesem unerwarteten Trauerfall, der Italien ge troffen hat, war für uns auch ein Trost die Theil- nahme Europas und die Anwesenheit der erlauchten Prinzen und hervorragenden Persönlichkeiten, die den Ehren, welche die Hauptstadt des Reiches unserem ersten König erwiesen, eine besondere Feierlichkeit verlieh. Diese Beweise von Achtung und Sympathie sind eine neue Bekräftigung deS italienischen Reiches. Ich muß hier meine tief gefühlte Erkenntlichkeit ausdrücken. Diese Kund gebungen bestätigen meine Ucberzeugung. daß ein freies, einiges Italien eine Bürgschaft des Friedens und des Fortschritts ist. An uns ist es, dem Lande diese hohe Stellung zu erhalten. Wir find keine Nenlinge in den Schwierigkeiten de- öffentlichen Lebens. In der That, wie viele nützlicke Lehren bieten die letzten 30 Jahre der nationalen Geschichte, welche abwechselnd durch unverdiente Unglllcksfälle und vom Glück bereitete Wendungen die Geschicke mehrerer Jahrhunderte in sich fassen? Indem ich die hohe, mir auferleate Sendung über nehme, schöpfe ich all mein Vertrauen aus dem Gedanken: Italien, das Victor Emanuel zu ver stehen wußte, beweist mir heute die Wahrheit der Lehre meines ruhmwürdigen Vater-, daß die ge wissenhafte Achtung freier Institutionen der sicherste Schutz geaen alle Gefahren ist. Das ist der Glaube meines Hauses. Er ist es. der mir Kraft verleiben wird. Getreu dem Willen der Nation wird mick das Parlament bei den ersten Schritten meiner Regierung leiten mit jener Loyalität der Absichten, welche der große König, dessen Andenken wir Alle ehren, selbst mitten im lebhaften Widerstreite der Parteien und im unvermeidlichen Conflicte der Meinungen einzufiößen gewußt hat. Die Aufrick- tigkcit der Gedanken und die Einigkeit in der Liebe zum Vaterlande, die- werden sicherlich die Stützen sein, welche ich auf dem schwierigen Wege finden werde, den wir gemeinsam zurückzmeaen haben und an dessen Ende für mich nur der Bbrgeiz ist, da« Lob zu verdienen: Er ist feine« Vater« würdig gewesen." AlS der König und die Königin nach der Eides leistung nach dem Quirinal zurückkchrten, versam melte sich vor demselben eine große enthusiastisch bewegte Volksmenge. Der Kömg und die Königin traten ans den Balcou und wurden mit Iubelrusen empfangen. UW diese fortdauerten, traten die Majestäten nochmals Hera»« «it de» deutschen Kronprinzen, welcher den Prinzen von Neapel im Arm hielt, worauf die Menge in neue enthu siastische Iubelrufe ausbrach. Bei der am Sounabend Abend erfolgten Abreise de- deutschen Kronprinzen waren der König sowie die Prinzen AmadeuS und Carianan nebst vielen anderen hervorragenden Persönlichkeiten auf dem Bahnhofe anwesend. Der König nahm in herzlicher Umarmuna vom Kronprinzen Abschied. Ein Decret des Königs Humbert ertheilt eine Amnestie für alle Personen, welche bis jetzt wegen politischer oder Preßvergehen verurtheilt worden sind, und ordnet die Anstellung de« Strafverfahren« wegen aller anderen Vergehen an, die mit keiner höheren al- einer sechSmonätlichen Strafe bedroht find. Die „Agence gsnsrale Russe" weift aus deu Irrthum gewisser Journale hin, welche behaupten, daß da- englische Cabinet den Kriegführenden das Recht, über d,e Friedenspräliminarien mit einander übereinzukommen, aosprcche, während dock die englische Regierung eben diese Friedensprälimi narien erwarte, um ihre Geldforderungen zu fixiren. Die „Agence" hebt hervor, dieser Umstand beweise, wie unabweisbar die Verständigung der beiden Kriegführenden fei, damit sie ais Grundlage für die Berathungen der europäischen Mächte üöer die endgültigen Vereinbarungen dienen könne. Sodann erwähnt die „Agence" die Gerüchte, wonach einige Regierungen erklärt habe« sollten, keine Friedens-
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