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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188302231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-02
- Tag1883-02-23
- Monat1883-02
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1883
- Autor
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. Erscheint täglich früh SV, Uhr. Le-artiou und Erpe-ttio« Johannesgasse 33. APrrchÜundrn -er Kedattisn: vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. 8*r X« N>a»«l>r ewzki»ntikr M-nuIcnpt« ««cht stch du ticdacnon nicht »erbmdluj. «««»tz»e »er für »te nächstfolgende N«««er bestimmten Inserate au Uchchenlageu dis S Uhr Nachmittags, an Gaun» und Aesttagen früh dis V,S Uhr. In -e» Filiale» für Ins.-jXnnahme: Dtta Ulemm, Unioersitätsstraße 21, Lants Lüsche, Sathariuenstraße 18, p. nur dt» '/,r Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- and Geschäftsverkehr. Auflage L7SSV. Ädonnemriitsprei--' Viertels. 4' ^ Mk. incl. Br>ngerlohn 5 M'.. durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pi. Bklegercinpler 10 ü'-st Gebühr,» für E)trab ei lagen ohne Postl-elördcrmig il' Mt. mit Poslbcfördcrung 46 Pik. Iiiserntr ffgospoltene Petitzcile 20 Pf. Größere Schrisleu laut »»irrem Preise verzeichnift. Tabellarischer Sah nach höherem Tarif. Leclamrn unter dem ilrdactionslirich die Lpaltzcile SO Pf. Inlerate sind stet» an die Eppedikio» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuuiuernnil,- oder durch Post, Nachnahme. 54. Freitag den 23. Februar 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher THE Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf die Verordnung de« königl. Ministeriums des Innern vom 15. dieses MonatS, welche nachstehend beigedruckt ist. fordern wir gemäß der im Monat Decemver vor. Jahres vorgenommenen Consignationen die Besitzer von Pferden und Rindern hiermit auf. die daraus gelegte IahrcSsteuer ohne Verzug an unsere Stadt-Stcncr- eianahme (Brühl 51, 3. Etage, Zimmer Nr. 7) zu bczahteu. Leipzig, am lS. Februar 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Zllg. Verordnung, die fLr die confianirten Rinder und Pferde, znr Deckung der in» Jahre 1882 au» der StaatScaffe bestrittenen Berlage an Entschädigungen, zu erhebenden Beträge betreffend. Auf Grund der im Monat Deceniber vorigen IabreS vorgenowmenen Consianation der im Lande vorhandenen Rinder und Pferde ergiebt sich, daß zu Erstattung derjenigen, aus da« Iabr 1882 verlag-weise an- der Staatskasse be strittenen Beträge, die nach dem Reichsgesetze vom 23. Juni 1880 an Entschädigungen für die wegen Seuchen auf polizei liche Anordnung getödteten oder nach dieser Anordnung ge fallenen Thiere zu gewähren gewesen, beziehentlich an erwachsenen Verwaltungskvsten entstanden sind, aus jedes von den consignirten u. Rindern ein JabreSbeitrag von drei Pfennigen, I d. Pferden ein Jahresbeitrag von elf Pfennigen entfällt. Indem Solches nack Maßgabe der Bestimmung in tz. 4 der Verordnung vom 4. März 1881 — Gesetz- und Ver ordnungsblatt von 1881, Seite 13 — andurch bekannt gemacht wird, werden die zur Einbebung der beregtcn IabreS- beiträgc berufenen Polizeibehörden (Sladlralhe, Bürger meister, Gemeindevorsiände) andurch angewiesen, auf Grund der Eingangs gedachten, auS den KreiShauptmannschaslen, beziehentlich AmtSbauptmannschaslen abgesicmpcll an sie zurück- getangten Consignationen die im Vorstehenden ausgeschriebenen Jahresbeiträge von den betreffenden Rindvieh- und Pserde- besitzern unverzüglich einzuhcben und, unter Beischluß der Consignationen, an die KreiSbauptmannschasten, beziehentlich ÄmtShauptmannschasten einzuzahlen. Dresden, am 15. Februar 1883. