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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.12.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188112043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-12
- Tag1881-12-04
- Monat1881-12
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.12.1881
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Erste Geilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^- 338. Soustag den 4. Deccmber 1881. Reichstag. Der Reich Stag setzte am Freitag die zweite Berathung des Etats, speciell die Berathung des Etats deS Reichs- anitcö des Innern fort. Bei den Ausgaben „für Neber- wactnnig tcS Answcinderungs Wesens" richtete Abg. Lin gens an die Neichsregicrung die Frage, ob die scheu seit längerer Zeit geplante Regelung der Gesetzgebung iibcr das AnSwandenlngSwese» bald erfolgen werde. Redner ging dann ans die Frage der Auswanderung selbst ein. Was die Ur sache» angehe, so habe er, Redner, ans mchrcrcn Briefen ent nommen, das; der Cultiirkanips viele Katholiken aus der Rheinprovinz, aus Nassau unk Obcrschlesicn vertrieben habe. Die Bundesregierungen sollten sich angelegen sein lassen, diesem unseligen Kampfe ein Ende zu mache». StaatSsccretair v. Bötticher bemerkte, daß die Vorarbeiten für die gesetz liche Regelung des AiiswaiidernngswesenS ständig im Fluß geblieben seien; daß aber die Vorarbeiten nicht so weit ge riehen seien, um schon in der gegenwärtigen Session eine Vorlage zu macbcn; sie werde vielleicht im Frühjahr gemacht werken. Was die Ursachen der Auswanderung be treffe, so lasse man außer Act-t, daß die in Deutschland sich zeigende Steigerung der Auswanderung auch anderwärts sich gezeigt habe. Die allzu zärtliche Fürsorge snr die Auswan derer lönne leicht die Folge haben, viele Leute znrAuswandcrnng zu veranlassen. Deshalb müsse inan die Fürsorge mehr der freiwilligen Dhäligkcit überlasse». Abg. Meier (Bremen) führte die Zunahme der Auswanderung hauptsächlich aus de» blühenden wirtbschastlichen Zustand in Nordamerika zurück. Redner empfahl die Ansstellung eines Answandcrungsgesetzes. Abg. Knapp: Die Auswanderung habe ihre Ursachen in den schlechten Verhältnissen der alten und den besseren Verhältnissen der neuen Heimath. Je nachdem die Ver hältnisse in Amerika sich gebessert oder verschlechtert hätten, 'ei die Einwanderung gestiegen oder gesunken. Man solle bei dem Schntzc der Auswanderer doch auch nicht ver gessen, daß sie noch mit dem Pater lande in Verbindung Keilen. Hab» doch die Deutsch-Amerikaner 1870 dem rothcn kreuze I,.'>00,000 Thlr. zugewendct. Abg. Frohmc wies daraus bi», daß auch das Socialiilengekeo viele Arbeiter ans Dciilschland vertrieben habe. Abg. Schwarz connalirte, daß auch die neue Zollpolitik die Auswanderung befördere. Dem widersprach Abg. Lcnschncr (Eisleben), indem er be- nerkic, daß in Amerika ein viel stärkeres Schutzzollsystem be lehr als in Deutschland. Abg. l)r. Mar Hirsch erwiderte, saß in Amerika keine Zölle ans Lebensmittel beständen und leine so hohe Militairlan. Namentlich sei cs die Schwierig leit, Grund und Boden zu erwerben, welche viele Aus wanderer aus Dciilschland treibe. Die Erhöhung der Tabaks teuer habe ebensalls viele Arbeiter brotlos gemacht und die Änsübruiig des Monopols werde dies noch verschärfen. Abg. .'euschner lEisleben) bebanptete dagegen, daß eine Besserung »»getreten sei, daß die Lebcnsniittclzölle Niemand aus dem Lande trieben. Abg. Richter (Hagen): Nicht allein die Erhöhung der Tabaksteuer, sondern namentlich die Unsicherheit der Tabaks- ndnstrie sei von nachthciligcm Einflnß und veranlasse die Eigarrenarbeitcr zur massenhaslen Auswanderung. Uebrigcns wisse doch auch dem gulniülhigsten Deutschen einmal die Ge duld. Abg. v. Minnigerodc: