Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187806231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-06
- Tag1878-06-23
- Monat1878-06
- Jahr1878
-
-
-
3350
-
3351
-
3352
-
3353
-
3354
-
3355
-
3356
-
3357
-
3358
-
3359
-
3360
-
3361
-
3362
-
3363
-
3364
-
3365
-
3366
-
3367
-
3368
-
3369
-
3370
-
3371
-
3372
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1878
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Grschtkrt täglich früh 6»/, Uhr. NedOtti«» «» TvedNt«, Jvvanmsqassr »«. »er »«»«11«»: »«mrtta-4 10-ir »chr. Uhr. »er für dt« nächst- «>MM« defttmmtru »» «ochenlngen dt« UM «uchnttttag«, « Sonn- ««d-eftl^ftühdt, V.S Uhr. H» »e»FUt«tr» für »chi L»«ch«e: VN« M»«, UutversttälSflr. rr. »«Nmiimnßr 11 n «ttÜ»Lhr^ UchMr.TaMM Anzeiger. OrM für Politik, Lvcalgeschichte, HaudelS- und Gkschjstsverkehr. ^ 174. Sonntag den 23. Juni 1878. Auflage LL.LOG. r«»»emk»ti»ret» vterteli-^/,»»-. incl. Brinaerlohn ö Mt., durch d« Pvfi bezog« L ML Jede einzelne Nuou»er r» Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für »xtrabellagm ohne Postbefdrdenwg S« ML mit Postbefdrderuug 4» ML Zolcratr Sgefp Petitzeil« Sv M Größere ELristen laut «Kem» VrelSverzeichniß.—radellarstcher Satz nach höherem Tarif. N«cla»t, unter de« »rsnttteneßttch di« Spaltzetle 40 Ps. Inserat« sind stet« an d.ErpedIlt»» zu send« — Rabatt wird «ckt gegeben Zahlung xr»«»n»«»v<d, »der durch Postvorschutz. 72. Jahrgang. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten chWch a» r«. Juni ». v. «de»ds '/,7 Uhr 1« «aale der I. Bür,«schule. Tagesordnung: i. Gutachten des Bau- und Oekonomieau-schufle- über ». d,e Parcellirung städtischen Areal- in der Nord vorstadt, b. Feststellung der Fluchtlinie für die Eutritzsch« Straße nach dem nördlichen Bebauungs pläne, e. Entschädigung mehrerer Ädjacent« der Kronpnnzstraße für Arealabtretung zur Straßenanlage. ll. Gutachten deS Bau- und StiftungsauSschusfes über Errichtung eine- Nebengebäudes rc. auf dem neuen JohanniSfriedhofe. lv. Gutachten deS EtistungSauSschufleS über ». Anstellung zwei neuer Wächter für den JohanniSfriedhof, b. die Rechnungen de- Krankenhauses auf die Jahre 1873, 1874 und 1875, e. verschiedene andere EtiftungSrechnungen. IV. Gutachten deS Stiftung--, Finanz- und BerfafsungSauSschusseS über die Entnahme von Kosten für Her stellung neuer Straßen in der Südvorstadt au- dem Stammvermögen de- JohanniShoSpitalS. V. Gutachten des Schul- und BauauSschusses über Unterbringung der Fortbildungsschule für Mädchen im alten Nicolaischulgebäude. VI. Gutachten des SchulausschusseS über Mehrbelastung de- Budget- durch die Enthebung de- Armen- DirectoriumS von der Verpflichtung zur Bezahlung de- Schulgeldes für Kinder armer Ettern. VII. Gutacbten de- Finanzausschusses über s. Gewährung eines Beitrages zur Abhaltung deS diesjährigen Sächsischen Äemeindetages, b. Lerwilligung einer Garantiesumme hinsichtlich der Kosten für die Fach ausstellung der Tapezierer. VUl. Gutachten des BerfassungS- und Finanzausschusses über Fixirung des Gehalt- de- Stockmeister- beim Polizei-Amte. Bekanntmachung. Unter Hinweis auf die Vorschriften des «etchS-J»»f»efetzeS vom 8. April 1874 und nach Maßgabe der hierzu erlassenen Königlich Sächsischen Ausführungs-Verordnung vom 20. März 1875 machen wir hier durch Folgende- bekannt: 1) Die Stadt Leipzig bildet einen selbstständige« J«»fdeztrk, für welchen vorläufig Herr Medi- cinalrath Professor vr. Sonnenkalb als Jmpsarzt, sowie der Herr Wundarzt Marr al- Assistent verpflichtet worden ist. 2) Da- Jmpflocal befindet sich in »e« alte« «tcolai-Schulgedäude am Ntcolatktrchhose. 