Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188302154
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-02
- Tag1883-02-15
- Monat1883-02
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1883
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Srfchelnt täglich früh 0'/, Uhr. Redaktion und Lrprdition JohanneSgasje 33. -Prechünndkn der Urdactiou: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. MN dt« -lüitjurr cinH.iaiirrrr P!«i>uicei»lc macht stch dl« Slekacliou u.chl rcrduUUch. Annahme der für die nächstfolgende Kummer bestimmte» A»,'eratr au Wache,«tagen bis Z llh, Nachmittags, au kann- und Festtagen früh dis '/.9 Uhr. In den Filialrn für Zns.-Ännahmr: Ott« klemm, UnioersiiäiSftraße 21, Lauts Lösche, Katharinenstraße 18, p. nur bis ',,3 Uhr. lnzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 17,ZSO. ^Vonnrnirnlvprris viertelj. 4'/. Mk. iacl. Bringerlohn 5 Mf.. dur.1i die Po» bezogen 6 Mk. Jede e> »reine 8!nm»ier 20 Ps. Belegexemplar 10 Pt. Gebühren 'iir Extrabeilagen ohne Postbe'oederling :!:» Nlk. mit Poslvesorse: nng 48 Mk. Inserate «'stespaltcite Petitzeile 20 Pf. Größere Schrikt-n lau, n-ajerein Preis verzeichnis). Tabellarischer 2.,'. »n> l.öderem Tarif. Neclamen unter dem Nedi'.ctionsllrich die Lpaltz.ile 30 Pi. Inlerale sind stei» an d e v'rprdition zu sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung ziineuittn-'intt b> ober durch Post- nachua »».'. Donnerstag den 15. Februar 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Veklmntnmihimg. Ungeachtet der Borschriflen i» tz. 4 Äbf. 2 der revt- dirten ^parcarseuordnunq vom 21. Juni 1877. wonach die bei der hiesigen städtischen Sparkasse aus ein und dasselbe Sparkassenbuch deponirle» Beträge die Summe von 1400 Mark nicht übersteigen dürfen, haben die Inhaber einer grösseren Anzahl von Sparcassenbücbern, deren Nummern nachstehend unter D verzeichnet sind, durch zum Theil während längerer Zeit unterbliebene Abhebung der Zinsen ihre Ein lagen über den Betrag von 1500 Mark anwachsen lassen. Unter Hinweis aus die vbengekackle statutarische Be stimmung, sowie darauf, da- rükksichtlich der über 1300 Mark überschtestenden Beträge die Der zinfuag weggesaUen ist, fordern wir demgemäß die In haber der betressciitcil Sparkassenbücher auf, die entsprechenden Mehrbeträge ehebaldigst zurückzunehmen. Leipzig, den 10. Februar 1883. Der Ratb der Ttadt Leipzig. I)r. Georgi. Kreygang. G Serie l. Nr. 14826 27557 33541 34585 37838 38250 40534 40983 42869 43123 49624 52666 56569 57258 61080 62467 62884 63308 64226 64601 64918 88229 68282 70149 76976 77756 78516 79815 80122 82255 91349 92658 93107 98634 98932. Serie ll. Nr. 2380 2461 2647 3623 5122 6063 7094 7367 9251 11810 14430 16134 16880 17005 18478 19222 19234 19994 22544 26259 27896 29719 32322 32528 35747 36295 S8V25 38669 47810. Bekanntmachung, de» südwestlichen Bebauungsplan betr. Nachdem der für das im Südwester, der Stadt gelegene, durch die Harkortstrasse von ihrem AuSgang am Obstmarkt, den Floßplatz, Schleussiger Weg bis zur Brandbrücke und die von hier auS projectirte Ringstraße 1 bis zu ihrer Ein mündung am Obstmarkt