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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188007077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-07
- Tag1880-07-07
- Monat1880-07
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1880
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4VS2 Todes'Anzeige. Am S. Juli, AbendS '/.OUHr verschied plötzlich in Folg« eines Blutfturze», fern von der Heimalh im Eurort Teplitz, wo er Leilunasuchte, unserinniqstgeliedterguter Bater, Schwieger- und Großvater, Rentier «ilhelm Anguß Vachmunu. liefbetrübt »eigen dies hierdurch an die Familien: Vach««««, »rötzl und vau«,«irtel. Lausig! und Rötha. Testern starb in Sulza plötzlich und unerwartet unser jüngste- liebes Söhnchen A? » I t I» « r, waS wir theilnehmenden Freunden und Bekannten nur hierdurch mittheilen. Den «. Juli 1880. -al. vraan nebst Frau geb. Avisier. Die Beerdigung findet Donnerstag Vor mittag 8 Uhr von der Leichenhalle des neuen Friedhofes auS statt. Testern Abend '/.7 Uhr entriß uns der Tod schnell und unerwartet unseren herzens guten Waller im Alter von 3 Jahren 7 Monaten: tiefbet'übt zeigen wir dreS nur hierdurch an. Eutritzsch, den 6. Juli 1880. -ermann Naumann und Frau, ^ geb. Ltetnbach. Heute Abend '/«II Uhr verschied schnell und unerwartet unser lieber Oswald im Alter von 6 Monaten. Um stille Theil- nahme bitten BolkmarSdorf, den 5. Juli 1880. Richard Ziegler und Frau. Heute Mittag 1L Uhr verschied an einer Nierenentzündung unser einziger Sohn Pan! im Alter von 7 Jahren. Er folgte seinen beiden vor Kurzem vorangegangenen Schwestern in die Ewigkeit nach. In größtem Schmerze zeigen wir die- Freunden und Bekannten an und bitten um ftille- Beileid. Leipzig, am 6. Juli 1880. Gustav Gltuz nud Frau. Heute Morgen 8 Uhr nach kurzer Krank heit verschied schnell und unerwartet unser guter Arthur im Alter von 10 Monaten. Wir bitten um stille Theilnahme. Leipzig, den 6. Juli 1880. «ich. HauSstetu und Frau geb. Erde. Dank. Für den zahlreichen Blumenschmuck, so wie für die wohlthuende, innige Theilnahme beim Tode und Begräbnisse unsere- theuren Gatten, Vater-, BruderS und Schwager-, deS Herrn Johann Heinrich D-rina, sagen wir allen Freunden und Bekannten und insbesondere Herrn Pastor vr. Suppe für die trostreichen Worte, welche sehr wohlthuend in unseren Herzen wirken, unseren innigsten Dank. Die trauerndeu Hinterbliebene». xv. Wir bemerken noch, daß das Ge schäft seinen ungestörten Fortgang hat, und bitten daher, das Vertrauen, welche- dem Verstorbenen zu Theil geworden war, auf Mutter und Kinder zu übertragen. In der gestrigen Todesanzeige ist anstatt vr. 0»rl tioltmsnn Tolttmnn zu lesen. Für die wohlthuende innige Theilnahme beim Begräbnisse meine- lieben Manne» sage ich hierdurch meinen herzlichsten Dank Nag. verw. Arauz geb. kremet. verlobt: Herr E. Hantsche in Bautzen mit Frl. Marie Kretschmar daselbst. Herr Max Richter, Buchhändler, in Bautzen mit Frl. Margarethe Kube daselbst. Herr E. Weitzel, Lehrer, in Ober-Röblingen a. See mit Frl. Emilie Quarg daselbst. Herr Max Buchheim in Plauen i. V mit Frl. Jda Timmel daselbst. Herr Herm. Langen- oerg inZeitz nut Frl. Hulda Fahr daselbst. Herr Max Wilhelm, Buchhändler, m Großenhain mit Frl. Rosa Pollmar das. vermählt: Herr Paul Klar in Dresden m t Frl. Marie Eisold daselbst. Herr Ludwig Preußer in Dresden mit