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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187804241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780424
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780424
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-04
- Tag1878-04-24
- Monat1878-04
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1878
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Rachmma.^s 1—4 Uhr. >»e brr snr dir nächst. Nummer bestimmten au Wochentagen bis NachmUiaas, an 2i>nn- und -eitlagen knlh bis '/,9 Uchr. „ »e, itliale» »r r«l X»»ad«: Ono Stemm. UniversttLtSstr. 22, Lo»ci< Lösch«, Saldo rrnenflr. > 3,p. nur bi« '/^i Uhr. WpMer JagMM Anzeiger. Orzm für Politik, Loralgkschichtr, HaadclS- mld GrschWvcrkrhr. Auflage 1L.ZEE. Ztd-nncme»»,»«!, viertelt. iucl. «nngcrtoh» b »,?(.. durch die Post bezogen 0 Dp Jede einzelne Nummer 2r P> Belegexemplar 10 M Äedütiren für rxtradetlage» ohne Postbeivrderung Zs «t mit Poftdefdrderung 4L «t Znserale 5gesp. P«Nlz«»l« » tt iprösiere L Lnflen laut »nie« « PrerSoerzeichilitz — labeüaotcb-k Satz nach höherem Loris, »eumae, «wirr den, Uedai1t«»«ßN4 di« Spaltzeilr 40 Pf. Inserate find stets an d. AepebM,» zu senden. — Rabatt wird mcki gegeben Zahlung pr—,r»n»«oN»-t> oder durch Poftvorschntz. > ^-114. Mittwoch den 24. April 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. Di« in Nr. 84 der Leipziger Zeitung vom 9. dS. MtS. enthaltene, den Aalarabaktfrr betreffende Ver ordnung d«S Königlichen Ministern des Innern vom 27. März d. I. bestimmt unter Ändern, Folgende-: 1) Mit Rücksicht darauf, daß auf die rechtzeitig« Entdeckung des JnsectS im Frühjahre hauptsäch liches Gewicht zu legen ist, hat Jeder, welcher von dem Vorkommen deS Kartoffelkäfer-, seiner Eier, Laiven oder Puppen in irgend einer Weise Kenntniß erlangt, hiervon sofort der Behörde Anzeige zu machen, jeder Eigentbümer, Nutznießer oder Pachter von Kartoffelfeldern aber dieselben vom Aufgehen der Kartoffelpflanzen an mit der größten Aufmerksamkeit zu beobachten, auch Absuchungen seiner Kartoffelfelder, welch« die Behörde anzuordnen für nöthig finden sollte, gehörig auSzufübrcn und alle verdächtigen Erscheinungen der Behörde anzuzeigen. Die von einem von dem Jnsect befallenen Grundstück abgelesenen Käser, Eier, Larven und Puppen sind sofort an Ort und Stelle zu tödten. D»e Aufbewahrung, Versendung oder sonstige Vermittelung von Käfern, Eiern, Larven und Puppen im lebenden Zustande ist verboten. 2) Die Vernachlässigung und Uebertretung der unter 1 gegebenen Vorschriften, sowie der sonst getroffenen polizeilichen Anordnungen ist mit Geldstrafe bis zu 180 »l oder entsprechrnd« Haftstrase zu belegen. Diese Strafen treffen auch Denjenigen, welcher es unterläßt, Kinder oder andere Personen, welch« seiner Gewalt und Aufsicht untergeben sind und zu seiner HauSgenoffenschaft gehören, von den mit Strafe bedrohten Uebertretungen abzuhalten Indem wir auf diese Bestimmungen verweisen, verfugen wir zu deren Ausführung hierdurch, wie folgt: Jeder Feldbesitzer oder Feldpächter, welcher Land zum Kartoffelbau in kleinen Abthei lungen an Andere überläßt, hat in Bezug auf diese Abtheilungen unter eigener Verantwort lichkeit für Befolgung der vorgedachten Ministerial - Verordnung Sorge zu tragen, wenn er nicht im Stande ist, die Pächter besiehentlich Unterpächter auf Erfordern so genau zu bezeichnen, daß diese eintretcnden Falls zur Verantwortung gezogen und ihnen Verfügungen beyändigt werden können. Nichtbeachtung dieser Vorschrift zieht die oben unter 2 gedachte Strafe nach sich. Wir machen noch darauf aufmerksam, daß die der letzten Brut deS Voriahres