begrenzte Bauareal sestgestellle Bebauungsplan, welcher vom 20. Juni 1880 ab vier Wochen lang öffentlich auSgeleaen und sodann Giltigkeit erlangt hatte, eine -teilweise Vervollständigung, beziehentlich einige Abände- nmgey, insbesondere bezüglich der Ringstraße I ersahrert ha»» und deshalb neu ausgenommen worden ist, so haben wir diese« neuen Plan in unserem Bauamte (Abtheilung für Tiefbau) zu Jedermanns Einsicht vier Wochen lang ander- weit auSgelegt, waS wir hierdurch in Gemäßheit deS tz. 22 deS Regulativs, die neuen städtischen Anbaue und die Regu lirung der Straßen betr., vom 16. November 1867 zur öffentlichen Kenntniß bringen. Leipzig, den 12. Februar 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch, Ass. ^ Bekanntmachung. Denjenigen Grundstticksbcsitzcrn. beziehentlich Gartcninhabern. welche ihre Bäume, Slräuchcr, Hecken re. bis jetzt nicht oder nicht genügend haben von Raupen säubern lassen, wird bierdunb unter Hinweis aus die Bestimmung in tz. 368.2 deS ReicbSstrasgesctzbuchs bei Vermeidung von Geldstrafe bis zu VO oder entsprechender Hast aufgegebcn, unge säumt und längstens bis Gnde dieses Monats gehörig raupen, sowie die Raupennester vertilgen zu lassen. Leipzig, am 8. Februar 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. ^ Mllchch-Auction. Freitag, den 16. Februar c. sollen von Vormittags 9 Uhr an im Forstreviere Connewitz aus dem Miltelwald- schlage in Ablh. 32, 33 u. 36 ^ ca. 140 starke Eichen-, 45 Weißbuchen-, 93 Rüstern-, 4 Aborn-, 3 Linden-, 4 Apfelbaum- und 60 Ellcr- Nutzklötze, sowie ca. 150 Eicken-, Eschen- und Rüstern-Söhirrhölzer unter den im Termine öffentlich auSgehangenen Bedingungen »nv der üblichen Anzahlung an Ort und «stelle nach dem Meistgebote verkauft werten. Zusammenkunft: auf dem Holzschlage in der Conne- witzer Linie. Leipzig, am 2. Februar 1883. DeS RathS Forst-Depvtatton. Holzauctiolu Mittwoch, den 2L. Februar dieses IahreS sollen von DormittagS kt Ukr an im Forstreviere Connewitz, aus dem Schlage in Abteilung 43 und 44. 15 Eichen-, 3 Nüstern-, I I Weißbuchen, 1 Apselbaum-, 13 Erlen- und 2 Aepen-NntzklöV?, ferner 2 Eichen- und 1 Eschen-Lchirrhölzer und von 10 Uhr an 47 Meter Eichen Brennscheite, 26 Abraumhauscn und 103 Langliaufen, sowie 385 Bund Dornen unter den in, Termin öffentlich auSgehangenen Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an Ort und Stelle nach dein Mcistgebole verkauft werden. Zusammenkunft: um 9 Uhr zur Klotz-Auction und !»» lv Uhr zur Brennholz-Auctivn in der Nonne an der Ilr Heine'scheu Brinke bei Neuschleustig. Leipzig, am l2. Februar 1883. DeS RathS Forstdepntation. OeKontlieke Uandelslekrrlnslrüt. Iktsino cke, L2. 