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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188205063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-05
- Tag1882-05-06
- Monat1882-05
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1882
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. Uetertioa »ud Lrvrditi«« Iohaille^gasj« 33. Sprechstunden der Nrdaclisu: LormittagS 10—12 lltzr. Nachmittags 5—6 Uhr. ffttr dt» Rückh-d« «»rlNcn»«, »»chi ßch tu «ed»ci>«» „<dl ««rdiatli-. An««»«e «er für »te »ichftfslße,», Nummer »«stimmten Jnserute a> «»«e»ta,e» «iS L Uhr Nachmitt«,-, «« S«nu- und Kesttg,r« tritt di» '/.s tltzr. 3u de» Filialen siir Ins.-Ännahme. Ltt« Klemm, UniversttLt-ftraße 81, L»u>- Lisch», Kotharinenstravc 18, p. tt'ir »t« ss.S Utzr. Wgcr.TMlilM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Meß. Auflage »7,400. Äiioiinrmrnt-prriv viertelj. 4'/, Mt.» >acl. Bringerlolm ü Mk.. durch die Po»t bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2L Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren iür Eptrabrilaa«» ohne Postbejürberung 3S Mt. m»t Postbeförderung 48 Mi. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere schritten laut unserem Prris- verzeichniß. labellarilchrr Lay naa, höherem Paris. Kellamen unter den Uedartionakrrch die Svaltzeile 50 Pf. Inserate sind steil an die Erpediria» zu icaben. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuuiix-rawia oder durch Post. Nachnahme. ^§12«. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expeditton ist morgen Sonntag, den 7. Mai, Bormittags nur bis >,S Uhr geöffnet. kxpeMIvn äv8 I.elp/ixer l'LxedlLttos. Somradend den 6. Mai 1882. 76. ZahMNg. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Das 10. Stück des diesjährigen Rcicb-gesctzblatte- ist bei unS cingegangen und wird bt« zun» 23. ds«. Monat« aus dem Nalhhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich auS- hängen. Dasselbe enthält: Nr. 1488. Verordnung, betreffend die Form der Marsch routen für Hrieg-verljällnisse. Vom 18. April 1882. Leipzig, dm 4. Mai 1882. Der Rath der Gtadt Leipzig. I)r. Georgi. Stütz. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur allgemeinen Acnntniß, daß wegen deS Abbruche- der Gebäude aus den beiden Grund stücken „Hotel de Prusse" und „Kurprinz", Nr. 7 und 8 am Roßplatz hier, 1. vom 15. Mai bi- Ende Juli diese- Jahre- der vordere Dbcil der Kurprinrstraße für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt werden, r. vom 15. Mai bis 3. Juni diese- Jahre- da- bisherige Sckröteraäßchen vollffLndig und für jede» Verkehr gesperrt sein und sür den Fustverkehr während dieser Zeit der Thorweg de- Grundstückes zum „Kurprinzen" offen ge halten wird, sowie 3. vom 5. Juni bi« Anfang Juli d. I. der Fußverkehr nach der Kurprinzstraße über den bi- zu diesem Zcitpunct nieder» gelegten Theil de- Grundstücke- zum Hotel de Prusse, von Anfang Juli an aber aus dem al-tann freigewordenen neuen Straßcnareal zwischen den beiden genannten Grundstücken zu geschehen hat. Hierbei wollen wir nickt unterlasse», noch aus die für Fußgänger vorhandene Passage durch da- der Leipziger Jmmolsslicngcscllsckast gehörige, an der Windmühlengaffe unter Nr. 10 und an der Kurprinzstraße unter Nr. 12 ge legene Grundstück — Reitbahn — hierdurch hinzuweisen. Leipzig, den 3. Mai 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi.W> lisch. Aff. Auktions-Bekanntmachung. Im AuctionSlocale de- Unterzeichneten Rathe-, Gerber» straße Nr. 10. Hof 1. Etage, sollen Montag, den 22. Mat 1882 Vormittag« 8 Uhr mehrere Nähmaschinen, Klciderschränke, Spiegel. 