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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188205136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820513
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-05
- Tag1882-05-13
- Monat1882-05
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1882
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!W s 2232 daß in wenigen Stunden 54,000 Rubel beisammen waren. Doch >inv die einheimischen Juden bereit- durch vieljährige Opfer für Entschädigung beraubter und durch fortwährende Unterstützung armer Glaubensgenossen un glaublich erschöpft. AuSlänbitcke Hilfe ist nölhig. So inem Gewährsmann Hieraus besuchte ich jüdische Notabeln. Diese verweigerten jede Auskunft, aber sic erklärten, daß sie zu Obigem zwar nicht- zu dementiren haben, doch auch nicht- Iiinzusügcn können, denn ihre Position sei peinlichst und jeke- Worte könnte ihnen sehr schwer zu stehen kommen. Ikr Eorrespondent constatirt au- dieser Audienz, daß Ignatiefs'S sechs Punctc thalsächlich verworfen wurden, daß sie „Nowosti" nm so weniger erfunden hatte, als beinahe jeder der jüdischen Notabeln eine authenlische Eopic de- von Ignatiefs'S eigener Hand Unterzeichneten Originals in der Tasche hatte; Ignatieff demnach nur sein verstoßenes Kind feige verleugnet!. Ferner sei constatirt, daß Ignatieff die neuen Beschränkungen der Juden osficiell zugab. dieselben jedoch gleißnerisch al- von ihm zum Wohle der Juden geschaffen hinstellte. Die Rumänen befolgen in der Donaufrage angen- scheinlich dieselbe Tactik. wie seinerzeit in der bessarabischen Frage gegenüber Rußland. Sie schlagen Lärm, verlangen viel und begnügen sich schließlich mit Dem. wa- Europa ihnen zuweist. Niemand nimmt die Forderung, Rumänien mit der Beseitigung deS Eisernen ThoreS zu betrauen, Ernst, und Oesterreich denkt wohl am wenigsten daran, da- ihm eingeräuinte Recht auszuaeben. Die Gegenvorschläge, welche Rumänien gegen da- BarrSre'sche Protect angeblich vorbe reitet, laufen auf einzelne Amendement- hinan-, die, sobald stc wesentliche Puncte de-Projekt- betreffen, aus Annahme kaum zu rechnen haben. ES verlautet, die Mächte, welche den BarrSre'scken Vorschlägen zugestimmt haben, hätten sich mit der von England gezollten Bedingung seine- Beitritt en diesen Vorschlägen einverstanden erklärt, wonach die Thätigkcit der Eommission „mirto" sich aus die Donaustrecke dis Braila auSkchnen sollte. Damit wäre ein sehr wesenl- licher Schritt zur Förderung der Lösung der Donaufrage ge schehen. lieber die Reise de- König- Milan durch Serbien liegen jetzt in den Belgrader Blättern, selbst in den gemä ßigte», eine Menge bezeichnender Einzelheiten vor, welche aus die Stimmung in gewissen Städten und Ortschaften ein eigcnthümliches Licht werfen. So inußte der König von dem Besuche der Stadl llschiza abseben, weil die dortige groß- serbische Partei Triumphbögen mit der riesigen llebersckrift: ..Weg nach Bosnien" errichte» ließ. Der König sukr, statt llschiza zu besuchen, nach Posch ega, wo e- aber auch an unliebsamen Kundgebungen nickt fehlte. Die Volksmenge, welche nämlich den König in Poickega erwartete, brach Ibeilweise in die Rufe auS: „Es leben unsere serbischen Brüder in Bosnien!" Der König gcrieth in sichtliche Ver legenheit, weil in seiner Suite sich auch der österreichische General David befand, der den König im Namen des Kaisers von Oesterreich in llschiza begrüßen sollte. Von Posckega ging es nach Tschatsckak, wo wieder die Studen ten mit ihren Professoren an der Spitze im großserbischen Sinne dcmonstrirten. weshalb sich der König gegen die Pro sessoren sclir ungehalten äußerte. Mit einem Worte, da» gegenwärtige seroische Eabinel hat bisher keinerlei Ursache, mit den Kundgebungen während der Reise teS König- zu frieden zu sei». Wie au- Sofia gemeldet wird, treiben sich gegenwärtig i» mehreren der bulgarischen Hauptstadt benachbarten Dörfern revolntionaire Agenten nmher, welche da- Landvolk aussorder», bewaffnet »ach Sofia zu ziehen, um die Regierung zu stürzen und Fürst Alerandcr deS Throne- verlustig zu erklären. Man beabsichtigt die Umgebung