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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 01.08.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270801023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927080102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927080102
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-08
- Tag1927-08-01
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Nordschleswig au den König von Nnemarl. Ultimative Forderung -er Autonomie ün- Entschädigung für wirtschaftliche Verluste. Eine Schisfswelisahrl über -en Allanttk. — Ein Fiasko -er Drei-MSchie-Konserenz gefährdet Eoolidges Prüsi-entschast. Klage vor dem Völkerbund angedrohk. Kopenhagen, 1. August. In einer Massenversammlung -er NordschleSwigschen Selbstherrschaftspartei in Appenrade wurde eine Entschließung angenommen, in der folgende ulti mative Forderungen an den dänischen König gestellt werden: Unabhängige Selbstherrschaft für Nordschleswlg ohne politische und ökonomische Einmischung Dänemarks: Schab« loshaltnng sür die Verluste, die durch die Finanzierung Nordschlcswigs mit minderwertigen Kronen entstanden sind; Einstellung sämtlicher Zwangsmaßnahmen gegenüber zah- lungöunfähtgen Gutsbesitzern und Befreiung Nordschleswigs von den Ersatzleistungen der Verluste der LandSmannbank.— In der Entschließung wird angekünbigt, daß sich die Selbst herrschaftspartet. falls diese Forderungen bis zum 1. Oktober nicht erfüllt sein sollten, an den Völkerbund wenden werde, um Schutz und Ersatz für die Schäden zu suchen, die den Norbfchleswigcrn vom Staate Dänemark zugefügt worben seien. (T.-U.j Dr. Reinhol- über -en Dawes-Plan. WilliamStowu. 1. August. In einem Interview mit einem Vertreter der „Associated Preß" gab der frühere Reichsftnanzmtnister Dr. Reinhold dem Zweifel Ausdruck, ob Deutschland imstande sein werde, die durch den Dawes. Plan auferlegten Zahlungen zu leisten. Es sei nicht vorhcr- zoschen. ob die deutsche Wirtschaft die nötigen hohen Steuern tragen könne. Nach der Ansicht Sachverständiger sei dies zweifelhaft. Gegenwärtig, so führte Dr. Neinhold weiter anS, bestehen keine Schwierigkeiten, auch wird jede deutsche Regierung nach besten Kräften die Erfüllung anstrebcn, jedoch ist zu berücksichtigen, daß Deutschland gemäß dem Dawes. Plan um die Hälfte mehr zahlen muß, als die ge- samten anderen Schnldnernationen an Amerika zahlen sollen. Die Zahlungen können nicht aus dem Kapitalbesitz, sondern müssen ans dem Nationaleinkommen ge leistet werden. Die Frage lautet daher weniger, was Deutsch land produzieren, als was es verdienen kann. Der Dawes-Plan hat indessen die Beziehungen zu Amerika befestigt, da er amerikanischen Vorschlägen entsprungen ist und mit amerikanischem Geld finanziert worden ist. Dr. Rein- hold sprach die Ueberzeugung aus, die Gewissenhaftigkeit, mit -er Deutschland den Dawes-Plan erfülle, werde in Amerika anerkannt werden. Eröffnung der Niederrheinische« Schiffahrt«. Ausstellung Duisburg. 1. August. Hier wurde gestern durch Ober bürgermeister Dr. Jarres die Niedcrrheinischc Schiffahrts- Lusstellung eröffnet, die ein anschauliches Bild von der Ent wicklung der niederrheinischen Schiffahrt geben soll. „Nur" Presttgeverlusl Deulschlan-s. „Petit Journal" fetzt seine Hetze fort. Paris, 1. August. DaS „Petit Journal" kommt heute er neut auf den schleppenden Verlaus der deutsch-französischen Handelsvertrags-Verhandlungen zu sprechen. Wie üblich, ver- sucht es die Schuld hierfür den deutschen Unterhändlern in die Schuhe zu schieben. Die durch Reisen nach Berlin fortwährend unterbrochenen Konferenzen, so meint das Blatt, stellten die Geduld und Langmut der französischen Delegierten und des Handelsministers, die vom „echt französischen