1 Matratze. Waschtische, Wand- und Taschen-llbren, eine Partie Kleidungs stücke. goldene Ring« und Ohrringe rc. rc. au de« Meist bietenden gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert Werden. Leipzig, am 4. Mai 1882 Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. vr. Wangemann. Da- am 20. vorigen Monat» zur anderweiten Ver- mirthuna versteigerte, zur Zeit an Herrn Kaufmann Belmonte vcrmiethcte VerkaufSgewülb« nebst Schreibstube und sonstigem Zubehör in dem der Stadtgemcinde gehörigen Hause SalzgtffePe« Rr. 1 ist vermiethet und werden daher die «abrriirkstchttgt gebliebene« Bieter in Gemäßheit der Versteigeruug-bedmgungen hiermit ihrer Gebote ent« laste». Leipzig, den 2. Mai 1882. Der Rath der Stadt I>r. Georgi. Stütz. Die Inhaber de- abhanden gekommenen Sparkassen Quittung-buckes Ser. II. Nr. 58.,78. sowie de- von unserm IV Fitial als verloren «„gezeigten Jnterim-schein, über da- Sparkassenbuch Ser. II. Nr. «3,820, werden hierdurch aus- gefordert, sich damit binnen drei Monaten und längsten« am 10. August »882 zur Nachwkisung ihre- Rechte«.' bez. ,um Zweck der Rückgabe gegen BelohnuiH bei Unterzeichneter An- stall zu melden, widriqensall« der Sparcassenordnung gemäß den Anzeigern nack Ablauf obiger Frist und nach erfolgter Beeidigung ihrer Ansprüche, erster«» der Inhalt de« Buche» aukgczahlt, letzteren da» Buch selbst au-gehändigt werden wird Leivzig. den 4. Mai t882. Die Verwaltung de« Leihhauses a. der Spare aste. Bekanntmachung. Die Lieferung der zur Dampskeffelheizuna in der hiesigen Stadtwafferkunst auf die Zeit vom 1. Jul» 1882 bi- mit 20. Juni 1883 erforderlichen cirea 40,000 Eentner — 2.000.000 Kilogramm Steinkohlen soll vorbrhältlich der Au«. Wahl unter den Submittenten an den Mindestforderuden vergeben werden. Offerte» sind hi* za dem 2V. Mat bs. 2*» Abend« « Uhr schriftlich und versiegelt an da« Bureau der Stadtwafferkunst (Stadthau-, Obstmarkt 3, III. Ekage, Zimmer 142) abzu- geben, woselbst auch die Lirfcrung-bedmgungen eingesehen werden können. Leipzig, den 1». April 1882. Des Rieths Deputation z»r Stadtevafferkernst. ValdgrSserei-Verpachtung. Montag, den 15. Mai e. soll im Forstreviere Tonne» Witz die die-jährige Grasnutzung unler den im Termine noch näher bekannt zn gebenden Bedingungen und gegen ofortige Baarzahlung der gebotenen Pacbtsnmme nack dem Zuschläge parcellenwkt'e meistbietend verpachtet werden. Zusammenkunft: I , Vormittag« S Uhr am Streitteiche bei Connewitz, II.» Vormittag« 11 Uhr an der Weißen Brücke aus der Connewitzcr Linie. Leipzig, am 2. Mai 1882. ' De« Rath« Forst-Depntatto«. Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zufolge hat Friederike Paukin« Emm» Götze (geb. zu Neustadt a./O. I85l) da« ihr von der Polizei-Dtrertio» zn Kassel unterm 10. April 1874 auSgeierkiate Dienstbuch am 21. April d. I. von Connewitz nach der hiesigen PcterSstrahe verloren. Wir bitten, dar Buch im AuffindnngSsalle an unS abzuliefcrn. Leipzig, am 2. Mai »882. Las Polizei-Amt ver Stadt Leipzig Richter. Nagler, Nsdr. Bekanntmachung. Da« zur Hälfte zmn Nachlaß der rcrüarkenen Fr»« Henriette Augnfte liünue grsch. Lchrcck geb. Echmtdt gehörige, in Neu- Schöncseld an der Oieorgsirnße gelegene, mit der Brand-Lataster Nr. 70 bezeichnete Grundstück, welche) im Grund- und Hypotheken- buche sür Neu-Tchöneseld ans Fol. 75 eingetragen sich befindet, soll auf Antrag der Erben und bei