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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187807026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-07
- Tag1878-07-02
- Monat1878-07
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1878
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Gebühren für Extrabeüqgeu ahnt Postbefvrderuua 2- ML mit Postbefdrderuag 4» Mt Zaleratr Sgesp Prtitzeil« 20 Vf. Größere 47chri'ten laut auferuu preiSr-erzrict-niß — LadeSarrscher Satz nach höderem Larif. a«t«»r, «Um de« L^mRemstttch die Spaltet!« 4g. Ps- Jnierat« find sttt« «m hz.<m»btN», zu fmdeu. — Rabatt , wird Mcht gagebeu Zahlung pr»«vu»«nm 3o oder durch Postvorfchaß. ^ W. ' 1 Dienstag den 2. Juli 1878. 72. Jahrgang. Bekanntmachung. haben sich dahin ausgesprochen, daß di« dheitlichen Interesse geboten ist. Der Lut Zufüllung det Küchen» isührnng dieser Zufül- ieE! Eingeholte Sachverständigen - Gutachten und KubstrangwafferS im öffentlichen aesundl. luaa auf dem Tratte von dem Umlaufgraben an der Nonnenmühl« ab bis zur Einmündung in die Elfter steht ein beachtenswert-«» Hinderniß oder Bedenken nicht entgegen: wir haben daher die Zusülluna deS WafferS auf diesem Tratte beschlossen, und werden damit »»gleich für die anliegenden Privatgrundstücks» besttzer vorgeben, indem wir un» die Erstattung deS hierdurch entstehenden Aufwandes von einem Jeden »u dessen Nntheil »u fordern Vorbehalten. LuS einigen anliegenden Grundstücken werden zur Zeit Wässer in da» Kuhstrangwafler abgeleitet. Nach deffen Ausfüllung find diese Wässer nach der Weststraßenschleuße »u führen, wa- mit geringen Kosten ge schehen kann. Die betheiligten Grundstücksbesitzer erhalten hierdurch Aufforderung, Behufs baupolizeilicher Genehmigung solcher Anlagen rechtzeitig ihre Anträge bei unS einzubringen. Soweit die Abführung der Wässer nach der Weststraßenschleuße nicht auSführba WeMraßenschleu längt der Hinteren Grenze der anlieLenden Grundstücke nach Ausfüllung de- esenftr, - - fühlbar erscheint, werden wir , WaffergrabenS auf dem Tratte von Nr. 1—10 der Weststraße und Nr. L der Wiesenstraße interimistisch und biS zur Erbauung der daselbst nach dem südwestlichen Bebauungsplan projettirten Straße eine Anlage insbesondere zur Aufnahme von herstelll Tage-, Regen» und Schneewäffern . Leipzig, am 2«. Juni 1878. len. Der «ath »er Stabt Letmttg vr. Georgi. Mi efferschmidt. Bekanntmachung. Der diesjährige Internationale Productenmarkt in Leipzig wird Montag, »en SS. Juli d. I. i» den Räumen deS alten SchützenhauseS hier abgehalten. Leidig, den 27. Mai 1878. Der «ath »er Stabt Leipzig. vr. Georgi. Mefferschmidt. Die wegen weaen liste soll während der Bekanntmachung, Reichstagswahl betreffend der Wahl eine» Abgeordneten »um deutschen Reichstag« für hiesige Stadt aus r Zeit vom 1. biS mit 8, Juli d. I. Um aus de« Rathhause t« 2. Stock Zi mittags von 3 bi» 6 werden. Unter Hinweis auf 8- 3 deS Reglement- »ur AuSführu 28. Mai 1870 wird diet mit dem Bemerken bekannt gemacht, ständig hält, dteS innerhalb acht Tagen nach »em Beginn der unS schriftli' kann un bringen muß. ipzig, am 28. Juni 1878. ausgestellte Wähler» täglich Vormittags von 8 bis 1 Uhr und Nach- Zimmer Nr. 1« zu Jedermanns Einsicht autgelegt eS für den Reichstag vom e für unrichtig oder unvoll» v.