Wunsch" beseelt seien, etwas Begonnenes auch zu Ende zu führen, auf eine harte Probe. Nach einer Periode der Entmutigung als Folge der Niederlage seien di« Deutschen nunmehr auf ihren Vor- kriegSplan zurückgekommen. Europa zu beherrschen und mit den Erzeugnissen ihrer Industrie germanische Kultur zu ver treten. Dte Fricdensvcrträgc hätte« De«tfchla«d nichts vo« seine« ««erschöpfliche» «atitrliche« Hilfsquellen geuommen, sondern «nr sei« Prestige beeinträchtigt. Darum arbeite auch Deutschlands Propaganda in der ganzen Welt daraus hin, dir Seiten au» dem Buche der Geschichte herauszureihen, dte eS verurteilten und demütigten. Drei neue PoincarS-Re-en in Sicht. Paris, 1. August. Poincars hat seine aus der Zeit des nationalen Blocks in das .„Kabinett -er Einigung" über nommene Gewohnheit, allsonntäglich an Gefallenendenkmälern zu sprechen, wieder ausgenommen. Für den Monat Sep tember sind bisher nicht weniger als drei Totenrcden des Ministers angemeldet, di« letzt« am 26. September anläßlich der Einweihung des Denkmals für die „Blauen Teufel" auf dem Gebweiler Kopf. lT.-U.) Geheimnisvolle Spionage-Affäre in Paris. Paris, 1. August. Am vergangenen Montag wurde, wie bereits kurz gemeldet, der im Spionage-Abwehrdienst des Marineministeriums tätige Schifssleutnant Louis Aynarb am Fensterkreuz seines Schlafzimmers erhängt ausgefunden. Wie jetzt „La Presse" mitteilt, hat der Offizier am Tage vor dem Selbstmord bet einer Bank lststüOO Frank abgehoben. Während der Nacht soll dann eine Frau, die jetzt von der Polizei eifrig gesucht wird, den Offizier in seinem Schlaf zimmer aufgesucht haben. Das Blatt behauptet, daß es sich um eine Spionin handelt, der der Leutnant tnS Garn ge gangen sei, und deren Bestrickungen er sich nur durch Selbst mord habe entziehen können. Annäherung zwischen Nikolajewiksch und Lyrlll? Paris, 1. August. Wie „La Presse" berichtet, soll sich zwischen den beiden russischen Thronprätendenten Ni ko- lajewttsch und Cyrill eine Annäherung anbahnen. Nikolajewitsch beabsichtige, auf seine Ansprüche zu verzichten, und Cyrill als den ältesten aus dem Hause Romanow als legitimen Krouerben anzuerkennen. Dampfemettrennen um das Blaue Band. Drei Amerikaner, ein Franzose. London. 1. Angnst. Heute um Mitternacht veranstalte» vier große Dampfer von Renyvrk aus ein Wettrennen über den Ozean, nnb zwar die „Aquitania" vo« der Cunard- Liue, „Olympic" von der White-Star-Line, „Leviathan" sehe- mals „Vaterland") vo« der amerikanische« StaatSschiff» fahrt und der französische Dampfer „France". Als Ziel wird die Höhe der irische« Küste gelten. Sin Experiment Lhamberiins. Der Ozeanfltegcr Chamberlin hat Montag nacht mit dem Dampfer „Leviathan" Ncuyork verlassen, um das Experiment über das Zusammenarbeiten von Flugzeug und Ozeandampfer auszusühren. Er wird die „Leviathan" mit -em Flugzeug verlassen, sobald dieser 8N Meilen von der Küste entfernt sein w-ird. Zwei Zerstörer sind zur llcberivachung -es Rückfluges beigegeben worden. Amerika mißtraut -en Genfer Partnern. London. 1. August. Zu dem amertkanlschen Entwurf einer Zusatzklausel zu dem abschließenden Vertrag meldet der Genfer Korrespondent des ReuterburcauS: Dieser Bor- schlag ist von dem amerikanischen Hauptdelegterten den britischen Delegierten mehrere Tage vor ihrer Abfahrt nach London unterbreitet worden. Obgleich der Vorschlag auf keinen günstigen Boden siel, hat der amerikanische Delegierte ihn in der nichtöffentlichen Sitzung vom Donnerstag for» melk eingebracht, und Ließ erklärt zum Teil die Zusammen kunft des britischen Kabinetts am Freitag. Bisher haben die britischen Delegierten keinerlei Ansicht über diesen Entwurf einer politischen Klausel ausgesprochen, deren Zweck an- scheinend ist, die Engländer mit einer