Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.03.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188103172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-03
- Tag1881-03-17
- Monat1881-03
- Jahr1881
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.03.1881
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8» tt, ikrscheint täglich früh «'/, Uhr. Neßsrtisk ,»ß LrprtUi«, IohauueSgast« 33. Syrkchliun-n, her Ueß«1i««. Vormittag« tO—l« Utzr. Nachmittag« 4—k Uhr. >ta«»«»> e,»«n«»riri «»»»xnv»» »cht Sch »« «tr»»«U»» «ch, »<r»i-»u«. der kür »te »tckftf«I,e»d« A«««er »ttttnintte« Anjrr«»« a» Wc^tzeuta^o in» 2 Utzr Nachmittag«, S»G«M» »U«-rjttage» lrüh»i»',,»U«r. 2» ßr» ^iliairn für Z>s.-.X»,h«e: Btt« klemm. UatversilLtSstrahc Li. Lsnis Läsche, kaiharinrnstraßr Ui,». nur bis llhr. HMrr.TllgMM Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgefchichtr, tzaudclS- «nd Ccschäftrverkehr. Auflage L6,6VV. Ldoilnemrntoprri» viertelt. 4'/, Mit., iutt. Bringerloh b Mt., durch dir Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegeremplar tO Ps. Gebühren für Extrabeilage» atztik Postbesürderung M Mk. Mit Postbesürderung «8 Mk. Inserate Kneipaltene Petitzeile 20 Pf. Brühere Schriften laut unserem Preit- Verzeichnis. Tabellarischer Sah nach hüherem Tarif. ttttlamrn »ntrr den KedartianaKrich die Lpaltzeile 40 Pf. Inserate find fiel« an die Expeätttsn za seaben. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeumueramio oder durch Post- Vorschuß. ^ 76. Zur gcfiilligcn Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Freitag, den 18. März, Bormittags mrr bis 'j-S Uhr geöffnet. Lxpeffltlon «itzs laOlp/lxvr l'kxedlktte». Amtlicher Theil. Lckanntmachung. Der vorbereitungsgoUesdieiist für de» ersten diessäfiriczen Bußtag findet Doaner-tag, den 17. d. M., Abend» B Uhr, und zwar anr in der BeterSktrehe statt. Leipzig, am 8. März l88l. Die Kircheniuspection für Leipzig. Der Superintendent. Der Rath der Stadt Leipzig. 1-. Lech irr. Or. Georgi. Harrnny. Vcraeigerung auf den Abbruchs ^ Dir sän>«,tl»A»en;u dem Grnndstück der eheinaligea Kn«stn»etsterwvhn«ag Harkortstrap« -kr. «L (Nr. l. Adtbcit. ll de« Brandkalaster«) gehörigen Banltrh» reite» einschließl. de- Th«r«r» der ehemaligen s. g Schwarzen Kunst sollen Freitag de« US. dies. Mo«. Dorn»ttt«g» LI Uhr a» Rathrstelle auf dem Rathhaus«, i. Etage, Zimmer Nr lv unter den ebendaselbst aus dem großen Saale nebst Inventar verzeichnis der Gebäude zur Einsichtnahme ausliegenden Bedingung«» ans den -lbbrnch »ersteigert werden. Da da- Grundstück bi- zum l. April o. I. vermiethet ist, so können die Baulichkeiten nur mit Genehmigung de« Abmiether», Herrn C- K. Weber in der Ronnenmühte. besichtigt werden. Leipzig, de» 14. Mär, l88>. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georg«. Eerurti. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 1t». März. Go wenig auch bi- jetzt Über die Reformideen de« nruen Zaren verlautet, so viel steht mit Gewißheit fest, daß Alexander UI. auf eine streng nationale Politik angewiesen ist. wenn er die Leitrnschaslen brschören will, welche gegenwärtig da- russische Bock erregen. Wird doch dem Fürsten Bi-marck der Ausspruch in den Mund gelegt, daß Alexander ll. der ausgedrängte Krieg von 1877 das Lebe» gekostet, iveil er die ausgrhetzten nationalen Leidenschaften nicht zu befriedigen vermochte. Der Ausspruch ist um so wahrer, weil kein Geringerer als Fürst Bismarck selbst an der Spitze der europäischen