Sofia'- durch mobile Militair- Eolonnen durchstreifen zu lassen. Die türkisch-russische Eonvention betreff- Rege lnng der Kriegsentschädigung ist nunmehr desinitiv fest gestellt. Dieselbe enthält 12 Artikel, deren Inhalt im Wescnt i'cken folgender ist: Die Pforte verpflichtet sich, die Zahlung der im Berliner Vertrage firirten Kriegsentschädigung durch Annuitäten voil 350,000 türkischen LivreS zu leisten. Nur die zur Amortisirung des EapilalS ebne Zinsen zu verweil r enden Annuitäten werden durch die Schafsteuer des VilajctS Alepo und durch die Zehnten de- Vilajets Konija. Kostambul, .'ldana und eines ThestrS des VilajctS SivaS garantirt. Ter läcsammlletrag dieser Einkünfte ist aus 437,500 LivreS veran schlagt. Die vereinnahmten Beträge werden narb dem Ab zng der Kosten an die Filialen der otlomanischen Bank auS bezahlt und die Pforte verpflichtet fick, keine HavalcS oder Anweisungen ans kiese Einkünfte auszugeben. Die ottoma nische Bank wird regelmäßig die Annuilätcn an die russische Bank absühren und den Ueberschuß zur Verfügung der Türkei behalten. Die Annuitäten erscheinen nur als Einnahmen und Ausgaben im Budget. Ein etwaiger Ueberschuß wird der Pforte übermittelt, dagegen muß die Pforte das etwa ent uebendc Deficit decken. Die Pforte wird mit Zustimmung der otlomanischen Bank anstatt der erwähnten Einnahmen andere Acgnivalente zugesteben können. Wegen der crsorker ilchen Geldoperationen wird die oltomanischc Bank ein Specialabkommen »nt der russischen Bank treffen. Die Rati stcation der Eonvention soll spätestens in drei Wochen erfolgen Während Parncll in jeder denkbaren Weise bestrebt ist. die Mörder E avend ish's und Bvnrke'S von den Rockschössen der Landliga abznschütlcln, hal seine Schwester, Fräulein 'Anna, an die „Times" einen Brief gerichtet, der uns zwar »,chl nbcrraschl, aber Denen zu deuten geben mag, welche die Landliga jetzt als ein unsebuldvolles Lämmlein hinstellen Fräulein Parncll wagt den nickst eben sehr pfiffigen Versuch een neuen Vicekönig für die Opfer des Krawalleü veranl wörtlich zu machen, welcher am Freitag, achtundvierzig Stunden nach Förster'- Rücktritt, in Ballma stattsand. Die Volksmenge feierte kort die Freilassung der Ligasührer durch einen Auszug. Die Polizei schritt cm und »ahm de» Muiitante» ihre Instrumente ab. Daraus wurde» die Eensiablcr umzingelt, mit Steinen geworfen und ge schlagen, so dass sie von der Waffe Gebrauch machen innßlen, wobei cS zu Verwundungen kam. Diese Thatsache färbt Frl. P. 'iicll wie folgt: „In den Strassen wurden die Kinder low tolle Hunde nickcrgcschosscn. Förster schlachtete Männer und Weiber, dem Lord Spencer war cS Vorbehalten geblieben, Kinder abzn'ckstackstcn." Die Briefsckrciberin meint aber, daß, wer sich über den Mord der Opfer de- Pbonir« BirkeS wnndere, vergessen haben müsse, „dass etwas wie Mcnschennalnr auch im Irländer wobne". Diese „Menschen natnr" der Mcndschcinbandcn hat sich leider in den letzten Jahren nur zu oft geltend gemacht. Auch l)eute werden aus den Grafschaften Tvrone und Eork wicdcr Ausschreitungen dieser Prediger des „>o-Kont-ManisesteS" gemeldet. Da- sind jedenfalls leme Zeichen von Versöhnlichkeit. Zn ähnlichem Sinne, wie Frl. Parnell, bat sich, wie bereit- erwähnt, O'Donnovan Rossa und auch Patrick Erowe. der Dvnamithcld von Beoria, ausgesprochen, der seiner Zeit al» Verfertiger der Höllenmaschinen von Liverpool bezeichnet wurde. Einem Zcitungsbcrichtcrslattcr gegenüber äußerte er. daß Mcuchel morde zwar selten zu dem gewünschten Ziele führten, daß , e aber al- letzte Znsluckst zu rechtfertigen seien. Man kann diesen Frechheiten gegenüber dem „Daily Telegraph" nickt Unrecht gebe», wenn er die Regierung zu schärferen Maß regeln gegen die Verbrecher austordcrt unk schreibt: „Der Tiger der irischen Rebellion ist durch keine BersöbnungSmass regeln zu zähmen: er muss bi- zum Fuße de-Galgen- gehetzt oder über den Atlantischen Ocea» zurückgetricben werden wenn das Königreich und dessen Gesetze Bestand baden tollen Die Hauptsache ist allerdings, dass man zunächst ans die ^pur des rechten Tiger» kommt, z. B. auf die der Mörder von Cavcndish und Bourkc. Ei» Priva t-Tclegrain m der „Voss. Ztg " au-Lond o Ztg."