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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 13.12.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19141213023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1914121302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1914121302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1914
- Monat1914-12
- Tag1914-12-13
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ALrv orttgs a« Lonuab«»» ave»». I» Flandern griffen gestern die Franzosen in der Richtung östlich Langemark an. sie wurden zurückgrworfen und verloren etwa 200 Tote und 340 Gefangene. Im Argon »er Walde wurde ein wichtiger sran- Mischer Stützpunkt durch Mtnensprengnng genommen: die Franzssen erlitten starke Verluste an Gefallenen und Ber schütteten und verloren außerdem Ml Gefangene. An der ostpreußischen Grenz« warf unser« Ka> vallerte russische Kavallerie zurück und macht« SSV Gefangene. Admiral Graf Svee ist nach einer englische« Mel- düng mit dem „Scharnhorst" untergegangen.- kein Mann der Besatzung ist gerettet worden. Die Besatzung de» „V 1S*. baü am «. November vor Sütnburg gesunken ist, befindet sich in englischer Kriegsgefangenschaft. Zum englischen General st abSches ist General leutnant Ltr Iaines Wolf Murran ernannt worden. Die rumänische Regierung wird zukünftig der Durchfuhr bulgarischer Waren durch rumänisches Gebiet keine Schwierigkeiten bereiten. Die türkische Flotte hat am Donnerstag die Gegend von Batuin bombardiert. Italien verhandelt mir der Pforte über die A». erkennung der Tripolitaner und Benghasier als italienische Staatsangehörige. Die ersten zwei Züge der aus Medina in den Heiligen Krieg ziehenden Krieaer sind unter großen Vr- geisterungSkundgevungrn der Bevölkerung abgegangen. MV »-» e o rr »» L »-» Die Beschießung der Dardauellensortv aufgegeve». Der „Dtsch. TgSztg." gehl die Meldung zu. die Ber. bündeten hätten eS ausgegeben. Li« Darda. ncllenfortS zu beschießen. Batum durch die türkische Flotte beschösse«. Die türkische Flotte hat einer Berliner Blatter- Meldung zufolge am 10. Dezember die Gegend von Batum bombardiert. Dieses Bombardement bildet die beite Antwort auf die Behauptung, daß da» Schwarz« Meer vvn der türkischen Flotte gesäubert sei. Italienisch-türkische Berhandlungen über Tripolis. Rach einer Meldung der „Poltt. Korresp." auS Kon. üantinopel verlautet, daß die italienische Botschaft mit ber Pforte über die Siegelung verschiedener Fragen, darunter über die Anerkennung ber Tripolitaner und Benghaiier als italienische Staatsange hörige. Berhandlungen führt. Die Neutralität Persiens. Bei Besprechung der Rede des Schalls über die Re», lraiität PerstenS sagt „Ikdam": Mag Persien den Krieg erklären oder nicht, alle Perser werden an dem Dschihad t c i l ii e h m e n. Türkische Zahlungsverbot«. Das Ltambuler Amtsblatt veröffentlicht ein zweites Gesetz, wonach für gewöhnliche und Handelsschulden türki scher Untertanen an Angehörige der feindlichen Staaten und i»rer Berbünöeten keine Zinsen zu zahlen sind. Das Gesetz untersagt ferner jede Zahlung an Länder oder Kolonien der feindlichen kriegführenden Staaten. Die Uebertrctung dieser Vorschrift wird mit Geldstrafe bis zu 1000 Pfund oder Gefängnis bis zu eittem Jahr bestraft. KrieqSwahlen zum ReichStaqe. Seit Beginn des Krieges hat ein ziemlich starker Mandaiwerhsel im Reichstage stattgesunden. Nicht weniger als neun Wahlkreise haben den Vertreter, den sie vor dem Kriege hatten, verloren. Drei