Diplomatie die Befriedigung der nationalen Leidenschaften de- russischen Volke« binderte und die tür kische Armee nur die Borhut de- kämpfenden Europas gegen die Eroberungssucht Rußland» im Orient bildete. AuS diesen Tha »fachen ergiebt sich die Stellung von selbst, welche Rußland unter seinem neuen Herrscher über kur; oder lang «»nehmen wird. Die Zugeständnisse. welche Alexander UI. dem russischen Volke machen dürste, werden nicht von der Besorgnis vor neuen Orstni-Bomden der Nihilisten «„gegeben Oin, sondern dir Rothwendigkeit, auf „nationaler" Bahn Rußland mit seinen gebieterischen Forderungen an „Ruhm und Größe" (wie da- Maiiiiest erklärt) wieder zu versöhnen, wird in Petersburg den er len und die folgenden Schritte ieiten. um so da« sog. Testament Peter'« de» Großen zu erfüllen. Mag dazwischen ein mehr od« minder liberale» versastung-wrtt auf de», Papiere entworfen und eingeführt werden, e« wird die Revanchegelüste der Moskowiter gegen Deutschland und Oesterreich niemals verdränge». Dar- »der macht man sich gerade in Berlin keine Illusionen, wo man die Tragweite der Bi-marck'schen antirussischen Politik stet« genau gewürdigt bat. Die Geschickt« der russi schen Manöver wird noch geschrieben werden wüsten, welche am Berlin« und ankeren deulschen Höfen angewendet worden Lid. um dem Fürsten Bismarck di« Leitung der auswärtigen Angelegenbeiten zu entwinden. Die eigenhändigen Briefe de« verstorbene« Zar- Alexander an unseren Kaiser, die geraden und krummen Wege, welche der russische Gesandte, Herr v. Oubril, in Berlin einschlug, die Ränke, welch« von den prinzlicha» Ver wandten de« unglücklichen Herrscher» gespielt und von de« zahlreichen Petersburger Agenten in General-uniform weiter gesponnen wurden, diese Wühlereien werden «nsten- «n« reich« Fundgrube geschichtlichen Stoffe- liefern, sobald die Ge schichte des russisch.tlirkischen Kriege- von 1877, und Wa dara us folgte, geschrieben werden wirb. Ab« auch ohne diese« Material wird die Tage-geschlchte au- den offen daliegcnden Borkomm nisten die Überzeugung gewinn«, mlisten, daß Rußland seine pelitiiche und national« Entwickelung nur aus koste« Deutsch land- oder Oesterreich-Ungarn- zu fördern ge willt ist. Hie S-lavrn. hie Deutsche! wird es immerdar heißen, wen« auch der Kronprinz de- Deutschen Reiche« und die Kamiltenglieder der Hohenzollern an dem Garge ihre« betlaaeu-merlhen Berwandte» kuim» »erde». Gerade in deutschen Residenzen, wo da- Zarrm»ich so diele seiner der» mögenden Adel-gescklechler ihre Sitz« «msschlagen täßt. ist man am wenigsten zweisrlhast darüber, daß nach de« ruch lose» Morde Alexander'-II. der au-wärtigen Po litik Rußland- eine andere Richtung und neu« Ziele gesteckt werde«. Durtvau» zutreffend schreibt in diesem Ginn« die Berliner „Nalianalzeitung": Li« letzte» Jahr« Hobe» I» Rußland unleugbar de» Geiß der Ge waltsamkeit in schwer bedeukluhe» Grade nttse>j«lt. Lcha» lange find »llb« Lei de, schäfte, an brr Arbeit. Lw» »er Mitte de- Volke- ist mit eimr fürchterlichen Veharrlichtttt dem Kaiser nach de» Leben ge- tmchte» worbe», dem jeder Russe dach wohl zurrte,«» «aß, »aß er Ich «tl einer tz«r»orragr»de« Menschenliebe u»b Ott» me alle» Za«» bl» »rüßtt» ver »lenste um die Lrleichwr»»- dt- Batl»- «ch DomrerStag den 17. März 1881. 