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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188202236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-02
- Tag1882-02-23
- Monat1882-02
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1882
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Dritte Geilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^-54. Donnerstag den 23. Februar 1882. 76. Jahrgang. Gemeiilllilhige Gesellschaft. * Leipzig, 22. Februar. Bor ganz außergewöhnlich zahl- reicher Zuhörerichast, die sich zuni große» Dhcile aus den sreiwilligen Aemenpflcgei» unserer Stabt zusaminensetztr, hielt gestern Abend in der Gemeinnützigen Geiellichafi Herr Pros. 1)r. Wach, hl« vor Kurzem stellvertretender Borsitzrnder i»i Armendircciorium, einen sehr interessanten und instriicliven Bortrag über „das erste Jahr unserer neuen Arnieiiordnung." Mit große» Hvjsiinngen und Erwartungen haben wir. so begann der Redner, unserer neuen Armenordnung entgegengesehen und cs entsteht nun die Frage: Ixrbcn sich^ diese Erwariilngen eriüllt? Ein Jahr ist allerdings eine zu kurze spanne Heit, um ein erschöpfendes Uriheil abgeben zu können, denn im ersten Jahre des Bestehens wirken Jactoren mu, die nicht stabil sind und es würde deshalb bedenklich ein. aus die Ergebnisse des ersten Jahres ein bestimmtes Urtheil zu baue»; indessen immerhin läßt sich ein Rückblick ans Das, was bis jetzt er- reicht worden, wersen. Die erste in Betracht kommende Frage, auf die Manche den Schwerpunkt zu legen geneigt sind, ist die sinanzielle, die ja auch den Hauptanlaß zu der Reform des hiesigen Armcn- wesens gegeben hat. Wie steht cs mit der Finanzsrage? Ist das Deficit der Armcnanstall beseitigt worden? Da läßt sich nur sagen, daß die Ausgaben für die Armenversorgnng beträchtlich zurück- gegangen sind: eS betrug der gaiize Etat 180,000 ./(, es sind aber nur 178,340 ,/-l ansgegcben worden, wahrend im Jahre 1870 104,062.4! verausgabt wurden. Diese Ersparniß wird sehr bedeutsam, wenn mau siebt, in welchem starken Maße progressiv die Zahl der Woche» almosen Enipiängcr znruckgegange» ist. Diese Zahl betrug im Jahre 1880 2830, im Jahre 1881 dagegen nur noch 1803 und augenblick lich ist sie ans 1706 znriickgegangcn. Diese Dhatsache ist um so bemerkcnSwerlhcr. als in andere» größeren Orlen ei» WackiStdum der Alnioienempsängcr zu constatircn ist. Für die Verminderung in Leipzig bleibt kein anderer Erklärungsgrund, nlS das; durch die sorgsältigeren Erörterungen Biele entdeckt worden sind, die seither unverdient Armenunterstützung genossen haben. Bei den meisten Conten des Etats der Armenanstalt hat eine wesentliche Verringerung siattgesunden und nur allein die Brod- bäckerci zeigt eine Ucberschreitung, indem sie anstatt der budgelirten 60,000 ./? die Lumme von 65,743 ./i verbrauchte, waS seinen Grund in den sehr hohen Kornprcise» in der ersten Hälfte des Jahres 1880 gehabt l>at. Die Hoffnung, das; durch das in die Armenpflege ein- geführte Princip der Jndividualisirung eine bedeutende Ersparniß «iutreten werde, hat sich demnach erfüllt, indem gegenwärtig nur »och ei» Zuschuß von 130,000 .äs aus der Stadtcaffe erforderlich ist. Wie steht es nun aber mit dem inneren Werth der Anstalt? Sind auch hier die Ergebnisse des ersten Jahres zufriedenstellend? Die Erfahrung hat gezeigt, daß der Pfleger die Hauptperson in der neuen Organisation der Armeuanstalt ist. Als die neue Ordnung in das Leben gerufen wurde, da erregte die Zahl von 4—500 Pflegern, die man als nörhig erklärte, lebhaftes Bedenke» und ebenso ging cS mit der den Pflegern auszuerlegcnden Verpflichtung, daß sie aller 14 Tage in TistrictSversammlungen zusammen kommen sollten. Diese Bedenken haben sich heute erledigt, die Zahl der vorhandenen Pfleger beträgt nahe an 500 und das Pflegcramt ist im Begriffe, ein ebenso populäres Ehrenamt zu werde», wie das in Barmen- Elberfeld der Fall ist. kommen durchschnittlich »och nicht 4 Almosenei,ipstingcr aus den Pfleger und cs ist also auch in dieser Beziehung realisirt, was seiner Zeit angestrcbt wurde. Redner warf »ach alledem die Frage aus: ttöniicn wir mit voller Befriedigung auf das Erreichte blicke» und ist die neue Organisation ganz gelungen? Er erklärte, daß er nach seiner Ueberzeugung aus diese Frage mitNeni antworten müsse und bemerkte alsdann weiter: Ich finde