Wahlkreise sind bereits wieder zu einer neuen Wahl geschritten. So ist bekanntlich au Stelle des gefallenen Dr. Frank lSvz.. Mannheim Weinheim-Lchwetziiigcn) sein Parteifreund Geck jun. getreten. Für den Abgeordneten Beck (narl., Eber bach Mosbachl, der eine Wicderwvhl ablchnte. wurden Dr. Obkircher inatl.s und für den verstorbenen Abgeordneten Dr. Seniler inatl.. Aurich-Wittmiind) Dr. Strcsemann lnatl.l gewühlt. Alle diese Wahlen standen im Zeichen des Burgfriedens und sind ohne Wahlkampf erfolgt. Es ist zu erwarten, daß dies auch bei den noch ausstehenden Wahlen der Fall sein wird. Sechs Nachwahlen zum Reichs tage sind nämlich, so schreibt die „N. G. C", noch zu voll ziehen. Am l8. Dezember findet die Wahl in Kolmar- Ezarnikau-Filehne statt, wv an Stelle des verstorbenen kon servativen Abgeordneten Ritter der Führer des Bundes der Landwirte Dr. Roesscke treten soll. Aus den 20. Januar ist im Hamburger Wahlkreise die Ersatzwahl für den ver storbenen Abgeordneten Metzger Do-.j »»geletzt. Und am 5. Februar mntz^n bayrischen Kreis, Wsttenbura-Lichstädt wegen »er «eforgernna »eg »daeor-nete« GpeS (Zentr.) neu gewühlt werden, Auch der Wahlkreis de» verstorbenen Abgeordneten Dr. vra-and iFortschr. volkSp.. vinnrbera- Llmbßorn) hat einen neuen Vertreter zu wählen. Hier tft bereit» vvn der tzartschrtttltchen Bolkspartet ber Stadt rat Garsten» ausgestellt. Ferner ist der elsaß-lothringische Wahlkreis Rapvolt-wetler ohne Vertreter: bisher wurde er von de« »ach Frankreich geflüchteten Hochverräter vetterld l-lsatz»Lo1-ri«aer) vertreten. Wegen der Krieg» Verhältnisse ist hier noch kein neuer Wahltrrmin angesetzi worden. DaSsew« gilt Ktr den Wahlkreis Metz, dessen biö heriger Bertreter Dr. Wetll lGozI verschollen ist. «1» Dchmei^r über di« deutsche» Soldat«». Oberst Müller lobt in einem Artikel unter der Ueberschrtft Ukrteasbtlder au« einer deutschen Grenz fest» na" bas gut« kameradschaftliche Verhältnis zwischen den Ossizieren unter tick und mit den Soldaten „Im Felde, in der Kaserne, am WirtShauStisch« treibt der Soldatenhumor. oft vermischt mit einem Körnchen Selbst verspottung. seine Blüten. Die Schützengräben bekommen mit Vorliebe recht pompöse Rainen, wie Kaiser-Wtlhelm- Ring und Kronprinzcnstraße: Klänge, die ihren augenblick lichen Bewohnern lieb« heimatliche Erlnne»unaen wach lufen. Solche guten Worte kennzeichnen die Stimmung der Truppen." — lieber den Zoldatengesang sagt der Schreiber: »ES ist mir eine hell« Freude zuzuhüren, wenn eine Kompagnie unter meinen Fenstern vorbetzteht und ieder Man« au» voller Brust hirausschmettert. wa« e, herausbringt. Wie st« singen, wa» sie Nnaen. da» sagt dem «twa», der den Glauben bat. baß -a» Lied ber AuSbrpck de» BolkSgemüte» und der VolkSsttmmuna ist. L» ist offen- kundig, baß in der deutschen Armee die Pfleae de» Soldaten- gesanae» ztelbewnßt al» Ttllck ber Soldatcnerztehuna und al» Mittel zur Hebung de» guten Geiste» und der moralt- schen Ligenschafte» der Soldaten behandelt wirb. Ange nehm fällt dem fremden Beobachter -er hohe Grad von An stand und Höflichkeit ans, womit die deutschen Soldaten aus der Straße, im Wirtshaus, und im öffentlichen Verkehr überhaupt auftreten. Ich kann nicht beurteilen, ob dem immer in gleichem Maße so ist. oder ob der Lrnst der Zeit hier erziehend mttwirkt: ich stelle nur fest, was ich sah." Vtn» Anfprach- de» KSuig« von Bu»ftar en Der König von Bulgarien empfing am Freitag eine parlamentarisch, Kommission, dir ihm die Antwort ber Sobrani« aus