entstammenden Käfer den Winter in der Erde »»bringen und daraus Anfangs Mat Hervorkommen, daher bereits von da an die größte Aufmerksamkeit erforderlich ist. Leipzig, den l«. April 1878. Der «attz »er Etatzt Leipzig. vr. Georgi. Wangenrann. Bekanntmachung. Auf dem zwischen der Zeitzer Straße und dem Floßplatze gelegenen Tracte der Albertstraße sollen Granit schwellen gelegt und die hierzu erforderlichen Arbeiten einschließlich der Schwellenlieserung an einen Unter nehmer vergeben werden. Die betreffenden Bedingungen und Anschlagsformulare können auf unserem Bauamt (Rathhaus, 2. Etage) eingesehen werden, woselbst auch die Offerten mit der Aufschrift: „Echwetleulcgnng tu per Albertstraße" bis »um 7. Mai tz. I. Nachmittag- 5 Uhr unterschrieben und versiegelt einzureichen find. 18. April 1878. Der Nattz per Stabt Leipzig. vr. Iründlin. Wangemann. Leipzig, den Realschule II. Ordnung. Montag den 29. April, Vormittags 8 Uhr: Ztveite Ausnahmeprüfung (für di« nach der 1. Aufnahme prüfung angemeldeten Schüler) DienStag den 30. April, Ä aller Schüler in ihr« Elaffen. örmittagS 9 Uhr: Feierlich« Aufnahme der neuen Schüler und lkkrt^eilung Bekanntmachung. Heute ist von uns der zeitherige Referendar beim Polizeiamte Herr Kerbt«««» Oswald Ltchori»« alS MattzSrefereubar anaestellt und verpflichtet worden. Leipzig, den 23. April 1878. Der »«<» brr Stabt Leipzig. vr. Tröndlin. Eerutti. Bekanntmachung. Wir beabsichtigen, in nächster Zeit den zwischen der Zeitzer Straße und dem Fioßplatz befindlichen Tracl der Albertstraße neu pflastern zu lasten und ergeht deshalb an die Besitzer der angrenzenden Grund stücke und bez. an die Anwohner hierdurch die Aufforderung, etwa beabsichtigte, die bezeichnten Straßen tracte berührende Arbeiten an den Privat-Gas- und Wasserleitungen und Beischleußen ungesäumt und jebe« falls vor der Neupfiasterung auszuführen, da mit Rücksicht auf die Erhaltung eine- guten Straßen Pflasters dergleichen Arbeiten während eines Zeitraumes von 5 Jahren nach beendeter Neupfiasterung in der Regel nicht mehr zugelassen werden. Leipzig, am 18. April 1878. Der »attz Per Stabt Letpzi! vr. Dröndlin. ngemann Bekanntmachung. Wir beabsichtigen, in nächster Zeit den zwischen der Hiller- und Marschnerstraße gelegenen Tract der Plagwitzer Straße pflastern zu lassen und ergebt deshalb an die Besitzer der angreiuenden Grundstücke und bez. an die Anwohner hierdurch die Aufforderung, etwa beabsichtigte, die bezeichnten Straßentracte berührende Arbeiten an den Privat-GaS- und Wasserleitungen und Beischleußen ungesäumt und jedenfalls vor der Neupflasterung auszuführen, da mit Rücksicht auf die Erhaltung eines guten SlraßenpflasterS dergleichen Arbeiten während eines Zeitraumes von 5 Jahren nach beendeter Neupfiasterung in der Regel ni<m zugeiaffen werden. Leipzig, am 18. April 1878. Der »attz der Stabt Leipzig. Wanaer «»hl vr. Tröndlin. »ngemann. Bekanntmachung. Das 7. Stück de- diesjährigen Reichs-GesetzblatteS ist bei unS eingegangen und wird bis j«« B. kftg. . . rgen ... Mo«, auf dem RathhauSsaale öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: 1230. Allerhöchster Erlaß, betreffend die Generalftabsstiftung. Vom 21. März 1878. 