« vom Donnerstag meldet: „Da- Begrävniß de- Lor -avend! sh fand heut« (Donner-tag) Nachmittag auf dem Friedhofe de- Dorfe- Edensor, unweit Ehat-worth-Hall, dem andsitzc de- Herzog- von Devonshire, unter massenhafter Betheiligung der osstciellen Welt statt. Im Trauergefolge befanden sich außer den nächsten Anverwandte« de- Ver blichenen Vertreter der Königin, de- Prinzen von Wale- und de- Herzog- von Edinburgh. Gladstone und die anderen Mit glieder de- Eabinel-, viele Mitglieder der früheren Regierung und an 300 Mitglieder beider Häuser de- Parlament«. Da- Suchen der Mörder wird eisrigst fortgesetzt, hat aber bi- jetzt neck nicht den mindesten Erfolg gehabt, so daß bereit« an der Habhastwerdung der Verbrecher gezweiselt wird. Die Zahl der Agrarverbrechen im Monat April betrug -KL". Papst Leo XIII. hat nach einer Depesche de- „Bester lloyd" auS Rom vom 8. d. M. anläßlich der russischen Judenverfolgungen eine Encykltka an jene römisch- lalholischen Bischöfe erlassen, welche entweder im Lande der Verfolgten Wohnsitz haben ober den Auswanderern Vorschub leisten können. Die Encyklika fordert die Bischöfe auf. ihren Gemeinden christliche Nächstenliebe an- Herz zu legen und besonder« dafür zu sorgen, daß kein Katholik an Judenver folgungen theilnebme. Die „Germania" kann diese Meldung nicht bestätigen, doch bält sie eine solche Kundgebung teS VapsteS nicht für unwahrscheinlich. AuS Montevideo wird vom 10. April gemeldet: Der Streit zwischen llruquay und Italien ist vorgestern bei- qelegl worden. Die hiesige Regierung sagte ernstliche Bestra- ung aller Beamten, die bei der Folterung zweier unschuldig angeklagten Italiener betheiligt waren, zu. zahlte jedem Bc- chätigle» 20,000 die Flaggen wurden gegenseitig be- riissr und der Präsident der Republik musste dem italienischen Gesandten EovaS feinen Eliguetlebesuck machen. Jedenfalls wird diese Angelegen beit die Folge haben, daß die hiesigen Behörden etwa- vorsichtiger mit Leib und Leben der Fremden umgehen, zumal Brasilien und Spanien ganz ähnliche und noch gewichtigere Beschwerden gegen diese- Land zum AuS- trage bringen werden. Aus Lairo md sehr sillrmffcke Nachrichten eingctrofsen. Die seit Mo naten drohende Krisis in Egypten ist endlich zum AuSbruch zekommen: Arabi Pascha und da- von ihm abhängige Ministerium habe» sich offen gegen den Khedive ausgelchnt. indem sie ohne Rücksicht aus ihn die Nvtabelnkamincr ein- beriksen, »m die Absetzung Tewsik'S zu beschließen. Acusseren Anlass zu dem offenen Bruch zwischen den Führern der Nalionalpartei und dem Vicekönig bot die Frage wegen der Verurteilung der tsckerkessischen Ossicirre, welche sich gegen da- Leben Ärabi Pascha- verschworen hatten, weil sic ich im Avancement zurückgeietzl fühlten. Da- Kriegsgericht batte nicht nur die vier Ossiciere, welche dem Pascha direct nach dem Leben trachteten, zu schwere» Strafen verur teilt. sondern auch einige dreißig ihrer Kameraden, deren Theilnahme an der Verschwörung zweifelhaft geblieben ist. Der Khedive hat sich geweigert, einerseits taS krieg- gerichtliche Urteil pure zu bestätigen, andererseits in den Vorschlag Arabi Paschas zu willigen, da» Urteil in Ver bannuna au« Egvptcn zu verwandeln; Tewsik Pascha ver langt die Wiederaufnahme de- Verfahrens gegen die an- geklagtcn Ossiciere. Unter diesen befinden sich auch einige Pascha-, welchen ihr Rang vom Sulla» verlieben worden ist. Abdul Hamid hat in Folge dessen ebensall» gegen den Spruch de» Krieg-gcrichlS Einspracke erhoben, da taS letztere nicht bcsngt sei, vom Sultan ernannte Pascha» zu degradier». Der Vicekönig bat sich beeilt, dem Grohherrn zu Konstantinopel die Zusicherung zu geben, dass er der erste sein werde, den Reckten der Pforte Achtung zu verschaffen. Diese Ecrrespondenz zwischen dem Iil«S Kio-k chm BoS pornS und dem Abdinpalast am Nil hat die Führer der Nalionalpartei beunruhigt und sie zu dem Entschluss gedrängt, Tewsik Pascha durch die Notabeln absetzen zu taffen Arabi Pascha und seine Genossen haben somit die Maske abgewoncn; bisher suchten sie ihr Ziel, die Unabhängigkeit