die Thronrede überbrachte. Bet dieser Gelegenheit hielt der König eine Ansprache, in der er auSführte: Ich wünsche von Ihnen zu hören, welche» beute die Sorgen de» Volkes sind, und «S an den Gedanken teil nehme» zu lassen, die meine Seele hegt, und an meinem Glauben, daß der Staat unverletzt und unbedrohl in seiner Zukunft auS den neuen Prüfungen hcrvorgchen wird. Als die bulgarische Nation tm Jahre >012 mit Einmütig keit und Tapferkeit, die bisher nicht übertrossen wurde», einen mächtigen Gegner zerbrach, erkannte die Welt ihre außerordentlichen militärischen Eigenschaften. Aber die Bürgcrtugenden. Li« sie zeigte, haben ihr eine größere Achtung deS Auslandes erworben, als die Siege. Heute, wo die Welt in Flammen steht, hat unsere Nation sich ein Urteil über die Lage gebildet. Ich stelle Ihren Ent schluß fest, alle» zu opfern auf dem Altar der vaterländischen Interessen. Dies flößt mir die Gewißheit ein, baß wir aus der Ueberenistimmmig zwischen Krone und der Nation die Kraft schöpfen werben, um die Zukunft Bulgariens sicherznsiell'-i. Durchfuhr bulgarischer Waren durch Rumänien. Der rumänische Gesandte besuchte am Freitag nach mittag den Ministerpräsidenten und erklärte, daß zukünftig der Durchfuhr bulgarischer Waren durch rumänisches Ge biet keine Schwierigkeiten bereitet würden. Freigabe eines beschlagnahmten spanisclfen Dampfers. DaS Reuter-Bureau meldet aus Madrid: Der Mi nister de» Aeußeren erklärte am 10. b. M., daß der Zwi schenfall. der infolge der Beschlagnahme des spani schen Dampfers „Leon Xlll." durch die britischen Be hörden in Gibraltar entstanden war, zu einem befrie digenden Abschluß gebracht worden ist. da die britische Regierung die Behörden in Gibraltar angewiesen hat, Schiff und Ladung sreizugcben. Ein Zwischenfall in der spanische« Kimmer Während der Debatte über das UnterrichtSwesen in der spanischen Kammer erklärte der Minister Pergamin: Die geforderten Mehrausgaben würden von denjenigen bekämpft, die Spanien ins Verderben führen. NomavoneS fühlte sich getroffen und erklärt«, die Kammer könne die Debatte nicht fortsehen, solange Bergamin Minister sei, Unter großer Erregung kündigte Bergamin an, er werde zu racktreten. Die Kammer beauftragte, wie aus Madrid gemeldet wird, den Finanzminister mit der interimistischen Führung deS Unterrichtsministeriums. Die Krise iu Portugal. Au» Lissabon wird gemeldet: Der Präsident der Kämmer Eouttno ist mit der Bildung de» Kabi- »ettS beauftragt worden. Dänische Ausfuhrverbote. Die dänische Negierung erließ ein Ausfuhrver bot für alle Sorten Leber, ausgenommen Ziegen- feile, für alle Lamm, und Schaffelle, Braunstein, Leinsaat, Läuerbohnen und Margarine. Die Bereinigten Staaten und der Krieg. Reuter meldet aus Washington: Der Staats sekretär der Marine sprach dem Martnekomitee de» Re präsentantenhauses die Ileberzeugung aus, daß die Ber einigten Staaten nach dem gegenwärtige» Kriege noch leichter friedliche Beziehungen zu Europa unterhalten würden, als vorher. Auf eine Anfrage, ob bte Brr- tetbigungSeinrichtungen der Vereinigten Staaten zur See genügten, antwortete der Staatssekre tär, daß, was Transportschiffe und ähnliche Fahrzeuge be treffe, das Land jederzeit versorgt sei und sich mit der steigenden jährlichen Vergrößerung der Flotte in guter Lage befinde. DaS brasilianische Moratorium. Die brasilianische Kammer verlängerte da» Moratorium bis zum 15. März ISIS. Die neuesten Meldungen lauten: Zur Frage der Haserpreise. Berlin. Wie wir von