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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 18.10.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185610182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18561018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18561018
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1856
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Mein erstes Wort ist: vergeben Sie meiner Kühnheit! mein zweites: hören Sie mich! Ich bin ans Grenoble gebürtig und möchte mich dem Kriegerstande widmen. Alle Bücher über militä rische Taktik habe ich gelesen» Artillerie und Füh rung beS Schwertes waren von Jugend auf meine Studlen. Während dreier Jahre habe ich vergeb lich gesucht, in die Armee ausgenommen zu wer den: ich kann keine Officiersstelle erhalten und mein« Statur ist der Grund, weshalb man mich auS der Linie verweist; aber mein Auge ist fest, mein Arm ist stark und mehr als das, mein Herz ist »oll Enthusiasmus, ohne welchen der Soldat nur ein Automat, — ein Lehmklumpen ist. Ich spreche nicht aus Prahlerei so, sondern nur zu »ueiner Selbstvertheidigung. General, erlauben Sie mir, ihrer glorreichen Armee folgen zu dür fen. Kann ich nicht eine Fahne tragen, so geben Eie mir eine Muskete: soll ich nicht eine Mus kete tragen, so kann ich eine Kanone laden und feuern. Gönnen sie mir diese Gunst und so lange ich alhme, sollen Sie über meine Dienste und meine Dankbarkeit gebieten. Gustav Andrs" Berthier brach, als er schloß und flüchtig den mißgestalteten Briefschreiber ansah, in ein Ge lächter auS; aber Napoleon blieb ernst, er ur- theilte nicht nach dem Aeußcrn, sondern nach den Eigenschaften der Seele. Es konnten ja geheime Kräfte und unentfaltete Talente in dem Buckli gen schlummern. Trotz seiner Mißgestalt mochte er ein besserer Soldat werden, als jene heitern und schönen Leute, die der Tricolore Frankreichs folgten. Bürger Andre, wie sollen wir wissen, daß, -waö Ihr sagt, Wahrheit ist? Welchen Beweis haben wir, daß Ihr irgend etwas vom Kriegs wesen versteht oder auch nur ein Schwert zu füh ren wißt? Die letztere Fähigkeit könnten wir frei lich sogleich auf die Probe stellen. Monsieur Janin!" wandte er sich an einen Adjutanten» „bringen Sie jene Degen herbei und stellen Sie Ihre Kunst derbes kleinen Bürgeö hier entgegen." Die Generale lachten, denn sie kannten Napo leons Freude an Scherzen; der furchtbare Janin jedoch, der sich nicht wenig auf die Kunst seines Degens einbildete, war auf's Aeußerste entrüstet, zum Gegner dieses armseligen Bruchstücks eines Mannes gewählt worden zu sein. Er beschloß deshalb, den kleinen Prahler durch Hiebe zu stra fen, die er wenigstens einen Monat lang spüren sollte. Der Degen des schlanken Mannes erhob sich über dem Haupte des Buckligen, als dieser zurück- tretend sich in Position setzte. Seine feinen Ge- sichtSzüge leuchteten hell auf, seine Augen blitzten, jede Muskel war in Thätigkeit und in der Energie, die er entfaltete, und der Gewandtheit seiner raschen Evolutionen schien seine Mißgestalt gänzlich zu verschwinden. „Vivat!" rief Berthier, „Janin, hüten Sie ihre Lorbeeren!" Aber Janin war ein ebenso geschickter Fechter, als stolzer Mann und bedrängte den Buckligen nicht wenig; man sah, daß er alle seine Geschick lichkeit anwenden mußte und doch gewann der kleine Widerpart einen Vortheil um den ander» über ihn. Andre hieb den großen Mann in die Seite und hieb ihn auf den Kopf. Glühend vor Zorn und Rache schwang Janin seinen Degen rechts und links, als wollte er seinen kleinen Gegner vernichten. Es half jedoch nichts: die Geschicklichkeit triumphirte und der schöne athle tische Franzose wurde entwaffnet. Napoleon wandte sich an seine Officiere. „Meine Herren, lassen Sie unS nicht voreilig über die Fähigkeiten eines Menschen nach seinem Aeußern urtheilen. Wir haben hier ein neues Beispiel, wie Muth und Geschicklichkeit jeden na türlichen Fehler aufwiegen. Ich habe heute Mor gen viel gelernt und glaube jetzt, daß der Ent husiasmus des Bürger Andre echt ist, ja daß die Natur ihn zu einem Soldaten bestimmt hat. Er ist in die Armee ausgenommen: er soll eine Fahne tragen, und seine Waffe das Schwert sein, das er so vortrefflich zu führen versteht." (Schluß folgt.) Tagesgeschichte. Sachsen. In An nab erg hat am 8. Oct. die erste öffentliche Gerichtsverhandlung stattgefunden. Die Hauptangeklagte wurde wegen Meineids zu 4 Mo naten Arbeitshaus verurtheilt, der Mitangeklagte aber, welchem die ihm bcigemessene Verleitung dazu nicht vollständig »achgewiesen werden konnte, freigesprochen. Dem früher» Feldwebel JaukuS, welcher am 30: Novbr. v. I. in Dresden seine Ehefrau und zwei Kinder ermordet hat, ist das erste, aus Todesstrafe lautende Erkenntniß eröffnet worden. JaukuS wünscht sich seiner Versicherung nach den Tod, doch muß er nach dem Gesetze noch einmal vertheidigt werden. Bei einem Feuer, welches am 9. October in Dres den war, stürzte ein Arbeiter von einer herzueilen den Spritze und wurde ihm von einer unmittelbar nachkommenden Spritze der Kopf gänzlich zermalmt. In Dresden hatte auf der äußern Rampischen Gasse am 9. Oct. eine Frauenspcrso» Schweselhölz- chen — 4 Päcktchen — in Wasser gekocht, um de» Abguß zu trinken und sich zu tödte». Als sie aber eine Taffe genossen hatte, bekam sie Leibschmerzen und — und ließ die Sache nun sein. Königs wartha. Durch eine heftige Feuers brunst wurden am 7. Octbr. Nachmittags 2 Uhr 34 Wohnungen nebst Neben- und WirthschastSgebäuden total eingeäschert und 52 Familien verlöten ihr Ob dach. Die Wuth des verzehrenden Elementes war
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