Preis; vierkMh» rige Prünnmerarion s ngr. in'S -Haus, 8Ngr. bei Abho lung in der Expe dition. Wochenblatt für Zschopau und Umgegend. (Jeden Sonnabend eine Nummer.) Jnsertiousgebühren werden die Leii« oder deren Raum mit r ngr- berechnet. M 24. Sonnabends, den 14 Juni 1836. Eine Vendetta (Geschichte von der Insel Korsika.) Wohl Jeder hat schon von der Insel Korsika, wo Napoleon I. geboren ward, und von corsi- kanischer Vendetta oder Blutrache gehört und solche Vendetta»Geschichten gelesen, da sie dem Roman- und Novellenschreiber durch Leidenschaf ten wilder und dabei ausdauernder Art gar zu verlockende Gelegenheit gpben, sich in Ausmalung socialer und moralischer Vulcanität zu zeigen. Die eorsikanische Blutrache, noch jetzt trotz Polizei und starker Regierung nicht ausgerottet, ist vul kanische Eruption beleidigter Ehre, glühender Lava von Leidenschaft, die sich, wenn sie einmal ausgebrochen ist, unaufhaltsam auö Familien und Parteien über feindliche Familien und Par teien hinwälzt und nicht eher sich abkühlt, als das Blut des letzten Feindes vergossen ist. Wenn wir eine solche Vendetta-Geschichte aus der neuesten Zeit hier mittheilen, geschieht es nicht, um den Leser an fürchterlichen Leidenschafts- und Blutströmen vorbeizuführen, sondern.bloS wegen des Schlusses. — Der Vendetta-Familienkrieg zwischen den Vincenti's und Grimaldi'ö (reichen corsikanischcn Stämmen), entbrannte aus einem Streit über ein lächerliches Vorrecht, daö die eine Familie gegen die andere allein zu haben glaubte. Die Vincenti's trugen gezubertc Mäntel, d. h. solche, deren Kragen wie eine Mönchskappe über den Kops gestülpt werden können: die Grimaldi's trugen solche Mäntel und zwar in der Ueberzeu- gung, daß sie allein das Vorrecht dazu besäßen. Diese gegenseitige Kreuzung von Vorrechten gab an sich keinen Grund und kein Feuer zu einem Vendettakrieg, aber die gegenseitige Wuth führte bald zu blutigen Streitigkeiten, und als einmal Blut geflossen war, brachen die Vulkane los. Ein Vincenti ließ eines Tages eine beleidigende Bemerkung gegen einen Grimaldi fallen. Der Grimaldi stürzte auf den Vincenti, mit Namen Orso Paola, und nachdem er geschossen, stach er. Beide Parteien sammelten sich um ihre Häup, ter und schossen, stachen und schlugen aufeinan der mit gellendem Rachegeschrei. Es war in der Nahe der Kirche, wo gerade Gottesdienst war. Das Volk stürzte heraus, Männer, Weiber, Kmder und die Priester mit Kruzifixen in den Händen, um den Sturm zu beschwichtigen. Aber die Wuth hatte schon ein Hauptopfer verschlun gen: Antonio, den ältesten Sohn Nuggero's, des Hauptes der Grimaldi-Familie. Orso hat ihn erschossen. Der Nacheschrei der Grimaldi's gegen dle Mörder wurde augenblicklich Pathos und Leldenjchaft der ganzen Masse, welche mit den Grimaldi's über Priester und deren Kruzifixe hinweg den fliehenden Orso verfolgten. Letzterer lief wie ein gejagtes Wild nach dem benachbar ten Walde, um dort ein Versteck zu suchen. Aber die Verfolger waren dicht hinter seinen Fersen; ihre Kugeln sausten um seine Ohren; ihr krei schender Racheschrei wälzte sich wie eine Lavine gegen den abwärts Fliehenden. Mitten in athemloser Flucht überlegte er, ob eine Möglich keit sei, in dem Walde Sicherheit zu finden. Sie kam ihm unwahrscheinlich vor, da er annahm, daß die Feinde jeden Strauch, jede Höhle unter suchen würden. So entschloß er sich plötzlich, in daö einzige, allein stehende Haus, an welchem er vorbei kam, zu flüchten, unb sich hier nach besten Kräften zu vertheidigen. Er wußte, daß es das Haus seines tödlichsten Feindes, Nuggero's, war und baß es jedenfalls leer sei, da in solchen Fällen aufkochender Blutrache Alt und Jung, Weib und Kind thätigen Antheil nehmen. Er war gut be waffnet, seine „Carchera" voller Patronen, das Haus voller Lebensmittel. DaS gab eine Mög lichkeit, sich Tage lang zu halten. Orso verbarri- kadirte sich in dem Hause und stellte sich mit ge ladener Büchse an's Fenster. Die Grimaldi's und die Volksmassen sahen ihn und hörten ihn schwören, daß er Jedem, der dem Hause nahe, eine Kugel durch's Hirn jagen werde. Jeder schwankte zurück. Nuggero wüthete wie ein Wahnsinniger, daß der Feind in seinem eigenen Hause Schutz gesunden. Er schrie zum Sturme. Niemand wollte ihm folgen. Da ergriff er eine Pechfackel, zündete sie an und stürzte auf einen