Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188104228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-04
- Tag1881-04-22
- Monat1881-04
- Jahr1881
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1881
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lr-arlion nud LrprdMon JohanaeSgaffe 33. SPreäiliundrn der Ur-acti«». Borinittlig« 10—12 llqr. Nachinulngs 4—k Uhr. ijiu »t« kl».,kl»ntlkr Ni»mi,cn»t« «»»« sich t» mchl »<»»»>«>-«, Annahme »er für hie «öchftfatgrnde Rnmmcr dritimmrrn Inserntr an Wochrntagrn bis 3 Uhr Nackmittag», an Saun» undFrittuge« früh bis',,9 Uhr. 3n drn /ilialrn für Zns.-änaatimk: Ott» Klemm. UniversitätSstrabe 22, Lont» Lösche, Katharincnslinßc 18, p. «nr bis ' .3 Uhr. ttpngtrTllgtblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage ^doanemeiltspreio viertelt. 4'/, Mlt^ incl. Bringerlohu 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postbefürderung 39 Mk. Mil Postbesörderung 48 Mk. Inserate sigesvaltene Petitzcile SO Pf. Größere Schriften laut uujerem Preis« verzeichniß. Tabellarischer Satz nach höherem Taris. Keclameii unter den Uedactiansstrich die Spallzeile 50 Vs. Inserate sind stets an die t-rtzebitian z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prae»»m,-rnn<in oder durch Post» nachnahine. «4? U2. Freitag dm 22. April t88l. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Wir sekien un- veranlaßt, die für AuSsübrung der Privat- schleußcn und FallrohruntersÜhrungen bestehenden Bestiminungen m Erinnerung zu bringen: 1. die Ausführung der Privatsckleußen außerhalb der Privatgrundslücke aus öffentlichen Straßen und Plätzen, sowie die Einsübrung derselben in die Hauptschlrußcn bat lediglich durch den Rath aus Kosten der betr. Grundstücksbesitzer zu geschehen; und zwar gilt die« sowohl von den zur Abführung der Küchen-, Wirth. schaftSwäffer u. dergl., als auch von den zur Ableitung der Traus- oder Fallrobrwäffer unter den Fußioegen hinweg dienenden Beischleußen; L vor der Ausführung hat der betr. Grundstücksbesitzer die veranschlagten Bauschkosten einzurahlen; S. dir Ableitung' der Traus- oder Fallrohrwässer unter dem Straßcnkörper in die Haiwtschleußen mittelst besonderer Beischleußen muß bei Bornahme von Neu bauten und Umbauten, vor jeder Neulegung oder Um legung von Granit-Trottoirplalten, bei Erbauung bez. Wiederherstellung von Hauptschleußcn unk Beischleußen und endlich vor Neupflasterung oder Umpflasterung von Straßen und Straßenlraclen erfolgen und ist deshalb bei un» rechtzeitig Antrag zu stellen; 1. Säumige oder Zuwiderhandelnde werden mit einer Geldbuße bi« zu 60 Mark oder entsprechender Haft bestraft, und haben außerdem zu gewärtigen, daß auf ihre Kosten von AmtSwegen die obigen Herstellungen auSgesührt, bez. eigenmächtig ausgeführte Antagen nach Befinden wieder beseitigt werden. Leipzig, den lü März l88l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Vr Wangemann. » O A«r Feier de- Geburtstages Tr. Majestät des Königs von Sachsen wird Tonnabend, den 28. April d. I., Mittags 2 Uhr ein Festmahl im hiesigen Tchntzenhaufe stattfinden. Diejeniden Herren, welche sich daran betheiligen wollen, werden ersucht, die Tafelkarten K 4 Mark ms zum Abend des 22. dss. MtS. auf unserer Nuntiatur im Rathl-ause zu entnehmen. Daselbst werden auch Bestellungen aus Taselplütze angenommen. Ohne vorherige Bestellung werden Plätze nicht rcservirt. Leipzig, den 11. April 1881. Der Rath der Ttadt Leipzig. l)r. Georgi. l)r. Wangemann. Zu der akademischen Feier des Geburtstage- Weiner Majestät de« Königs, welche