75. Jahrgang. Zur Feier de» Geburtstage- Sr. Majestät de» deutschen Kaiser- wird Dienstag, de« LL. dieses Monats, Mittags zwei Uhr ei« Festmahl im Schützenhause stattfinden. Diejenigen Herren, welche sich daran bctheiligen wollen, werden ersucht, die Tafelkartcii ä 4 Mark bis zum Abende des 19. dieses Monats aus der Nuntiatur im Rathhanse zu entnehmen. Leipzig, am 10. März 1681. Der Aath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Or. Wangemanm Der Ratb der Stakt Leipzig hat mir mitqethellt, baß er ,«r Feier d«- Sedurtsrage« Seiner MwfeAät de- KatzerS Dien-tag. den 22 diese« Monat». Mittag- 2 Uhr ein Fest, «ahl ,m Schützenhause veranstalte» werde» und hat auch ausaesordert, die Herren Professoren und Docenlen der Uni versität hiervon in kenntniß zu setzen. Indem ich dieser Aufforderung hierdurch Nachkomme, be merke ich. daß Tafelmarren zu 4 Mark bi» zum Abend de« l9. diese- Monat» aus der Nuntiatur im Ralhhause auS- gegeben werden. Leipzig, den 16. März >881. Der Rertor der Unlwersttckt Lst Luthardt, d. Z. Rector. Danksagung. Dem Orckester-Pensions-Fonds ist t) von dem am 17. November 1880 verstorbenen Herrn Privatmann Domiutc Grasst «in Legat von Fünfzehn Tausend Mark, sowie 2) von dem vor Kurzem verstorbenen Herrn Jwltws Grckel ein solche» von Fünfzehn Hundert Mark levtwillig zugewendet worden. Dir können nicht umhin, für diese so reichlichen Gaben, durch welche unserer Anstalt ein Überau» schätzbare- Wohl wollen bewiesen worden, hiermit unser» aufrichtigsten Dant öffentlich au-zusprechen. Leipzig, den lb März >881. Der Ver»a1tu«gS.«o«schwS OrrGester. Hhewst»»« .Fwwd«. Lekanntmachung. -m hiesig«, Iobanni-boSpitale wird mit dem S. April d. I. die Stelle einer Krantenwärterm vakant. Bewerberinnen um diese mit einem Dochenlohn von «> Mart, freier Wohnung. Verpflegung und Beleuchtung, sowie mit einem jährstcken Keuerungsdeputat von t.V Eubm Holz und 10 Eentner Braunkohle verbundene Stelle werden zur Einreichung ihrer Gesuche und Zeugniste aus biesia«-,» Ratbhanse bt« löiwgste«« zu« KS- Mär) d. 2>, Rach- w>tetag« « Uhr, m,l dem Bemerken ausge»orderl. daß nur geprüfte kr. ..sinwarterinnen berücksichtigt werden können. Leipzig, am ll. März l88l. Der R«th der St«dt L-tpzlg. l)r. Georgi. Harrwitz. ü Ovüviitlielie Hün6ol8lvIiiiLN8lKlt. vt« Xumeläun» mm Auu-slolebrilu»«», welob« K- Ottern in äio ktttb- «ier -»«ibwjuuu-curee äer LelirtluunvbtbelluuU «iaunt«, »,U«u. erbittet web «ler Vumruetvbnet« iv äer 2eit e.» 2». b«, »lt 2«. Rilr», Vermlttu», II-I2V, ITbr. Mnmü^lllch unter perttwllcder VortteUuv, -er -lo-uwelüvo-«o -uwk ibr« Herr» t^ioelpel«. Witbrem« -er »wluektea 2elt Menten «mb Xnwel-ar^ev Ntr -eu elu1>ibrl»e» kerbnle-eoeoburtlteb«» Our»»» «0,^°" ^Uiomwvu. eu nelobem eich lluu-1uuF>lebrllutz> htuRelluk«^ üi« im S«itL« -«, 2eugMoe» über -i« MMwuuolmMied« vetttbürnoL rum Llu)Lbrtu-?N!N»iU«eu<1i«o« uwä. vuterriobt lv Suuut«» wüvlmuUmd» LbultzM « Rurk. Ourl Rulkru«, Direktor. Lkkamltmachung. Wir beabsichtigen im Lause dieses Jahre- nachverzeichnetr Straßenlracke zu pflastern: 1. die Windmühleist'raße, 2. - Schlttzenstraße. Z. den Platz vor dun Römischen Hause, 4. die Zeitzcrstraße von letzterem ad bis zur Albertstraße, 5. - Pleißengaff«, 6. « Färbern rage, 7. - klostcrgaste. Es ergeht daher an die Besitzer der angrenzenden Grund stücke und be; an die Anwohner hierdurch die Aufforderung, etwa beabsichtigte, die bczeichnelen Straßentracle berührende Arbeiten an den Privat-(IaS- und Wasserleitungen und Bei- schteußen ungesäumt und jedenfalls vor der Neuz'siasterung auszusühren. da mit Rücklicht aus die Erhaltung eines guten StraßcnpstasterS dergleichen Arbeiten während