3) Daselbst finden die öffentliche« Impfungen von hier aufhältlichen Kindern jeden Mittwoch von 8—5 Uhr Nachmittags »o« 1. Mat ab bis Ende September 1878 ooenlgeltltch statt. Daselbst find auch die Impflinge je am darauffolgenden Mittwoch zur Revision »or znstelle«. 4) I« Laase dieses Jahres find der Impfung zu unterriehen: l. Drejenigen Kinder »., welche im Jahre 1877 geboren worden, d., welche in den Jahren 1874, 1875 und 1876 geboren sind und im Jahre 1877 der Jmpfpflicbt nicht vollständig genügt haben (erfolglos geimpft oder wegen Krankheit nicht geimpft). ausdrücklicher Verwarnung vor den ll. Diejenigen Sägliage öffentlicher Lehranstalten und Privatschulen, welche im Jahre 1866 geboren sind, d., welch« in den Jahren 1868, 1864 oder 1865 geboren sind und im Jabre 1877 der Jmvfpflicht nicht vollständig genügt haben (erfolglos wiedergeimpft oder wegen Krankheit nicht wiederaeimpst). 5) Alle hiesigen Einwohner sind berechtigt ihre, wre zu 4) unter l. ,. und d. bemerkt, t«pf- psttchttge« Ktnber dort »«entgeltlich impfen zu lassen. Ebenso wird ««bemittelten, hier wohnhaften Personen, deren Kinder vor dem Jahre 1874 geboren, aber noch nicht oder nicht mit Erfolg geimpft sind, die unentgeltliche Impfung dieser Kinder in den vorerwähnten Impfterminen hiermit angeboren. 6) Für jede- Kind, welche- zur Impfung gebracht wird, ist aleichzeitia ein Zettel zu übergeben, auf welchem Name, Geburtsjahr unb Geburtstag bes Kindes, sotvte «amen, «taub ««» «otzunug bes Vaters, Pflegevaters oder Vormundes, bez. »er Mutter ober Pflege mutter deutlich und vollständig verzeichnet sind. 7) Die Eltern der im laufenden Jahre tmpfpflichttgen Kinder werden daher hierdurch unter in 8. 14 Abs. 2 de- JmpfgesetzeS angedrohten Strafen )mpf- und Revisionstermine behufS der /reiung von der Jmpfpflicht durch ärzt- Zeugnisse sind m den Impfterminen aufzuweisen. 8) Wegen der Anberaumung der Impf- und RevisionStermine zur Wiederimpfung, bez. Control« der oben unter 4 lls und d gedachten impfpflichtrgen Zöglinge wird an die Schulvorsteber besondere Weisung ergehen. 9) Dtejeniaen Eltern, Pflegeeltern und Vormünder aber, welch« ihre im Jahre 1878 impfpflichtigen, bez. wieverimpfpflichtigen Kinder und Pflegebefohlenen, wie ihnen freigestellt ist, durch Privat ärzte der Impfung unterziehen lassen wollen, werden hierdurch aufgefordert, noch im Laute diese- Jahres die erforderlichen Impfungen ausführen zu lassen, sowie jedenfalls längstens am 81. Lecember 1878 die vorgeschriebenen Bescheinigungen darüber, daß die Impfung, bez. Wiederimpfung erfolgt oder auS einem gesetzlichen Grunde unterblieben ist, auf dem Math- Haufe II. Etage, rttmmer «r. 16, vorzulegen, widrigenfalls sie sich ohne jede wettere »ufsordernug Gelbftrafe bis zu 5V Mark oder Haft bis zu »ret Tagen zu gewärtigen haben würden. Leipzig, am 20. April 1878. Der «ath »er «ta»t Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer. Die Inhaber der als verloren, vernichtet, oder sonst als abhanden gekommen angezeigten Pfandscheine Lit. 1 Nr. 66484, 93046, I.lt. X Nr. 4918, 5783 13639, 13676, 15956, L0750, 20753, 22114, 30604, 80817, 31490, 44859, 