8et»nI1»kre« »m L. Tlprll s. ck. Di« k-ike- ^euicuiE cker kstkeren Iktkelluiur <1sr XvstLlt (äreijillirircer l/uwu,) lu-rschtitzen rum küus.lkriA-prsi'villlidenäiellSle. käle junxv I,oute, ceolobo »ich ckon liervcltti^inzc^ hein ruw bimjnkrix-k'reivillixeoiiiomue erworben d»I-en, j-tt ein s»el>w1>„«en- >-v1>»stI1et>«r t?or»Uü von 3»brs»üLuer txss 30 l,ekr»tunckeu m üer IVoebe einixerlehlet. Oir welchen ckai 8ekuhre>4 L4K A»rk delrS^l, .Snmelclnn^eo erbittet «Ich cker Ullterreicluiet« in ckeu IVocbeo- t»gen von 11—12'/, tlür. l«eiprrx, im kebruar 1883. ( »rl ILolkrum, Virvctor. Vekanntmachung, die Anmeldung taubstummer sowie blinder Kinder betr. Gesetzlicher Bestimmung gemäß sind taubstumme, sowie blinde Kinder bei dem Eintritt m das schulpflichtige Alter in hierzu bestimmlen öffentlichen oder Privatanstalten unter- zubringeii, sofern nicht durch die dazu Verpflichteten anderweit für ihre Erziehung hinreichend gesorgt ist. Wir fordern daher die hier wohnhafte» Eltern solchcrKinder. beziehentlich die Slcllvcrlreter der Eitern, hierdurch auf, alle bis jetzt noch nicht angemelkelen, im votksjchrrlpsticbtigen Alter stehenden taubstummen, sowie blinden Kinder bchujS deren Aus nahme in eine Anstalt spätestens bis zum 24. dieses MouatS schriftlich bei unS zur Anmeldung zu dringen. Leipzig, am 13. Februar 1883. Der SchulauSschnß der Stadt Leipzig. vr. Panitz. Lehnert. Holr-AuctionT' DienStag, den 20. Februar dsS. IS., sollen von Vormittags 9 Uhr an im Forstreviere Rosenthal in der Nähe der FricvenSeiche circa 50 starke Abraumkaufen, - 140 » Langhaufen und - 160 klein gemachte Stockholzhaufen gegen sofortige Baarzahlung und unter den öffentlich im a.er»tt»e auSgehangenen Bedingungen meistbietend verkauf! werden Zusammenkunft: An der FriedcnSeiche. Leipzig, am 9. Februar 1883. DeS RathS Forst-Deputation. HolMtlion. Donnerstag, de» 22. Februar e. sollen von Vormittag« 9 Uhr an im Forstreviere GraS- dorf aus dem diesjährigen Gehau im Schanz und hinter der Secgeritzer Mühle 6 Eichen-, 9 Birken- und 7 Eller-Rutzklötze, 2'/» Nmtr. Eickcn-Nutzscheite, 16 Rmtr. Eicbcn-Brenn- seheite, 44 Stuck Birken-Schirrhölzer, >5 Stück Eichen-Hebebäume und circa 50 Stück Wurzel- Haufen « unter den im Termine öffentlich nu-gehanzenen Bedingungen rmd geyen die übliche Anzahlung an Ort und Stelle „ach dem Meistgebot verkauft werden. Zusammenkunft: im Schanz auf obigem Schlage. Leipzig, am 13. Februar 1883. DeS RatkS Forstdeputation. Der Inhaber de« abhanden gekommenen Sparcassen- QuillungsbucheS Serie I. Nr. 89,603 wird hierdurch auf- geforderk, sich damit binnen drei Monaten, und längstens am 15. Mai d. I. zur Nack»vcisi»ig scincö Rechtes, bez. zum Zweck der Rückgabe gegen Belohnung, bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls der Sparcasscn-Ordnung gemäß dem angemeldeten Vcrlustträgcr „ach erfolgter Beeidigung seiner Anzeige der Inhalt tiefes Buche« auS- gezablt werden wird. Leipzig, den 13. Februar 1583. Dir Borwaltnng deS Leihhauses und der Spareaffe. Erstatteter Anzeige zufolge hat die am 2. October iv61 in Reudnitz geborene Marte Helene Fauch ihr von der dortigen (8e- meindeverwaltung unterm 12. Avril 1877 »»SgeserllgtcS Ticnstauch verloren. Im Ausfindungsfalle ist dasselbe an uns abzugeben. Leipzig» am 12. Februar 1883. Las Poltzci-Am» Vcr Stadt Leipzig. Bretschneider. H. Der Kaufmann Stephan Dösiröe George Pickler aus Lüttich wird ausgefordert, ohne Verzug seine jetzige Wohnung hier an- »»zeigen. Leipzig, am 12. Februar 1883. königliche Staatsanwaltschaft. Berndt, Äss. HolMrütigerung tu der Oberförster« Tobcrschütz. E» solle« meistbietend