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Körn?r. Vckannlmaihilngl Mit Rücksicht auf die demnächst beginnenden Milttair» schte-übungen fordern wir die Erstehcr von Hölzern aus rem Mittelwaldschlage in Abth. 8d des Burgauer Forst revier» hierdurch auf, die erstandenen Hölzer sofort ab fahren zu lassen. Leipzig, am 2t. Februar 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. I)r. Wangemann. Platz-Verpachtung Der an der "Ale;anderstraffe zwischen Skr. 20 und 30 gelegene, der Stadlgcmeinde gehörige Bauplatz, Parkelle Nr. 2306» des Flurbuchs, von ca. »l.jUO Qnadrat- Vlleu 1123 Quadrat-Meter Flächcngehalt wird Anfaust März dieses Jahres pachtfrei und soll gegen viertelzährige Kündigung als Lagerplatz oder zu der gleichen Zwecken anderweit verpacktet werden. Pachtgcsuche werden Rathhaus, I. Etage, Zimmer Nr. 17, entgegengenommcn und liegen daselbst auch die Vcrpachtungs- bedingungen zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 20. Februar 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Geölgi. Eerutti. Die Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst als abhanden gekommen angezeigten Pfandscheine I.it. ?. Nr. 3218 3219 7500 16934 21827 22591 3375!» 34778 42233 46071 18922 48923 48924 48925 50084 5.5874 80204 85336 86866 05355, I-it. tz. Nr. 3368 6356 6357 9728 11517 1661!) 20639 20643 23391 25274 27477 27518 30770 33511 34283 34733 37425 41108 43095 43881 45880 46534 werden hierdurch ausgesordert, sich damit unverzüglich und längstens bis zum Ablauf von 30 Tagen nach der auf jedem der Scheine be merkten Berfallzeit bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen oder dieselben gegen Be lohnung zurückzugeben, widrigenfalls der Lcibhaus-Ordnnng gemäß den Anzeigern die Pfänder auSgeliesert und die Ink,aber der Scheine ihrer etwaigen Ansprüche daraus ver lustig gehen werden. Leipzig den 2l. Februar 1883. Die Verwaltung dcS Leihhauses und der Sparkasse. Verketzerung. Visnta», den 5. Mär; d. I.. von Vormittag 10 Ubr ab sollen tm hiesigen Posthaltereidosr, Hoapitalstrastc 17/18» sechs Stück alte tzliiterpostwagc» unter dm nnmitlclbar zuvor bekannt zu machenden Bedingungen öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 21. Februar 1883. Kaiserliche» Postamt 10. Kreßner. Nichtamtlicher Theil. Das Ministerium Ferry. Die französische MinisterkrisiS ist jetzt beendet. Seit dem 12. Februar bat Ferry seine Bemühungen auf- gewendet. um eine Ministerlistc zu Stande zu bringen, am 19. hoffte er damit spätestens fertig zu sein, aber immer stellten sich neue Schwierigkeiten in ten Weg. besonders schwer war die Frage zu lösen, wer taS Ministerium dcS Aus wärtigen übernehmen solle und säst noch mehr Bedenken stellten sich der Wahl des KriegSministerS entgegen. Nannte man da- Ministerium Duelcre da« VerlkgenbeilS-Minisikrinm, io verdient das Ministerium Ferry die Bezeichnung Ministerium der Verzweiflung, denn aus einer verzweifelten Lage soll eS Frankreich befreien unk auS reiner Verzweiflung, einen andern KricgSminisler zn sinken, bat eS sich entschlösse», den berüchtigten General Thibaudin zu behalten. Selbst