Frl. Fanny Brähmer daselbst. Geboren: Hrn.Böckelmann in Unwürde eine Lachter. Hrn. Paul Henoch in Dresden ein Sohn. Herrn Carl Schulze in Dresden ein Sohn. Herrn vr. B Kell in Dresden eine Tochter. Herrn Richard Heidenhaus in Chemnitz ein Sohn. Herrn Alexander Rotke in Gablenz eine Tochter. Herrn Wilh. Brauns in Quedlinburg ein Sohn. Herrn vr. meä. Bernhard Korn in Seif hennersdorf eine Tochter. Herrn Auaust v. Schönbera, Landesältester, auf Waffer- jentsch ein Sohn. Herrn Paul Lippert, III. Anstaltsgeistlicher in Waldheim, ein Sohn. Herrn Curt v. Haugk in Hamburg ein Sohn. Gestorben: Herr Gottlob Moritz Löwe, Kaufmann, in Döbeln. Herrn F. Tham- hayn's in Zwickau Tochter Elsa. Herr Herm. Stahl, Tischlermeister, in Wurzen. Herr Johann Kmoch in Dohna. Herrn Thiem?» in Pirna Sohn Fritz. Herr Johann Apel ,n Altenburg. Herr Carl August Kretzschmar in Meißen. Herr Carl Gottlob Richter in Questenberg. Herrn Eduard Thiele'S in Großdobritz Tochter Emma. Herr Carl Heinrich Aehnelt in Zwickau. Herrn Aug. Hertel'- in Chemnitz Sohn Paul. Frau Christ. Sophie verw. Ebausseegeld - Einnehmer Mauermann in Chemnitz. Frau Marie Wolf in Nieder bobritzsch. Herrn Robert Hunger'S in Freiberg Sohn Richard. Herr Carl Friedr. Schäffner in Freiberg. Frau Anna Maria Marr geb. Düwock in Dresden. Herr Friedr. Aug MöbiuS, Bahnmeister a. D.» in Poppitz bei Riesa. Herrn H. Anger- mann'» in Dresden Tochter Rosa. Herr Friedr. Aug. Patz ,eo. in UnterhermSgrün. Herr Gottlieb Lotze, Bürstenmachermeifter» in Kösen. Herr August Zizold, kgl. sächs. Kammermusik»-, in Dresden. Herr Max Ebert in Dresden. Frau LeSky m Lolditz. Herr Pastor Friedrich Otto Rudel in Constappel bei Meißen. Herr Tischmeyer, Stadtkämmerer, in Halle a. S. Herrn B. Aufschläger'- in Kötzschenbroda Sohn Max. Frau AgneS Florenline Koch geb. Hammer in Nossen. Frau verw. Geh. RegierungSrath Back in Altenburg. vlo Vvvrtlltzung äs« Uvrro tt. O. «l»r» lluckvt voausr^tax trüb S vbr rom Irnuvrdnuns, Aurlvustr»»«« 8, »ae statt. ri8vdsrd»S, Schleußign Weg. Lem-eratm 15°. Vjldslmsduck Flußbad für Männer und Frauen Parthenschlößchen a. d. Schönefelder stet- reiner "erm. Berl. tr.<». Spetfeanstalt I. Donnerstag: Linsen mit Schweinefleisch. L. v. Münder. Meteorologische Leobachtungen aus ävr 8torurr»rt« tu l-vlprlx. llüli«: 118 dleter über äem Aeer. /,«it -er Vvvdmdrnnx. re<1. »al rk-rwowU'. v« ksnvt Viul- rlcktuiiff i.o! Sllti*«. 5. luü 10 lltir 751.0 6. l-orxen« 8 llkr 755.5 -l,et,mitt»x, 2 vkr 755 5 Minimum äer l'emperrtur — -t- 12.5 -s- 15 3 ff- 201 ff- 10« 0 78 81V L 68 8V 47 ^8W 3 K»nwuw — ff- L1° 0. vottiiff Isst III» devöllll Professor Zöllner und die -rutschen Professoren. Bei dem Standpunkte, welchen daS Leipziger Tage blatt einerseits zur Vivisektion, andererseits zu dem Spiritismus deS Herrn Slade und zu dem Magne tismus de- Herrn Hansen einnimmt, muß dasselbe den Publikationen des Herrn Professor Zöllner eine große Aufmerksamkeit widmen, eine um so größere, al- der genannte Herr Professor auf allen vorge nannten Gebieten mit staunenerregender Fruchtbar keit arbeitet. Seit dem dritten Bande der „Wissen schaftlichen Abhandlungen" sind im Laufe der letzten Monate drei Brochuren von Herrn Prof. Zöllner edirt worden: ,,lieber den wissenschaftlichen Miß brauch der Vivisektion mit historischen Dokumenten über die Vivisektion von Menschen", ferner: „DaS deutsche