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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.10.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187810086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18781008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18781008
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-10
- Tag1878-10-08
- Monat1878-10
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.10.1878
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sunq n>q crbauu», Leip,«-r »er IM. Ecke Beilage zum Leippger Tageblatt und Ästiger. > ßianoiorte- mi Bedari patt. ler. l»istr. 3l, l r, i<a, Onterriclii, llebiele äir iu»t, »vionti k»tt> Ix-niken lerro Oo-n v»«-Ieke <i^i, fiuckereitr, xMvi>!«ttK killt, er. 1 Mark «t» f»r i«e skr avrtz. ll«,k. kn Setuil. »r Via««». '» 1» l,»», S«r» Vkvn. llllä «». ,8IvUtr1e4 eisen 281. Dienstag den 8. Oclober 1878. ?2 ZahMM »rvo Der Delegirleulatz lzur Gründung eines Allgemeinen Deutschen Schristfteller-Verban-es. LU. Vti. Auf den bei schönstem Wetter auSgeführten Spa- ziergana nachSohliS »um Besuch deS SchrllerhauseS, wobei leider da- Fremdenbuch weder vorgeleqt, noch zur Einzeichnung so weither Gäste verlangt ward, folgte Mittag- l Uhr ein gemeinsames Mahl im Hotel ..Stadt Dresden", an welchem die einheimischen wie die auswärtigen Mitglieder deS „DelegirtentageS" Theil nahmen. Gegen Ende der Tafel erhob sich vr. Kletke (Berlin) zur Bewillkommnung der Anwesenden in freundlicher herzlicher Ansprache. Professor vr. Gosche (Halle) »rühmte die Initiative des Feftcomite und dankte für die ihm, einem Vertreter orientalischer Studien, also eine- der obftruseften Gebiete der Wissenschaft, gewordene ehrenvolle Einladung. Oberst- Ueutenant v. Koppen toaste aus die anwesenden zwei Damen, Gattinnen von auswärtigen Schrift stellern. vr. Friedrich Friedrich erwiderte den Trinkspruch auf daS Comrtö. ES folgte nun ein kurzer Ausflug auf den AugustuS- platz, um auf der Theaterterrasse den Kaffee einzu- nehmen. Hier mehrte sich die Zahl der Theilnehmer bu ch die Ankunft Max Ring's (Berlin) und Redac- teurS Menger (Berlin). Gegen 4 Uhr begann in demselben Saale deS Hotels Stadt Dresden, in welchem die Begrüßung am Abend vorher und daS Mahl stattgesunden hatten, die Berathung und dann der wichtigste Theil de- DelegirtentagS. Die Tagesordnung betraf die Gründung eine- Allgem ei nen Deutschen SchriftsteUer-Ber bandeS" auf Grundlage eines bei den Einladungen zu dieser Versammlung mitgetheilten Statutenent Wurfs von 8 Paragraphen. Die Versammlung wählte zu Präsidenten vr. Kletke (Berlin) und vr. Friedrich (Leipzig). Schriftführer wurden nicht ernannt. Dagegen war am Reportertisch ein Stenograph beauftragt, die Ver Handlungen nachzuschreiben. Die Präsenzliste stellte die Anwesenheit von KL Theilnehmern fest. Die Oeffentlichkeit war, wie gesagt, thatsächlich nicht etwa ausgeschlossen, da ein Redacteur deS „Dresdner Journal", zwei Berichterstatter auS Berlin und Potsdam (Magdeburg), sowie Verfasser dieser Zeilen den Verhandlungen ungehindert beiwohnten. Bel Beginn der Letzteren bat vr. Karl Ritter von Scherzer (Leipzig) ums Wort, indem er einen Brief von vr. Johannes Nordmann tWien), einem der Unterzeichner der Einladung, verlas. Der Oester reicher ließ sich ob seines NichtbesucheS der Versamm lung entschuldigen, dagegen aber daS lebhafteste