Auch dem Gntmülhigstcn reiße die Geduld, wenn er iniiner und immer wieder ohne Grund dieAnsslibrungcn Nichtcr'S hören müsse. Abg. Richter (Hagen): Die Thür liegt dem Vorredner so nabe, daß er hinaus gehen kann, wenn er mich nicht hören will. (Große Heiterkeit. Ruse rechts: Zur Ordnung!) Abg. v. Minni gerodc: Ich nehme an, daß der Abg. Richter den vorhin von ihm gebrauchten Ausdruck bedauert. Abg. Richter zHagcn): Ich werde das tbun, sobald der Vorredner das von ihm Gesagte bedauert. Mit,diesem Zwischenfall schloß die Debatte. Die Ausgaben für das Auswaudernugsivesin werde» gcnebmigt. Bei den Ausgaben für daS statistische Amt verlangte Abg. von Göler eine Statistik der Hvpolhekenschnlkc». Abg. vr. Max Hirsch erkannte an, daß die deutsche Lta- listit in Bezug aus die materiellen Verhältnisse schon Vieles geleistet habe; cS empschle sich aber wohl, die Statistik auf die geistigen und sittlichen Verhältnisse aiiszudehnc». Abg. v. O w (Frendenstadt) bat die Reichsregicrnng, hei Gelegen heit der Anssührnng des neuen Stempelgesetzes eine Statistik der im deutschen Besitz bcsindlichc» ausländischen Wcrthpapicre ausznstcllcn. Staatssecrctair v. Bötticher bemerkte, daß dazu bereits Vorbereitungen gelrossen seien, aber die Statistik werde keine genaue sei», da sehr viele ausländische Papiere, welche nicht »n deutschen Besitz seien, zur Stempelinig prä- senlirt seien, um ihnen die Eirculation in Deutschland z» sichern. Abg. Sonne mann bemerkte, daß man damit jetzt wohl zu spät komme; einen solchen Antrag hätte man bei Berathnng deS Gesetzes stellen sollen. Ahg. Per rot ver langte eine genauere Statistik deS ActicnwescnS, Abg. Koch hann (Landsbcrg) eine bessere und schneller veröffentlichte Ernte- und Anbaustatistik. Die Ausgaben wurden genehmigt, Beim Etat des ReichSgesundheitsainicS richtete Abg. Buhl an die Regierung die Frage, ob ein gesetzliches Verbot der Weinsälschnng zu erwarten sei. BundeScommiffar Geb Rath Köhler beinerkte, daß darüber Erwägungen a» gestellt seien; ein Gesetzentwurf stehe in Aussicht. Abg. Rcichcnspergcr (Ereseld) kritisirte die gesammte Dhäligkcit deS Rcicksgcsiliidhcitsamtks und wünschte namentlich, daß cö etwas populärer arbeite, damit Unterbehörde». Private und Vereine nach seinen Anweisungen wirke» könnten. An der ziemlich eingehenden Debatte über diesen Etat belheiligtcn sich außer dem Präsidenten des ReichsgesundheitsamteS, Geh. Rath Struck, »och die Abgg. Banmbach, Hueter, Rickcrt, Virchow, Vamberger und Laster. Die Diskussion hatte zum größte» Theil nur ein technisches Iiitcrcsse; hervorzuhebcn ist, daß aus eine Anfrage des Abg. Schlntow der NegiernngSrath Köhler bemerkte, daß die Vvruntersuchnngc». um den Verkauf von Peiroleum enicS niedrigen EntslammbarkeitögradeS zu verdicken, noch nicht abgeschlossen seien. —Nächste SitznngSonn abend (Fortsetzung' der Elalsberathung.) Vom Landtag. Dem sächsischen Landtag ist eine Vorlage über die projec Urten Veränderungen in der Organisation des fis kalische »Hoch bauwesenS zugcgangen, der wir Folgendes entnehmen. Nach dcni schon früher ansgestellten, von den Ständen ge billigten Plane sock den zu Tage getretenen Mängeln der der- maligen Organisation deS fiskalische» HochbanwesenS in der Hauptsache dadurch abgcbolsen werden, daß das dem Fiurnz- »nnisterinui zur Zeit in der Person des O berlandbauiueislcrs bei gegebene Eentralorgan verstärkt und dadurch in den Stand ge'etz wird, cinceingehenkere. sortlausende Ueberioachiiug dcrT lmligb il der Bezirksbaubcauite» auszuube». Dabei ist das Absehen nick l aus die Schaffung einer eigenen nenen Behörde oder die Ein sübrung einer neuen Instanz zwicke» der obersten Aussichts- bchörke, dem Fiuanzniinincriuin, und der Bezirksbanvcrwaltuug gerichtet worden, es