45656, 46541, 55264, 55702, 68790, 67331, 68300, 68384, 69800, 70172, 70174, 71771, 73006, 75698, 76784, 77675, 77978, 77977, 79435, 81226, 63290, 85513, 85514 , 86061, 86790 werden hierdurch auf- gefordert, sich damit unverzüglich und ILnanens bi- zum Ablauf von 30 Tagen nach der auf jedem der Scheine bemerkten Verfallzeit bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen oder dieselben gegen Belohnung zurückrugeben, widrigenfalls der LeihhauS-Ordnung gemäß den Anzeigern die Pfänder auSgeliefert und dre Inhaber der Steine ihrer etwaigen Ansprüche daraus verlustig gehen werden. Leipzig, den 22. Juni 1878. Die Verwaltung »es Leihhauses uu» »er Sparkasse. Im Wahlbeweguug. Die beiden conservativen Parteien sind nunmehr auch mit ihren Wahlaufrufen an die Oeffentlichkeit getreten. Zwischen denselben springt ein überaus bezeichnender Gegensatz inS Auge. Beide erklären sich zur Gewährung von „außer ordentlichen Vollmachten" gegen die Socialdemo kratie bereit; aber während die deutsche ReicbS- partei diese Vollmachten ausdrücklich alS „für die Bekämpfung einer Partei, welche sich selbst in ihrer gesammten Tendenz außerhalb unserer gesellschaftlichen Ordnung stellt", „hinreichend" bezeichnet, heißt eS in dem Manifest der deutsch« conservativen Partei ausdrücklich: „Die deutsch- conservative Partei glaubt indeß nicht, daß durch diese besonderen Vollmachten allein die Social- demokratie dauernd überwunden werden kann — sie glaubt, daß alle erhaltenden Elemente des Staats sich vereinigen müssen, unsere politischen und socialen Ordnungen durch „Stärkung und Ncubelebung kon servativer Grundlagen unS zu bewahren." DaS klingt sehr verständig, sehr maßvoll; aber worauf eS abzielt, zeigen die folgenden Aus führungen. Da wird zunächst erklärt, daß die deutsch-konservative Partei „die monar chischen Institutionen in ihrer Machtsülle erhalten und gegen alle Gelüste vertheidigen will , welche dahin gehen, die Autorität immermehr durch die Herrschaft der Majorität zu ersetzen." Die „monarchischen Institutionen" sind in Deutsch land, wenn man von der Socialdemokratie ab sieht, sicherlich niemals weniger bedroht ge wesen, als in unserer Zeit. ES ist nur I alte Fundamentaltheorie unserer politischen Re aktion, welche die Schüler Stabl'S hier wieder zu Ehren bringen, die Theorie, daß Königthum und konstitutionelle Staat-Verfassung unvereinbare Gegensätze seien. Noch zu wohl haben wir diese Sprache aus den fünfzig« Jahr« rm Gedächtnis al- daß wir sie heute «cht versteh« sollt«. Der EoastitutionaliSmus oder der Liberalismus, der »«selb« auf sei« -ich« «schrieb« — Das allein ist die Wurzel alle» Üedels, hiergegen vor Alle» muß also auch der Kampf geruhtet fei». Die deutsche Reichspartei erklärt, auch i, Zuluust die Entwickelung unseres Staat-Wesen» ^«sowohl vor der Reactiou, wie vor oi»e« überstflrzen- den RadicaliSmuS bewahren zu wollen — Wir fürchten, ihre Nachbarn von recht- werdea ihr in der erster« Richtung recht viel z« schaff« mach«. Die Männer der „Kreuzzeitung" kalt« ihre Stunde für mckouna«, sie «hm« keine Rücksicht« «ehr. Eins der angesehenst« und der conservativen Mitglieder der deutsch« Reichspartei, der Präsident de« Herreuhaufe- Her- zog von Ratibor, wird in seinem Wahlkreise vre»« lau-Neumarkt von dem reaktionär« Trog einfach niedergerannt, und eS bat ganz dm Anschein, daß der Partei ähnliche