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Dresdner Nachrichten : 20.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192304200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19230420
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19230420
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1923
- Monat1923-04
- Tag1923-04-20
- Monat1923-04
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- Dresdner Nachrichten : 20.04.1923
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Ar. 108 Dresdner A"chr?ch<e!'. ?0 April 18?Z Seile 2 vurch eine bundesstaatliche Gvnüeraktivn geschädigt werbe» konnte. Bor allem muß Preußen als der mächtigste Bundes staat, der zwei Drittel de» ganzen Reiche» nmfaku. bei der Befolgung dieser Richtschnur mit gutem Beispiel vvranaehr». Schi» ti» alten Reiche wurde der übermächtige Einfluß Preu» stcns auf die ReichSregterung vielfach als ein« Hemmung der Reichspolitik einpsunden, aber ohne Säst cs ie zu einem erustc» .äon'iikt gekommen wäre. Man suchte Abhilfe dadurch, daß die Äemter des Reichskanzlers und de» preußischen Minister- oiä,«deinen in einer Person vereinigt wurden und dah man die Inhaber der wichtigsten Reichsstaatssekretariale zu vre», fuschen Siaatsministern mit Gill und Stimme im Kollegium ernannte, um io die umgekehrte Wirkung zu erziele» und Preußen durch daS Reich zu beeiuilussen. durch die „Staat-, iekr.'tarisieriing" Preußens die Harmonie zwischen den beiden Regierungen zn gewährleisten. Auch die Gchassnug eine» elgenen Reichsministeriums an Stelle der SiaatSsekretartate ,-u dem gleichen Zwecke wurde in den letzten Jahren vor dem Kriege wiederholt erörtert. Hetzt haben wir das ReickiS- miiftsterinin, und was erleben wir? Preußen wirtschaftet unter sozialdemokratischer Verwaltung ganz nach eigenem Ermessen. al» ob rS ein Reich überbaut» nicht gebe! Die >» Preußen zurzeit herrschende So ialde.nvk.mlte gebärdet ich. alö ob Reicheregieruug und Reichstag unter der polizei lichen Oberanfüchl und Vormundschaft Preußens ständen. DaS sind unerträglich.', unmögliche Verhältnisse. .Zn Sachse» liegen die Dinge ähnlich. Der neue Minister- präsidciil Dr Zcigner hat eS für angebracht aebalten. in seiner Programmrede zu erkläre», dast die Politik des oaisiven Äöiücr- üandes an der stiulir möglichst rauh, klar ni'ö eindeutig durch eine aktive Politik positiver Vorschläge ergänzt werden müsse. Darin kommt ein iinvcrhnIitcS Mißtrauensvotum aeacn die NeichSregieruiig zum Ausdruck und ein solche» Verfahre» verstoß: gegen die Bestimmung der Neichsvei fasinna. keast iereil Sic Pflege der 'Beziehungen zu den auswärtigen Staaten aiidglitlienlich Sache des Reiches ist. Wenn die Regierung.'« der Mäuder ihre Auffassung über Fragen der auswärtige» Politik kiiudgcbcn wollen, so ist dnz» der Auswärtige Aus schuß deS Reichstage» der geeignete Platz, iu dem die in Fühlung niii ihren Regierungen flehenden Abgeordneten üch äußern können: auch im stieichd-rat. in dem die Vertreter der bundesstaatlichen Re-'iernnaeii sitzen, sind solche Erörterungen möglich, ebenso im Reichstag bei der politische» Anssvrache. Dabet muß aber immer der Gesichl.