soll vielmehr daS neue Eeutralorgan sich als ein integrircnder Bestandtbeil der oberste» Aufsichts behörde selbst in der Weise darsteckru, daß vie demselben an- gehorcuden Techniker als technische Referenten de» Ministe riums anzusehe» sind, wobei selbstverständlich bei der an sich zweckmäßige» und nicht zu beseitigenden Dceentralisation des iscalischen Hochbanwesen» daraus Rücksicht genommen iverden »niß, daß sänimtlichei, Ministerien, welche Baute» anznordnen habe», die Mitwirkung dieser Techniker zur Verfügung zu 'teilen ist. Die Entscheidung der Frage, welche» Personal erforderlich ein wird, ui» die diesen, Eentralorgaiic ziizittveisendett Gc- chäfte zu erledige», ist im Voraus nicht leicht zu treffen, da ich n"r schwer übersehen läßt, wie der Geschästsnmsang sich zestaltc» wird. Da indessen sür die nächste Zeit die AuS- ührung besonders »unfaligreicher und wichtiger Bauten in größerer Zahl kan», zu erwarten stekt, so hat die Regierung den Bedarf an Personal bei der Centralstclle vorläufig mög lichst beschränken und sich Vorbehalten zu sollen geglaubt, eventuell später eine Vermehrung zu beantragen. Es ist daher in dem Etat vorgeschlagcn, dem Finanzministerium datt eines Obcrlandbaumeissers künftig zwei Bau rät he und diesen zur Unterstützung außer dem jetzt schon dem Obcrlandbanmeister zngewicsciie» Landbaninspeelor noch einen Landöaii Assistenten beizugcbcn. Nach Bedarf werden erner, wie seither, technische Hilfsarbeiter theils zur Ausbil dung, theils zur Hilfeleistung ihnen zu überweisen sei». Beite Baucälhe sollen einander coordinirl sein und eS wird nr eine zweckmäßige Bertheilnng der Geschäfte unter ihnen zu sorgen sei». Für den künftigen ältesten Banralh sind im Eiet tilim» Mk. und sür teil jüngere» Baurath OONO Mk. Iahresgehalt ausgesetzt. Der Laiidbaninspeclor, welcher das technische Bnrcan deö Obertaiidbauincssicrs leitet, soll in die Class'e der übrigen Lankbauinspectoren eingcreiht iverden. Mit der vorstehend targclcglen Verstärkung der obersten Banansnchlsbehörkc wird eine Verminderiing der jetzt bestehenden zwölf Banbezirkc zur Dinchsubrung gelangen. Es sollen mir »och 0 solche Banbezirkc bestehen und zwar soll der Baubezirk Dresden I nmsassen die Statt Dresden links der Elbe nnk die AnitShaupkinannschasten Dresden Altstatt, Freiberg, Pirna und Dippoldiswalde, der Banbezirt Diesten ll die Sladt Dresden rechts der Elbe und die Amtsheniplman» Rasten Dresden-Neustadt, Kamen;, Bautzen, Löban und Ziltan, der Baubezirk Dresden III die Amlsbauptinann- chaslen Meißen, Döbeln, Großenhain und Osch atz. der Bau- .'ezirk Leipzig die Stadt Leipzig und die Amlshauptmann- chasten Leipzig, Borna, Grimma und Roelckitz, der Banbezirk Cl'emnitz die Statt Ehemnitz und die Ainlshanptinannschafle» Chemnitz, Flöha, Annabcrg, Marienberg nnk Glaucha», der Banbezirk Zivickan die Amtshanplinannschaslen Zivicka», Schivarzenterg, Plauen, Auerbach und Oelsnitz. Bri Bestiiuminig der Orte, an welchen die Landbauämlcr ihren Sitz erbeuten solle», und lei der vorstehend dargelcgten Abgrenzung der Banbezirkc ist vornehintich daraus Rücksicht genommen worden, daß die Landbanämter ihre» Sitz mir in den größte», den betrcsscndcil Baubeamten mehr Gelegenheit zu wisseiischastlicher Fortbildung und knnsllcrischrr Anregung ssctenkcn Stäktrn des Lande-s erhalten solle», sowie daß tie cinzelneil Bezirke vom Sitze des betreffenden Landbanamtes anö möglichst bequem mit den Eisenbahnen erreicht werden können. Dir neue Organisation sock mrt Beginn des Jahres >88.1 sofort in vollem tlmsange in Kräst trete». Ein Hauplvortheit der durchzusübrenden Verminderung der Banbezirke wird darin bestehe», daß jedem Landbauamte ein Laiidbauiiispector beigrgeben werten sock, weicher den Landbanmeisler in