Erfahrungen von Seit« der verbimdel« Deutschconfervativen und Ultramon- tan« noch mehr vevorsieh«. Und ein« solch« Augenblick hält man für geeignet, das bisherige Berhältuiß der gemäßigt« Parteien, diese eigent lich« Schntzwehr gegen vie Reaction zu erschüttern. Der Wahlaufruf der Deutschen Reichs partei hat folgenden Wortlaut: Wenn di« Deutsche Reich-Partei sich angesichts der bevorstehenden ReichStagSwrhlen an da- deutsche Volk wendet, so glaubt sie auf ihre Haltung in der jung ten Legislaturperiode nicht ohne Genugthuung Hin weisen zu dürfen. Sie »st bereit gewesen, der Reicbsregicrung die Vollmachten zu gewähren, welche dieselbe m Anspruch nahm, um den Ausschreitungen der Socialdemokratie entgegenzutreten. Um so mehr hält sie es nach den unerhörten Frevelthaten der letzten Zeit für ihre Pflicht, die Grundlagen unseres gesellschaftlichen und staatlichen Leben- — Religion, Monarchie, Familie, Eigenthum — den gesammten durch eme Jahrhun derte lange Arbeit der Nation erworbenen Bestand an Cultur und Gesittung zu wahren gegen den schmach vollen Angriff der Roheit und Verwilderung. Für die Bekämpfung einer Pattei, welche sich selbst in ihrer gesammten Tendenz außerhalb unserer gesell schaftlichen Ordnung stellt, reichen außerordentliche Vollmachten bin und verdienen den Vorzug vor einer allgemeinen Beschränkung der bürgerlichen Freiheit des deutschen Volkes. In dieser Ueberzeugung werden wir auch ferner jeden verständig« Fortschritt auf politischem und witthschaftlichem Gebiete zu fördern suchen. Wir wer den, wie wir es bisher Methan haben, auch in Zu kunft danach streben, die Entwickelung unseres StaatS- wesens ebensowohl vor der Reaction, wie vor einem überstürzenden RadicaliSmuS zu bewahren. Wie wir bei der stattgehabten Revision der Ge werbeordnung bemüht gewesen sind, hervorgetretene Mißstände zu beseitigen und ein befriedigendes Ber- häsiniß zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Interesse einer gedeihlichen Entwickelung deS gewerb lichen Lebens herzuftellem so werden wir auch künftig fottfahren, in diesem Sinne zu Verbesserungen der Gewerbe-Gesetzgebung mitzuwirren, soweit ein Bedürf- niß sich zeigen wird. Wir wünschen die guten Traditionen der Handels politik deS deutschen Zollverein» festzuhalten und die Zolltarife geregelt zu sehen nach dem Maße der zu nehmenden Kräftigung der deutschen Gewerbethätig- keit und deS vertragsmäßigen Entgegenkommen» der Nachbarstaaten. Wir halten fest an dem bisher von un» vertretenen ndpunct, daß eine durchgreifende Reform unserer '«tzgebung unerläßlich ist. Wir erstreben die ldlgkeit de» Reiche» ,n seinen Finanzen, die ng der die Einzelstaaten bedrückenden Matricu- ze und die Entlastung der ReichSanaehörigen von direct« Steuern durch eine ausgiebige Benutzung der indirekten St« er quell«. Diese Ziele können nur erreicht werden, wenn die ReichSremerung und die Volksvertretung im gegen seitigen vertrauen Hand in Hand gehen. Dann wird «S auch nicht schwer fein, Bürgschaft« dafür zu find«, daß da- Volk nicht stärker mü Steuern belastet wird, al» die Lettbeidigung de- Vaterlandes und die Er füllung der Lultur-Ausgaben unserer Zeit eS fordern. Dir erwarten zuversicbtlich. daß au- den Wahlen et« ansehnliche Mehrheit solcher Männer hervorgehen wird, welch« die Politik de» leitenden Staatsmannes zu unterstützen gewillt sind, die unser Vaterland zu ungeahnter Höhe geführt und ihm die verdiente Achtung der Welt erwarb« hat. Der Ausschuß der Deutschen Reich-Partei Fürst zu Hohenlohe-Langenburg. 