verkamt werden: ^ Mittwoch den Ll. d. Mts. Vormittag» 10 Uhr in dem Schlage Ingen 48, Lchutzbezirk Battaune, an den Wegen von Battaune nach Wildenhain und TorshauS ungefähr 445 Kiefern-Stämme, 1 Eichen- und 1 Weißbuchen- Stamm. Dobcrjchütz, den 11. Februar 1883. Trr königliche Oberförster. Nichtamtlicher Theil. Das Abschiedsgesuch des Lmegsministers v. Lamcke. General v. Kamcke ist seit langer Zeit der erste Minister, welcher aus eigener Veranlassung daS Bevürfniß süblt, auS dem pieußischen Ministerium auSzuschcideu, ohne in irgend welche Eollisicn mit seine» Eollcgen gekommen zu sein. Noch in der MonkagSsitznng de« Reichstages constatirte er sein volle- E'nverständniß mit dem Finanzminister Sckwl^ der gern dem MilitairpensionSgesetze rückivirkcnde Kraft geben ivlirde, wenn nicht das Budgot allzu sehr belastet würde. Wenn wir nach der Ursache forschen, welche den General v. Kameke zur Einreichung seines Abschiedsgesuche» bewogen hat. jo ist eS sicher nicht ein körperliches 7'cidcn, im Gegen- theil erfreut sich Herr v. Kamele jener Schneikigkeit. welche bei den Generalen der preußischen Armee seit vielen Gmera- lioncn tradilicncll ist; wir brauchen nur an den alten Tessaucr und an Blücher zu erinnern. Seit Preußen ein Abgeordneten haus und daS deutsche Reich eine» Reichstag hat, wird sreilick vom Kriegsminister nickt bloS verlangt, daß er die HecreSirrganisation zu leiten versteht und ein tapferer Haudegen ist, er muß auch der Rede mächtig sein unk die Angriffe der parlamentarischen Gegner zu parircn versieben. Daß Herr v. Kamele in dieser Beziehung seiner Ausgabe nicht gewachsen wäre, kann nur Neid oder böser Wille be haupte», er bat im Gegentbcil stet« eine Beredtsamkeit ge zeigt, welche vielleicht i»il ein Grund seine- Abschiedsgesuchs geworden ist; Venn bisher hat er die Forderungen für de» Militairetat immer so glücklich geltend gemacht, daß von Abstrichen kaum die Rede war. DaS bat den Kriegsminisier so verwöhnt, daß ihm dor neue und deshalb ungewohnte Widerstand, welcher ibm hauptsächlich vom Abgeordneten Richter geleistet worden ist, die gute Laune verdorben und ibm sem verantwortungsvolles Amt verleidet hat. Ter Abgeordnete Engen Rickler bat eS allerdings in der gcgciiwänigen Session des Reichstage- etwas bunt getrieben. Zuerst hat er da« Regiment GardeS du CorpS eine Paradclruppe genannt, dann hat er dem Krieg-minister darüber Vorwürfe gemacht, daß er der Wiltwc deS in der Hasenbaide von einem plötzlich verrückt gewordenen Posten erschossenen Arbeiters nicht eine auskömmliche Iabrespenswn angewiesen bat, dann hat er ihm auch noch die Verantwortung dafür ausgebürdet, daß ein Posten am Jnvalidcndcnkmal ei» paar Knaben, die ihn »eckten, thcilS erschossen, theilS an geschossen hat, und endlich hat er auch noch behauptet, daß die adligen Ossiciere in der Armee vor den bürgerlichen bevorzugt werde». Ein schneidiger General schreckt nicht vor Ibisse» Kämpfen in offener Schlacht zurück, aber ein der artiger parlamentarischer Gnerillakrieg reibt seine Kräfte und seine Fähigkeit, Widerstand zu leisten, endlich aus, er will vor den