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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187803249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-03
- Tag1878-03-24
- Monat1878-03
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1878
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. »edattto» »t Gr«,dttt«> Johaunisgasir 33. Lpttch-mte« »er Krdartt««: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—« Uhr. Annahme der für die nLchst- solaeude Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 8 Uhr Nachmittags, an Sonn-- »nd Festtagen frühdis '/.d Uhr. I, »e, FUi-tea str Z,s. Lv,H«e: Otto Stemm, UniverfstätSstr. 22, LoniS Lösche.Latharinenstr. 18,p. nm bis V,3 Uhr. MWgerIagMM Anzeiger. OrW für Politik, Localgeschichte, Handels- uud Geschäftsverkehr. Null«,« 15,»««. Ld»„emt,t«prri§ viertelt. 4',. Stt. incl. vrinaerlohn b NU., durch die Post bezogen t» Mt. Jede einzelne Stummer 25 Pf. Belegexemplar 1v Pf. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postdefbrderung 3« SS. mit Postbeförderung 4L SS. Infrratt Sgesp. Petitzrite 2« Pf Größer« Schriften laut unserem Preisverzrichniß. — LudcLarrfch^ Satz nach höherem Tarif. Ltttame» unirr dem Lrdaction^lttch die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets an d. «rprditk», zu senden. — Rabatt wird n«ln gegeben. Zahlung pr»«mum«r»ku1., oder durch Postoorschuß. .R 83. Sonntag den 24. März 1878. 72. JahMNg. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch a« S7. Marz ». e. Abend» '/,? Uhr i« Saale der I. Vürgerschvle. Tagesordnung: I. Gutachten des Oekonomie- und Finanzausschusses über den Antrag de- Stadtverordneten Herrn Gumpel wegen veränderter Benutzung des Auqustusplatzes sowie des Königs- und Roßplatzes. U. Gutachten des Oekonomieausschufses über s. d,e projectirten Anlagen auf dem Marienplatze; d. Anschaffung von 6 Schlammwagen; c. die Wiederemfüllung der Grube beim Schleußenumbau in der Plagwitzer Straße mit neuzubeschaffendem Material; ä. den Schleußenbau in derBiSmarck- praße; e. Brücken- und Uferbauten an der Harkortstraße; s. Conto 10, Abthlg. 3., Pos. 43. An satz 6. des Budgets. UI. Gutachten des Verfaffungsausschuffes über s. Eingehung eines gegen,die Stadtgemeinde an gestrengten Proceffes; b. eine Mittbeilung des Rathes, die Entscheidung der Regierungsbehörde hinsichtlich deS Charakters und der Verwaltung der Rhode-Stiftung. IV. Gutachten des Schulausschuffes über den Antrag des Stadtverordneten Herrn Kirchhofs wegen Ausdehnung der Schulgeldbefreiuna der Lehrerkmder auf die höhere Schule für Mädchen. V. Gutachten des Finanzausschusses über die Amortisation des Anschaffungswerthes der Buden. Bekanntmachung. Alle diejenigen Militairpflichtigen, denen die Ordres zum diesjährigen Ersatzgeschäft wegen stattgefun denen Wohnun-swechselS, ungenauer oder unrichtiger Angabe der Wohnung oder dergl. nicht haben einge händigt werden können, werden hiermit aufgefordert, dieselben sofort auf unserm Quarlier-Lmte, RathhauS, 2. Etage, abiuholen. Der Nichtbesitz der Ordre entschuldigt nicht, vielmehr kommen beim Ausbleiben in dem Musterungs termine die in 8. 24„ der deutschen Wehrordnung angedrohten Strafen und Nachtheile in Anwendung. Leipzig, am 21. März 1878. Der «aty der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lamprecht. Holz-Auction. Montag den SS. März 1878 sollen von Nachmittags 3 Uhr an im Forstreviere Vonnewttz aus dem verlängerten Fluthrinnentracte ca. SO eichene. 2 buchene und 2 aspene Nutzkl-tze, 3 Tchirrhölzer. 