1>r. Aegidi. Graf BetyusY Luc. Graf Frankenberg. l»r. LuciuS. von Kardorss. Kräh, von Schwarze. Stengel. Thilo, von Zedlitz-Nrukirch. Der von den Deutsch-Conservativen er lassene Wahlaufruf sagt n. A.: Die deutsch-conservativ« Partei glaubt nicht, daß durch die besonderen Vollmachten allein die Social- dcmokratie dauernd überwunden werden kann — sie glaubt, daß alle erhaltend« Elemente de-Staats sich vereinigen müssen, unsere politischen und social« Ordnungen durch Stärkung und Neubelebung conser- vativer Grundlagen unS zu bewahren. Die erschütternden Ereignisse der letzt« Wochen haben der Nation die Bedeutung de- deutschen Kaiser- thumS und der monarchischen Institutionen im Reich« klar vor die Augen gerückt; die deutsch-conservative Pattei will diese Institutionen in ihrer Machtfülle erhalten und gegen alle Gelüste vertheidigen, welche dahin gehen, d»e Autorität immer mehr durch die Herrschaft der Majorität zu ersetzen. Die deutsch-conservative Patter will zur Sicherung der nationalen Stellung Deutschland» die Erhaltung der deutschen Wehrkraft und wird allen Bestrebungen «tgcgentreten, welche auf Schwächung derselben ge richtet werden möchten. Die deutsch-conservative Partei erstrebt eine Besserung der zerrütteten witth- schaftlicb« Verhältnisse. Sie glaubt, daß diese Besse rung zu erreichen ist, wenn e»neStheilS auf dem Ge biete deS gewerblichen Lebens die natürlichen ArbcitS- und Berufsgenossenschaften zu festeren Gliederungen Verbund« und Zucht und Ordnung wieder in da- Lehrlings - und GewerkSgehülfenwes« gebracht wird, und wenn anderntheilS auf dem Gebrete deS indu striell« und landwittbschaftlichen Betriebes durch eine weise Handelspolitik, wie sie dem alten Zollverein zu seiner Blüthe verholf«, die Pro duction des Lande- vor immer werterem Rückgänge bewahrt wird. Eine solche Handelspolitik muß Hand in Hand gehen mit emer Steuerreform, welche durch ein« Eröffnung auSgiebiger Quellen von indirekt« Steuem eine Entlastung d«S Volke- von direct« Steuern herbeifühtt. In wie weit und in welcher Form hierbei der Tabak als ein entsprechende- Steuer- objeet heranzuzieh« ist, darüber werden die gesetzlich eingeleiteten Ermittelungen die erwünschte Unterlage bieten. Aber nicht wirthschaftliche und politisch« Schäden allein gilt eS zu Hellen- daS sittliche und religiöse Leben de- Volke» vor Allem muß gepflegt und ge hoben, die Achtung vor der christlichen Kirche und ihr« Diene« muß erhalten und die Erziehung der Jugend zu Frömmigkeit und Gottesfurcht gefördert werden. Im Allgemein« gewinnt man au» den vor liegenden Wahlnachrichten den Eindruck, daß die Eonservativen sehr thätia sind, in den bisher liberal vertretenen WahÜreisen Eandidaten ihrer Farbe aufzustcllcn. In ihren eigen« Kreis« sag« sie, gegen die Socialisten müsse Alles Zusammen halten , also dürfe man keine Gegencandidaturm dulden Mit dieser Parole suchen sie auch in bis her socialtftischen Wahlkreis« vom Aufschwung aller Ordnung-parteien al» Preis Abgeordnete ihrer Farbe davon zu trag«. Nicht- desto weniger treiben sie in liberalen Kreis« ungenirt Freibeuterei; von einer Unterstützung der Liberal« gegen die Socia listen miss« sie dort noch nichts. Die Liberal« werden sich aufraff« müssen, daß ein solcher Er folg der Eonservativen verhindert wrrd. Bon liberalen Anstrengungen, die konservativ« Kreise zu erobern, verlautet noch wenig. Zur Durch führung einer wirksam« Defensive wird es noth- wendig sein, vielerwärts zur Aggressive überzugehen. Zum Wahlkampf schreibt die „Nat.