Volk und seine Profefforen, eine Sammlung von Citaten ohne Kommentar" rc., endlich: „Zur Auf klärung de- deutschen Volke- über Inhalt und Auf gabe der wissenschaftlichen Abhandlungen." Die BivisectionSfrage ist seiner Zeit in diesem Blatte nach den hier verunglückten Agitationen des Herrn v. Weber von berufener Feder besprochen worden. Es soll deshalb nicht Aufgabe dieses Re ferat- sein, diese bis zur Ermüdung der Leser ven- tilirte Frage einer nochmaligen Behandlung durch Besprechung des erstcitirten Buche- zu unterziehen; eS ist ein vollständig anderes Thema, welches diesem Referate zu Grunde liegen soll. Auf unfern Gegen stand weist Herr Professor Zöllner selbst durch den Titel seiner zweiten Brochure hin: DaS deutsche Volk und seine Professoren. Wer die letzten Erörterungen des Herrn Professors namentlich im 3. Bande der „Wissenschaftlichen Ab handlungen" auch nur oberflächlich verfolgt hatte, konnte beim Erblicken diese- Titel- nicht im Zweifel sein über die Tendenz des Buches. Wissenschaftliche Abhandlungen im Preise von 20 -4t dürften kaum da- Glück haben, sehr populär zu werden; außerdem verweist sie schon der Titel mehr in die Bibliothek de- Gelehrten, als auf den Familientisch des Bür gers. Da ist denn Herrn Professor Zöllner der Gedanke gekommen, seiner persönlichen Polemik gegen seine Eollegen und andere nicht akademisch gradmrte Persönlichkeiten auch bei der Majorität des Laien- publicumS Zugang »u verschaffen, nach dem schon von Schiller empfohlenen Principe: „Den lauten Markt mag Momus unterhalten". Sind ungefähr zwanzig Professoren, welche meist naturwissenschaftliche Lehrstühle mne haben, resp. hatten, alS Vertreter der deutschen Profefforen inS- gesammt anzusehen, da doch allein unsere Universität Leipzig 82 ordentliche Profefforen zählt? Wer hat ge rade diese 20 dazu erwählt? Doch lediglich Herr Prof. Zöllner nach seinen nicht immer durchsichtigen Zwecken. Und ist schon auS diesem Grunde die Auswahl keine maßgebende, so noch viel weniger die Art und Weise, durch gänzlich auS dem Zusammenhänge gerissene Citat« charakterisiren zu wollen. Herr Professor Zöllner wird doch nicht verlangen, daß man seinen Collectaneen auch jedeSmal aus die Quelle nachgehen soll, besonder- bei Zeitungsberichten. Ja wir werden sogar sehen, daß er mitunter allen Grund hat. Die» nicht zu wünschen. Ferner daS Volk! Ja, daS Volk! Ob wohl Je mand auS den von Herrn Professor Zöllner ange führten Citaten von Nichtvrofefforen die Ansichten deS deutschen Volke- über seine akademischen Lehrer kennen lernt? Schmeichelhaft ist eS entschieden für da- deutsche Volk, daß Hödel, Nobiling, der abend mahlschändende ArbeitSmann Uhlich alS seine Ver treter voraeführt werden. Auch sind nicht alle Leute dafür, in Bebel undLiebknecht ihr nationale-Musterbild zu sehen. In diese Gesellschaft bringt nunHerr Prof Zöll ner auch andere Persönlichkeiten, die man sonst mit jenen nicht in einem Athem zu nennen pflegt. Fürst Bis marck läßt man sich ganz gern al» Vertreter de- deutschen Volkes gefallen: er ist markig durch und durch, aufrichtig und wahr. Führer der nationalen Idee seit 1870. Aber wenn Herr Prof. Zöllner von ihm Etwa» citiren will, so muß eS doch selbstverständlich, dem Titel de» Buche» entsprechend, über deutsche Profefforen gesagt sein. Wie da hirber die Rede vom 8. Mar 1880 und di« Note vom 80. April 