ewigen Nadelstichen Ruhe haben. Eine gewisse Gereiztheit llang auS der letzte» Rede, welche Herr von Kamcke im Reichstage zur Vertheidigung beS MilitairpensionSgesetzcS gchallen hat, heraus, aber der Fern stehende konnte daraus nicht entnehmen, daß dieser etwas ungewohnte Ton die Folge deS Entschlusses war. znrückzu- treten. DaS kommt daber, weil eS Herr von Kameke ver standen hat, stets diejenige Zurückhaltung zu übe» und den Grad von Klugheit anzuwenden, welcher Zwistigkeiten vcr mied. Man darf ohne Weiteres zugesteben.' daß Herr von Kameke seinen Platz ausS Beste auSgcsülll hat und daß ein Nachsolger Schwierigkeiten haben wird, ihn in jeder Hin sicht zu ersetzen. Herr v. Kameke war ein Organisator nach Art deS Grase» Noon, aber zur Entfaltung dieses Talentes war auch kein Anlaß geboten, nachdem die Annec vollständig rcorganisirt war und sich in drei Kriegen bewährt hatte, und dennoch hat der KriegSminisler erst »och vor Kurzem Lurch Ablehnung der Vermehrung der Artillerie und die Art. wie er diese Ab lehnung molivirle gezeigt, daß er die Dcdürsnisse der Armee und daS Vcrhältniß der einzelnen Waffengattungen zu inar.lier sehr genau kcnnt, und gerade aus dieser Kenntniß «>ttsp..ittg sime Ueberzruguiig. daß diö Vermehrung der Artillcri. de: deutsche» Reichrbcere keinen Nutzen bringen, sondern höchsten« seine Schlag,ertigkeit und Beweglichkeit deeiiiträchtigen könne. ES ist ein eigcnlhümlicher Zufall, daß gleichzeitig auch der französische KriegSminister seine Entlassung ciugercicht bat, freilich unler wesentlich anderen Umstände», denn General Thibaudin bat sich nur den übrigen Milglickern deS CabinetS, welchem er angebört. angeschlossen, uni den Schritt :n lhiin, welcher nach der Ablehnung kcS PrälendentcngcsetzeS im Senat unvermeidlich war. Bei diesem Anlaß werden wir aber daran erinnert, wie himmelweit verschieden unsere Armec- verbällnisse von denen Frankreichs sind. In Dculschlanv wäre ei» KriegSniinister, welcher dem Feinde da? Ebreiiworl gebrochen bat, schlechterdings unmöglich, ja selbstverständlich würde man einen solchen Ossicier auch nicht in der Armee dulden. In Frankreich denkt man darüber anders und er achtet den Bruch te-S Ehrenwortes dadurch gesühnt, daß er tnrck ken Wunsch veranlaßt wurde, eine» verhaßten Feind zu bekäinvien. Nicht alle französische» Ossiciere denken über diesen Piincl gleich, aber an maßgebender Stelle bat doch diese Meinung die Oberhand behalte». Wenn eS anßer Deutschland keine» Cnlturstaat außerhalb Frankreichs gäbe, so wäre der Fall für diews Land bequemer, da aber andere Nationen über den Herr» Thibaudin ebenso urtücilen wie die deutsche, so kann Fraickreich nicht umhin, sich zu gestehen, daß eS im Unrecht ist. Wir haben alle Ursache, mit Herrn v. Kameke als KricgS- niiiiister zufrieden zu sei», er hat seine Pflicht aus de.S Gewissenhafteste erjnlll und die Ehre der deutschen Armee stets Kock gehalten, aber deshalb iiieinen wir doch, daß er kie Einp'inblichkeit Herrn Eugen Richter gegenüber zu weit treibt. Dieser Abgeordnete ist durch die Schrosjhkit seiner Form bekannt, und eS wird dem KriegSminister v. Kameke