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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187806104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-06
- Tag1878-06-10
- Monat1878-06
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1878
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Erscheint täglich früh 6»/. Uhr. „» Twedüto» Johaumsgaff« SL. -orrchstmlSr, »«, »«Satt«»,» Vormittag« 10-N Uh,. Nachmittag« 4—« Uhr. der für die nächst» N»«mer beftimmlra «u» Wochentage» dis Uchztzer Lagtlilall ^ tzmttta-s. an Som»- «chtzesttage» frähbts '/,V Uhr. >» de, -Mal«, st» I,dL»ab»«: Otto Me«». UllwersilLtSstr- N. "> Lösche, «atbarmenstr. 18^». «« bi- Udr. Anzeiger. LiWll für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Luftige LSHOch. At»»»»r»e»t»oret» viertelt. 4'/,ML. iucl. vrinocriohn 5 ML. durch die Pvtz bezog«» « ML Jede einzeln« Nummer 8» Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen »Hut Postbefürdernua SS DtL «U Postbesürbermlg 4b M? rafemte igesp Prtitzeile SS Pf Grüfte« Echnften laut unseren^ PreiSverzeichnitz - Tabellarischer Sah nach höherem Lanf. Rrctmora »ater de» »edattt-aokrtch die Svaltzeil« 4» Pf. Inserate find stäs an d. LkPrstri."? zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»anam«r»aari I burch Posl »der ostvorschuß. 161. Montag den 10. Juni 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. Wegen voriunehmender Schleußenbauten ist die Moritzstraße von der Weststratze bi- zur Rudolfstrabe chgehe^— ^ ' " ' ^ ' ' für den durchgehenden Fährverkehr bi- auf Weitere- gesperrt. Leipzig, am 8. Juni 1878. Der »«ttz -er Gtobt Leichzis. vr. Lrindlin. Wangemann. Auszug «ns »e« PrvtokoLe über die P1e««rsitzu», de- «sttzes vom S«. März 1878,*). In der heutigen Plenarsitzung beantragte der Herr Vorsitzende als Deputirter der Nicolaischule bei der von den Stadtverordneten beschlossenen Ablehnung der Vergütung von 50 -M an den Aufwürter der V. BezirkSschule für die untergebrachten 3 Classen der Nicola »schule Beruhigung zu fassen, dem Schulaus schuß aber über die Unterbringung dieser Classen Er öffnung zu machen und ist man hiermit einverstanden. Weiter bringt derselbe Herr Referent zur Kenntniß, daß das König!. Ministerium des Cultus die Errich tung der drei Vorclaffen an der höheren Schule für Mädchen und den Lehrplan für lieselben geneh migt hat. Es ist Herrn Director vr. Nöldeke Eröffnung zu machen. Die Baudeputation beantragt, die ausgeschriebenen Schleußenbauten in der Kochftraße an Herrn Winkler m übertragen, Bekanntmachung wegen der Bei- schleußen zu erlaffen und der Pferdebahn-Gesellschaft Änntniß zu geben, und tritt man dem bei. Weiter beantragt dieselbe Deputation: 1) die Herstellung der Ufennauer an der Harkort- ftraße vom Puncte 6 deS Planes 3446 bis zur Grenze mit Herrn Voigt zu beschließen, 8) die vom Bauamte für Herstellung der Widerlager der Brücke in der Fortsetzung der kleinen Burg- gaffe vorgeschlagene Ausführungsart zu ge nehmigen, S) zu letzterem Bau event. die Einwilligung des Herrn Voigt einzuholen, 4) den Stadtverordneten von den zu 1 und 3 zu beschließenden Weiterbauten, ohne Mehrkosten- Postulat, Mittbeilunq zu machen, und 1) den Bau der Brücke m der Fortsetzung der kleinen vurggaffe zu beschließen und daS Ingenieur- Bureau mit Anfertigung gutachtlicher Anschläge und Pläne zu beauftragen. Sämmllicbe Anträge werden angenommen. Für dieselbe Deputation referirt der Herr Vor sitzende derselben