zur Zeit Tuclerc's war ein so unsicheres Umberlasien bei Besetzung der erledigten Portefeuilles nicht beobachtet worden; als einmal der Eoiiscilvräsitent gesunden war, nabm auch die Bildung des Ministeriums einen glatten Verlaus. Aber wie groß war der Kampf, welcher der Geburt deS Ministeriums Fcrrv voranSging. Fast wie in einem Würfelbecher wurden die verschiedenen Portefeuilles durck- einandergeschüllclt und dem Zufall blieb die Entscheidung vorbebaltc», an welcher Stelle die einzelnen Minister ihre AmtSpflichlcn üben sollten. Ferry nabm mit Recht Anstand, die Verantwortlichkeit für die answärlige Politik zu übernehmen, dazu hat er vor Zeilen mit Tunis z» üble Erfahrungen gemacht. Challemcl Lacour genießt den Ruf eines befähigten Diplomaten, ob »lil Recht oder nicht, kann dabin gestellt bleiben, man weiß nur, daß er schon einmal designirt war, den Bolschaslerpvstcn in Berlin z» übernebmen und daß er im Senat, in der ent scheidenden Sitzung vom >6. Februar für den Antrag Barbe» eingetretcn ist. DaS Letztere ist für seine» Eintritt inS Ministerium die zunächst bestimmende Rücksicht gewesen, denn der gemeinsame Grundgedanke, welcher die Mitglieder dcS Ministeriums Ferry vereinigt, ist die Feindschaft gegen die Prinzen von Orleans, aus dieser Basis wird sich seine Thätig- keit hauptsächlich bewegen. Als seine erste Tbat wird die ZurdispositionSstcllung der Prinzen von Orleans erwartet, welche der Armee und der Marine angeboren. Dazu war ein KriegSminister nölbig, welcher die Verantwortung für diese Thal übernehmen will. Daß Thibaudin dazu bereit ist, hat er schon vor mehrere» Wochen in der Deputirlenkainmer erklärt, also kann man in dieser Beziehung auf ihn zählen. Aber Ferry wäre froh gewesen, wenn er einen andern General gesunden bälte, der diese Arbeit gelhan hätte, deshalb war noch im letzten Augenblick davon die Rete, daß Campenon das KricaS- ministcrium erkalten solle. Vielleicht hat sich auch dieser geweigert, jedenfalls ist an Generalen, welche die Prinzen von Orleans außer Aclivilät setzen wollen, kein Uebersluß ver banden. Daß eS in der Marine »ichl besser steht, hat d», Tbatsache bewiesen, daß sich für das Ministerium Falliörcs überhaupt kein Marincminister gesunden hat, in diesem Nnmpsmmislerium inußte der LaiidivirthschastSmiiiister den Marineminister vertreten und Iaurcguiberrv. der verabschiedete Marincminister, übernahm die Bertheiviguug der Prinzen im Senat. Aber Ferry scheint auch wegen Besetzung der Ministerien des Innern und der Justiz i» Verlegenheit gewesen zu sei», denn zuerst war Walteck-Rongcau für die Justiz und Martin Fcuillöe für das Innere genannt und nach der letzten Meldung haben die beiden wieder getauscht. Der Minister dcS Innern kommt zunächst in Betracht, wenn eS sich um Schritte gegen den Prinzen Napoleon handelt. Bekanntlich wird demselben die Absicht zugcsch rieben, ein neues Manifest zu erlassen, durch welches er ein Plcbiscit für die Slaalssorm herbeisühren will, welcher das sranzösischc Volk seine Stimme giebk. Er hofft natürlich, daß d,e Franzosen sich für daS Kaiserreich entscheiden werden, vorausgesetzt, daß cs überhaupt zu einem Plebiscit kommt. Der Prinz acht selbst in seiner Zuversicht nicht so weit und hat sich schon daraus cingerichtcl, London als künftigen Aufenthaltsort zu wähle», wenn daS zweite Manifest seine Verbannung znr Folge baben sollte. Ter neue