Interesse sowohl seinerseits als im Namen deS Schriftsteller-Vereins Concordia in Wien auSsprechen. Redner, der bekannte Weltumsegler, bedauerte, daß bisher die deutsche Echriftstellerwelt noch nicht zu einer Bereinigung gelangt sei, wie sie in England z. B. in dreifacher Zabl schon lange existire und großartig wirkte. Die Wiener „Con <ordia", bei deren Gründung er selbst theilgenommen, habe bereit- Großes geleistet, besitze ein eigenes HauS im Werth« von 150.000 fl. und habe ein Einkommen von 40 bis 50,000 fl Die Ergebnisse der Verhandlungen gipfelten in der schließlichen Annahme deS modificrrten Statuten- enlwurfS und der Wahl Leipzigs alS Sitz deS engern BerbandSvorftandes. Darnach ist der Zweck deS Deutschen Schriftsteller Verbände-: die energische Vertretung der allgemeinen Interessen des SchriflstellerstandeS nach innen wie nach außen und die Gründung eines jährlich statt findenden EchriftstrÜertageS, auf welchem wichtige Fragen gemeinsam berathen werden und die p.rsön liche Annäherung zwischen den einzelnen Mitgliedern deS Schriftsteller-VerbandeS vermittelt wird. Mitglied deS Deutschen Schriftsteller-VerbandeS kann jeder wirkliche und unbescholtene Schriftsteller oder Journalist werden. Schriftstellerinnen sind nicht auS geschloffen. JedeS Mitglied deS Schriftsteller-VerbandcS zahlt vorläufig einen Jahresbeitrag von 15 Bleibt ein Mitglied mit dem Beitrage trotz voraufgegangener Erinnerung länger alS sechs Monate im Rückstände, so erlischt seine Mitgliedschaft und sein Anspruch an die BereinScasse. Der Deutsche Schriftsteller-Verbai d wählt zu seinem Vorstande 9 Mitglieder aus verschiedenen Städten Deutschlands, jedoch muffen der Vorsitzende^ der Schrift führer und der Schatzmeister in Leipzig wohnen. Die Wahl erfolgt auf zwei Jahre, später scheiden mit jedem Jahre ... Vorstandsmitglieder, die jedoch wieder gewählt werden können, auS. Die Neuwabl der Vor ftandsmitalieder erfolgt auf dem Schriftsteller-Tage. Dem Vorstande an die Seite werden durch den Schriftsteller-Tag neun Vertrauensmänner gewählt, die von Ersteren bei wichtigen Fragen zur Berathung und Beschtießung zuaezogen werden müssen. Für nächste- Jahr ist der Vorstand zur Cooptation dieser «-rtrauenLmänner ermächtigt. ^er Vorstand hat über Aufnahme Derer, die sich .m Beitritte anmelden, zu entscheiden, und zwar ist >ine Majorität von 7 Stimmen erforderlich. Will der Vorstand die Aufnahme ablehnen, dann hat er die Vertrauensmänner zu befragen und es entscheidet die > Mehrheit der Stimmen. Der Vorstand leitet alle den Schriftstellerverband betreffenden Geschäfte, sorgt für Vorlagen, die auf Förderung der Interessen deS Echrrftstellerstandes be rechnet sind, zunächst zur Bekämpfung deS unberech tigten Nachdrucks, auf Einsetzung eines Ehrengerichts, welches über Streitigkeiten unter Schriftstellern zu entscheiden hat, auf Gründung aemeinnütziqer Ein richtungen (DarlehnScaffe), und führt Caffe über Ein nahmen und Ausgaben. Der Vorstand rft verpflicktet, jährlich auf dem Schriftsteller-Tage über seine GeschättSsührung, wie über die Easse Rechenschaft abzulegen. An dem jährlich stattfindenden Schriftsteller-Tage können nur Mitglieder des Schriftsteller-VerbandeS mit Stimmrecht Theil nehmen. Gäste einzuführen ist gestattet. Ort und die Zeit deS Schrissfteller-TageS werden vom Vorstande bestimmt und müssen mindestens zehn