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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 10.01.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-186601101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18660110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18660110
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1866
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S. 18««. Zschopau und Umgegend. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt nnd den Stadtrath zu Zschopau. Erscheint Mittwochs und Sonnabends. AbonnemeutSproiS: IO Ngr. pro Vierteljahr bei Ab holung in der Expedition;, I I Ngr. bei Zusendung durch i den Voten; jede einzelne Nummer 5 Ps. Inserate werden für. die MittwochSnummer bis Dienstag früh 7 Uhr und für die SounabendSnumuier bis Donnerstag Abends 8 Uhr angenommen und die dreispaltige Cicero-Zeile oder deren Na»», mit 0 Pf. berechnet. Die Brüder. Novelle von Ernst Fritze. In einer jener Flächen, hie der Wüste Sahara ähneln, wo Sanh statt fruchtbarer Erde sich findet, wo Bäume zu den Seltenheiten gehören und der An blick eines Kornfeldes Betrübnjß erweckt, da liegt ein Stäbchen, das wir Altstadt nennen wollen, um ihm einen Namen zu geben. Altstadt war die abgelegenste und alterthümlichste Stadt, die sich denken läßt. Das hinderte aber nicht, daß die Menschen, welche darin wohnten, dennoch ver gnügt waren und sich ihres Lebens freueten. Warum auch nicht? Was that es den Leuten für Schaden, daß cS keine Landstraßen in- der ganzen Umgegend gab, daß sie die Zeitungen aus der Residenz einige Wochen später lasen, als andere Erdbewohner? Man gewöhnt sich an Alles, wenn man Leidensgefährten hat und die Entbehrungen hören auf Entbehrungen zu sein, wenn man sie mit Andern theilt. Außerdem war es für Altstadt ein wesentlicher Vor- thcil, daß sich dort einige gesellige Elemente vereinten, um das Leben zu heben. Es gab einen Bürgermeister, der sich für die Speisezettel sämmllicher Hausfrauen interessirte. Dann war ein liebenswürdiger Advocat da, der seine malitiösen Einfälle auf Kosten sämmt- licher Stadtbewohner übte. Auch fand sich ein patrio tischer Postmeister vor, dessen Postillone angcwiesen waren, nur „Heil Dir im Sicgerkranz" zu blasen. Dann lebte ein Pensionirtcr Major daselbst, dessen Bravour problematisch war und von Advotaten stets in Zweifel gezogen wurde. Es gab auch eine» flotten Landrath dort, der nirgends weniger erschien, als auf seinem Landrathsamte, „aus purer Bescheidenheit," wie derAdvocat betheuerte, und schließlich einen melancho lischen, sehr phlegmatischen Doctor, der den Leuten gern das verordnete, was die Leute haben wollten. Alle diese Männer hatten Frauen, Töchter pnd Söhne, die, zusammengestellt, ungefähr die Gesammtheit bildeten, wie in Städten von größerer Bedeutung. Aber es lebten in Altstadt auch ein paar Brüder, die sich gegenseitig anfeindeten, ja sich sogar verabscheuten^ nicht etwa, weil sie Haß und Abscheu verdienten, son dern weil sie verschiedene Lebensansichten hatten, von Jugend auf gewohnt waren, sich scharf zu kritisiren und weil sie nicht Lust hatten, dieser Gewohnheit zu entsagen. Die Brüder hießen Otto Friedrich Buddenbrock und Heinrich Buddenbrock. Der Aeltere, Ottfried genannt, war Jurist, ver waltete als Rath die Gerichtscommission im Städtchen und wohnte am Markte in einem uralten, veraltcrt aussehenden Hause, das innerlich aber schön eingerichtet, geräumig und luxuriös ausgestattet war. Der Andere, „Heinz" genannt, fvar Oekonom, wurde für sehr reich und geizig auSgeschrieen und wohnte dicht an der Stadtmauer, in einem