PreiS: vierieljäh» rige Pränumeration v ngr. in'ö Hauö, S »gr. bei Aich», luns in der Lxpe» dition. Wochenblatt für Zschopau und Umgegend. (Jeden Sonnabend eine Nummer.) InsertionSgebühren werden di« Zeile oder deren Raum mir i ngr-1 berechnet. Sonnabends, den 6. September 1856. Der Spieler. Ein'Lebensbild. Nach dem Französischen. ( Fortsetzung.) 2 Mit dem Schlage eilf Uhr trat ich wieder in Mr. Clements Spielzimmer und fand abermals Capitän Carlo mit gefalteten Händen ängstlich harrend am Tische sitzen. Er blickte unverwandt auf die Thüre, als erwarte er Jemanden; denn der russische Oberst war noch nicht da. Bald nach mir kam der indeß, anscheinend betrunken, setzte sich an den Tisch und stierte gierig auf das Gold, das in Haufen vor ihm lag. Capitän Carlo schien ihn mit dem größten Interesse zu betrachten; allein der Russe hatte für nichts An deres Augen, als für das Spiel und die Gold haufen, die vor ihm auf dem Tische lagen. „b'siteb votro ^ou, — Io )'eu egt kalt!" sagte der Croupier und wollte eben die Karten mischen, als der Russe mit wilder, ungestümer Stimme rief: „Hundert Napoleons auf Roth!" Der Croupier hielt inne und sah den Obersten an; da dieser aber kein Geld auf den Tisch legte, sagte er kaltblütig: „Um Vergebung, mein Herr! Sie müssen daö Geld einsetzen!" — Der Oberst schien sehr betroffen, ward abwechselnd leichen blaß und feuerrot!) und suchte vor Entrüstung lange vergeblich nach Worten. — „Wie können Sie es wagen, so mit mir zu reden?" fragte er endlich, wandte sich dann zum Gehen und setzte leiser hinzu: „Nachdem ich gestern eine so bedeutende Summe an Ihrer Bank verlor, hätte ich nicht erwartet, daß Sie mir, weil ich zufällig meine Börse vergessen, einen so unbe deutenden Credit versagen würden!" In dem ganzen Betragen dieses Mannes und besonders in dem Tone, womit er diese Worte sprach, lag Etwas, das auch bei den übrigen Gästen die Lust am Spiele niederzuschlagen schien. Einer um den Andern verließ das Zimmer, und ehe ich mich dessen versah, war ich noch der einzige Fremde, der zurückblieb. Capitän Carlo war offenbar zerstreut und ängstlich und erwiederte einige eigentliche Bemer kungen, die ich machte, verkehrt; denn seine Ge danken waren anderswo. Da binnen mehr als einer halben Stunde keine neuen Gäste mehr ge- kommen waren und ich nicht spielte, so wollten die Croupiers eben ihre Kassen und Gerätschaf ten emräumen und ich nach meinem Hute grei fen, als die Thüre plötzlich wieder ausging und der Oberst wieder eintrat. Aber welche Verän derung war mit ihm vorgegangen! wie sah er s"ls. Seine Züge waren bleich und verstört, seine Lippen kreideweiß; sein Haar hing ihm ver wirrt und unordentlich um die Stirn; seinerechte Hand stak in seiner Brust; er zitterte heftig, und sein gläserner, erloschener Blick wunderte scheu und unstät umher. Er schien einen Versuch zu machen, sich zu sammeln und wieder aufzuraffen, verlangte Champagner und trank Glaö auf GlaS so rasch, als ihm der Diener eingoß. Der Trank schien ihn wieder nüchtern zu machen, und der Croupier mischte von Neuem die Karten, als ob er den Fremden über seine Absichten sondiren wollte. „Heben Sie die Karten gefälligst ab, wenn'S be liebt!" sagte er. „Noch einmal Roth!" rief der Oberst, zog die Hand auö der Brust und legte ein prächtiges Armband auf den Tisch von unverkennbar hohem Werthe. „ES ist hunderttausend Franken unter Brüdern Werth!" fuhr er zum Croupier gewandt fort; „nun, wo ist denn jetzt Ihr Muth, mein schöner Herr, der mir vor einer halben Stunde die elende Summe von hundert Napoleons ver weigerte? fürchten Sie sich etwa oder können Sie meinen Einsatz nicht decken?" Capitän Carlo öffnete ruhig und ohne ein Wort zu reden eine vor ihm stehende kleine Ca- sette, nahm daraus Banknoten bis zum Werth von hunderttausend Frauken und legte sie gleich- müthig neben das Armband. DaS Spiel begann. „Schwarz gewinnt!" rief der Croupier und schlug um. Der Oberst hatte abermals verloren, und das werthvolle Armband war nun Eigenthum der Bank. Das Blut erstarrte mir in den Adern, als ich in dem Geschmeide daö Armband der jungen Dame erkannte, welche am Tage zuvor unsere Reisegefährtin auf der Eisenbahn gewesen