de» Mangel in dein lockere» Zusammenhänge zwischen Di rektorium und den einzelnen Pflegschaften. Wie die Dinge gegen wärtig liege», so befindet sich das Armendirectorium in der Gefahr, eine bureankratische Behörde zu werden (Zustimmung'; wir haben das schriftliche Verfahren, anstatt des mündlichen, eS schöpft aus den Protolollbüchern den Inhalt der Beschlüsse der TistriclSvcrjamm- lungen und es müsse» sich bei diesem Verfahren Schwierigkeiten her- ausbilden. Es ist dringend zu wünsche», daß hier Wandel geschafft wird, wozu sich namentlich ei» vermehrter iiiündlichcr Verkehr zwischen den Mitgliedern des Direktoriums und de» Pflegern empfiehlt. Eine weitere Frage ist die: Gedeiht die Armenpflege innerhalb der neugcschaffencn Organisation? Als Grundpriucip gilt die For derung: keine Unterstützung ohne wirklichen Grund, volle Unterstützung da, wo sie nolhwendig ist und das Alles im Rahmen des Gesetzes! Es kann sich nur darum handeln, ob wir dem Gesetze genügt und ob wir innerhalb des Rahmens des Gesetzes überall gerecht gehandelt habe»? Daß die in Leipzig an die Armen gewährten vom Tage. ? Der Dienstag brachte den Börsen nichts Erfreuliches, d. h. der Partei, welche die Hausse cullivirt. Auch Paris war flau, selbst für Renten. Man cntichiildigtc sich mit Skobeless'S Rede». Ter wirk liche Grund liegt anderswo. Lodald einmal die Kunst nachläßt, tritt die Nalur der Dinge ungeschminkt hervor und widerspricht den optimistischen Nachrichten, welche in die Welt gc' ''t werden. Der „N. Fr. Presse" sind aus Paris, aus sehr verläßlicher Quelle, wie sie sagt, Nachrichten zugekommen über Verhandlungen der österreich: scheu Länderbnnk mit dein Comptoir d'Escompte wegen des serbischen EiscnbahngeschäslS. Daö Blatt bemerkt: „Tie Uebcrnahmc dcS ser bischen Geichästcs steht einigermaßen im Widerspruch mit dem sonstige» WiökungSkrciie dcS Comptoir d'Esconiptc, welches keine eigentliche Emissionsbank ist. Schon dadurch entsteht die Frage, ob nicht bei dieser Transaction, wen» sic überhaupt zu Ltande kommt, ein anderer Magnet wirksam war. Sollte sich die Verbindung zwischen der Läuderbank und dem Comptoir d'EScompte ausschließlich aus das serbische Geschält be ziehen? Sollte das Zusammenwirken der Pariser und der Wiener Bank nicht jetzt schon ein Factor sei», mit welchem in der Himmel- psorlgaise gerechnet wird? Staunt nicht ohnehin alle Welt über das Zögern des Herrn v. DunajewSkl bei seinen Entschließungen bezüglich der Mittel zur Bedeckung dcS Tcficits? Am Ende stehen wir einer neuen Constcllation gegenüber, und es ließe sich die Ge schichte noch weiter sortsvinnc», wenn sic nur — wahr wird." Tie türkische Regierung halte übrigens, wie man jetzt erfährt, seinerzeit gegen den Abschluß des Vertrages zwischen der serbischen Regierung und der l'uion pfünSrnl«- Protest erhoben, da derselbe den Rechten und Verpflichtungen der Psorte, welche durch den Berliner Vertrag anerkannt worden, widerspräche. Der Vertrag vom 18. Mai 1872 bestimmt in klarer und präciser Weise die Trace der verschiedenen Linien, welche der Gesellschaft zum Betriebe der tür kischen Eisenbahnen (Baron Hirsch) zum Baue überlassen wurden. Tic Linie von Risch nach Pristina ist die einzige, welche schon früher bestimmt nnrde, als die Verbindungslinie zwischen dem serbischen Netze und der Linie Nisch-Mitrowipa. Nun ist die Linie, welche durch die ierbüche Regierung an die Sociätä de I'Union gvnörale concedirt wurde, jene von Nffch nach Vranja. Die directe Conscquenz eines solchen Zustandes wird sein, daß die Gesellschaft zum Betriebe der türkische» Eisenbahnen ans einem solchen Vorgänge die Ursache ableiten könnte, sich ilircr Verpflichtungen gegen die Türkei zu entledigen, indem sie sich daraus stützt, daß die Conven tion vom Jahre 1872 verletzt worden ist, nicht allein in dem Punkte, daß dieser Gesellschaft der Vorzug vor allen anderen Be- iverbern eingeräumt worden ist, sondern auch i» jener Hinsicht, daß durch den Bau einer Eisenbahn von Risch nach Vranja ihre Inter- esse» in einer Weise geschädigt worden sind, welche durch die be stehenden Verträge nicht voranSgeieben war. klebrigen« solle» auch die Loeiüiü xünöralo und die Kex-istö cke» ckSgüta et >Ie, comploa courant-« sich an de»» serbischen E>ienbah»bau u. I. w. betbeiligen wollen. Auch von der bisher rühmlosen Römischen Bank des bekannten