-pnntt. daß die amtlichen Hirtel der Reichspolitik nicht dnrch iinaiigemessene Anariise !n öis.uincher Vcriniiidinng gestört werden dürfen, den Aus schlag neben, und niemals darf sich der leitende Minister eines Eini.'iitgaieZ heransnehmen. die Darlegung seines inner- politischen Programme? mit Ausfällen gegen die auswärcige Z'eiai.ooi.tik zu ivürzen, die in einer kritische» Vage des Reiches d"'en Steilung gegenüber dem Ausland zu schwache» leeignc! sina. In nelch-m Nkaße dicscu unerwünschten Er- olg die Alissühruna-'n Dr. Zeiancrs gehabt habe», bciveisen sie pV!erö'lcrtc>i Bemerkungen des „lscho de Paris" über die eUiiR !i ,l. rsallserscheinnnge». die in Sachsen ihren Höhe- pnnkt erreich' ligtien. Eine richtige Abwägung der bnndcs- aui l '» Psii.chken gegenüber dem Reiche hätte den sächsischen Mtnistcrprasidenten veranlassen müssen, die Wirkling solcher grillt ans das Ausland vorher gebubrend einzuschgtzcn »nd xiraus die Folaernna zu ziehen da» Lch'>eiaen in diesem alle Gold ae-veken wäre. Dazu kommt noch die verbänaniS- . e sliichti'ng der ganzen inncrsächsischen Politik, die durch g c geiallructzes Einschwenken in den kommunistischen KinS, sbeiotkdere durch die beiden schwerwiegenden Znaelländniste > r mit einer llebersiisle von Machtbesuanlüen bepackten Arbeikerkammern und deS „proletarischen Selbstschutzes", die Rorwel'diakeit eines Eingreifens der Reich-Serekutive jeden -lnzcnhlick Hervorrufen kann. Nach all dem ist cS nur zu begreiflich, da» aus Seiten der Rei.chSreaierung augenblicklich eine starke Verstimmung über die Art herrscht, wie einzelne Bundesstgaien ihre Pflicht der Unterordnung unter da-? höhere Reichsinieresie vernachlässigen. Dag eilt solche^ Verhallen de» bundesstaatlichen Ge- i': Den ilbervaavt schädigt »nd Waiier aus die Mühlen der Vc Rechter des E'giheitsreiches schüttet, ist nicht zn verwundern. >>s vl'ndessiagtliche Priv'iv kann sicti in diesen unsicheren D'it'äust.n. in denen cS n'ch! mehr dle nnbesiriiteiieAlleinberr, -.ch,'»k führt, sondern mit der mächtige» Gegnerschaft der Ver treter des E'inbeitSreicheS z» kä"'ofen hat. nur behaupten, meun leine tzR'rfechker sich sorgfältig vor allen politischen ce rtracouren büke» die in dem uns mit ArgilSailgcn be- ovachrendcn feindlichen Ausland dein Glaube» Vorschub gi leisten vermögen, da« der deutsche Einlieltsniille im Dchw'nden bcgri'fen ket. Die Buu eSstaaken haben heute, wo die Autorität des ÜleicbeS ae'eii früher gelockert erscheint, die verdoppelte Pflicht patriotischer Selbstzucht gegenüber den ReichSiilteieneii He schmieriger sich die auswärtige Vage de? '»eiche» gcüallcr. desto stärker müssen die Eineelstgaten zvm ü'eiclie hiiiürcl'en. um eö zu stützen, nicht ab"r dllrßen sie Enaeiibrelelei treiben, die der Heftigkeit der verlast» nosinäßi- acn GnuGuseilcr des bleiche? Abbruch tut Nicht Partet- inkercsten dürfen i'ür die Regierungen der Länder in erster Linie bestimmend sein, iond-ru da? Wahl deS Reiches. Von der Befolgung dieser Richtschnur hängt es wesentlich ab. ob in BcrNn eine kraftvolle, zielbewusste und cinheiiltche aus wärtige Politik betrieben werden kann. Die reichsgesehliche Regelung -er Feiertage im Reichsral. kvprozentigc Erßöhvng der Sache der Erwcrbslosensiirsorge. Berlin, 19. April. Der NeiclSrat lehnte den -liitrag Sachsens ab, nach dem eine gleitende Skala zur sclbstiätigen Anpassung der Sätze der Erwerbslosen- sürseige an die Geldentwertung eiugcsührt werden sollte, nahm dagegen eine Verordnung an. durch die d>e bisherigen Sache der Erwerbsloscnsürsorge allgemein NM KO Prozent er höht werden. Dann beschäftigte sich der ReichSrat mit dem Gesetzentwurf über die Feier- und Gedenktage. Ais weltlicher