nicht schwer werden, eine große Anzahl von Leuten zu finden, welche ihm das bezeugen werden, aber antererseilS läßt sich nickt leugne», baß die strenge Durchführung der mili- tairikchen Prnicipien gewisse Härten in sich schließt, welche von der großen Menge der Bevölkerung schwer genug empfunden werden. Wir wissen sehr wohl, daß eine gut organisirte und jeder Zeit schlagfertige Armee ein unschätzbares Kleinod ist, um welches lins die anderen Nationen mit Recht beneiden, aber damit wird die Frage nicht aus der Welt geschafft, ob eS denn nicht möglich ist, die Militairlast nach und nach zu mildern und aus eine solche Slufe zurückzusübren, daß dadurch die übrigen Interessen der Bevölkerung so viel als möglich geschont werden. Vollkommen ist ja nicht- aus der Welt und so ist eS denn auch ganz erklärlich, daß die mit Recht viclgerühmte deutsche Armee auch ihre Schattenseiten bat. Es ist für einen KriegSminister aller dings keine leichte Ausgabe, alle die Vorwürfe und Klagen mit anzuhörcn. welchen abzubelsen er nicht im Stande ist, ob wohl er vielleicht die Berechtigung dazu nicht völlig in Ab rede stellen kann. ES geht ein Zug durch unsere Zeit, welcher dahin strebt, die Härten, welche mit den militairischen Pflichten verbunden sind, zu beseitigen oder dock abzuschwäche», e- ist der Wunsch vorhanden, sowohl die finanziellen als auch die persönlichen Opfer, welche damit verbunden sind, aus den möglichst nicdcrn Stand hcrabzubrückcn. Dieses Streben ist gewiß nickt un berechtigt, und wenn es mit dem entgegengesetzten Streben collidirt, die Wehrkraft der Nation aus de» höchsten Grad der Leistungsfähigkeit zu treiben, so ist LaS nur eine ganz natürliche Erfcheinuiig. Herr v. Kamcke wird vermulhlick seinen Widerwillen, sein Äml sortzusuhren, niekerkämpsen und die deutsche Armee wird in ihm seinen erprobten und ausgezeich neten Leiter behalten, aber er wird sich auch mit dem Ge danken vertrau! machen müssen, daß die Militairlast einer weiteren Steigerung nicht mehr fähig ist, daß iin Gegentheil allmälig ein dcn Wünschen der großen Mehrheit der Nation entsprechender Zustand angebahul werden mus;. Wenn tic^e Einsicht zum Durchbruch gelaugt, bann darf die hoffentlich vorübergehende Porteseuillemüdigkcit deS Herrn v. Kamcke uns kein Unbehagen verursachen. Leipzig, 15. Hkliiuar 1883. * Zur parlamentarischen Lage wird unS auS Berlin vom Dienstag geschrieben: „Im Reichstage standen beule Berichte der Dalilprü- sungScommissio»— 16 anZaül — aus der Tagesordnung. Daraus sollte in die dritte Lesung des Eta'.S eiiigoireie» weite», indessen kam eS dazu nickt mehr, da man um 5 Uür. nachdem dieWahlprüsungen durchweg »ach den Anträgen derEo,»i»ttsion erledigt waren, »in so mehr Anlaß lalle, dem Aittiaae ans Vertagung znzustimmen, alS um 7 Ul>r das Aögeordn'ttnbauS eine Sitzung anberanmt halte. Es wurden vo» den zur Debatte gestellten Wahlen nickt weniger alS 9 beansianvel und eine für ungiltig erklärt; von den 9 beanstandeten gehören vier dem Königreich Sachsen an. Obgleich, wie schon erwähnt, sämmllichc Wableu im Sinne der Com misst onS- anträge entschieden wurde», ging eS dock nickt