1231. Bekanntmachung, betreffend die Ernennung von Bevollmächtigten zum Bundesrath Vom 18 April 1878. Leipzig, den 20. April 1878. »er «attz Per Stakt Leipzig. in. Ter vr. Tröndli» erutti. Bekanntmachung. Auf dem zwischen der Zeitzer Straß« und dem Floßplatze gelegenen Tracte der Albertstraße sollen die cstraße mit bossirten Steinen gepflastert, die Futzweganpflasterung mit Mosaikpflafter hergesteüt «nd d« »zu srkrderlichen Arbeite» a» «me» Uni«>»ch«gr in Accord vergeben werde« Die betreffenden Beengungen ««b «»schiagsformulare können auf unserem Bauamte, Rathhaus 2. Etage, eingesehen werden, woselbst auch die Offerten mit der Aufschrift: „Vflafterunge« in der Albertstraße" bi- zum 7. Mai d. I. Nachmittag- 8 llhr unterschrieben und versiegelt einzureichen sind. Leipzig, den 18. April 1878. Der «attz »er Stabt Leipzig. vr. Tröndlin. Wangemann. Vie «kthschastlichen Anklagen. Die Forderung, endlich einmal mit concreten Vorschlägen für die „wirthschaftliche Reform" her- vorzutrelen, richtet sich — sagt die „NationaUib Corresp." — nicht allein an die Reichs-Regierung sie ist ebenso sehr Denjenigen gegenüber berechtigt,- ivelche altz „Stimmen der öffentlichen Meinung" in die von den Officiösen angeschlagene Melodie ««falle«. Etz giebt darunter auch einige, frei lich sehr vereinzelte Pretzorgane, welche sich als unabhängig, ja als aus dem Boden der national- liberalen Partei stehend bezeichnen. Um so mehr erwächst ihnen die Verpflichtung, eine klare und wohlmotivirte Sprache zu führen. Mögen die notorischen Schutzzöllner die heutige Reich-- tag-majorität mit allerlei phrasenhaften Anklagen überschütten, — man weiß, daß sie diesen Staub aufwirbeln, um hinter demselben ihre sehr be stimmten, höchst egoistischen Zwecke zu verbergen. Auch bei den Ossiciösen begreift sich daS nnrre Geflecht grundloser Beschuldigungen, — welche- Mittel erschiene diesen edcln Seelen »m politischen Kampfe unerlaubt? Andere Pflichten aber hat, wer al* ehrlicher Freund am Freunde eine heilsame Kritik zu üben unternimmt. Leider sehen wir nicht, daß diese Pflichten überall beachtet würden. Wir hören gegen die ReichgtagS- mehrheit, namentlich gegen die nationalliberale Partei, den Vorwurf einer unberechtigt negativen, «ergelnden, doktrinären Haltung gegenüber den wirth- schastlichen, den socialpolitischen Plänen der Reichs regierung. Wo aber sind die Belege dafür? Hat die Reichstag-Mehrheit, wenigstens die nationalliberale Partei, concreten Vorschlägen auf diesem Gebiete wirklich einen principicllen Widerstand entgegen gesetzt? In den letzten Jahren sind die Gesetze MM Schutze der Marken und Muster, sowie daS Patrntgesetz geschaffen: — wäre die ReichStag»mehr- hettwirrluhvon jenem „manchefterlichen Doktrinaris mus" beherrscht, dessen man sie beschuldigt, wie wären denn diese Schutzmaßregeln überhaupt durchzu- setzgn gewesen? In der gegenwärtigen Session hat die Regierung eine Novelle zur Gewerbeordnung behufs einer bessern Regelung der Lehrlings- und Arveiterverhältnifse and einen Gesetzentwurf wegen Errichtung von Gewerbeaerichten vorgelegt; ist der Reichstag denselben feindselig entgegengetreten, oder hat die betreffende Eommission auch nur Neigung zu doctrinairer Amendirung gezeigt ? Es ist kein Zweifel, datz beide Gesetze iu befriedigender Weife zum Ab- sbluß geangen werden Was ferner die Vorlage über den Verkehr- mit Nahrung-- und Genuß- initteln betrifft, so hat der Reichstag an der über aus dehnbaren und unbestimmten Fassung derselben nue scharfe Kritik geübt, mit dem Grundgedanken aber war er einverstanden, und die betreffende Commission hat den Entwurf so weit verbessert, daß auch hier die Vereinbarung eines brauchbaren Gesetzes sicher zu erwarten strH. Wo sind da die Spuren doctruBber Unfruchtbarkeit? Freilich, es giebt Leute, denen schon da- AuS- prechen von ernsthaften Bedenken gegenüber einer ocialpolitifchen Vorlage der Regierung unerträg- ich zu sein scheint. Es will heutzutage fast Mode werden, über die „Sachverständigen" die Nase zu rümpfen. Der Scherz desFürsten BiSmarck von der glücklichen Hand de- Dilettantismus in wirthschast- lichen Dingen ist nahe daran, von