Feiertag steht im Vordergrund der 11. August glS Naiionalscicrtag snr die VcrsassungSseier. Weltliche Feier tage sollen nnr durch Ne chogesetz cingcsührt werden ditrscn, wöbe- eine Ausnahme für die Feier deS I. Mai gemacht wird. Die Ansclniuuitgen über die Maiseier und die wirtschaftlichen Folgen derselben sind nach Ansicht der Regierung »och nicht soweit geklärt, daß die in den einzelnen Länder» hier hcrvor- gctretcuen Vcrscviedenhcitcn eine einheitliche Reg lung von Reichs wegen gestatteten. Trotz dieser Ausnahme will aber die RcicbSregierung grundsätzlich die Festsetzung von weltliche» Feiertage» in der Hand behalten, »nd infolgedessen wird auch der Wunsch einzelner Landesregierungen unerfüllt bleiben, den 9. November als gesetzlich anerkannten Feiertag zn be gehen. Neben dem Nationalfeiertag de» 11. August ist der Ge- dcnktag für die Opfer des Krieges als ein Haupt- sciertag festgesetzt. Hier hat mg» sich im Ausschuß dahin ge einigt. daß der sechste Sonntag vor Ostern besonders dein Gedenken der Toten deS Krieges gewidmet werden soll. Eine Verlegung ans einen anderen Tag ist den LandeSregic- rungen nur mit Zustimmung der Netchsregiernng gestattet. Religiöse Feiertage sollen auch künftig durch Landesrecht be stimmt werden können mit di>r Ausnahme, das» daS Gesetz selber zugleich eine Reihe von Tagen rcichSrechtlich als religiöse Feiertage einsiihrt und anerkennt, vor allem den Ren.ahröigg »nd neben dem Ostersonntag den Oster montag, den H i m ui c l s a d r t S 1 a g, den Psing st- montag neben dem Pfingstsonntag, den ersten und zweiten Weihnachtöseiertag. Die Vorbereitung zur Grlindung -er Rheinischen Republik. PaelS, Iß. April, »vre Rouvellc" berichtet grrlicht» weile, dast die sranzbsische Negierung dazu cnt- schlolscn sei, setzt eine administrative wirtschastlichc Auto nomie deS Rheinländer einzoslihrcn, »nd dast die« nnr dlc Einleitung zu der Gründung einer Rheinischen Republik sei. Sr. Belker ge«v» die Spekulatiousmache der Lollarhanffe. Frontaler ivzialiitlscher Aeichslagsangriss auf -ie Aeichswirischaitspolilik. iDradtmeldung unserer Berliner Schrtstlettung.I Berlin, lv. April. Der Platz des Abgeordneten Dr. Naht sD. Vps ist zur Feier seine- SO silbrigen Jubiläums mlt eine». Straub weistcn Flieder» geschmückt. A» Ltclle dr- aus- geschiedenen LchriilslUncr« Abg. Matkewitz lD.-R.) wird Abg. Philipp tD.-St-i gewählt. Dann wird der Etat de- ReichawlrtschastSministerinmS beraten. Aba. Dr. Hertz iLozH wirst der Negierung vor. daß sie lange Bett nlchlS getan habe, um da» gewaltige Stelgenbc» Dollars zu verhindern. Lle habe zu spät eiiigenrifsen. nachdem die Finanzen des Reiches, die Währung und die Kaufkraft der Masse» bereits zerstört waren. Man hätte die schärferen Mittel anwenden müssen, die dle Svzigldcmokratic bereits i>» vorigen Sommer vorschlug und dle von der Retch»- ba»k obgclrhnt wurden. Vor allem sei die Erfassung der Sachwerte notwendig, ebenso eine Reform der Steuerpolitik. Schon seit dem Sommer sei die Fndustri« nicht mehr exportsähig gewesen. Ici die Arbeitslosigkeit ständig gestiegen. Das verspätete Eingreisen habe eine empfindliche Preissteigerung und ein weiteres Sinken des RcaUohneS zur Folge gehabt. Trotzdem habe der RrichSwlrlichaftsmfttistcr den HauptaiiSsch-st vor weiteren Lohnerhöhungen gewarnt. Sein Standpunkt sei: Erst Lohn a b bau. dann Pr eisab - b a n. Veruiins ^erweise müsse cS umgekehrt sein. Für da» Reich