Preis: Vierteljahr rigePrännmeration 8 Ngr. ins Hans- « Ngr. bei Abho lung i» der Lxped. Wochenblatt für Zschopau und Umgegend. Jeden Sonnabend eine Nummer. Einzelne Num mern i Ngr. 22. Sonnabends, den 1. Juni 1830. Qualen der Todesangst. (Skizze ans Madras.) Scbon den ganzen Abend halten wir am Whistlisch verbracht, und eben wieder, obgleich die Nacht schon weit vorgerückt, war ein neues Spiel begonnen. Marey, der stets vom Glück Begünstigte, gewann Robber über Robber; seine Miene wurde stets heiterer, im Verhältniß als die unsrigen anfingen sich zu verdüstern. Plötz lich aber änderten sich seine Gesichtszüge, er, der sonst so Entschlossene, schien fick zu bedenken. „Nun. Marey, so spiel doch!" ries Churchill, der wildeste und liebenswürdigste Springinsfeld, der je eine Garde-Uniform getragen. „Stille, stille," bat Marey, sichtlich erblassend. „Fühlst du dich unwohl?" sagte ein Anderer, eine Bewegung machend, um ihn zu unterstützen, denn es schien wirklich, als ob Marey von einem in den heißen Zonen häufigen, plötzlichen Krank heitsfälle ergriffen sei. „Ums Himmels willen rührt euch nicht!" erwiederte Marey. mit von Angst unterdrückter Stimme!; „wenn Euch an meinem Leben das Geringste liegt, so rührt Euch nicht!" „Was soll das heißen? Hat er den Ver stand verloren?" fragte Churchill, sich an mich wendend. „Bleibt ruhig, bewegt Euch nicht!" fuhr Marey fort, seine Stimme so unterdrückend, daß auch nicht die geringste Spur einer Bewegung an sei nem Körper wahrzunehmen war. „Wenn ihr Euch rührt, so bin ich des Todes." Als wir uns mit Erstaunen anblickten, setzte er hinzu: „Verhaltet Euch ruhig, cs ist dies meine einzige Hoffnung; eine Brillenschlange hält mein Bein umschlungen." . Bei diesen Worten wollte ein Jeder von uns instipktmäßig vom Stuhle aufspringen, doch ein flehender Blick des Unglücklichen hielt uns ab, obwohl wir wußten, daß wenn die Natter sich von Marey losmachte und Einen von uns an gliss- dieser verloren war; so fürchterlich in sei nen Wirkungen ist das Gift dieses abscheulichen Repuls. Der arme Marey war gekleidet, wie man sich in Madras Abends gewöhnlich kleidet, das heißtin kurzen Beinkleidern und seidenen Strümpfen, so daß er jede Bewegung der Viper deutlich füh len mußte. Seine Gesichtsfarbe wurde schwarz blau, die wenigen Worte, die aus seinem Munde kamen, bewegten die Lippen nicht. Er athmete kaum, so sehr fürchtete er, durch eine Bewegung seinen Feind zu reizen und dadurch die Entwicke lung der schrecklichen Katastrophe herbeizuführen. Unsere Angst war nickt geringer als die seine. „Wie fest sie mein Bein hält," hauchte Marey; „ich fühle ihren kalten Körper — sie preßt sich zusammen — in's Himmels Namen! Noch ein Mittel giebt's. Laßt Milch holen — schnell! Ich wage nicht laut zu sprechen — man soll sie in einem Teller in meine Nähe stellen — etwas davon auf den Boden gießen." Churchill wiederholte mit leiser Stimme den Befehl, und ein Diener schlich fick aus dem Zimmer. „Bewegt Euch nickt; Narthcote, du hast den Kopf gedreht; bei Allem, was heilig ist, thue das nicht wieder, mein Leben hängt davon ab. Ach! ich habe in England eine Frau und zwei Kinder. Sagt ihnen, daß ick sie segnend sterbe. Meine letzten Gedanken sind bei ihnen — ich spüre, wie sie gegen das Knie kömmt — ich hin terlasse ihnen alles, was ich besitze — es kommt mir vor, als fühle ich ihren giftigen Hauch. O Gott, daß ich so sterben muß!" Die Milch wurde vorsichtig gebracht, und nachdem der Diener der Vorschrift seines Herrn nachgekömmen war, zog er sich, eben so bleich als alle klebrigen, zurück.