über den Stand der Sache der Üeberwölbung des Elstermühlgrabens. Herrn Köhler zu übertragen. Auf Anfrage erklärt Herr Referent, daß falls die Müller bei einem etwaigen Vergleich Bedingungen stellen sollten, über diese vor Vergebung an Herrn Köhler erst Entschließung des Rathes herbeigesührt werden müsse, und daß also die Vergebung an den Genannten nur dann Platz greife, wenn in dem für morgen anstehenden Termine ein Vergleich zu Stande komme. Ü Der Herr Vorsitzende schlägt vor, daß für den Fall, daß der Widerspruch der Müller entweder durch Rücknahme desselben oder durch Entscheidung der König!. KreiShauptmannschast beseitigt würde, die Vergebung an Herrn Köhler beschlossen werde, und daß, falls die Müller noch Bedingungen stellen sollten, die Ecction ermächtigt werde, darüber zu entscheiden, ob die Vergebung der Arbeiten erfolgen solle. Die Deputation zur Wasserleitung beantiagt, für die Untersuchungen zu WafferleitungSzwecken ferner- weit 360l,L9 » conto Erweiterung der Wasser leitung zu verwilligen, deSbalb Verordnung zu er lassen und seiner Zeit Zustimmung der Stadtver ordneten einzuholen. LieS wird beschlossen. An den Dampfmaschinen der Stadt-Wasserkunst machen sich einige Reparaturen nöthig und beantragt die Deputation der Stadtwafferkunst 3310 , conto Ss Pos. 34 hierfür zu verwilligen und Verordnung zu erlassen, waS man gleichfalls annimmt. Weiter beantragt dieselbe Deputation die Ausfüh rung der dritten Filteranlage, dre bis jetzt beanstandet wurde, nunmehr zu beschließen und Verordnung auf dir bereits verwilltgten 8188.60 zu erlaffen Die- beschließt man. Herr Röger bietet auf da- Areal an der Ecke der Gerber- und Uferstraße 75 pro lD Meter. Man accrptirt die- Gebot, will diese- Areal für diesen Preis an Herrn Röger käuflich überlaffen und ist Zustimmung der Stadtverordneten einzuholen; man behält sich jedoch die Festsetzung der Fluchtlinien vor und will nur daS durch diese Fluchtlinien begrenzt« Areal an Herrn Röger verkaufen. Di« Seerron hat die Trottoirlegung an der höhern Töchterschule an Herrn Damm vergeben und wird dieser Beschluß nachträalich ratihabirt. Di« Straßenbaudeputation beantragt 1) in Gemäßheit deS Antrag- der Stadtverordneten bei Ausführung der neuen Pflasterung auf dem Lracte von der Ringstraße bis zur Blückerstraße den halben Tract durch Au-gietzen mit hydrau lischem Kalk, den andern mit Lementmörtel Her rustellen, die Mehrkosten an 3173,93 , coot« Betrieb zu verwilligen und Zustimmung der Stadt verordneten einzuho' n, d) «gen die von den Stadtverordneten beschlossene Sifttrung der Pflasterung der Wintergartenftraße zu remöntzriren und Zustimmung der Stadtver *) Emgegangen bei der Redactwn am 5. Juni. ordneten dazu einzuholen. daß dieselbe noch in diesem Jahre in der bisher üblichen Weise ge pflastert werde. Von anderer Seite wird beantragt, daß man auch einen Versuch mit AsphaltauSguß machen solle. Antrag 1 wird unter Vorbehalt de- letztern An trags angenommen, desgleichen der Antrag 3. Auf Antrag der Straßenbau-Deputation beschließt man weiter, da- Jngenieurbureau mit Herstellung der Ueberqänge in der Leibnizstraße und Ausführung der Trottoirberichtigung zu beauftragen. Die Deputation zum Rosenthal beantragt, aus den Antrag der Stadtverordneten „den vordern Theil der Rosenthalwiese »uS dem Pacht zu nehmen" den Stadt verordneten zu erklären, daß man unter Concurrenz des Comite der Stiftung für die Siadt Leimig um fassende Aenderungen