-Ztg.": Der Wahlkampf nimmt fein« Fortgang unter Erscheinungen, die eher auf ein allgemeine» Auseinanderfahren aller staat-freund lichen Parteien, als auf eine Sammlung derselben Hinweisen. Die Bekämpfung der Can- »idatur de- freiconservativm Herzog» von Ratibor durch die Deutschconservativen hat weg« de» überraschend« Lichte», welche- damit auf die Parteiverhältnifse fällt, ein außerordentliches Aus- seh« gemacht. Nach unS zugehenden Nachrichten ist aber der Breslauer Landkreis keineswegs der einzige Wahlbezirk, wo der freiconservative Besitz stand durch deutschconservative Concurrenz ,n Frage gestellt werden soll. Es werden uns eine Reihe ähnlicher Fälle berichtet. ES gewinnt damit den Anschein, alS ob daS. waS wir jungst von dem Säg« an dem Ast bemerkt«, worauf die Kre,- conscrvativen sitzen, sich in überraschender Schnelle zu bewahrheiten beginne. Wenn einmal Reaction gemacht werden soll, so kann die» sicher auch von Seiten der KrenzzeitungSmänner und Deklaranten viel strammer besorgt werden, alS von der „Post ' und ihren Freunden. Die Reaction, wmn sie kommt, kommt diesmal nicht von oben, sondern von unten; auch dieser unser AuSfprucb bewahr heitet sich eb« in dem Falle des Herzog- von Ratibor. Er hat aber auch in dem Verlauf einer Berlin« Wählerversammlung gestern Bestätigung gesund«, wo freiconserdativeRedner vergeben-gegen die mit konservativ« Elementen verbundenen (Christ lich-Socialen anzukämpfen suchten. Die Gefahr liegt nahe, daß abgesehen von dem gemeinschaftlichen Widerstand gegen die Socialdemokratie, der Wahl kampf in den Nein« Krieg um Wahlsitze unter localisirten Schlachtrufen sich auflös« werde De- Beistandes der Mehrheit de- künftigen Reichs tags geaenüber den Socialisten ist die Regierung jetzt so sicher, wie sie «S vor d« Auflösung war Für den Wahlkampf oeute ab« hat da- Regierungs organ keine andere Lösung zu geb« gewußt, al« Sammlung um da- kaisnuche Bann«. Damit ist ab« der Streit wohl gegen da- Au-land z» führ«, glücklicherweise ist für da- Innere jene« kostbare Bann« keine Parteistagge. Auch vie Sammlung um die jetzige Regierung reicht noch nicht einmal al- Losung für die konservativ« Partei« aus. Denn vie Deutschconservative» acreptirm die jetzige Regierung bekanntlich zu de trächtlichem Theil nur unter der RechtSwohlthak de» Inventars. Daß die Lage sich in d« wenigen Wochen bi- zur Wahl noch einigermaßen klär« wird, hoff« wir nicht. Die Ansicht ab«, von welcher dre „Provinzialcorrespondenz" noch jüngst ausging, al- gebe es nebm v« nationalliberalen Partei „in ihr« geaenwärttg« Führung und Zu sammensetzung" noch eine andere nationallibcrale Partei, die man nur wachzurufen brauche, wird sich schnell al- eine starke Täuschung «weis« u> d damit müßte sich die ganze Rechnung, die der Auj lösung zu Grunde gelegt war, al- falsch erweisen Der Nachricht, daß die nativnalliberale Pari,, rm dritten Weimar'schr» Wahlkreise den Staat». minist« vr. Delbrück als Eandidaten für sic ReichStag-wahl ausgestellt hat, ist hinzuzufügen, daß 'S > I
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht