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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 16.12.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185412161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18541216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18541216
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- LDP: Zeitungen
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1854
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Sinne mit seinem wtlden'Grimme überwältigend. Das schon schwankende Haus wiegte sich her und hin, augenblicklichen Einsturz drohend. Wir stiegen sogleich in den Keller, die Fallthüre mit einem starken Riemen befestigend. Wir durch harrten mehrere schreckenvolle Stunden, betäubt durch das teuflische Toben über uns, indeß unsere Empfindungen durch das Ijebelsrin und Grauen erweckende Gefühl des Erdbebens steten Wechsel erlitten. Einige Flaschen wurden UMgeworsen durch die Erschütterung des Bodens, und die langen Reihen der Rumsässer aufgehoben und fortgerollt. Um vier Uhr Morgens zeigte sich eine merkliche Abnahme des Windes. Wir banden die Fall thüre langsam loS. Als sie zurücksank, war der Mond völlig sichtbar, dicke schwarze Wolken an- strahlend, die wild am Himmel jagten. Nichts war über unseren Häuptern, alS der Himmel — der obere Theil dcS Hauses weg. Mein Freund stieg mit mir auf einen Hügel, mit banger Erwartung dem anbrechenden Tage entgegen sehend. Der Osten röthete sich. „Schau nach der Mühle," sagte er, „ich vermag es nicht) sie muß fort sein; nichts kann einer solchen Nacht widerstehen. Ich bin ein zu Grunde gerichteter Mann."—Meine Angen starrten ängstlich nach der Richtung der Mühle. Endlich rief ich: „Tröste Dich! die Werke stehen fest und stark. Dort scheint Alles in Ordnung." — Die Sonne er schien jetzt mit derselben Klarheit, die am vorher gehenden Tag ihren Aufgang bezeichnet. Aber die Scene der Zerstörung, auf die unser Blick fiel, übersteigt allen Ausdruck. Wenn ein Glut hauch aus der Hölle über die ganze Insel geweht, hätte die Wirkung nicht vernichtender sein können. Vegetation, Menschenwohnungen, Thiere, Leben, Alles war verschwunden. Auf unserem Heimweg kamen wir durch Etwas, daS eine Gruppe von Hohen KvkuSbäumen ge wesen, von denen nichts übrig blieb, als Stum pen, die nur einige Fuß über die Erde ragten. Wipfel, Laub, Früchte und der Rest des Stam mes waren fott. Eine dauerhafte, zwei Fuß hohe, mit Eisenstäben beschlagene Steinmauer hatte das Haus eingefaßt. Die Eisenstäbe und Alles war in Masse weggeweht; einige, von rvv Pfund Gewicht, fand man nachmals auf Entfernung einer Meile. Gestern befanden wir «nS mitten im Ueberfluß und LuruS; heute waren wir froh, von einer verdorbenen, im Keller auf- gefundenen Schinkenkeule schmausen zu können. Bald kamen Berichte von den verschiedenen Thei- len der Besitzung. Das Hafenhaus war weg geweht. Alle kleine Schiffe hoch und trocken, weit über das Wasserzeichen an die Ratten-In sel getrieben. Der ArbeitSaussrher, ein Schwar zer, hinterbrachte, daß Alles zerstört sei außer dem Subhause, welches jedoch auch sehr Noth gelitten: der Kamin der Dampfmaschine war sortgeweht und die Mauern hatten einen Rtfi bekommen. „Ist Jemand getödtet?" fragte ich. „Rein, Mafia," erwiedette der Aufseher, „bloS drei Neger vermissen." — „Aber ist Jemand ge« tbdtet?" wiederholte ich. „O nein, Maffcr, Niemand tobt, nur schweren Felsen fallen auf armer Peggy Kopf." — „Ihr wollt nicht sagen, daß sie tobt ist?" — „Kopf ganz fort, Maffa. SchwererFelsen durch Luft, durch Dach, auf Kopf." — Es bestätigte sich später, daß das arme Weib wirklich auf die angrdeutete Art umgekommrn war. Mein Matrosengefühl zog mich natürlich aa den Strand, um die Fahrzeuge zu besichtigen. Nie sah ich eine ähnliche Schiffbruchscene! Zwei von stärkster Kraft warm mit der ganzen Mann schaft untergegangen; nur die niederen Maste ragten noch aus dem Wasser. ES war aber auch eine unerhört heftige Konvulsion der Ele mente gewesen. Dieser Tag und diese Nacht stehen ans immer in den Annalen des Unglück^ lichen Eilands. Theuerung in Amerika. Ein deutscher Prediger in Indiana, in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, der auS der Altmark stammt und seit fünfzehn Jahren in Amerika sich aufhält, bittet alle deutsche Zeitun gen, folgende Nachricht in ihre Spalten auf nehmen zu wollen: „Die Vereinigten Staaten von Nordamerika sind in diesem Sommer durch sehr große Dürre heimgesucht worden, so daß di« Haupternte an Welschkorn und Kartoffeln gänz lich verloren sind. Einer solchen Dürre kann ich mich weder von Deutschland her, noch seit fünfi^ zehn Jahren in Amerika erinnern. Das Vieh verschmachtet an Wassermangel im Westen unv die Bewohner blicken mit trüben Augen in die Zukunft. Die Folge hiervon ist, daß fast all« Geschäfte ins Stocken kommen und folglich wenig oder gar keine Beschäftigung für den Arbeiter zu finden ist. Die Brod- und Fruchtpreise find sehr hoch und steigen täglich. Im Westen kosten 200 Pfund Weizenmehl schon über 13 Thaler und im Osten über 15 Thaler. So aber Alles im Verhältnis Kommen nun in dieser Zeit Leute aus Deutschland herüber, so geratben fit in große Noth und Elend, zumal wenn sie kem Kapital haben, waS bei den Meisten der Fall ist. Da stehen sie dann arm und verlassen, hilflos und ohne Mittel da, ohne Kenntniß deö Landes und seiner Sprache, ohne Arbeit und ohne Bröd. Vor dem nächsten Herbst 1855 rathe ich Niemanden, seine Heimath zu verlassen, denn er ist doch unter den schlimmsten Verhält nissen besser daran denn hier.
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