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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187803274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-03
- Tag1878-03-27
- Monat1878-03
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1878
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Erscheint tizltch früh 6^/, Uhr. NedacS»« »t LiPtdÜi«» JohanniSgafie SS. Aprechfiunde» Nr RrNctt«»: Bormittag« IO—ir Uhr. Nachmittag« 4—8 Uhr. Annahme der für die nächst, solaenoe Nummer bestlmmnm Inserate an Wochentagen bis 8 Uhr Nachmittags, an Tonn» und Festtagen früh bis V.9 Uhr. L« den Ftlbür» str Zas.-L»«ch»«: Otto Klemm, UuiversitLtSstr. 22. Lonts Lösche. Katharmeastr. 18,p. nnr bi- Uhr. NWM Anzeiger. Organ str Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. «KflKge 15,800. LH»«m»enM»rrt» viertelt. 4^/, «L, iocl. Brinaerlohu 5 Mt. durch die Post bezogen « «k Jede einzeln« Nummer 25 Pf Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Sxtradeilage» ohne PostbefSrderung S« Bll. mit Postbefdrderung 4« Mt. Iascrate Lgesp- Petitzellt 20 Pf GrSßere Schritten laut unsere« PreiSverzeichmß. — Tabellarisch«' Satz nach höherem Tarif- Ueclime« »ater de« »chatttttwjlrl» die Gpaltzeite 40 Pf. Jnserate find stet« au d^AePedtlt»» zu sende«. — Rabatt wird nicht gegeben HahknigprüsnuM«»ach> oder durch Postvorschoß. 88. Mittwoch den 27. März 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. Auf die für daS Jahr 1877 festgesetzte Dividende der ReichSbank-Antheile im Betrage von 6"/,^ Proc. wird die Restzahlung mit 58 Mark 7« Pseuutse für den Dividendensckein Nr. 6 vom 86. d. M. ab bei der Reichsbankhauptkaffe;u Berlin, bei den Reichs bankhauptstellen zu Bremen, Breslau, Cöln, Dortmund, Frankfurt a/M., Hamburg, Hannover, Königs berg i/Pr., Leipzig. Magdeburg, Mannheim, München, Posen, Stettin. Straßburg i/E. und Stuttgart, bei den Reichsbankstellen zu Aachen, Augsburg, Bielefeld, Braunschweig, Bromberg, Karlsruhe. Cassel, Chemnitz, Coblenz, Crefeld, Danzig, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Elbing, Emden, Erfurt, Essen, Flensburg, Frank furt a/O., Gera, Gleiwltz, Glogau, Görlitz, Graudenz, Halle a/S.. Kiel, Landsberg a/W., Liegnitz, Lübeck, Mainz, Memel, Metz, Minden, Mülhausen i/E., Münster, Nordbausen, Nürnberg, Osnabrück, Siegen, Stralmnd, Stolp, Thorn, Tilsit und bei den Reichsbank-Commanditen zu Cöslin und Insterburg erfolgen. Berlin, den 85. Mär, 1878. Der Reichskanzler. v. Bismarck. Bekanntmachung, die neuen «eschöstslvealttätru der Königlichen Kreishauptmaunschaft betreffen» Die hiesige Königliche Kreishauptmannschaft befindet sich vom 1. «pril laufenden Jahre» an in dem Hause Rastplatz Rr. 11, waS hiermit zu öffentlicher Kenntniß gebracht wird. Leipzig, den 25. März 1878. Die Königliche Kreishauptmaunschaft. Graf zu Münster. Graul. Versteigerung auf den Abbruch. Das in der Canalstraste quervor a« «lftermühlgraben stehende kleine Hau» und der ban-ben über den Mühlgraben nach der Frankfurter Straße führende Holzfteg. welchx beide in da» Eigenthnm der Stadlgemeinde übergegangen sind, sollen zusamtne« Montag ben I. April d. I.. vormittag» 11 Uhr an Rathsstclle auf ben Abbruch versteigert werden. Die Berfteigerungsbedingungen liegen in unserem Bauamte, RathhauS, U. Etage, zur Einsichtnahme aus, wo man sich auch wegen etwa gewünschter Besichtigung des Hause» zu melden hätte. Leipzig, den 22. März 1878. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. In Gemäßheit des 8. 