1880 paffe, sieht man schlechterdings nicht ein. — Auch fragt man sich vergeblich, wie der Gesetzentwurf über die Straf gewalt de» Reich-tag- gegen seine Mitglieder in da» Huch kommt, ebenso wre der diesbezügliche Brief de» Freiherrn v. Lüttwitz. Wünscht Herr Prof. Zöllner einen solchen DiSciplinarhof auch für die Universi täten? Dann muß er wirklich ganz vergessen haben, daß ein solcher existirt für Profefforen, welche mit der Führung ihre» Amte- Anstoß bei den Lollegen und dem Publicum erregen. — Vollständig consternirt tedoch ist man bei der „geheimen Note vom December 1860 von den Beichtvätern der Kaiserin Eugenie" rc Freilich weiß Referent, daß er mit seinem Tadel dem Urtheile des Herrn Prof. Zöllner verfällt» welches Derselbe in seinem Buche „Zur Aufklärung des deut schen Volkes" psg. 14 f. ausspricht: „Meinen Kriti kern, besonders den sogenannten „Stimmen der resse", erlaube ich mir zu erklären, daß nicht ihr adel, sondern stet- nur ihre Lo beserhebungen mich verletzen. Wer mich tadelt, steht unter mir, indem eS ihm an hinreichenden Kenntnissen fehlt, mich zu verstehen." „WaS soll's nun aber mit dem Buche?" frägt der ungeduldige Leser. Referent glaubt errathen zu haben, er wiederholt: er glaubt errathen zu haben, daß dem deutschen Volke in dieser Sammlung von Citaten von ungefähr 20 Docenten ein Licht aufgesteckt wer den soll über die Schmählichkeit der deutschen Professorenverhältnisse im Allgemeinen. Un wissenheit, Hochmuth, Thierquälerei, Verführung zur Socialdemokratie und zum Meuchelmord: das sind die Eigenschaften der deutschen Profefforen nach Herrn Friedrich Zöllner. „Umkehr! Umkehr auf naturwissen schaftlichem wie volkSwirthschaftlichem Gebiete!" ist seine Losung. Man sieht, auch die KrebSnasen fehlen bei diesem neuesten Leipziger Allerlei nicht. Nun, wir wollen sehen, wie Das durchgeführt wird. Man kann auch in fremden Worten mitunter unwahr sein! Wie ist eS z. B. mit dem Citate auS „Wichtige Tagesfragen" von Herrn Prof. Karl Birnbaum? ES ist angebracht zwischen einer Stelle aus Nobiling's eigener Lebensbeschreibung und Bildungsangabe und einem Berichte de- Leipziger Tageblattes über sein Befinden nach dem Selbstmordversuche. Entfernter gruppiren sich dann darum Hödel'sche Auslastungen und Proceß Glattstern. Wenn man in dieser überaus ehrenwerthen Gesellschaft folgendes Citat aus der ge nannten Schrift des Herrn Prof. Birnbaum liest: (1) „ZumITheil waren die Herren empört über Das, waS sie zu hören bekamen, zum Theil begeistert für den Socialismus. Behufs der Organisation wirk samer Propaganda im Kreise der Commilitonen waren einige von diesen mit den Vertretern der socialdemo kratischen Partei in Verbindung getreten und beson ders zu der Zeit, al- sie sich auf ihre Lehrer im Verein für Socialpolitik berufen konnten, überaus thätig in diesem Sinne." (2) „Die nachfolgenden Blätter enthalten daS We sentlichste auS einer Reihe von Vorlesungen, welche ich seit dem Jahre 1871 in jedem Wintersemester ge halten habe." wenn man Dieses liest, muß man bei unbefange nem Gemüthe glauben: ,La, dieser Birnbaum hat den Studenten Anleitung gegeben zum Socialismus und zur Anknüpfung von Verbindungen mit der so cialdemokratischen Partei." Im Originaltexte jedoch beginnt der zweite PaffuS den Reigen, dann folgen diese Worte: „Zur Abhaltung dieser Vorlesungen war ich seiner Zeit