«» »-*» -v»,.... »r» »uSlegung. also brS »um 8. Juli l. I., bei ftlich anzeigen oder bei dem in dem angegebenen Local anwesenden Beamten »u Protokoll geben ld die Beweismittel für feine Behauptungen, falls dieselben nicht auf Notorietät beruhen, bri ng deS W daß, wer die «v Ler «ath »er Stabt Leipzig. lw. Tröndlin. Nitzsche. Bekanntmachung Reich»»Gesetzblattes ist bei unS eingegangen und wird »t» zu« Dasselbe enthält: iSher auS LandeSfondS gezahlter Pensionen aus daS LaS 18. Stück deS diesjährigen Reicht-Gesetzblattes 17. küoft. Mo», auf dem RathhauSsaale SffenSlrch authängen. Nr. 1250. Gesetz, betreffend di« Uebernahme bisher a Reich. Vom 17. Juni 1878. Nr. 1251. Gesetz, betreffend Erhebungen über den Tabakbau, die Tabakfabrikation und den Tabakhandel, und die Feststellung eines Nachtrags »um ReichShauShaltS-Etat für da» Jahr 1878/78. Vom 26. Juni 1876. Nr. 1252. Bekanntmachung, betrefferu» dir Ernennung eines Bevollmächtigten »um BundeSrath. Vom 26. Juni 1878. Leipzig, den 28. Juni 1878. Der «ath »er Stabt Leipzig. vr. Tröndlin. Eerutti. e. äh: 27/8'" co inländ r gelb t-k 13 ^1 bez. ringer 17t loco hiesige 10—138 ^ »e». u. Bi z. 144 h 70 4 Br 36—151. u. Br., d gali». 11 h Qualit. >0—160 > . 140 b TagesgeschichUiche Ueberftcht. Leipzig, 1. Juli. DaS neueste Bulletin über da» Befinden Sr. Maj- deS Kaisers lautet vom 30. Juni Vormittags lv Uhr also: Nach einer sehr guten Nacht befinden sich Se. Majestät der Kaiser und König wohl. Nachdem die Wunden am Kopfe sämmtlich vernarbt sind', hat der bisherige Schutzverband weggelassen «erden können. Der Berliner Congreß hat neben manch Luderem auch DaS mit der Stambuler Conferenz gemein, daß von dem allerchristlichsten Zwecke des russischen Kriege- aus ihm kaum gesprochen wird. Die russischen Bevollmächtigten erachten es nicht mehr der Mühe werth, den Schein zu wahren. Die angebliche Culturmission. nämlich die Be freiung der christlichen türkischen Unterthanen von mohamedanischem Drucke, die Förderung ihre- Wohlstandes, ihrer Bildung und freiheitlichen Ent« - Wickelung, alle- Die- ist begrabensund vergessen und *'» * würde, wenn es alS auSgegrabene Kost den versammel ten Diplomaten wieder vorgesetzt würde, sicherlich mit achselzuckendem Lächeln ausgenommen werden. Statt dessen sucht Rußland auS dem Vertrage von San Ste fano um so eifriger DaS zu retten, waS ihm der ge plünderten Türkei gegenüber politische nnd stra- tegische Bortheile für die Zukunft bieten kann. Lv und zu tritt eS allerdings scheinheilig für daS Rationalitätenrccht ein, z. B. in Bezug auf Sofia; aber wenn eS um eigenen Landerwerb feilscht, wie ch Z5 >er t < ohw Jum r 85.. 65 .4 >ak unv Juni lo 1 Gel l 27. Ju o 53.50 X0 8.25 S 11.50 ttck»«. B. bei Batum und Beffarabien, da will es von chem Rechte gar Nicht- hören, da zeigt seine rvergier sich m ihrer ursprünglich abstoßenden talt, da kommt am deutlichsten der unchristliche .dzweck deS angeblich um christliche Zwecke ge- -rten Krieges zu Tage. Daß die englische Äplomatie den Anmaßungen Rußland- auf ver- ,chiedenen Hauptpunkten mit Erfolg entgegentrat und daß Dank ihrer Dazwischenkunft der den Türken abgezwungene FnedenSvertrag in ganz anderer Gestalt, alS Jgnatieff ihn geformt, auS dem Schoße de- CongreffeS hervorgehen werde, darüber herrscht jetzt nur eine Stimme. Andererseits aber ist es wahrlich noch nicht