1 der Instruction für die Ausführung von Wasserleitungen und Wafferanlagen -in Privatgrunostücken vom 7. Juli 1865 bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß die Klempner Johann Christian Clautz und Friedrich «ngnst Härtel, in Firma: Elantz ät Härtel, Eberhardtstraße 5, zur Nebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrich tungen nachgewiesen haben. Leipzig, am 30. Mär, 1878. Der «ath der StadtLetpzig. vr. Georgi. Harrwitz. Logis-Vermiethung. Im „Granen Wolf", Hatnstraste Sir. 28, Seitengebäude link- 3. Etage, ist ein Logt» von sechs Etüden» drei Kammern, Küche und übrigem Zubehör vom 1. Juli 1878 an auf drei Jahre im Wege der Licitation anderweit zu vermiethen. Miethliebhaber werden hiermit ersucht, sich Don«er»tag. den 4. April 1878, vormittag» 11 Uhr im Universität»-Reutamte (Paulinum), wo die LicitationSbedingungen zur Einsichtnahme bereit liegen, einzufinden und ihre Gebote cwzugeben. Die Auswahl unter den Licitanten und die Entschließung in der Sache überhaupt bleibt Vorbehalten. Leipzig, den 85. März 1878. Universität» - Rentamt. Graf. Bekanntmachung. Nachdem die Function des Herrn vr. mv». Zwick als Armenarzt sich erledigt hat, sind die von dem selben bisher verwalteten Districte XXI und XXV bis auf Weiteres von Herrn Armenarzt vr. mvä. Richter, Albenstraße 2, übernommen worden. Leipzig, den 25. Mär, 1878. Da» Rrmendtrertoriu«. Schleiß« er. Hentscbel. Leipzig, 28. Mär;. Am politischen Himmel sieht e- wieder einmal düster auS, und der Congreß, an den sich die Friedenssehnsucht Europas ankwmmert, ist noch immer Nichts als eine Wolke. Wird hinter der Wolke etwas Helleö, Greifbare- und Gesundes her- Dortreten, oder wird sie sich noch mehr verdunkeln «ch ua-E-witterfchläae« attlÄ«? Wik dächten, Dir hätten solcher Schläge nun gerade genug und eS wäre ein Ziel aufS Innigste zu wünschen. Gewitter haben ja gewiß auch im Haushalte deS BölkerlebenS. wie in deuc der Natur, ihre Zeit und ihren Segen; sie reinigen die Luft von trüben Stoffen, die sich im gewöhnlichen Laufe der Dinge nicht beseitigen lasten. Aber sie führen auch Nässe und Schlamm mit sich, und um die Bahn von diesen störenden Spuren rein zu fegen, dazu be darf eS nicht neuer elementarer ÄuSbrüche; da müssen vielmehr die friedlichen Werkzeuge der Menschen. Besen und Kehrmaschinen, in Tä tigkeit treten. Auch die russisch-türkischen Kriegs wetter haben Unebenheiten und Schwierig keiten in ihrem Gefolge, Schwierigkeiten, die sich namentlich zwischen England und Rußland erhoben haben und infolge der durch den Krieg herbeige führten Verschiebung der Machtverhältniste wohl auch erheben mußten. Ist eS denn aber durchaus nöthig, daß diese Nachwehen des Kriege- durch einen neuen Krieg gehoben werden? Kann denn nicht erst ein ehrlicher und gründlicher Versuch mit der Kehrmaschine deS Congrestes gemacht werden? Muß Europa in einen zweiten, noch viel schreck licheren Orientkrieg gestürzt werden, nur weil England fürchtet, daß sein Gegenfüßler — es nicht etwa schon jetzt gefährden, vielleicht aber später einmal ihm über den Kopf wachsen könnte? Wir gesteben, daß wir, nachdem Rußland die Türkei an die Wand gedrückt batte, Nichts inniger wünschten, als daß nunmehr die anderen Mächte sich kräftig znsammeuuehmen möchten, um mög lichst dauernde Zustände im Orient ru schaffen und Rußland, ohne e- um die Früchte seiner <Ä«ge bringen zu wollen, an einer allzu weit gehenden Ausdeutung derselben zu hindern. Rußland braucht die Unterschrift Europa-, und eS ist daher selbstverständlich, daß eS, um sie zu erlangen, auch manche Zugeständnisse machen muß. Es hat denn auch die Hand dazu geboten, indem eS auf den öllerreichisch-deutschcn Congreßvorschlag einging. Anders England, da- seinen insularen- isolcrten Standpunkt auch im neuesten Capitel der Orient- fraae nicht pcrleugnet. Es macht noch vor dem Zusammentritt de« CongreffeS Schwierigkeiten; c- fieift sich mit kleinlicher Eifersüchtelei aus eine Förmlichkeit, die mit der Sache gar nicht in Verbindung sieht und deren Erfüllung die Lösung der großen Frage nicht um einen Schritt weiter vringen würde. ES will, daß Ruß land den FrisdenSvertrag von San Stefano, den e- deren- zu aller Welt Kenntniß gebracht, auch als officiclle Grundlage für die Verhandlungen deS CongresteS ansehe und erkläre. Rußland weigert sich Dessen; eS weist darauf hin, daß der Vertrag in den Händen der Mächte sei und daß eS jeder der selben freistehe, diejenigen Puncte, die ihr paffend scheinen, zur Diskussion zu stellen. Da« ist, wie gesagt, ein Streit um Förmlichkeiten und Worte; aber England, wie eS nun einmal ist, scheint vor- läufig auch nicht- Andere« beabsichtigt zu haben. Ein Wortsieg ist ja billiger al- einer, der mit Kanonen und mit schwerem Gelde erfochten werden muß. England fühlt, daß sein Nimbus durch die russischen MiUtcurerfolge gelitten hat; e« möchte daher diesen einen kleinlichen diplomatischen Er folg entgegeustellen; Rußland soll bei England antichambriren und seinen Frieden eben so sehr aus der Hand der europäischen Mächte empfangen, wie die Türkei ihn au- der seinen empfing. Wird die Vorfrage so zugespitzt, so istRußland im Recht«, wend t» TngkiNld nicht zu «Men ist ' Wo ein- Sieg ist hüben, da muß auch drüben eine Nieder lage sein und feiert England einen diplomatischen Erfolg, so kann Dies nicht geschehen ohne eine diplomatische Schlappe Rußland«. Man kann eS dem alten Gortschakoff nicht verdenken, wenn er sich einer solchen nicht aussetzen will. Und was wird nun geschehen? Wird England einen Krieg anfangen um einer solchen Etikettenfrage willen und ohne irgend welchen Versuch einer sachlichen Dis kussion, einer gütlichen Auseinandersetzung mit Ruß land ? Nun, dann ist England inS Unrecht gesetzt und Rußland lacht sich ins Fäustchen. Wahrscheinlicher aber ist, daß England nicht ernstlich auf einen Krieg losstcuert, den eS allein führen müßte, da e« ihm nickt gelungen ist, Oesterreich zu sich herüberzu ziehen. Und so kann es leicht kommen, daß die anderen Mächte über den britischen Protest zur Tagesordnung übergehen und daß entweder ein Congreß ohne England oder die drei Kaisermächte unter sich die neue Ordnung der Dinge in den Balkanländern feststellen. Dies würde besonders dann geschehen, wenn Rußland Oesterreich durch Schonung seiner Interessen an sich ru halten wüßte. John Bull würde dann infolge derselben Manöver, von denen er große Ehren erhoffte, mit langer Nase abriehen und Zeit gewinnen, über die Wahr heit des SprÜchworteS nachzudenken: „Wer Anderen eine Grube gräbt, fällt selvst hinein!" Tazesgeschichtliche Urberficht, ... Leipzig, SS. Mär». ES ist sehr bemerkt worden, daß der zum Mi nister deS Innern ernannte Obcrpräsidcnt von Hannover, Gras Eulen bürg, bei dem Festmahl an Kaisers Geburtstag u. A. die Worte gesprochen hat: „Auch geht ein beklaaensswerther Com- slict seiner friedlichen Au-gleichung ent gegen." Unter diesem ConflicLe kann nür das der- rnalige Verhältnitz zwischen Staat und Kirche ver standen sein. Man wird annehmen dürfen, daß Graf Eulenburg diese Aeußernng, wenn auch nicht mit Borwiffen der maßgebende« Stelle, so doch aus Grund der von ihm an dieser Stelle über da» betreffende Berhältniß soeben gewonnenen An- srb<murm aemacbt bat. Die, „Post" schreibt: „Die von fortschrittlichen Blättern mit einer augenscheinlichen Absichtlichkeit wiederholt verbreitete Nachricht, der Eintritt de- Grafen Stolberg-Wernigerode in daSCabi- net werde den Austritt de- Minister» vr. Falk zur Folge haben, können wir