Behiudernngsfällcn zn vertreten hat. Es wird dadurch vermiete», das; das Banamt bei jeder Ab wesenheit des Landbanmeistcrs verwaist ist, daß bei jeder längere» Behinderung desselben die Stellvertretung da, wo ei» Landbauinspeclor nicht Vorhände» ist, eine»» mit den Ver hältnisse» des betreffenden Bezirks nicht vertrauten Bau- Meister eines andere» Bezirks übertragen werken n»iß, und daß der Banincislcr nicht gcnölhigt ist, auch zn Zeile», wo er vielleicht mit wichtigeren Prvjcclirniigen »der Bauaus- sülwungen vollauf beschäftigt ist, alle und auch die gering- sügigsten Gejck'äste persönlich z» erledigen, Nebelstände, welche bei der gegenwärtigen Organisation sich häufig nur zu fühlbar gemacht haben. Es sollen daher, einschließlich des bei den Banräthe.r beschäftigten Lankbaninspectors, siebe» dergleichen angestcllt werke». ES liegt ein zweites Verzeichniß der bei der Beschwcrdc- u»d Petition« - Deputation der Zweite» Kainmer ein- gegangenen Beschwerden und Petitionen vor. Eine größere Anzahl dieser Petitionen betrifft die Errichtung eines Land gerichts in Zittau, dann sind zahlreiche Petitionen vorhanden, in denen die Erbauung weiterer Secundär - Eisenbahnen be gehrt wird, und eine dritte Gruppe von Petitionen wünscht die Aushebung bez. Ermäßigung der staatlichen Grundslcner. Unsere Leipziger Lirche». i. Es giebt wohl kaum eine Stadt ii» deutschen Reiche, in welcher die Musik so gepflegt wird und in welcher io viel bedentcudc Musiker lebe» und gelebt haben, als Leipzig. Gewandhaus, Eviiservatoriuin, Thomanerchor — wer ge denkt hier nicht an die Koryphäen der Kunst, welche an diesen Institute» wirkten, de» segeiibriiigendcn, machtvollen Einslnß, den Männer wie Bach, Hanplmann, Schumann, Mentelssch» und so viele Andere aus die Entsaltung der Musik überhaupt gehabt haben Vor Allein die kirchliche Mustk ist in Leipzig immer besonders gepflegt und einem Institut wie der Thomasschule dürste an Älter nnd Bedeutung so leicht kein anderes in Tenlschland gleich -kommen. Die in der Thomaskirche gesungenen Motetten bilden stets einen Anziehlttigspuuct sür jeden Kenner und Musikfreund. In Rücksicht aus das Gesagte ist eS nun mehr als sonder bar, wie wenig das sonst so knnsiliebcude Leipzig bislang sür eine würdige Ausstattung der Kirche» gethan hat, welche hier »eben dein gottesdienstlichen Gebrauch auch de» Zwecken der mnsikalische» Kunst diene». Vor Allem die allehrwürdige Tlwinaskirche, die Ställe des Wirkens des Großmeisters der Musik, des alten Sebastian, ist i» einem Zustande, der sür ein Gotteshaus geradezu als „»würdig bezeichnet werden muß. Das Innere sieht einem Ranchsaiig ähnlicher als einer Kirche; Alles ist von Kohlenstaub geschwärzt »nd be deckt; a» den Vriistnngen und Einporen ist theilweisc keine Spnr von Farbe mehr bemerkbar. Von den, nrspriingliche» Baustil ist im Innern, wenn man von der restanrirten Südseite absieht, fast nichts mehr zn erkenne», so sehr ist der Raum von Emporen u»d Kircchenssüblen, welche letztere theilweisc wie Vogelnester a» den Wanten hcrnmhängcn, vernnstallet. Ein licses Bedauern wird jede» Kniiltsreiind erfassen, wenn er sicht, waS ans diesem kirchlichen Bauwerk geworden ist. Dem Znstandc der Kirche enkloricht nii» lecker auch derjenige der Orgel. Es ist eigentbümlich, daß in einer so mustlliehcnren <tedt sich nicht ein einziges Orgel werk befindet, welches, »nt allen Erfindungen der N»zeit ansgcstillet, dem Spieler tie Möglichkeit bietet, seine Kunst obne fremde, ost ,»ir maiigcll'asic, Beihilfe eines zweiten Sachverständigen voll z» cntsalley, die nia»»ickssacchen Klang wirkungen, soils nnd Pin»», augenblicklich hervorznbri»gen; älle Orgeln sind nach dem veralteten sog. Schlkisladciisyslem gebaut, ermangeln vollständig wirklicher