gutunterrichteter Seite hören, werden die monatlichen Zuschläge zu den Hafer- vreisen, die in der Bunücsratsverordnunq über Höchst preise für Hafer festgesetzt worben sind, in Kürze durch den BundcSrat aufgehoben werden, weil sich diese sogenannten Reports als unzweckmäßig erwiesen haben. Die Hafer besitzcr werden daher aut tun. ihre Haservorräte möglichst bald dem Markte zuzuführen, da sie sonst nur Zinsen ver lieren. und für alle die Mühen und Kosten keinen Ersatz im Haserpreise erhalten, die sie für die aute Konservierung des Hafers aufwcnden müssen. lW. T. BI Kunst und Wissenschaft. v* Mitteilungen der Königlichen Hoftheater. Diens tag, den 15. Dezember, werden „Tie Meistersinger von Nürnber g" im Königlichen Opernhause wiederholt. Besetzung öeo^Hauptrollen: Hans SachS: Friedrich Plaschk«, Walter Stolzmg: Fritz Vogelstrom, Pogner: Georg Zott- mayr, Beckmesser: Ludwig Ermold, Kothner: Rudolf Lchmalnauer, David: Hans Rüdiger, Eva: Magdalena Seebe. Magdalene: Anne-Lise v. Normann. Anfang 6 Uhr. Im Königlichen Schauspielhause wird nächsten Montag, den 11. Dezember, das vaterländische Schauspiel „Kalle" von Hermann Burtc, das hier zur erfolgreichen Uraufführung gelangte und von zahlreichen Buhnen angenommen worden ist. zum achten Male wieder holt. In den Hauptrollen sind Lothar Mehnert iKönig Friedrich Wilhelm I.i. Emil Lindncr lKattej, Walter Jltz «Kronprinz Friedrich!, Klara Salbach (Königin), Alice Verden lPrinzessin Wilhelminc), Hermine Körner (Frau v. Kamekes. Alfred Mcncr iFeldprcdiger Müller), Erich Ponto iKriegsrat v. Mi,lins) und Alexander Wicrtl, lMajor v. Schack) beschäftigt. Die Vorstellung beginnt '„8 Uhr. st* TaS gestrige Städtische Sinfonie-Konzert brachte einen Beethoven-Abend, war also tiefster reinster Kunst geweiht. Die vortrefflichen Programm-Bemerkungen Paul Büttners sprachen aus, daß tu unserer großen Zeit die schier zum Kul tus gewordene Verehrung für Beethoven, die oft den Stempel einer überhitzten Mode kaum verhehlen konnte, ln Wahrheit tiefgefühltes Bedürfnis zu werden vermöge. DaS Vi» zum letzten Platz den VereinshauSlaal stillende Publikum gab ihm recht: Beethoven sprach zu ihm in bedeutungsvollen, ernsten und beglückenden Tonen und fand im Gemüt« der Zuhörer kräftigen Widerhall. Tie Ouvertüre zum „Egmont", die beiden Biolinromanzen in G-Dur und F-Dur IdaS Solo von Herrn Rudolf Bärtich mit prachtvollem GesangSton und seiner dynamischer Ausarbeitung vorgetragen) und die Eioica standen aus dem Programm. DaS Ge werbe Hausorchester überraschte durch die Sorgfalt und die ernsthafte glückliche Br- mühung um verinnerlichten Ausdruck, mit denen sie unter Herrn Olsens Leitung die Werke zur Ausführung brachte. Das Scherzo der Sinfonie gelang ausgezeichnet. Ein beson- drres Lob darf diesmal den Holzbläsern gespendet werben. K st* Ernste und heilere Lichtungen t» Wort und Ton. Alice BerüenS Bemühungen, unter Mitwirkung hervorragender Kräfte einen Abend für ernste und heitere Dichtungen zum Besten hilfsbedürftiger Dre-dnrr Künstler m veranstalten, fanden reichen Lohn. DaS Künstlerhau» war last auSverkauit und da sich die Darbietungen in der Mischung oon Ernst und Humor auf Ser Höhe des guten Geschmacks hielten, ist der ganze Abend als wohlgelungen zu bezeichnen. Die Veranstalterin selbst la» für die tm letzten Augenblick er krankte wohlbekannte BortragSkünstlerin Elisabeth Scholtz eine nachdenkliche Studie au» dem Ktnderlebcn von Friedrich KaySter. Die Begabung der Künstlerin für bas Mimisch- Plastische