Wochen zuvor sämnnlichen Mitgliedern mitgethettt weiden. Die Tageicrdnung wird vom Vorstände festgesetzt. Anträge von Mitgliedern müssen vier Wochen vor dem Schriftsteller-Tage dem Vorstande schriftlich eingesandt werden. Die Tagesordnung wird l4 Tage vor dem Schriftsteller-Tage bekannt gemacht. ES wird ein Blatt zum Organe de- Verband? ge wählt, um die Mitglieder über tas Geschäftliche in Kenntniß zu fetzen und ihnen Gelegenheit zu geben, wichtige Fragen öffentlich zu besprechen. In den letzten Theil der Verhandlungen fi-l die Vorstand-wabl al» Intermezzo. An derselben nahmen etwa 48 (darunter nahezu L8 fremde) An wesende Tbeil. Von den 17 auswärtigen Unterzeich nern der Einladung zu diesem Delegirtentage waren nur 3 erschienen und einer öffentlich entschuldigt. Erstere waren die Herren Kletke (Berlin), Wichert (Königsberg) und Grosse (Dresden). Die ersten Aemter, Präsidium, Tasse- und Schriftführung, wurden vr Friedrich, vr. Eckstein und PanteniuS, sämmtlick in Leipzig, übertragen. Als auswärtige Mitglieder deS Vorstandes wurden auf Vorschlag durch Acclamation gewählt Tribunal rath Ernst Wichert (Königsberg); Emil RitterS- hauS (Barmen); Albert Träger (Nordhauser,); Johannes Nordmann (Wien); Julius Grosse (Dresden); vr. Kletke (Berlin). Diese Verhandlungen dauerten über vier Stunden. Beglückwünschen wir daS Comrtö darum, daß der kühne Wurf gelungen ist und wünschen wir dem Werke Heil und Gedeihen! Die Lunstausstrüung des Lünftlervereins, aus deren reichen Inhalt wir bereit- einige Male hingewiesen, erhielt seit Sonntag früh wiederum einigen Zuwachs. Ein Bild von der berühmten Meisterhand deS Galerie-Director- Jul Hübner traf ein: —„Waldquell" nennt sich die reizende Dar stellungeiner wasserfpendcnden Nymphe. Bon dem selben Meister ist auch ein noch größeres Bild „Hagar und JSmael" einaetroffen. Beide Bilder sind zu verkaufen. Wer aver gern ein Werk diese- Meisters erwerben will, ohne doch eine so große Summe anzulegen, Dem ist reichliche Gelegenheit dazu ge boten, indem Jul Hübner auch noch eine Anzahl Handzeichnungen und Skizzen dem Künstlerverein zum Verkauf übergeben hat. — Ferner sind Bilder verkäuflich von noch manchen deutschen Meistern, so von R. Jordan, D. Somogvi, T. Knab, OScar Bega-, E. Daelen, M. Fritzsch, I. C. Gaißer, I. Grund, Georae-Mayer, O. Heyden, M. Haubt mann, R. v. Haanau, A. Jeden-, A. KappiS, C. Ludwig, C. v MalchuS, I. Melcher, A de Marse-, B. Nordenbera, A. Normann, E. O. Post, Loui- Preller, Rosenberger, Rheinselder, Settegast, Siemering, Schietzold, Stix. LaverfWcber, I. Wenglein, H Wrage re Der Umstand, daß so viele gute Namen auf der Ausstellung vertrbtea sind (über eie Plastiker, Kupferstecher und Künstlerinnen be halten wir uns Bericht noch vor), zusammgehalten damit, daß die Preise wirklich merst sehr mäßige sind und daß der Kaufend« zugleich da- gemein nützige Unternehmen de- Verein- fördert, läßt e- bernähe verwunderlich erscheinen, daß bisher erst 5 oder 6 Verkäufe haben abgeschloffen werden können. Man sollte doch denken, daß so Mancher die günstige Gelegenheit zu einem Ankauf benutzen würde. Wir freuen un« schon auf den nächsten Besuch, den wir der Ausstellung abstatten können und werden nach demselben sofort wieder Bericht abstatten. Zweiten Acte wird eine sogen vornehme und nominell fromme Salondame von einer falschen Marquise nebst einem