sog. Eollectivzüge, durch welche da« Rcgistriren so sehr erleichtert wird und die dem Organisten die Mittel gewäkren, den Effect des Instru mente-, ohne die Register zu ziebe». ans das Manuich sachste zu verändern, wie cs das detr. Musilsiuck ger ate erfordert. Wa« speeiell die Orgel der Thomaskirche aubelrissl. so »inß man sich wundern, wie es überhaupt möglich sein soll, aus rinem so alten, höchst mangelhaften Orgelwerke etwas Künstlerisches zu leisten. Die Orgel stammt aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, ist vor circa 30 Jahren rcparirl und mit einigen Stimme» bereichert. Am schlechtesten ist das 3. Manual, welches neben einer Menge entsetzlich schreiender kleiner Stimmen nur rin paar wirklich brauchbare Register enthält: aus den beiden anderen Manualen sind nur die Prinzipale, O.nintatö», Gamben „nd ein paar Flöte» einigermaßen verwendbar, alle andern Register aber so gut »vie nubranchbar, die tleinen »nd geniischten Stimmen entsetzlich verstimmt, letztere von schlechter Zusamnlc'nstelluitzz und robem To»: tie Troinpetc des Haupt werks ist gänzlich desolat link nicht mehr z» stimmen: ähnliche Mängel zeigt das Pedal. Won» man die einzelne» Register Ton sür Ton durchgeht, bemerkt man recht die höchst »negale Intonation, die großen Mängel in der Ansprache: man muß sich wniidern, wie einzelne Register Zusammenstellungen gar nicht übel tcingcn; sreilich würde der Ton dock noch ein ganz anderer sei», wenn die beregten Fehler nicht vorhanden wäre». Der Ten des vollen Werkes ist denn auch geradezu rob; cs fehlt der rechte Znsanimenklang, das Edle nnd Würdige im Verein mit der Notlügen Kraft, was z. B. die Werke des berühmten Walcker in Ludwigsburg so auszoichnct. .Zn sausten Vorträgen geeignete zarte Stimmen, z. B. Dolee, Acoline, Fernstölc, Harmonika n. dergl. fehlen dem 3. Elaviere gänz tick'; ebenso ist cs zu». Mindesten uubeqnem, das; kein Spiel ti'ch vorhanden ist, vor welchem sitzend der Organist den D irigenlc» des Sängorchores rcsp. den Geistlichen vor sich hat, sondern jetzt dem Attar nnd den» Dirigenten den Rücken zn- iventel, welchem Mangel der vorhandene Spiegel nur tbeil weise abhilsk. Die Tpielart der Orgel ist sehr schwer, zähe und klapperig, niit gekoppelten Elaviere» zu spielen eine wahre Last, welche Finger und Arme aus das Aeußerste a» strengt »nt ermüdet. Es bleibt nur übrig, die Orgel entweder zrünttich zn repariren, oder durch eine diene z» ersetzen. Da ei» Neubau zur Zeit linmöglich ist. würde also die AuSrei nign »g der O rgot, verbunden mit einer 'rischen Intonation das einzige Mittet sein, ie wenigstens sür einige Zeit wieder leidlich brauch bar z» machen. Aber das knnstlicbentc Leipzig wird gewiß ebenso wio sür den Ban eines neuen Eoneerlbanses sür die Gewanthanü-Eencerlc auch sür eine würdige Restauration der Thomaöliiche »nd Erbauung einer nenen, mit allen Er sindiingcn der Neuzeit ausgestalkelen Orgel in nicht allzu scrner Zeit die nölhigen Mittel bewilligen. Wird der Ban dazu einem tüchtigen Meister übcrlragen, der gezeigt hat, das; er nicht bles »ach der alten Schablone arbeitet, sonkorn ans der Höhe der so sehr vorgeschrittenen Orgetbaukuiist steht, so wird »an spater mit Verwunteiung loahrnchmc», was mit selch einen» Orgcliverke sich erreichen läßt und das; erst mil einem derartigen Werke der Spieler seine Kunst recht entfalten kann. Möge ein solches Orgelwerk an der durch den Alt meister Bach geheiligten Stalle dato entstehen! Alles Theater. Leipzig, 2. Decemöcr. „Die Waise anö Lowovd", Schauspiel ven Eharlottc Birch-Pseifser. Wenn wir init Vergnügen censtatiren, das; »nser Wiener Gast: Frl. ve» Kot» alö Jane Eyre eine höchst achtungswerthe, von einer oft geradezu srappirenden Sicherheit zeugende Leistung