Minister dcS Innern wird also vielleicht bald seine Energie nach dieser Richtung bin zu beweisen haben, denn kurzen Proceß wird die Republik daS nächste Mal sicher gegen den Prinzen Napoleon machen, falls er sein zweites Manifest wirklich nicht sollte zurückhaltcn können, der Iustizminister wird nicht wieder incoinmodirt werden, wie an, 16. Januar. Außer energische» Schritten gegen die Prinzen von Orleans und den Prinzen Napoleon erwartet man vom Ministerium Ferry auch noch die Revision der Verfassung und die Ein führung der Listenwahlen, also die Wicverausnabmc der Pläne, an deren Durchführung Gambetta vor einem Jahre gcschcilcrl ist. DaS sind so wcitauösehcnde Programmpuiicte. daß den, der ihre Verwirklichung unternommen trat, Schwindel ergreifen könnte, cs wird deshalb gestattet sein, daß ivir nach Len bisherigen Erfahrungen einige Zweifel hegen, ob es Ferry auch gelingen wird, sein Zics zu erreichen. Ferry übernimmt das Ministerium in einem Augenblick, wo Frankrcich auS den Fugen zu geben droht. Alle, welcbc alte Rechte aus den sranrösischcn Thron zu baben glauben, regen sich, der Abenteurer Napoleon aus der einen, der „Roy" ans der andern Seite. Wie der Herzog von Aumale gesonnen ist, weiß man nicht, man vcrmuthct aber, daß er sich Rechnung auf die Nachfolge Greoy'S macht. Die Republikaner vom Schlage Gambetta's fürchten diese Bestrebungen und wollen ihnen durch die Verbannung der Prinzen von Orleans ein Ziel setzen. Der Senat weigert sich aber, dazu die Hand zu bieten, also befindet sich die Re gierung, welche sich aus die Mcbrhcit der Depulirlcnkammcr stützt, von vornherein i» einem feindlichen Gegensatz zur Mehrheit dcS Senats. DaS ist die eine Schwierigkeit der Lage, über welche die Heißsporne mit der Beseitigung dcS Senats hinweg zu kommen hoffen. Grcv» schwankt und weiß nickt, nach welcher Seite er sich wenden soll, er will vor allen Dingen der Verfassung gemäß sich verhalten, aber er will auch die Interessen von Handel und Industrie nicht gefährden und die Vertreter dieser beiden großen Inleressenkrciie vcr langen feste dauerhafte Zustände. Die Tauer und Festigkeit der Republik wird nach der Meinung der Einen durch Ge- waltmaßregcln gegen die Prätendenten, nach den Anderen durch Festhalten an Recht und Gesetz am sichersten erreicht. Hier liegt ein tiefer und schwer zu beseitigender Zwiespalt vor, an welchen« die Bemühungen Ferrn'S vorausiichllich zu Schanden werten müssen. Tie Ausregung, welche sich -bei den Verhandlungen über daS Prinzcngcsetz in beiden Vcr- trctungSkörpern gezeigt hat, wird sich noch steigern, wenn die Frage »ach Revision der Verfassung die Gemülber erhitzen wirk. Dadurch wird die Frage nahe gelegt, ob nicht die Auslösung und Neuwahl der Kammer die beste Lösung der Schwierigkeiten bringen würde. DaS wäre aber ein energischer Schrill und für einen solchen fehlt es Grevy a» ter crsorter- lichen Thalkrast. Er läßt die Dinge so geben, wie sie gehen und so kann eS denn nicht auSbleibcn, daß die Verwirrung von Tag zu Tag ziininimt. Fern' hat selbst kein Zutrauen zu der weiteren Entwickelung ter Dinge, das zeigt seui langes Zögern uut Schwanke», und tiescr offenbare Mangel an Selbst vertrauen befestigt folgerichtiger Weise da- Vertrauen der Prätendenten ans die Zukunft. Wie eS ein Redner im Senat ganz rückhaltlos erklärte, so ist eS: Wenn die Franzos«» nickt bald zur Vernunft