Frömn, einen» klerikalen Institut, wirb gesprochen, daß es an den Rffairen thcilnehnicn werde. Letzteres wäre dem reactionaire» Ministerium Toaste DunajewSki in tendenziöser Hinsicht wahrichrinlicki das genkdmste Werkzeug, ob aber auch hinsichtlich der Mittel, das ist eine andere Frage. Aus Wie» vom Dienstag wurden politische Verstimmung und GeschäilSftille gemeldet. Credit 207.75; Abends 206.50, lieber den Berliner Börsenverkehr am Dienstag wird berichtet: Die Haltung der Börse trug bei Eröffnung des Verkehrs kein scharte« Gepräge. Die CourSLcwcgung deutete aus eine schwache Tendenz, der Grulldslininiiing durste jedoch dieses Prädicat nicht beigelegt »erden. Tie vorherrschende Geschäft-sttlle war so intensiv, daß in UnterstützungSbeiträge zu hoch seien, das wird gewiß Niemand be haupten wollen, eher wird inan geneigt sein, zu behaupten, daß dicie Unterstützungen zu niedrig bemessen sind. Nach dem Aus weis der Tistrictsbücher wird der in fi. 37 bestimmte IlnterstützungS- Einheitssatz vielfach überschritten: dem gegenüber kann nur betont werde», daß die Pfleger sich an diese» Einheitssatz, so lange er Gesetz ist, sich zu ballen haben, und eS darf niemals aus den Augen gesetzt werden, daß die Arincnanstalt nur das unbedingt Nothwendige gewähren soll. Für außerordentliche Fälle hat das Gesetz Vor- kehrung getroffen, aber die Pfleger solle» immer dessen eingedenk sein, daß sie sich an daS Gesetz, so lange es besteht, auch zu kehre» haben. Victsach »och wenig verstanden ist von de» Pflegern der Zweck dcS Fragebogens, in dem häufig nicht der Antrag oder der Beichluß der Districtsversammlung eingetragen oder auch kein Ausschluß über die Verhältnisse der betreffenden Armen und ihre Entwickelung ge geben ist. Gerade das letztere sollte ein hauptsächlicher Zweck der crageboge» mit sein. Ein Punkt, in welchen» mit alle» Krästen tcsormircnd gearbeitet worden, das ist die Frage »ach der »ühr- pflichtigeii Person. Seit dem 1. Januar d. I. find allein in 17 Fällen nährpslichtige Personen ermittelt worden und cS siuddaS meist Fülle, in denen Kinder aus die Pflicht, die sie ihre» arbeltsunsähigcn Eltern gegenüber habe», aulmerksam gemacht worden sind. T init hängt ein äußerer Punct zusammen, das ist der Umstand, daß bei Unterstützung vo» Familie» bisweilen der Erwerb der Kinder den» Verdienst der Elter» nicht in genügender Weise angerechuet wird. Ein ganz besonders erfreulicher Forlschrilt ist aus dem Gebiete der geschlossene» Armenpflege durch den vo» Ralh und Stadtvcr- ordnete» gefaßten Beschluß ans Errichtung eine» ZwangSarbcitshauses und eines SiechciihauscS zu verzeichnen. Die Möglichkeit, die ArbeilS- scheuen dorthin zu bringen und sie dadurch von ihrrr Arbeitsscheu zu heilen, wird sicher nur Gutes erzeugen. Aber trotz alledem werden wir, so betonte Redner, nicht voll und ganz zum Ziele gelange», wen» wir nicht der sreiwilligen Armenpflege, die immer bestehen bleibe» wird, eine andcre Basis geben. Freiwillige Ariiicnvflcgc und öffentliche Armenpflege müssen sich gegenseitig die Hände reiche», anstatt daß elftere, wie eS gegenwärtig noch der Fall ist, vielfach der letztere» Concurrenz macht. Mit der Organisation der freiwilligen Armenpflege hängt die Frage zusammen, ob die Frauen zu der Armenpflege herangezogen werden, ob wir diesen ungehobenen Schatz heben sollen? Redner gedachte mit warmen Aorten der ausopscrnden und zweckmäßigen Unterstützung, die Frauen bei der Armenpflege zu leiste» vermögen und schloß hieraus seinen Vortrag mit der resumirenden Bemerkung, daß dcr Bericht nach Lage rur ein ganz unvollständiger habe sei» könne», daß er aber doch Grund zu dcr voffnung ans eine erfreuliche weitere und gesunde Entwickelung des ArincnweseiiS i» unserer Stadt dar- biete. (Allgemeiner lebhafter Beifall.) Tie sich ailknüpsendc lange Debatte eröffnete Herr Pastor v« Treydorss, welcher bemerkte, cS ersülle ihn »>it Freude, welche ganz bedeutenden Fortschritte die Armenpflege in unserer Stadt gemacht und daß namentlich die Zahl der regelmäßigen Nlmoscncinpsängcr so bclrächllich abgenommc» habe, ferner, daß end lich eine durchgreifende Maßregel gegen die Arbeitsscheuen geschehe». Nur in einem Puncte sei er »och zweifelhaft, nämlich darin, ob »ickil die Vcrminderulig der Almoscneinpsänger in Zufamnic»ha»g siehe mit dcr Vermehrung dcr Bettler und den in dein