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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 27.09.1851
- Erscheinungsdatum
- 1851-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185109276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18510927
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18510927
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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diesen Cchreckensort verlassen. Da kqmen nach wenig Tagen schon Metzger, und sie entschließt sich rasch, ihre sechs Schafe zu verkaufen, um den Reisegroschen nach Berlin zu gewinnen, wegen dessen sie lange in Sorgen gewesen war. Aber siehe, als die Magd den ltcherichten Stall öffnet, sind fämmtliche Schafe durchgebrocken, da die Stäke auf dem Pfarrhof von dem Herrn Patron jederzeit in demselben schlechten Zustande gehalten wurden, als das Pfarrhaus selbst. Sie sendet also die Magd auf die Straße, die Thiere zu suchen, während sie selbst die Richtung nach dem benachbarten Garten des Landraths einschlägt, ob sie etwa auch dorthin sich verlaufen haben möchten. Die Metzger folgten ihr durch einen gottgeleiteten Zufall. Denn unglücklicher, oder vielmehr glücklicher Weise hakten sich die Thiere wirklich in den sogenannten Hofgarten des Land raths verlaufen und graseten dort auf den schönen Blumenrabatten. Eben will sie sie selbst fort- trriben, und ruft die sie begleitenden Männer um Beistand, als der Landrath erscheint und gleich außer sich vor Wuth auf das arme Mädchen mit den niedrigsten Schimpfworten losstürzt: „Was? Sie infame Dirne läßt mir die Schafe in meinen Garten? Unterstehe Sie sich das noch einmal, und ich werde mir mit der Hundepeitsche das Pfandgehd holen.'" AlS sie nun hierauf entrüstet zurücktritt und erwidert: „Ist es nicht genug, daß Ihre Gnaden Meinem Vater das Leben genommen, wollen Sie mir auch noch Meine Ehre nehmen vor diesen fremden Männern?" da schreit mein Landrath mit höhnischem Lachen zurück: „Ha, ha, Ihre Ehre! Ihr Vater hat mir ja selbst geschrieben, daß Sie sich mit dem Försterfritz zieht, und der Kuhhirte hat ja auch neulich des Nachts den dummen Jungen bei Ihr in's Fenster steigen sehen und belauscht, hahaha, Ihre Ehre!" Hierauf tritt sie in höchster Entrüstung vor den Landrath und spricht mit hocherhobener Stimme: „Sie lügen, Sie sind ein schändlicher Verläumder, und wenn noch Gerechtigkeit auf Erden zu finden ist. so will ich sie mit meinem letzten Groschen suchen: so wahr mir Gott helfe!" Aber jetzt kann der Landrath nicht länger seine Wuth bemeistern; er stürzt auf sie zu und ohrfeigt sie rechts und links unter den gemeinsten Schimpfworten. Das arme gewißhandelte Mädchen entschließt sich rasch und spricht zu den Metzgern: „Ihr sollt die Thiere sür den gebotenen Preis haben, obgleich er sehr gering ist, aber Ihr müßt mitkommen nach U. und zu Protokoll geben und beschwö ren, was Ihr hier eben gesehen und gehört habt!" Die Leute lassen sich das gefallen, und während sie ihnen etwas Essen vvrsetzt, bindet sie schluchzend ihre besten Kleider in ein Bündclchen, übergibt der Magd die Aufsicht über die ganze Pfarre und folgt nach einer Viertelstunde schon den Män» nrrn in die nahegelegene Stadt. Dort war der Bürgermeister ein alter Freund ihres VaterS und, wie alle Welt, dem stolzen und tyrannischen Junker abgeneigt. Er vernimmt recht gern die Leute zu Protokoll und läßt sie den Inhalt be schwören, läßt auch auf Sophien'ö Bitten die Zimmerleute rufen, um auf gleiche Weise den Tod ihres Vaters zu dokumentiren, meint aber: die Reise nach Potsdam würbe ihr wenig helfen, da der Landrath, wie weltbekannt, ein außeror dentlicher Günstling des Königs sei, und Letzterer hei seinem herannahenden Alter auch Niemand, besonders kein Frauenzimmer, mehr vorzulaffen pflege. Er rieche zur gerichtlichen Verfolgung Her Sache. Aber dazu will sie sich nicht verstehen und sorgt nur, wie sie den Kuhhirten auf gleiche Weise will vernehmen lassen. Zum Glück hatte der Landrath diesem wegen heranrückenden Alters den Losschein gegeben, und er war in gleicher Eigenschaft seit einigen Tagen in ein benachbartes Bauerndorf gezog>n. Es hielt also nicht schwer, sein Zeugniß zu erhalten, was übrigens der strengsten Wahrheit gemäß lautete, wobei Her Mann versicherte: auch jene nächtliche Scene, die er in naher Ferne belauscht, nie anders erzählt zu haben, und löge der Landrath in seinen Hals hinein, wenn er von Fenstereinsteigen gesprochen habe. Ja er führte sogar ziemlich genau die Worte an, welche Sophie dem Försterfritz aus dem Fenster zugcrufen, ehe sie es ihm vor der Nase zugeschlagen habe, wie er sich ausdrückte. Außerdem wurden auch noch der Küster, mehrere benachbarte Prediger, der Förster Weiher und andere, der tyrannischen Botmäßigkeit des Land raths nicht unmittelbar unterworfene Personen wegen des Meßkorns vernommen, welche wenig stens so viel bezeugten: baß der selige Herr Pastor ihnen wer wetß wie oft gesagt habe, der Land- rath wäre ihm das Meßkorn seit 10 Jahren schuldig geblieben. Mit diesen Protokollirungen gingen nun allerdings-mehrere Tage hin; allein kaum waren sie beendet, als Sophie, von den herzlichsten Segenswünschen des Bürgermeisters begleitet, den Postwagen bestieg und nach sechs oder sieben Tagen auch glücklich in Potsdam anlangte. (Fortsetzung folgt.) Tagesgeschichte. Sachsen. Den am 18. Sept. Mittag )H1 Uhr von Leipzig nach Dresden abgegangenen Personenzug hat bei Borsdors ein erheblicher Unfall betroffen. Durch eine» Axenbruch kam nämlich die Maschine „Magde burg" rechts aus dem Gleise, während die folgenden
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