kommen, so wird Frankreich die Beute des ersten besten Abenteurers. Eine lange Dauer kann unter diesen Umständen auch dem Mnnstcrinm Ferry nicht i» Aussicht gestellt werden, er wird daS Schicksal aller seiner Vorgänger seit Jahren theilen und nachdem er sich überzeugt hat. daß auch er da« Arcannm nicht besitzt, die bestehenden Vcrbältnisse zn bessern, wird er ebenfalls zurücktreten. Frankreich bedarf einer sesicn Hand, welche die Initiative znr Aufrichtung eines der Dauer fähigen Zustandes ergreift, eine solche Hand ist nicht da und deshalb kann da« Land aus den Zuckungen nicht berauSkommcn, bis irgend ein unerwartetes Ereignis; geschieht, welches den Dingen eine andere Wendung giebt. Für un« bat nur die eine Frage Wichtigkeit, ob dadurch der europäische Friede bekrobt wird und diese kann leider nicht mit einem bestimmten Ja oder Nein beantwortet werden, daö hängt von den Umständen, ja geradezu vom Zusall ab. Leipzig, 23. Februar 1883. * Aus dem preußischen Abgeordnetenhause wird unS vom Mittwoch geschrieben: „Seit lange ist keine par lamentarische Debatte 'so ruhig und sachlich geführt worden und zu so allseitig befriedigendem Abschluß gelangt, alö die heutige Beralbung im Abgeordnetenhaus?. Aus der Tages ordnung stand die Steuer-Vorlage. Lange Zeit hindurch wurde sie Licenzsteucrvorlagc genannt, doch kam« davon natürlich nicht mehr die Rede sein, nachdem Alle-, was sich aus diese Steuer bezieht, heute ebne Debatte »ach dem An träge der Commission ans dem Gesetze entfernt worden ist. Ucbcrbaupl ist der ganze Entwurf nach den Vorschlägen dcr Eomnnssion angenommen worden. Alle Parteien sprachen ibrc Bcsriedigung über die Arbeit der Commission an«, mit Ausnahme des Herrn von Hammerstein. Auch der Herr Finanznnnistcr erklärte sich mit dem CommissionScntwnrs einverstanden und verwabrte sich gegen daS zu große Lob, daS ihm von Herrn von Hainmerstein gespendet wurde, wie er auch die Arbeit der Commission gegen die unberechtigten Vorwürfe des genannte» Abgeordneten in Schutz nahm. Baron von Hamincrsiem, bekanntlich Redacteur dcr Kreuzzeituna, hatte den Hauptinhalt seiner heutigen Rede bereit- voroer in Artikeln dieses Blatteü veröffentlicht. Er sah in dem Gesetze einen Theil jener socialpolilischcn Maß nahmen, welche bei Erlaß deS Evcialislengcsctzes in Aussicht gestellt wurden. Die Woblhabcnderen sollten für die Aermcren cmtrclen, und tesbalb beantragte er, daß dcr Ausfall, welcher durch den Erlaß dcr nnlerstc» Sinsen der Elanensleucr ver ursacht würde, durch einen Zuschlag der höberen Einkommen- stouerstufeit gedeckt werden sollte. ES rief allgemeine Be friedigung auf der linken Seile bervor, daß dcr Fmanzministcr Scholz NanicnS dcr Regierung erklärte, daß der Cvminisswn sür ihre ausopseriide Tbätigkcil der Dank dcS Landes gebühre, und daß die Staatürcgierung dein kundgegebencn Verlangen der Commission, falls öS durch daö Volum dcö Hause- be stätigt werde, Rechnung tragen würde. Ter Hauptzweck, welchen die Regierung i», Auge gcbabl habe, die Beseitigung der zahlreichen Steuererccutioncn werde wcnigsienS zum großen Theil erreicht. Lauter, wiederholter Beifall wnrte dem Flnanzministcr von den Liberalen gezollt, wäbrend die Eonservativcn — zischten, eine Erscheinung, welche Herr Nickert mit Recht alö ein Novum tnnstellte. Im klebrigen bedauerte der Redner dcr Seccssionistcn. daß der jetzt euigescklagcnc Weg »ichl