habe die dvglcrung diesen Grundsatz »ich, einmal gelten lassen: Sie habe zwar nicht die Prozemznhl der Besoldungs- Zuschläge erhöht, zahle aber tatsächlich höhere Bezüge ans. Höhere Lohne Härten gar keinen grobe» Einslust aus die Preise, denn die Löhne machte» »ur eine» geringen i?i Bruchteil der Gestehungskosten aus. Schuld an den Steigerungen sei allein die Gewinnsucht von Handel »nd Industrie. Soweit über haupt von einem Preisabbau die Rebe sein könne, sei er aus Kosten der 'Arbeiter und des Staates erfolg!: Ermästigung der Ausslihrabgabcn usw. Die ganze Wirtschafts- und Steuer politik der Negierung habe den Preisabbau verhindert: denn sie ermöglicht es dem Kapital, die 'Waren sestzuhalten und die Preise zu treiben. Es fehle das Vertraue» in eine feste Wirt schaftspolitik. Man habe nicht an die Stützungsaktion geglaubt. Die Reichs bank habe gestern ihre M a r » e s ch l a ch t verloren. Durch eine e n e r g t s ch e Politik könne der Fehler wieder gut gemacht werden. Redner fordert Verschär fung der Dcl'iscnvcrvrdliting, Anineldcpslicht der Devisen bestände. scharfe Krediten,schränknng und Hinaussetzung des Rclchsbantdiskvnts. sowie Eiuschrüiikuiig der Luxiiscinsuhr. Abg. Esser IZentr.i weist darauf hin. dast die Entscheidung über die Zukunft der deutschen Wirtschaft an Rhein und Ruhr fallen werde und fordert Aufträge für die Industrie, da die Erwerbslosen eine ständige Gefahr für den guten Geist der Bevölkerung seien. Die Ausführung von NotstandSarbcttci, auch in den Betrieben sei immer noch besser als die Ver mehrung der Zahl der Erwerbslosen. Präsiden! Löbc unterbricht die Verhandlungen und spricht dem tuzwlschc» ln, Saal erschienenen Abgeordnete» Dr. Kahl namrnS de- Reichstages die herzlichsten Glückwünsche zu seinem Ehrcnlage auS. lLcbh. Beisall.i Die Abgeordneten aller Parteien, die sich während dieser Ansprache von den Plätzen erhoben haben, stimmen mit leb haftem Beifall zu. Abg. Dr. Kahl sagt dem Reichstag für die Glückwünsche herzlichsten Dank. Reichswirkschaslsminifrer Dr. Becker: Eine Anklagerede habe ich erwartet, allerdings nicht vom Abgeordneten Hertz. Ein großer Teil seiner Anklagen richte« sich nicht gegen die Person und Politik deS WirtschaslSmini- sterö, sondern gegen die Politik des FinauzinstemS. Manches von dem, was er sagte, wäre vielleicht besser im Plenum des Reichstags ungesagt geblieben. iSehr wahr!) Die Frage, wie wir die Avwehrfront drüben stärken, sollten wir nicht in der Lesfei'tUchkeil behandeln. Das Ruhrgcbiet ist nicht nur von der Einfuhr, sondern auch von der Ausfuhr abgeschuitten. Es gibt Konzerne, die täglich Lohuauseabcu von drei btS vier Milliarden haben. ES sind also gewaltige Kredite notwendig. Es muhte niiserc erste Ausgabe sein, die Betriebe aufrecht zu er halte». und woher sollen die Kredite denn kommen, wenn nichts eingcht für die gefertigten Ware»? Dle .Kredite laufen darum auf daS ganze Reservoir der Reichsbank zurück. Warum klagen Sie über die Vermehrung der schwebenden Schuld? Wenn wir die Kredite nicht gegrtrs hätten, dann wäre der Abwehrkampf dort drüben nicht lt Tage zu führen gewetrn und daun hätte sofort die ga»zr Arbeiterschaft und Angestelltenschaft aus der Ltraste gelegen. Air waren aus den Einbruch nicht vor bereitet. In ben allerersten Tagen aber, tn denen wir die Möglichkeit halten, un» mit Arbeitgebern und Arbeit» nehmer» deö Gebiete» zu unterbauen, wurde als oberuer Grundsatz