fratzenhaften Abb«- aus dem vergangenen Jahr hundert dupirt, wobei die Erstere Wunderwaffer aus LourdeSüberbrrngt, Eancan vortanzt undChansonnetten singt, der letztere Tartuffe-Fratzen schneidet und nebenbei die hübsche Zofe altakrrt; ,m dritten Acte läßt ein carikir- ter italienischer Balletmeister seine Caprioien IoS' nn vierten ziehen Tricotftudenten auf und bringen einemVer- treter der Wissenschaft eine Ovation, welcher sich alS ultrasächsischer Dorfschulmeister s I» Coupletvortrag im Schützenhause gerirt. — Auch die Musik erhebt sich in keiner Weise über die schnodderige Bedeutungs losigkeit de- Texte- und gelangt nur in dem Gesangs- Vortrag deS falschen BalletmeisterS (3. Act) zu einiger gefälligen Geltung. Weit bester war in den Zwischen pausen für animirende Musik gesorgt, wobei besonders das Trompetinensolo Anerkennung verdiente, lieber- Haupt gebührte dem wackern Orchester auch diesmal alleS Lob. Der Riesenanstrengung, welche die Blitzmädel-Rolle erfordert, dürften wohl nur sehr wenige Soubretten der Jetztzeit rn gleicher Weise gewachsen sein, wie Fräul. Pagav, welche mit unübertrefflicher Bravour ihre Aufgabe mrt allen, zum Theil äußerst schwierigen Einzelheiten bemeifterte und großartigen, manchmal frenetischen Beifall erntete. Sie verfielst sich auf so vollendete Pikanten«, sowohl im GcsangSvortrag (dies mal auch französisch) alS auch im Dialog, wie es nur der mit großer natürlichen Begabung gepaarten Routine gelingt. Ihre exquisite Handhabung deS deutsch-französischen Jargons ist ebenso bewunde- rungSwürdrg wie ihre fulminante Wiedergabe deS CharrsonnettenvortragS und auch die Drolerie ihrer italienischen Ballerine ist wirklich hinreißend. Wenn die Zugkraft der Carolabühne nunmehr wesentlich erhöht sein wird, so ist es vornehmlich solchen brillan ten Leistungen zuzuschreiben. Auch Herr Fried mann fand a!S Chorist Leo Brüller Gelegenheit, sich im voitbeilhaftesten Liebte zu präsentiren, indem er als vollkommen ebenbürtiger Partner des Blitz mädels die Vielseitigkeit seines tomisch-burlcsken Ta lents leuchten lieb. Sein degagirtes Spiel mußte, abgesehen von einigen ans Ordinaire streifenden Uevertreibungen, jubelnden Beifall finden, aber je aus giebiger derselbe gespendet wurde, desto ernstlicher muß der Darsteller vor Ausschreitungen zur Possenreißer« gewarnt werden. Sicherlich würde ein Abbe mit vornehmerem Anstrich, ohne Circusmalerei im Gesicht, ohne Todtengräbercoftüm und ohne widriges Zungen- schnalzen weit bester wirk»n. — Außer diesen Beiden hatten die meisten übrigen Rollen nur ganz unter- >eordncte Bedeutung. Durch seine carikirende Dar- tellung des schon zu sehr carikirten Professor- von sinke errang sich Herr AuSpitz lebhaftesten Beifall. Unerhört wäre eS, wenn eine solche Vogelscheuche der bodenlosen Sächserei von der Wiener Universität alS Vertreter der Wissenschaft berufen würde, aber rn einer Post« ist eben daS Unglaublichste möglich und ein großer Theil de- Publrcums ist in solchen Dingen unglaublich anspruchslos. Von den Nebrigen sind noch hervorzuheben, der Baron JubaSz des Herrn Krämer, welcher jedoch den Vollblut-Magyar zu breit österreichisch da,stellte, nicht scharf genug betonte und auch ,m Coftüm nur annähernd der Rolle ent sprach. der abgeschmackte Casimir von Wasserkopf deS Herrn v. Schipfer, welcher das Läppische seines PartS übertrieb und die bessere