an der Zeit, über die diplomatischen Niederlagen Rußlands Thränen der Freude oder de- Mitgefühls zu vergießen. Gleich einem vollgesogenen Blutegel hat e- zwar einen ^ Theil Deffen, waS eS gierig einsog, wieder von u sich geben müssen, doch behält eS noch immer Mehr - im Leibe, al» wünschenSwerth ist im Interesse der europäischen Moral und Zukunft. Die voll ständige Zertrümmerung des türkischen Reiche- ist ihm allerdings auch die-mal noch nicbt gelungen, aber daß mit der ihm mühsam abgerungenen Balkanscheidc die Türkin hinfort sicher gestellt sei gegen seine zukünftigen Angriffe, istMehr, alS sich mit gutem Gewissen beyaupten läßt. Die Balkanscheide ( lst — vom politischen »nd strategischen Standpuncte betrachtet — am Ende doch nur da- Ergebniß eine- EomvromisseS. Wenn dieser aber von Bielen al- eiu Sieg der englischen Diplomatie gefeiert wird, giebt e- doch nicht minder Biele, die ihn als solchen wiue-wegS anerkennen wollen. Zumal sind e- die de- Nord Strategen, die zu ihm bedenklich den Kopf schütteln. WflS soll eS mit dieser Balkanlinie, sagen sie, deren offen: i Vertheidigung jederzeit eine schwierige, za vergebliche «dv »ein muß, wie Überhaupt die Bertheidigung jedweder "von Aeihe von Pässen, die allesammt dem Angreifer in die Dampf Hü"** fallen, s, wie er nur einen derselben erobert und apfer Ei ^ Lertheidiaern der übrigen den Rückzug abge- der N schnitten hat ? Wie wenig der Balkan in türki- n; in "R schen Händen als Bollwerk gegen ein von Norden l; in N«, andringende- Heer tauge, da-habe der letzte Krieg >anm" vodeutlich genug gezeigt. Und doch befand sich dazu- Liverpools! Sofia im Westen sammt dem Festung-Viereck ,im Osten in der Gewalt der Türke,. Nun aber. da sie im Westen bloßgestellt und durch den Ber- in». «lb». uni 1871 Dresden. tust ihrer Festungen der Möglichkeit beraubt werde, eine gegen den Balkan vorÄckende Armee in der Flanke zu bedrohen, werde der Balkan als Ber- theidigungSlinie nahezu werthloS sein. Auf den bloßen BertheidigungSkrieg beschränkt, würde die türkische Armee, wie jedes der Offensive beraubte Heer, schließ» lich unterliegen. Im günstigsten Falle würde sie sich auf Adnanvpel zurückziehen müssen, um in den dortigen und den der Hauptstadt näher liegenden Linien den Entscheidungskampf auszunehmen. Hätte sic die- im letzten Kriege sofort gethan, ohne ihre besten Kräfte in den Balkanpäfsen zu opfern, sie wäre besser gefahren. Die Balkangrenze ohne Sofia, Barna und Schumla gleiche einem Danaer geschenke viel mehr denn einer siegreichen Errungen schaft. Die bulgorisch-rumelische Vereinbarung möge vom politischen Standpunkte betrachtet für die Türkei immerhin von hohem Werthe sein, vom strategischen Standpuncte aus betrachtet sei d,e Abgrenzung durch den Balkan für die Zukunft der Türkei von gar reiner, ja eher noch von schlechter Bedeutung. Die Congreßsitzung am Sonnabend dauerte von 2—4V. Uhr Nachmittags. Die bosnische Frage ist erledigt; Oesterreich hat das europäische Mandat angenommen, Bo-nien und die Her zegowina zu besetzen, und wird unverzüglich von diesem seinem Mandate Gebrauch machen. AuS Wien wird der „Rat.