der Rosenthalanlaaen beabsich tige und ihnen hierüber Vorlage zugeben taffen werde. Dem Gutachten der Deputation tritt man bei. Sodann wird ein- der Koch'schen Stipendien ver geben. Der Herr HauSdeputirte zum Neuen Theater bean tragt, die Anschaffung von vier Kübelspritzen und vier WasserbassinS im Neuen Theater in Gemäßheit des Gutachtens des Herrn Obennspector Canitz und des Bauamtes zu unterlassen, dagegen dir Treppen podeste mit zwei Gasflammen zu beleuchten, hierfür , conto erhöhte Feuersicherheit im Neuen Theater 76 80 ^ zu verwilligen und Verordnung zu er lassen. Von anderer Seite wird beantragt, das Bauamt zu beauftragen, zunächst Gutachten darüber a!»ugeben, ob nicht durch Einlegung durchlöcherter Wasserrohren über dem Schnürboden dem Theater erhöhte Feuer sicherheit zu geben sei, über den 1. Antrag der heutigen Vorlage aber Beschlußfassung bis nach Eingang die ses Gutachtens auSzusetzen. Dieser Antrag wird angenommen. Der Antrag de- Herrn Hausdeputirten, die Be leuchtung betreffend, wird angenommen. «8« 23. März. In der heutigen Plenarsitzung theilte der Herr Vorsitzende die Beschlüsse der Stadtverordneten über daS Abkommen mit Herrn Voigt, bezüglich der Areal- ausgleichungen ün südwestlichen Bebauungspläne mit und beschließt man. dieselben der Neubautendcputation zu überweisen. Die Stadtverordneten haben zugestimmt »ur Be schaffung eines Kupferbassins für die städtische Speiseanstaft, > sowie die weitere Mobilienbeschaffung für die ThomaSschule verwilligt. Diese Sachen sind auszusührcn. Schließlich werden die Beschlüsse der Stadtver ordneten zum Budget des Krankenhauses an die Krankenhausdeputation verwiesen. Das Ministerium des Cultus wünscht, daß nun mehr daS Areal für das Staatsgymnasium dem Fiscus übergeben werde. Man beschließt, der Verordnung nachzugehen, vorher jedoch die Baufluchtlinie feststellen zu lassen und daher die Sache zur Neubautendeputation zu geben; der Entwurf der Urkunde ist ausiufertigen. Sodann referirt der Herr Vorsitzende der Baudepu tation über das Eraebniß deS gütlichen Termin-, welcher mit den Mühlenbesitzern an der Elster wegen Ueberbrückung deS Elstermühlgrabens vor der König!. Kreishauptmannschaft gehalten worden ist und theilt den abgeschlossenen Vergleich mit, welcher in der Hauptsache darauf basirt, daß der Rath sich verbind lich mache, da- jetzt bestehend« verhältniß, wonach des ElstergrabenwafferS den Elstermüllern und '/, den Luppenmullern zugewiesen wird, auch in Zukunft zu belassen. Herr Referent constatilt auS den Acten, daß dieses Theilung verhältniß seit unvordenklicher Zeit bestehe, und glaubt daher, daß man dieser Bedingung unoe- denkltch zvftimmen könne. Man eriheilt Genehmigung zum Vergleich; den Herren Stadtverordneten tft Mittheilung zu machen. Hiernach beantragt Herr Referent, die Sache aus- zuführen, der König!. KreiShauptmannschast Mittheilung zu machen, die Ausführung mit Ausschluß der Arbei ten am Naumann'schen Areal an Herrn Köhler zu übertragen und das vauamt zu beauftragen, die Aus führung des Baues zu beaufsichtigen, den Nntermüllern Kenntniß zu geben, wegen des Wasserabschlags und wegen der abzudrechenden Baulichkeiten Bekannt« machung zu erlaffen. ^ Diesen Anträgen tritt man bei. Weiter trägt der Herr Vorsitzende die aufgeworfene Frage vor, ob von den Abiturienten der Gymnasien für das AbgangSzeugniß eine Gebühr erhoben werden „bei, gegenüber der Bestimmung könne. Herr Referent Nnbet, ae des