proklamiert: Ed ist erste Ausgabe, die Betriebe aus. recht »u erhalten. Wen» nicht- weiter geschieht, al- das, dte Kohle von einem Fleck auf den anderen umgeschippt wird, ist da- immer noch besser, als wenn gefeiert wird. E» must dafür gesorgt werden, dast die Kredite für Zwecke verwendet werde», zu denen sic gegeben werden. Aber gegen einzelne Mtbbräuchc ist auch die schärfste Kontrolle wirkungslos. «der kein Wort der Verurteil«»- sei stark genug gegen das Treiben jener, die den gestrigen Einbruch in dte Devisenpolitik der Regierung verschuldet habe». Er werde allerdings nur vorübergehend sein. iBelfall.) Lpekulationskäusc von Devisen sind heule geradezu ein Verbrechen. Da darf man auch vor scharten Maß nahmen nicht zuriickschrecken. denn wir leben im Kriege, aber diese Maßnahmen müssen auch wirksam sein. Der Bedarf für unsere sehr starke Einfuhr von Lcbenv- mttieln und anderen »vtivcndige» Dingen, dte die Wirtschaft braucht, must unter allen Umständen gedeckt werde». Wenn Wirtschaftler dazu gestern und vorgestern Devisen gekauft habe», so wird man ihnen keinen Vorwurf machen können. Aber aufi schärfste müssen wir cS verurteilen, wenn Wirt schaft s kreise überdav not w endige Masthlnauü Devisen gekauft haben. Aber eines noch größeren Verbrechens machen sich dle schuldig, die aus spekulativen Gründen Devisen kausen. WaS dagegen geschehen kann, must geschehen, und man darf auch vor scharfen Mastiiahincu nicht zurückschrccken, ohne Rücksicht ans eine politische oder wirtschastlichc Ueberzeugung. Wir hahcn lestzusiclien gesucht, woher diese Hausse kam. ES habe» verschiedene Gründe zusaniinengewirkt. Seit einigen Tage» machte sich das Anziehen der Devisenkurse gellend. Znnächst znr Deckung deS notwendigen Bedarfs, dann aber dnrch spcinlativc Kreise. sHört! Hörtii Darüber ist kein Zweifel, sonst hätte die Summe nicht so groß sein können, die gestern an Devisen gekaust wurde. Endlich macht sich bet solchen Gelegenheiten, wenn ei» gewisser Run ringetrele» ist, eine Panik bemerkbar, und dann wirst sich alles aus den Markt. Der Minister teilt mit. daß sich das NcichSkabtnett unter Zuziehung des Reichspräsidenten mit dieser Fraae beschäftig» hnbe. Dte Reichsregiermig hat auch in der Oeftentlichkeit keinen Zweifel darüber aelastcu. dast die Stüüunasaktion. mir sie seither uiiiernvmmen wurde, weiter durchgcsührt werden m»st tLebliaster Beifall.) Die Reickörcgicrung hat auch hente die Mittel, bi« Stützungsaktion iortzusctzcn. Auch vor drakonische» Mastnahmcn wird man nicht zurückschrccken. nm die Mark ans einem Niveau zn erhalten, da» ein weiteres Hinansschncllcn der LebenShaltuoa verhindert. Durch eine W c ch s e l st u b e n o r d n u » g soll di« kleine Spekulativ» zurückaedrängt werden. Gegen eine Zentralisation sprechen dir Krteasersahrnnaen. Wen» aus dem Gebiete der Preissenkung »och nicht das Erstrebenswerte erreicht wurde, so ist daS Publikum zum Teil mit selbst daran schuld. Es aclicn zu ivciitq Anzeigen wegen Wuchers ein. In dem vom Abg. Tr. Hertz verurteilten Erlast zur Lohnfrage habe ich nirgends vom Lohnabbau gesprochen. Ich habe darin den Preis- abbau verlangt und daran die Mahuuna geknüpft, dann auch von wetteren Lohnerhöhungen abzuschcn. well jede Lohn erhöhung zu weiteren Preissteigerungen führt. Der Export must mit alle» Mitteln ge fördert werden. WaS zur Erleichterung der deutschest Wirtschaft im besetzten Gebiet geschehen kann, wird getan. Unsere ganze Wirt'chaft ivützcn wir zurzeit aus das ein- stellcn, was an Rlwi» und Ruhr vorgelft. Der Kamps ist austcrordcntlich schwer. tLcbhaster Beifall.) Abg. Wienbcck iD.