hatte sie veranlaßt, mit Erna Klotz zusammen eine Szene ^Orpheus und Eurydike" aufziiführen. Der an sich hübsche Einfall kam in dem gewählten Rahmen nicht recht heraus — das Ganze wirkte zu realistisch, zu „aufgesetzt, obwohl beide Künstlerinnen sich bemühten, die Hoffnung Mid den Schmerz des antiken KünsilervagreS mimisch aiiszudrückeu. — Bon den Milwirkendcn entzückte Hedwig Zeitz - Gasnn durch den ciufS feinste durffigkarbeiteten Bortrag humoristischer Kleinigkeiten von Roda-Roda und Gustav Wied — muster gültige Wortbehanblung verband sich mit belebender Charak terisierung. Die Hörer wurden »icht müde, Helga PetriS lieber Lautenkunst zuzubören - sie spendete auS der Fülle IbreS BolkSItederschayeS die hübschesten Weisen- Alexander Wierth laS Goethe, und zwar die durchsonnte, lebenöejaheude Liebeslyrik mit viel Zartheit und jenem Mitschwingen eines leisen Humor», -er den Dichtungen eine so besonders warme Tönung giebt. Ernst Pröckl ln» außer Grillparzers Vorspiel zu „Medea" „Der Gastfreunü" im zweiten Teil eine sehr lebendige Wiener Ltraßenskizzc und zwar mit viel Leben und so humorvoll aufgesetzten Lichtern, daß er sich zu einer Zugabe „Der blaue Ballon" von Peter Altenberg verstehen mußte. Alle Mitwirkenden empfingen reichen Dank des Publikums. k. Kunflgalerle Richter. Die diesjährige MethnachtSausstellung bei Richter macht einen guten Eindruck von Geschlossenheit. Gotthardt Kueht ist mit einer Gruppe von größeren und kleineren Arbeiten ver treten, welche die Nuancen seines Schaffens zeigen. Die Eigen- a>t des Künstlers liegt auf dem Gebiet der Farbtcchnik, der Erschließung der malerischen AusdruckSmittet für die Licht behandlung. Seine Gemälde schi Lern das mannigfache Leben de» Lichte» im Raum. Alle Gegenstände, dir Luit, dienen ihm nur dazu, e» charakteristisch, r» möglichst wirksam zur Er scheinung zu bringen Wie jedem Hau» — um mit den Worten «ine» modernen Künstler» zu sprechen - ein bestimmter Geruch anhastet, so hat auch jede» HauS, jeder Raum sein besonderes, ihm eigentümliches Licht. Dieses Unterscheidende des Lichttons sucht Kuehl darziisteilen. Bezeichnend hierfür sind vor allem zAm Waschtroa , die „Marienkirche" und „Die Plätterinnen". DaS letztere Bild fesselt durch die gelungene Wiedergabe ber von Wasserüampf gesättigten, wetßschillrrnden Luft. Wie groß der farbliche Einfluß Kuehls auf einen Teil der Dresdner Kunst ist, kann man an einer Anzahl ber ausgestcllien Werke überzeugend erkennen. Fritz Vcckrrt zeigt sich in seinem virluv» gemalten Innenbildern, besonders in seinem Ge- mätd« „Die Hohenlohe", al» geschickter GcschmackSküiistler. Wilhelm Claudius betont in seiner „Lübecker Diele" und einigen Landschaften stark den stofflichen Charakter de» Einzelne». Malerisch und dem Gesamierlebnis nach bringen sie dabet nicht» grundsätzlich Neue». Zu einer durchaus per- wnliche« Sprache sind die AuSbruckSmittel Kuehl» bet zwei Malern geworben: Johanne» User und Ferdinand Dorsch. Bon User fällt außer der „Kahnfahrt" Sa» groß« Aquarell ^Der Ball" aus. In einem dämmerigen Saal sitzt an einem Flügel gegen die Hinterwand eine Dame und spielt. Die offene Dur zu ihrer Linken gibt den Blick in ein hrNerleuchtete» Gesellschaftszimmer. Die Menschen, bte sich tn ihm bewegen, haben etwas rhythmisch Schwebende». Durchsichtige blaue und rote Tön« klingen und wogen überall durcheinander Bon der Gestalt am Flügel al» dem festen Ausgangspunkt lösen sich nach dem Hintergrund hin die Grenzen be» Einzelnen, bte