großen neugebauten Hause, das durch sein Pförtchen in der Stadtmauer unmittelbar mit dem großen Garten im Stadtfelde in Verbindung stand. Herr Heinz Buddenbrock lebte sehr einfach und beschränkte seine Ausgaben auf alle Weise, um seinem einzigen Sohne ein bedeutendes Erbtheil hinterlafsen zu können. Seine Frau, eine tüchtige fleißige Dame, die über ihre Wirthschaft keinesweges den Geist vernachlässigte, stand ihm darin getreulich bei. Ihr Heller, klarer Ver stand befähigte sie außerdem zu einer Rathgeberin in manchen wirthschaftlichcn Angelegenheiten. Herr Heinz pflegte sie die „Krone seines Hauses" zu nennen, und das gewiß nicht mit Unrecht. Ihre liebste Erholung bestand im Lesen, und da ihr von vie len Kindern nur ein einziger Sohn geblieben war, so konnte sie ungestört ihre Mußestunden der Lcctüre eines guten Bnches weihen, ohne ihren häuslichen und müt terlichen Pflichte» Abbruch zu thun. Ihr Sohn, der nach des Vaters Wunsch und Willen sich ebenfalls der Oekonomie gewidmet und nach überstandenen Lehrjahren einen Cursus auf der Land- wirthschaftsakademic abgemacht hatte, befand sich erst seit einigen Wochen wieder im Elternhause, wo er sich fürs erste nützlich und bchülflich zu zeigen suchte. Diesen einfachen Lcbensverhältuissen im Heinz Bnd- dcnbrockschen Hause entgegengesetzt, trat Buddenbrock als königlich preußischer Rath auf. Er machte ein großes Haus, gefiel sich darin, den großen Herrn zu spielen und gab die splendidesten Gastmähler, wozu er alle angesehenen Leute der Stadt, sowie der Umgegend einlud, nur seinen Bruder Heinz nicht. Dieser grämte sich nicht darüber. Er prophezeite bisweilen laut und öffentlich, daß die Heidenwirthschaft am Markte ehestens ein klägliches Ende nehmen würde. Da aber diese Prophezeihmlg nie in Erfüllung ging, so lachte mau nachgerade über die boshafte Wahrsagung, machte sie aber, ohne daran zu glauben, zu einer stehenden Redensart. In der Wahl seiner Gattin war der Rath Bud denbrock eben so glücklich gewesen, wie Herr Heinz. Nur war seine Ehe niemals mit Kinder» gesegnet gewesen, was zur Folge hatte, daß Marianne, des Ratbs Frau, eine etwas stolze, aber dennoch liebenswürdigeDame, von Zeit zu Zeit Kinder ihres Bruders, eines Hauptmann v. Schellberg, zu sich einlud, um diese Lücke auszufüllen. Da dieser Bruder das Glück hatte, sechs erwachsene Töchter und fünf unerwachsene Söhne zu besitzen, so machte er gar keine Schwierigkeiten, einige Exemplare davon zeitweise herzugeben. -t- * ch Es war eben Frühling geworden und der lustige Zephyr, des Frühlings Begleiter, hatte die weißen Blü- thxn schon abgeschüttelt, als an einem schönen sonnigen Morgen die Post mit dem unvermeidlichen „Heil Dir im Siegerkranz" die Breitestraße hinabpolterte. Ein hübscher Mädchenkopf lehnte sich weit ans dem Wagenschlag, um die Häuser zu mustern, und ein kleiner Knabe kletterte, so rasch wie ein Eichhörnchen, von dem Tritte herunter, sobald die schwerfällige, gelbe Post kutsche vor dem Gebäude hielt, daS durch einen mäch tigen preußischen Adler ausgezeichnet war. Dem Knaben folgte das junge hübsche Mädchen in kürzester Frist. Weiter hatte kein Mensch im Wagen gesessen, deshalb schlug der Conducteur eiligst denselben wieder zu und machte sich dabei, die Hinteren Kasten zu öffnen, wo die Bagage der beiden Paffagiere verpackt lag. Der patriotische Postmeister, welcher sich nach alt vaterischen Auffassungen als den Freund aller Reisenden betrachtete, trat freundlich auf die Schwelle der Haus- thür, machte dem hübschen, sehr elegant gekleideten Mäd chen eine tiefe Verbeugung und sagte: „Ich habe gewiß die Ehre, Fräulein