gewissen Leuten zur Maxime erhoben zu werden. Al- ob geniale- Experi- mentiren jemals eine bessere Grundlage einer gesunden Wirthschaftspolitik sein könnte, alS die in harter Arbeit gewonnene Erkenntniß. Zum Mindesten sollte man aber von Denen, wesche auf die „zünf tigen Weisen der dominirenden WirthschaftSlehre" so geringschätzig herabsehea, doch endlich einmal praktische Vorschläge zum Beffermachen hören. Seit Jahr und Tag erzählte die gouvernemen- tale Presse von den wirthschastlichen Plänen deS Fürsten BiSmarck, ohne daß man sich von denselben eine besttmmte Vorstellung zu machen vermochte. Vielleicht können uns heute jene „Unabhängigen" Aufschluß geben; denn sie würden doch nicht mit solchem Feuereifer für diese Pläne eintreten, ohne sie genau zu kennen. Mögen sie also einmal offen und bestimmt sagen, was sie wollen! Die bloße Versicherung, eiue energische Hebung der Volk-wohlfahrt, Heilung der wirthschastlichen Schäden — oder wie die schonen Redensarten sonst heißen — zu erstreben, genügt doch noch nicht, um ein in seinen Grundlagen feit einem halben Jahr hundert bestehende- Wirthschaftssystem über den Haufen zu werfen. Bezeichne man endlich einmal die Mittel und Wege, wie jene Ziele besser, sicherer erreicht werden sollen! Statt Dessen begnügt man sich bis jetzt, zu thun, als besitze Fürst BiSmarck einen Zauberstab, werde aber von den doktrinären Liberalen verhindert, ihn zu gebrauchen. Da- mag den Anhängern der Regierung für ein vielversprechen des Dahlmanöver guten, »« unabhängigen Leuten aber ist eS entweder eiue Unbegreiflichkeit oder eine Frivolität. Treiben wir denn nicht schnurstracks in die Bahnen deS SocialiSmus hinein, wenn wir im Volke den Glauben erwecken, als stände es in der Machl der Gesetzgebung, alle seine Wunden zu heilen? Zum Mindesten stehen wir hier vor der Gefahr einer neuen volkswirthschaftlichen Epidemie, welche ihrevorgänge- rinnen an Verderblicbkeit noch weit überlreffen könnte. Wir haben die Krankheit de- Gründungsschwin- dels. nachher die Mame der Gründerverfolgung erlebt Beide haben für unser Volksleben ihre schädigenden Folgen gehabt, die eine, indem sie all« schlechten Neigungen wach rief, die andere, indem sic den wahren Grund des Nebel- vertuschte. Biel schlimmer aber noch müßte eS wirken, wenn jetzt mit Benutzung derselben Jnstincte die Reichstags- Verketzerung epidemisch würde. Die heutige ReichLtagSmehrheit kann beseitigt werden — wie aber, »venu auch die neue die er träumten goldenen Berge ni<O schafft? Wir brauchen die Perspective nicht auSzumalen. Sicher ist, zur wirthschastlichen Gesundung würde dieser Weg nicht führen. Und diese Erkenntniß sollte, meinen wir, jeden Freund deS Vaterlandes be- stimmen, dem Spiele mit nebelhaften Versprechungen einerseits, mit grundlosen Anklagen andererseits von vornherein den Rücken zu kehren. „Deutschland und -er Socialismus" ist der Titel einer Schrift, in welcher Ludwig Bamberg er soeben die hervorstechendsten Züge der sociallstischcn Bewegung in engem, anschau lichem Rahmen zusammengefaßt hat. „Gewisse Ideen über die Möglichkeit und Nothwenvigkeit, die menschliche Gesellschaft auf neuen, unbaltbaren, nie erprobten Grundlagen umz »wandeln, haben sich in Deutschland der Geister in auffallender und bedenklicher Weise bemächtigt." Deutschland ist da- classische Land, wo die Predigt de- Classen hasse- und der offenen Gegnerschaft gegen da- Privateigenthum nicht etwa nur die unteren Claffen, sondern auch zahlreiche niedere und höhere Beamte, Geistliche, Lehrer und einen Theil der akademischen Jugend angesteckt hat. In dem Mutterlande de- Sociali-mu- stehen die Arbeiter- congreffe, welche 1876 in Pari- und