bot, so tragon wir dem ansinnnlerndc» Wohlwollen Rechining, aus welches ein jugendliches, strebsames Talent ein gewisses Anrecht hat. Freilich darf nicht verschwiegen werden, daß die junge Dame noch sehr viel zu lernen hat, unter diesem Bieten sogar das „Boste" dor Schauspielkunst. WaS eine verständige Schule, ei» gutes Gedächtnis; und eine czewisic icgesbeivußte Keckheit des AustrelenS zu leisten im ^taute sind, das leistete Art. ven Köln in überraschender Weise. Ob sie aber auch im Stanke ist, einen Ebarakter selbstständig zu erfassen, sich in das Geistige ihrer Kunst z» ver tiefen »nd Ursprüngliches, Wahres zu gestalten, ob aus der gelehrigen Schülerin eine selbstschaffciitc Künstlerin werten wird, daS ist »och eine offene Frage, welche »nr die Zulnnsl bejahen oder verneinen kann. Znnächst aber möchten wir der Darstellerin zn ihre»» Beste» anralhen, fleißig aus die Ver innerlichung ihrer Kunst hinznaröcite», dabei aber auch aus ihre Dietion zu achten, die gegenwärtig unter einem störenden ^jungeiifehler, einem cigcnlhnmlichen Zischtone, leidet. Statt „fleißig" horten wir „fleischig", ui» c», Beispiel anznsührcn. Wa« ihre Jane Eyre betrifft, so läßt sich gegen ihre Auf fassung nicht viel eiinvendc». Als verwahrlostes, unter dem Drucke eines glühenden Haffes leidendes Geschöpf trug Frl. von Kolä die Farben hie und da etwa« zu grell ans, be sonders i» der Philippika gegen die Stiefmutter. In der zweiten Abtheilung gesicl »nS ihr Spiel ungleich besser, ja in der Liebeoscene mit Lord Roccster bis z» den jubelnden Worten: „Da hast Du mich' lies; sie eine wahre, schön gesteigerte Empfindung durchbrechen, welche ungemein warm berührte. Möge tie talentvolle junge Dame den reichen Beifall, der ihr von Seiten deS PublieumS zu Theil wurde, als eine Ausniunterung zn ernstem unab lässigem Weiterstreben betrachten. Von der übrigen Darstellung des Stücke« läßt sich nicht viel Gute« berichten. Lord Rocester übernahm sich in Actio» nnd Stimme, Mistreß Judith Harleigh litt a» einem inangcl- hastcn Gckächtniß »nd Lady Georgine sprach mit einein Tragödienpathos, alö habe Frau Eharlottc Bircb Pseisscr ihre »inslcrblichcn Werke nicht in Prosa, sondern in Jamben ver saßt. Auch den altersgrauen Tccoratioiien könnte eine kleine Attssrischnng gewiß nicht schaden. Hermann von Be quignollcS. Musik. Das königliche (5oiiscrvl,toliuiu der Musik in Leipzig wird i» bcdeulcndein Maße erweitert. Laut der mit große»» Beifall von Seite» der Lehrer und Studirenten ausgcnoi»- niene» Berlünvignng nnd Anzeige deS Herrn Direktor Stadt ralh a. D. Dr. Otto Günther, welchem allseitig die größten Sympatbien entgegengelragen werde», hat daS Tirec torinm beschlossen. Ostern 1882 eine voltständigeOrchester - Schule ins Leben trete» zu lassen. ES werden folgende Lehrer in den Verband deS Instituts cinlreten: die Herren Barge (Flöte), Hinke (Oboe). Landgraf (Elarinette), Weißen born (Fagott >, Gnmpert (Waldl>or»)>. Weinsihenk (o rompelc). Müller (Posaune). Für Michaelis ist auch Unlerrick'l im Harsenlpicl in Anssickck genommen. Um in», auch tie allseitig«: Bitdung derSlukirendc» am Ernservatoriiiin zn fördern, von welchen zwar viele zu gleich als Hörer an der Universität philosophische, nalur- wisscnschaslliche und ankere Vorlesungen besuchen, von denen aber bcseiiderö dir Damen weniger Gelegenheit finden, eine zur allgemeinen Bildung gehörende Einsicht in ankere Fächer ,n erkalten und daher nur einseitig aus die verschiedenen Ge ssels der Tonkunst angewiesen sind: um also die allgemeine 75. Jahrgang. Geistesbildung, nicht allein die niusik theoretische» und histo- risch »nnsikalischei, Keiintniffe, zu fördern, sink hochangesehene Professoren der Universität Leipzig gebeten worden, von Zeit zu Zeit im Saale deS königlichen ConservatoriniiiS Vorträge allgemein wissciischastlichen Inhalts (Physik, Ehcmie, Ge schichte rc. :c.) zu halten. Mil Freuden begrüßen wir den wesentlichen Foclschritt, welcher geeignet ist, die große Bedeutung der mnsckalischen Akademie Leipzig« immer höher empvrznhebo». 