langst von dcr Regierung beliebt worden sei. Aög. Püchtemcinn erklärte Namens der Fortschrittspartei ebenfalls seine Zustimmung zu dem Gesetze, sprach sich aber gegen die Aushebung der läontingen- lirung auS und stellte einen entsprechenden Antrag. Die hervorragendste Rede, wenn auch nickt durch ihre Ausdehnung, war die des Herrn v. Bennigsen, welcher seiner Freude darüber Ausdruck gab, daß sich eine so bedeutende Majorität ans dem gemeinsamen Boden derRcsorm dcrStcuerqesetzgcbung zusammcngesunden habe. Im Einzelnen vcrlhcidigteHcrr v. Ben nigsen die Beschlüsse der Commission und besonders die Grenze sür Len Stcnerlaß, 900 da in dieser Weise fast alte Arbeiter von den dircclcn Steuern befreit würde». Patriotismus und gesunder Menschenverstand habe den Sieg über die Parlci- kämpse davongclragcn; nachdem die Regierung sich so ent gegenkommend gezeigt, möge inan mit möglichst großer Mebr- heil den Comnnssionsbclchlüsic» zusiimmen. Der Abg. Windt- borst erklärte sich besonders dcstzalb sür den Entwurf, weil dgS Versprechen, welches inan den unteren Elasten, welche durch den Zolltarif sehr getroffen werden, bei dessen Annahme gegeben, nun 'wcnigsienS in ClwaS crsüllt werde. Die von Herrn v. Hammerstein (aus Zuschlag der oberen Classen) und vom Abg. Dirichlet (aus Conlingenlirung) gestellten Anträge wurden abgclchnt. lieber einen Zweifel, welcher sich bei tz. 3 des Gesetzes erhob, ob daS Wablrecht der von dem Erlaß dcr untersten Stufen Betroffenen alterirt und also durch dasselbe inkirecl die Verfassung geändert werde, soll nach dem Vorschläge dcS Abg. v. Bcnnlgscn in dcr dritten Lesung Bericht erstattet werden." * Die Ablehnung der Geldsorderung sür den Volkswirt!) schaftsrat h im preußischen Abgeord netenhaus«: ist nur mit sehr geringer Mebrheit erfolgt und die Möglichkeit ist nicht gerade ausgeschlossen, daß in dcr dritten Lesung daS entgegengesetzte Resultat erzielt wird. ES ist auch nickt ausgeschlossen, daß dcr PvlkswirlbschastS- ralh, dessen Kosten jetzt zum ersten Male durch den Elat bestritten werden sollten, nach Adlcbnung der Forderung aus derselben finanziellen Basis wie bisher weiter in Tbäligkcil gesetzt wird. Indessen Lars man dock bezweifeln, ob die Regierung aus diese Institution, wenn sie von dem preußischen Abgeordnetenhaus ebenso wie vom Reichstag abgelehnt worden, fernerhin zurückzukommcn Neigung hat. Tie Vcr- Ihcivigung vom Rcgierungslisch war nickt gerade eine sehr warme, und eS ist begreiflich genug, daß dicNegiernng, nachdem der VolkswirthschaslSrall, in der Ablebniing des Tabakmonopols einoProbeseinor Selbstständigkeit abgelegt bat. von tcrSachkennI- »iß diescrKöiperlchasl »iwk inebr die liobe Meinung von cbedem hat und sich von der Unterstützung Lurch dieselbe nickt inebr so viel verspricht wie früher. Man mag über die Zweck mäßigkeit des VolkSwirtk'schastSratb» urtbeilen wie ma» will, die dagegen sprechende» politischen und wirllsschasküchc» Bcdciilen sür mehr oder minder schwerwiegend Halle»; das Eine aber scheint unS doch unleugbar, daß die Institution eine Berechtigung böchstenö dann bat und eine nützliche Wirk samkeit böchstenS dann enlsallon kann, wenn sie aus das Reich auSgcdebnt und nickt aus einen Particularstaat beschränkt wird. Die wirlbschastlicken Frage», mit denen sich ein solcher Beiralb zn beschäftigen bälle, gcbören ganz überwiegend zur Coiiipcteiiz dcr