Egnplen» , nnlcr dem Deckmantel der Loyalität sür den Pakisckah zu erreichen, jetzt sind sie genöthigt, mit offenem Visir zu kämpfen. Ter Khedive sucht bei den Gencralconsuln Rath und Bei stand, vor Allem bei den Vertretern Frankreichs und Eng land». Ein Reiiter'scheS Telegramm au» Kairo meldet, dass die Absetzung Tewsik'S zu Gunsten einer Regierung unter Arabi Pascha virtuell alS vollendet angesehen werten könne, falls nickt eine sofortige Intervention der Eonsuln eintrele. Die von cnglisch-sanzösisckier Seite lancirle Meldung, daß bezüglich der egyptische» Angclegenheilcn unter den Mächten ein Einvernehmen erzielt worden sei, erweist sich nach den ucnesten Nachrichten als unbegründet. Wäbrend die Gcneralconsuln der beiden Wcstmäckte dem Khedive mit ihrem Ralb beigeslandcn haben, mussten sich die Vertreter von Deutschland, Oesterreich und Italien bestimmtester Inslruetion ihrer Regierungen zufolge jedweder Intervention enthalte». Wenn Rentcr'S Bureau sich an» Kairo melden lässt, dass mehrere Gencralconsuln bei ihren Regierungen die Enlsrndnng von Panzer schissen aus telegraphischem Wege nackgesiichl hätten, so liegt nach Obigem die Vermntliung nabe, dass hierbei nur von denen Englands und Frankreich- die Rede fein könne, fall» nickt dieLage der Europäer inWirklickkeit gefahrdrohender ist, a!S die bis jetzt vorliegenden Depeschen annehmcn lassen. Die Minister haben den Vertretern der Mächte die Versicherung gegeben, daß Leben und Eigentbnm der Enroväer keine Gefahr liefe, und dass die Per'on de» Khedive ebenfalls reipcclirt werden würde. Arabi Pascha scheint eine europäische Intervention zu Gunsten Tewsik'S nicht zu fürchten, wohl aber die Landung türkischer Truppen, gegen welche er jedoch entschlossen ist. da» Land zu vertlieidige». Der Sultan ist dagegen mehr kenn je Willens, seine Oberherrlichkcit im Pdaraonenlande wieder herzustellen, »nd eS wird den Ostmächlen nickt leicht werden, ihn von einer bewaffneten Intervention ahzubalten. Tewsik Pascha ist bi» jetzt entschlossen, sich den Forderungen de» Ministerium» nicht zu fügen und rechnet er dabei, wie er dem Eorrespondenlrn de- ..Reuter'scken BureanS" gegenüber geäußert, aus die materielle Unterstützung Frankreich» und England», zumal er ein Decrct unterzeichnet bade, welche- dem vcn den Repräienlanlen dieser Mächte übereinstimmend ertbeilten Ralb entspreche. Wie die Dinge liegen, meint die „Nat.-Ztg ", scheinen die Ost mäckleEiigland undFrankreich den Vorrang bei der Regelung der egyplischen Verwickelung lassen zu wollen, de» Zeitpunkt er wartend. wo ihre Interessen ein Eintreten in die Action erforderlich macken. Nock sind die Eablnete von Pari- und London entschlossen, Tewsik Pascha gegen die Nationalpartei ans dem Tbron zn erkalten, wa- jcdock nickt ausschliesst, dass sie im Verlaus der Ereignisse ihn fallen zu lassen sich genötkigt sehen, um einen der Prätendenten an seine Stelle zu setzen Arabi Pascha hegt gegenwärtig die Hoffnung, dass er die Rolle Mebmed Ali's durchsükren und sich zum Her Egypten- ausschwingen könne; cS fragt sich dabei, ob er au die kampsesmulbige Unterstützung seiner Land-lentc zäblen darf; er selbst hat sich seiner Zeit gebrüstet, seck-zigtausend Mann Beduinen in- Feld stellen zu können. Der Sultan hält Ha lim Pascha in Bereitschaft; dieser bat nach den neuesten Meldungen au» Konstanlinopel schon von vornherein sich allen Ansprüche« de- Sultan- ans die Herrschaft über Egvptcn unterworfen. In Paris sind Nachrichten au» Kairo eingegangcn, die womöglich noch beunruhigender lauten. Danach lehnten sich als Tewsik Pascha die Zurücknahme seine- Decrct» cntichlosjen verweigerte, die Mininer förmlich gegen ihn ans. Man er wartete in Pari- am Donner-tag die Nachricht von der Ab sctzung Tewsik Pascha«. Der englische Generalkonsul unterstützt ihn. der französische hält sich neutral. Die Ab- > scndung französischer Panzerschiffe nach Egypten würde, so beißt e« »vciter, sofort erfolgen. — Telegraphisch wird! noch Folgende- gemeldet: Part-, 1l. Mai. Drpotirtenkammer. Billenenve richtet! eine Anfrage an die Regierung über die Angelegenheiten in Egypten und wünscht