eines Zeit raumes von fünf Jahren nach beendigter Neupflaslcrung in der Regel nicht mehr zugelassen werden. Nicist minder werke» die Erstgenannten unter Verweisung aus unsere Bekanntmachungen vom 2. Januar 1877, vom 2ü. März l87S und vom 3. Mai l88tt ausgcsorkcrt. bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 60 Mark oder der sonst in den genannten Bekanntmachungen angetrol'ten Nachtbeile die Unterführung der Dachtraufen mittelst besonderer Fall- rohrschleußen unter den Fußwegen hindurch in die Haupt- schleuße der Straße rechtzeitig vemirken zu lasten und die« fpäteiien« bi« zum tö. April d. I. bei un« zu beantragen. Die Höhe der wegen Herstellung der Fallrohrschleußen zuvor zu hintcrlegenden Pauschkosicn wird einem jeden Be theiligten mittelst' besonderer Zuscrligung bekannt gegeben. Leipzig, den 19. Februar 188 l. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Or Wo De langemann. Inhaber der abhanden gekommenen Svarcasten- QuitlunaSbücher Serie l Nr. 85.144 und Serie II Nr. 35,979 iverken hierdurch ausgcsorbert. sich damit binnen 3 Monaten und längsten» am 20. Juni d. I. zur Nackweisung ihrer Rechte, bez. zum Zweck der Rückgabe gegen Belohnung bei Unterzeichneter Anstalt zu melken, widrigen>alts der Sparcasten- Ordnung gemäß den Anzeiger» der Inhalt dieser Bücher aus» gHahtt werden wird. Leepzig. den l^b. März >88l. Dir Verwaltung de» Leihhauses «nd derSpareaffr. um de» Fortschritt erworben ha». Vom russische» Staub- »»»et au« muß dir furchtbare Tragödie der letzte» Tag» tegrtsseu »rrdro. mit rassische« Kräfte», Stre bungen, Stimmuageu muß der neue Zar rechne». Zwt- scheu Ihne, muß Dieser da« Gleichgewicht herzusten«, suchen. Der Boden, aus dem dal alte Zan. Itzum stand, ist von alle« Setleu erschüttert durch dir Aristokrat», die nach emer neue» Stellung im Staate streb», durch eine von unrxn anstürmeude, zwar kleine, aber mit unbändiger Wriih kämpfend« Schaar, burch tiue wachsende Gleichgültigkeit und Abneigung gegen die bestehende» Formen von allen Leite«, vor Allem auch durch da- in d,r Lxlreme Überschlagens« nattonalrulfische Selbsiaesühl. Gied mir. wo ich stehe, muß der neue Kaiser zu rinem Volk« sagen. Alexander tll. hat keine Wahl, der Boden, auf den er treten wird, ist ihm gegeben. Dieser Boden kann kein deotschsreuvdltchrr sein, e» wäre eben so verkehrt auzuaehmen, daß der neue Kaiser sranzäsisch« oder englische Politik treiben walltr. Schärfer als trgeuo einer seiner Borgäuger siebt Atexauder III. sich aus eine national.russische Politik angewiesen. Dieser, klare» und präcisru Standpunkt käiiuru wir ohne Mißvergnügen und ohne Mißtrauen sich elabtire» sehen; aus dem Boden grmeinsch Etlicher Interessen und im Ausgleich wider- streitender Interessen werben auch i» Zukunst die derben großen Rachdarreiche sich suchen und staden. In Berlin ist allerdina» da- Gerücht verbreitet, daß Zar Alexander Ul. dem Kaiser Wilhelm die Fortdauer der frcundsckmstlichen Beziehungen versickert habe; indessen darf dieser convenlionelle Ausdruck der Gefühle in einem so trüben Momente nickt überschätzt werde«, wo von einer bessimmt ausgeprägten Politik überhaupt noch keine Rede sein kann. Die Mitglieder der russischen Eolonie in Bettin nehmen an. daß ein Versuch zur Ertheiluna dieser oder jener Verfassung ebenso enden würde, wie die BersastuuaS-Spwtereieu in Kon stantinopel und im jungen Butgarcureich«. DaS eigentliche Programm der Neurusse« »nd Ult- russen wird erst dann in die