16 Raummeter eichene vrennschette, 1» Haufen «draum, 6 Haufen Schlagreihtg und 450 Haufen klar gemachte« Stockholz unter den an Ort und Stelle öffentlich auSgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Holzschlage am Rödelwehr, unweit des Schleußiger Weges. Leipzig, am 13. März 1878. Des Nath» Forst-Deputation. Bekanntmachung. Wir beabsichtigen in nächster Zeit auf den zwischen der Zimmer- und Alexanderstraße gelegenen Tracte der Erdmannsstraße, sowie auf dem zwischen der Rudolph- und Weststraße gelegenen Tracte der Moritzstraße Schleußenneubauten vorzunehmen und fordern daher im Interesse der Erhaltung der Schleusten in gutem Zu stande diejenigen Besitzer bez. Administratoren der an genannte Straßentracte angrenzenden Grundstücke, für welche sich die Nothwendigkeit der Einführung von Beischleußen in die Hauptschleuße für die nächsten Jahre übersehen läßt, auf, hierüber bis spätestens den r«. April d I. bei dem Rathsbauamte (Rathhaus, 2. Etage) Anzeige zu erstatten, damit die Legung der Privatbeischleußen- rohre gleichzeitig mit dem Bau der Hauptschleuste auf Kosten der Adjacenten erfolgen kann. Leipzig, am 18. März 1878. Der Nath her Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Königliche Kunstakademie und Kunstgewerbeschule zu Leipzig. Frequenz des letzten Semester- 182 Schüler. Die Studien im Sommerhalbjahr 1878 beginnen Dienstag, den LO April e. die Tageskurse früh 7 Uhr, die Abendcurse um 5 Uhr. Der Lehrplan umfaßt alle Nnterrichtsgebiete deS Kunstgewerbes. Ei« Hohes königliches Ministerium des Innern hat unter geneigter Berücksichtigung deS aus den hiesigen Verhältnissen sich ergebenden Lehrbedürfniffes die Einrichtung von Lehrwerkstätten für die graphischen Künste (Kupfer- und Stahlftecherei, Lithographie und Lylographie) genehmigt, sowie durch Herstellung größerer Lebrsäle für Modeliren, DeeorattonSwalen, «las- und Porzellanmalen den Bewerbungen um Theil nähme an diesen UnterrichtSgegenständen des Kunstgewerbes iu entsprechen gesucht. Anmeldungen zur Aufnahme find bis spätestens den Sst. dieses Monats beim Unterzeichneten in der Expedition der Königlichen Akademie und Kunstgewerbeschule, westlicher Flügel der Pleißenburg 2. Etage. Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr zu bewirken. Leipzig, am 18. März 1878. Der Lireetvr der K-ut-lichen Akademie der bildenden Künste und Knnstgewerdeschnle. Prof. L. Niep er. Bekanntmachung. Am 10. April sind die einjährigen Zinsen von 1800 Capital, nämlich von 1500 .4 Legat des Herrn Stadtältesten Hentze und von 300 Geschenk der Erben des Herrn Kaufmann Dhürtgen an arme blinde Leute in hiesiger Stadt zu vertheilen. Bewerbungen um diese Spenden sind bis zum I. April schriftlich und unter Beifügung der erforder lichen Zeugnisse bei uns einzureichen. Leipzig, den 1». März 1878. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Mefserschmidt. Bekanntmachung. Die auf Montag den SS. d. M. angesetzte Holzauetio« kann wegen Hochwasser- nicht an diesem Tage, sondern soll Montag deu 1 «pril ». e. abgehalten werden. Leipzig, am 23. März 1878. Des Naths Forst-Deputation. Der Inhaber des abhanden gekommenen Eparcassen-QuittungsbucheS 8erie II. Nr. 21344 wird hierdurch aufgefordert, sich damit binnen drei Monaten und längstens am 28. Juni d. I. zur Nachweisung seines Rechtes, bez. zum Zweck der Rückgabe gegen Belohnung bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls der Sparkassen-Ordnung gemäß dem Anzeiger nach Ablauf obiger Frist der Inhalt des Buches auSgezahll werden wird. Leipzig, den 22. März 1878. Die Verwaltung des Leihhauses und der Sparkasse. Ernst Keil s. Ernst Keil, der Bater der „Gartenlaube", ist nicht mehr! Dieser Ruf erfüllt nicht bloS unser Leipzig, das der