ohne ziemlich heftigen Kampf ab. Tic Wablprüst,ngS:oinin>ssion war diesmal strenger vorgegangcn, atS die Commission irgend eines Hause- zur Zeit, da die Liberale» die Majorität batten. ES ist erklärlich, daß dort, wo sich besonders kie Social demokratie cingcnistel bat und wo seit lange her der Kamps zwischen den Ordnungsparteien und den Vertretern der Ge walt tobt, alfo u. A. auch in dcn inbustricreicken Bezirken de« Königreich- Sachsen, die Polizei ganz besonder« achtsam sein muß, und ebenso erklärlich ist eS auch, baß bei dcn fort- wäbrenden Versuchen, dcn Hütern de« Gesetze« ein Schnippchen zu schlagen, kiese in eine etwa- gereizte Stimmung geratben und, besonder- die unteren Organe, manchmal etwa« weiter gehe», als mit der streng juristischen Auffassung verträglich ist. Ta nun die Socialdemckraten in Sachsen der Regierung mehr alS i» allen anderen deutschen Staaten Schwierigkeiten bereite» und die dortige Regierung in besonders bin,deSsreund« sicher Treue dcn Kamps gegen die Umsturzpartei im Interesse deS ganzen Reiche« mit anerkenneSwerlber Energie führt, so waren auS Sachsen auch verhältnißmäßig die meisten Wabl- anscchtungen cingegangen, und die Commission fühlte sich, fast will eS unS scheinen von zu großer Milde geleitet und mehr juristischen als politischen Erwägungen Rechnung tragend, be wogen. meist den in den „Protesten" der Socialdemokratcn ausgesprochenen Forderungen zu willfahren. Der Minister Herr von Nostitz-Wallwitz legte wiederholt in ruhiger, überzeugender Weise dar, daß die sächsischen Staatsbehörden . ickt nur da« Wahlrecht Hespecsirten, sondern auch ^für die Beamten dieselbe Frecher' der Bewegung gewahrt wissen wollten, wie für jed-n andern Bürger und Abg Ackermann zeigte, daß die iWorte des Ministers in Bezug auf die ein zelnen zur Sprache gebrachten Fälle völlig begründet waren — eS bals Alle« nichlS, die ausgeregte „öffentliche Meinung", wieder einmal durch den mit AnSsällen nicht sparsamen Abg. Eugen Richter vertrete», wollte ihr Opfer habe», und so wurde» denn die Wahlen beanstandet. Das Abgeordnetenhaus trat um 7 Uhr zu einer Sitzung zusammen, »m die erste Lesung de« Gesetze- über den Bau eines Schiffs« hrl Scan alS von Dortmund nach der nntercn EmS vorzimebmen. Durch die Vorlage, welche in der vorigen Session unerledigt blieb und welche hauptsäch lich der rheinisch-westfälische» Montanindustrie eine Vergröße rung de« Absatzgebiete« verschaffen will, wird die Regierung ermächtigt, zum Ban des oben genannten Canals die Summe von 16 Millionen Mark zu verwenden. Zur Generaldebatte meldeten sich 5 Redner gegen. 9 für zum Wort. Die Vor lage wurde schließlich einer Commission von 2l Mitgliedern überwiesen." * Zum Fall Kamcke, welcher an leitender Stelle aus führlich erörtert ist, liegen verschiedene Aenßernngen der Presse vor, von denen wir hier einige wiedergeben. Unser Berliner Cvrresponkent schreibt: „Wie ich ans bewährter O.uelle erfahre, hat der KriegSminister, Herr von Kamcke. bereits während da« Pcnstonsgescli für kie Ossiciere in der Commission bcratbcn wunde, bei Sr. Majestät um die Ge nehmigung nackgesucht, die