Gesetzes, daß das Examen kostenfrei sein soll, daß die Erhebung einer so hohen Gebühr für das Zeugniß, wie sie bisher erhoben worden, nicht ge rechtfertigt sei. Er Halle die Gebühr von 3 für alle Zeugnisse für genügend und bemerke, daß die Frage der Entschädigung der jetzt angrftellten Lehrer «n der Deputation zur Zeit schon erwogen werde. Die Vorschläge de- Herrn Vorsitzenden, die Gebühr für ein MaturitätSzeugniß von 34 abiuschaffen, und für Zögliyg« der Anstalt das Zeugnitz nur mit 3 zu berechnen, werden angenommen. Weiter kommt ein Gutachten der Deputation zur diese- Jahr stehen zu bleiben, Be werbe ew strichen der Stadtverordneten für d ruhigung zu fassen, dagegen dabei stehen zu L daß die 18. Erpedientenstelle auf 1400 >4 erhöht und bezüglich dieser Position zn remonstriren. Dem tritt man der. Hierauf wird das Gutachten der Straßenbau deputation auf die Anfrage der Stadtverordneten, warum die Tieferlegung des vorderen TheileS der Plagwitzer Straße ohne Zustimmung der Stadtver ordneten erfolgt sei, referirt. Darnach bat es sich lediglich um Beseitigung einer verlorenen Steigung gehandelt und ist demgemäß den Stadtverordneten zu antworten. Die Finanzdeputatton beantragt. daS für Ein führung der Wasserleitung in die fünf Bürgerschulen und die höhere Schule für Mädchen am Thomaskirchhofe verwendete Capital dem Stammvermögen dieser Schulen zuzuschreiben, dies beim nächstjährigen Budget zu berücksichtigen und dabei Zustimmung der Stadt verordneten emzuholen. Dem tritt man bei. Die Baudeputatto» beantragt auf den Antrag der Stadtverordneten „das Areal des LagerhofeS weiter zu bebauen", diesen Antrag namentlich mit Rücksicht auf die Erklärungen der Versicherungsgesellschaften abzulehnen und hiervon den Stadtverordneten Mit theilung zu machen. Auch dies wird angenommen. Die Stadtverordneten hatten beantragt, der Thomas schule möge der Mehraufwand für bosflrtes Pflaster in den angrenzenden Straßen deS WestviertrlS ver gütet werden. Die Finanzdeputation beantragt, diesen Antrag abzulehnen, da die Thomasschule zur Zeit noch nickt Parccllantin sei, und den Stadtverordmten hiervon Kenntniß zu geben. Dem schließt man sich an. Die Deputation zur Wasserleitung erläutert die von den Stadtverordneten monirte Ueberscdreitung der Position für Brunnenreparaturen im Jahre 1876 um 1331 >4 55 ^ und beschließt man, demgemäß den Stadtverordneten zu antworten. Schließlich vergiebt man ein AusstattungSstipendium auS der Weidemann'schen Stiftung. Evncert t« Saale -es «e«a»-ha»seS. Leipzig, 8. Juni. Die durch Mitglieder hiesiger studentischer Gesangvereine verstärkte Singakademie brachte gestern unter Mitwirkung der Krau Sucher-Hasselbeck, der Herren Baer uud Schelper und de- GewandhauS-Orchester- da- biblische Drama „Judith" von Alfred Richter zur überhaupt ersten Ausführung. Das leider nur mäßig zahlreich erschienene Auditorium verfolgte die Darbietung mit ersichtlicher Theilnahme und gab durch wiederholt lauten Beifall seine Aner- kennung de- Werke- selbst, sowie der ihm zu Theil gewordenen Ausführung kund. Hinsichtlich der Letzteren selbst kann sich auch die Kritik nur achtungsvoll anerkennend verhalten; denn die an der Ausführung betherligten Factoren waren siimmt- lich nach Kräften bemüht, ihr Beste- zu bieten und den Intentionen de- Autor- gerecht zu werden. Herr Richter, dessen Verdienste um die Sing akademie wiederholt öffentlich betont wurden, hatte der letzteren sein Werk sorgfältig