durch die Wahrnehmung veranlaßt worden, daß eine größere Anzahl unserer Studirenden mit außerordentlichen Interesse den öffentlichen Angelegen heiten folgten und mit einem dem Studium nach- theiliaen Eifer an dem Streite über daS Für und Wider sich betherligten." — Daß dadurch die Sache ein ganz anderes Licht gewinnt, ist klar, und eS fragt sich nur, welche Zwecke Herr Prof. Zöllner bei seiner Aus lastung und Umstellung verfolgt hat. Recht schlecht fährt in den Citaten Professor Vir- chow. Er ist nicht nur ein grausamer Wütherich gegen die armen Thiere, nicht nur ein ultrarother Revolutionair, nein — uud Dies ist doch bei einem Profeffor am allerschlimmften —: er ist ein Unwis sender, der eS sogar selbst eingesteht. Horrender Zu stand deutscher Universitäten! Damit wollen wir Abschied von einem Buche nehmen, welche- nur zu deutlich die Spuren einer überaus schnellen Abfassung trägt. Referent hätte sich mit diesem Wüste von willkürlich gewählten, willkürlich »ugestutzten und willkürlich zusammengestellten Citaten nicht so lange aufgehalten, wenn der Leser nicht den Eindruck bekommen sollte, w,e Herr Prof. Zöllner wohl erst in einem Buche mit eigenem Originaltexte, al» z. B. in dem Buche „Zur Aufklärung" rc., verfahre, wenn schon diese anscheinend objective Compilation in viel facher Weise ernsten Anstoß erregt. Referent hätte ferner den Leser nicht so lange bei einem Buche auf- gehalten, welche- in seiner bunten Zusammenwürfelung einem geflickten KriegSmantel für den polemischen Herrn Profeffor zu vergleichen ist, wenn er überhaupt der Meinung gewesen wäre, daß der Inhalt de zweiten Buche- „Zur Ausklärung de- deutschen Vol keS" rc. im Einzelnen di-cutirbarwäre. Anstand-rücksich ten wegen de- an allen Haaren herbeigezogenen Skandal haben ihn vom Gegentheil überzeugt. Im Großen und Ganzen kann man e» alS einen Commentar zu vielen Stellen der vorbehandelten Citatensammluna anlehen, in den nun aber die allerpersönlichste Polemik ver packt ist, eine Polemik, welche unvorsichtige Literatur historiker auf die Vermuthunq bringen könnte, Herr Prof. Zöllner sei mit dem Verfasser der „Gespräche mit einem Grobian" in näherem Verhältnisse ge standen. ^ (Schluß folgt.) Königliches Lan-gerichl. * Leipzig, 8. Juli. Ueber einen Fall der Ueber- schreitung des Zücbtigungsrecbtes, welches sich auf die Gesinde-Verhältnlffe bezieht, fällte kürzlich in der Be rufung--Instanz die dritte Strafkammer deS hiesigen königl. Landgerichts ein den Bescheid des Instanz richterS völlig verwerfendes Erkenntniß. Der In spektor Schlegel auf einem Rittergut bei Oschatz war von dem ebendaselbst als Schafknecht dienenden Josef Sauer wegen thätlicher Beleidigung bei dein königl. Amtsgerichte Oschatz verklagt worden. Am 10. April d. I. hatte Schlegel die Löhne für das Gesinde auszuzahlen, und als der von ihm bestellte Schasknecht Sauer nicht sogleich dem Rufe folgte, ging der Inspektor Schlegel nach der Stelle, wo Sauer zu treffen war. Letzterer hatte nun wohl dem Boten, welchen Schlegel geschickt, er widert, es werde wohl nicht so ängstlich sein (oder ähnlich); genug, alS Schlegel selbst erschien, verab reichte er dem Sauer mehrere Ohrfeigen (Sauer be hauptet sechs) und fügte einige Äeutzerungen hinzu, a!S: „Dich habe ich schon lange satt, packe Dich fort, wenn eS Dir nicht ansteht" rc. Das Schöffengericht zu Oschatz, vor