Sonnabend, am 23. dss., Vormittags l t Ubr, in der Aula der Universität stattfinden wird, beehrt sich der Unter zeichnete die Freunde und Gönner der Universität hiermit ergebenst einzuladen. Leipzig, den 21. April 1881. Der Rektor der Universität. v. Luthardt. Erke Bürgerschule für Uneben. Die Aufnahme der neu aoaemrldeten Schüler findet Mo«t«g, de» »t. April, vormittag» 10 Uhr im Schulsaal« scktt. T. Netmer, Leipzig, den 31. April 1881. Lirrctor. Dritte Vireerschite kitr Rute». Dl, Aufnahme der »e,e,nloerr»d«, ZSgltnge pchet für nie Llnssen Mantag, den 45. >prU vormittag« 9 Uhr Im Schul« saale statt. Direktor Karl Richter. Bekanntmachung. Die Herstellung der tiesergelegten Fahrstraße der Hospital- straße vor dem Postgrundstück in vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Beiverbcr hiervon in Kenn tu iß gesetzt. Leipzig, am tv. April 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. l)r. Tröndl in. CichoriuS. Mdlifche Stwerbeschule. Der Unterricht im Lommersemeücr 1881 beginnt Msntag, den 45. Avril er.; der Tageskurs»» früh 7 Uhr, der AbendcorsuS um 7 Uhr. Leipzig, am 30. April 1881. Der Dtrec1»r: Nieper. Stübtischr rarMldnngsschnle für Mädchen. de» sich Dienstag, den 36. April, omaSkirchhos 33> einzufinden; die » sam- Papier »nd 8»»» Dtmmtliche SchLlerinne» kriltz 8 Uhr im Parterresaale ( Hoden ihre ZeagRisse lg. de» 31. April 1881. L. Reimer, Dir. LrSe Bezirksschule. Die feierliche Aufnahme der angemeldeten Kinder kndet Montag, den 25. April o^ vormittag« s Uhr im Schulsaale statt. Ködert Krauß, Direktor. In dem Rachlaste der t» der Rächt vom 31. März zum l. April 1881 beanzetgtrr Maßen ermordeten Minna Kreustler hier werden außer den von den, hiesigen Polizeiamt in Nr. 98 diese- Blattes veröffentlichten Lreditpapieren noch ein Portemonnaie mil Silberbeschlägen, eine braune Börse mit Stahlperlen, eine goldene Brille, ein goldener Klemmer, ein Paar Kinder-Ohrringe mit Korallen, ein Paar Ohrglocken, ein Granalschmuck sa« einem Gammetband befestigt^, eine Waichpicille, sowie ein hölzerne« Kreuz» t» eingelegten Steinen» da« Bildniß Christi enthaltend» vermißt. Im Interesse der eingekelteten Untersuchung wird dringend ersucht, sofort anher miüutheilen, was etwa über den Verbleib dieser Gegenstände bekannt sein »der bekannt werden sollte. Leipzig, den 30. April 1881. Der Königliche Stunt« anmalt. Brückner. Bekanntmachung. Wege» Reinigung der BeschäftSlocalitäten der Unterzeichneten Behörde bleiben dieselben ' Monta«, den »5. aeaenmiirttgen Monat» geschloffen. Leipzig, den 21. April 1881. Köntgl. ve»trtO-Stenrr»Sta«ah«e. Erke Städtische Fortbildungsschule für Knaben. Die AIINIeldu «Igkn zum Besuche der Ersten Städti schen Fortbildungsschule (im Gebäude der 3. Bürgerschule, Gr.mmanchcr Stcinweg 1718) werden in den Tagen von Montag luS Freiing, den 25. bi« 29. April dieses Jahre«, entgegengenommen und zwar am Montag von 10—l Uhr Vormittags und an den folgenden Tagen außer zu diesen Stunden auch Nachmittags von 4—6 Uhr. In de» Bormtttagosttmden wollen namenilich an« tltesigen Schulen Entlassene, des RachintttagS von ansmärt« Gekommene sich anmelden. In de» Bezirk der erste« Fortbildungsschule gehören diejenige» Schüler, welche an solgenden Straßen der Sladl wohnen: Antonstraße, Aucnslraßc, AugusluSplatz, Badnhofgäßchen, Bahn« hosstraße, Barsußgäßchen, Berliner Straße, Blücherplatz, Blücher» straße, Blumengasse, Büllchcraäßchcn, Brühl, Carlstraße. Dör- rienstraße, Dresdner Straße. Eberhardstraße, Egelstraße, Eisen» bahnstraße, An der alten