einstuvirt und auch die aushülssweise herangezogenen Chorclemente der Stammkörperschast geschickt zu verschmelzen ge wußt. Die zahlreichen, zum The»! technisch schwierigen Chorgesänge wurden sonach fast durchHkbendS sicher und exact durchg« führt; die Stimmeneinsätze waren meist klar und bestimmt, die Intonation rein, und die dynamischen Schattirnngen kamen, «it Ausnahme de- etwas stiefmütterlich behandelten piano, wirk sam zur Geltung. Um die Solopartien machten sich vor Allem drei unserer ausgezeichnetsten Overn niitglieder verdient: Frau S»cher-Hasselbeck (Juvith) entfaltete gleich in ihrer ersten großen Äcene („Zurück, Wahnsinnige") die ihr eigenen künstlerischen Vorzüge in edelster Weise uud ver wendete auch auf die fernere Durchführung der Partie alle Sorgfalt; Herr Schelper (»chlor uud Hoherpriester) behandelte die ihm rugewiesenen Partie« nicht minder sorgfältig; Hcrr Baer (Holofernes und OsiaS) schien anfangs etioa- be sangen, bot aber später, so na«enttich mit dem Trinkliede „Schmücket mit Grün" ganz Prächtiges. Die übrigen kleineren Partien waren Dilettanten anverlraut (dem Namen nach war mir unter ihnen »nur Herr Ravenstein bekannt), welche sich ihrer Aufgaben meist befriedigend erledigten. Bemerkt sei hier noch, daß die Theiluua der Acdior-Parlie unter zwei Personen (Herren Schelper und Raoen- stein) auf die Illusion de- Hörer» nachtheilig ein- wirkte und darum besser unterblieben wäre. Das am wenigsten Befriedigende bot gestern das Or- chester. Sei es, daß sich die erforderliche Anzahl von Gesammtproben nicht hatte ermöglichen lassen, sei eS, baß die lheilweise veränderte Besetzung der Holzblasinstrumente ungünstig auf d«S Ensemble einwirkle, oder sei eS, daß irgend welche ander weitige Ucberanstrenaung die Capelle an der freien Entfaltung ihrer geistigen Spannkraft und Leistungs fähigkeit hinderte, — kurz eS ging den Darbie tungen des Orchesters gestern die sonst an ihm gewohnte Vccurateffe mehrfach ab und auch da- Zusammenwirken mit den Smgstimmen war thril- weife so fragwürdig, daß e- einige Male der gan zen Geistesgegenwart des Dirigenten bedurfte, um da» schwanke Schiff vor einer ernstliche« Havarie zn bewahren. So viel über die gestrige Aufführung. Menden wir un» nun zur Betrachtung deS Werkes selbst. Au» einem vor längerer Zeit in den „Blättern für literarische Unterhaltung " veröffentlichten Ar tikel deS Herrn R v. Gottschall, sowie au» einer neuerding- im „Leipziger Tageblatt" (Rr. 155) enthaltenen, auS derselben Feder geflossenen Be sprechung erhellt, daß Herrn A. Richter'- biblische- Drama ,,Judith" ursprünglich alS Oper für die Bühne bestimmt war und erst nachträglich seine Umarbeitung in ein Oratorium erfuhr. Ob de- Autors Entschluß, sein Werk umzuformen, auf reiu künstlerische Erwägungen oder auf etwaige äußere Einwirkungen zurückzuführen ist, weiß ich nicht; auch vermag ich, da mir die ursprüngliche Form deS Werkes unbekannt blieb, nicht zu ermitteln, innerhalb welcher Grenzen sich die Umgestaltung vollzog ; dagegen glaube ich deutlich zu erkennen, daS jene Umarbeitung nickt durchgreifend genug war, um die ehemalige Oper in ein wirkliches Oratorium zu tranSformiren. Der Bühne ist das Werk allerdings durch da- entschiedene Vor herrschen der Chöre, welche die dramatische Hand lung aufhalten, um sich in lyrischen Ergüssen »der reflectiven Betrachtungen zu ergehen, und namentlich auch durch die epische Breite der musikalischen Ge wandung