Heranziehung des Privat- vcrmögcnS der Oisicicre zur Communalbesicucruiig zuzu- gcstehen. Der Kaiser wollte indessen die absolute Befreiung der Ossiciere vo» der Cominiinalbesteuerung auch ferner statuirt wissen. Nachdem nun daö Gesetz abermals an die Commission zuriickvorwiescn ist. bat Herr vo» Kameke Se. Majestät nochmat-S dringend ni» da« Zugesläntinß der Be steuerung des PrivatvermögcuS der Ossiciere gebeten und sich andcrissallS außer Stande erklärt, die Vorlage >m Reichs tage seiner zu vertreten. Ter Kaiser hat sich die E»t- schciduiig »och Vorbehalten link bis zur Stnnde ist Herr von Kameke noch nicht iusiruirt. E > ist nickt unbemerkt geblieben, daß Herr v. Kameke beule im Reichstage nicht erschiene» ist, intesie» glaubt man mir Sicherheit aniiclmien zu rürjen. daß der Entschluß Sr. Majestät in e uer de» Wünschen des Reichs tages und de« Herr» KriegsministerS in gleicher Weise ent gegenkommenden Richtung aussallen und so der verdiente StaatSticner, welcher, wie bei seinem höchsten Kriegsherrn, auch bei allen Parteien hochgeschätzt ist. dem Dienste des Vaterlandes noch reckt lange erhalten bleibt." — Tw „Nativnalliberalc Correspondenz" äußert sich dahin: Die Verhandlung über die Novelle zum Militair- pensionsgeketz hat sich »»erwartet recht krittle» zuaei'viyi, und zwar vornehmlich durch den Zuiummenhang, i» welchen dir Vorlage mit der Eoinnninallesteucrung der Oisicicre acbrachi worden ist. AuS de» bestimmte» Erklärungen de« Krieg. Ministers in der gestrigen R.'ichSlagssitzlNig ging hervor, daß die Regierung bezüglich der Heranziehung dcr Äilitiirpkiione» zur Eoi»i»»»albcstcucrung einst, weilen an ihrem ablehnenden Tlandpunci icsthält, au> der anderen ^cite steht eS ziemlich fest, daß ohne neue Regelung der Eoinnninalsteucrsrage die Pensionsnovelle nicht zu Stande lammen wird. Wäre es gestern schon zur Abstimmung über den GcietzenlwuN cckoiiimcn. so wäre derttlbc aller Wahrscheinlich- lichsiii nach abze.ehnt worden »nd wir hätte» vor eu er Krisis gestände», deren Enlwickelung und Ausgang schwer vorauszusedcii ist. Ilinachsl hätte wohl der Uricgsnniiister v Kameke daran» Veranlassung genommen, uni seine» Abschied einzukommc». Ob eS »n liberalen Interesse gewissen wäre, Le» Rücktritt des tiricgs- ministc.S im gegenwärtigen Angenblickc zu erzwinge» oder zu beschleunigen, dark wohl bezwciielt werden: Herr v Kameke hat sich stets alS ein ausiichiig consttiutioneller Mann bewiese» und mit der Volkovcrlrciung leiblich auSzukSmmen gewußt; ob ein Personenwechsel an dieser Stelle ein Oieivinn wäre, muß dabinqeslcllt bleibe». Aber die Krisis wäre schwerlich aus diese einzelne Pcrionensrage beschränkt geblieben, und sie zu verichärscn, zuzuipitzc» und zu beschleunige», dünkt uns vo» liberalem Stand- punci aus von sehr »weiselbaitem Werth. Es scheint uns nicht» dabei verloren, wen» oer Versuch gemacht wird, eine Verständigung herbeizusühren; das ist aber nickt möglich bei einer übereilt in erregter S'.niimung vorgenommencn Emich.'idiing. sondern nur bei ruhiger Prüfung und Ucbcileguug. Das bezweckte dcr Antrag
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