-N.) schließt sich dem Rufe des Ministers an, der zur Unterstützung des Kampfes an der Ruhr mit allen Mitteln aussordert. Ohne Iileiuandergreise» aller Instanzen ist ein allgemeiner Preisibban unmöglich. Der Hausbrand muß für den nächsten Winter verbilligt werden. DaS Hauö vertagt sich, Weiterbcratung morgen. Frankreichs Antwort über das Essener Blutbad. Eine französische Note. Paris, 19. April. Tie französische Negierung hat den beut- scheu Protest vom Z. April gegen daö am Ostersviinab.ud von französischen Truppen aus de» Kruppschen Werken in Essen ungerichtete Blutbad mit der folgenden Note vom 18. April beantwortet: Ihr Schreiben vom <. April, womit Sie mir dle De- mcriilugc» Ihrer Regierung über die Zwischenfälle miitcilcn, die sich am 81. März in Esse» abgespielt haben, enthält un richtige Behauptungen, zu deren Berichtigung ich mich nach den sehr genaue» Feststellungen der von mir un geordnete,, Untersuchung s>ir verpflichtet Halle. Zunächst must scstgcstcllt werden, das, die A » 1 o in o b t 1 h a l l c der Krup p- s ch e i, W erkc sich nicht in der Mitte der Fabrikgebäude, son dern am Rande einer Straße befindet. Die Besetzung der Halle durch die französische Abteilung, die mit der Rcgnisitio» der Automobile bcgustragt war, konnte deshalb die Tätigkeit der Arbeiter iu keiner Weise stören. Der Offizier, der die Ab teilung befehligte, hat überdies sofort nach seinem Eintreffen, also um 7 Uhr morgen-?, über den Zweck seines Auftrags dem Ehcf der Antoinvbilhalle Mitteilung gemacht. Eö konnte des halb kein Zweifel über den Grund seiner Anwesenheit be stehen, die von den Arbeitern überhaupt nicht bemerkt worden wäre, wen» sie ihnen nicht signalisiert morden wäre. Erst um 9 Uhr traten die Sirene» infolge von Besprechungen zwischen dem BeiriebSrnt und der Wcrklctiu » g t» Tätigkeit, wodurch die Arbeiter genötigt wnrdcn, die Werk stättcn z» verlassen und sich mn die Antomobilhallc zu vcr sammeln. Dir Menge beobachtete zuerst eine verhältnisinäbig ruhige Haltung. Jedoch traten Ncdnar ans. die Ansprachen hielten und d!c Menge gegen den Oft'iz'nr und gegen die von ihm befehligte Abteilung ausreizte. Ani diese Ausrclzung, siir wclckw die Wcrkleftung verantwortlich ist, mußte die scindlichc Haftung zuriickgcführi werden, die von der Menge der Arbeiter In immer zunehmendem Maste anoenommc» wurde. Die Arbeiter schwangen Lpazlerstöcke und Revolver sl) und bc> ginnen, Steine und KokSstückc ans die sranzSsischen Soldaten nicderhageln zn lassen. Der Offizier wurde sogar an der -Hand getrosfcu. Ander seits begab sich ein Teil der Aufwiegler hinter da- Gebäude, um die sranzösische Abteilung rückwärts zu fassen, während Lokomotiven an die äußere Mauer heraugesührt und Da m vk st rö me tn die Halle hlnein geleitet wur den il>, um die Bcs.'tzung-ablcilung zu verbrühen. Ter Offi zier hat trotz der sehr kritischen Lage, in der er sich befand, keinen Augenblick dir Kaltblütigkeit verloren, obwohl er von allen Letten umringt und bedroht mar, überwältigt zu wer den. Der Offizier vcranlastte die vorschriftsmäßigen ^Warnungen in deutscher Sprache. AlS diese Warn»,,gen ohne 'Wirkung blieben, liest er zwei Schüsse in dle Decke der Einfahrt geben, wa» nur eine sehr leichte Beschädigung