v. Schcll- berg vor mir zu sehen!" Das Mädchen lachte ihm herzgewinnend freundlich zu und erwiederte: „Woran kennen Sie mich denn, Herr Postmeister? Ich bin doch niemals, hier gewesen?" „An der Aehnlichkeit mit Ihren Fräulein Schwestern, mein gnädiges Fräulein! DaS ist Ihr Brüderchen? Ein straffes Kerlchen! Sie wollen Ihre Tante besuchen? Das ist schön und Sie kommen zu rechter Zeit — übermorgen haben wir Ball hier auf der Ressource." „Ach, zum Tanzen bin ich gar nicht hergekommen," sagte das Fräulein, seelenvoll und heiter zugleich auf blickend. „Können Sie mir einen Burschen schaffe», mein Herr, der unser Gepäck trägt?" fügte sie eilig hinzu, indem sie ihren Bruder an die Hand nahm. Der Postmeister rief Jemand herbei. In kurzer Zeit war Alles gemacht, die junge Dame verneigte sich artig und folgte unverzüglich dem Boten, der mit dem Koffer auf der Schulter vorantrabte. „Ein hübsches resolutes Kind," murmelte der Post meister, ihr uachschauend. „Hübscher als ihre Schwestern und ganz sicherlich die Jüngste von Allen. Kann kaum 17 Jahre alt sein! Tausend, wer Die heimfllhrt, kann'S ohne Geld thun. Die macht sich bezahlt! Und welch eine Freundlichkeit! Welch ein Engelslächeln!" Während seines Monologes schritt das Fräulein rasch vorwärts und sah sich sehr bald auf dem Markte, vor dem alten Hause «»gekommen, das der Bote als das ihres Onkels bezeichnete. Hurtig sprang der kleine Knabe die Freitreppe hinauf, öffnete die Hausthür und rief: „Rasch — rasch — die Tante hat am Fenster ge- t lauscht, Beate!" > Wieder lachte das junge Mädchen in seiner eigcn- thümlichen Weise und eilte, dem Wunsche ihres Bruders nachzukommen. „Wer ist denn da?" fragte eine barsche Stimme aus der Küche, als die Geschwister die Treppe hinauf huschen wollten. Im selben Momente aber kam die Dame des Hauses von oben herab und begrüßte mit lauter, herzlicher Freude ihre Verwandten, die sie hatten überraschen wollen. Das Fräulein nickte der alten Köchin, die aus dem Hintergründe hervortrat, freundlich zu. Diese schaute ihr aufmerksam nach, als sie mit ihrer Tante die Treppe hinaufsticg, strich dann ein paar Mal über ihre Augen und »mrinelte: „Na, das ist ja purer Sonnenschein!" , Nachdem wir durch zwei Uriheile das Mädchen Angeführt haben, welches wir der Aufmerksamkeit des Lesers zu empfehlen wünschten, wird es wohl nicht nöthig sein, unö in romanhafte Tiraden über die un beschreibliche Lieblichkeit desselben zu verlieren. Ja, es war richtig, was die alte Köchin, dieser Haustyrannn im Rath Buddenbrock'schen Hause, sagte, Beate war der Sonnenschein ihres elterlicken Hauses und sie sollte zu Nutz und Frommen ihrer Tante auch hier den Sonnenschein spielen. Ihr Vater, bekümmert über die letzen Briefe seiner Schwester, hatte Beate hinüber gesendet, um die leise schmerzliche Trauer, die diese Briefe durchwehete, von der Seele derselben zu verjagen. Man trennte sich ungern von Beaten im Elternhause, man fürchtete sich vor der Zeit, wo dieß seelenvoll heitere Wesen fern sein werde, aber die Liebe zu Tante Buddenbrock über wand endlich alle Einwendungen und Beate wurde ohne weitere Anmeldung hingeschickt. Sonnenschein war im alten Hause am Markte eingekehrt I Schon am ersten Tage wurde der Einfluß bemerklich, den Beate auf ihre Umgebung auszuüben pflegte. Die Räthin blickte frei und muthig auf —- der Rath verlor die Wolken des MitzbehagenS von seiner Stirn, die seit dem Tode seines Gönners, des Präsidenten v. Grohmann, auffallend darauf lagerten. Beate weckte seine frohe Laune wieder, die eine Zierde / M
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