namentlich darüber «u-tnast, welche- die augenblickliche Lag« sei und welche Politik in Bezug aus eine türkische Intervention die maßgebende sein werde. Ministerpräsident Freycinet kündigt an, daß die diplomatischen Schriftstücke über Egypten der Kammer in etwa 14 Tagen mitgetheilt werden würden, weist sodann aus die jüngsten Zwischenfälle in Egypten hin und de- zeichnet die Lag« als eine ganz ezceptionelle. Das egyptische Ministerium revoltire gegen den Khedive. Frankreich sei bemüht,! die Unabhingiakelt Egyptens so ausrecht zu erhallen, wie sie sich ans dem von den Mächten anerkannten Firma« ergab; Frankreich werde keinem Schritt zustimmen, der Egypten« Unabhängig, krit schmälern könne; die Unabhängigkeit Egypten« werde Dank dem vollständigen Einvernehmen zwischen Frankreich und Eng. land behauptet, da- Einvernehmen »wsschen Frankreich und England werde nicht gestört werden. Die Dinge könnten eine Wichtigkeit anaehmen. die das europäisch« Gleichgewicht interrssire, eS sei de«, halb nothwendig, sich mit den Mächten über die Regelung der egyptische» Frage zu verständigen. Von den Mächten werde die präpoilderirend« Stellung Frankreich« und England- in Egypten anerkannt, „die Eoniultirung der Mächte kann uns daher nur eine um so größere Macht gewähren, um allen Eventualitäten entgegen- zutrcten, es sind feste und sichere Schritte nöthig, mit denen inan Vorgehen muß. Die Action der Regierung wird sich aus der Höhe ihrer Pflichten befinden und die Regierung nimmt die Verantwort lichkeit vor dem Land« von vorn herein aus sich", dankte dem Ministerpräsidenten für seine Erklärung Zwischenfall erledigt war. Billenenve — womit der preußischer Landtag. A»,e«rd«etrnhau». 61. Plenar-Sitzung vom 11. Mai 1882. Am Ministertssch: Bice-Präsident des Staats-Ministerium-, Minister de-Innern von Puttkarner, Finanzminister Bitter, UnterstaatSsceretoir Hcrrsurth, Commissare Geheime Rälhe Haase, Starke, Schmidt. Präsident v. Kölker eröffnet die Sitzung um 11 Uhr 20 Min. Da« Präsidium hat, in der Annahme, daß eS dem Hause er- wünscht sein würde, seine Theilnahme an dem freudigen Ereigniß in der kaiserliche» Familie zu bekunden, bei den Allerhöchsten und höchsten Herrschaften Audienzen nachgesucht. Se. Maj. der Kaiser hat die drei Präsidenten vorgestern, der Kronprinz, die Kronprin- zessin und Prinz Wilhelm gestern in Potsdam empsangen, die Glückwünsche huldreichst entgegengenommen und da» Präsidium bcaus tragt, dem Hause der Abgeordneten herzlichen und ausrichtigen Dank zu sagen. (Die Mitglieder haben sich während dieser Anjprache vou den Plätzen erhoben.) Rach einer ferneren Mittheilung de- Präsidenten sind die Acten über die amtlichen Ermittelungen, betr. die Wahlen der Abgeordneten Kleist von Bornstedt und vr. Kropatschck tdcren Beanstan- düng in beiden vorausgegangenen Sessionen ausgesprochen war), »eben beim Bureau eingegangcn. Zur Geschäftsordnung bemerkt hierbei Abg. Frhr. von Huene (Vorsitzender der WahlprüsungScommijsion): Ich constatire, daß wir erst heute, im Momente des Auseinandergehens, die Auskunft er- halten, die wir bezüglich dieser Wahl so ziemlich am Beginn der Session unS erbeten haben. (Bewegung und Heiterkeit.) Ich kann Namens der Eommsssion nur unser großes Bedauern darüber aus- sprechen, daß es uns nicht möglich gemacht worden ist, diese Sache vollständig zu erledigen. 'Bravo! links und im Centrum.) Aus der Tagesordnung steht die Beralhung des vom Herrenhaus« in veränderter Fassung zurückgelangten Entwurfs eines Gesetzes, be treffend die Aertrelung des Lauenburgischen Landes- communalverbandeS. Nach de» Beschlüssen des Herrenhauses ist anstatt de» Antrages Windthorst, der die alte stündliche Verwaltung (Ritter- und Land» schaff) bi« aus Weiteres beibehalten wollte, die Regierungsvorlage wiederhergestellt, wonach also Laucnburg eine Sreisverlretuug »ach den Vorschriften der Kreisordnung von 1872 erhalten soll. Doch t da» Herrenhaus einige Amendirungen beschlossen, die dem reise Herzoglhum Lauenburg das Recht der Selbstverwaltung zu wahren bestincml sind. Regierung-- Lominissar Geh. Regierung« Rath Haase empfiehlt die Vorlage, in