MitctgenlhümerS öffentlich versteigert werden. Nachdem aus diese« Grundstück bisher ein Höchstgebot von 26,400 gethau worden, wird auf den S. Juii» 1882 ein Metzrdtetuna-tcrmin anberaumt. ErstebungSlustige werden ausgefordert, Ihre Gebote bis zu diesen, Tage BornntiogS 11 Uhr in dem Zimmer Nr. 80 des hiesigen AmiSgerichtS niederzulegen. Leipzig, am 3. Mai 1882. - La« KS«t,1tche A«t«aericht daselbst. ' «dt»ci«„n, V. Tertia« I». Mann-srld. Ter Unterzeichnete Kirchenvorstand erlaubt sich, audurch z, der Laaner-ta,. den 11. Mot 1881, Unchwt««^ » U«r stattstndendcn „feierlichen Grandftet«lk,nna znr diestaen Kirche", sowie zur verheilt,«ns an »e« daeanffalaenden Festessen im VastkianS „Zu den 3 Lilien" Nachmittags b Uhr ganz ergebenst einzuladen. Reudnitz, 5. Mai 1883. Lee Klrchenuorftan». Ed. Rausch, Pastor. Nichtamtlicher Theil. Laltgestelltr Friedensstörer. Denn Rußland seinen Skobeleff hat, so hat Frank reich seine« Gallifet. Diese beiden militairischeü Charta tane halten sich sür großartig genug, um den Böller» Europa« zuzumothen, sich in blutigen Kriegen zu zerfleischen, in dem erhaben« Zweck, Skobeless und Gallifet zu Ruhm und Reichthu« zu verhelfen. Sie gehen auf Beute wie die Condottieri nn Mittelalter. Aber cS wird nicht viel sür sie zu hole« sein. Beide sind denn doch zu plump, um einen wirkliche» oouu, dvIU herbeizusühren; denn wegen einiger prahlerischer Worte wird im 19. Jahrhundert kein Krieg geführt und wir sind ohnehin der Ansicht, daß die Trunken heit, in welcher fich Slobelcff bei seinen Rede« befand, keine simniirte war. Ei» echter Russe ist in dieser Hinsicht kein Simulant. Die beiden Männer, welche den europäischen Frieden bisher gefährdeten, waren keine Leute vom Schlage der Skobeless und GaUiset. Sie hießen Gortschakosf und Gambe tta. Sie sind Beide zurvckgrtrcten. Damit ist allerdings noch nicht gesagt, daß der europäische Friede nickt mehr bedroht wäre. Aber die Bedrohung ist vielleicht eine viel weniger unmittelbare. Die „französisch-russische Allianz" bestand nickt in dem Maße, wie von mancher Seite bebauptet worden ist. aber sie bestand wenigsten- bei zwei Personen bis zu einem gewissen Grade, bei Gortfchakoff und Gambetta. Die Combinationen dieser Beiden bewegten sich zweifelt»- in einer gewissen Har monie. Diese Heiden Männer sind nur den Ein> gedungen ihre» Ehrgeize- gefolgt, den sie nur schlecht zu weilen durch die Gebote politischer Klugheit zu zügeln wußten. Der achtzigjährige Gortschakoss sagte, er müsse, bevor er in- Grav steige, noch einen ruhmreichen Krieg haben: Gambetta hielt die Id« der „Revanche" gegen Deutschland aufrecht und beunruhigte Europa, nur um in gewissen Kreisen «ine populäre und beliebte Persönlichkeit zu bleiben. Von diesen beiden Männern hat der Eine so viel Anlage z,nn De-potiSmu- wie der Ankere. Beide nahmen keine Rücksicht aus ihr Land; sie dachten nur an ihre persönlichen Interessen. Gortschakoss hielt einen Bund zwischen einer demokratischen Republik und dem Zarentbum sür möglich, und Gambetta gehörte zu den wenigen Franzosen, die die« gleichsalt- glaubien. Dieser Mann, von dem die Franzosen glaubten, er werde die Republik wie seinen Augapfel hüten, wollte eine Cooperation mit dem russischen De-poti-mu-. Die- war eS auch, wa- sein« Stellung so schnell »nbaltbar machte. Wir sind überzeugt, daß eS viele Franzosen giebt, die einen Revanchekrieg gegen Deutschland wünschen, aber sie wünschen ihn doch nicht vm den Prei», die Handlanger de- russischen ZarenthumS zu sein. Die