Dahingeschiedene zu seiner Werk stätte erkoren und zu dessen Zierden er gehörte, mit aufrichtiger Trauer: er wird auch weit hinaus dringen in unser deutsches Vaterland, ja hinaus in alle bewohnten Theile der Erde, bis in die ent legensten Inselländer; denn wo nur immer deutsch gesprochen und gelesen wird, dort hat die „Garten laube" sich angesiedelt als ein Pionier deutscher Bildung und Gesinnung, als ein Vermittler zwischen dem Mutterlande und ihren versprengten Kindern. Ernst Keil, der am Sonnabend den 23. März kurz nach 7 Uhr früh von seinen schweren Leiden (Gallenstein-Verhärtung) erlöst wurde, hatte nicht das Glück, ein hohes Alter zu erreichen und in diesem die Früchte seiner mühsamen Arbeit mit heiterer Muße zu genießen. Geboren am 6. December 1816 zu Langensalza, als der Sohn eine- preußi schen GerichtsdirectorS, entschloß er sich, nachdem er einige Jahre daS Gymnasium besucht, seiner Neigung zum Buchhandel zu folgen und siedelte 1837 zu seiner weiteren Fortbildung nach Leipzig über, wo er in die Weygand'sche Buchhandlung trat und dort den Geschäften oblag, nebenbei aber fleißig schriftstellerte. Von 1838 an redigirte er mit vielem Geschick und Freimuth das Journal „Unser Planet", dessen Leitung ihn aber in Con- flicte mit der Polizei brachte, sodaß er schließlich ganz davon zurücktreten mußte. Er ließ sich hierdurch nicht abschrecken, sondern schritt 1846, nachdem er kurz vorher selbst ein buchhändlenscheS Geschäft begründet hatte, zur Herausgabe einer in größerem Stile gehaltenen Monatsschrift „Der Leuchtthurm", in welchem er unter Mitwirkung von Johann Iacoby, Robert Blum, Wislicenus und anderen unerschrockenen Kampfgenossen scharf gegen die politischen, socialen, kirchlichen und literarischen Uebel der Zeit zu Felde zog und auf allen Gebieten rastlos für den Fortschritt eintrat. Die Polizei setzte ihm unerbittlich zu und er wanderte mit seinem Blatte von Zeitz nach Halle, Magdeburg. Dessau. Bremen und Braunschweig, bis er endlich 1848, Dank der damals errungenen Preß freiheit, nach Leipzig zurückkehrte, um von dort au« noch wirksamer als bisher das Licht seines „Leucbtthurms" zu verbreiten Leider traten bald die Winterstürme der Rcaction ein, denen auch Kerl'« Blatt erlag. Den Schwierigkeiten der Zeit Rechnung tragend, harmloser, aber doch mitunter auch recht schneidig war der „Dorfbarbier", den Ferdinand Stolle mit glücklichem Humor zu redi- S'ren und Keil schnell zu großer Verbreitung zu bringen wußte. Aber mitten auS dieser Arbeit wurde er herausgeriffen, um sich wegen seiner früheren Thätigkeit für den „Leuchtthurm" zu ver antworten und diese durch eine neunmonatliche Hast auf Hubertusburg zu büßen. Diese unfreiwillige Pause benutzte er jedoch, um den Plan zu einem illustrirten Familienblatte ru entwerfen, daS Bildung in unterhaltender Form in alle Kreise des Volkes tragen sollte, den Plan zur „Gar tenlaube", die vom 1. Januar 1853 an in Leipzig erschien und deren großartige Entwickelung zu einem deutschen Blatte ersten Ranges, ja zu einem wahrhaften Weltblatte dem unermüdlichen Schaffens drange Keil'- zu verdanken ist, der bis an sein Ende die Seele deS Unternehmens blieb. Die „Gartenlaube" hat nicht nur anerkannte Talente um sich geschaart, sondern auch unbekannte junge Kräfte anS Licht gezogen und gefördert, fort und fort bildenden und ausklärenden Stoff in die Masten geworfen, das deutsche Nationalgefühl ge hoben. gute menschenfreundliche Werke angeregt, Noth und Elend gestillt, und wohlverdient waren daher die zahlreichen Zeichen der Theilnahme und Anerkennung, mit denen der Herausgeber beim Silbersubiläum seine- Blatte« (1. Januar 1878) von allen Seiten her geehrt wurde. Er sollte jenen schönen Tag nicht lange überleben. Sei« Werk aber überlebt ihn; seine „Gartenlaube" wird hoffentlich stehen bleiben als ein immergrünes unv unverwelklicheS Denkmal, da- er sich selbst ge setzt hat. Leipzig. 