Elster, Erlenstraße, Eutritzscher Straße, Exerzierplatz, Färberstraße, Felixstraße, große und kleine Fleischer« gaste, Fleischerplatz. Frankfurter Straße 29 b,33 k und 44 55, Fregrstraße, ltzaricnstraße, Gellertstraße, Georgenstraße. Gerber- stratze, Gerichloweg, Goelhestraße, Goldhahngäßchen, Golhilche« Bad. Gklnunastcher Steinweg, Grimniaijche Straße, Gustav« Adols-Straße, Hainstraße, Hallesche Straße, Hospitalstraße» Huniboldtstraße, Jakobstraße, Jnsclstraße, Johanniögasse, Äatha- rincnstraße, Keilstraße, Klostergasse, Königstraße, Kreuzstraße, Kurze Straße. Lange Straße, Leibnizstraße, Larven straße, LührS Platz, Lührstraße, Lortzingstraße, Marienstraße, Marien« platz, Markt, An der Milchinscl, Mittelstraßc. Naschmarkt» Naundörschen, Neukirchhof, Nikolaikirchhos, Nikolaistrahe, Rord- straßk, Mrnberger Straße 1/23 und 53/63, Parkhosstraße, Park st ratze, Parlbenstraße, Psastendorscr Straße, Plaiostraße, Plauenicher Platz, Plaucnschc Straße, Poststraße, OaierftraDe, Rabensieinplatz, Ranstsches Kätzchen, Ranstädtcr Stein»»» Reichsstraße, Reudnitzer Straße, Rittcrstraße, Rosenthalgaste» Bor dem Rosenthalthore, Roßplatz 12/18, Roßstraße, Salomon« straße, Salzgäßchen, Schützcnstraße. Schuhmachergäßchen. Gchnl- platz, Täubchenweg. Tauchaer Slraße, Tdalstrasje 1/9 und 29b,33, Thealergassr, Theaterplatz, Töpserstraße, Thomas« gäßchen, Userstrape, Waldstraße, Wintergartcnstraße. Bortstraße» Zöllnerstraße. Leipzig, den 21. April 1881. F. W. Puschmann, Dir. Viejenigen Litern, deren Kinder zu Ostern 1883 in der evangelisch - resorinirten Ktrch» confirmirt werden sollen, werden ersucht, dieselben in der Zeit vom 19. April bi» 15. Mai d. I. anzumelden, und zwar die Knabe» bei Herrn Pastor I). Drehbarst, die Mädchen bei Herrn Pastor Vr. Howard. Selbstanmeldungrn der Kinder werden nicht angenommen. Leipzig, am 9. April 1881. Da« evangelisck-reformirte Pfarramt. Nichtamtlicher Theil. Leipzig. 22. April. Die ossiciöse Presse hat die Wahlagitation aus der ganzen Linie begonnen. Auch die „Provinzialcorre» spondenz " bespricht die politische Lage, indem sie an einen Artikel der „Nationalzeitung" anknüpst, welcher di« „Wah rung der mitentschcidenden Stellung der Volksvertretung" und die „Wiederherstellung der Gleichberechtigung de» Parla ment« mit der Regierung", zumal im Hinblick aus die nächsten Wahlen, als die Aufgabe bezeichnet«, zu deren Erfüllung sich alle Schattirungen de« gesammten Liberalismus einigen müßten. Ta« halbamtliche Blatt schreibt mit Bezug hieraus: Also die Besserung der äußere» Leben-bedingnngen de« Volk«, vernünftigere und zweckentsprechendere Bertheilnng der Lasten »nd Abgaben, die größere Fürsorge für da« Wohtl der ärmeren und «beitenden Elasten sind Kragen von untergeordneter Bedentuna gegenüber der Frag« nach dem Recht der vallMertretimg, welche« man als bedroht oder bestritten hinstrllt? Da« wahre Glück der Ratton soll darin bestehe», daß die Lehr« von dem natürlichen Gegensatz zwischen Regierung und Volk, zwischen Minister» und Parlament wieder ansgrsrischt wird und daß da» Parlament sich Wieder in den Zustand eine« natürlichen Mißtrauen« -ege» die Negier»««, versetzt, welch« letztere die wahre» Interesse» de« Volk« schmälere oder nicht verstehe! Und an« welche« Grnnde fol dir »»haltbare, durch tausend Thatsachen, zumal bei un«, widerlegte Metunna von der llebertwr« Heilung de« Volke« und de« Parlament« durch dir Regierung von Reuen, verbreitet, an« welchem »rund« soll der „natürliche Krieg«. Instand zwischen Regierung und Volksvertretung" wieder hergrstrllt