StcherheitSvorrtchtung zu versehen für den Fall, daß sic die Zahl ihrer großen Kreuzer vermehre« müssen. — In einer weiteren Reuter- Meldung aus Genf heißt eS: Die von Amerika vorgeschlagene politische Klausel wir- von Beobachtern dahin auSgelogt, daß sie einen Mange! a« vertra»,« z« de» Teilhaber» des Vertrages bezüglich der Einhaltung der Vertragsbestimmungen bekundet. Daß die Engländer einer derartigen Klausel nicht zustimmen können, bedeutet keine Ueberraschung. DaS Ergebnis der Konferenz bleibt infolgedessen noch immer in der Schwebe Sooli-ges neue Äan-i-alur gefährde». Nenyork, 1. August. Wie aus Rapid-City in Süd- dakota gemeldet wird, zeigt sich Präsident Cooltdge wegen des möglichen Zusammenbruchs der SecabrüstungSkonfercnz in Gens äußerst besorgt. Er befürchtet, daß die Vertagung der Plenarsitzung den AuSgang der Konferenz nicht zu einem günstigeren gestalten wird. Die Führer der Republikanischen Partei zeigen sich gleichfalls nervös, weil sie befürchten, daß die politischen Gegner Coolibges a«S dem Zusammenbruch der Konferenz politisches Kapital schlage« werde». Falls hie Konferenz zusammenbrechen sollte, so nimmt man weiter an. baß Coolibges Politik der Steuerherabsetzungen gleichfalls ausgegeben werden müßt«, da in diesem Falle im Kongreß ein Kampf um eine größere amerikanisch« Flotte entbrennen würbe, der Steuerherabsetzungen 1S28 verhindern würde. Australien an Englan-s Seemacht interessiert. London, 1. August. Der australische Premierminister Bruce erklärte in einer Rede in Maryborough, für Australien sei es von großer Bedeutung, daß Großbritannien keinem Abrüstungsplan -»stimme, der die Ueberlegenheit der britischen Marine in den sieben Meeren gefährden würde. Falls Großbritannien seine Vorherrschaft zur See nicht be haupte, sei Australien t« einer verzweifelten Lage. Die britischen Delegierten in Gelds müßten alles daran setzen, um den wirksamen Schutz der Verbindungslinien zwischen den britischen Reichsteilen zu sichern. lT.»U.) Tragikomisches aus Memel. Von Dr. Franz Thierfelder, z. Z. Memel. Memel könnte sür Litauen so etwas sein, wie ein Muster gut,- wer sich die Mühe nimmt und einmal eine Fahrt durch das bedauernswerteste aller verlorenen deutschen Gebiete an- tritt, wird mich verstehen,- hinter Deutsch-Crvttingen, der letz ten Ortschaft vor der alten Grenze gegen Rußland, gibt es plötzlich ganz unvermittelt einen scharfen Bruch, an der noch immer unsichtbar wirkenden Länderscheide hört alle- auf, waS der deutschen Landschaft eigen ist,- die bestellten Felder, die ge pflegten Straßen, die sauberen Häuser, mit einem Worte Europas Gesicht kehrt sich ab, und hinter dem gutmütigen, aber stumpfen Gesichte des litauischen Bauern erhebt sich in ungewissem Lichte das Antlitz Asiens. Ein Mustergut könnte Memel sein — aber wie das so oft geht, wenn gepflegter Besitz in tölpischc Hände gerät: Memel gleicht vielmehr einer jenen in Litauen so häufigen aufgeteil ten Besitzungen, aus der verantwortungslose Pächter so viel wie möglich herausholen, und dann, wenn alles in Grund und Boden gewtrtschaftet ist, das Weite suchen. Man kann das deutsche Vorbild im Osten nicht leiden, weil man es nicht er. reichen kann,- so entsteht ein seltsamer Haß, der zu den un begreiflichsten Ausbrüchen führen kann und doch im Grunde ein Haß der Oberfläche ist. Wie Kinder dem Lehrer grollen, der sie wegen ihrer Unachtsamkeit nachsitzen läßt. Später denkt man übrigens oft recht freundlich an die Züchtiger der Jugend. Meistens sind sic dann tot ... Fühlt sich Memel von Litauen gehaßt fin teuer Dost», jewskischcn Art, die immer einen Klang der Hochachtung und Sehnsucht Mitschwingen läßt), so fühlt es sich von Deutschland vergessen. „... Von der Maas bis an dte Memel.. .".heißtes