23. März. Die Betrachtungen über die innere Lage de- Reich es, die wir in diesen Tagen zum Abdruck brachten, wiesen gegen den Schluß auf die Gefahren hin, die unserer inneren Entwickelung drohen. Wir finden die dort geäußerten Befürchtungen durch den Eintritt Eulenourg'S II in die Regierung und durch folgende Bemerkungen bestätigt, welche die „Köln. Ztg." an diese- Ereigmß knüpft: Die Verhandlungen mit dem Ober-Präsidenten von Hannover, Grafen zu Eulenburg, haben zum Ziele geführt; er hat sich bereit erklärt, da- Ministerium des Innern zu übernehmen. Er hat sich als Ber- waltungSbeamter bewährt: aber was seine poli tische Richtung betrifft, so steht er noch «Hr rechts als der bisherige Minister de- Innern. Die Städte-Ordnung, welche Dieser ausgearbeitet hatte, wurde vom Fürsten Bi-marck als zu liberal verworfen. Da unmittelbar nach diesem Vorfall der Reichskanzler Verhandlungen mit den National- Liberalen anknüpfte, konnte man »orauSsehen, daß e« keineswegs in Bismarck'- Absicht lag, liberaler alS bisher zu regieren. Es war ihm offenbar hauptsächlich darum zu thun, mit Hülfe der Na tional-Liberalen die gewünschten neuen Steuern zu erhalten, und die Führer der National-Liberalen mußten um so mehr Vorsicht für geboten erachten. Sie knüpften ihren Eintritt an folgend« Be dingungen : erstlich, daß mehr als Einer der Partei in das Ministerium berufen werde; ferner erklärte Herrv. Bennigsen, nicht für das Tabakmonopol eintre- ten zu können, und endlich bezeichnete er als eine unum gängliche Voraussetzung für eine Steuerreform, daß eine Verständigung über die verfassungsmäßige Be handlung der Ueberschüffe erfolge, lieber die ersten beiden Bedingungen ließe sich reden, aber die letzte verwarf der Reichskanzler unbedingt, worauf die National-Liberalen die Verhandlungen für abge krochen erklärten. Insoweit können die Führer gewiß auf den Beifall ihrer ganzen Partei rechnen, wie die Fractionsgenoffen im Abacordnetenhause es bereits ausgesprochen haben. Dabei läßt sich freilich nicht leugnen, daß sie insofern entweder ungeschickt oder doch unglücklich operirt haben, als dabei der Finanz-Minister Camphausen zu Falle gekommen ist, den sie bisher und mit Recht als den konstitutionellsten Minister be zeichnet hatten. Trotz einzelner gerechtfertigten Beschwerden hätten sie ihn nicht angreifen, sondern unterstützen müssen. Wenn er den Schutzzöllnern einige Zugeständnisse gemacht hat, so liegt jetzt die Besorgniß nahe, daß sein Nachfolger darin weiter gehe und vielleicht überhaupt schutzzöllnerischer ge sinnt sein möge. Fürst Bismrrck weniastens, so verlautet au« sicherer Quelle, hängt diesen Ideen gegenwärtig sehr nach. ES wird berichtet, daß er nicht bloS den Tabak, sondern auch ven Zucker und andere Gegenstände in Monopole verwandeln möchte. Auch Schutzzölle beschäftigen sehr seine Gedanken und selbst einem Zoll auf Vieh und Getreide ist er nicht abgeneigt. In diesem Gedanken soll er sehr durch den Kreiherrn v. Varnbüler bestärkt werden, der jetzt öfter Zutritt bei ihm findet. Varnbüler ist, wie so viele Süddeutsche, Schutzzöllner, und wenn e- dahin käme, daß Fürst Bismarck glaubte, sich jetzt, wo einig« Hoffnung auf einen Ausgleich mit Rom sich zeigt, im Reichstag eine Mehrheit bilden z« können, die auS Conservativen, Schutz- Zöllnern und Ultramontanen besteht, so be dauern wir im voraus die