Erscheinuug treten, wenn europäische Verwickelungen sie aus den Plan rufen. In Berlin ist man der Ansicht, daß diese Möglichkeit einkrrten dürste, wenn die Kriegserklärung Griechenland« an di« Türkei» die man für bevorstehend hält, erfolgt. Di« vertraulichen Verhandlungen konservativer und «ltrawontaarr Parteiführer, welche von diesen selber kaum geleugnet werden, erhalten ihre charakteristisch« Beleuch- tuna durch die Nachricht, daß Fürst Bi«marck zur Ein- iüyruua de« Tabak-monopol- fest entschlossen sei und schon dem nächsten Reichstag eine entsprechend« Vor lage machen werde. Diese Meldung ist gar nicht ernst genug zu nehmen und wird auch in allen politischen Eirkelu g«. vührend gewürdigt. Wäre «- nicht bereit« au- de» Thatsachen selber bekannt, so könnte allein schon die bestimmte Stellungnahme zum Monopol eine» beweiskräftigen Rückschluß aus die Intimität de« Reich-kanzterS und de» Centrum« gestatten. Jetzt endlich hal Fürst Bismarck die Mehrheit für sein «irlhschasropolitische- „Ideal" gesichert: »a- so tauge al» Theorie erschien, di« an der Macht der Thatsache» scheitern würde. Da« droht jetzt durch die mit Eoncesfionen erworbene HlUs»ber«itschast der Wiudthorst und Genossen praktisch werden »u sollen. Man wird zugebeu müssen, daß der Reichskanzler sich für die Be endigung de« Eutturkamps^ einen hohen Preis auStzedungen hal; für die Hunderte von Millionen, die da» Monopol viel leicht in lv Jahren adwersen wird, lohnt «6 sich schon, ein« Revision der Maigefetze »orznnehmen. zumal diese vor- kommenden Fall« wieder rückgängig gemacht werden kau», da« Monopol aber schwerlich äu« den Angeln Gehoben werden dürste, sobald es einmal besteht. Odwodl diese Erwägung da« Eentrum zur Vorsicht mahne» sollte, wird kaum noch bezweifelt, daß e« ans dl« aestellte Bedingung. Annahme de« Monopol«, eingegana«« sei und durch die parlamentarischen llnterhändler des Fürst« Bismarck sein« entsprechend« Bereitwilligkeit kundgegeben habe. Roch am 4 Februar hatte der Reichskanzler im Ab geordnetenhaus« die Monopotsrage al- eiue s»r ihn offen« «handelt. Der Tabak wüste zwar „mehr bluten", aber aus welch« Art Da« geschehe, stich« für chm erst i» zweiter Linie. Wenn dann ein Entgegenkommen nach link« bin gesehen wurde, so zeigt die heutige Sachlage, daß jene» Sp>ct nur der Ausdruck der Ungewigheit war. in wie weit sich das Eentrum zu engaairen entschlossen habe. Jetzt, wo die Ver handlungen zur Bitdung emer geschlossenen Regierungspartei irrisdare Ergebnisse fördern, ist von Unentschiedenheit keine Rede mehr, und die Ziele de- neuen DirthschastsprogrammS werden mit einer Bestimmtheit dargelegt, die an den be rühmten Brief vom l5. Deeember 1878 an den bairischen Agrarier Herrn v. ThÜngen und an die damit eingeleitete Schutzzollpolitik von lv79 erinnert. Die Mevrhcitssaclorrn von damals finde« sich auch heute wieder zusammen. Geberdete sich doch bei der Berathung der wirlhscbaft« tichen Adtheiluna im Reichsamt des Innern der Abg. Windthorst dereit« so entgegenkommend, daß ein sarkastische« Wort au- ReichStagskreisen ihm den Namen eine« „RrgierungSeommistarS" beilegte. Und wie im Jahre >879 die Kundgebungen mächtiger Interessengruppen zum Ausgangspunkt der Reform wurden, so wirst jetzt die Zukunft ihren Schatten v rau« in dem Votum der württem» dergiscden Kammer ans Einführung de« Monopol«. Die offene Darlegung der Pläne de« Reichskanzlers kommt gerade rechtzeitig, um v« der Debatte über den Ctat der Zölle und