entrückt worden. Dahingegen sind in der Dichtung noch zu viele Momente erhalten geblie ben, welche zu ihrer vollen Verdeutlichung so ent schiede» der unmittelbaren scenischen Darstellung bedürfen, daß bei Hinwegfall dieser letzteren stets nur eine unzulängliche Wirkung erzielt werden kann. Ich habe in dieser Beziehung besonders die jenigen Momente im Auge, bei denen es sich um scenlsche Vorgänge handelt, für welche weder die Dichtung selbst, noch die begleitende Musik die er forderlichen Anhalte bieten und zu deren Verstäub- niß, ja Kenntniß überhaupt der Zuhörer auf das aedruckte Textbuch, also auf etwa- außerhalb des Kunstwerke- Stehende-, angewiesen ist. Die einem Kunstwerk gegebene Form, welcher Gattung sie auch immer angchören mag, entspricht nur dann allen Anforderungen, wenn sie un- die Intentionen de- Autor- rein durch sie (die Form) allein und ohne .Heranziehung fremdartiger HülsSmittel wahrnehm bar und verständlich macht. Der Ausbau der Handlung in der Richter'schen Dichtung ist nicht Übel und weist manch gut er fundenes Motiv auf; dagegen sind die einzelnen Charaktere nicht immer scharf genug gezeichnet. Die Titelheldin z. B. sinkt dadurch, daß sie nicht selbst den Tod deS Holofernes herbeiführt, sowie auch dadurch, daß das Motiv einer Tödtung de- Felvherrn ihr schon durch den Hohenpriester (Textbuch, pag. 24: „Und wenn er dann i» Deinen Armen ruht, dann stoß den Dolch m in die stolze Brust!') vorweagenommcn fast zur völligen BedeutnngSlosigkcit herab. Gerade im Oratorium aber müssen die Charaktere, ivenn sie alS solche unsere Theilnahme gewinne» sollen, noch weit sorgfältiger gezeichnet sein, al- i« der Oper. Aus der Bühne wirken Scenerie. per sönliche Erscheinung und Action deS Darsteller- zusammen aus uns ein; wir gelangen viel leichter ,n „Stimmung"; im Oratorium entbehren wir jener sinnlichen Anhalte für das Auge, wir sind auf unsere Phantasie allein angewiesen, und diese schweift in nebelgrauen Kernen herum, wenn sic nicht durch Dichtung und Musik mit zwingender Gewalt in b-stimmte Bahnen gelenkt wird. Solche „zwingende Gewalt" aber vermochte da- in Rede stehende Oratorium weder als Dichtung noch als musikalische Compcsition auf den Hörer auszuüben; kein Wunder also, daß diesem sich die handelnden Personen theilwciie zu unfaßbaren Schatten ver flüchtigten, statt sich vor ihm zu bestimmten In dividualitäten zu verdichten. Am besten sind in der Dichtung wvbl die Charaktere de- HoloserncS und de- Achior gelungen. Glücklicher al- bei Zeich nung der Einzelgestalte» ist Herr Richter bei Cbarak- teriflrung der Chormaffeu gewesen; die Chöre der Assyrier und J-racliten sind zumeist geschickt contrastirt. Die hierbei bekundete günstige Be anlagung de« Autor« berechtigt zur Annahme, daß e- ihm bei fortgesetzter Hebung auf dichterischem Gebiet gelingen werde, «it ber Zeit recht Tüchtiges zu leisten Bezüglich der äußeren Gewandmig der Dichtung (Verse rc.) Leser aus das von Gesagte. ES erübrigt nun noch, kurz der Musik zu ge denken ES muß hierbei eine überwiegend summa rische Beurtheilung Platz greifen, da ich mich, jeder weiteren Unterlage entbehrend, nach nur einmaligem Anhöre» de- Werke- zu einer auf alle Einzelheiten eingehenden Analyse nicht berechtigt wähne. Daß die Musik sich dem Text innig anschließen. kein iu diesem augedeutete- An-druck-moment un- verweise ich den freundlichen Herr» ». Gottschall bereit-
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