zur Folge luftte. Dann erst besah! der Offizier eine Salve, wobei er absichtlich al- Zlelvnnkt den oberen Rand der der Einfahrt gegenüberliegenden Mauer anaab. Dadurch wurd« eS mvalich. die Zahl der Opfer ans daS äußerste zn beschränken, l!) Die Abteilung konnte sich alSbald In guirr Ordnung zurückztchen. Ich füge hinzu, dast dle Augenzeugen die Nichtigkeit der Tat- fachen, wie ich mich beehrt habe, sic vorsirhcud wiederzngeben, bestätigt haben. Diese Darstellung scheint keinen Zweifel über dte Absicht der Wcrkleftung und einiger Parteigänger be stehen zu lassen, an» Anlast einer völlig „normalen Ne- a u t s i t i o n S m a st n a h in c" einen Zwischenfall herbci- zusührcn, snr den sie die Verantwortung tragen mußte. Go nchmigen Sic ulw. gez. Pvincarö. iW. T. B.) Die deutsche Antwort. Vorschlag einer internationalen UntcrsnchungSkommIssivn. Berlin, 19. Avril. Tie RcichSreglerung Hai den französi schen Geschäftsträger in Paris beauftragt, die vorstehende sranzösische Rote wie folgt zn beantworten: Die deutsche Regierung stellt mit Genugtuung fest, dast dte sranzösische Negi.'riing. die bisher die deutschen Proteste gegen das Vorgehen ihrer Truppen im Ruhrgcbiet unbeantwortet gelassen hat. sich jetzt vcraniaht sicht, zn den blutigen Ereig nissen, die sich am Ostcrsonnabend in Esten abgespielt haben, amtlich Stellung zu nehmen. Dte Anssühruiiacn der Note vom 18. April können jedoch nicht als zutressend anerkannt werden. Die der deutschen Mgiernnq inzwischen noch zu- gcgangcnr» Nachrichten haben die Darsicllunq der deutschen Note vom 4 April in allen Punkten, aus die cs zur Be urteilung des Sachverhalts anlomnU, als richtig bestätigt. Das gilt insbesondere von dem Gerichtsprvtokoll über die eid liche Vernehmung von mehrere» Arbeitern und Angestellten der Kruppschen Werke, die Augenzeugen der Vorfälle gewesen sind. Tie deutsche Negierung ist bereit, beglaubigte Abschriften dieser Veriichmuugsprotokollc der französischen Negierung zur Verfügung zu stellen, falls auch diese ihrRewetSmate- rtal l> crauSgibt. Nm jedoch ohne jede Verzögerung zu einer von beide» Teilen anzucrkcnneudcn Feststellung deS Tatbestandes z» gelangen, schlägt die deutsche Negierung die Einsetzung einer internationalen 'Untcrluchungskommisstou vor, die gemäß dem Haager Abkommen von 1Ü07 daö beider seitige Bc.vctsmalcrlal zu prllsen «nd auch alle sonstigen, skr den Zwischenfall in Betracht kommenden Tatsache« aus zuklären hätte. Obwohl die deutsche Regierung den Antrag aus Einsetzung einer solchen Kommission anläßlich zweier früherer Vorfälle lm Nuhrgcbtet vergeblich gestellt hat. er wartet sie. daß sich die sranzösische Regierung letzt dem inter nationalen UntcrsnchnngSvcrsahren nicht entziehen wird. Die französische Negierung wird nicht behaupten wollen, dast der Zwischensall von Ellen seine einwandfreie Aukklärnng in einem krlcgsgcrichtltck»«» Verfahren sindrn könnte, wie e» an scheinend von dem französischen Befehlshaber gegen dte noch immer in Halt befindlichen drei Mitglieder der Direktion der Krnppschcn Werke durchgcsührt werden soll. Da c» sich «m dlc Frage Handel», ob dlc Schuld an dem Zwischensall bei den aus deutscher Seite beteiligten Personen oder vet den französischen BcsatzungStrnppen liegt, würde ein an- An- gehörigen dieser Truppe gebildete- Kriegsgericht zugleich Partet und Ntchter sein. tLS. T. BH
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