ReichSgeirtzgebuiig und eS ist unbillig und unzweckmäßig, sie von einer prenßisch-parlicularisti'chen Sack verständigenvcrsamnilung benrlbeilon zu lasse» Nachdem iin RkickSlag ter Vorschlag abgrlelmt worden, ist eS nur eine »alürlicke Consegneiiz. daß er anck von der preußischen Ge setzgebung abgelebiit wird. Wir wollen hoffen, daß das Pro jccl damit nberbaupt von dcr Oberfläche verschwindet. * Der BundeSratki hat in seiner am Mittwoch ab- gehaltenen Plenarsitzung die kaiserliche Verordnung, betreffend die Einsubr amerlkanischcn Sckweincfleisches, ein- stinimig angenommen. Einige kleine Erleichterungen sür die Seestädte, betreffend den Zwischenbandel. die Berprovianlirung von Seeschiffen u. drgl.. sollen Genchinigung gesunden baben. Der Handelsvertrag mit Serbien wurde den Ausschüssen überwiesen, ebenso der Entwurf eines Gesetze-, betr. die Ab wehr und Unterdrückung der ReblauS-Krankbeit. Da« Gesetz lcbnt sich an taS preußische Gesetz vom 27. Februar 1878 an, welche« sich durchaus bewährt bat. und onkbält Ab Weichlingen und Erweiterungen unter Berücksichtigung der internationalen Evnvcnlion. * Die Gerüchte ilber die erschütterte Stellung deS Cultus- ministerS v. Goßlcr finden in parlamentarischen Kreisen keinen Glaube». Die geringen Erfolge, welche die Kirchen politik dcr diScretionaircn Vollmachleii bei dcr Curie erzielt bat, wie die neueste» Publikationen beweisen, mag wobl an Allerhöchster Stelle verstimmend gewirkt habe». In solchen Fällen baben bekanntlich immer die Rossorlminister die Folgen zu tragen, nickt dcr leitende Staatsmann im Ministerium. Aber diese Ursache wird nicht sür wichtig genug erachtet, um daraus eine CabinetSsrage siir den CultuSmjnister zu machen, der in Herrn v. Pnttkamer eine kräftige Stütze bat. — Nock weniger ist das Unlerrichtsgesetz Schuld an einer Krise, da an dessen Vorlegung die Comervatlven, d. h. also die jetzt maßgebenden Kreise, gar kein Interesse haben. * Wie verlantel, hält die preußische Regierung gegen über dem seitens der UnterrichtScoinmission de« Abgeordnete» bauscS vom 3. d. M. gefaßten Beschlüsse aus Vorlegung eine« die Pensionsverhältnisse dcr Elementarlchrer, sowie eine« die Alterszulage regelnden Gesetzes noch an ihrem Standpunete fest, daß die PensionSsrage nur in Verbindung mil der DotationSfrage, und daß diese wiederum nur in Ver bindung mit dcr allgemeine» Sclnildotation geregelt werden könne. Leider läßt man bierbei ganz außer Acht, daß je um fassender und specicllcr die Ausgabe eine- Gesetzes gefaßt wird, um so schwieriger die Bewältigung desselben durch alle Stadien der (Gesetzgebung ist. daß dagegen, wenn man sich cutschlicßl, den Blick nur ans das Znnächstliegcnde und Erreichbare zu richten, die Hoffnung de« Gelingens eine um so größere ist. * Nach dem jüngsten „Mililairwochenblatt" sind die Ver abschiedungen in der activen Armee seit Jahren noch nickt so gering gewesen wie in jüngster Zeit Beim letzten MonatS-Avaneement baben im Ganzen mir l Major, 2 Hanpl- leute, l Premier-Lieutenant. 4 Seeonde-LientenantS und zwei Fäbnriche den Abschied erhalten, wäbrend sonst die Zahl der Abgebendcn oft weil über 50 betragen bat. * Wie der „Politischen Corresponveiiz" an« Konstanlinopel gemeldet wird, hat daS ösicrrcichisch-uiigarssche Cabinet seine Znstiinmnng zu der Ernennung S ad iil l ab Pascha'ü zum Aol- schffler in Wien ausgesprochen. (Wicderboll.) * Die russische Gesellschaft bcschäsligt sich jetzt aus schließlich mit dcr bevorstehenden Krönung, von dcr sie einen vollkommenen Umschwung der politischen Zustände zu erwarten scheint, wenigstens nach den Gernchleu zn schließen, welche darüber in Umlauf gesetzt werden. Bezüglich dcr wahren Stimmung am Hose schreibt man der „Nat.