Verbrauchssteuern die geeignetste Unterlage der Berathung zu bilden. Bon l ideraler Seile ist bereit- in Aussicht ge nommen. dir Monopolirage einarlhend zu behandeln. Nament lich wird dem Borwurs de« Fürsten Bismarck, daß die TabakS- inkustrie nur durch die „Parleipotilik" nicht zu der ihr so nothwendige» Ruhe komme, mit dem HinweiS daraus be gegnet werden, wie der Reich-lag noch im Mai v. I. in Form der Resolution Buht-Delbttick die bestimmteste Stellung gegen da« Monopol genommen habe. Jedenfalls haben die kleineren Steuervorlagen der gegen wärtigen Reichstag-session erheblich au Bedeutung verloren. Schon daß sie vom Präsidium, nicht ohne Einvrrständniß mit dem Fürsten Bismarck, so auffallend „dilatorisch" behandelt werden, wirb al« ein Beweis dafür angrsehen, daß der Letztere aus ihr Zustandekommen kein Gewicht tegt. Sie dienen viel mehr augenscheinlich nur dazu, nach erfolgter Ablehnung mit vettheilten Rollen, wobei auch da« Eentrum mit zu mitten berufen wäre, da« Monopolprogramm desto wirksamer in den Mittelpunkt der Wahlbewegung zu stellen. Da« Präsidium de» Reich«taa«. die Herren von Goßter. Freiherr zu Kranckenstein und Ackermann, wurde am Dieü«tag Nachmittag l'/, Uhr vom Kaiser in Audienz em- psanaen, die gegen lü Minute» währte. Aus die Ansprache de« Präsidenten von Goßter, welcher Namens de« Reichstag» «sie» Teilnahme an dem schwer«, Unglückssall, durch den di« kaiserlich« Aawilie m so groß« Vetttlduiß versetzt sei. au«, drückt«, erwi«tte der katser u. A.: Er sei sichtlich erfreut über di« von de» Vertreter» der deutschen Ration ihm dar- ««achten Beweise der Theilnahme; er ha« in dem Kaiser Ilerander ll. seine« lieben verwandten und treuesten Freund zugleich verloren. Der Kaiser erwähnte, wie gerade Preußen« und Rußland-Herrschersamilir» durch drei Generationen «t» einander verwandt seien und Freud und Leid gemeinsam aetragen haben. Der Kaiser, der sichtlich tief «weg» war. hob noch hervor, wie dieser neuestr Vorfall in St. Peter«burg gezeigt ha«, daß es keinen Schutz für da« «den der Monar- chen ge«. Der Kaiser entließ die Deputation in freundlichster und zuvorkommendster Weise und ersucht« den Präsidenten von Goßter. de» Reichstag« davon Mittheilung zu machen, wie er. der Kaiser, durch di« Theilnahme de« Reich«tage« hoch ttskEUt stt. Da» dritte Verzeichnis der «im R«ich«tag ein«, gaugeuen Petitionen «steht wieder zum »eitau« arößten Lhert au« Gesuchen von kirchenvorsiänden »nd Pastoren um Abänderung de« «ivitstanv-g-setze«. sodann au« Petitionen um «dlehnuug der vorqeschlagenen Brau- und Stempelsteuer, gegen da« Tabak-monopot, gegen da« Unfall- vecsicherunglgrsttz, »m Wiedereinsllhrung obligatorischer Dir Commission für da- BersassungSänderungS- gesetz hat ohne äußern Grund de» Beginn ihrer Arbeiten um mehrere Tage hinausgeschoben, der zögernden Behandlung wichtiger Entscheidungen entsprechend, welche bas Cent rum jetzt mehr als je für angezeigl hält. Es wird in parlamen tarischen Kreisen erzählt, die Slinimung des öentrumS gegen über dem in Rede stehenden Gesetz sei bis jetzt eine keines wegs günstige; dasiel« sei einstweilen nur geneigt, die Ver längerung der Legislaturperioden zuzugesiehen. Wenn von dem ganze» Gesetz Nichts als dieses bescheidene Stück übrig bleiben sollle, so halte der Erfolg siir die Regierung schwerlich noch großen Wcrlh. und man hätte bester gethan, so viel Staub nicht auszuwirbeln. Wäre die Borlage von vorn «rein aus eine Bcrlängeruna der Legislaturperioden