welck>cr jetzt die Bedenken, die man in den früheren Lesungen geäußert, durch die HerrenhauS-Beschlüffe beseitigt seien. Abg. Berling (Louentnirg' bittet, die Vorlage auch jetzt abzu lehnen, die nur eine stückweise tireiS-Ordnung einiühren wolle. Tie jetzige Verwaltung i» Lauenburg sei eine vorzügliche und habe die Sympathien der Bevölkerung, deren Wünschen die Regierung in der Vorlage in keiner Weise Rechnung getragen habe. Für Erweiterung der Befugnisse des Landralhs sei in Laucnburg gar kein Grund vorhanden, derselbe sei jetzt schon so mit Geiä-äste» Überhäusl, daß er sich nicht noch mil de» Coinmunal-Bcrbänden abgeben könne. Zwar enthält da» Amendement des Herrenhauses die Abstellung einiger Härten, allein auch mit diesem Amendement bitte er das Gesetz abzulchncn. Abg. Frhr. v. Huene: Wir stehen heute vor einer anderen Alternative alS bei den früheren Lesungen. Bei der ersten Be- ralhung stand aus der einen Seite die Regierungsvorlage, aus der anderen der einzige AbänderungSparagrnph. Damals konnten Amen demciils gestellt werden, heute haben wir die Wahl, die Vorlage an zunehmen oder am 1. Oktober vor einem Vacuum zu stehen: die Londschast tritt anher Function und man weiß nicht, wa- an ihre Steve treten soll, muß sich oli'o einen beliebigen Zustand von der Regierung octroyirc» lassen. Wir müssen aber, wenn wir die Vor läge annehmcn, die Versicherung von der Regierung verlangen, daß bei Einführung der Krcisordnung überhaupt auch Laucnburg von derselben betroffen wird, daß al'o jetzt kein Präjudiz geschaffen wird, dann werde ich und ein Theil meiner Freunde sür die Vorlage stimmen. Minister des Inner» v. Puttkarner: Ich trage kein Vedcnkcn, heute wie früher ausdrücklich zu bestätigen, daß c« sich nur um eine provisorische Regelung der krei-ständsschen Commnual-Verwal tung handelt, die aushört, sobald die Kreisordnung eingeführt wird. Abg. I>r. Langerhans: Nach der Erklärung de« Minister« und nach dem Amendement de« Herrenhauses hat sich an der Vor lage nicht« geändert, e« ist also wunderbar, daß der Abg. v. Huene heut dafür stimmen will. Wir sind heut, lediglich weil da« Gesetz uns zu so später Stund« vorgelegt wird, vor die Alternative gestellt, entweder das Gesetz anzunehmen oder vor ein Nicht« gestellt zu sein, vor dem ich übrigens gar nicht solche Furcht habe. Die Regierung hat am 1. Oktober sür einen VerwaltungSzustand zu sorgen und kann uns dann in der nächsten Session einen verbesserten de« Abgeordnete«Hanse- getroffenen Vereinbarung de» Vorsitz, er öffnet die Sitzung und bernst zu Schriftführer» dir Herrn, Throne und p. d. Oste», sowie die Abgg. v. Quast und Sachse, »nd ertheilt dem vicepräsidealen de- Staat-minifterinm» da« Wort. vieepräsideit deS Staat-ministerium-, Minister de« Innern v. Putlkamer: Meine Herren, da« Staat-ministerium hat bei Sr. Majestät dem Könige die Genehmigung dazu nachgesucht, daß die gegenwärtigen Sitzungen de« Landtage- geschloffen werden. Wenn in dieser Legislaturperiode in vielen Zweigen der Staalsverwollung und auf de» verschiedensten Gebieten der Gesetzgebung große und wichtige Erfolgt zum Besten de- Lande« erzielt worden sind, so ist diese« doch in der laufenden Session nicht in dem Umfange gelungeu. in welchem e« bei Beginn der Session erhofft worden war. Das Staalsministerium hält an der Ueberzeugung sest, daß die Erledigung der sämmtlichen, mit königlicher Genehmigung dem Abgeord- netenhause gemachten Vorlagen znr Förderung de« Lande«- wohle- beigetragen haben würde. Nachdem jedoch io» Be sonderen der Gesetzentwurf, betreffend die Venvenduna der aus neuen ReichSsteuern an Preußen zu überweisenden Geldsumme», in seinen Einzelbestimmuugen in dem Haust der Abgeordnetou nicht eine so eingehende Berathung gesunden hat, wie dies znr allseitig«» Klarstellung der Ziele der Staatsregierung gewünscht werden mutzte, so konnte sich da- Staat-ministerium von der längeren Dauer der Berathungen einen Erfolg nicht mehr versprechen. Be» dieser Sach, läge glaubt die Staat-regierung, den Schluß der gegenwärtigen Sitzungen nicht weiter hinausschiebe» zu sollen. Demgemäß beehre ich mich, Ihnen folgende