beiden Friedensstörer sind jetzt abgetreten, der Eine wohl sür immer, der Ander« mit der Absicht, bald wieder den Platz einzunehmen, den er soeben verlassen. Ob» ihm gelingen wird und wie weit — wer vermag e< zu sagen? Jedenfalls wird «, sich seme Erfahrungen zur Lehre dienen lassen. — An Vorwänden zu Kriegen fehlt e- nicht und Rußland hat eine sehr arohe Fertigkeit erreicht in der Kunst, einen eaeu, Kolli zu beschaffen. Jetzt wird man di« Sache aber wohl überlegen und Europa wird so dem traurigen Geschick, daß seine Völker wegen de- Ehrgeize- zweier Männer sich zersleischen mtissen, entgehen. Wie lang,? nun so lange, al- man einsieht, daß unser« Zeit denn doch höher« Auf- aben hat. al» di«, ehrgeizigen Streber« und bramarba- renden MilitairS Ruhm und Geld zu verschaffen. Leipzig, 6. Mai 1882. E» kann jetzt al» ziemlich feststehend gelten, daß dem Reich-tag da« unerwünschte Angebinde der Vorlage, bc- treffend die zweijährige Etatsperiode, auch m der jetzigen Session nicht erspart bleiben soll. Sonst gut unter richtete Personen wollen selbst schon die Begründung kennen, mit tvelcher da- aussichtslose Gesetz der Volksvertretung insinuirt werden würde. E» ist da- altbekannte Raisonnement, daß die EtalSrcdcn zu viel Zeit einnehmen und der Beralhung wichtigerer Vorlagen Abbruch tl»m. Nun hat aber der NcichSlag für die Etatöveballen selten mehr alö »4 Tage bi- 3 Wochen verivenbct, und in der Wintersession von l88t gelang es ihm sogar, die zweite und dritte Lesung de» yudgetS in, wenn wir nickt irren, acht, höchsten» aber neun Sitzungen zu erledigen. Dieses Argument ist also so wenig tichhallig, wie nur möglich, und ein andere« kann nur ge- ünden werden, wenn man den sachlichen Boden der Frage verläßt und sich überhaupt auf den Stantpunct stellt, daß alle- Reden und Parlamenlirrn äußerst überflüssig seien. Verständigermeise hal man e» schon längst ausgegeben, bei den wirbligeren, ein politisches Princip enthaltenden Vor lagen zu untersnchen, auf welche MebrheitScombinalion der Reichskanzler rechnet. Und wie der Tabakmonopol-Enlwurs einstweilen ein akademischer Monolog de» Fürsten BiSmarck bleibt, so wird e» auch mit der zweijährigen ElatSperiode der Fall sein; ja noch mehr: Fürst BiSmarck selbst ist zweifellos von der Aussichtslosigkeit dieses ProjcclS überzeugt. Zwar da» Ccntrum würde sich bereit sinken lassen, bc, der Schmä lerung de« ReickSgedankenS. der (gewiß gegen die Absicht de» KanzlerS) in dem vorbereiteten Entwurf liegt. milzuwirken. sobald nur erst seinen Cullnrkamps-beschwerden Genüge gelhan worden. Aber bei allem Entgegenkommen gegen die ultramontancn Wünsche wird doch hoffentlich nie der Tag komme», wo Herr Windthorst wirklich befriedigt ist und also kein Redebebürfniß mehr empfindet. Die Unersättlichkeit seine- Verlangens wird den Concessioncn, die Preußen überhaupt gewähren kann, stet» einen Schritt voran» sein. Daß eS außer den Ultramonlanen keine Partei giebt, welche sich mit den Deutschconservativen vereinigen möchte, um die Verlängern»»» der Bnkgetpcriodrn zum Gesetz zu erheben, bedarf für Nie- ma-idcn eine» besonderen Nachweise-. Am Sonnabend wird da- Präsidium de- Reichs tag» von Sr. Maj. dem Kaiser empfangen werden. Uebcr die Stunde de- Empfang- war gestern noch nicht- Bestimmte- festgesetzt, in Folge dessen ist auch noch nicht zu sagen, ob und wann am Sonnabend die Plcnarsitzung de- Reichstag- staltsindcn wird. — Der Reichstag wird frühesten« am DicnSlag nächster Woche mit der Berathung de- Tabak