auf da- Bestimmteste alS völlig unbegründet erklären. Ob die Verhand lungen mit dem Grafen Stolberg-Wernigerode zu einem Abschluß geführt haben, wissen wir nicht; daß aber der Mrmster Falk keinerlei Erschwerung in seiner Amtsführung durch den Eintritt de- ge nannten Herrn erfahren würde, aeht schon aus der Stellung hervor, welche Graf Stolberg-Wer- nigerode als Präsident der Generalsvnode einge nommen bat. Wesentlich seinem vermittelnden Einfluß ist e« damals gelungen, jene- schwierige Werk der Kirchenverfastung zu Stande bringen zu helfen." Die Behauptung, daß die nationalliberale Partei den Finanzminister Camphausen ge stürzt habe, hält auch die „Nationall. Eorr." im Interesse der historischen Wahrheit einer Richtig stellung für bedürftig. Sie sagt: „Die national liberal Partei hat Herrn Camp Haufen früher nicht allen» jederzeit unterstützt, sie hat ihn auch mehr al« einmal gegen die wider ihn gerichteten Angriffe gradezu gedeckt. Erst bei der letzten Steuervorlage yat sich dies Verhältnitz geändert. Ob Herr Camphaufen diese Steuervorlage au- eigener Ini tiative ersonnen, ob er sie ans fremden An trieb angefertigt hat, ist un- unbekannt — genug, er übernahm für sie die volle Verant wortlichkeit, erklärte, mit ihr stehen und fallen zu wollen. Diese Lage war geschaffen ohne alle- Zuthun der nationalliberalen Partei. Hätte die letztere angesichts derselben Herrn Camp hausen noch ferner halten wollen, so wäre das einzige Mittel dazu die Annahme der Steuervor lage gewesen. Ein solche- Opfer würde aber der nationalliberalen Partei wohl kein Mensch zuge- muthet baden. Man mag sagen, daß Herr Camp hausen infolge der mangelnden Unterstützung der nationalliberalen Partei gestürzt sei; die Schuld aber, daß ihm diese Unterstützung fehlte, liegt jeden falls nicht auf nationalliberaler Seite." Das Gerücht, daß der Handel-minister Achen bach seine Entlassung zu nehme« beabsichtige, tritt in parlamentarischen Kreisen mit großer Be stimmtheit auf. Die „Nat.-Ztg." meldet : In parlamentarischen Kreisen gilt die Stellung des Handelsminister» vr. Achenbach für erschüttert. Es scheint, daß die Verhandlungen in der Sonnabend-Sitzung de» Abgeordnetenhauses diesen Eindruck hervorgerufen haben Man mißt dem UnterstaatSsecretair May bach, dessen Name eine Zeit lang zurückgetreten war, in Ermangelung eines anderen Candidaten jetzt sogar Chancen zu, au die Spitze de- gesamm- teu Handelsministeriums gestellt zu werden, da die Errichtung eines besonderen Eisenbahn-Ministerium» zur Zeit die Zustimmung des Abgeordnetenhauses nicht finden dürfte. — Die Gerüchte über einen demnächst bevorstehenden Rücktritt des Justiz- minister» vr. Leonhardt werden al- unbe gründet bezeichnet. Es entspringen diese Gerüchte lediglich au- subjektiven Betrachtungen über daS Verfahren de- Iustizmmister- während der letzten parlamentarischen Verhandlungen. De« Herr Justiz- minister scheint indessen nicht Iden nllnilichen Ein druck au- jenen Verhandlungen gewonnen zu haben und damit wird die Voraussetzung hinfällig, ans welcher die Gerüchte über seinen Entschluß zum Rücktritt sich ausbauen. — Wie wir erfahren, war, bevor an Herrn Oberbürgermeister Hobrechl ein bestimmter Antrag wegen Uebernahme de» Kinanrministeriums erging, außer mit dem Generalsteuerdirector Burghart und dem Re gierungspräsidenten Hoffmaun in Danzig auch mit dem Präsidenten de- Reichsbank - Directorium» v. Dechend, dem Seneralpostmeister Stephan, dem Handelsminister Achenbach und dem Minister der landwirthschaftlicken Angelegenheiten Friedenthal anzuknüpfen versucht worden, von denen jedoch keiner sich bereit fand. Au« Berlin, 25. März, schreibt man der „Magd. Zta": Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode reist heute von hier nach Wien zurück, um dort sein AbberufungSschreiden zu überreichen; seit heute steht fest, daß er als Viceprasident in daS Staats- Ministerium eintritt. Herr Eamphausen wohnt noch im Finanzministerium, daS er aber in drei Tagen räumen wird, um seinen! Amtsnachfolger Hobrecht Platz zu machen. Wie eS heißt, begiebt sich Camphaufen inS Ausland, wo er längere Zeit zu verweilen gedenkt. — Die Budgetcommission des Reich-tage- wird, wie sich heute mit Sicher heit übersehen läßt, au- dem Reichsetat va< Deficit herausbringen. Hauptsächlich ermöglicht sie die« durch da- Gesetz bezüglich der Ersparnisse der Occupationstruppen. Der Krieg-minister hatte die Ersparnisse von rund 27 Millionen der Armee ausschließlich zuwenden wollen, es werden der selten indeß nur zehn Millionen zugesprochen werden, so daß der erhebliche Rest, der ReichShauptcaffe zugeführt, zusammen mit anderen Summen, die von der Budgetcommissiou bereits abgesetzt sind, zur Deckung de- Deficit- 1878—79 aüSrercht. — Die MinisterkrisiS gilt noch nicht für beendet und gewichtige Anzeigen sprechen dafür, daß vr. Achen bach mHt mehr lange Chef de- Handelsministe riumS bleiben wird, wogegen die Stellung de» CultuSministers vr. Fall als völlig gesichert an zusehen ist. Die bevorstehenden Ministerernennungen bringt der „Staatsaazeiger" erst in einigen Tagen, und ist der preußische Etatsnachtrag erledigt, damit aber die Krifi» wesentlich gehoben , so wird, wie man beute erzählt. Fürst Bismarck auf einige Tage Urlaub nehmen. Er klagt, daß er unge wöhnlich angegriffen sei und der Erholung dringend bedürfe. In Betreff des Schreibens, welche- der neue Papst an den deutschen Kaiser gerichtet hat, schreibt man der „Nat.-Ztg." au- München: Die Uebermittelung erfolgte durch das bayerische Staats ministerium de» Aeußern auf dem herkömmlichen diplomatischen Wege, und da- deshalb, weil, da Preußen im Vatican eine diplomatische Vertretung nicht hat, die bayerische Regierung als eine der preußi schen befreundeten ersucht wurde, daS päpstliche Schreiben an den deutschen Kaiser zv übermitteln. Auf dem gleichen Wege dürste auch da- kaiserlich« Antwortschreiben nach Rom gelangen, oder viel leicht bereits gelangt sein. Ueber den Inhalt de» Schreibens de» Papste- vernimmt man hier »icht» BestimmteS, allem wenn nicht verschiedene Anzeichen trüge»!, dürfte dasselbe doch etwa- mehr al- nür die in höflichste Formen gekleidet« herkömmliche Anzeige der „Thronbesteigung" Leo'- XIH. enthalten. Aww selbst wenn nnr die» der Kal wäre, so ist «an hier der Ansicht, daß dem Briefwechsel zwischen Kaiser und Papst schon an sich »nd besonder- mntzr den obwaltenden Verhältnissen eine größere poli tische Bedeutung beizulegen sei Man tst in Unseren extremen uttramoutanen Kreise« ungehalten darüber, daß sich der Papst herbeigelaffen habe, an den deutschen Kaiser z« schreiben und matt nimmt gar keinen Anstand, die- al» einen politischen „Fehler" zu bezeichnen, welchen der „Unfehlbare" be gangen haben soll. Man besorgt eben, daß mög licher Weis« irgend eine Verständigung zwischen der deutschen Reick-reaierung. beziehungsweise Preußen und der Curie herbeigeführt werden könnte und da» wäre für die frommen Herren, besonder» jene, die in den Vereinen und in der Presse thätig sind, freilich sehr schlimm, denn dann könnten sie nicht mehr in „Culturkampf" machen, den man bi-her in so einträglicher Weise ansz»nutzen verstanden hat. Der Nachtrag zum Reich-hauSvalt-etat fordert für das ReicbSfinanzamt 38,090 an Besoldungen und WobnungSgeldzuschüffen.
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