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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 16.12.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185412161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18541216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18541216
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1854
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beschlagen waren, sahen blaue Strümpfe hervor, die jedoch über die Gebühr gestopft waren. Aus seinem Gesichte leuchtete List und Bosheit und die immer abwechselnden Linien um seinen Mund gaben ihm zugleich einen Charakter von grau- samem Muthe und unterwürfiger Heuchelei. Die dritte Person, welche noch am Tische saß, war ein Mädchen von ungefähr dreizehn Jahren. Sie wäre von starkem üppigem Körperbau gewesen, wenn nicht ihr Wachsthum durch Trunk und Ausschweifungen zurückgehalten worden wäre. Die Züge dieses blassen runzeligen Gesichts schie nen aus der Hand des Schöpfers tadellos her vorgegangen zu sein, hatten aber jetzt einen Ab scheu erregenden Ausdruck angenommen. Sie hieß Clary. (Fortsetzung folgt.) Ein Orkan in Antigua. . » (Schluß.) Nachdem ich eine Weile auSgeruht und meine Gedanken gesammelt hatte, gelang es mir, indem ich mir die Beschaffenheit des Bodens zu Nutzen machte, der mich einigermaßen vor dem Winde schützte, den Hof von Dry-Hill-HauS wieder zu erreichen. DaS betäubende Tosen des Sturmes dauerte fort, und der edle Tamarindenbaum, sicht lich im Todeökampfe ringend, zerbröckelte seine starken Glieder, schleuderte mächtige Zweige weg und warf die Früchte prasselnd umher. Ich trat in die Wohnung und setzte mich, um wieder zu Athem zu kommen. Es wurde jetzt nöthig, jede Thüre im Hause zu schließen und zu verbarrica- diren und die Fenster fest zuzunageln. Ein Hau fen Weiber und Kinder drängte sich schweigend auf der Flur an einander. Man konnte kein Gespräch führen wegen dem wüthenden Lärm. Durch einen Spalt im Laden schaute ich nach mei nem Liebling, dem Tamarind. Seine hundert jährigen Hauptäste kämpften hartnäckig mit dem Sturme, ihr Aechzen ließ sich durch den gewalti gen Wind hindurch vernehmen und bald blieb nichts zurück als einige zackige Stumpfen auf dem geschwärzten Stamme. Dunkel umgab uns nun. Die Gewalt des Unwetters nahm immer und immer zu. DaS Geheul steigerte sich zu einem solchen übermäch tigen Toben, daß die ärgsten Anstrengungen der menschlichen Stimme in dichtester Nähe gänzlich fruchtlos blieben. Lautes Krachen verkündete, daß das Haus zu leiden begann. Die Frauen und Kinder waren sogleich aus ihrer kauernden Stellung aufgesprungen und drückten durch Zei chen den Wunsch aus, hinunter zu gehen. Die- ser Umzug wurde hastig vollzogen und der Estrich mir und dem Haushern überlassen. Unsere Auf merksamkeit theilte sich jetzt zwischen.dem Baro meter, der zum Glück an der offenen Fallthüre — unsere letzte Zuflucht — hing, und den gefähr lichen Vibrirungen deS Gebäudes. Die Mauern schienen sich zu neigen und dem rasenden Stür men nachzugeben. Plötzlich fühlte man einen heftigen Stoß, der uns bis an das Herz drang. Er ward, wie sich später ergab, durch das Einreißen der Küche, Stallungen und sonstiger Nebenbauten bewirkt, die mit Allem, waö sie enthielten, auf den Schwin gen deö Orkans davon flogen. Nie hat man eine Spur zurückerhalten oder gesehen. Zahl reiche schwächere Stöße folgten, wie Kanonen- , schüfst. Große Steine fuhren durch, die Luft und zerschmetterten die Veranda'S, welche das HauS, umringten. , Unserem Unstern die Krone aufzusetzen, kam eine große Röhre von schwerem Holze, bestimmt den Zuckerrohrsaft von der Mühle nach hem Sud haust eines Nachbarguteö zwei Meilen nordwärts zu leiten, wie ein Speer durch die Luft, in das Dach dringend, den Tisch durchbohrend und sich unfern von uns fest in den Estrich spießend. Der vorstehende Theil des Daches fing den Wind auf und diente zum mächtigen Hebel, das Haus hin und her schüttelnd, als wäre es von Pappedeckel. Ein Augenblick mehr und eö ging davon, den unteren Theil noch fest zurücklassend. - Um diese Zeit war der Barometer auf 28' 50. gefallen. Wir fühlten oder glaubten zu fühlen, daß daß HauS wich. Mit einem Abschiedöblick auf unseren treuen Mahner schickten wir unS an, in den Keller hinunter zu steigen. Zu meinem höchsten Erstaunen sank daSQuecksilber plötzlich um einen Viertelszoll. In der Erregung des Augen blicks packte ich den Hausherrn und brüllte ihm diese Bemerkung in daS Ohr; aber wie zuvor reichte die menschliche Stimme nicht aus in sol chem Höllenlärm. Durch stumme Zeichen erreichte ich meine Absicht. Auf einmal gewahrten wir einen wunderbaren Wechsel in dem Stande der Dinge. „Großer Gott!" rief ich, „was kann das bedeuten?" — ES herrschte eine Todtenruhe, ein tiefes Schweigen, nur unterbrochen durch das Wimmern und Schluchzen und abgebrochene Gebet der Wei ber und Kinder im Keller. Wir waren auf dem Höhepunkt des Orkans. Das Graustnhafte die ses Abschnittes läßt sich nicht beschreiben. Eine Thüre ward sreigemacht und geöffnet, und mit einer brennenden Kerze trat ich hinaus. Alles war schwarz, ruhig und stumm. Aber die Stille dauerte nicht lang. Nach einer kleinen Weile ward ein fernes Poltern gehört, worauf ich schleunig in das Haus zurückkehrte, Riegel und Stange vorschiebend. Ein leichtes Zittern erschütterte den Boden; ein Erdbeben gesellte sich zu unfern Plagen. Wieder kam der Orkan von der entgegengesetzten Seite, unsere
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