Komik erneS Vor gängers vermissen ließ, der Baron von Sternheim des Herrn Berla, der diesmal weniger reussirte, und die ziemlich verfehlte Frau von Kutschenreiter deS Frl. Rinka. Die Dienstmädchen Hanni (Frl. Lasch) und Jeannette (Frl. Blum I) waren frische Wiens rinnen, aber sonst gleich Null. Carola-Theater. t, Leipzig, «. Oktober. Eine Possen Novität im verwegensten Sinne deS WortcS, d. h. nach neuester Manier und im modernsten Geschmacke hat gestern ein zahlreiches Publicum ganz außerordentlich be lustigt und Caffen-Ersolg gemacht: „Ein Blitz mädel", Posse mit Gesang in 4 Acten von Carl Costa, Musik von Millöcker. Der rührigen und zweifellos geschickten Direction ist eS bereilS gelungen, das früher so gesunkene Interesse für daS Carola- Theater tüchtig aufzufrischen und ein nicht nur viel zahlreicheres, sondern auch viel feineres Publicum hcranzuziehen. FrischeS, fröhliches Leben blüht wieder auf den Ruinen. Die sonst so öden Räume wimmeln von amüsirten Leuten und sind von lustigstem Ge lächter erfüllt Es muß immerhin jetzt als eine Seltenheit gelten, wenn einmal der Titel eine- StückeS so wie diesmal durch den Verlaus des StückeS gerechtfertigt erscheint. Die Telegraphistin, cancaneuse Marquise, Tänzerin und Koboldine im Studcntenrock, Karoline, ist ein wirkliches „Blitzmädel", ein funkensprühender Aus bund, wie er wohl noch auS keiner internationalen Poffenfabrik herausgesprungcn ist und wie ihn sich keine Poffensoubretle effectreicber und reißender wünschen kann, wobei auch die herrliche Gelegenheit zu vürmaligem Toilettenwcchsel in Betracht kommt. Bei derarirgen Pioducten der böh.ren scenirten Tingeliangelei mit Solo-, Ensemble- und anderen Scherzen einer dramatischen Handlung nachspüren zu wollen, wäre überflüssige Müde, denn wo Nichts ist, da hat der Kritiker sein Recht verloren. Vier Acte hindurch bemüht sich ein höchst nebensächlicher Jurist, Namens Rudolf Kern, dem eS aber an jedem Kern fehlt, um eine lumpi e Stellung als Secretair beim Telearapbevamt, dis rbm seine Braut, daS erwähnte Blitzmädel, durch allerlei Maskeraden. Attitüden und Burlesken? verschafft. HöchststaunenSwerth rft die Mühe waltung deS Herrn Verfassers, principiell jeden drama tischen Aufbau, jede Verwickelung, überhaupt jede Spur einer Handlung beiseite zu lasten und dafür durch lauter episodischen Kram, Schnurrpfeifereien, Kalauer, poly- glottische Zungendreschercien u. s. w. die Zeit eine- Theaterabends auSzusüllen. DaS gan»e Stück ist ge wissermaßen GuylaS mit viel Paprika, Rothwein-, Zwiebel- und sonstiger Sauce, aber fast ganz ohne Fleisch. Im ersten Acte wird ein ganz undenkbar fidrleS Lelearaphenamt von einer Horde Telegraphistinnen, die sich mit dem Publicum ganz ungenirt unterhalten, und einem völlig würdelosen Vorstand vorgestellt: im Aus Dresden. s- DreSden, 6. October. (Vom zweiten deutschen s antisocialdemokratischens Arbeiter-Congreß. — Zukünftiger Ge- icdäftSleiter de-Kanonenkönigs. — Gene- ralstabSreise. — Jubiläum.) In den Tagen de- 12., 13. und 11. d. M. wird im großen Saale de- Gewerbehauses hier der zweite deutsche (antisocialdemokratische) Arbeiter-Con- greß abgehalten werden. DaS hiesige Local Comilo besteht auS den Herren Gypswaarenfabri- kant Cristofani, Kaufmann Greve, Sladtrath Hendel, Stadtrath Kretschmar, Lehrer Leuschke, Redacteur Pohlenk, Oberlehrer Schmidt. Klempner meister