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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 10.02.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-186602103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18660210
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18660210
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- Saxonica
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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18««. Zschopau und Umgegend. Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zu Folge sind am 17. Januar dieses Jahres aus einer Wohnung in dem Hause Nr. 305 hier nachverzeichnete Gegenstände, als: 1) ein cinmännisches Federkopfkissen mit roth- und weißgekästcltem Ueberzuge und 2) ein Paar rindsl.derne Halbstiefeln mit Eisen auf den Absätzen, gestohlen worden. Behufs der Ermittelung des Thäters und Wiedererlangung des Gestohlenen wird dies andurch bekannt gemacht. Zschopau, den 7. Februar 1866. Die Stadtpolizeibehörde. Seyfart. Sachsen. Am Morgen des 4. Febr. wurde auf derBer- lin-Leipz. Bahn glücklicher Weise noch recht zeitig genug eine Entdeckung gemacht, die eine kaum glaubliche Böswil ligkeit und den Versuch eines schrecklichen Verbrechens documentirte. Ein Feuermann, der früh zwischen 4 und Uhr die Bahnstrecke vom Leipzig-Berliner Bahnhofe auS beging, fand dortselbst an mehreren Stellen den Telcgraphendrath, vermittelst dessen die Abfahrt und Ankunft der Züge signalisirt wird, durchschnitten. Auf > seine sofortige Anzeige forschte man weiter nach, und rS stellte sich das Ergebniß heraus, daß auf der gan zen Strecke der Bahn vom Bahnwärterhäuschen Nr. 27 bis Nr. 29 der erwähnte Telcgraphendrath ruinirt und unbrauchbar gemacht worden war. Außer daß der Drath zerschnitten befunden wurde, hatten Böse- wichter denselben auch an den Signalthürmchen aus den Glocken herausgedreht und losgerissen. Weiter fand man zwischen den Bahnwärterhäuschen Nr. 27 und 28 den Telegraphendrath über das Fahrgleis gezogen - und au der andern Seite an Schienennägel mit mög lichster Gewalt befestigt und in die Erde Hineingetrie ben. Aber noch nicht genug dieser schmählichen, allem Anschein nach nur auf ein vielleicht schreckliches Bahn unglück berechneten Bosheit, man entdeckte ferner noch ebenfalls, auf derselben Strecke zwischen den beiden er wähnten Bahnwärterhäuschen, daß zwei Eisenbahnschie nen, jede vier Centner schwer, quer über das Fahrgleis gelegt waren. Der letzte Zug war Nachts 12 Uhr ohne Schaden in Leipzig angekommen; der nächste ging */.6 Uhr früh von dort ab. Durch die inmittelst er folgte Entdeckung war einem vielleicht gräßlichen Un glücksfalle vorgebeugt worden. Dieselbe Unthat ist in eben dieser Nacht auch noch weiter hinaus, zwischen Podelwitz und dem ersten Anhaltspunkte Ragkwitz, wie derholt worden. Auch dort haben die Schurken zwei Schienen über das Gleis weggelegt und die Telegra phenverbindung zerstört. Nicht minder sind die Dräthe an mehrern Stellen von der Leitung her über das Gleis weggezogen und in den Schwellen befestigt wor den, um so ebenfalls ein raffinirt ausgesonnenes Hin derniß für den herankommenden Zug zu bilden. Außer dem hat man gefunden, daß auf der ganzen Strecke zwischen dem Bahnwärterhäuschen Nr. 29 bis 23 die Controlpfähle, sowie die Horizontalzeiger herausgerifsen und ins Feld geschleudert worden sind. Das Ganze gicbt also Zeugniß von einem gegen die Bahnverwal tung gerichteten, mit wahrer Bestialität auSgeführten Act der Rache. Auch bei Podelwitz haben zufolge rechtzeitiger Entdeckung die Schienen und sonstigen Hin dernisse glücklicherweise noch vor Ankunft des 5 »/§ Uhr in Leipzig abgegangenen Gllterzugs beseitigt werden können. Die Leipziger „Abendpost" berichtet von dort vom 6. Febr.: Ass gestern Abend nach 6 Uhr vom Ber liner Bahnhofe ab ein Zug die weiter nach Baiern zu reisenden Passagiere auf der Verbindungsbahn nach dem baierschen Bahnhofe beförderte, wurde in der Gegend von Reudnitz plötzlich ein Schuß auf diesen Zug ab gefeuert. Ein Bremser fühlte und hörte die Kugel hart an seinem Kopfe vorbeipfeifen und war darüber erklärlicher Weise so heftig erschrocken, daß er die La terne, welche er in den Händen hielt, zu Boden fallen ließ. Es ist kaum zu bezweifeln, daß auch diesem Bor- kommniß eine böse Absicht (eine Fahrlässigkeit läßt sich nach Lage der Sache kaum annchmen) zu Grunde liegt und die Entdeckung und Bestrafung des Thäters wäre ebenso dringend, wie in dem Fall auf der Berliner Bahn zu wünschen. In Werdau brach am 3. Febr. Vormittags in der Aderhold'schen Spinnerei Feuer aus, welches zwar bald gelöscht wurde, wobei aber eine 17jährige Fabrik arbeiterin ihren Tod durch Ersticken fand. Coburg-Gotha. Am Nachmittag des 3. Febr. sah man von Coburg lange Züge Leidtragender aller Stände