8. Leipzig, 3. Deccmber. Für die musikarme Süd vorstadt sind die A b onnc m entcvuccrte der W a lthe r'- chen Ea pelle im Tivoli zur angenchnisien Erholung, ja chon zum Bedürfnis; geworden. Darum ist auch jedesmal der Saal vis aus den letzten Platz besetzt nnd überall in dem an ^isihon griippirten Publicum waltet srove Tti:»miliig »nd dautvare Empsäng!i,hfeit sür die in reicher Avwech- elnng kargebotene» Mnsikgabe». Auch vom Programm des gestrigen Evncerles sanv die Mehrzahl der Musikstücke, darunter einige cmpsindsanic, vorzuesweise aber die cleklrisircnten Märsche >m 3. Tkeilc den lebhaitcsten Beifall. Der Anfang freilich, die Ouvertüre zur Oper: „Marlba" von Ftotow, war nicht gorade der glücklichste, den» es kamen verschiedene Verstöße gegen die reine In tonation, iiamenttich bei ton Bläsern, nnd auch rhylbmische Verwirrung vor, waS sonst der wohlgcübtcn Eapclle fast niemals passirl. Desto sorgfältiger wurde das folgende geballreiche Stück: ..Im-; I'röliulo>" von Liszt, ansgoarbcilot. Wie schon bei den früheren Verträgen desselben Werkes wnrken besonders die melodisch süßen n»d mit großer Anmnlh ausgestaltcken Darstellinigen des leiichtenden Früh- rotbes der Herzen oder der Liebe und des idnlliscbcn Beha gens ans dem Lande mit Wärme »nd voller Hingabe gespielt, aber auch die leitenschastlicheren Assecte trefflich wieder- gegebc». In der Fantasie: „Traum eines KricgcrS vor der Schlacht" von Eule entzückte am meiste» die mit schönste»! Wohlktang ersüllte Anssühning deS Liedes: Es ist bestimmt in Gottes Ra1b. Ten zweiten Tbeil des EonccrtS crössnetc eine schwnngvollc nnd melodiereiche Militair-Festenver- turc von Wall her, welcher daS nnvergänglich schöne Sck'nbert'schc Lied: „Dor Wanderer", von dein Posannen- lünsllcr Herrn 'tnöfel recht heisallsirerlb vorgetragen, folgte. Eine ii ne Fantano ans Rossini's „Telt" von Staßni ver band einige dor l'orvorragcndsien Melodien kor Oper mit beachtenswortheui Geschick und wurde durchweg löblich crecutirt. Freilich wäre es wirksamer gewele», wen» die Arie: „O Mathilde, d» Enget meiner Triebe" von einem teiircicberen Instrumente, z. B. der Trompete, vorgetragen worden wäre. Nach dem beliebte» Polkasliickchen: „Da nimm sie hin" aus „Earneval in Rom" von Straus; folgten Daeaporuso, welchem Herr Wallher durch Zugabe einer reizenden Pizzicalv-Polla genügte. Für die Raivelcit nnd i» Aeußertichleilen sich ergebende dcalnrtoilmalerci in den „Thüringer Walcstizzen" von Wcissen- born konnte ich mich, vbivobt das Stück gut vorgetragen wurde, wenig begeistern, ebenso wenig für die Novität: .Heinzelmännchen" von Eilonborg, worin der Rhythmus mit den im Eirens üblichen Tanzsiücke» Achnlichkeit hatte. Den vollsten Effect erzielte das Paradestück des Abends: Eine Parade des 107. Regiments, bestehend in -t Märschen: In Compagnie-Front odor Regimcntsmarsch von Hauschitd, dann Joyanniler-Marsch von Walther, nnd ven demselben Eomponislcn „Marsch über Paterlandslieder" und „Heil dir. mein Sachsenland", welche alle init großer Bravour nnd kräftigstem Schwung gespielt lonrdc». Ta diese Marsch- Serie dem Andenken a» die Schlacht bei VillierS Brie snr Marne gewidmet war, so vereinigte sich in der Wirkung das allgemeine Wohlgefallen an den trefflichen und erbebenden Toiistücke» mit patriotischen Empsindnngcn, deren stürmische Kilttkgebnng Jeden erfreu,» »nißle. " DaS Programm sür das nächsten Dienstag Abend iin Vonvraiid'sche» Saale slattsindendc II, Symphonie-Eoiieerl