Waldmann, Tischlermeister Zieger, Klempner Kirchbach, Dekorationsmaler Michael und Ober lehrer vr. Herrmann. Letzterer ist Schriftführer de- Local-Comit6 und ist schon jetzt zu Auskunft- ertheilungen über alle den Congreß berührende Angelegenheiten bereit. (Derselbe wohnt Dresden Chemnitzerstraße 16, II.) Die Tagesordnung de- CongreffeS setzt sich zusammen auS folgenden Puncten: 1) Eröffnungsrede deS Vorsitzenden deS ständi schen Ausschusses über die wahre Bekämpfung der Socialdernokratic (Or. Max Hirsch-Berlin). L) Berichte deS GeneralsecrelairS und Schatzmeister-, erstattet durch Jul. Keller und S. AronS. S) Die Verwendung der WilhelmSspende und die freien Hülfscaffen. Referenten: Reichs- und Landttogsabg. Rickert-Danzig, Prof. l>r. Rühl mann Chemnitz und Tischler E. L. Wulff Berlin. 4) DaS Wesen und Wirken der Gewerkoereine. Referenten: Generalsecretair Schloß macher- Hamburg. Redacteur Hugo Polke-Berlin, Ma schinenbaucr Karl Andreas-Berlin. 5) Die Ausgaben der Fabrik-Jrrspectoren nach der neuen Gesetzgebung. Referenten: Redacteur A. K u t s ch ba ch - Dortmund, ReichstagSabg Bürgers - Berlin, Maschinenbauer Hugo Ka mien-Berlin. 6) Die Presse und die Arbeiterfrage. Referenten Oberlehrer l)r. Herrmann-Dresden, sie. G Waldemath-Gorlitz, Kaufmann S. Nrorrö Berlin, Maurer Karst-Spandau. 7) DaS HerbergSwesrn. Referenten: L-Hrer W Schletter-Döbeln, Tischler Liebau-Berl n. 8) Die Aufgaben deS Ausschusses und der Ver trauensmänner de- Trutschen Aibetter-Coitgrefle- insbesondere die Arbeiterstatistik, daS LebrlinaS- wesen und die gewerblichen Schiedsgericht«. Re ferenten: Allgemeine Einleitung: ReichStagSaba. RechtSanwalt Müller-Gotha, Gen. - Secretair Keller- Berlin; Arbeiterstatlftik: Redacteur Kutschbach-Dortmund, vr. Max Hirsch- Berlin; Lehrling-wesen: Schuldirector O. Pache- Lindenau, Tuchmacher C G. Alt-Guben; Schiedsgerichte: ReichStagSabg. RechtSantwalt Zimmermann- Berlin. 9) Antrag eine- corporativen Mitglieder auf Streichung des Zusatzes: „antisocialdemokratisch" im Namen deS CongreffeS. Referent: Kaufmann I. Weiß-Charlottenburg. 10) Vorschläge zur Ausbreitung und praktischen Wirk samkeit deS deutschen Arbeiter-CongrefseS. 11) Wahl deS Vorstandes, deS ständigen Ausschusses und deS nächsten CongreßorteS. Etwaige Einwendungen berügtich der Herren Referenten sind Vorbehalten. Am 12. October von Nachmittags 2 Uhr ab Versammlung de- isocalcomitS im Gewerbehause, Empfang der Gäste, Abend- 7 Uhr Sitzung deS ständigen Ans chüsse- unter Theilnahme der Vertrauensmänner ebendaselbst, Abends 8 Uhr Vorverfammlung zur Begrüßung der Delegirten, Prüfung der Mandate, Feststellung der Reihenfolge der Tage-ordnung, eventuelle Wahl sdeS Bureau. Nach der Vorver- ammlung gesellige Bereinigung. Am 13. Octbr. Vormittag- 10 Uhr Beginn ver Verhandlungen, Nachmittags 5 Uhr Besuch der jedenfalls unent geltlich geöffneten königlichen Sammlungen, AbendS 9 Uhr gesellige Vereinigung Am 14. October Vormittags 10 Uhr Fortsetzung der Verhandlungen, AbendS 7 Uhr Fesldanket im Gewerbehause. Am 15. October gemeinsamer Ausflug in DreödenS Umgegend. Log'lS vermittelt der Eingang- ge nannte Schriftführer des Local - ComitL. — Nachdem sich die zwischen dem Kanonenkönlg Krupp in Essen und dem Präsidenten deS Reich-- EisenbahnamteS Maybach gepflogenen Verhand« ungen wegen Uebernahme der Leitung der groß artigen Krupp'scheu