Monopol- beginnen. Wie wir ersabrcn, wünscht der Reichskanzler an der GcncraldiScussion Theil su nehmen, ist jedoch durch schmerzhasleS, wenn auch ungefähr liche- Leiden, augenblicklich nicht in der Lage, FriednchSruh m verlassen. Dasselbe Leiden, da- schon mehrfach einen Ans- ckub der beabsichtigt gewesenen Rückkehr de- Kanzler» nach Berlin nöthig machte, hat den Reichskanzler auch zu seinem Bedauern verhindert, an denMinistersitzungcn deS BundeS- rath» theilzunchmc». Tie kirchenpolltische Vorlage hat nunmehr ihren gesetzgeberischen Abschluß gefunden: denn nach dem Auftreten de- preußischen CulluSministerS ist eS nicht wohl denkbar, daß sie nach den Beschlüssen der gesetzgebenden Körperschaften nicht die Allerhöchste Sanktion finden sollte. Darüber ob die Novelle die erwartete friedliche Wirkung haben wird, bestehen nach der letzten Debatte die Zweifel allerdings in unver änderter Stärke fort. Insbesondere eröffnet Windtborst'« stark betonte Versicherung, daß da- Ccntrum nicht aushörcn werde, an der fundamentalen Zerstörung der Maigesetze zu arbeiten und nölhigensalls schon in der nächste» Session dazu die Initiative ergreifen werde, die Perspective aus weitere ernste Kämpfe. — I» Bezug aus den weiteren Vertan der parlamentarischen Arbeiten nimmt man an, daß e- der preußischen Staatsregierung erwünscht sein würde, wenn das Abgeordnetenhaus nach der Sitzung am Sonnabend eine etwa achttägige Pause machte, um sodann nach Abwickelung der ersten Lesungen »m Reichstage seine Arbeiten wieder aus zunehmen. Die Niederlage, welche da- verwendnng-gesetz er litten. wird im preußischen ReaierungSlagcr ungemein tie empfunden, tiefer al- sie äußerlich in die Erscheinung tritt Wieder wie so oft ist eS die mangelnde Fühlung mit den Parteien, welche einen AuSgana verschuldet hat, mit dem im Staat-Ministerium nickt gerechnet worden ist. Hätte man dort gewußt, daß die Liberalen und da» Centrum die Ver weisung de- Gesetze» in eine Commission ablehnen und so ihr „Kon IigneG gegenüber der Vorlage in der denkbar schroffste» Form au-sprechen würden, so hätte man vermuthlicb darau verzichtet, ohne Noth einen Resu» zu veranlassen. Für da- Geschehene wird jetzt da» Centrum verantwortlich gemacht, welchem Vorwürfe ob seiner unentschiedenen, zu salscbcn Hoffnungen verleitenden Haltung nicht erspart bleiben. Herr Windthorst mag sich anaesicht» Lessen ,n dem Bewußtsein bestärkt fühlen, daß er mehr und mehr der Mittelpunkt aller "Politik wird und auch am Ministeriummel regnen oder die Sonn, scheinen lassen kann, wie e- ihm gerade beliebt. In den zuständigen Au-scbüffc» de» Bunde» rathe» ist da- llnfall-VersicherungS-Gesetz nun durchbcrathen Die prineipiell wichtigen Beslnnmungen batten zu einer um sassendere» Erörterung Anlaß gegeben. Man hat eine Cnb cvmnussson gebildet und diese mit der Revactivn der von den Au«schüffen aefaßten Beschlüsse betraut. Tie AuSicbüssc werden sich also noch einmal zu einer Berathung vereinigen ES ist nicht unwahrscheinlich, daß die Vorlage schon Sonn abend an da» Plenum de» Bunde-rathe» und somit in der nächsten Woche an den Reichstag gelangt. Au» Berlin wird un» vom Donnerstag geschrieben „Der Hamburgische Senat-secretair Vr. Eckardt wird em« Stellung in dem Ressort de- Fürsten BiSmarck er halten Seinen Rücktritt wird Herr Eckardt nicht zurück nehmen, wenngleich, wie sich herausstellt, die ganze Beschwerde keinen ossiciellen Charakter halte, sondern nur gelegentlich bei einem Tischgespräche angebracht wurde, bei