gclcsenslc» hiesigen Blalle cnlhallenen, in »euerer Zeit an Zahl außerordentlich ge stiegenen Bettclannonce». Tie Bewohner von Leipzig hätte» sich den Fremden gegenüber, wenn diese die betreffende» Annoncen läse», nur zu schämen, de»» eS werde der Anschein erweckl, als ob in Leipzig nichts für die Armen geschehe. Oder sollte» etwa gemeine Personen sich hinter den gedachte» Aiinoncen verstecken? Herr Stadtrath Ludwig-Wols: Es sei möglich, daß diese Gc- suche um Gewährung von Gcldunterstütziiiigen mit dcr Verminderung der Almosen-Eiilvsänger Zusammenhänge und unter den Bittsteller» sich Personen befinden, die früher srivolerweise öffentliche Armen- unterstützung in Anspruch geiiommcn und erhalten haben und nun aus andcre Weise versuchen, zu Geld zu gelangen. Herr Diakonus Krömer gab zu bedenke», ob nicht unter den 500 von dcr Armriiaiistalt im letzte» Jahre Abgcstoßenen sich Anne befinden möchten, denen Unrecht geschehen sei, und suchte den Beweis hierfür durch Anführung einiger Beispiele z» führen. Dcr »euere Beschluß dcr städüsche» Collegicn, das Armcnbudgrt noch weiter herabzusctzc», habe ihn, Redner, unangenehm berührt. Redner wünscht, daß der Bei such gemacht werde, eine Arbcilsc»,statt für Freiwillige, an dcr nicht dcr Makel des ZwangSarbcitshauses hastet, zu errichten. Herr Pastor Treydorss kommt wieder aus die öffentlichen Bettclaniioncen zurück und fragt, ob nicht die Hilfe der Polizei gegen solche Annoncen in Anspruch genommen werden könne. Milliliter koste nnc solche Annonce 2—3 ./< und das sei doch aus fällig eegenüber der angeblichen Nolh, in der sich ihr Urheber befiiibr» solle. Herr Sauer bemerkt gegen den Vorredner, ehe man in der von ihm bezeichn««-» Rickilung cinichrcile und »ach dcr Polizei rufe, möge inan doch erst cinma! sich ,»i! den belreffcnden armen Willwc» oder Frauen in Verbindung setze» »nd sich genau über den Sach verhalt oriciitircn. Es würde grade dem Herrn Vorredner in seiner Stellung als Geistlicher sehr wohl aiigcltanden haben, genau zu recherchire» und bestimmte Thatiachen zu ermitteln, ehe er die Angelegenheit in ösfenllichcr Versammlung zur Sprache brachte. Herr Pastor Trcvdorss erwiderte. in einzelnen Füllen habe er Das, ivaS dcr Vorredner gewünscht, gcthan und seine Vcrmuthung, daß unter den betreffenden Annoncen sich Unsittlichkeit verberge, bestätigt gesunden. Alle Fälle zu untersuchen, dazu habe er keine Zeit. Mit diesen Annonce» stünden im Zusaimiieiihang die anderen häufigen Inserate, in denen Frauenzimmer da oder dorthin bestellt würde». Es sei doch eine sehr mißliche Sache, daß das Alles den Leser» früh zum Kaffcctisch scrvirt werde. Redner erklärt, er wisse wohl, daß, wenn man ei» solches Blatt «umreise. inan gewissermaßen die Stadl angreife, aber er habe sich zur Ausgabe gestellt, gegen die gedachten Annoncen zu Felde zn ziehen und erwarte, das; er dabei Unterstützung finde.*) Herr Pastor Hartung giebt verschiedene» Wünsche», die ans Grund der Erfahrungen in Ausübung des PslegeramlcS hervor- gerufen sind, Ausdruck. Herr Lehrer Stötzncr will nicht als saum seliger Pfleger angesehen sei», giebt aber doch dringend znr Er- Wägung anheim, ob cS im Interesse dcr Herbeiführung größeren Zu sammenhanges und dcr Erzielung größerer Gleichheit nicht geboten fei, anstatt der 14tügigc» Districlsvcriamnililngrn vierwöchcntlichc größere Veriaminlungen zn veranstalten. Herr I'r. Götze betont, inan solle nicht zu hohe Anforderungen an den freiwillige» Arme» Pfleger in Bezug aus d e Anssüllung dcr Fragebogen re. stellen, wünscht, daß auch die freiwillige Armenpflege in Gestalt von Weihnachtsbescheerniige» eine gesetzliche Basis erhalte und bezeichne« den in Leipzig gewährten höchsten Ar»ic»unlcrslützu»gS-Betrag von 5 ./< alS zu niedrig gegriffen. Herr Lladlraih Ludwig-Wols richtete an die Bereinigungen der freiwillige» Armenpflege in Leipzig das Ersuchen, daß sic dem Arinenamte mit ihrer Personalkeiinlniß hinsichtlich der Armen zu Hülse soniine» möchte» und sicherte ihnen Reciprociiät zn. Dcr an geführte Fall, daß Jemand von jeder weitere» Unterstützung, als diejenige, die ihm die Stadt gewähre, entblößt sei, erscheine gewiß als ein abnormer, und in solche»! Falle bcdürsc es nur einer Noliz scitrnS des betreffende» ArmenpslegerS a» daS Direktorium, um die außerordentliche Unterstützung hcrbcizusührcn, die in solchem Falle