werden? Um wenigstens ein einzige« Bindemittel für die sonst so verschiedenen Theile de« Liberalismus »» haben und sich in dem schSnen Bewußtsein von der Geschlossenheit der .Maßen liberalen Partei" wiegen za kSnneal Rnr mit ein«« Zuwachs von zwanzig Mondaten. welche man vermittelst jene« Feldaeschrei« tu dem Wahl- sstmpf erobern will, hofft man da« schöne Ziel einer größeren Macht dm Volksvertretung erreichen zu kSnnen I.... Man kann nun freilich die nationallttzrrale Partei fstr solche Ratbschläg« nicht verantwortlich machen, man darf dielmrhr norb immer annehmen, daß da« wirkliche Bestreben derselben »ich« ans Kämpfe um Vkiinsiunnslraqkn, sondern ans rin pramfch reformatoriiche« Wirken gerichtet ist. Wen» trotzdem jene Rathfchläa, «uflomme» konnten, so ist vielleicht da« Verhalten der Gnttonaliberalen nicht ohne Schul». Ein« Art Gehen- »nd Ge- schehenlaflen, der Mangel an kräftigem, seldstthütigem Eintreten für Da«, wo« man längst geblümt hat, da« Bedachen, asthüagig zu erscheinen, wen» man nicht anderen sinne« ist, di« Eifersucht ans Selbst, ständigkett, welche «an dadurch bedroht peht, daß die neue» Idee» »o» de» Kanzler «nd nicht von der Paewi vvrgeschtagen find, dir Klage über di« Art und Weise d^ Vorgehen« de« Kanzler«, »elchrr nicht dt« nSthige Rücksicht ans einzeln« Persönlichkeiten nehme, dm Etmoaud» daß zu viel Reformen ans einmal geplant werde», »l« ob dieselben nicht all« ans da« Innigste und «trennbar unter einander zusammenhingen, — alle« Die« erschwert den Rattonalliberalen etuerseit« ihre Stellnug den Reformen gegenüber, mir eS andererseits di« »ach link« neigenden und am meiste» vaegesödrtttenen Element« *e« LideraliSmu« zu Haffunngrn ans eine B»»dr«ge«olsensch,ft «st st» Nmianalliberalen ermuthigt. W llmt im eigenen Interesse der Rationalllbernla». nn» tztesm Unklarheit bald heranMnkmnmr, »nd weder nach link« »» «umerechtsmtigtr» Hoffnungen Anlaß zu gehen, nach nach der antzar» Sa» de» Gtndrnck z» mach», als seich«» da« posittiw DchiM» sstH« »aa«wohl Heichgültio Mdmrde«. Mö^a sie sich Wf Kr wahre Grnndlage ihrer politische, Stetläma und ans die PchMnng destnne», welche ihr srüPur« praktische« Wrkrn gehabt Hat. Da« Sündenregister, welch«« »n« halßamttiche Blatt dm nationalliberale, Partei «»«stellt, ist «in wenig In»» aewordrn; die „Eifers,cht »nf Selßstststndißkglt" bei de» Nationalliteralen ist ater noch stark genug, n» dl« osfleiösen Eensuren der „Proninzichcorrespondenz" mit PelaHen hast «trag« z« können. ES wird jetzt allseitig angenommen, daß die Neuwahlen zum Reichstag erst «m Herbst, im September oder An» sang Oktober staitfiiGen, und eS ist wohl auch der Wunsch aller Parteien, daß die Wahlen nicht in einer so ungünstigen " it wie der Sommer, welcher der Agitation wie der Be theiligung an der Wahl gleichmäßig hinderlich ist, angeordnet werden. Die Thatsache, daß mehrere Wochen ein gesetzmäßig bestebeuder Reichstag nicht vorhanden sein wird, kann bei der äußerst geringen Wahrscheinlichkeit, daß während dieser Zeit die Volksvertretung Anlaß hat, sich zu versammeln, nicht sonderlich inS Gewicht fallen. Sollte doch der unwahrscheinliche Fall eintreten, daß während des Sommer« Anlaß gegeben würde, den ReichStag zu berufen, so müßten eben die Dahlen in aller Schleunigkeit vorgenommen werden, oder wenn gar kein Aufschub gestattet ist, so müßte ausnahmsweise einmal daß Mandat de» atgrlaufenen Reichstag« verlängert werden. Ueter diese Möglichkeiten braucht man sich einstweilen nicht den Kops zu zerbreche». Die Auflösung de« Reichstag« im Jahre 