welchen« übrigens dtr russisch« Geschäftsträger keinen Zweifel daran ließ, daß eigentlich er selbst der leidende Theil sei. Ans vr. Eckardt > ist der Reichskanzler schon seit langer Zeit aufmerksam ge worden. Ist Eckardt doch auch der Verfasser nicht nur der „Bilder au» der Petersburger Gesellschaft", sondern auch der großartigen Anklageschrift gegen Rußland „Berlin und PcterS- mrg", welche bereit- in wiedcrhollen Auslagen erschien und cllgemein in letzter Linie auf den Reichekanzler selbst zurück- cführt wurde. E- hieß allgemein, daß Fürst BiSmarck dein ^ wrauSgeber dazu nicht nur die Acten de» auswärtigen Amte», ondcrn auch die vertraulichsten Schriftstücke deS Geheimarchiv» lUgänglich gemacht habe. Jedenfalls wurde jene Schrisl alleut- »alben als eine preußische StaatSscbrist aufacsaßl. Sie nlsprach durchweg den Intentionen de» Kanzler-. und e» ist darum nur erklärlich, wenn Fürst BiSmarck jetzt eine so tüchtige Kraft in seine Nähe zielst. Jedenfalls wirb Eckardt ein besserer Hilfsarbeiter sein ale Herr Jnliiiö Schulze, eben- all» Hamburger Angedenken-. Dabei dürste eS inlcrcssircn, daß soeben die Verlag-Handlung von Dunckcr u. Humblot in Leipzig die zweite Austage der „Losen Blätter au» dem Ec- Hcim-Archive der russischen Regierung" versendet, welche be kanntlich zu der Asfaire Eckardt den Anlaß gegeben haben ollen. Die Auflage ist im klebrigen unverändert! nur ist ihr olgende Vorbemerkung beigegeben: „Bei der Besprechung der ersten Auflage diese» Buche» ist in der Presse vielfach die Bermuthung ausgetancht, daß der Autor der bekannlcn „Bilder an» der Petersburger Gesellschaft rc." auch die „Losen Blätter auS dem Geheiin-Archive der russischen Negierung" heraus» gegeben habe. Da- ist ein Jrrlhum, und e» möge daher, damit weiteren Mißverständnissen vorgebcugt werde, hier die bestimmte Erklärung Platz finden, daß der Herr Verfasser jener Werke bei der Herausgabe der „Losen Blätter" in keiner Weise betheiligt gewesen ist." Da- A grarverbrechcn bei Hascnpoth in Kur land gegen Baron Nolkcn verursacht große Erregung unter den Balten und Deutschen in PctcrSvurg. Russische Publicisten haben seit Jahren die Ostsecprovinzen nicht ander» als da« russische Irland genannt, so daß sich bei der lettisch- esthnischen Bevölkerung endlich die fixe Vorstellung festsetzen, »»ißlc, der Gut-Herr beute sie au» und bedrücke sic und der- elbe müsse auf irländische Weise beseitigt werden. Diesem ersten Agrarmordversuch werden andere folgen. Die Regie rung laßt die Wühler in ihrer haßschürendcn Thätigkeit ge währen. — Trubnikow sollte verabschiedet werden. jJgoa- ticfs gestattet ihm aber, sein Entlassungsgesuch einzureichen. Wie neuerdings behauptet wird, ist Kob osess, der bc« rüchligt« Käschändler, doch nicht gefaßt und seine Person nicht mit der de- verhafteten gefährlichen Nihilisten Bogda- nowitsch identisch. Der Kaiser soll allerdings von dem Wunsch erfüllt sein, die nihilistischen Verhältnisse und Rädelsführer au» eigner Anschauung ken»en zu lernen. Bogdanowltsch, also den vermutketen Koboseff, nach Gatschina haben bringen lassen, woselbst er verschiedene Fragen an ihn richtete. Auf die Frage, ob er jener Koboseff sei, soll er erwidert haben: „Ich bin in der That Bogdancwitscb. den die Polizei so lange gesucht, der an mehreren nihilistischen Verbrechen theil- genommen. Im Vergleich zu meiner langjährigen, in den Augen der Negierung stark verbrecherischen Thätigkeit würde eö im Grunde genommen wenig auSmachen, wenn ich mich »och zur