alle Mal gewahrt werde. Tie Errichtung eines Arbeitshauses sür Freiwillige sei die heikelste Frage dcr ganzen Armcnvcrwallung: da. wo solche Arbeitshäuser errichtet worden, hätten sic nicht prospcrirt, *) Die Ausführungen des Herrn Pastor IX Drrvdoiff sind ohne Zweifel gegen die betreffende» Jiiscriionen des „Tageblattes" gerichtet; cs lei uns deshalb erlaubt, Folgendes zn bciilerken: Gciiichc »»> Gelduiilelstützungc» baben von lelicr, wc»» ihre Form nicht anstößig war, Ausnahme in unser Blatt gesundcn, »nd cs ist uns kein Blatt bekannt, welches nicht dieselbe Praxis befolgte. Zahlreiche Inserate von gleicher Tendenz, deren Fassung nur irgend wie gegen die gute Sille verstieß, sind dagegen vo» der Expedition unseres Blattes stets zurückgewiesci» worden, und cS wird Gleiches, ohne das; es dcr besonderen Anregung und Belehrung des Herrn O. Drcydorff bedurft hätte, auch in Ziikuiist geschehen. Dasselbe gilt vo» den anderen Inseraten, welche sich den Zor» dcS genannten Herrn zugezogen haben. Wen» hier lind da doch ciiimal ei» Inserat vo» zwcijrlhasicr Fassung ab- gcdruckl worden sein sollte, so ist ein solches Duichschlüpsen bei dcr Fülle der Anzeigen und deren Zusaminenströmen in gewissen Stunden wohl zu cnlichuldigeii. Tic Expedition nniercS Blattes ist schlechterdings nicht in dcr Lage, bei Jnseraien, deren Fassung im Allgemeine» de» gesetzlichen und sittlichen Anforderungen entspricht, zu recherchier», was möglicherweise darunter verborgen sein kann: sie hatzu- dein vietsach Gelegenheit gehabt, sich davon zu überzeugen, daß die Bitte» um materielle Unterstützung oft von wirllichev Nolh und Bedrängnis; veranlaßt werden. Wir können deshalb Herrn Pastor Treydorss durchaus nicht in Aussicht stellen, daß die in Rede stehenden Inserate sich nicht wiederhole» werden und habe» ih» nur zu muchcn, uns alle in zu überlassen, welche» Anzeigen die Aus nähme zu versage» ist. Tie Rcdaclion. VolkswirtlMaftlichks. Me für diesen Theil bestimmten Sendungen sind zu richten an den verantwortlichen Redactcur desselben k. (8. Laue in Leipzig. da es sehr schwierig sei, Arbeit für dieselben zu beschaffen. Da sei ein ArbeitS ökachiveisungs-Bureau, wie es i» Leipzig bestehe, eine weit zweckmäßigere Institution. DiS Beste sei, wenn die einzelnen Pfleger selbst eS als ihre Ausgabe betrachtete», sür die ihnen anvcr- tramen wenigen Armen Arbeit zu bcichassen. Nachdem noch die Herren 1>« Treydorss, 15« Böttcher, dcr sich sür Beibchaliung der 14tägigcn TistrictS - Bcrsammlungen erklärt und dringend aiiffordcrt, inan möge keinem Armen eine Privatunterstützung gewähren, ohne dem bctr. Pfleger eine Notiz davon zu geben, »nd dcr Referent, Herr Pros. Wach, gesprochen, war die Debatte erschöpft und cS konnte dcr Vorsitzende, Herr vr. Grusel, die Versammlung mit dem Wunsche, daß die statigehabten Verhandlnngen sür die weitere Entwickelung des Ar»iciiwese»S in unscrcr Sladt zum Segen gereichen möchte», schließen. (Eingesandt.) Antwort zur Nntzsragc. Um einer durchweg irrigen Anssassung zu begegnen, welche daS Eingesandt in Nr. 48, erste Beilage. Seite 748 JdrcS ge- chätzlcn Blattes enthält, giebt die Unterzeichnete eine Erklä rung dalli», daß der Einsender nicht gerecht verfahre», daS Uebcl des Eindringen des RußeS in die Wolmräume :c. beim Kebren der Schornsteine unseren Lehrlingen ebne Weiteres znschreibt und dabei die Beinerkling mit einflicßcn läßt, daß dieses ans die BoShasligkeit der'elben zurückzufiihrcn sei. Der Einsender bat irobl nicht bedacht, daß unsere Lehr linge gegen eine solche schwere Anklage wehrlos sind, da die selben daS Tageblatt wcnig oder auch nickt lesen und ihnen auch webl das »ölbige Zeug zur Berlheidignng abgeht. Der vom Einsender beliebte Ausdruck, die Lehrlinge mit „Estcn- iuiigen" zn bezeichnen, in nickt am Platze und trägt dazu bei, ein bewerbe berabzuwiirdigen und verächtlich zn machen, welches ebenso rbrenhasl tasiebt als jedes andcre und diese Bezeichnung könnte beilragcn, den Hern dcr Schwarzen gegen den Einsender zu erwecken. Die von dem Eicnannten erwähnte Nußnberraschung in den eigene» und auch in ankere» Wohiiräuiucn tritt in den meisten Fällen da ans. Ivo die Wolmungsinhaber cö unter lassen, sür daS sorgfältige Verdickten der Ofenrohre zu sor gen und häufiger zn erneuern, da der Lehm durch das Heizen trocknet unk abf'ällt. Findel ein Eindringen