1878 bat die unerfreuliche Folge gehabt, dag die Wahlen zum Reichstag und zum preußischen Abgeordneten haus, die sonst dicht hinter einander zu folgen pflegten, jetzt durch einen weiten Zwstchauranm «trennt sind. Man kommt. besonder« in Preußen, auf diese Weise au» der Wahlagitation gar nicht «ehr heran«. Kaum ist der Reichstag gewählt, so müsse» schau wieder die Vorbereitungen zu den Wakien zum Abgeordnetenhaus? beginnen. Es steht damit in Aussicht, daß an« den gesetzgeberischen Arbeiten jener wahlagitatorische Zug aar nicht »ehr verschwindet, der denselben jetzt in so merk- itcher Weise anhastet. Die ReichSreqierung hat. wie nach Andeutungen von einer ihr nahestehenden Seite geschloffen werden muß. über die Wahl- vorvereitungen der SocialdemokratenMiUheilnngen erhalten, welche, wie anzunehmen, ihre Besergniß erregen. Herr v. Puttkamer wird sich als Minister des Innern ledensall« die Gelegenheit nicht entgehen lassen, in d« An« w«dung der Vollmachten, welche ihm da« Goeialistengese» gewährt, bi« an die Grenzen de» Möglichen zu gehen Ist «< doch von ihm bekannt, daß er die Auslegung, welch« sein Vorgänger Gras Eulenburq dem Ausnahmegesetz gab, stet« für eine viel zu geniale hielt. Di« Ernennung de« Eapitain zur See Alerandrr Gras von Mont« zum Eontreadmiral wird in Marinekreisen den Gegenstand vielfacher Ervrtrrung bilden und auch über diese Krrtse hinan« Aufmerksamkeit erregen. Graf von Mont«, testen Name von der Kursürsten-Assaire sehr nnvvr» theilhast bekannt ist, gilt dennoch al« einer der ausgezeich netst«» Ofsiciere der deutschen Flotte, dem de-halb eine große Zicknnst « Ansicht gestellt wird. Durch sein jetzig,« Avance- mrM wßch dio Lücke in der gedachten Osflciercharg;, welche «wnktch «it dr« Abgänge de« Eontreadmiral» Kinderling eintrat, wieder auSgesüllt. Unsere Marine zählt jetzt aber- mol« »»er Ewöwadmirale: Berge,, ührs der Station der Nords« zu MlhetmShasen. Mac-Lea», zur Disposition WwEwe-Gtotton. Przewistutzki. Eommandant der Feste chdiwt^ilmd^enpttch ^iras Mont«, dessen nähere -unc« Der Gang der Verhandlungen zwischen Berlin und dem Gatsea« ist in der jüngsten Zeit ein derartig beschleunigter geworden, daß «an sich täglich auf Ueberralchungen gefaßt wachen m^. Ml« Nachrichten über eine Stockung in den UnchfleichSversuche» oder gar über einen Abbruch derselben in Kola« de« Drieeer Kalle* werden un« al« verspätet bezeichnet. Gvlch« Stock«,«» mSgen für einen Moment bestanden baden, sie sirä> aber »nrch »a* schweigsam« verbalten der Curie ÜÜer«»cheu «wrden. In liberalen Kreisen beobachtet man »P Gtz«»«g «,» znm Dheil auch mit Sorg« die Annäherung der NaOeriMt an de» Vatikan. Man kenn» jetzt die Vor st, Bezug aus eine der schwierigsten Streit- Wiedervesetzung der erledigten viSthümer. ««d di« Vrf chstmg. daß Herr v. Puttkamer in seiner Milde zu weit gehen möchte, ist trotz der anscheinenden Festig keit in dem Trierer Falle nur zu berechtigt. Die Curie bietet die Erhebung de« ehemaligen Erzbischofs Melcher« von Köln zum Cardinal und die Bestellung eines EoadjutorS für den abgesetzten Bischof Förster von Breslau an. sie stellt auch für zivei der übrigen erledigten Stühle ihr größte« Entgegenkommen in Au-sickt. aber sie bezeichnet eine Gegenleistung, die der Staat nickt gewäbre» kann, nämlich die Wiedereinführung de«Grasen Led ochowSki in da« ErzbiStlmm Posen! Wie e« heißt, haben die römischen Unterhändler ihrerseits die Unmöglichkeit be tont, die polnisch« Nationalität durch ein Fallenlaffen LedochowSki« aus- Bitterste zu verletzen. Die entgegen gesetzten