Allerhöchste Botschaft mitzutheile». (Tie Mitglieder erheben sich.) Dieselbe jaulet: Pir Wilhelm, von Gotte- Gnaden König x. haben auf Grund de- Art. 77 der Verfassung Unser» Bice-Präsidenten de- Staats- Ministerium«. Minister des Innern von Puttkamer, beauftragt, die gegenwärtigen Sitzungen beider Häuser des Landtages Unserer Monorchie in Unserem Namen am 11. Mai d. I. zu schließen. Urkundlich unter Unserer Allerhöchsteigeneu Unterschrift »ad bei gedrucktem königlichen Insiegel. Gegeben Berlin, den 10. Mai 1882. gez. Wilhelm. gegrngez. v. Puttkamer. Im Namen Seiner Majestät deS König- erkläre ich hiermit die gegenwärtigen Sitzungen de« Landtage« der Monarchie sür geschlossen. Präsident: Se. Majestät der Kaiser, unser Allergnädigstcr König und Herr, er lebe hoch, hoch, hoch! Die Mitglieder erhebe» sich und stimmen drei Mal begeistert in den Ruf ein. Professor Hennig's Linderheilanstalt in den Jahren MO und 1881. L. >VK. Leipzig, 11. Mai. Seit Kurzem ist der ,^UI1. Bericht der Kinderheilanstalt zu Leipzig nebst Nachrichten über die dazu gehörige Frauenstation, erstattet von I)r. E. Hennig und 1)r. A. Langbein" (Verlag vcn W. Engelmann hier), ausgegeben worden. Der Bericht erwähnt im Eingänge mehrere für die Anstalt bedeutungsvolle Zwischenfälle, welche in den beiden letzten Jahren sich ereigneten, die thätige Theilnabm« der städtischen Behörden und der Gemeindeverwaltung, die sich in Form jährlicher belangreicher Zuschüsse äußerte, sodann die Sckenlungen und Vermächtnisse, die sich an die Damen Fräulein R. O.. E. Voigt'S Erben, f- Wetter, -f Frau Anna verw. Frege (Abtnaundorf), -ff Frau P. Kettembeil und f- Fräulein Mel ly knüpfen. Mit kurzen Worten wird de- (auch in diesen Blättern von unS besprochenen) 25jährigcn Jubiläums der Anstalt vom l. Avril 1880 und der solennen Feier desselben im Vereinshause aus der Rossstrasse v und im Anstalt-gebaute auf der Earolinenstrasse gedacht. Förderer der Anstatt über reichten an beiden Orte» dem Direktor derselben namhafte Summen bebus- Erweiterung de» Instituts und Ausstattung der in Aussicht genommenen Baracke, die hoffentlich nicht mebr lang« „aus dein Papiere steht." In den beiden Jahren wurden in der Kinderheilanstalt aus der Carolinenstrasse 38 t Kinder, theil- klinisch (95), theil- poliklinisch (286) behandelt, von denen 344 au- Leipzig. 21 auS anderen sächsischen Orten, 9 au- Altenburg, k au- Preußcn und 1 aus dem AuSlande stammten. In den ersten drei Lebensjahren standen davon 200 oder 52.4 Procent. Die Mortalität betrug 12 oder 3.14 Procent. Wenn die Zahl der Erkrankungen mit 423 angegeben wird, die Ziffer der Genesenen mit 279, so ist da- ein pro- centnales Verhältnis; von 65 per 100, folglich sehr günstig. Die herrschenden Seuchen in dem Biennium waren zwanzig, welche »amhast gemacht werden. Die- ist VaS Wichtigste au» dem Berichte über die Kindcr- heilanstalt, wie ihn vr. Langbein erstattet. lieber die Frauenstation berichtet I)r. Hennig selbst. Danach kamen 10 Geburten dort vor. Ausserdem wurden 91 Krankheiten behandelt, und zwar mit tödtlichcm AuSgango 5, mit Besserung 7, mil Genesung 79. Da-Budget der Poliklinik der Kinderheilanstalt betrug sür >880 ll,'lvl.65 sür 1881 aber 14,622.19 da her Elarastislung beziehungsweise 4008.70 und 230.75 --k Die Klinik vereinnahmte 1880 an Jahresbeiträgen 2256'/, .< I88l 227lV, ausserdem Geschenke an Ulen- silien und haar im Allgemeinen und insbesondere für die zn errichtende Baracke (ca! 3200 .»?). Die zweite Hälfte deS Bericht- enthält „vier Abhand lungen von Professor Hennig", zunächst den zweiten Theil (2l Quartsciten) der im vorigen Bericht anaesangenen Ab handlung über die überzähligen Finger und Zehen und die dreiglicberiqrn Daumen; sodann eine kürzere neue Arbeit über Absceg hinter den, Schlunde; ferner einige Worte über Oopkorotcmic und Mclrctomie (b!i;tiigi«ctio ntori vLgiunIw), zuletzt eine Notiz über die in der Anstalt viermal vorgc- nommene ssctio cuvic-rea vaginalis, welche im Ganze» glücklich ablies. Nickt weniger denn 90 angehende Aerzte, beziehentlich Stukirenvc der Heilkunde besuchten 1880 81 die Klinik und Poliklinik der