nach dem nahen Pfarrdorf Neuses wallfahren, wo um 2 Uhr der Dichter Friedrich Rückert beerdigt - wurde. Die Feier war eine würdige, erhebende. Dem mit Kränzen geschmückten Sarge folgten Rückert's Söhne. Aue Grabe sang der Coburger Sängerkranz den „Säe mann" von Genast. Dann folgte eine geist- und schwungvolle Grabrede des Generalsuperintendenten Meier, welcher die Grabstätte des unsterblichen Dich ters als Heiligthum der deutschen Nation der Ob sorge der Gemeinde NeuseS empfahl, den großen Todten namentlich als deutschen Patrioten verherrlichte und mit einer begeisterten Apostrophe auf die von Rückert nicht erlebte deutsche Einheit schloß. Hierauf legte einer der Vorsteher des Sängerkranzes „irn.Mamcn und Auftrag des Deutschen Sängerbundes" einen Lorbeerkranz auf den Sarg nieder. Gleiches geschah von einer Depu tation des Freien Deutschen Hochstifts, indem der Vor stand desselben, vr. Vogler von Frankfurt, und Pro fessor Zimmermann von Gießen zugleich in entsprechen den Reden Rückert's Bedeutung in der deutschen Lite ratur hervorhoben. Der Ortsgeistliche sprach sodann den Segen. Der Herzog und die Herzogin hatten Lorbeerkränze gespendet und waren durch die Geh. Staatsräthe v. Schwendler nnd v. Pawel-Nammingen vertreten. — Mit Friedrich Rückert ist wieder einer der Veteranen deutscher Dichtung und Sprachwissen schaft, unter denen die letzten Jahre rüstig aufgeräumt haben, vom Schauplatz des Lebens abgetreten. Unser Friedrich Rückert ist nicht mehr! hallt eS von einem Ende des Vaterlandes zum andern. Zertrümmert ist die goldene Leyer, deren süße und zugleich hehre Laute ganze Geschlechter entzückt und erhoben, deren Saiten noch bis vor Kurzem in wonnigem Klang erbebten! Rückert's Lieder aber werden im Munde des deutschen Volkes fortklingcn,' so lange unsere Muttersprache noch eine Heimath auf Erden hat. Anhalt. Die Vorfälle in Zerbst (s. letzte Nr.) beschränkten sich darauf, daß am 27. Jan. nach statt gehabter Generalversammlung des Darlehnskaflenver- eins, Abends an dem Hause des StadtrathS Partheil (des Vaters des flüchtigen Kassirers Parthcil) durch erregte Volksmassen die Fenster, Thüren und Wände beschädigt wurden. Während dieser Exzesse begab sich der Ober-Bürgermeister, als Chef der städtischen Polizei (dem die Leute als Direktor der Darlehnskaffe zu große Nachsicht gegen den flüchtigen Partheil beimessen), nach dem Platze vor dem Partheilschen Hause, um die Ord nung herzustellen. Er mußte sich jedoch vor der er regten Menge zurückziehen und begab sich nach seiner Wohnung. Hier angekommen, sah er sein HauS von der nachdringenden Menge umlagert, nnd durch die in zwischen zum Schutze herbeigeeilten Bürger konnte nicht verhindert werden, daß an seinem Hause einige Be schädigungen verübt wurden. Endlich zerstreute die durch Generalmarsch herbeigezogene Garnison die Menge, nachdem auf Befehl über die Köpfe der Tumultuanten hinweg geschossen worden war. Als die von Dessau herbeigezogenen zwei Kompagnien Soldaten Abends 11 Uhr ankamen, war die Ruhe bereits hergestellt. Leider ' sind einige Militärs durch Steinwürfe verletzt worden. Gegen die verhafteten Excedenten ist die Untersuchung eingeleitet. — In Dessau selbst haben aber auch in den letzten Tagen Tumulte stattgefunden: Ein dafiger Schmiedemeister war wegen Meineids an geklagt. Das nahmen seine Freunde, die ihn für unschuldig hielten, sehr übel. Als der Prozeß vor dem Schwurgericht zur Verhandlung kam, strömte das Publikum in Hellen Hau fen in den Sitzungssaal und unterbrach die Verhand lung durch laute Beifalls- und Mißfallensäußerungen so oft, daß der Präsident sich genöthigt sah, die Gallerten durch das Militär räumen zu lassen. Nun sammelte sich das Publikum vor dem Schwurgericht. Durch be ständigen Zulauf wurden die Massen immer größer. Aus der wogenden Menge fielen Drohworte, bald auch Pflastersteine. Das wachthabende Militär wurde gröb lich insulirt und war zu schwach, um die Massen ab zuwehren. Es mußten schließlich mehr Mannschaften requirirt werden, worauf sämmtliche Straßen abgesperrt wurden. Erst als nach Mitternacht das Nichtschuldig der Geschworenen bekannt wurde, verlief sich die erhitzte Menge unter frohlockenden Aeußerungen und ohne die Ruhe weiter zu stören. Preußen. An der Entscheidung des Obertribu nals gegen die parlamentarische Redefreiheit sollen Theil genommen haben: aus dem Kriminalsenate 7 Ober- tribunalsräthe und 2 AppellationSräthe als Ergänzungs richter und aus dem rheinischen Senate 8 Räche, also zusammen 17 Richter. Die Entscheidung soll nur mit einer Majorität von einer Stimnie, also mit 9 gegen 8 Stimmen, gefällt sein. — Es fragt sich nun aller dings, wozu in Preußen noch der Parlamentarismus dienen soll, nachdem die Verfassung zu einem Messer
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