Gestalten, immer mehr auf. Da« Bild sucht aus malerischem Wege die Stimmung der Spielenden zu verdeutlichen. Sie lebt ganz tn der Musik, und vor ihrem Bewußtsein verflüchtigt sich ihre Umgebung, die Menschen, für die sie spielt. Auf eine ganz andere Weise hat Ferdinan b Dorsch die Wirkung der Musik zur Darstellung gebracht Die Figur be» geigenden Jünglings nimmt die ganze Bildhöbe ein und wirb Ichon da. durch deutlich als ber Akzent tm Bilde hervoraehoben. Künst. lerisch interessant ist, wie Dorsch sich an» dem BewegungSmotiv des Getaens bi« weibliche Gestalt erarbeitet, die so gleichsam ganz tm Banne seine» Spiel» bleibt, wie sie denn auch mit ihrer Be gleitung aufgehürt hat und. scheu zurückweichend, ihm lauscht. Voll feiner Reize ist daS „Parkbild" au» Weesenstein und das „Innenbilb". Weiter sind O t to Ro sso w mit einem Bild kleineren Formats „Der Kaffeegarten" und Walter Fr ledertet mit einer „Klosterruine" und einem „Hostnnern" zu nennen. E. R. Dtetze stellt eine Ansicht des „Dresdner Hafens" auS, August Wilcken» einen männlichen „Halbalt" und ein „Strandbtld", Walter»Kurau eine „weibliche Aktfignr". Bon den älteren zeigt Eugen Bracht eine „Hcröstlandschaft", Carl Banner eine „hessische Bäuerin". Koloristisch sehr ansprechende Gemälde von St«, Bern dt „Der Plauensche Grund" igfrted und" und „Am Felsenkeller", sühren zu einer ganz anderen künstlerischen Weltanschauung, zu Paul Cezanne, hinüber. Freilich hat der Künstler hier mehr nur die äußere Kormensprache, die Phraseologie Cszannes übernommen, als sich mit seinem Geist ausetnandergcsetzt. Charakteristischer und schon mit einer ganz eigenen Not« sicht Erich Buchwalb-Zinnwald mit seinen zwei herben Bildern ans dem Erzgebirge da. in der Lanbschaft»malcrei vvn den Jüngeren einer der allSsichtSvollsten. Auf dem Ge biete der Porträtkunst leistet Gustav Meyer»Buchwald an Impression der Aehnlichkeit ganz UeberraschendeS. Seine Bildnisse von Dorsch, Ufer und Kuehl beweise» e» von neuem. Doch fehlt de» Bildern das Erschövfcnde. Bei aller Aehnlichkeit slelle>isie n.cht den Menschen, die Persönlichkeit tm einzelnen bar. Bei Mener-Buchwald zeigt sich die Gefahr, welche eine große Handfertigkeit mit sich bringt, besonder» schroff: die Ver äußerlichung. So weit an technischer Begabung ber kürzlich im Felde gef Ale,,« Heinrich Mauersberger hinter ihm zuriicksteht, sein Selbstbildnis, da» Porträt seiner Krau und da» eine» jungen Manne» enthalten viel von dem Seelischen, eine natürliche Veranlagung für daS Erfassen ber Persönlich keit im Menschen. Die künstlerisch ganz anspruchslosen Gemälde haben einen gewissen seinen Retz, der in einem nachlltngt. Die weibliche Hawfigur von Han» Hanner ist mimisch und koloristisch tn der Art, wie er da» Gelb de» Hinter grund« zum bestimmenden Ton auch für die Gestalt macht, selbständig. An graphischen Arbeiten hat Paul Rößler «in paar eindruck,.volle Bewegungsstudien beigetragen, Walter Rehn ein motivisch Interessantes Blatt „Die hohen Bäume" und E. M. Philipp neben einigen Lx-Iibri» seine bekannten „Gauklers Unter den plastischen Werken muß neben dem „Negerkopf" von Schrettmüller und zwei seine» Marmor gestalten von Peter Pöppelmann vor allein Arthur Lang s erwähnt werden. Die Bronzegruppe „Die Tanzenden" albt — freilich nur von einer Seit« — dem Schwung, dem Sichwtegen sehr lebendigen Ausdruck. Anmutig ist seine .Brunnengruppe", ein Kind auf einer Schildkröte sitzend. Vr. Karl Adrian.
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