welchem die Hauptverhandlung stattfand, erkannte jedoch auf Freisprechung des Privatangeklagten, und zwar mit Rücksicht darauf, daß Sauer in seinem Sesinde- und Abhäigigkeitsverhältnisse sich nicht so benommen habe, wie es sich für ihn geschickt, insbesondere daß er durch sein Verhalten genügende Veranlassung zu einer nach der Gesindeordnung berechtigten Züchtigung gegeben habe, daß der Privatangeklagte als Ver treter der Dienstherrschaft von dem ihm zustehenden Züchtigungs-Rechte ohne Ueber- schreitung des erlaubten Maßes Gebrauch gemacht habe u. s. w. Mit dieser Entscheidung gab sich jedoch Sauer nicht zufrieden, legte vielmehr Be- rufun.'gein. Das Rechtsmittel hatteeinen für Sauer günstigen Erfolg, denn die dritte Strafkammer er kannte in der Handlungsweise Schlegel'S eine Ueberschreitung deS Züchtigungsrechtes und verur- theilte denselben zu fünfundzwanzig Mark Geld strafe und in die Kosten des Proceffes. Der Ver handlung präsidirte Herr Kammer-Director Pusch. Bon der zweiten Strafkammer des hiesigen kgl. Landgerichts wurde in der gestrigen Sitzung wegen Unterschlagung in einer Mehrzahl von Fällen und zwar nach 83- 246 und 250 des R. Slr.- Ges.-BuchS, sowie wegen Beseitigung von Urkunden und wegen Betrugs Karl August Halffer aus Frei berg zu zwei Jahren sechs Monaten Gefäng- niß und vier Jahren Verlust der Ehrenrechte (unter Anrechnung von drei Monaten Untersuchungshaft) verurtheilt. Der Gerichtshof war auS den Herren LandgerichtSrälhen Juftizraty von Bose (Vorsitzender), JaSpi-, Sachße, Metsch und Affeflor Groh zusam mengesetzt. die Anklage führte Herr StaatSanwalt Schwabe, die Vertheidigung Herr RechtSanwalt Freytag II. Nachtrag. * Leipzig, 6. Juli. Dem gestrigen Berichte Uber die „Meißner Conferenz" ist hinzuzu- fUgen, daß am ersten Tage der Verhandlungen die Herren Prof. vr. Fricke und ReichSgerichtSrath a. D. Mohr mann ihre wärmste Anerkennung auS- sprachen für die große Förderung, welche da- kirch- ltche Wesen überhaupt und speciell in Leipzig durch die Einführung der Kirchenvorstände gefunden hat, und mit Nachdruck sich gegen jede beschränkende Aenderung der Kirchenverfasiung m dieser Richtung erklärten. Auch der Antrag de- Herrn Pastor Hickmann-Cölln, daß die „Staats- resp. Ge meindeschule" nur „nach der gegenwärtigen ge schichtlichen Entwickelung" anerkannt werden solle, wurde vom Referenten nur mit der ausdrücklichen Erklärung acceptirt, daß er darunter ein bleiben de- Ergebniß unserer culturgeschichtlichen „Ent wickelung" verstehe. Die Kirche hat die Formen ihres verfassungsmäßigen Einflüsse«. — Bei Ge- legenhrit der Conferenz wurde übrigen« gemäß Antrag de« Herrn Pastor Echäffler-Lawalde ein „Verein für sächsische Kirchengeschichte" gebildet, ver seitdem bereits die ersten Schritte zu seiner selbstständigen Constituirung gethan hat. — In Betreff de« heute stattfind«iden Wohl- thä tigkeittz-ConcerteS im Schützenhause kommt uns die Mittheilung zu, daß Frau Reicher- Kindermann und Fräulein Paula Löwy, obgleich im Neuen Theater bi« zum Schluß der Oper „Orpheus" thätig, dennoch ihre Mitwirkung nicht versagten, so daß daS Programm keinerlei Ab- ändcrung erfährt. Am heutigen Mittwoch Abend findet daS von dem Hülfs-Comit« für Lindenau-Plag-- witz :c. zum Besten der Wasserbeschädigten in derOberlausitz veranstaltete große Sommer fest in den Räumen des Gasthofs „Zu den