-Ztg." darüber geschrie ben : ^,Der Einmarsch der österreichischen Armee in Bosnien und die Herzegowina wird, wie heute Abend zuverlässig verlautet, sofort erfolgen. Die Division Szapary soll am 2. Juli bei Türkisch- Brod die Save überschreiten, eine Proklamation an die Bosnier ist in Bordereitung. Es ist Alles für den Nachschub weiterer Truppen vorbereitet. Wahrscheinlich wird ein Passus der Thronrede, mit welcher der Kaiser nächsten Sonntag den unga rischen Reichstag schließt, die Action ankündigen, die im Interesse der Ruhe an der südlichen Grenze der Monarchie unausbleiblich geworden sei und gleichzeitig mitlhcilen, daß die Mächte durch ihre Vertreter in Berlin Oesterreich daS Mandat zur Occupation im Namen Europas ertheilt hätten. Die betreffende Uebereinkunft ist zu Stande ge kommen." Damit hat Oesterreich tatsächlich sei» nen Anspruch an den Orient declarirt. Zur Kennzeichnung unserer politischen Lage ist die von zuverlässiger Seite kemmende Nachricht bemerkenSwerth, daß da- Entlassungsgesuch deS CultuSministers Falk keineswegs von ihm formell zurückgenommen ist. Bekanntlich lag das selbe seit mehreren Wochen im Cabinet deS Kaisers, alS daS Nobtling'sche Attentat die Uebernahme der Stellvertretung durch den Kronprinzen herbei- fübrte. Unmittelbar darauf wurde berichtet, daß die Frage deS Verbleibens vr. Falk'S im Amte erledigt sei. Diese Mütheiluna hat da mals gleich Zweifel erregt. Die öffentlich er klärte Absicht deS Kronprinzen, gewissermaßen nur formell in Vertretung des Kaisers die Regie- rungSgefchäfte zu führen, schloß eine sachliche Er ledigung de« Falk'schen EntlaffungSgcsuchS offenbar auS. ES ist denn auch sicher, daß eine solche nicht erfolgt ist. Wie eS scheint, ist dem CultuSminister daS vorläufige Verbleiben in seinem Amte dadurch noch besonders ermöglicht worden, daß er für die Zeit der Stellvertretung deS Kronprinzen die Zusicherung erhalten hat, e« werde keine derartige Maßregel genehmigt werden, wie die, deren Bevor stehen ihn rur Einreichung seine-EntlasiungSgesucheS veranlaßt hatte. Mehr aber ist in d ieser Angelegen heit nicht geschehen, und eS muß durchaus als ein Maßstab der Situation festgehalten werden, daß sich vr. Falk nach wie vor in der Stellung emeö Minister- befindet, welcher ein EntlassungSgesuch eingereicht hat, da- unerledigt im Cabinet liegt. Namentlich für die Wähler dürfte die Consta- tirung dieser Thatfache von Bedeutung sein. Die Verschleierung der Lhatsache, daß der konservative Ansturm, den CultuSminister nicderzuwerfen, «m Be griffe steht, kann der liberalen Sache bei den Wah len nur schädlich sein. Es ist bestimmt zu erwar ten, daß zahlreiche Männer, welche heute dem con- fervativen Sirenengesang lauschen, augenblicklich abspringen würden, wenn sie die Gefahr der Stel lung deS CultuSministerS wieder deutlich vor Augen sähen. Der Tod deS vormaligen König« von Hannover scheint in der Welfenpolitik keine Aenderung bewirken zu sollen. Die Richtigkeit der Nachricht, daß der Prinz Ernst August sich mit Preußen auS- gesöhnt habe, wird officiös in Abrede gestellt; biS ;etzt sind noch nicht einmal die eiuleltenden Schritte dazu geschehen. Zugleich haben dieser Tage einige welsifche Ultra« de« hannoverschen Provinziallandtags die Gelegenheit zu einer über aus gehässigen Demonstration gegen Preußen und daS Reich ergriffen, indem sie der au« Anlaß der Attentate in Vorschlag gebrachten Adresse an den Kaiser ausdrücklich ihre Zustimmung versagten. Kurz, daS Welsenthum neht der Entwicklung unseres