dann unausbleibliche Verwirrung. Die treuesten Freunde der deutschen Einheit und des deutschen Reiche-, das aus den Einheit-bestrebungen hervorgegangen ist, würden dann in die Opposition geworfen werden und der Reichskanzler würde seine Stütze in Parteien zu suchen haben, die aroßentheils an- verkappten Partrcularisten und Reichsseinden bestehen. Die Verwirrung ist ohnehin groß genug, und schlimm wäre es, wenn sie noch so vermehrt werden sollte. Um aus Herrn v. Varnbüler zurückzukommen, so glauben Manche, daß er und nicht Herr May bach zum Eisenbahn-Minister «tn-ersehen sei. Die plötzliche Idee eine« preußischen Eisenbahn-Minister- »st wie ein Meteorstein vom Himmel gefallen. Es läßt sich Mancherlei dabei anführen, namentlich die Ueberbürdung de- Handel-minister-; aber die fliegende Eile, mit welcher der Vorschlag durch den Ministerrath , und zwar in Abwesenheit de« nahe dabei betheiligten Finanzministers, getrieben ist unk mit welcher der Vorschlag jetzt durch den Landtag getrieben werden soll, macht Manche stutzig. — Wenn die „K. Ztg." den Sturz Camphausen'S be dauert, so geben wir ihr Recht im Hinblick auf die Vergangenheit dieses Manne«. Aber wie die Dinge standen, war sein Abgang unvermeidlich. Zu de reuen haben die Nationallibcralcn gar Nichts, denn Camphausen hätte uns nach seinen letzten Wandlungen im Kampfe gegen daS Monopol und gegen den Schutzzoll nicht viel mehr nützen können. Auch wollen wir hoffen, daß die oben geäußerten unv auch von uns angedeuteten Besorgnisse — nur Be sorgnisse bleiben. lieber die Neubildung deS Ministeriums schreibt die „Nationall. Corr.": Die Besetzung deS Ministeriums des Innern ist definitiv erfolgt; auch Graf Stolbera-Wernigerode soll sich zur Ueber nähme deS Postens eine- Vicepräfidenten des Staatsministeriums nun doch noch haben bereit finden lassen. Desgleichen wird osficröserseitS b,e Ernennung eines Eisenbahnministers bereits wie eine abgemachte Sache behandelt, obgleich bas be treffende Ministerium erst noch geschaffen werk' . soll. Wegen Uebernahme de- Fmanzminister ms wird mit dem Regierungspräsidenten von T.irrig. Hoffmann. verhandelt, nachdem derselbe k.m An scheine nach anfangs für da- Eisenbahnministerium in Aussicht genommen gewesen ist. Begreiflicher weise concentrirt sich da- Urtheil über die Be deutung dieser Neubildung vorläufig haupt sächlich auf die vollendete Thatsache der Ernennung de- Oberpräfidenten von Hannover, Grafen Eulen burg, zum Minister des Innern. Wenn wir dieser Ernennung einen prononcirt politischen Charakter nicht beilegen zu sollen meinten, so hatten wir dabei im Auge, daß Graf Eulenbura einer der heutigen parlamentarischen Parteien nicht angehör», auch an den politischen Parteikämpsen der letzten Jahre nicht betheiligt gewesen ist. Indeß wollen wir doch nicht verschweigen, daß sein Eintritt in das Ministerium in liberalen Kreisen überwiegend als eine Verschiebung de- Dtandpunctes der Re gierung nach recht- aufgefaßt wird. Sein parla mentarische- Vorleben au» dem vorigen Jahr zehnt wie die Thatfache, daß er ohne Zweifel einer der befähigtsten Köpfe unter den streng conservativeu Elementen in Preußen ist, be rechtigen zu dieser Auffassung. Im Uedrigen wird man tie Handlungen de- neuen Minister» abwarten müssen. Die freiconservative „Post", welche den Anschauungen de» Grafen Stolberg- Wernigerode ncihesteht, erklärt, daß selbstver ständlich nicht dieRede von einem Programmwechsel sein könne, der eine Absage an die Vergangenheit wäre. Danach würde die Parole de- neuen Mi nisteriums also lauten: Keine Reaktion, sondern
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