drei Linden" in Lindenau statt, bei welchem die Concertvorträge von dem Leipziger Lehrer- Gesangverein, sowie den Männergesang-Ver- emen der Orte Lindenau und Plagwitz und der Capelle de« Herrn Direktor Schneider ausgeführt werden, während am Schluffe großes Feuerwerk stattfindet. Für den Fall, daß ungünstige Witte rung eintreten sollte, wird da- Fest in den Sälen des Etablissements abgehalten; möge daher im In teresse deS guten Zweckes, der mit dieser Festlich keit verfolgt wird, ein zahlreicher Besuch nicht fehlen. — Die am l6. Juli zur Ausgabe gelangende Nummer der im Berlage der DUrr'schen Buch handlung in Leipzig erscheinenden „Allgemeinen Moden-Zeitung" bringt al-artistische Beilage das in Stahl gestochene Portrait unserer ge schätzten Opernsängerin Frl. Orlanda Riealer. Diesem Hinweise fügen wir die Bemerkung hinzu, daß im Schaufenster der hiesigen Kunsthandlung von Hermann Vogel in der Goethcstraße jetzt drei Bildnisse der genannten Künstlerin ausgestellt sind, und zwar photographische Aufnahmen der selben als „Ortrud", als „AmneriS" ivekanntlich zwei ihrer besten Darstellungen) und nach dem Leben. Die letztere bildete anscheinend die Vorlage zu dem Stahlstich in der ..Allgem. Moden-Ztg ", welche übrigens zugleich Mittheilunaen über die bisherige Künstlerlaufbahn von Frl. Riegler enthält. * Leipzig, 6. Juli. Am 18. Juli findet in der hiesigen Buchhändlerbörse die Generalversamm lung des Allgemeinen BuchhandlungS- Gehülsen-Verbandes statt. Um Uber ver schiedene Fragen, welche in der Generalversamm lung zur Berathung stehen, einen Meinungsaus tausch herbeizusühren, hatte der KreiSvercin Sachsen deS gedachten allgemeinen Verbande in diesen Tagen seine Mitglieder zu einer Ver sammlung im Mariengarten vereinigt. ES wurden hierbei namentlich über die Anträge auf Auflösung der PensionScasse und Beschlußfassung über ba usch vorhandene Vermögen, sowie aus Erhöhung deS seitherigen BegräbnißqeldeS und der von einem Mitglied« veS Kreises Sachsen eingebrachte Vor schlag, die Erhaltung bez. Neugründung einer PensionScasse betreffend, lebhafte Debatten ge pflogen. * Leipzig, 6. Juli. Wie bereits durch In serate in diesem Blatte bekannt geworden, veran staltet da- Ad. Schmidt'sche Reisebureau am künftigen Sonntag, den 11. Juli, Extra fahrten zu billigen Preisen sowohl nach Kösen alS auch nach Grimma, Colditz, Rochlitz und Penig, so daß also den AuSflugSlustigen und ins besondere auch den minder Bem ttelten, vielfache Gelegenheit gegeben wird mit geringen Kosten einmal eine Vergnügungsfahrt nach der einen oder anderen Richtung hin zu unternehmen. Alle- Nähere erfahren Reflectanten bei Herrn Her«. Dittrich, Halle'sche Straße Nr. 4, woselbst bis Donner-tag AbendS die Bittet« zu den angekündig ten Preisen, später aber mit einem entsprechenden Prei-aufschlag abgegeben werden. — Karl Riesel'« Separat-Courierzug nach München, der heute, Mittwoch, Berlin verläßt, trifft in Leipzig gleich nach 10 Uhr Abend- ein, wird auf der Berbinduug«- bahn übergefllhrt und pünktlich um 1l Uhr vom Bairischen Bahnhof ab nach seiner Be stimmungsstation abgelassen werden. Sowohl zu diesem wie zu dem am Donnerstag, den 8. Juli, von Berlin über Halle (wo die Aufnahme der Passagiere au- Leipzig erfolgt) gehenden Zuge nach Frankfurt a. M und der Schweiz sind Billet-
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