um ein Jahr «schränkt geblieben, so Kälte sie weht eine wesentlich andere Ausnahme gesunden. Aus jeden Fall wird es schon jetzt at« ausgeniachl betrachtet werken können, daß die Ver pflichtung zur altjährticben Berufung des Reichstags be stehen bleibt, und schon damit ist der wichtigste Zweck, den die Regierung mit dieser Vorlage verfolgte, gescheitert. Es geschah wohi nickt ohne Absicht, daß sich der Reichs kanzler an der Debatte über das BcrsassungsänbcrungS- gesry nickt beiheiligte: er mochte wohl Scheu tragen, sich allzu sehr für eine Vorlage zu erwärmen, die so schlechte Aussichten bietet. E>n Fehler dleibl es aber doch, ein Gesetz vorzulegen, bei dem da« Eenlrum wieder einmal die ganze Wichtigkeit seiner Stellung zur Schau tragen kau», um hinterher doch der Regierung die Unterstützung zu versagen. In seiner jüngsten Re« zu Breslau hal der Abgeordnete Hänel auch dir Llellung der liberalen Parteien unter einander und ihr gegenseitige- Verhallen bei den Wahlen ge streift. die Secession srcudig «grüßt und auch die in der .Rieter Zeitung" wiederholt angelcblagenen Töne eines Zu sammengehen« alter Liberalen ankliiigen lasten. Das Schluß- ergebniß seiner Erörterungen zog der Redner in folgenden Worten: „Tie Parole sür die nächsten Wahlen müsse sein: wir wollen treu bleiben unserem Programm, treu bleiben einer grundsätzlichen Politik, wie wir sie bisher versotgt, wir wollen aber auch Treue hatten allen Denjenigen, die »ach dem Ziel« eine« entschiedenen Llberalloinus streben, und ihnen gemeinsam» Waffenbrüderschaft antragen. Möge eS auch hier m Breslau getingen, unter dieser Parole den Sieg der Fortschrittspartei herbeizusühren." Da- prak tische Ziet der fortschrittlichen Wahlagitation ist damit wieder in aller wünschenSwerlhe» Klarheit ausgesprochen. Anderen liberalen Richtungen iverden ein paar töne»« Phrasen von Waffenbrüderschaft und festem Zusammenhalten zuaerusen: da« praktische Ziel der sorlschnlllichen WahllakNk »st a«r überall da«, fortschrittlich« Candibatcn unbekümmert um d>c „Waffenbrüder" von anderem librralcn Richtungen durchzu- brulgen. Welche Ziele gegen die nallonalliberale Partei der Fortschritt praktisch verfolgt, wisse» wir längs«; aber auch die Secessionisten werden noch seltsame Erfahrungen mit der fortschrittlichen Waffenbrüderschaft machen, — vergleiche Görlitz! In den Wiener Bkrsenkreisen hat die Petersburger Depesche eiue ungeheuere Aufregung hervorgrrusen. DaS Börsen.Lass aus dem Schottenring, welche« an Sonntagen in der Regel nur den Samnirtpu,»ct der Eoutiste bildet, war nach 6 Uhr dicht gefüllt. In Droschken und Privatwagen kamen zahlreiche Börsengrößen angcsahren, welch« durch die namhaslen Rcalisiruugen, d»e sie aussükren ließen, die Ver wirrung noch mehr steigerten. Wüste« Geschrei ertönte im Lass und aus der Straße, wo sich bald eine große Menschen- menge ansammeltr, die, im Interesse de- ungehinderten Ver kehr«. von Schutzleuten zerstreut werten mußt«. Nock um ll Uhr Abend» war da« Börsen-Lass dicht gefüllt, weil man au« Petersburg weitere Nachrichten erwartete. Am DirnStag Nachmittag sollt, in Wien der am Freitag Abend verstorben« Vr. Küster begrabe» werden, welcher ein hervorragender Führer der Wiener Marzbewegung und Keld- pater der damals bestandenen akademilchen Legion gewesen. Zu dem Leicheudegängniste wurden leiten» der Studenten große Zuriistungen gemacht. Mehrere Abgeordnete der Oppo-
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