Earolinenstrasse. ein kleinerer Theil davon auch die Demonstrationen in der Frauenstation. Lntwurs vorlegen. Abg. v. Rauchhaupt: Nach meiner Ansicht hat da» Lentrum ganz logisch gehandelt, da« Herrenhaus hat dem Gesetz eine Fassung , ^ ...» gegeben, nach welcher Lauenburg lediglich den anderen Kressen der I VÜ8 ^ kstlllllffl Lvklffk Ük8 Monarchie gleichgestellt wird. Warum wollen gerade Sie, auf der Linken, dem Kreise eine exceptionellc Stellung geben? Abg. Bcrling sucht die Argumente des Vorredner- zu ent kräften. Daraus wird die General-DiScussion geschlossen und in der Special DiScussion der vom Abg. Berling einqebrachtc Antrag, an Stelle der Herrenhan-.Bei'chlüff« den ursprünglichen Anirag Windthorst zu setzen, gegen die Stimmen der Liberalen und weniger Mitglieder de« Eenlruin« abgrlebn». Ueber ?. 1 der HerrenhauSbeichlüsse wird aus Antrag de- Abg Berling namentlich obgestimmt. Do« Resultat de« Namens aufruf« ist, daß nur 212 Mitglieder anwesend sind, von welchen 139 mit Ja, 72 mit Nein stimmen, während ein Mitglied sich der Abstimmung enthält. Da die absolute Majorität 217 beträgt, so ist die Beschlußunfähigkeit de-Hauses constatirt und muß dir »eitere Berattiung abgebrochen werde»; die Borlagc bleibt also unerledigt. Der Präsident giebt hierauf die übliche Geschäft-Übersicht Der Abg. v. Vockum-Dolsf« spricht dem Präsidenten den Dank des Hause- sür leine unparteiische und umsichtige Leitung der Geschäfte an«, desgleichen den beiden Bicepräsidenten und den übr> gen Mitgliedern des Bureaus. Präsident ». Köller nimmt die Anerkennung des Hause« mit lebhaftem Daiikgesühl entgegen und spricht jeiuerseitt dem Hanl« für die allseitig ihm gewordene Unterstützung seinen Dank au«. In da« zum Schluß vom Präsidenten aus «e. Majestät den Sailer und Ksiiig ousqrbrachte Hoch stimmt da« Hau- begeistert dreimal ei». Schluß IL'i, Uhr. Vereinigte Sitzung beider Hänser de» L«udt«ge-. (Schluß der Session.) Am Regierungstssch«: Vicepräsident des Sraat-miuifterinm-, Minister de« Innern v. Puttkamer und die Minister v. Ka meke. Bitter. Or. Lucius» I>r. Friedbcrg, v. Bötticher «nd v. Goßler. Um 1 Uhr ü Minuten übernimmt der Präsident de- Herren- Hanse-, Herzog von Ratibor» ans Grund einer mit dem Präsidenten steins in Reudnitz. DaS in dem rcichgeschmückten Saale de- „GasthosS zu den Drei Lilien" veranstaltete Festmahl mochte von etwa 300 Fest- tbcilnehinern besucht sein und begann um 6 Uhr. ES herrschte bei demselben eine eben so fröhliche al- gemüthliche Stimmung, die sich in zahlreichen schwungvollen und erhebenden Toaste». Gedichten und Ansprachen zum Ausdruck brachte und ebenso auch durch treffliche Eoncerlmustk belebt wurde. Die sechs osstciellen Toaste brachte» Herr Geuieindealtester Mühlner ans Ihre Majestäten Kaiser Wilhelm und König Albert. Herr Pastor Rausch aus da» Hobe königliche evangelisch-lutherisch« Lande-coiiststorinin. Herr KirckenvorstandSmitglied Sckwage« aus die königliche Kirckeninspection, Herr Tvpograpb Binkrn- stein, Kirchenvorstandöinitglied. aus die Gäste. -Herr Fabrikant Zickmantcl, KirchcnvorstandSmitalied. aus den Gemeinderatb. und da- KirchenvorstaiidSmitglicb Herr Kaufmann MöbiuS aus die Gründer de- KirchenbauvcreiuS. die Herren Ober- controleur Heyne unk AppettationSralh I)r. Wtlbelmi, au». Freudige Erregung ries die Verlesung eine- eingelassenen Brieses bervor, in welchem der Musterzeichner und Inhaber eine- Wäsche- und StickercigesckästS Herr Rudolf Moser in Leipzig dem Kirckenvorstanke mittbeille, daß er an» Dankbar keit gegen Gott der neuen Kirche eine gestickte Altardecke stifte. Ein zweiter Grund, welcher kiese Stiftung herbeisührte, mag woht auch init sein, dass derselbe mütterlicherseits von einer der ältesten Reudnitzer Familien, wo nickl der ältesten daselbst, der Familie Rcmmlcr, abstammt, die schon vor 400 Jahren daselbst sesshaft war und noch immer blüht. — Die Fcsttheil- nekiincr blieben noch lange in fröhlicher Unterhaltung ver einigt. Endlich dürfen wir auch nicht unerwähnt lassen, daß da» Mahl sowohl wie der Wein den „Drei Lilien" zu hohe» Ehren gereichte.
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