neugeschaffcnen nationalen Gemeinwesen- auf der ganzen Linie so feindlich gegenüber wie nur je zuvor. WaS soll man, fragen wir, ange sichts dieser Sachlage, denken von den unerhörten Angriffen, welche die „freiwillig gouvcrnementale" Presse unausgesetzt gegen cinenMann wie Bennigsen richtet'? Herr v. Bennigsen wird von der Wetfen- partei gehaßt wie kein anderer Politiker in ganz Deutschland. Er hat die Fahne der Einigung nach dem KriegSgcwitter von 1866 die neue Orb nung der Dinge unterstützt mit dem ganzen Ge wichte seines weitreichenden Einflusses, mit der ganzen Kraft seiner reichen staatSmännischen Be gabung. Er hat seitdem die große Politik unseres Kanzlers gegen alle Schmähungen vertheidigt, in allen kritischen Augenblicken die Verständigung zwischen Volksvertretung und Regierung unge bahnt. Und die Wiederwahl diese- Manne- be zeichnet jene Presse jetzt als eine Kriegserklärung gegen den Fürsten ViSmarck, ja, man braucht nur richtig zwischen den Zeilen zu lesen — alS eine Kriegserklärung gegen den Kaiser! — Herr v. Ben nigsen ist in seinem Wahlkreise von Neuem als Candidat aufgestellt; seine dortigen Gesinnungs genossen denken nicht im Entferntesten daran, einen Anderen an seine Stelle zu setzen, und thäten sie eS, kein anderer nationalliberaler Mann würde die Candidatur annehmen. Der bisherige Vertreter deS Wahlkreises Wies baden Herr Schulze-Delitzsch hat sich bereit erklärt, eine Wiederwahl anzunehmen und in einem Schreiben vom 16. Juni d. I über seine Stellung zu Gesetzentwürfen gegen die Socialdemokratie sich wie folgt ausgesprochen: Eine principielle Stellung von vorn herein »u den unausbleiblichen gegen die Socialdemokratie gerichteten Sesetzentwü'-sen der Reichsregierung nehme ich nicht ein. Vielmehr hängt mein Verhalten ihnen gegen über ltdtglich von deren Inhalt ab. Sich» ehe man diesen kennt, für oder gegen das Vorgehen der Regierurm erklären, weise ich von mir ab. Gewiß hat der Staat daS Recht und die Pflicht, gegen daS maßlose Treiben und die wüste Agitation der Social demokratie. für Lehren, welche die wirtbschaftlichen und sittlichen Grundlagen der Gesellschaft antaften, einzuschreiten, und was sich schon mit den bestehenden Gesetzen hiergegen bei energischer Handhabung auS» richten läßt, zeigen die neuesten Vorgänge. So weit sich jedoch daS Unzureichend« dieser Gesetze zu diesem Zwecke Herausstellen sollte, würden deSfallsige Vor lagen der Reichsregierung auf die ernsteste Erwägung deS künftigen Reichstage- gerechten Anspruch haben. Daß man dabei nicht auf den vom letzten Reichs tage verworfenen Gesetzentwurf zurückkommen wird, darf nach den damit gemachten Erfahrungen an genommen werden. Möge mir »um Schluß ge stattet sein, noch an meine persönliche Stellung »ur Sache eine Bemerkung »u knüpfen. Wie ich !ur Socialdemokratie stebe, ist im Lande bekannt. Ich gehöre zu den von ihr am meisten gehaßten und ge» schmähten Männern^ weil ich mit Organisation der genossenschaftlichen Selbsthülfe ihr den enffchiedensten Abbruch gethan habe und noch thue, wie Jedermann weiß, der sich um diese Dinge kümmert und die Hun derltausende zählt, welche in den Reihen der deutschen Genossenschaften vor socialdemokratischen Wühlereien bewahrt geblieben sind. Möchten daher alle wahren Vaterland-freunde in den neuesten Vorgängen gleich falls eine