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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 14.06.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185606149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18560614
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18560614
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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um sie schlingen, aber sie entzog sich hastig sei ner Umarmung und dankte Gott, als die uner wartete Ankunft einiger Freunde ihres BruderS, die kurz nach Wilson kamen, sie vor allen ferneren derartigen Versuchen von seiner Seite schützte. Arthur stellte sie den jungen Männern sogleich als die Braut Wilsons vor, und sie mußte mit freund lichem Lächeln die Glückwünsche derselben hin nehmen, die doch so unangenehm in ihrem Ohre klangen. (Fortsetzung folgt.) Mach's kurz. (Schluß.) Nun dachte ich zwar: Ein Unterofficier ist eben so wenig ein Knecht, als ein Krämer ein Fürst! Aber ich nahm'ö nicht so genau, sondern erwicderte den gnädige» Händedruck, welchen mir der närrische Kerl applicirtc, ordentlich mit Herzlichkeit. Bald darauf ging's in den zweiten schlesischen Krieg. Bei den ersten Winterquartieren ward ich in die Garni son zurückcommandirt, um Rekruten ausheben zu helfen. Gott weiß, wie mir das wunderliche Herz schlug, als ich Abends in tiefer Dunkelheit zum Thor Hineinritt, und die zwei Fcnsterlein des Krä mers mir neben dem schon geschlossenen Laden ent gegen leuchteten! „Das Mädchen könnte den Tod für Freuden haben," dachte ich, „wenn ich so unver sehens in die Stube träte, wie ich's mir erst vorge nommen hatte." Sobald ich also mit den Dienstge schäften zu Stande war, ging's erst in mein Quar tier, und — den guten Pachter, dem ich das Schrei ben verdankte, wohl zum tausendsten Mal in seinem Grabe segnend — schreib' ich Euch einen Brief von beinahe vier Seiten an das Mädchen, als käm' er aus Schlesien her, und fange damit an, ich hätte leider dies Commando nicht bekommen können, und würde sie nun wohl vor dem Frieden nicht Wieder sehen. Aber dann rückt' ich weiter und weiter mit Hoffnungen heraus, und ganz am Ende schrieb ich drunter: „Bor Deiner Thüre steht und lauert an Deinem Fensterlein Dein treuer Haugut." Ein Kamerad, dem ich gehörigen Bescheid gesagt hatte, trug den Brief hin, — ich in überschwenglichen Freuden ihm nach, und bald, am Kellerhalse postirt und in das Stübchen guckend, seh' ich, wie sie mei nen Brief schon aufmacht, und recht wunderfreundlich dazu aussieht. Es war Niemand bet ihr, als ihr Bruder, ein langer, blasser, langweiliger Kerl, der keine Courage hatte, und mir in der Seele zuwider war. Dem giebt sie nun den Brief, daß er ihn ihr vorlesen soll: und der Bengel liest und liest, und blöckt die Worte ab, als stände der Schulmeister mit dem Bakel hinter ihm. Ich hätte mögen des KuckukS werden! Aber da lehnt mein Liebchen das hübsche Gesicht in die Hand, daß ich denke, sie weint, und mir das Herz wieder ganz weich wird, bis sie auf Einmal gewaltig an zu gähnen sängt, und so recht im Triller des Gähnens zu ihrem Herrn Bruder sagt: „Mach's kurz!" — Ich im Huy von Fen ster und Kellerhals hinweg, und den andern Morgen macht ich's kurz,-und sagt ihr den Handel auf. Mir brach nun zwar das Herz keineswegs darüber; aber weh that mir's doch. Und das liebe: „Mach's kurz!" war mir wieder etwas vergällt, wenngleich, Gottlob, die schöne Erinnerung an meinen Vater bei weitem oben blieb." „Alles sollte aber wieder mit der Zeit vollends in's rechte Gleis kommen." „Der nächste Feldzug kostete unscrm Regiment viel wackere Officiere, und weil ich in dem Tressen, wo wir füiife von ihnen auf dem Schlachtfeldc lie ßen, einen Zug, und zuletzt gar — Noth kennt kein Gebot! — eine halbe Schwadron geführt hatte, schlug mich unser General zum Officicr vor. Du lieber Gott, wie er mir so das Portopve übergab und mich Herr Cornet nannte, — ich dachte wahr haftig, nun müßte ich auch gleich in den Himmel fliegen vor lauter Freuden und es meinem lieben Vater droben erzählen. Aber Der hat es wohl auf andere Manier auch erfahren. Dafür sorgt der liebe Gott!" „Nun focht sich's erst einmal recht lustig und es gelang mir gar manches gute Stückchen. Der brave General brauchte mich viel und hatte mich von gan zer Seele lieb, so daß er mich auch bisweilen Du zu nennen pflegte, ordentlich wie ein Vater seinen Sohn. — Einstmal bin ich auf Fcldmach, und der Feind fängt auf der ganzen Vorpostenlinic, wie das so die Art der ungarischen Husaren und auch der Panduren war, ein lustiges Geplänkel an. Ich suchte mir dann immer gern eine Gelegenheit aus, wie man zum Einhaucn kommen könnte, und so ziehe ich auch mit der Feldwach etwas seitwärts, hinter einen sanften Hügel, wo sic der Feind nicht gewahr werden konnte, und reite allein hinauf, mir das Ding genauer zu besehen. Ein vornehmer feindlicher Officier ritt umher mit einem starken Gefolge von Adjutanten und Ordonanzen — wohl um ein Drit tel stärker, als meine Feldwach. „Aber," dachte ich, „kommst du mir in den rechten Bereich, so sollst du wohl dennoch mit. Gottes Hülfe mein werden." — Der Mann recognoscirte sichtlich die Gegend mit großer Achtsamkeit, aber auf seine eigene Sicherheit schien er nicht eben viel Sorge zu verwenden. Mir schlug das Herz vor freudiger Erwartung, daß ich manchmal fast dachte, er müßte cs bis dort hinüber hören können. Derweilen kam der Major tl» gour zu mir herangcritten', ein grundgelehrter Kerl, aber ein bischen breit und langweilig; der fragt mich mit einer gewissen gütigen Herablassung, etwa wie ein Vater seinen dreijährigen Sohn, was ich denn wohl im Schilde führte. Ich sag' es ihm in kurzen Wor ten, denn viele Worte ließ mir mein lustiges Herz klopfen nicht zu. Da hättet Ihr die ; gründliche
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