im Deutschlandliede.' Ja, aber nicht darüber hinausl, sagt man hier, denn das Mcmelgebiet liegt östlich des großen Flusses, der das einzige Bindeglied der alten „Preußischen See- und Handelsstadt Memel" mit der ungebetenen neuen Landeshauptstadt Kowno bildet. Was kann diese deutsche be» trtebsame Stedelnng auch mit dem ehemaligen russischen Gon» vernementssitze Gemeinsames haben? Der Kownote staunt, wenn er in Memel den einzigen Fahrstuhl, die einzige Stra- ßcnvahn des Landes sieht. Freilich staunt auch der Memeler, wenn er nach Kowno kommt, die Gründe zu nennen, sei mir jedoch erspart, man soll sich nie in die intimeren Verhältnisse eines Staates mischen, bei dem man zu Gaste weilt. Allerdings wird auch der Memeler, obwohl litauischer Staatsangehöriger, in seinem neuen Vaterlande nur als mehr oder weniger erwünschter Gast empfunden und behandelt. Wie grotesk wirkt sich das manchmal aus! In Litauen besteht be kanntlich seit dem letzten „Regierungswechsel" eine unerbitt. liche Zensur. Neulich fragt der Zensor einer Landstadt bei dem Zensor in Memel aufgeregt an, was das „Elta" über einer Meldung bedeute, die ihm verdächtig erscheine. „Um Gottes willen, Mann," schreit der andere durchs Telephon, „das ist doch bas Zeichen für unsere amtliche litauische Tele- graphen-Agenturll" „So??", antwortet er voll Zweifel, und am nächsten Tage ist die Meldung in dem deutschen Blatte vorsorglich doch lieber ausgemerzt worden. Man kann nie wissen, — diese verdammten Deutschen . . . Geht da z. B. ein litauischer Hauptmann in ein Uhren- gcschäst in Memel und kauft sich einen neuen Chronometer. Zu Hause besieht er das Ding. Es geht nicht. Er schüttelt es, es geht nicht. O, diese verdammten Deutschen, denkt der brave Haudegen, stürmt zum Kriegskommanbanten, beschwert sich und flugs geht dem betrügerischen Händler ein Schreiben zu, er habe unverzüglich bas Geld zurückzugeben, seine Ware tauge nichts. Der geht spornstreichs zum Kommandanten und sagt, das sei ausgeschlossen, seine Uhr sei deutsches Fabrikat und also in Ordnung. Die Litauer lachen höhnisch und halten ihm das oorpus ckolioti unter die Nase. Darauf nimmt der Uhrmacher scelcnruhig sein Erzeugnis — und zieht es auf. Die Mir gebt. Allgemeines Erstaunen. Die Helden deS Mars sind peinlich berührt. Der Mann soll seine schriftliche Vorladung znrücknchmc». Das lehnt dieser im Gefühl seines moralischen Sieges ab, dazu könne ihn niemand, nicht einmal das Gericht, zwingen. Wenige Minuten später sitzt er bereits als Arrestant hinter Schloß und Riegel. So geschehen im Rechtsstaat! Litauen. Immerhin, der Uhrmacher hatte noch Glück. Man hätte Ihn ebensogut auch nach Wornn bringen können. Denn Litauens NechtSbegrtsfe sind, gelinde ausgedrückt, anders als die deutschen. Was würde unsere Oeffentlichkeit sagen, wenn eine deutsche Regierung beschlösse, ein friedliches Städtchen, sagen mir Gla»ck,au in Sacksten, mit einem Stakssclbrahtzaun zu umgeben und in diesem Pferch alle mißliebigen und un bequemen Elemente einznsperren? WaS würden namentlich dte Glauchaner sage», die unschuldigerweise gleich mit ein. gesponnen würden? Nun ist allerdings Worny ein Ort. der fast nur von Juden bewohnt ist, und um dieser Menschen willen macht der Litauer nicht viel Aufhebens, aber trotzdem dürfte sich Europa doch einigermaßen wundern, wenn es hört, welch gelehrige Schüler des Zarismus die Kownoer Macht- Haber geworden sind. Worny ist ein Skandal. Es ist das würdige Seitenstück zur AnSmeisungS. und Einreiscvermeigc- rnngS-Praxis in Memel. Von den Ausweisungen deutscher Lehrer ist einiges auch in die Presse des Reiche« gedrungen. Die Ausweisungen werde» sortgehen, „denn erst bann, wenn alle Optanten ver-
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