Gründe müssen aber auch für die Regierung maßgebend sein, die schwerlich vor den Polen da» Schauspiel der tiefsten Demüthigung wird anssühren wollen. E» gilt nun allerding- nicht al« auSgeschloffen, t«ß Papst Leo, welcher dem Cardinal LedochowSki persönlich wenig gewogen ist. den Posener Streit fall den höheren Interessen untervrdnet, die ihm am Herzen liegen. Daraus deutet n. A. die Küble, mit welcher neuerdings die ultramonlane Presse dir polnische Nation und deren An liegen behandelt, dafür sprechen vor Allem die StimmungS- benchle. welche durch Vermittelung befreundeter Höse und ihrer Diplomaten au« dem Vatikan nack Berlin gelangen. Die Lage der Ausgleichsverhandlungen spitzt sich niehr und mehr zu einer Krise zu, bei der Gelingen oder Mißlingen in gleicher Weise möglich ist. Bor Allem wird man den Eindruck festhalten müssen, daß von Rom wie von Berlin anS uner müdlich an einer Annäherung gearbeitet wird. WaS dock zusammengesabelt wird! Da« ossiciöse..Braun schweigische Tageblatt" bringt eine Mittheilung, die wohl aus Regirrung-quellen zurückzusühren ist. nach der alle Gerüchte über Adoption, Thronentsagung, Militairconvcntion re. völlig haltlos wären. Nicht« derart wäre von maß gebender Stelle geplant. Gleichzeitig wird vssieiö» aus Karlsruhe berichtet, daß man dort von Vor mehr bcregtcn Adoption „Nicht« wisse". Die Vorarbeiten für die Vornahme der nächsten Land - taaSwahlen in Baiern sind im Ministerium bereit« vollendet und e« ist namentlich die Eintheilung der Dablkreise und die Festsetzung der Zabl der in jedem Wahlkreise zu wählenden Abgeordneten bereit« erfolgt. Wie bairische Blätter schreiben, wird, da eineStkeil» mehrere Ab geordnete von beiden Parteien eine Wiederwahl abgelchnt haben, anderseil» manche Wahlkreise an ihren bisherigen Ver tretern nicht festhalten werden, die neue Kammer zum großen Theile au« neuen Mitgliedern bestehen. — Bezüglich dcS Ab schlüsse« de« nächsten Budgets bemerkte der Finanzminister v. Riedel in der Sitzung de- SteuerauSschusseS der Kammer der RkichSräthe. daß Ausfälle bei den Forsten «nd de» Zöllen eingctreten seien, anderseits bestehe die Gewißheit, un? vier Millionen mehr Matricularbeiträge zahlen zu müssen. Man schreibt un« au« Wien vom l« d.: Unser poli tischer Bandwurm, der endlose Nationalitätenzank, treibt doch recht wunderliche Blüthen. Gestern, am zweiten Osterseierlage. ging e« in Brünn rrcht wild und wider wärtig her. Deutsche und Czechen regalirten sich ge legentlich einer Volksversammlung mit einer Fluth von Schimpsworten, ja man war schon nabe daran, sich gegen seitig tüchtig durchzubläue«, wen» nicht im entscheidenden Moment die Polizei Ordnung geschafft hätte. Und warum da» Alle« am Ostermontag«? Man sollte e« kaum glauben: wegen eine« — Irrenarzte»! Die Brünncr E,ecken sind außer sich, daß der mährische Landesausschuß einen vr Brenner zum Irrenarzt ernannt, weil dieser kein Wort czrcknsch versteht. „Wie wird er denn unsere Irrsinnigen behandeln", schrien die Czechen. „wenn er sie nicht versteht?" Um diese „nationale" Krage gründlich zu lösen, wurde eine Volksversammlung eiuoernsen. welch«, der czeckiscke Reick«- rathSabgeordneter vr. Kn sh präsidirte. Auch viele Deutsche gingen hin und Tumult und Spektakel ließe» nicht lange auf sich warten. „Hinaus mit den Deutschen! Pereat de« Wenzeln!" (Czechen). schrie man von allen Seiten, während sich mehrere Kundert Fäuste drohend erhoben. Nachdem wieder etwas Ruhe ringetrete» war. verlas der Vorsitzende einen allerdings wenig taktvollen Artikel de« deutsche» „Briinner