vor wenigen Monaten in Lyon getagt haben, dem politischen Boden unserer Sociatdemokratie durchaus fern. Der Vorsitzende!des Lyoner Arbeiter-Congresies bemerkte jüngst « seiner Eröffnungsrede: „Die Versammlung werde durch ihre Haltung be weisen, daß in ihre Gesinnung Nicht- von Haß gegen die Vermögenden emfließc, und eine Umwäl- Mng der gesellschaftlichen Verhältnisse liege ihren Ideen fern." Diese Worte wurden mit einstim migem Beifall ausgenommen. „Die englischen Arbeiter verfahren schon seit Jahrzehnten, nach rascher Ueberwinduna der Periode de- Charti-mu-, in ähnlicher praktischer Weise und schließen sich in ihre Gewerkvereine zusammen, deren Bestreben auf Stärkung der Widerstandskraft des Arbeiters gegen die Macht de- Arbeitgeber« gerichtet ist, ohne daß die Gesellschaftsordnung im Äanzen dabei in Frage gestellt wird. Anders in Deutschland. Da läßt sich das GlaubenSbekenntniß der gesammten socia- listischen Organisation in Artikel l des officielle« " ' "Die Gothaer Programm- zusammenfassen: Be freiung der Arbeit muß da« Werk der Arbeiter klassen sein, der gegenüber alle anderen Classen nur eine reactionäre Masse sind." Obwohl man nun die Parole de- Classenkrieges nicht naiver genug auStheilen kann, so nehmen die socialdemökratischen Ideen doch selbst in den Kreisen des BüracrthumS immer mehr überhand, gleich als ob demselben „nicht mehr ru thun übrig bleibe, alS mit guter Manier sich selbst aus der Welt zu befördern" .... „DaS Bürgerthum fühlt sich noch lange nicht verantwortlich für seine Selbsterhaltung. ES iebt noch in der Ueber- licferung, daß die hohe Obrigkeit, die auf sich selbst steht, für Ruhe und Sicherheit sorgt. Darum läßt es sich durch alle gegen sein eigene- Laaer gerichteten Angriffe nicht anfechten, und gelegentlich findet eS sein Plaisir daran, den Spaß selbst mit zumachen, nameutlich sobald ihm irgend Etwas, daS da vorgeht, nicht gefällt. Da- ist die Signatur unsere- politischen RadicaliSmuS, aber vor alle» Dingen ist es die Signatur der socialistische» Strömungen in unseren mittleren und höhere» Ständen . . . ." Keine Interessengruppe versagt sich den Angriff auf die Grundlagen der Ge sellschaft, wenn irgend welche Verstimmung über sie kommt. Der „Haß gegen da- herzlose Capital" beginnt eine Gundstimmung selbst bei Solchen zu werden, welche diesem vielgeschmähten Capital recht gute feste Stellungen im Leben zu verdanken haben. Man spielt mit dem Feuer. Wer immer Etwas an der bestehenden Ordnung auszusetzen hat, ruft die socialistische Bnndesgenossenschaft an, verstärkt wohl gar bei den Wahlen ihre Reihen, nur um einen viel mehr gehaßten Ordnung-freund nicht auflommen zu lassen. „Wer da liest, wie offen und gelassen in den Protokollen der Socialisten- congreffe (zuletzt in Gotha vom 23. di- 29. Mai 1877) die Mittel und Wege zur Auflösung aller vorhandenen Ordnung di-cutlrt werden, Dem müßte gewiß zunächst der Gedanke kommen, daß nur ei» äußerst gesunde- Gemeinwesen so kühl ficb diesem Treiben gegenüber verhalten könne. Wer aber Menschen und Zustände näher kennt, weiß, daß diese GemüthSruhe nur in dem mangelhafte« Empfindungswesen der Bedrohten ihre Erklärung hat." In dem letzten Satze scheint unS einer der tief sten Erklärungsgrünve der wachsenden Erfolge der de«tschen Socialdemokratie zu liegen. DaS deutfcbe Bürgerthum ist ohne Berständnitz und Empfindung der Gefahr. Man hält die Socialdemokratie für eine wiffeuschaftlicb theoretifireade Partei, während sie, wie es schon der Name deutlich genug sagt, eine politische Partei ist, welche die Herrschaft auf social,st,scher Grundlage anstrebt und den Orb-
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