Etablissement- zerschlagen batten, waren dessallsige Unterhandlungen mit dem Vorstand der VerkehrS-Abtheilung der General- direction der sächsischen StaatSbahnen, Finanzrath Jencke hier, angeknüpst worden. Dem Vernehmen nach sollen diese Verhandlungen mit dem Letzteren zum Abschluß gediehen sein und wird Finanzrath Jencke bereits am 1. Januar auS dem Staatsdienste auS« scheiden. — Am 2 d. M. hat von Riesa auS, unter Leitung deS ChesS deS GrneralstabeS Oberst vonHol» leben, eine vlerzehntägige GeneralstabSraise begonnen. An derselben betheiligen sich, außer den verfügbaren GencralstabSofficieren, noch zwölf Ossierere der Infanterie, Cavallerie und Artillerie. Die Uebungen nahmen ihren AuSgangSpunct in der Mügelner Gegend. — Am 14 d. M feiert daS Dresdener Ta übst um men «Institut da- 50 jährige Jubiläum seine- Bestehen-. Der um daS sächsische TaubstumnienbildungSwesen hochver diente Direktor Jencke ist während dieser langen Reihe von Jahren unausgesetzt Leiter der Anstalt gewesen und begeht somit gleichzeitig sein 50jähri- ge« Dienstjubiläum. An Zeichen ver wohlverdien ten Anerkennung wird c- dem Jubilar an diesen, seinem Ehrentage nicht fehlen. Aus Stadt un- Land. * Lcrpz ig , 7. October. Von geschätzter Hand geht uns folgende Berichtigung zu: Der ObeliSk cm der Goethestraße gilt nicht, wie gestern berichtet worden, den ehemaligen Direktoren der Leipzig - Dresdner Eisenbahn, vielmehr ist er er richtet alS historisches Denkmal der Bahn, zur Erinnerung daran, daß Leipzig die Stadt ist, deren Bürgerschaft daS erste große Glied der jetzt aus dem europäischen Continent so weit verzweigten internationalen Ver» kebrskette der Eisenbahnen ins Leben gerus- 't hat. * Leipzig, 7. October. Beim Herrannahen der Wintermonate glauben wir die Tausende von Jünglingen und Männern in unserer Stadt auf den großen Nutzen aufmerksam machen zu sollen, den eine geregelte Leibest hätigkeit für sie bietet. Die beiden hiesigen Turnvereine, der All» gemeine Turnverein in ver Turnerstraße und der Leipziger Turnverein in der Schreber- strciße, verschaffen durch ihre zweckmäßig eingerich. teten Turnhallen und ihren streng nach den Regeln einer rationellen Lebrmethode festgestellten Turn» betrieb die erwünschte Gelegenheit zu gesunden Leibesübungen, und eS ist auch den verscviedcnen GcsellschaftSclaffen die Möglichkeit dargebote», zu verschiedenen TageSzeiten zu turnen, da der Allge» meine Turnverein z. B. in der Mittagsstunde von 12—1 Uhr und AbendS von 7'/,—9 Uhr Curfe eingerichtet hat. Je mehr daS deutsche Turnen als eins der hervorragendsten nationalen Er» ziehung-mittel zu betrachten ist, um so mehr muß man wünschen, daß sich ihm die allgemeine Theil» nabme in höherem Maße, als Dies bisher ge» scheben, zuwendet. 8. Der letzte Sonntag hatte wieder Tausende von Meßfremden, die mrt den Ertraziigen nach Leipzig gekommen waren, in- Schützenhau- ge führt. Schon Nachmittag wogte eine Menichen- maffe durch die schönen Gärten. Die Verwaltung de- SchützenbauscS hatte aber auch ganz außer ordentliche Anstrengungen gemacht, um ilnen Gästen nach allen Setten hin Zerstreuung und Genüsse zu bieten. Außer dem zaklreichen Pc> sonst von Künstlern, welches abwechselnd im großen Parterre- und im Trianonsaal seinHSchaustesiunaen producirte, und außer der beliebten Localpoffe:
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