-reis: vierteljäh rig» Pränumeration 9 n,r- in« Han«, p ngr. hei Abho lung in der Pxper dirion. Zschopau und Mmgegeud. (Jeden Sonnabend eine Nummer.) Jttsertion-gebühren werben die Zeile oder deren Raum mit 14 ng r. berechnet. .N 37. Sonnabend», den 13. September I8SI. Die Kabinets -Justiz, oder: Der alte K»itz und die Predigertochter. (Mitgetheilt von Wilhelm Meinhold*). ES war im Sommer des Jahres 1821, als Schreiber dieses, damals ein blutjunger Rector, in dem Städtchen U. mit seinem Freunde, dem Superintendenten N., auf dessen, eine halbe Meile entferntes Filial fuhr, und nach gastlicher Auf nahme bei dem damaligen Gutsbesitzer Nachmit tags mit dem genannten Herrn sich aufmachte, um einen benachbarten Hügel zu besteigen, von welchem sich eine herrliche Aussicht auf den größ ten Binnensee Pommern's, das frische Haff, dar bieten sollte. Jndeß waren wir kaum von dem GutShofe getreten, als mein Freund N. meine Aufmerksam keit auf einen alten Mann hinlenkte, welchcrauf einem Stück Baumholz saß und mit dem größ ten Wohlbehagen, wie es schien, sein Pfeifchen rauchte, wahrend seine Gänse auf dem grünen Rasen der Dorfstraße weideten. „Sehen Sie," rief er, „dieser alte Mann ist der noch lebende Zeuge von einem Zuge eiserner Gerechtigkeit aus dem Leben Friedrich's des Gro ßen, wie er schwerlich irgendwo vorgekommen sein dürfte. „Heda, Vater Frank, wißt Ihr noch wohl, als Ihr den Landrath von Stettin nach Hause fuhrt?" . „Ei," versetzte der Alte, indem.er demüthig seine Mütze abzog. „wie sollte ich das nicht mehr wissen; ich war ja ein junger Bursche von 25 Jahren." „Schrie er auch?" fragte mein Freund weiter. „Das sollte ich meinen," lachte der Alte her vor, „er schrie den ganzen Weg über auf das Erbärmlichste, und als wir gar in der Haide auf die Tannenwurzeln kamen, brüllte er, wie unsers gnädigen Herrn sein schwarzer Hühlochse, wenn die Kühe treiben." „Ja," versetzte mein Freund, „Ihr lacht jetzt, Dater Frank, aber eigentlich hättet Ihr das But terbrot, mit Eurem Herrn theilen sollen; denn *) AuS: Nieritz Deutsch. Bolkökalender für 1851. Leipzig. WiganL'S Verlag. vergeben, daß Ihr meinen ^Evvrgänger mit den blöden Augen und m Augenblicke seines Todes aus dem Hause ge- Uagen und in die pralle Sonne gesetzt habt!" ,,^rch mußte wohl," rief hierauf der Alte- unv indem er mit seinem Stabe nach dem nahen Baumgarten wies, fuhr er fort: „Sehen Sie, dort hinter jenem Wallnußbaum stand der Land- rath mit dem Perspectiv, und hätten wir den al ten Herrn nicht gerade dahin gesetzt, wo er's be fohlen, so hätte er uns selbst dafür rodtgeschlagen. Denn wir waren unserer Biere und alle dem Landrath unterthänig. Sonst jammern wird's mich, so lange ich lebe, und kann ich nie die Stelle ansehen, ohne zu seufzen. Dort, gerade wo jetzt mein grauer Gänserich geht, stand sein Stuhl und dort starb er auch nach einer halben Viertel stunde." Der Leser kann denken, daß ich nach diesen Präliminarien sehr neugierig gemacht worden war, und hatten wir kaum den Alten verlassen, als ich meinen Freund schon um ausführlichere Mit- theilung bat, der auch sofort begann: Der Landrath v. L., von dem unser Alter er zählt, war einst Besitzer dieses Gutes und rin Freund Friedrich's des Großen, welchem er bei Gelegenheit der Urbarmachung eines großen Bru ches vortheilhaft bekannt geworden war. Die nähere Veranlassung ist auch interessant genug, da sie so vorbedeutungsvoll war. Der König erwartete nämlich vor dem Amtöhause in P. frische Anspannung. Während diese nun herbei geschafft wurde, unterhält er sich mit dem Do- mänen-Beamten, und da er in ehrerbietiger Ferne einige Herren in Offizieruniform stehen sieht, fragt er den Mann: „Wo haben die Offiziere dort ge dient?" Dieser aber, welcher es nicht weiß, wohl aber gehört hat, daß der König eine rasche und prompte Antwort liebt, versetzt mit tiefem Bück ling: „In Ew. Majestät Regiment!" worauf der König eben so prompt erwidert: „Schafskopf, daß sie bei Euch nicht als Großknechte gedient haben, weiß ich doch wohl; wo ist der Landrath?" Dieser aber, derselbe, von dem ich spreche, hatte sich etwas verspätet und kommt eben, als