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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 16.12.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185412161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18541216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18541216
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- LDP: Zeitungen
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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— 398 — Der Fabrikherr wandte sich ztzm Gehen, er schien die Sache als abgemacht zu betrachten; doch der Werkführer vertrat ihm den Weg und sagte mit einer Stimme, der man die innere Erregtheit anmerkt«: „Nock ein Mal, Herr, ich bitte Sie um »pein Geld!" „Morgen, Werkführerl" „Nein, heute. Herr! Sie sind im Besitz der Summe, und sollte dies nicht sein, so sind Sie im Besitz eines Wechsels, den ich an Zahlungö» statt annehme." " «Ich wäre im Besitz eines Wechsels?" fragte scheinbar verwundert der Fabrikherr, „daß ich «licht wüßte!" „Besinnen Sie sich. Herr! Der Wechsel lautet auf hundertundzwanzig Thaler; hundert- undzchn Thaler habe ick zu fordern, hier sind die fehlenden zehn!" — Mit diesen Worten holte der Werkführer die genannten zehn Thaler aus der Tasche und hielt sie dem Herrn hin. Der aber schien dies Alles nicht begreifen zu wollen. Scheinbar ruhig sprach er: „Ich ver stehe Euch nicht, Werkführer! Seid sonst so klar in Euren Worten, heut sprecht Ihr mir in Räthseln." „Wenn das ist," lackte verzweifelnd der An geredete, „so will ich deutlicher sprechen: Sie sind im Besitz eines Wechsels, den eine gewisse Erdmuthe, die Sie kennen werden, ausgestellt. ^Diesen Wechsel wollen Sie verschenken, zerreißen, wenn die Ausstellerin Ihren Wünschen sich ge neigt zeigt. Erdmuthe wollte ihre Ehre nicht verkaufen, aber ihr Bräutigam will den Wechsel mit seinem Gelve einlösen!" Der Fabrikhert ward einen Augenblick bleich, doch sofort sich fassend sprach er: „Gratulire! Hättet Ihr mir das doch früher gesagt! Ein hübsches Mädel, die Erdmuthe! Schade, den Wechsel Hab' ich nicht mehr!" Friedrich ward bleich. Zitternd rief er: „Sie haben den Wechsel nicht mehr? Wer hat ihn erhalten?" " „Der Jude Nathan!" „Der?! Der ärgste Blutsauger! WeheJhnen, Herr, wenn Sie es thaten, um Ihre Rache zu kühlen. Nun aber geben Sie mir mein Geld, ich brauche es!" Waidmoser trat einen Schritt näher, er legte seine Hand auf die Schulter des Werkführers, zutraulich sprach er: „Friedrich, seid kein Narr! Werft Euer Geld nickt fort. Was liegt daran, ob solch ein Wechsel bezahlt wird oder nicht. Geschieht es nickt, nun so wird Concurs eröffnet; die Bude wird geschloffen und die Gläubiger theilen sich in die Habe. Behaltet Euer Geld; laßt die Sacke gehen, wie sie will. An der Person wird sich Niemand vergreifen." „Nicht also, Herr!" sprach gelassen der Werk- fährer. „Mögen Sie über diese Sache denken wie Sie wollen; ich halte eS für meine Pflicht, dies Geld zu zahlen, nachdem ich vs versprochen; und halte um so mehr für nöthig; dies zu thun, nachdem der Wechsel in solche Hände, wie die de- Naihan gegeben wurde." > > Der Herr ward unwillig. Entrüstet sprach er: „Nun, so. zahlt das Geld, wenn Ihr «S habt; werft Euer Geld an eine Dirne fort, mich soll'ö nicht kümmern!" Der Werkführer brauste auf: „Herr, treiben Sie mich zum Aeußersten! Ihr Thun und Handeln ...." „Wollt Ihr dies etwa meistern?" fiel der Fabrikherr ein, „so betrachtet Euch als entlassen auS der Fabrik. Morgen erhaltet Ihr Euer Geld, heute nicht! Uebrigens verschont mich mit Eurer Liebe!" — und ohne eine Antwort abzu warten, schritt er zur Thür hinaus. Der Werkführer schien nickt abgeneigt, dem Herrn zu folgen, doch Hedwig, die bisher eine stumme Zuhörerin abgegeben, trat ihm höhnisch lächelnd entgegen und sprach, indem sie ebenfalls zur Thür hinaus schritt: „Grüßt mir dock Eure Braut, Werkführer! Und wenn Ihr Hochzeit habt, vergeßt nickt mich einzuladen!" Noch einen Augenblick starrte der junge Mann vor sich nieder, dann aber schrak er auf und eilte zum Haus« hinaus. Es war bereits Abend geworden. Mechanisch schlug er den Weg zu dem alten Nathan ein. Sein Gang war vergebens; der Sabbath hatte begonnen, der Jude ließ sich nickt sprechen. Trost los, von banger Ahnung erfüllt, eilte er der Wohnung der Geliebten zu. — Die Leute gin gen auf den Straßen so geschäftig wie sonst ein her, und dock schien es dem Friedrich, als wäre die Welt plötzlich eine andere geworden. Wo sollte er Rath, Hilfe suchen und finden. Sein einziger, wahrhafter Freund war sein alter, frühe rer Meister und der war selbst nur arm. Trost los schritt er der Wohnung der Geliebten zu. Jetzt war er wieder am Hause, jetzt an der Thür — wie so anders war es vor einigen Stunden, als er ein freudig Wiedersehen zu feiern gedachte; wie elend fühlte er sich jetzt! Nun hatte er die Thür zu ihrem Zimmer erreicht — sie war ver schlossen. Alle Thüren sind zu. Er klopft! Nie mand antwortet. Stärker, heftiger pocht er an die Thür. Sollte Erdmuthe jetzt ausgegangen sein? sollte sie in ihrer Angst ihn nickt erwartet haben? Er klopft noch ein Mal — stärker — stärker! Da öffnet sich eine Thür im Nebenge bäude, Erdmuthenö alte Aufwärterin erscheint. Sie erschrickt, als sie den Klopfer erkennt. „Ach, Ihr seid es junger Herr?" spricht sie traurig. Der aber sagt hastig: ,Md wo ist Erdmuthe?"
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