des Rußes beim Reinigen dcr Schornsteine statt, so wende man sich doch an den betreffenden Meister, der gewiß die Abstellung solcher Un- znlräglichkeilcn veranlaßt. Das Einrußcn kan» aber auch bei eisernen liefen trotz gutem Verschmieren der Ofenrohre statt- sinden, da der vom Kehren ausgewirbeltc Ruß durch die kur zen Hiigc der Ocfen dringt und hierbei zur Hcizthür her- anslntt. Aus keinen Fall läßt dcr Schornsteinfeger den mit der Kugel beschwerten Kebrapparat mit solcher Schnelligkeit hin unter, als im Allgemeinen angenommen wird, im EKgentbeil wird dcr Apparat vorsichtig hinahgelassen und in derselben Weise wieder berausgezogc». — Es treten bei Verrichtung der Rciiiigungsarbcikrn so viele Fälle ei», welche das Ruß- cindringcn verursachen, daß auch einige davon anzusübren hier nickt unterbleiben dürste. Das starke Löse» des Mörtels oder Sandes, mit welchen die innern Seiten der Schornsteine ge putzt sind, verursacht beim Riedersallcn Luftdruck »ach unten und treibt lkicrbci den vom Reinigen gelösten Ruß zur un scheinbarste» Ocssnung in die besonders zn ebener Erde ge legenen Wolniräunie. Auch Sturm und starker Regen bieten sehr häufig die Veranlassung zn Klagen über das Einrußen in die Zimmer. Sckornslcinscger-Jnnung. Vrieskasten. „filln Abonnent nk»e Nun, daS ist einfach AmtS- und Gericknsstil. I» der Sacke haben Sic ja reckt. „bliu Iluusdoicktror.^ Wenden Sie fick an das genannte Jnstilut selbst; vielleicht erreichen Sie Abhilfe, da wir unS in diese Angelegenheit nicht einmischen können. !!<craiilwerin»ir -aiwi Mkeacie»r ar. Hiiiiner: Mr lt» relilif»cn rcr.nnwcriuch 5c,nr>N, Ildfc: liir tcn niusitaliich.n TtzkN Prcl. I>f. O. Paul; sin ,<lunfi, L>ül«»schaü und ritcralur Th. Elecmcr, fämmlüch m dnpjlg. der ersten Viertelstunde nur in wenigen Papieren Abschlüsse zu Stande kamen. In Nachfrage und Angebot bewahrte die Lpcculation eine Zurückhaltung, die der inneren Situation brr Börse und den polillfchen Verhältnissen Rechnung trägt. Vo» anßen kam bis jetzt keine Anregung. Aus Paris kamen heute hichcr aus dcr Conlissc Anträge auf Prämicngeschäftc, die als ein anrcgcndeS Moment auf- gesaßl werden konnten, fcdoch keinen sichtbaren Einfluß ansüble». Die Haltung schwankte im ierneren Verlaut, die Eourscntwickelnng blieb schleppend, die GeschüflSIHütigkeit aus ein Minimum reducirt. Schluß sehr matt. Credit 515.50 (5281, Franzose» 512 (516.50', Lombarde» 216.50 (217-, Tarmstädter Bank 152.25 (153 75), Tcnlsche Bank 147 i 147,50), Tisconto 180.87 (1841. Mainzer 101.25 (101.37-, Obcrichlefische 244.25 (246), 1880er Russen 60.87 (70.37), Russische Noten 2l»6..'>0 (do.), Dorimunder 01.25 (03.75), Laura >11.37 (113.50), Lester- reichische Noedwcst 338 6141), Elbtbal 360.50 (364), Freiburger 04 (do.). Rrckle Oder-User 167.25 (167.75), Galizier 123 (124.10', Ungarische Goldrenlc 72 (72.00), Italiener 86.10 (86.40'. Die Herrlichkeiten des Montags sind also raich zerronnen. Die Börse verträgt in ihrem jetzige» Zustande keine hohen Coursc. Tic WarranlS-Preise in Glasgow drucken sich ziemlich kräftig. Tie „Bürienztg.". welche früher darüber i» heiligsten Zorn gerieth, wenn man davon sprach, daß die iiiicrnationalc Mniizconserenz möglicherweise im April in Paris nicht z»san,n>entretcn möchte, stellt sich ganz zufrieden damil, da sic gegenwäriig dock zu keinem Resultat kommen würde. So ein unglücklicher Bimclallist, der immer der Welt von seiner Siegcsgewißyeit vorschwatzen muß. auch wenn ihm daS Mißgeschick dick ins Concept hagelt, ist allerdings in keiner beneidenswerthen Lage. Zuletzt gewöhnt man sich freilich an Alles und findet die Rolle eine» Münchhausen ganz amüsant. Am verflossenen Sonnabend sand im preußischen Abgeordneie»- hause eine merkwürdige DiSculsion statt. Der Abgeordnete Rickcrt meinte, daß im Lourszcttel de« „Reichs Anzeigers" eine Anzahl »de! dnstenber Papiere enlyalie» sei; woraus vom Regierungsttichc er widert wurde, daß im Reichs Anzeiger die Coursc aller Papiere, dir an der Börse noiirt werden, verzeichnet würden. Wollte inan einige Papiere au-schciden, so mache man damit Reclame sür die anderen und da» solle vermieden werden. (Es betrifft dies Papiere, die nicht einmal in dcr „Börs.-Ztg." Notiz finden.) Tie „Mägde- burgcr Zeitung" in ihrem politischen Theil macht dem gegen über daraus aufmerksam, daß der Vertrieb jener Papiere durch Aufnahme desselben in das osficielle Blatt wesentlich er leichtert worden ist, indem die Vertreibet- derselben sich daraus berufen, und durch das Mißtrauen kleiner Capitalisten, welche diese anrüchigen Effecten in dem Courszettcl einer in ihrer Gegend ver breiteten großen Zeitung nicht fanden, beschwichtigten. Gerade in der Provinz, bei dem unerfahrenen Publstum werden ja dergleichen Papiere »nlerzubringen gesucht. Bezeichnend sür diese Art dcs Bcr- lriebes ist, daß kürzlich ein Amtsblatt der sächsische» Regierung an die kleineren Krcisblätter rc. eine Mahnung znr Vorsicht gerichtet hat, in welcher gerade ein« der in Rede stehende» unsoliden Papiere beispielsweise namhast gemacht wurde. Völlig unverständlich ist dem Blatt der Ausspruch, daß wenn man eine Anzahl Papiere im „Reichs-Anzeiger" nicht notire. so mache man dadurch sür die anderen Reclame. Nahezu die gelammte Presse hält den schlimmsten Schund aus ihren Courszetteln fern, daß dadurch aber irgend welche Garantie sür die Güte der notirte» Papiere übernommen wird, bat bisher noch Niemand bemerkt »nd behauptet. Das Acttesten Collegium der Berliner Kaufiiianiiichafl befindet sich als Bebördr bei dcr Herausgabe seine» Coiirszettcls in einer ähnlichen Lage wie die Redaktion des „Reichs Anzeigers", es denkt aber nicht im Entferntesten daran, sämmtlickc Papiere, welche m irgend einem Winkel dcr Börse zeitweilig gehandelt werden. notire,i zu lassen. — Es ist ja allgemein bekannt, wie die Ein- sülirung nicht amtlich gehandelier Effecten durch die uiivcrridetcn Makler geschieht, welcher HoknSpokilS dabei getrieben wird. UebrigenS ist der „Reicho-Anzeiger" nickt mehr jenes vornehme, reservirtc Blatt wie der alle „Preußische SlaalSanzeiger". Ee bat ja bekanntlich auch als Kampsorga» sür die »nie WirlhichastSpoliiik u. s. w. dienen müssen und dadurch eine andcre Phiisiognoinie erhalten. Oeulschlan-g Getreideeinfuhr unter der Herrschaft der Getreiderölle. Unter den Zahlen der deutschen Handelsslatistik sür daS Jahr 1881 gebührt ein hervorragendes Jnlcresjc den Zahle» über die Deckung des deutsche» Bedarfs an Gttrcide durch Zu fuhr voin Auslände. Wie groß dieser Bedarf nach Cinsühlnng der Gclreidczvlle ist, läßt sich zum ersten Male ans diesen Zahlen ersehen, da daS Jahr 1880, das erste Jahr der neue» Getrcibezoll- Aera, i» Folge der vor dem 1. Januar bcwirklcn großen Be ziehungen, anormale Verhältnisse nnsweiicil mußle. Nach dem Decemberhcsk dcr RcichSstaiistik fiellie sich nun die Ein- und Ausfuhr von Gctrcide und Mehl i. 1.1881 solgciidcrniaßc»: Sinlubk Ali-kubr in T oprclccittncni MebrAnliibr Weizen 3.6,4,703 533,8,-8 3,080.015 Roggen ... 5,754,558 11.5,630 .5,6.38,>,10 Gerste und Malz 2.041,401 1,280,417 1,661.074 Hafer 2,625.861 315,007 2.300.0.54 Anderes Gcircidc , 4.140.654 10,175 1.4 0.470 Mehl 616,054 500.541 116,410 Zusammen: 20,003,308 2,756,557 Eine Gesanlintcinsuhr an Getreide und Mehl von 20 Millionen Doppelctr. trotz der durch die neuen Zölle geschaffenen Erschwerung muß als srhr hoch bezeichn« werden. Ihre richtige Beurlheitung kann sie indessen erst finden, wenn man sie mit der Einfuhr in de» Jahren der Zollireiheil des Gelreides vergleicht. Es ist rathsam, sich dabei nicht an ein einzelnes Jahr zu Hallen, weil die Einfuhr ziffer eines solche» allzu abhängig vo» dein Ernleau-sall ist, sonder» eine Reihe vo» Jahren zu nehme», >» welchen sich die wechselnde» Ernteergebnisse cniigermaßen ausgleichen. Die nachstehende Tabelle*) bezieht sich aus die Jahre 1673—1877: 1^73 77 Einfuhr Anfuhr Mehrcinfudr durSnchmMich in Tokkklccmnt'rrl Weizen 5.866M, 4.077,500 880.000 Roggen ... 0,551,000 1,563,500 7,087.500 Gerste und Malz . 3,647.500 1.524,000 2,123,500 .Hafer 2,858,500 1,227,500 1,6.31,000 Anderes Getreide . 