Aufforderung zu eigener planmäßiger Thätigkeit in den verschiedensten Richtungen er blicken zur Abwehr deS drohenden Nebels! Niemals werden ohne solche Beihülse von allen Seiten durch die Verschärfung der Gesetze, durch daS Auf gebot der äußerlichen Machtmittel deS Staate- allein so tief innerlich in weiten VvlkSkreisen um sich fressende Schäden der gründlichen Heilung entaegengeführt werden. Prüfe sich daher ein Jeder selbst, was er hierzu thun kann und gethan hat, damit die tiefe Er regung unseres Volkes über die gegen da- allverehrte Haupt des Kaisers verübten Schandthaten zum Heile des Vaterlandes ihren Abschluß finden und nicht von der Reaction für ihre verderblichen Gelüste auSge- beutet werden möge. vr. Schulze-Delitzsch. Zu der Anordnung, betreffend die Wieder einführung de- PaßzwangeS für Berlin, bringt der „Reicksanzeiger" in seinem nichtamt lichen Theile folgende motivirende bezw. erläuternde Bemerkungen: Die neuesten Vorgänge in Berlin und die fort dauernde Ansammlung gefährlicher, den öffentlichen Frieden bedrohender Elemente Hierselbst, haben die Erwägung nahe gelegt, ob eS nicht im Interesse der öffentlichen Sicherheit geboten erscheine, für die Stadt Berlin die erwähnte gesetzliche Bestimmung gegen wärtig in Anwendung zu bringen. Zwar ist durch 8. 3 des angeführten Gesetzes vom 12. Oktober 1867 die Verpflichtung der Bundesangehörigen wie der Ausländer, sich auf amtliche- Erfordern über ihre Person genügend auszuweisen, als bestehendes Recht aufrecht erhalten, allein diese Vorschrift, ohne Be zeichnung bestimmter Legltimationsmittel, ist schwer »u Handhaben und eignet sich weniger als dic Paßpflicht u einer allgemeinen Controls der hier ankommenden 2 . Ire und für Neuanziehende bestimmt worden. ES liegt dabei nicht in der Absicht, eine Paßcontrole auf den Bahnhöfen u. s. w. einzunchten. Eine solche würde schwer ausführbar und nur mit übermäßiger Belästigung des Publikums verbunden sein. Be» der Einführung der Paßpflichtigkeit für Berlin handelt eS sich vielmehr nur darum, die Paßcontrole in Ver bindung mit einem zweckmäßig zu regelnden Melde wesen auSzuüben und gegen d,e hierbei ermittelten legitimation-losen Personen nach den hierfür maß gebenden Vorschriften und Grundsätzen zu verfahren. Die Ausführung der Allerhöchsten Verordnung in dieser Richtung wird demnächst durch eine Polizei verordnung näher geregelt werden. Der Redacteur deS ultramontanen „Vaterland", vr. Sigl, welcher bekanntlich seit einiger Zeit wegen Beleidigung Sr. Maj. de« deutschen Kaiser-, ferner wegen Aufreizung zum Ungehorsam, verübt durch die Presse, begangen in einem Artikel, in welchem der Erlaß einer Adresse feiten- der „Germania" an Se. Maj. den deutschen Kaiser einer Kritik unterstellt wurde, in Untersuchung fick befand, ist am 29. Juni in München in feiner Wohnung verhaftet und in da- Untersuchung-- gesängniß verbracht worden. vr. Cajetan Felder bat am 28. Juni, wie schon kurz gemeldet, sein Mandat als Bürger meister uud Gcmeinderath der Stadt Wien nreder- gelegt. In einem lakonischen, geschäftsmäßig trockenen Schreiben an den Vice-Bürgermeister theilt diesen Entschluß der Mann mit, der nun volle dreißig Jahre ohne Unterbrechung der Gemeinde- e 1p 4 5 U. Nt. rr er i«. e« r» I. «. r. U. li tt P
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