TageSboten'", in dem die C;echen mit Basnto«. Hottentotten »nd Buschmännern verglichen wurden. Nun brach der Sturm erst recht loS. Die Czechc», welche die Mitte der Versammlung cinnahmcn, stürzte» in geschloffenen Reiben »ach dem Hintergründe, wo die Deutschen sich be fanden. Die Polizei trat dazwischen, hatte aber große Mühe, die feindlichen Schlachtbausen zu trennen. "Nack furchtbarem Tumult und Geschrei wurde endlich tic Versammlung ge schloffen, ohne jene wichtige „nationale" Frage gelöst zu haben. AnS Prag wird ein czecbische Manifestation ge meldet, die geieaentlicb der Ankunft de« böhmischen Regiment«« „Baron Monde!" in Scene gesetzt wurde. DaS Regiment, welches jetzt in Prag verbleiben wird, ward im Bahnhose von der czeckischen Bevölkerung mit stürmischen dsiava-Rusen empfangen. Die RegimentSmusik spielte zwei Nationalstücke: ..licie äaman nuzj?" (Wo ist meine -Heimath?) und „lies büavana!" (Aus ihr SlavenI). Osfieierc und Mannschaften wurden von czcchischen Bürgern und Bauern bcwirthet. Vr. Klauth hielt an den Oberst de« Regiment« eine czechisch« und deutsche Ansprache. Wie u»S anS Krakau telegraphisch gemeldet wird, sind dort aus Petersburg Mittbeiliingen cingegangcn, nach denen der neu gebildete SickerbeitSrath seine Sitzungen eingestellt hätte. Es ist auch bereit» die Nachricht ver breitet. daß die definitive Auslösung de« SickcrheilSrathe« beschlossen worden sei. Gleichzeitig wird an» der rnssischen Hauptstadt geineldkt, die Negierung habe mit England Ver handlungen wegen der Auslieferung Hart mann'S an- aeknüpst. — Kaiser Alexander lll. soll entschieden erklärt haben, daß eine Verfassung »ach westeuropäischem Muster sür Rußland nicht tauge. Er werde aber im gegebenen Moment umsasscndc Reformen einsübren, wie sie bei» Wesen de« Kaiserreiche« und dem russischen Volke entsprechen. — Der Bau der russischen Befestigungen an der deutschen Grenze soll aus Beseht de» Zaren eingestellt worden sein. Wie osficiöS anS St. Petersburg verlautet, ist Herr v. Saburow in der Tbat mit der Ausgabe betraut gewesen, sich mit dem Fürsten Bismarck über da« in der As» Ifrage, der Erklärung de« Fürstenmordes als gemeines Verbrechen und der Auslieferung von Fürstcnniördern cinzunehmende Verhalten zu verständigen. Die russische Regierung sei jedoch entschlossen. dieSsallS keine Repressiv-Maßregeln zu ergreifen, sondern aus die gemeinschaftlichen Interessen der verschiedenen Staaten in dieser Frage zu vertrauen. ES sei möglich, daß eine Verständigung über diese Frage zwischen den Cabineten, wenn nickt im Wege der diplomatischen Eorrespondenz, mittelst einer gemeinsamen Conserenz werde angebahnt werden. — Abermals sind zwei wichtige Verbrecher, so melden di« Moskauer „Wjedomosti". Dank der bewunderungswürdigen Energie de« Petersburger StadthauptmanneS, General« Baranow, in die Hände derPolizei gefallen. Unter solchen Umständen ist e« nickt leicht zu verstehen, daß General Baranow von dem StadtbauptmannSposten enthoben und durch den früheren Stadthauptmann von Odessa. General Heinz, ersetzt werden soll. — Zur Beglückwünschung de« Fürsten Gortsckakow, der am 27 April sein 25jäbrige« Jubiläum al« Minister de« Aeußern feiert, sollen sich Baron Iomini und Baron Frederik« von Petersburg nach Nizza verfügen. Man erwartet, daß der Fürst bei dieser Gelegen heit seine Entlastung geben werde, doch ist über die Person leine« NackiolgerS noch Nickt« bekannt. — Fortdauernd hegt man in St. Petersburg Befürchtungen wegen Unruhe«
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