Minenlegung in der Gartenstraße bekennen wollte. Ich bin aber eben nicht jener Koboseff, den man noch immer vergeblich sucht." Wie an- Warschau gemeldet wird, sind daselbst Symp tome einer Gährung in den unteren VolkSclasscn bemerkbar geworden, welche auf die Absicht einer Wiederholung der be kannten Epcesse gegen die Juden hindcuten. ES sind in den letzten Tagen einige Flugschriften und Placate aufreizenden Inhalte- gegen die Juden confiScirt worden und es herrscht in Folge dessen in den Kreisen der jüdischen Bevölkerung leb- haste Beunruhigung. Man hoffe aber, daß c- den Be mühungen angesehener Bürger gelingen werde, jedem der artigen Versuche de» Pöbel-, unter der Voraussetzung ener gischen Beistände- seiten» der Behörden, die Spitze zu bieten. In Beantwortung einer Anfrage Tcnol'S über da- jüngst bei Tigri stattgehable Gefecht erklärte Ministerpräsident Freycinet am Donner-tag in der Deputirtcnkammer: Der Vertrag vom Jahre 1545 gewähre die Ermächtigung, Maro deure über die Grenze von Algier bina»; zu verfolgen: der Sultan von Marokko habe seine Befehlshaber an der Grenze ausgesordrrt, den französischen Truppen ibrc Ausgabe zu er leichtern. Da- Gefecht habe aus dem Zwischengebicte zwischen Algier und Marokko stattgrsundcn. da» von unabhängigen Stämmen bewohnt sei, der Kaiser von Marokko sei in keiner Weise verantwortlich, wenn diese- Gebiet al- Hauptquartier für AusstandSvcrsuche diene. Die französische Regierung würde siel» von der Sorge für ihreWürde und sür die Sicherheit geleitet sei». Tcnot dankte dem Ministerpräsidenten sür seine patriotischen Erklärungen. — Ter radikale Deputiere Ballue intcrpellirte die Regierung ebensall- über Algier, macble dem Cabinct den Mangel an Kraft und Stärke zum Vorwurf und ver langte die Occupatio» von Figuig. Ministerpräsident Freh- cinet erwiderte, wenn Figuig ein gefährlicher Eoncentri- rungSpimct wäre, könne Frankreich denselben besetzen, aber die Nothwendigkcit scmcr Besetzung sei nicht nacbgewiescn. Nach conipelentc» militairischen Urlhcilen würde eS nicht ge nügen, nur bi» Figuig, sondern »och 300 Kilometer weiter darüber hinan- zu gehen. Die Kammer beschloß über die Interpellation Ballue vom Cabinet bcanlragle einfache Tagesordnung. Mittheiluugen, di« auS Nom, vom 2. d. M., von bester Seite kommen, bezeichnen die pessimistischen Gerüchte, welche hartnäckig über den Gesundheitszustand dcS Papstes coursiren, als völlig unbegründet. Se. Heiligkeit leitet seit einigen Tagen an einem der in Rom i» ticscr JabreSzcit häufigen nervöS-gastrischen Zustände, an Appetitlosigkeit und leichten Fieberschauern, ohne daß aber diese» Umvoblscin den hohen Kranken auch nur nöthigen würde, da» Bell zu hüten, geschweige denn, seinen GcsunddcilSzustand als Besorgniß erregend erscheinen ließe. Als Nachfolger de- bisherigen StaatSsccretair» sür Ir land, Förster, ist der Lord Frederic Cavendish ernannt worden. Die Ernennung hat lcbbastcS Staunen bervorgcrufe». Allerdings ist Cavendish ein Bruder de» Lord Harlington, de- StaalSsecretairS de- Innern, aber senil politisch absolut eine Null. Die Irländer lieben Cavendish auch nicht und seine Ernennung ist nur erklärlich, wenn man annimmt, daß G l a d »« o n e durch diese Er nennung die vornehmen Wigb - Familien mit seiner irischen Politik versöhnen will. Gladstone'S Schwierigkeiten in Irland sind unsagbar. Während selbst gemäßigt liberale irische Journale, wie „FreemanS Journal", außer der voll-
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