-Z." auS Petersburg, 19. d.: D>e vier vielfach umlaufenden Vlerüchte über bevorstehende Krönungscrlasje sinken ihren Weg natürlich auch ins Cabinel des Zaren; es herricht dort aber, wie ich genau weift, durchaus die Uebeizeugung, daft das Land ganz andere Wunsche und Begriffe habe, als die hicsigcRcsidenz. Wenn behauptet wird, die Zarin sei es wiederum, die i» ihrer Bcsvcgmft um den Gemahl aus polnische Zugcslandniffe hinarbcite, so kau» ich dem entgegen versichern, daß die hohe Frau ihren Anthcil an den 2taalsgeschästen aus cm Minimum beschränkt hat und nicht entfernt mehr lener Factor ist, wie zur Zeit der Danziger Begegnung, lieber eiwaige Einwirkungen des däniichen Hoses in coustiliiiioiiellcm Linne, wie man solche srühcr wiederholt annahm. verlautet gar nichts mehr, es würde solches auch sehr (inkonsequent erscheinen, wen» man einen Blick wirst aus den Parlamcnlarismus i» Tancmark seit Beginn des Eadineis Estrup. Derartige Beirachliiiige» werden aber im Hause des Grasen Tolstoi wirklich angestelll: man wird sich ihnen in Kopenhagen nicht ausietzen wollen. Allerdings lanchc» in hiesigen HandelSkrcisiii mancherlei Befürchtungen auch sür den Fnll, daft sich dcr Zar ohne Bewilligungen dem immer noch für bedculend gellenden Nitiilismus gegciiübersiellen sollte und, wie ich höre, hat Großfürst Wladimir de» Zaren daraus auch hingew esc». Heute fand nun beim Zaren eine Bcrathung statt, die zweite über jene» Punet, worin es sich, wie aus »achherigc» Aeugerungen eines bobc» Beamten zu eitt- nebmen, um Gnadeiiactc handelte. Au eine Constilulio» iii nicht zu denken, noch viel weniger, als damals, als um Loris Melikow eine Majorität ciristirle, die dennoch nicht durchdrang; cs ist lediglich die Rede von der Begnadigung gemeiner und der polnischen Ver brecher zweiten, mildere» Grades und von einer etwas freieren Bewegung der Presse, welch letzteres aber Gras Tolstoi noch sehr ciisschieden dekäwpst. Ein Petersburger Corrcspondent schreibt der „Nat.-Z." nock: „In deutschen Blättern stnvcl sich die durchaus unwahre Nachricht, es würden vom Hoscomils sür die 2000 Kellner- Posten zur Krönung mit Vorliebe Deutsche, der Sprach- kenntniß wegen, gesucht. Ick kann nur dringend znr Vorsicht mahnen, denn Lao ConiilO wird sich hüten, in Moskau mit so vielen Fremden Unwillen zu errege», zumal die Deutschen ohncbin nicht beliebt sind und vor Allem die Kenntniß dcS Russischen als der ostensibel betonten Nalionalsprache erfor derlich ist. Man möge sich nur vor übereilter Reise hierher hüten." ^ * AuS Rom wird i»iö vom Mittwoch gemeldet: „Wie der „Agenzia Stefan!" aus Tripolis berichiet wird, bat der Appellgericklsbos gestern daS Erkenntnis; erster Instanz, durch welches die beiden der Beleidigung des italienischen Consnlais angcklaglen Personen zu 5 resp. 7 Tagen Hast verurtkeul worden waren, abgeänderl und gegen den anaeklagten Cavitain Giainil ans eine I.'.lägige, gegen den inü'chnlrigen Telograrb- ir- beamlcn aus rine trclnienatige Gesängnißstrase crlan >l.
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