der verstärkte» Büchner'scheu Eapclle ist ein höchst inlcr- cssaiiles. Aus drei Richtungen der Windrose kommen die »lilwirkendcn Künstler, deren Namen nicht zuni erste» Male ans einem gediegenen Concerlprograi»»» erscheinen. Es sinv Namen von bestem Klang und weilbekannlcm guten N»s: Herr Jean Bott, einer der bedeutendsten Violinspieler, Schüler von Spohr und s. Z. königl. Hoscapcllmeistcr in Hannover, wird ein Concert von Beethoven u. a. in. spielen, während Herr Or. Harlhau aus Magdeburg in einerSuilc von Raff sür Pianosorte und Orchester den Elavierpart über nimmt, und Herr Frendenberg, Eapellmcistcr n» Wies baden, seine eigene Compostlion: Ouvertüre zur Oper .Die Nebenbuhler" dirigirt. Der zweite Theil deS Pro gramms weist >>. A. aus: eine Symphonie von Haydn, be titelt „Der Zerstreute", ein Opus des Altmeisters von ganz besonderem Reiz, bisher noch wenig oder gar nicht bekannt »nd nebst 3 anderen kürzlich bei Kistner neu erschienen. In Summa: Weit das Concert die altseitige Beachtung deS nnisikliebenden Publikums verdient, so sei ans dasselbe von dieser Stelle ausdrücklich hingemiesen. Zahnärztliche Belehrungen für Laien »o« Satzuarzt Leipzig Ucber künstliche Zähne. Ich habe in einem früheren Aussätze meine» geehrten Lesern nnlgcihcilt, durch melctie Mittel man gesund« ISHnc so lange als möglich dem Munde erhallen, oder ihnen durch die Kunst z» Hilfe kommen kann, wen» sie erkrankt sind. Trotz der größten Sorgfalt und genaueste» Pflege, trotz der ,zweckmäßigsten Hisse des geschicktesten Zahnarztes geht doch mitnntcr diese schone Zierde des Mundes und des Antlitzes z» Grunde und wird somit durch den Verlust der Zähne nicht nur de» Mund, sonder» oll anch daS ganze Gesicht mehr oder weniger entstellt, Scho» der Verlust eines einzigen Zahnes zerstört die S»mu»elr>c des Mundes. Beim Verlust mehrerer Zähne im Ober tiefer zieht sich die Oberlippe bedeutend nach einwärts, wodurch der Mund cinsüllt und das Gesicht rinizlich und alt wird; der Mund scheint ciner öden Brandstelle zu gleiche», Ivo aus den schwarze» Trümmern hin und wieder ein Stückchen vo» einen« weißen Zahne hcrvorragt, nur um die Zerstörung noch greller zu niarliren. — Ei» trauriger Anblick! Biele solckier Zahnlcidenden, besonders junge Mädchen, suche» den Verlust der Zähne und den unangenehmen Anblick dadurch zu verbergen, daß sie die Oberlippe Io viel als möglich hermitcrziehe» und beim Sprechen die Oberlippe säst gar nicht bewegen und d s Lache» meiden, damit sie ja nicht den Mund zu weit öffnen. Welche Qual! Wie ist »un diesem Uebel abzuhelicn? Ist die Zahnheillunde im Stande, einen Ersatz sür diese »»schätzbare» Organe zu bieten? Allerdings Itzibr» wir einen vorzügliche» Eriatz dasür — es sind dies die künstliche» Zähne. Tic künstliche» Zahne sind zuvörderst in Farbe und Form de» naiürliche» lüusäirnd ähnlich, »nr müsse» sie vom Zahnarzt in der Farbe recht genau gewählt werden, damit sie w.n den elwa noch v-nhandenen, eigenen Zähnen, die größte Aehn- lichkeit Halen; bei älteren Personen, welche gar keine Zähne mehr besitze», muß man die tüiistlichen Zahne nach ihrem Alirr wählen, also mehr gelbweiß oder gelb. Doch dirS überlasse man nur dem Zahnarzt, der nach der G-sichlsiarbe »nd Gesi btsbildung die zweck mäßigsten Farben wäblcn wird. Was di-: Lcistnngssähigkeit der künstlichen Zähne betrifft, so komml sic de» naiürlichen sehr nahe, d. h, wen» sie gut und zweckmäßig gemacht und dein Munde genau angepaßi sind. Die künstlichen Zähae sind wie die eigenen die Vorarbeiter zur Verbauung; sie sollen die Sveisen kauen »»d zer malme», was bei den künstlichen Zähnen aber erst geübt werden muß, besonders bei halben und ganzen Gebisse«. Personen, welche
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