1.320,000 377.000 043,000 Mehl 1,435.500 I,.165,500 70.000 Zusammen: 24.670,000 11,0.15,000 13,644.000 Aus den ersten Blick erscheine» die Zahlen säst bei allen Artikeln und sowohl in der Einfuhr als in dcr Ausfuhr erheblich größer als die Zahlen sür 1881. Dies hat indcffen seinen Grund nur in der Veränderung der stalistüchen Anschreibung. welche durch die Zoll- vstichtigkeit de« Getreides yerbeigefiilirt worden ist. Während früher in de» Zahlen der Ein- und Aussnln die Turchiuhr, der Tranfil- handel, theilweile »nd gerade bei Getreide wohl größtenlheils mit enthalten war, ist dieser Transit seit Einführung der Gctreidrzölle *) Dieselbe ist dcr 187!» vom Verein znr Förderung lür Handels- sreibeit tieraii-gegebenen Schritt über Trutschland« Gclrcidcvcrkehr mit dem Auslände entnommen. ausgcschieden und nur die Durchsuhrstatistik resp. die Statistik über den Verkehr i» den Draiisitlagern, deren sich der Zwischenhandel mit ailsläiidfichem Getreide jetzt bediene» muß, könne» darüber Auskunft geben. Will man also zu einer Vergleichung des Jahres 1881 mit der früheren Periode gelangen, so muß mail sich an die Zahlen der E»>- und AiiSsnhr-Vilaiiz Halle», die ja auch reckt eigentlich das Quantum repiäsentireil, dessen Deutschland über seine eigene Pro- dnciio» hinaus benölhigt ist. Eine solche Vergleichung ergiebt, daß im Jahre 1881 trotz dcr Gctreidrzölle zur Drckung de« deutschen Bedarfs eine beträchtlich größere Zufuhr vom Auslände uüthig war, als in de» Jalircn der Zoll» sreiheit 1873—1877! Dem durchschnittlichen Ueberschuß der Ein fuhr über die Ausfuhr von 13,614.G>0 Doppeleenincrii i» 1873 77 sieben in 1861 17.246,751 Doppelecntner gegenüber: die Steigerung beläuft sich auf 3.602,751 Dovveleentiier ober über 26 Proccnt. ANerdiiigS ist dieses Ergebnis; in den beiden vorliegende» Tabellen wesentlich hervorgcru'en durch einen Posten „Anderes Getreide", der bis aus riue» kleinen Bruchllieil nur Mais umsaßt. Wie stark die Zufuhr dieses Artikels zugenoiiimc» hat, ist a»S de» obigen Ziffern zu «sehr». Wird derselbe bei der Vergleichung außer Aniatz gelassen, so bleibt für 1881 nur eine Mchrcinfulir vo» 12,807,272 Doppcl- centner» übrig, welche gegen eine Mebreinsuhr vo» 12,701.000 Toppeleeiitncr» in 1873 77 nur noch eine geringe Steigerung zeigt. Selbst bei dieser ungünstigsten Rcchiiiiiigsweise bleibt immerhin die Thalsache bestehen, daß die neuen Gelrcidezöllc die Getrcidc- zilsuhr nach Deulschland nicht beschränkt habe», daß dieselbe viel- mehr noch gestiegen ist. Der llnisaug dieser Slrigcniiig erscheint aber in noch ganz anderem Lichte, wenn ma» in Anscklag bringt, das, vor 18^0 zwar die Einfuhr mit genügender Zuverlässigkeit statistisch ermittelt wurde, die Aiie-fubrstatimk dagegen, für welche e» an einem DeclnrationSzwanz fehlte, sehr lückenhasi blieb. Es wurde völlig unrichtig sein, will» »lau den Einfuhrüberschuß sür 1873/77 ohne WeilercS aus 13.644,000 Doppelet« beziffern wollte, obwohl er in dcr Dabelle oben so angegeben ist. Er muß aller Wahr scheinlichkeit nach geringer und zwar wesentlich geringer gewesen sein. So siebt z. B. fest, daß vo» dem großen Roggcnimport ollfährlich ein ansehnliches Quantuni in Trutschland vermahlen und dann als Mehl wieder exportirl worden ist. Tie obige Tabelle beziffert den Mehlexport sür 1873 77 ans dnrch'ckmitllich I.365,.'X)0 Dovpelctr. Nach der '.Angabe des Verbandes Deulsckcr Müller war derselbe aber n»»bcstens auf jährlich zwei Millionen Doppelet« zn schätzen, ohne die Durckffuhr, welche bei den Zahle» sür 1873 77 noch mit- spricht. Ma» wird darnach nickt zu hoch greisen, wenn man die Lücke, welche die alle AiiSiuhrstalistik lei alle» sechs Posten zu- sammen enll,allen mag, aus ca. 2 Millionen Doppelclr. veranschlagt. Nimmt ma» diese mäifige Schätzung als Grundlage — »nd diese Schätzung hat weit mehr Berechligung als die Vergleichung dcr Zahlen ohne jede» Versuch dcr Rrcimealion — so würde einer frühere» Mehrcinfiihr von ca. 11', Millionen Doppelclr». jetzt eine Mchrcinsuhr von 17' , Millionen Dovvelclrn. gegcnübcrstel en, d. h. trotz aller Emsulirerichwerung mußte Dentickland im Jahre 1881 zur Deckung seines Getreibehedarls voin Auslände nahezu die Halste mehr beziehen als in den Jahre» 1873 77. Man könnte noch cinwcnden, daß das Jahr 1881 sich überhaupt nicht zur Vergleichung eigne, weil die Ernte deS JabrcS 1880 znm Theil überaus ungünstig ausgrsallen und die nolbwendige Folge hiervon eine »ngewöhnlich hohe Einsuhr im ersten Semester 1881 gewesen sei. Allein, dem gegenüber ist auf die von allen Seiten conftalirtc Thatiache hinzilweiseii. daß gleichzeitig in Folge der enorm dolie» Preiic sür Roggen von Noix-mber >88-» bis Juni 1881 «nr sehr starte Einschränkung des ConiumS statlgciundc» bat. Die vor treffliche Schrift von Ehr. Lorenz über „Deuischlands Getreide-Pro- dnclion, Brvdbedars und Brodbeschaffung" berechnet, daß nach Maß»
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